Diese Seminararbeit hat eine qualitative Analyse der Bedeutung der Handynutzung in der Lebenswirklichkeit zum Thema. Mittels standardisierten Leitfadeninterviews werden die Daten erhoben, transkribiert und anschließend geglättet. Es folgt die Kategorienbildung nach der Zugrunde liegenden Literatur. Die vorliegende Analyse hat ein deduktives Vorgehen zur Grundlage.
Im ersten Kapitel wird auf den theoretischen Hintergrund in Verbindung mit dem aktuellen Forschungsstand eingegangen (Kapitel 2). Im weiteren Verlauf werden im Methodenteil (Kapitel 3) die Stichprobe, das Untersuchungsdesign und die Untersuchungsdurchführung erläutert. Im Kapitel 4 wird Bezug auf die Ergebnisse der Interviews und die daraus gebildeten Kategorien genommen. Das folgende Kapitel beinhaltet die Diskussion und Interpretation (Kapitel 6). Abschließend folgen die Limitation der Arbeit und das Fazit.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Problematische Handynutzung und Suchtverhalten des Menschen
2.2 Die Angst etwas zu verpassen - Fear of missing out
2.3 Stress
2.4 Sicherheit
3 Methode
3.1 Stichprobe
3.2 Untersuchungsdesign und Untersuchungsdurchführung
4 Ergebnisse
4.1 Kategorien
4.2 Kategoriensystem
5 Diskussion und Interpretation
6 Limitation der Arbeit
7 Fazit
Literaturverzeichnis
8 Anhang
Abstract
Diese Seminararbeit hat eine Qualitative Analyse der Bedeutung der Handynutzung in der Lebenswirklichkeit zum Thema. Mittels standardisierten Leitfadeninterviews werden die Daten erhoben, transkribiert und anschließend geglättet. Es folgt die Kategorienbildung nach der Zugrunde liegenden Literatur. Die vorliegende Analyse hat ein deduktives Vorgehen zur Grundlage.
Keywords: Qualitative Forschungsmethode, Handynutzung, Sucht, Stress, Fear of missing out, Sicherheit
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Verhaltenssucht nach Brown (1997) (eigene Darstellung)
Tabelle 2 Fear of missing out (eigene Darstellung)
Tabelle 3 Stress (eigene Darstellung)
Tabelle 4 Stress (eigene Darstellung)
1 Einleitung
Ca. 78% der Deutschen Bevölkerung ab einem Alter von 14 Jahren können ein Smartphone ihr Eigentum nennen (Pauly & Lutter, 2017). Laut einer Studie der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V., können sich einundsechzig Prozent der Smartphone Nutzer kein Leben mehr ohne ihr Handy vorstellen. Wir verwenden durchschnittlich ca. 82 Minuten lang unser Smartphone pro Tag (Bundesverband Informationswirtschaft; Telekommunikation und neue Medien e.V. (BitKom), 2016). Permanente Erreichbarkeit ist in der heutigen Zeit ein großes Thema. Die heutige Jugend wächst mit der Erwartungshaltung auf, jederzeit und überall erreichbar zu sein und erwarten dieses Verhalten von ihren Mitmenschen. Es lässt vermuten, dass das Handy einen sehr hohen Stellenwert bei der Menschheit hat. Es wird nicht nur im alltäglichen von dem Begriff Handysucht gesprochen, einige wissenschaftliche Forschungen beschäftigen sich mit dem Thema der problematischen Handynutzung und den verschieden Kriterien der Verhaltenssucht (Ruhnau, 2016 & Melzer, n.d.; Uhr, 2012). Es entstanden bereits Wörter wie Phubbing, setzt sich aus „phone“ und „snubbing“ zusammen und beschreibt ein unhöfliches Verhalten gegenüber anderen. Das unhöfliche Verhalten resultiert aus der permanenten Smartphone Nutzung in Gegenwart anderer (Klein, 2014).
In der vorliegenden Seminararbeit wird mittels einer Qualitativen Analyse die Bedeutung der Handynutzung in der Lebenswirklichkeit der befragten Personen beleuchtet um die Bedeutung und den Stellenwert des Handy’s bzw. der Handynutzung besser verstehen zu könne. (In dieser Seminararbeit werden der Begriff Smartphone und Handy synonym verwendet). Es lässt sich folgende Forschungsfrage ableiten.
FF: Welche Rolle spielt die Handynutzung in der Lebenswirklichkeit?
In der Seminararbeit wird im folgenden auf den Theoretischen Hintergrund in Verbindung mit dem aktuellen Forschungsstand eingegangen (Kap. 2). Im weiteren Verlauf werden im Methodenteil (Kap. 3) die Stichprobe, das Untersuchungsdesign und die Untersuchungsdurchführung erläutert. Im Kapitel 4 wird Bezug auf die Ergebnisse der Interviews und die daraus gebildeten Kategorien genommen. Das folgende Kapitel beinhaltet die Diskussion und Interpretation (Kap. 6). Abschließend folgen die Limitation der Arbeit und das Fazit.
2 Theoretischer Hintergrund
Dieses Kapitel bildet die theoretische Grundlage der Seminararbeit. Es werden die für die spätere Kategorienbildung relevanten Theorien deutlicher erklärt und in den aktuellen Forschungsstand eingebunden.
2.1 Problematische Handynutzung und Suchtverhalten des Menschen
In diesem Kapitel wird die problematische Handynutzung und das damit einhergehende Suchtverhalten des Menschen in den Vordergrund gestellt. Es wird auf die unterschiedlichen Definitionen von Sucht und Suchtverhalten sowie auf die Diagnostischen Kriterien der Verhaltenssucht nach Brown (1993, 1997) eingegangen.
Billieux, (2012, S. 1) definiert das problematische Handynutzungsverhalten als, die Unfähigkeit das Nutzungsverhalten gegenüber dem Handygebrauch zu steuern, welches potentielle negative Konsequenzen nach sich ziehen kann. 2016 zeigten De-Sola Gutiérrez, Rodríguez de Fonseca und Rubio, dass 5% bis 29% der europäischen Bevölkerung unter 30 Jahren, Symptome der problematischen Handynutzung aufweisen. Es lassen sich keine Schlüsse in Bezug der Verbreitung der problematischen Handynutzung auf die Grundgesamtheit schließen, da Prävalenzahlen größtenteils an Schülern und Studenten erhoben wurden. Nach De-Sola Gutiérrez, Rodríguez de Fonseca und Rubio (2016), weisen Jugendliche höhere Prävalenzzahlen auf als ältere Personen, da das Medium sich in den letzten Jahren erst rasend schnell verbreitet hat (De-Sola Gutiérrez, Rodríguez de Fonseca und Rubio, 2016; Luder, 2007; Süss, 2004). Studien zeigen das Frauen häufiger von problematischer Handynutzung betroffen sein können, im Vergleich zu Männern (Billieux, 2012; De-Sola Gutiérrez, Rodríguez de Fonseca und Rubio, 2016). Ebenfalls spielt der soziodemographische Hintergrund eine Rolle. Allerdings zeigen unterschiedliche Untersuchungen nicht konsistente Ergebnisse. Sanchez-Martinez und Otero konnten 2009 (S. 134) einen Zusammenhang zwischen dem weiblichen Geschlecht, dem hohen sozioökonomischen Status der Familien, überdurchschnittlichen Alkoholkonsum, Tabakraucher, Depressivität, Handysuchtverhalten und Leistungsproblemen in der Schule feststellen. Rund 20% wurden als handysüchtig eingestuft. Hinzukommen weitere Studien, welche ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Studenten und einem höheren soziökonomischen Status und häufiger problematischer Handynutzung aufzeigen konnten (Mazaheri & Najarkolaei, 2014; Tavakolizadeh, Atarodi, Ahmadpour, & Pourgheisar, 2014). Im Gegensatz dazu berichten Lopez-Fernandez, Hanrubia-Serrano, Freixa- Blanxart, (2012) sowie Sahin, Ozedemir, Unsal, & Temix, (2013) eine Assoziation zwischen niedriger sozioökonomischen Status und problematischer Handynutzung gefunden zu haben.
Der aktuelle Forschungsstand schreibt die problematische Handynutzung unterschiedlichen Kennzeichen von psychischen Erkrankungen zu (De-Sola Gutiérrez, Rodríguez de Fonseca und Rubio, 2016). Zum großen Teil wird problematische Handynutzung der Sucht bzw. zwanghaftem Suchtverhalten zugeschrieben, so auch in dieser Studie (De-Sola Gutiérrez, Rodríguez de Fonseca und Rubio, 2016).
Sucht kann unterschieden werden in Substanzgebunden Sucht, beispielsweise der Gebrauch von Alkohol oder psychotropen Substanzen und Substanzungebundene Sucht (ICD-10, F 10-19, 2019). Sucht kann sich auf Substanzen, Objekte oder auch Verhalten beziehen, welche/s im Vordergrund der süchtigen Person steht und in mehr oder minder regelmäßigen Abständen gestillt werden muss. In der vorliegenden Arbeit wird das Suchtverhalten behandelt, die Substanzungebundene Sucht. Das Suchtverhalten ist laut ICD10 (2019) den Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen zuzuordnen und lässt in diesem Punkt abermals untergliedern. Suchtverhalten ist eine immer wiederkehrende für den Moment belohnende Verhaltensweise sowohl online als auch offline und kann dem Pathologischen Spielen zugeschrieben werden. Häufiges episodisches Glücksspiel oder Gaming mit starken Eingriffen in die Lebensführung der süchtigen Person und zu Folge den Zerfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen haben kann (ICD-10, F 63.0, 2019).
Suchtverhalten lässt sich des Weiteren nach ICD-10 F 63.8 (2019) der sonstigen abnormen Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle definieren. Es werden andere Arten des dauernd wiederholten unangepassten Verhaltens, welches keinem erkennbaren psychiatrischen Syndrom zu geordnet werden kann. Die betroffenen können dem Impuls das pathologische Verhalten auszuführen nicht wiederstehen und erleben nach einer vorausgegangen Periode der Anspannung ein Gefühl der Erleichterung während der Handlungsausführung. Hinzu kommen Störungen mit intermittierend auftretender Reizbarkeit.
Es gibt einige Studien die das Suchtverhalten gegenüber der (problematischen) Handynutzung untersucht haben. Eines der häufigsten Modelle ist allerdings die Verhaltenssucht nach Brown (1997). Die sechs folgenden diagnostischen Kriterien der Verhaltenssucht wurden von Brown postuliert. Salienz, Konflikte mit anderen Aktivitäten, Stimmungsregulation, Toleranzaufbau, Entzugserscheinungen und Rückfallerscheinungen. Die sechs Aspekte werden nach Brown folgendermaßen beschrieben. Salienz (ein aus dem Kontext hervorgehobener Reiz wir dem Bewusstsein zugänglicher gemacht) bedeutet, dass die Aktivität selbst sehr große Aufmerksamkeit auf sich zieht und sowohl gedanklich als auch im Verhalten sichtbar ist (Wallner & Süss, 2012, S. 8). Die Aktivität i.S. der Handynutzung ist omnipräsent und dominiert das Denken und Handeln des Individuums.
Eine andauernde Beschäftigung mit der Aktivität selbst i.S. der Handynutzung kann Konflikte mit negativen Konsequenzen nach sich ziehen. Es können Konflikte mit Personen aus dem sozialen Umfeld oder auch mit anderen Aktivitäten wie beispielweise in beruflichen Kotext mit schwerwiegenden negativen Folgen entstehen. Potentielle Schuldgefühle sowie das Gefühle des Kontrollverlustes sind mögliche Folgen innerpsychischer Konflikte.
Das Individuum erfährt während der Ausübung der Aktivität eine oder mehrere positive Emotionen. Begeisterung, Euphorie, Erleichterung oder auch Entspannung sind mögliche positive Emotionen, welche laut Brown den dritten Aspekt der Verhaltenssucht, die Stimmungsregulation bilden. Der Aspekt der Toleranzaufbau lässt sich als „Dosissteigerung“ erklären. Das Individuum versucht das Level der positiven Emotionen beizubehalten und ist deshalb angehalten die Aktivitätenausübung immer weiter zu steigern.
Stimmungsschwankungen, oder eine allumfassende Gereiztheit sind Begleiterscheinungen, welche mit Entzugserscheinungen einher gehen. Das Individuum entwickelt negative Gedanke und Emotionen, ab dem Moment in der die Aktivität nicht mehr ausgeübt wird (Wallner & Süss, 2012, S. 8).
Es besteht eine Tendenz der Wiederaufnahme der Aktivität aus der Gewohnheit heraus. Allerdings erst nach der Phase der Kontrolle und Abstinenz und bildet damit den letzten Aspekt der Verhaltenssucht nach Brown (1997). Die genannten Aspekte können auf verschiedene Suchtformen angewendet werden. Sie wurden beispielsweise in der Computersucht (Griffiths, 1995), zur Untersuchung der Internetsucht (Griffiths, 1998) und Glückspielsucht (Griffiths, 2005) eingesetzt.
2.2 Die Angst etwas zu verpassen - Fear of missing out
Ein durchschnittlicher Jugendlicher schenkt seinem Handy 60 mal am Tag die Aufmerksamkeit um sich über den aktuellen Stand zu informieren. Sie verschicken im Schnitt 109,5 Nachrichten pro Tag (Roberts & Pirog, 2013). Eine Studie von Nokia zeigt, dass sich die Generation der jungen Smartphone-Nutzern täglich im Durchschnitt 150 Mal mit ihrem Handy beschäftigt (Ahonen 2013). Eine US-Amerikanische Studie von 2015 verdeutlichte ca. 90% der US-Amerikanischen Bevölkerung ein Mobiltelefon besitzen und davon 58% ein Smarthone. 76% gaben an, dass sie auf ihrem Smartphone nachsehen, ob eine Nachricht, E-Mail oder ein Anruf eingegangen ist, obwohl es keine Anzeichen dafür gab, i.S. von klingeln oder das Ertönen eines Benachrichtigungstons. 44 % der Befragten, erläuterten, ihr Handy mit ins Bett zu nehmen, da sie ansonsten die Angst verspüren etwas verpassen zu können und nicht mehr ohne ihr Handy leben zu können (Pew Research Center, 2015). Dem zu Grunde liegt die Angst etwas zu verpassen (im englischen Fear of missing out, kurz FOMO). Die Angst etwas zu verpassen ist mittlerweile Allgegenwärtig und wird Folgendermaßen durchlebt. FOMO impliziert ein dauerhaftes gehetztes Gefühl, da die Person jederzeit denkt, an einem anderen Ort etwas verpassen zu können bzw. eine innerliche Unruhe resultierend daraus die falsche Entscheidung getroffen zu haben (Morford, 2010; Pickshaus, 2013; Wotham, 2011). Personen die diese Symptome zeigen, werden dem Konstrukt FOMO zu geschrieben und haben meistens die Fähigkeit verloren, Dinge zu genießen (Morford, 2010; Pickshaus, 2013; Wo- tham, 2011). Die Angst in ihrem Ursprung ist in jedem Menschen verankert.
Es handelt sich um einen Zustand, welcher durch erhöhte Aktivität im autonomen Nervensystem gekennzeichnet wird. Das Erkennen von Erregung und Angespanntheit sowie das Erleben des Gefühls bedroht zu werden und die damit einhergehende Besorgnis werden dem Zustand der Angst zugeschrieben (Krohne, 2010, Kap. 1).
2.3 Stress
Im folgenden Kapitel wird auf den Begriff Stress und die damit verbundenen Begriffe, Stressoren, Stressreaktion, Beanstandung und Belastung eingegangen. Im weiteren Verlauf des Kapitel werde unterschiedliche Stressmodelle näher beleuchtet, welche für den weiteren Verlauf der Seminararbeit von Bedeutung sind.
Beanspruchung, Belastung, Stress, Stressoren, Stressreaktion werden im allgemeinen Sprachgebrauch häufig gleich gesetzt und nicht trennscharf behandelt (Richter & Hacker, 1989). Allerdings ist es für diese Seminararbeit von Bedeutung die genannten Faktoren kurz zu definieren und von einander zu trennen. Wenn man Belastungen spricht, sind damit objektive Faktoren und Größen gemeint, wie beispielsweise Lärm oder Zeitdruck. Diese Faktoren und Größen wirken von außen auf den Menschen ein und haben Folge, dass diese Auswirkungen im Menschen oder auf den Menschen hervorrufen (Roh- mert & Rutenfranz, 1975). Aus den Auswirkungen in dem oder auf den Menschen, entstehen die Beanspruchen. Es gibt viele verschiedene Arten von Stressoren. McGarth (1981) ist es gelungen diese grob und allgemein zu definieren und in drei Bereiche zu unterteilen. Lärm und Zeitdruck werden den Faktoren aus dem materiellen-technischen System zugeordnet. Zu den Faktoren aus dem sozialen System werden beispielsweise Konflikte mit in Beziehung stehenden Menschen gezählt, und z.B. persönliche Dispositionen wie Ängstlichkeit gehören zu den Faktoren aus dem personalen System (McGarth, 1981).
Diese werden beispielsweise, durch Müdigkeit, Gereiztheit der Person sichtbar (Greif, 1991, S. 25). Unter Stressoren werden externe und interne Stimuli verstanden, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Stressreaktion führen können. Die Stressreaktion zeigt sich von Person zu Person unterschiedlich, äußert sich dennoch immer in psychischen Zuständen oder Verhaltensweisen (Semmer, 1994). Das durch Stressoren unangenehme empfundene Gefühl, wird laut Greif, Bamberg und Semmer (1991) als Zentrum der Stressdefinition betrachtet. Ausschlagegebend sind ebenfalls die Qualität, Dauer und Intensität der subjektiven Empfindungen, Erwartungen und Bewertungen des Individuums die durch Stressoren ausgelöst werden.
Schaper definiert Stress 2014 wie folgt.
„Stress ist ein subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive, zeitlich nahe (oder bereits eingetretene) und lang andauernde Situation sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint“ (Schaper, 2014, S. 519).
Stress ist also ein unangenehmer subjektiver Spannungszustand, Empfindung, welche/r durch Stressoren ausgelöst wird und zu einer Stressreaktion führt. Es wird zwischen den Reizorientierten (Stress durch Belastungsfaktoren), Reaktionsorientierten und Kognitiven Stressmodellen unterschieden. Im folgenden wird das klassische transaktionale Modell von Lazarus, welches seinen Ursprung in den kognitiven Stressmodellen hat und in der Stressforschung zu den einflussreichsten Stressmodellen gehört (Lazarus & Folkman, 1984). Bei dem transaktionalen Stressmodell von Lazarus handelt es sich um einen komplexen dynamischen Interaktions- und Transaktionsprozess zwischen den Anforderungen innerhalb einer Situation und der Person welche die ausführende Rolle ein nimmt (Greif, 1991, S. 9). Lazarus postulierte, dass Stress nicht zwingend entstehen muss, ob Stress entsteht hängt von der Person ab und dem vorgeschalteten Bewertungsprozess. Lazarus unterscheidet zwischen drei Bewertungsprozessen den, primary appraisal (primäre Einschätzung), secondary appraisal (sekundäre Einschätzung) und dem re-appraisal (Neubewertung). Im ersten Schritt, primary appraisail, beurteil die Person, ob die bevorstehende Situation eine potentielle Bedrohung darstellt, bzw. ob in der Situation Stresso- ren vorkommen könnten. Ist dem nicht so, entsteht kein Stress. Bewertet die Person die bevorstehende Situation als bedrohlich, folgt der zweite Schritt, secondary appraisal. Es wird beurteilt, ob genügend Ressourcen vorliegen, um die Situation zu bewältigen. Die Ressourcen sind Individuums abhängig und können sich auf unterschiedliche Aspekte beziehen. Daraufhin bewertet die Person die Situation neu, ob diese immer noch bedrohlich ist, oder ob sie mit den vorhanden Ressourcen zu bewältigen ist. Dieses Szenario kann beliebig oft wiederholt werden. Stress entsteht demnach, wenn die Person die Situation als bedrohlich einstuft und sich in der Lage fühlt, ausreihende Ressourcen oder Bewältigungsstrategien zu besitzen. Es wird zwischen problembezogenen und emotionsbezogenen Coping unterschieden. Problembezogenes Coping zeichnet sich durch Informationssuche und konkrete Aktionen gegen die Bedrohung aus. Während bei dem Emotionsorientieren Coping die Person versucht die emotionale Erregung abzubauen, beispielswiese durch die Verharmlosung der Situation oder durch Ablenkung. (Schaper, 2014, Kap. 28).
2.4 Sicherheit
Sicherheit lässt sich in der Bedürfnis Hierarche von Maslow einordnen. Maslow theorisierte 1943 die fünf Grundbedürfnisse des Menschen (Maslow, 1943, S. 372 ff.; Frame, 1996, S. 13 f.). Das Bedürfnis des Menschen nach Sicherheit wird auf der zweiten Stufe der Hierarchie abgebildet und setzt sich aus den Bedürfnissen nach dem Gefühl, das die Welt geordnet und vorhersagbar ist und die Individuum sich sicher fühlt, zusammen (Myers, 2014, S. 441). Die Voraussetzung zur Erfüllung des Sicherheitsbedürfnisses ist davon abhängig, dass die vorangegangenen physiologischen Bedürfnisse (Hunger, Durst) befriedigt sind (Maslow, 1943, S. 372 ff.; Frame, 1996, S. 13). Werden die vorangegangen Bedürfnisse erfüllt, wird das menschliche Bedürfnis nach Sicherheit, der Wunsch danach, ein bestimmender Faktor für die gegenwärtige Situation zum zentralen Thema, aber auch auf die Zukunft gerichtet (Maslow, 1943, S. 376). Die Grundbedürfnisse nach Maslow und somit das Bedürfnis nach Sicherheit reichen bin in die heutige Liternatur und verdeutlicht den Wunsch nach Sicherheit als persönliches fundamentales Bedürfnis (Glaeßner, 2003, S. 3; Kubanz & Liegl, 2012, S. 4). Sicherheit kann als Zustand einer Person in einer natürlichen oder technischen Umgebung verstanden werden (Arnold, 2009 zitiert nach Grewe, 20015, S. 155 ). Der Begriff Sicherheit lässt nicht klar und trennscharf von anderen psychologischen Konstrukten definieren. In der Literatur lassen sich viele unterschiedliche Definitionen finden und wie beispielsweise „die Wahrnehmung eines Zustandes ohne Schädigung“ (Arnold, 2009 zitiert nach Grewe, 20015, S. 155) oder „subjektives Gefühl des Unbedrohtseins“ (Kubanz & Liegl, 2012, S. 1) bis hin zu dem „Grundbedürfnis des Menschen“ (Glaeßer, 2003, S. 3).
3 Methode
Im folgenden Kapitel wird auf die Stichprobe und das Untersuchungsdesign sowie auf die Untersuchungsdurchführung eingegangen.
3.1 Stichprobe
Für das vorliegende Qualitative Forschungsprojekt wurden drei Personen interviewt. Es wurden drei Personen aus unterschiedlichen Altersgruppen befragt. Die Personen wurden bewusst aus unterschiedlichen Altersgruppen gewählt um eine möglichst große Varianz zu erhalten. In der folgenden Abbildung werden die Unterschiede in den biographischen und soziographischen Daten abgebildet.
Proband 1: Constantin A. ist 27 Jahre alt, befindet sich aktuell in einer Ausbildung im kreativen Bereich und ist ledig.
Proband 2: Luisa B. ist 36 Jahre alt und arbeitet in einem Angestellten Verhältnis, befindet sich in einer festen Beziehung und hat keine Kinder.
Proband 3: Agnes C. ist 43 Jahre alt, arbeitet auf Selbstständiger Basis und hat eine Tochter aus erster Ehen. Aktuell befindet sich Agnes C. in einer festen Beziehung.
3.2 Untersuchungsdesign und Untersuchungsdurchführung
Mittels eines Forschungsleitfadens wurden die Fragen für das Interview entwickelt. Hierzu wurde die Forschungsfrage in seine Bestandteile zerlegt und einzelne Fragen entwickelt, welche im gesamten die Beantwortung der Forschungsfrage gewährleiten soll. Es wurden fünf Fragen mittels des Forschungsleitfadens entwickelt.
Im Vorfeld wurde als Methodik das halbstandardisierten Leitfadeninterviews gewählt. Mittels eine halbstandardisierten Leitfadeninterviews werden im Vorfeld die relevanten Aspekte der Untersuchung festgelegt, welche die Grundlage der fünf entwickelten Fragen bildeten. Ziel des Interview war es, den Interviewten im Redefluss zu halten und keine direkte Richtung vorzu geben. Um den Redefluss zu gewährleisten wurden weitere Fragen zur Aufrechterhaltung des Interviews festgelegt. Hinzu kommt, das bei einem standardisierten Leitfadeninterview eine gewisse Flexibilität vorhanden ist und sich die drei Interviews trotzdem durch eine festgelegte Grundstruktur vergleichen lassen. Der Interviewleitfaden ist wie im Folgenden aufgegliedert.
Das Interview begann mit einer kurzen Begrüßung und Dank gegenüber des Interviewten für die Teilnahme. Dem Interviewten wurde erläutert, das sie im Rahmen eines Uniprojektes zum Thema Handynutzung befragt wird und das die Daten in Form eines Interviews eingeholt werden. Im weiteren Verlauf wurde dem Interviewpartner erklärt, dass es keine falschen Antworten und das es darum frei heraus zu antworten. Das Interview wurde in allen drei Fällen mit einem mobilen Gerät (Handy) mitgeschnitten und den Interviewten versichert, dass alle Daten pseudonymisiert und vertraulich behandelt werden und die Aufnahme nach der Umsetzung in Text, gelöscht werden wird. Es folgte die Einholung des Einverständnisses und die Frage nach sonstigen Anliegen. Die Daten wurden im folgenden Verlauf mit der Transkriptionssoftware t4 transkribiert.
Nach der Transkription folgte die Glättung des Textes, welche sich an den einfachen Transkriptionsregeln nach Dresing und Pehl (2018) orientiert.
Die Auswertung der Interviews erfolgte anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse. Als Grundlage der Kategorienbildung ist der Theorieteil der Arbeit heranzuzuziehen. Die Kategorien stützen sich auf die herangezogenen Theorien und skizzieren damit das deduktive Vorgehen dieser Projektarbeit.
4 Ergebnisse
Im Folgenden Kapitel wird auf die Ergebnisse der Interviews eingegangen. Es konnte mittels der zusammenfassenden Inhaltsanalyse fünf Kategorien gebildet werden: Sucht, Fear of missing out, Stress Sicherheit und Substitute für Alltagsgegenstände. Auf die letztere Kategorie wird kein Bezug genommen.
4.1 Kategorien
Sucht wurde aus der Literatur heraus als Oberkategorie festgelegt und lässt in weitere sechs Unterkategorien, Salienz, Konflikte mit negativen Konsequenzen, Stimmungsregulation, Entzugserscheinungen und Rückfallerscheinungen untergliedern.
Die Unterkategorie Salienz bezichtigt, dass der Reiz welcher aus dem Kontext hervorgehoben wird und dem Bewusstsein dadurch leichter zugänglich gemacht wird und somit die Aktivität sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dies ist sowohl gedanklich als auch im Verhalten sichtbar. Die Probandin beschreibt, dass sie die für sich frei zu Verfügung stehende Zeit hauptsächlich mit ihrem Handy verbringt sowohl in der Arbeit als auch zu Hause: „ Man muss schon sagen, die Zeit die ich für mich habe, bin ich am Handy. Also sagen wir schon in der Pause, in der Arbeit sowieso und wenn ich nach Hause komme, dann schaue ich halt natürlich noch mal.“ (Interview mit Luisa B. Z., 8487).
Konflikte mit negativen Konsequenzen wurden von der Probandin im Bezug auf andere Personen genannt und entsprechen damit einer der Unterkategorien von Sucht bzw. Suchtverhalten. „Oder zum Beispiel, wenn ich irgendwo sitze und dann beobachte ich andere Leute und dann sehe ich, da sitzt ein Paar oder sowas und die sprechen nicht miteinander, sondern die schauen auf das Handy, Das finde ich immer ein bisschen traurig.“ (Interview mit Luisa B., Z. 252-255). Diese Aussage viel im Zusammenhang mit der Rückfragen nach weiteren Aspekten, ob es noch mehr wichtige Punkte gibt, welche die Interviewte noch ansprechen/besprechen möchte.
In der Unterkategorie Stimmungsregulation ist von der Probandin Spaß in Verbindung mit der Handynutzung gebracht worden und lässt sich somit in die Unterkategorie der Stimmungsregulation einordnen. „ Das finde ich eigentlich, so alltägliche Sachen zu dokumentieren, teilweise im Spaß oder was man erlebt hat, das ist eigentlich ganz nett.“ (Interview mit Agnes C., Z. 177- 178).
Die Probandin wurde dazu befragt wie sie sich in bestimmten Situation fühlt, wenn sie Smartphone zu ihrer freien Verfügung hat. Im Zusammenhang mit der Unterkategorie Toleranzaufbau beschreibt die Probandin den stetigen Zuwachs an Aktivität. „In dem Moment, da denke ich dann/ also ich schalte total ab. Da bin ich weg. Also dann schaue ich und schau und dann denke ich immer, das schon eine halbe Stunde hänge ich schon am Handy.“ (Interview mit Luisa B., Z. 94-96).
In der folgenden Unterkategorie Entzugserscheinung wird deutlich, dass die Probandin welche Auswirkungen es hat, wenn das Handy versehentlich zu Hause vergessen worden ist: „Dann bin ich sofort direkt nach Hause und das erste, was ich mache, ist auf mein Handy zu schauen.“ (Interview mit Luisa B., Z. 55-56).
Für die letzte Unterkategorie Rückfallerscheinungen lassen sich in den Daten keine Ankerbeispiele finden. Auf die Ursachen wird im Kapitel der Interpretation näher eingegangen.
Fear of missing out beschreibt die innerliche Unruhe einer Person, der Angst etwas verpassen zu können. Die Probandin wurde befragt warum es für sie wichtig oder unwichtig sei, Erreichbar zu sein. „Ich glaube das ist auch/ Das gibt mir auch die Sicherheit, dass ich alles MITBEKOMME, was in meiner Umgebung passiert.“ (Interview mit Luisa B., Z. 174-175). Mit der starken Betonung darauf, dass es der Interviewten sehr wichtig alles mit zu bekommen und das ihr dies Sicherheit gibt nichts zu verpassen, ließ sich dieses Ankerbeispiel hervorragend der Theorie von Fear of missing out zuordnen.
Stress wird als unangenehmer Spannungszustand beschrieben. Passend zu dieser Theorie viel die Antwort des Probanden auf Frage, was es in ihm auslöst wenn er ohne Handy unterwegs ist, sehr Aussagekräftig aus. „Eine sehr große befreiende Wohltat. Nicht dauernd erreichbar zu sein, ist persönlich für mich selber sehr angenehm, da man nicht immer diesen Strahlungsstress hat in der einer Hinsicht, was WLAN und Bluetooth mit einem macht.“ (Interview mit Constantin A., Z. 59-62).
Die letzte in dieser Arbeit behandelte Kategorie bildet Sicherheit ab und beschreibt das Bedürfnis einer Person nach dem subjektives Gefühl des Unbedrohtseins. Proband Constantin A. verdeutlicht mit seiner Aussage das Bedürfnis nach Sicherheit:
„Man sollte ja beim Schlafengehen sein Handy ausmachen, ich mache das nicht, weil ja immer ein Notfall sein könnte. Sei es von den Familien oder Freunden, das irgendwas passieren kann.“ (Interview mit Constantin A., Z. 146-148).
4.2 Kategoriensystem
Tabelle 1 Verhaltenssucht nach Brown (1997) (eigene Darstellung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2 Fear of missing out (eigene Darstellung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3 Stress (eigene Darstellung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 4 Stress (eigene Darstellung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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- Quote paper
- Janina Overbeck (Author), 2019, Qualitative Analyse der Bedeutung der Handynutzung in der Lebenswirklichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/977777
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