Das Vorbild für Effi Briest ist die 1853 geborene Elisabeth Freiin von Plotho, von allen Else gerufen. Sie wird als 17-jährige mit dem 22-jährigen Armand Léon von Ardennen verlobt; die Ehe zwei Jahre später geschlossen. Gemeinsam bekommen sie eine Tochter. Armand, ein Soldat, ist beruflich viel unterwegs, weshalb seine Frau oft allein ist. Sie ziehen nach Berlin um, wo Else sich in der feinen Gesellschaft nicht zurechtfindet. Es besteht allerdings eine enge Freundschaft mit dem Haus des Amtsrichters Emil Hartwich. Dieser führt keine glückliche Ehe, sowohl er als auch seine Frau verreisen oft allein. Else und Emil beginnen eine Affäre und wollen sich sogar scheiden lassen, um einander heiraten zu können. Doch Armand wird mißtrauisch und verschafft sich Zugang zu Emils Briefen an seine Geliebte. Diese verwendet er dann als Scheidungsgrund. Emil fördert er zum Duell auf, bei dem dieser stirbt. Else lebt zurückgezogen in Berlin, überlebt Fontane jedoch um ein halbes Jahrhundert. Fontane erfuhr durch Emma Lessing (Frau von Carl Robert Lessing, Miteigentümer der Vossischen Zeitung) von der Geschichte und schrieb sie als Effi Briest in leicht abgeänderter Form nieder.
Gliederung
1. Der Stoff
2. Inhalt
3. Aufbau
4. Raumgestaltung
4.1.Hohen-Cremmen
4.2.Kessin
4.3.Berlin
5. Figuren
5.1.Effi
5.2.Baron von Instetten
5.3.Major Crampas
5.4. Die Eltern Briest
6. Sprachliche Merkmale
6.1.Der Dialog
6.2.Sprache der Personen
7. Einordnung in die Epoche des Poetischen Realismus
8. Äußerungen über "Effi Briest"
8.1. Thoedor Fontane
8.2. Thomas Mann
9. Quellen
1. Der Stoff
Das Vorbild für Effi Briest ist die 1853 geborene Elisabeth Freiin von Plotho, von allen Else gerufen. Sie wird als 17-jährige mit dem 22-jährigen Armand Léon von Ardennen verlobt; die Ehe zwei Jahre später geschlossen. Gemeinsam bekommen sie eine Tochter. Armand, ein Soldat, ist beruflich viel unterwegs, weshalb seine Frau oft allein ist. Sie ziehen nach Berlin um, wo Else sich in der feinen Gesellschaft nicht zurechtfindet. Es besteht allerdings eine enge Freundschaft mit dem Haus des Amtsrichters Emil Hartwich. Dieser führt keine glückliche Ehe, sowohl er als auch seine Frau verreisen oft allein. Else und Emil beginnen eine Affäre und wollen sich sogar scheiden lassen, um einander heiraten zu können. Doch Armand wird mißtrauisch und verschafft sich Zugang zu Emils Briefen an seine Geliebte. Diese verwendet er dann als Scheidungsgrund. Emil fördert er zum Duell auf, bei dem dieser stirbt. Else lebt zurückgezogen in Berlin, überlebt Fontane jedoch um ein halbes Jahrhundert. Fontane erfuhr durch Emma Lessing (Frau von Carl Robert Lessing, Miteigentümer der Vossischen Zeitung) von der Geschichte und schrieb sie als Effi Briest in leicht abgeänderter Form nieder.
2. Inhalt
Der Baron von Innstetten, ein 38-jährige Landrat aus Kessin in Hinterpommern, hält um die Hand der 17-jährigen Effi Briest an. Da er ein Mann in guter gesellschaftlicher Stellung ist, redet die Mutter Effi zu, den Antrag anzunehmen. Das frisch vermählte Paar unternimmt eine Hochzeitsreise durch Italien und bezieht im November das Haus Innstettens in Kessin. Für Effi hat das Haus eine unheimlichen Atmosphäre. Sie leidet unter einer peinigenden Angst vor Spuk. Aber Innstetten zeigt kein Verständnis für Effis Ängste. Bald langweilt sich die junge Frau in dem kleinen Badeort, der vor allem im Winter wenig Abwechslung bietet. Erst im Mai, als Major Crampas in Kessin eintrifft, scheint das gesellschaftliche Leben etwas lebendiger zu werden. Bevor Anfang Juli ihre Tochter Annie zur Welt kommt nimmt sich Effi das katholische Dienstmädchen Roswitha zur Kinderfrau. Im Spätsommer kehrt sie nach Kessin zurück, nachdem sie sich bei ihren Eltern von der Geburt erholt hat. Bald unternimmt sie gemeinsam mit Innstetten und Major Crampas Ausritte. Als Innstetten beruflichen Verpflichten nachgehen muß, begleitet ein Kutscher Effi und Crampas bei ihren Ausritten. Als der Abenteurer Crampas jedoch einen Annäherungsversuch macht, zieht Effi sich zurück. Erst im Dezember, als Effi die weibliche Hauptrolle in dem Stück "Der Schritt vom Wege" übernimmt, trifft sie wieder auf den Major, der Regie führt. Zu Weihnachten werden Effi und Innstetten von Oberförster Uvagia eingeladen. Auch Crampas zählt zu den Gästen. Als auf der Rückfahrt wegen der Witterungsverhältnisse Probleme mit der Kutsche auftreten, begleitet der Major Effi nach Hause. Dabei kommt es zum sogenannten "Schritt vom Wege", dem Anfang der Affaire. Effi und Crampas unternehmen nun regelmäßig Spaziergänge, die ihr der Arzt angeblich verordnet hat. Einige Wochen später erklärt Innstetten, daß sie bald nach Berlin ziehen würden. Effi ist darüber sehr erleichtert und bricht den Kontakt zu Crampas ab. Nachdem Effi und ihrer Mutter in Berlin eine Wohnung gefunden haben, täuscht Effi eine Krankheit vor, um Kessin nicht noch einmal sehen zu müssen. Als Effi sechs Jahre später zur Kur in Bad Ems weilt, stößt Innstetten durch Zufall auf die Briefe, die Crampas an Effi schrieb. In seiner Ehre verletzt, fordert er Crampas zum Duell auf,durch welches dieser fällt. Effi wird durch ein Schreiben ihrer Mutter von der Scheidung in Kenntnis gesetzt. Da ihr nun der Kontakt zu ihrer Familie verboten ist, sucht sie sich eine kleine Wohnung in Berlin. Dort verbringt sie zusammen mit Roswitha drei einsame Jahre. Als sie ihre Tochter Annie eines Tages in der Straßenbahn sieht, wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ein Treffen. Doch Innstetten hat Annie zugeredet, ihrer Mutter distanziert zu begegnen. Nach einer Zusammenkunft bricht Effi enttäuscht und schockiert zusammen. Als sich ihr Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert, drängt der Arzt die Eltern, sie wieder bei sich aufnehmen. In ihren letzten Wochen unternimmt Effi lange Wanderungen durch die Natur, doch ihre Gesundheit ist zerstört. Nachdem sie Innstetten verziehen und ihren inneren Frieden wieder gefunden hat, stirbt sie.
3. Aufbau des Romans
Die äußere Struktur beinhaltet 36 Kapitel ohne Kapitelüberschrift, die oft in Unterabschnitte gegliedert sind. Effis Geschichte wird über einen Zeitraum von etwa zwölfeinhalb Jahren erzählt, wobei am Anfang ihre Verlobung und am Ende ihr Tod steht. Der Roman ist in fünf Erzählblöcke gegliedert. Kapitel 1-5 sind die Exposition,in der Effis Leben vor ihrer Ehe in Hohen-Cremmen beschrieben werden. Kapitel 6-14 beinhalten die Vorbereitung des Wendepunktes und berichten von Effis Leben in Kessin. In Kapitel 15-22 kommt es zum Höhepunkt und somit zu Effis Begegnung mit Major Crampas, die schließlich zum "Schritt vom Wege führt. Die letzten beiden Kapitel lassen allerdings einen Ausbruch wahrscheinlich werden. Kapitel 23-31 beschreiben die Katastrophe und ihre Auswirkungen. Die verhängnisvollen Briefe werden gefunden, es kommt zum Duell und zur Scheidung. In Kapitel 32-36 findet die Geschichte ihren Ausklang. Nach drei einsamen Jahren in Berlin darf Effi nach Hohen-Cremmen zurückkehren. Der Aufbau des Romans ist symmetrisch, was sowohl die symmetrische Anordnung der Kapitel pro Erzählblock (5-9-8-9-5)belegt,als auch die Tatsache,dass der "Schritt vom Wege" in der Mitte angesiedelt ist. Auch die psychischen Entwicklungsstationen der Hauptfigur lassen sich anhand der Erzählblöcke beschreiben. Im ersten Erzählblock ist Effi ein unbeschwertes Mädchen, der zweite Erzählblock beschreibt schon ihren Weg in die Isolation,bedingt durch ihr Eheleben in Kessin. Im dritten Erzählblock schließlich bricht Effi durch den "Schritt vom Wege mit den Normen der Gesellschaft, was im vierten Erzählblock zum Verstoß durch diese und Einsamkeit führt. Der fünfte und letzte Erzählblock schließlich beschreibt Effis Reflexion und Sühne. (teils nach Oldenburg Interpretation)
4. Raumgestaltung
Der Roman spielt an drei Schauplätzen. Hohen-Cremmen, wo Exposition und Ausgang der Geschichte ihren Verlauf nehmen, Kessin, wo das Aktionsfeld für die Vorbereitung des Wendepunktes und der Höhepunkt ihren Schauplatz haben, sowie Berlin, wo sich die Katastrophe ausbreitet.
4.1.Hohen-Cremmen
Bei der Beschreibung von Hohen-Cremmen wird zwischen Garten und Haus differenziert. Das Haus selbst birgt große,luftige Räume und geöffnete Fenster. Alles deutet auf innere Offenheit hin. Der Garten, wo sich die Familie meistens aufhält, birgt mehrere symbolträchtige Elemente. Denn laut Fontane muß "Bei richtigem Aufbau (...) in der ersten Seite der Kern des Ganzen stecken"(S.28 , Q1). Diesem Ausspruch kommt er durch die vorrausdeutenden Elemente nach. So symbolisiert die Sonnenuhr das rasch verstreichende Leben beziehungsweise die glücklichen Stunden. Dort steht später auch Effis Grabstein, was dem Ort einen erhöhte Bedeutsamkeit zumisst. Die Schaukel stellt Effis Hang zum Abenteuer und den Reiz der Gefahr dar, eine Vorrausdeutung auf ihre Affaire mit Major Crampas.Am dem Teich führt Effi mit ihren Freundinnen ein Gespräch über das Schicksal untreuer Frauen. Diese wurden vom Bus aus versenkt, ein Hinweis auf Effis späteren Untergang.
4.2.Kessin
Kessin hingegen ist das bedrückende Gegenstück zu Hohen-Cremmen. Dr Ort ansich wird nicht beschrieben und auch seine Lage nicht genau geklärt. Alles dort wirkt fremdartig und bedrohlich. Die düstere Stimmung unterstreicht bereits die sich anbahnende Katastrophe in Effis Ehe. Selbst die Personen des Ortes kommen aus fremden Ländern, wie zum Beispiel der Chinese aus China, der Wundarzt Beza aus Lissabon ober der Maschienen- und Baggermeister Macpherson aus Schottland. Die Wohnung birgt viele sonderbare Dinge, wie einen Hai und ein Krokodil. Im Gegensatz zu Hohen-Cremmen sind die Räume duster und die Fenster von schweren Gardinen verhängt. Die Veranda liegt der Hauptstraße zugewandt, was bedeutet, dass jeder Vorbeigehende Einsicht nehmen kann. Dies symbolisiert Effis Schutzlosigkeit gegenüber der Gesellschaft.
4.3.Berlin
Berlin erfährt auch keine ausführliche Beschreibung, da Kenntnisse des Lesers vorausgesetzt werden. Die Wohnung des Ehepaars ist ein Neubau, den Neuanfang symbolisierend. Der Balkon ist dem Park zugewandt, die Wohnung hell und mit offen stehender Balkontür. Hier wird eine Parallele zu Hohen-Cremmen hergestellt, die sich auch in Effis Stimmung widerspiegelt. War sie in dem Spukhaus in Kessin noch deprimiert und einsam, ist sie jetzt unbefangen und heiter. Sie führt auch wieder ein gesellschaftliches Leben, dass in dem Hofball und der Hochachtung Kaiser Wilhelms gipfelt. Nach der Scheidung, die einen gesellschaftlichen Abstieg bedeutet zieht Effi in eine kleine Mietwohnung ohne Garten oder Balkon. Die Fenster werden geschlossen gehalten und der Ausblick zeigt Kirchen und Bahndämme. Der Kreis schließt sich wieder mit Effis Rückkehr nach Hohen-Cremmen, wo sie schließlich stirbt.
5. Figuren
5.1.Effi
Effi wird dem Leser in einem blau-weiß gestreiften Kittelkleid mit Gürtel vorgestellt. Sie erscheint somit kindlich und frei von gesellschaftlichen Zwängen. Ihre Handlungen zeigen "Übermut und Grazie"(S.6) in ihren Augen sieht der Erzähler "natürliche Klugheit und viel Lebenslust und Herzensgüte"(S.6). Effi wird durch den Ruf ihrer Mutter aus dem Spiel mit ihren Freundinnen gerissen, um sie mit dem Baron von Instetten bekannt zu machen. Dieser war eigentlich die Jugendliebe Effis Mutter, doch nun wird Effi selbst mit ihm verlobt.Auf die Frage ihrer Freundin Hertha, ob er der Richtige sei, antwortet sie " Gewiß ist er der Richtige (...) Jeder ist der Richtige.Natürlich muß er von Adel sein und eine gute Stellung haben und gut aussehen" (S.19)
Es lässt sich erkennen, dass Effi die Ehe unbedacht eingeht, dem Gebot ihres Standes gutgläubig folgend. Sie lässt sich leicht beeinflussen und ist von unbestimmtem Charakter. Auch der Erzähler unterstreicht dies, wenn er bei ihren Austattungseinkäufe den Satz der Mutter "Effi ist anspruchslos (...)" (S.23) mit "Nur das Eleganteste gefiel ihr (...)"(S.23) korrigiert. Als Effi Instetten ihre Spukängste schildert,trifft sie auf Unverständnis. Der Baron nutzt diese Ängste erzieherisch aus und verbindet sie mit ihrem Gewissen. Damit fördert er die Entfremdung zwischen ihm und seiner Frau. Major Crampas schließlich deckt diese Manipulation Instettens auf. Bei ihm findet sie Verständnis für ihre Ängste, es kommt zu einer Annäherung. Bein "Schritt vom Wege" befindet sich Effi in einer Situation, die ihrer Natur nicht entspricht. Sie ist von "dunklen Kronen" (S.174) umgeben und der "dichte Wald verdrängt Luft und Licht"(S.174). Effis Leben endet "mit Gott und Menschen versöhnt, auch versöhnt mit ihm"(S.316). Auf ihrem Grabstein steht lediglich "Effi Briest"(S.317), nichts deutet auf eine Verbindung mit Instetten hin. Somit wird keine Verbindung zu irgendeiner Schuld hergestellt. Es handelt sich hierbei "um eine im gesellschaftskritischen Sinn auf die Gesellschaft zurückfallende tragische Schuld" (S.47 ,Q1)
5.2.Baron von Instetten
Effi beschreibt ihren Freundinnen den zukünftigen Mann mit den Worten "schlank, brünett und von militärischer Haltung"(S.17). Doch schon dass diesen sein Name, Geert, und der Ort Kessin völlig unbekannt sind, betont das Fremdartige, dass somit in Effis Leben tritt. Alle haben Hochachtung vor Instetten und seine Stellung als Landrat gewährleistet Effi ein gutes gesellschaftliches Leben. Im Verlauf des Romans übernimmt Instetten die Rolle eines strengen, erziehenden Vaters. Er nutzt Effis Spukangst aus, die er für lächerlich hält. Der Bitte umzuziehen kommt er nicht nach, da er sich nicht vor anderen deswegen lächerlich machen will. Seine Ehre geht ihm folglich über alles, persönliche Gefühle werden für die Gesellschaft geopfert. Die Meinung der Gesellschaft ist ihm sogar so wichtig, dass er deswegen keine Aussöhnung mit Effi sucht, sondern den Weg des Duells wählt.Anstatt die Angelegenheit privat zu regeln, gibt er sie somit der Öffentlichkeit preis. Als er später über das Geschehene nachdenkt, bemerkt er zwar, dass dies "alles einer Vorstellung, einem Begriff zuliebe"(S.262) geschah, doch ist die nicht als späte Einsicht zu werten,da Instetten eine geistig starre und unbewegliche Person ist. Allerdings erkennt er, dass Glück ihm mit Effi widerfuhr und er es jetzt trotz seiner Beförderung nicht mehr in gesellschaftlicher Anerkennung findet. Annie wir von ihm zu einer Art Marionette abgerichtet. Diese systematische Entfremdung führt zu Effis Zusammenbruch. Mit seiner Schuld setzt sich Instetten nie auseinander.
5.3. Major Crampas
Crampas ist der Gegenpol zu dem prinzipientreuen Instetten. Er wird von ihm als "unverantwortlich"(S.134) bezeichnet. Seine Erscheinung bei den Worten "Don Juan oder Herzensbrecher"(S.133) weist schon auf seine Funktion hin. Sein Motto scheint es zu sein alles zu genießen, ohne Rücksicht auf Verluste. Gesellschaftliche Ordnungen opfert er dem Genuß des Augenblicks.Des Weiteren ist Crampas sehr schicksalsgläubig. In einem Brief an Effi schreibt er "Alles ist Schicksal. Es hat so sein sollen"(S.250).Folglich kann er selbst nichts an den Geschehnissen ändern. In seinem Privatleben wird Crampas nie gezeigt, nur in Verbindung mit den beiden Hauptfiguren. Man erfährt zwar, dass er verheiratet ist und Kinder hat, lernt ihn aber nie als Familienvater kennen.
5.4. Die Eltern Briest
Effis Mutter hat gesellschaftlichen Ehrgeiz und sieht in der Heirat ihrer Tochter eine Möglichkeit, gesellschaftliche Anerkennung zu gewinnen. Sie ordnet sich genau wie Instetten den Normen ihrer Gesellschaftsschicht unter. Der Vater Briest führt ein natürliches Leben frei von gesellschaftlichen Zwängen. Er erzieht seine Tochter liberal und holt sie nach ihrer Scheidung nach Hohen-Cremmen zurück. Er setzt sich in diesem Punkt also gegen seine gesellschaftskonforme Frau durch, obwohl diese normalerweise dominant ist. Effis Vater bewahrt seine Frau auch vor Schuldgefühlen an Effis Tod, indem er antwortet,die Klärung dieser Frage sei ein "zu weites Feld"(S.318)
6. Sprachliche Merkmale des Romans
6.1.Der Dialog
Neben dem übergeordneten Erzähler dienen vor allem Dialoge dem Leser als Informationsquelle. Bei diesen steht der Mensch im Mittelpunkt des Geschehens.In Effi Briest dient er unter anderem dazu Personen vorzustellen (bei Roswithas Einstellung S.121ff), neue räumliche Gegebenheiten zu erschließen (Ankunft in Kessin S. 49f.), die Beziehung zwischen Charakteren aufzudecken (Effis und Instettens Streit über Spuk S.84ff) oder um die psychische Verfassung (Wünsche, Ängste,Motive)kennenzulernen (Effi gesteht Johanna ihre Ängste S.78f.). Die direkte Rede nimmt dabei in dem Buch mit 81,5 % einen sehr hohen Anteil des Textes ein.
6.2.Die Sprache der Figuren
Die Positionen de Charaktere spiegeln sich auch in ihrer Ausdrucksweise wieder. Instetten spricht in langen Sätzen, die sorgfältig konstruiert sind und häufig von Parenthesen durchsetzt (Beispiel : Ich bin, und dabei bleibt es, von diesem Augenblick an ein Gegenstand ihrer Teilnahme(schon nicht etwas sehr angenehmes), und jedes Wort, das sie mich mit meiner Frau wechseln hören,unterliegt ihrer Kontrolle, Sie mögen wollen oder nicht, und wenn meine Frau von Treue spricht oder, wie Frauen tun, über eine andere zu Gericht sitzt, so weiß ich nicht, wo ich mit meinen Blicken hin soll. S.89). Außerdem verwendet er Fremdwörter wie "devotest, kapitaler Mensch, remassierte Person" (S.90, Q1) und bringt viel Allgemeinwissen über Literatur, Geschichte und Geographie in die Gespräche ein. Effi hingegen benützt eine ungezwungene Satzkonstruktion, einfache Worte, wenige Verben und viele und- Verbindungen, besonders wenn sie in großer Erregung ist oder im Spiel mit ihren Freundinnen (Beispiel : "Nun, es kam, wie´s kommen mußte, wie´s immer kommt.Er war ja noch viel zu jung, und als mein Papa sich einfand, der schon Rittschaftsrat war und Hohen- Cremmen hatte, da war kein langes Besinnen mehr, und sie nahm ihn und wurde Frau von Briest... Und das andere, was sonst noch kam, nun, das wißt ihr...das andere bin ich." S.11) Des Weiteren verwendet sie Umgangssprache wie "alle Wetter, Stippvisite" (S.90 , Q1). Währen ihres Zusammenlebens mit Instetten werden jedoch Fremdwörter immer häufiger von ihr verwendet. Major Crampas spricht oft in Sprichwörtern und Redensarten wie "Wer für den Strick geboren ist, kann im Wasser nicht umkommen" (S.90 , Q1). Seine tiefsinnig erscheinenden Aussagen bewirken eine Distanz zwischen Sprechendem und Gesprochenem.
7. Einordnung in die Epoche des poetischen Realismus
Effi Briest ist in die Epoche des poetischen Realismus einzuordnen. Sie umfasst die Zeit zwischen Romantik und Naturalismus. Kennzeichen sind unter anderem eine "bewußte Wendung zur wirklichen Wirklichkeitsdarstellung, unparteiische Beobachtung und Schilderung der von den Sinnen erfassbaren Welt (...)" (V 35 , Q3). Das Individuum, in diesem Falle Effi, steht im Zentrum des Werkes. Es wird vor allem das innere der Figuren betrachtet, ihre Gedanken und Gefühle.
8. Äußerungen über "Effi Briest"
8.1. Theodor Fontane
Theodor Fontane ist glücklich über den Erfolg seines Buches, denn er ist "der erste wirkliche Erfolg" (S.108). Schon in seinem ersten Erscheinungsjahr erreicht er fünf Auflagen. Aber Fontane ist dennoch skeptisch. Am 27. Oktober 1895 schreibt er an Clara Kühnast : "Ja Effi! Alle Leute sympathisieren mit ihr, und einige gehen so weit, im Gegensatz dazu , den Mann als einen >alten Ekel< zu bezeichnen. Das amüsiert mich natürlich, gibt mir aber auch zu denken, weil es wieder beweist, wie wenig den Menschen an der sogenannten >Moral< liegt und wie die liebenswürdigen Naturen dem Menschenherzen sympathischer sind." (S.111)
8.2. Thomas Mann (1875-1955)
In dem Artikel "Zum hundertsten Geburtstag Theodor Fontanes" im "Berliner Tagesblatt" vom 25. Dezember 1919 schreibt Thomas Mann : "Eine Romanbibliothek der rigorosesten Auswahl, und beschränkte man sie auf ein Dutzend Bände, auf zehn, auf sechs,-sie Dürfte >Effi Briest< nicht vermissen lassen." (S.131)
(Aus : Erläuterungen und Dokumente)
9. Quellen
Q1 : Theodor Fontane : Effi Briest , interpretiert von Elsbeth Hamann , Oldenburg Interpretationen , München 1999
Q2 : Walter Schafaschik :Theodor Fontane : Effi Briest, Erläuterungen und Dokumente, Reclam, Stuttgart 1999
Q3 : Karl Kunze und Heinz Obländer: Grundwissen Deutsche Literatur , Ernst Klett Verlag, 1977
Q4 : http://www.bboxbbs.ch/home/gymer/daten/deutsch/literaturgeschichte.de
- Citation du texte
- Rahel Müller (Auteur), 2000, Fontane, Theodor - Effi Briest, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97749
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