Im Rahmen des Seminars "Soziale Entwicklungstendenzen westlicher Industriegesellschaften" im Fach „Wirtschaft“ werden hier Möglichkeiten der Steuerung der Wirtschaft mittels des „Keynesianischen Ansatzes“ dargestellt.
Dabei werden Risiken, Probleme und Alternativen aufgezeigt.
Gliederung:
1. Grundlagen der Wirtschaftspolitik
2. Ziele der Wirtschaftspolitik
3. Keynesianischer Ansatz
4. Alternative Ansätze
5. Kritik
6. Ausblick
7. Literatur
1. Grundlagen der Wirtschaft
- Industriegesellschaften sind durch das Auftreten von Krisen gekennzeichnet
- Wachstum der Wirtschaft ist nicht gleichmäßig
a) Saisonale Schwankungen
- Baugewerbe: Wintereinfluß
- Einzelhandel: Weihnachtsgeschäft
- keinen großen Einfluß auf die Volkswirtschaft
- Wachstumstrend: - Langfristig
- Reales Bruttosozialprodukt wächst mit unterschiedlichen Wachstumsraten stetig an
b) Konjunkturelle Schwankungen
- sind mittelfristig
- Wirtschaftswachstum ist ungleichmäßig (Phasen mit hohen, geringen und negativen Wachstumsraten). Sie schwanken um einen langfristigen Trend
- erfaßt gesamtes Wirtschaftsgeschehen
2. Ziele der Wirtschaftspolitik
- Herstellung einer relativen Ordnung der gesamten Volkswirtschaft
- Einsatz KEYNESIANISCHER Elemente zur Globalsteuerung der Wirtschaft
Das "Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft" wird am 8. Juni 1967 verabschiedet: "Bund und Länder haben bei ihren wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen die Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beachten. Die Maßnahmen sind so zu treffen, daß sie im Rahmen der Marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohen Beschäftigungsstand und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum beitragen." (Magisches Viereck)
3. Keynesianischer Ansatz
Die Grundüberzeugung dieser wirtschaftspolitischen Richtung ist die Instabilität des privaten Wirtschaftssektors. Nach Keynes führt die Vielzahl der einzelwirtschaftlichen Entscheidungen häufig zu ungewollten Fehlentwicklungen am Markt. Er ist der Auffassung, daß die Selbstregulierungskräfte des Marktes nicht ausreichend sind, um ein Vollbeschäftigungsgleichgewicht zu gewährleisten. Der Staat soll als wirtschaftlich unabhängige Instanz bewußt in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen (antizyklisches Gegensteuern), um eine hohe Beschäftigungsrate zu erzielen. 1967 wurde das Stabilitätsgesetz verabschiedet, in dem die keynesianischen Elemente festgeschrieben wurden.
Möglichkeiten der Steuerung:
a) Antizyklische Fiskalpolitik
Erhöhung der Gesamtwirtschaftlichen Nachfrage durch Erhöhung der staatlichen Investitionen.
b) Antizyklische Geldpolitik
Mit der Konjunkturveränderung ändert sich auch der Geldwert. Die Deutsche Bundesbank handelt entgegengesetzt zum Konjunkturverlauf, um die Geldwertveränderung zu bremsen. Eine weitere Möglichkeit der Bundesbank ist eine Diskontsatzsenkung oder die Senkung der Mindestreserve, um bei Konjunkturtiefstand die Wirtschaft wieder anzukurbeln.
Die Risiken und Probleme der keynesianischen Theorie:
1. Durch Erhöhung der staatlichen Investitionen: Möglichkeit der Staatsverschuldung;
2. Vermehrte Kreditaufnahme ist Geldschöpfung: Inflation kann die Folge sein;
3. Staatliche Investitionen sind auf das richtige Zusammenspiel von Bund, Ländern und
Gemeinden angewiesen - In der Praxis oft schwierig;
4. Auftreten der Stagflation
4. Alternative Ansätze
Alternativen zum Keynesianismus sind der Neoliberalismus und Monetarismus.
Monetarismus ist ANGEBOTSORIENTIERTE Wirtschaftspolitik und geht von der Stabilität des privaten Sektors aus. Eingriffe von außen stören den natürlichen Wirtschaftsverlauf. Die Rolle des Staates ist: günstige Rahmenbedingungen für die private Wirtschaft zu schaffen. Die Impulse der wirtschaftlichen Aktivitäten gehen von den Investitionstätigkeiten privater Unternehmen aus.
Geldpolitik
Die monetaristische Theorie geht davon aus, daß jede künstliche Erhöhung der Geldmenge zu Störungen im Preisgefüge der Wirtschaft führen. Um ein stetiges Wachstum der Wirtschaft ohne Inflation zu ermöglichen, wird die Rate des Wachstums der Geldmenge an das reale Wirtschaftswachstum geknüpft. So muß ein wachsendes Produktionspotential mit einer im gleichem Ausmaß wachsenden Geldmenge versorgt werden.
Fiskalpolitik
Sie orientiert sich nicht am kurzfristigen Konjunkturverlauf, sondern an der Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotential. Damit sollen nachträglich
gegensteuernde Eingriffe überflüssig werden. Die Fiskalpolitik
wirkt konjunkturneutral (wird weder prozyklisch noch antizyklisch eingesetzt). Die Planung des Staatshaushalts erfolgt unabhängig von konjunkturellen Einflüssen.
5. Kritik
1. Angebotspolitik gilt als unsoziale Wirtschaftspolitik;
2. Monetarismus löst nicht das Problem der Massenarbeitslosigkeit;
3. Der Staat wird aus dem Wirtschaftsgeschehen gedrängt und verliert an
Einflußmöglichkeiten;
4. Unternehmer setzen Niedriglöhne und Lockerung gesetzlicher Vorschriften durch. Die
Folgen sind z.B. Benachteiligung des Arbeitnehmers durch fehlende
Arbeitsschutzbestimmungen, erhöhte Umweltbelastung
6. Ausblick
Bei der Weiterentwicklung der KEYNESIANISCHEN Politik sind folgende Forderungen umzusetzen: a) Vereinheitlichung der Wirtschafts- und Währungspolitik der wichtigsten
Handelspartner;
b) direkte Einflußnahme auf das Lohn- und Preisniveau
7. Begriffe
policy mix : Verknüpfung positiver Elemente aus verschiedenen Theorien (kombinierte Nachfrage- und Angebotspolitik).
"Magisches Sechseck": - Gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung
- Erhaltung einer lebenswerten Umwelt
Strukturwandel: Aus der traditionellen Industriegesellschaft ist eine moderne Dienstleistungsgesellschaft geworden. Strukturwandel des Arbeitsmarktes durch technologische Entwicklung, Rationalisierung und Automatisierung.
8. Literatur:
Czada, Peter u.a.: Wirtschaftspolitik, Aktuelle Problemfelder, Berlin 1988.
Abelshauser, Werner 1983: Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland 1945-1980.