Kinderwelt ist Bewegungswelt und Bewegung gilt als Motor des Lernens – so die gängigen Äußerungen zum kindlichen Bewegungsbedürfnis. Aber ist das immer noch so? Viele Bewegungsspiele, die in den 50er Jahren noch jedes Kind kannte, sind heute verschollen und vergessen. Stundenlanger Medienkonsum wird als Hauptursache dafür gesehen, dass Kinder sich sehr viel weniger draußen austoben als früher.
Welche Bedeutung hat Bewegung für die kindliche Entwicklung? Welche Ursachen kann Bewegungsmangel haben? Wie viel Sport treiben Kinder im Grundschulalter heutzutage? Der Autor geht diesen Fragen in seiner Publikation nach und untersucht, welche Maßnahmen der Bewegungsförderung sich in der Grundschule umsetzen lassen.
Aus dem Inhalt:
- Bewegte Schule;
- Sportunterricht;
- Bewegungsmotivation;
- Bewegungsfreude;
- Motorische Entwicklung;
- Adipositas;
- Verstädterung
2. Die Bedeutung von Bewegung für die kindliche Entwicklung
2.2 Bewegungsempfehlungen für Kinder im Grundschulalter
2.3 Positive Effekte von Bewegung bei Kindern im Grundschulalter
3. Ausgewählte Studienergebnisse zur körperlichen Aktivität
3.1 KiGGS Studie
3.1.1 KiGGS Ergebnisse
3.1.2 MoMo-Ergebnisse
4. Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen
4.1 Die Veränderung der kindlichen Bewegungswelt
4.1.1 Verinselung und Institutionalisierung der Lebenswelt
4.1.2. Verstädterung und Motorisierung der Lebenswelt
4.1.3 Verhäuslichung der Kindheit
4.1.4 Mediatisierung und Digitalisierung der Lebenswelt
4.1.5 Sozioökonomischer Status
4.1.6 Verändertes Essverhalten und Ernährung bei Kindern
4.2 Auswirkungen von Bewegungsmangel
4.2.1 Motorische Entwicklungsstörungen
4.2.2. Motorische und kognitive Ausdauer
4.2.3. Haltungsschwächen
4.2.4. Erhöhtes Unfallrisiko für Kinder
4.2.5. Übergewicht und Adipositas
5. Bewegung im institutionellen Rahmen der Grundschule
5.1. Schulsport
5.1.1. Unterrichtsfach Sport – Kerncurriculum für die Grundschule in Niedersachsen
5.2. Bewegung und Lernen
6. Bewegungsfördernde Maßnahmen in der Grundschule
6.1. Entwicklung bewegungsorientierter Schulkonzepte
6.2. Das Konzept „Bewegte Schule“
7. Schlusswort
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 2: Differenzierung Grob- und Feinmotorik (nach Ledl, 2003, S. 34ff.)
Abb. 7: Erreichen der WHO Empfehlung (%) nach Geschlecht (nach Woll, Worth & Bös, 2019)
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
BZgA Bundeszentale für gesundheitliche Aufklärung
d. h. das heißt
DGUV Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
DSJ Deutsche Sportjugend
ebd. Ebenda
Et al. et alii, et aliae, et alia
etc. et cetera
KiGGS Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland
MoMo Motorik-Modul
S. Seite
usw. und so weiter
vgl. vergleiche
WHO Weltgesundheitsorganisation
z. B. Zum Beispiel
zit. Zitiert
1. Einleitung
Kinderwelt ist Bewegungswelt. Nach Zimmer (2013, S. 3) ist Bewegung Ausdruck der Lebensfreude von Kindern. Ihre Vitalität und Entdeckerlust sei die Quelle vielfältiger Erfahrungen, die dem Kind einen wesentlichen Zugang zur Welt erschließen. Bewegung gilt als Motor des Lernens. Diese Aussagen werden im Allgemeinen zu dem kindlichen Bedürfnis nach Bewegung geäußert. Aber ist dem auch so? Vollzieht sich die Welt der Kinder in einer Welt der Bewegung? Wenn ich auf meine Erfahrungen im allgemeinen Schulpraktikum zurückblicke, frage ich mich, ob dieses auch auf Kinder der heutigen Zeit zutrifft.
Während meines allgemeinen Schulpraktikums in einer Grundschule in Niedersachsen konnte ich beobachten, dass es Zweitklässlern zum Teil schwer fällt über eine Langbank zu balancieren oder Viertklässler bei der Ausführung einer Vorwärtsrolle Schwierigkeiten haben. Meine eigene Kindheit habe ich auf dem Land verbracht, das freie Spielen, das Treffen mit Freunden an Orten ohne Erwachsene und der Weg zur Schule mit dem Fahrrad, haben diese Zeit gekennzeichnet. Im 16. Jahrhundert wurde von dem älteren Belgier Pieter Bruegel das Bild mit dem Titel „Die Kinderspiele“ gemalt. Auf dem Bild sind nahezu 200 Personen zu sehen, davon nur 2 Erwachsene. In der Szenerie sind rund 80 Kinderspiele zu entdecken, wovon überwiegend Bewegungsspiele darstellen (vgl. vom Wege & Wessel, 2001, S. 19). Heute sind viele Bewegungsspiele, die in den 50er Jahren noch jedes Kind kannte, verschollen und vergessen. Befragt man heute Kinder nach Spielen, die heute ohne viel Aufwand, mit keinen oder wenigen Materialien, draußen oder drinnen gespielt werden können, fallen ihnen nur noch wenige ein (vgl. Thiessen, 1994, S. 9). Bereits in den 90er Jahren wurde von dem Phänomen einer veränderten Kindheit gesprochen. Stundenlanger Fernsehkonsum, geschwächte und überstrapazierte Fern- und Nahsinne der Zusammenhang der Fähigkeit rückwärts zu laufen mit der Fähigkeit rechnen zu können wurden bereits damals thematisiert. Die meisten Kinder toben sich nicht mehr in den unterschiedlichsten Aktivitäten draußen an der frischen Luft aus, Spielen fangen oder klettern auf Bäume.
Kahl (1997) hat diese Veränderungen in seinem Film „Das Schwinden der Sinne“ eindrucksvoll verdeutlicht. Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich untersuchen, inwieweit die heutige Kindheit von mangelnden Bewegungserfahrungen gekennzeichnet ist und welche Maßnahmen der Bewegungsförderung sich in der Institution Grundschule umsetzen lassen.
Dazu werde ich zunächst den Bewegungsbegriff sowie die Bedeutung von Bewegung für die kindliche Entwicklung bestimmen. Daraufhin werden die positiven Effekte auf die Gesamtentwicklung von Kindern verdeutlicht und im Anschluss das aktuelle Bewegungsverhalten von Kindern im Grundschulalter anhand einer Studie dargelegt. Anschließend werden die Ursachen von Bewegungsmangel unter Berücksichtigung der kindlichen Lebenswelt zusammengefasst, um dann mögliche Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung zu verdeutlichen. Daraus resultierend wird die Grundschule ins Zentrum der Überlegungen hinsichtlich ihrer Bewegungsmöglichkeiten gestellt, um daraus abschließend Maßnahmen der Bewegungsförderung abzuleiten, die in der Grundschule umgesetzt werden können.
2. Die Bedeutung von Bewegung für die kindliche Entwicklung
Bevor auf die allgemeine Bedeutung von Bewegung für die Entwicklung bei Kindern ausführlicher eingegangen werden kann, muss zunächst geklärt werden, was im Wesentlichen unter dem Begriff „Bewegung“ zu verstehen ist. Wenn man im deutschen Wörterbuch nach der genauen Definition von Bewegung sucht, kommt man zu folgendem Ergebnis: Bewegung kann auf vier verschiedenen Ebenen definiert werden: Es wird unterschieden zwischen einer körperlichen Ebene:
· „das [Sich]bewegen von jemandem durch Veränderung der Lage, Stellung, Haltung“ (Duden),
· zwischen einer materiellen Ebene „das [Sich]bewegen von etwas“ (ebd.),
· einer psychologischen Ebene; „inneres Bewegt sein, innere Bewegtheit, Ergriffenheit, Rührung, Erregung“ (ebd.),
· und letztlich der Ebene der gesellschaftlich-politischen „Bewegung“; „größere Anzahl von Menschen, die sich zur Durchsetzung eines gemeinsamen [politischen] Zieles zusammengeschlossen haben“ (ebd.)
Diese Definitionsweisen lassen darauf schließen, dass der allgemeine Bewegungsbegriff semantisch unterschiedlich abgegrenzt werden kann. Wenn man im Hinblick auf die Etymologie des Begriffs „Bewegung“ zurückblickt, dann ist zu erkennen, dass im lateinischen Sprachgebrauch unter Aristoteles, „Bewegung“ in allgemeiner Form „Veränderung“ bedeutete. Die bereits oben erwähnte Definition aus dem Duden, in der von einer gesellschaftlich-politischen „Bewegung“ gesprochen wird, wie z.B. der „Frauenbewegung“, der „Studentenbewegung“ oder der „Friedensbewegung“, kommt der damaligen Verwendung sehr nahe und besitzt zu heutiger Zeit nach wie vor Aktualität. Auch der Forscher Issac Newton verwendete den Bewegungsbegriff bereits in der Mechanik (Teilbereich der Physik), nur in einem anderen Bedeutungszusammenhang. Er bezog die Bewegung auf die mechanischen Vorgänge. So wurde dieser in seiner semantischen Verwendung ausschließlich „als die Ortsveränderung von Objekten“ verstanden. Dieses Bewegungsverständnis hat sich bis heute im Wesentlichen durchgesetzt und ist ein Teil dessen, was den Gegenstand der Bewegungswissenschaft und -lehre kennzeichnet (vgl. Olivier, Rockmann & Krause, 2013, S. 17). Aus aktueller Sicht kann der Begriff in den Bereich der Bewegungswissenschaft bzw. -lehre eingeordnet werden und wird im Hinblick auf den Menschen nach Olivier, Rockmann & Krause (2013, S. 19) wie folgt definiert: „Die Bewegung des Menschen als allgemeiner und übergreifender Gegenstand der Bewegungswissenschaft und -lehre beinhaltet alle produzierten Phänomene sowie alle funktionalen Teilsysteme und -prozesse, die bei Ortsveränderungen des Körpers auftreten“. Darüber hinaus charakterisieren sie die Bewegung, als eine „mechanische Ortsveränderung von Masse“ (Olivier, Rockmann & Krause, 2013, S. 17) und ziehen damit eine Parallele zur Theorie von Isaac Newton.
Im sportwissenschaftlichen Bereich beschreibt Rost (1997, S. 23-24; zit. nach Singer, 2009, S. 59), dass die Bewegung oder auch körperliche Aktivität genannt, im Allgemeinen die Summe aller Prozesse ist, „bei denen durch aktive Muskelkontraktion Bewegungen des menschlichen Körpers hervorgerufen werden bzw. vermehrt Energie umgesetzt wird“.
Als weitere anerkannte und weitverbreitete Definition zählt, die der Weltgesundheitsorganisation (WHO), welche Bewegung als „(…) jede von der Skelettmuskulatur ausgeübte Kraft (…)“ beschreibt, „(…) die zu einem Energieverbrauch oberhalb des Grundumsatzes führt” (Weltgesundheitsorganisation (a), 2010, S. 15).
Hotz (1992, S. 99) vertritt wiederum die Ansicht und ergänzt, dass Bewegung „mehr als nur eine Veränderung des Körpers bezüglich Ort und Zeit darstellt (…)“, sie stellt zeitgleich „(…) motorische, gefühlsbezogene und soziale Ausprägungsformen (…)“ dar.
Wenn man den Bewegungsbegriff im direkten Hinblick auf die Entwicklung von Kindern erklären will, so kommt z.B. de Boeck (2012, S. 138) zu dem Ergebnis, dass die Bewegung eine Folge von Bewegungsgelegenheiten darstellt, die vor allem bei Kindern Spielgelegenheiten bedeuten.
Zusammenfassend ist deutlich zu erkennen, dass für den Bewegungsbegriff unterschiedlichste Betrachtungsweisen existieren. Bewegung ist demzufolge nicht ausschließlich in Bezug auf die Veränderung des Körpers in Zeit und Raum zu bewerten, sondern stellt auch gleichzeitig einen wichtigen Baustein für ganzheitliche Erfahrungen beim Menschen dar (vgl. Greubel, 2007, S. 51). Diese Erkenntnis spielt für die weitere Recherche eine bedeutende Rolle. Der inhaltliche Fokus wird zentral auf die Bedeutung von körperlicher Bewegung bei Kindern im Grundschulalter gelegt.
Schwarz (2014, S. 16) ist der Meinung, dass „Bewegung das unmittelbare Tor zum und vom Kind zu seiner Welt darstellt. Die damit einhergehenden Dimensionen der Motorik finden folglich in der Bewegung ihre soziale Verwirklichung“. Er fügt weiter hinzu, dass die menschliche sichtbare Bewegung ohne die inneren Vorgänge des Individuums weder denkbar noch umsetzbar ist. Beide Sichtweisen stehen demzufolge in einem ständigen Wechselspiel (vgl. ebd.). Daraus lässt sich ableiten, dass die motorischen Vorgänge wichtige Bausteine für die kindliche Entwicklung darstellen.
2.1 Was ist Motorik?
Die menschliche Motorik kann als wesentlicher Teil der Bewegungswissenschaft- und lehre eingeordnet werden. Sie bezeichnet nach Singer & Bös (1994, S. 17; zit. nach Wagner, 2011, S. 27) „(…) alle an der Steuerung und Kontrolle von Haltung und Bewegung beteiligten Prozesse und damit auch sensorische, perzeptive, kognitive und motivationale Vorgänge“.
Eine weitere Begriffsbestimmung liefern außerdem Olivier, Rockmann & Krause (2013, S. 18), die unter Motorik „(…) alle organismischen Teilsysteme und -prozesse, die die (mechanisch verstandene) Bewegung des Menschen auslösen und kontrollieren“ verstehen. Auch Roth & Willimczik (1999; zit. nach Schwarz, 2014, S. 16) sind der Meinung, dass zwischen Bewegung und Motorik unterschieden werden muss, da sich die Motorik auf den „(…) einerseits zugrunde liegendem und nicht direkt erkennbaren Innenaspekt (Steuerung und Regelung)“ bezieht. Andererseits stellen sie fest, dass die neuromuskuläre Bewegung des Organismus als „(…) beobachtetes Verhalten und wahrnehmbaren Außenaspekt (…)“ (ebd.) erkennbar wird. Der Gegenstandsbereich betrifft also immer die Außen- und die Innensicht von Bewegungen. Die Motorik beschäftigt sich also einerseits mit den beobachtbaren Produkten (Bewegungen und Haltungen) sowie auf der anderen Seite mit dem Gesamtsystem von körperinternen Prozessen, die den (Bewegungs-) Vollzügen zu Grunde liegen (vgl. Roth & Willimczik, 1999, S. 11; zit. nach Willimczik & Singer, 2009, S. 17).
Aus den gesammelten Erkenntnissen lässt sich konstatieren, dass bei der Ausführung von Bewegungen sowohl sensorische Prozesse als auch motorische Prozesse untrennbar miteinander verbunden sind (vgl. Olivier, Rockmann & Krause, 2013, S. 17). Folgendes Schaubild soll dieses Zusammenspiel verdeutlichen.
Abb. 1: Begriffseinordnung von Bewegung zur Motorik und jeweilige Teilbegriffe (nach Schwarz, 2014, S. 18)
Das erkennbare Wechselspiel von inneren und äußeren Vorgängen zeigt sich nach Schwarz (2014, S. 16) „(…) als sichtbare Bewegungen eines denkenden und fühlenden menschlichen Organismus in Raum und Zeit“. Im Bereich der Motorik wird zwischen der Grob- und der Feinmotorik differenziert.
Das Staatsinstitut für Frühpädagogik versteht unter der Grobmotorik alle Aktivitäten größerer Muskelgruppen, die im Allgemeinen mit einer Bewegung des gesamten Körpers verbunden sind (z.B. Rennen, Klettern, Springen, Werfen und Fangen, Balancieren). Feinmotorische Kompetenzen dagegen beziehen sich auf koordinierte und in der Regel kleinräumige Bewegungen von einzelnen Körperteilen, vor allem der Hände (vgl. kompik).
Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht in Anlehnung an Ledl (2003) jeweils die bereichsspezifischen Fähigkeiten:
Abb. 2: Differenzierung Grob- und Feinmotorik (nach Ledl, 2003, S. 34ff.)
2.1.1. Motorische Fähigkeiten
Motorische Fähigkeiten sind diejenigen, die ein Kind beherrschen muss, um eine bestimmte sportliche Leistung zu erbringen sowie den Alltag mit dem eigenen Körper erfolgreich zu bewältigen. Sie bilden den grundlegenden Gegenstandsbereich der motorischen Entwicklung im Kindesalter. Unter einer „Fähigkeit“ wird in Anlehnung an Wick (2005, S. 99) eine „(…) relativ stabile intrapersonale Bedingung als Leistungsvoraussetzung zum Tätigkeitsvollzug“ verstanden. Nach Wagner (2011, S. 30) wird der Begriff der motorischen Fähigkeit dann verwendet, „(…) wenn es um die Voraussetzungen motorischer Leistungen, d.h. um die Qualität des Zugrunde liegenden motorischen Systems bzw. der systemimmanenten motorischen Prozesse geht“.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die motorischen Fähigkeiten nicht ausschließlich die Leistungen von sportlichen Aktivitäten umfassen, sondern zugleich einen wichtigen Schutzfaktor für die Anforderungen in der Alltagsmotorik bilden. Demzufolge kann ein Kind mithilfe von gut ausgeprägten motorischen Fähigkeiten bestimmten Auswirkungen von Bewegungsmangel entgegenwirken (vgl. Starker et al. ,2007, S. 775).
In Anlehnung an Bös (1994) werden motorische Fähigkeiten in verschiedene Bereiche unterteilt. Diese Ebenen der motorischen Kompetenzen werden im nachfolgenden Schaubild dargestellt.
Abb. 3: Differenzierung motorischer Fähigkeiten (nach Bös, 1994; zit. nach Graf & Dordel, 2007, S. 64) (Grafik: Akademie für Sport und Gesundheit)
Nach Bös (1994) werden die motorischen Fähigkeiten auf der ersten Ebene zunächst in energetisch determinierte (konditionelle) und informationsorientierte (koordinative) Fähigkeiten unterteilt. Auf der zweiten Ebene sind die motorischen Hauptbeanspruchungsgruppen zusammengefasst. Zu den energetisch determinierten (konditionellen) Fähigkeiten lassen sich Ausdauer, Kraft, sowie Schnelligkeit zuordnen.
Die Schnelligkeit wird sowohl in der Ebene der energetisch determinierten (konditionellen) Fähigkeiten als auch in die Ebene der informationsorientierten (koordinativen) Fähigkeiten eingeordnet. Beweglichkeit wird gesondert betrachtet, da sie als passives Energieübertragungssystem fungiert (vgl. Bös 1994; zit. nach Dordel & Graf, 2007, S. 64). In der letzten Ebene werden nochmal neun Fähigkeitskomponenten dargestellt, welche zu verschiedenen Gruppen zugeordnet werden können (s.o.).
Die Hauptbeanspruchungsgruppen sollen in Bezug auf den Motorikbegriff kurz erläutert werden: „Unter Ausdauer wird die Fähigkeit verstanden, eine Leistung möglichst lange durchzuhalten (Ermüdungswiderstand)“ (Rost, 1998; zit. nach Graf & Dordel, 2007, S. 65). Bei der Art der Energiebereitstellung wird zwischen anaerobe- (mangelnde Sauerstoffzufuhr) und aerober (ausreichend Sauerstoffzufuhr) unterschieden (vgl. Voss, 2019, S. 84). Kraftfähigkeiten dagegen sind auf neuromuskuläre Voraussetzungen zurückzuführen, welche die Funktion besitzen, Muskelleistungen bei Krafteinsätzen zu generieren (vgl. Martin et al., 1999, S. 106). „Schnelligkeitsfähigkeiten zeigen sich im Zusammenhang mit komplexen sportlichen Leistungen darin, auf Reize oder Signale hin schnellstmöglich zu reagieren und/oder Bewegungen bei geringen Widerständen mit hoher Geschwindigkeit durchzuführen“ (Martin et al., 1991, S. 147).
Im Hinblick auf die Koordination sind die koordinativen Fähigkeiten zu nennen, die „(…) relativ verfestigte und generalisierte Verlaufsqualitäten spezifischer Bewegungssteuerungsprozesse und Leistungsvoraussetzungen zur Bewältigung dominant koordinativer Leistungsanforderungen“ (Martin et al., 1999, S. 83) darstellen. Unter Beweglichkeit versteht man diejenigen Bewegungen, die „(…) willkürlich und gezielt mit der erforderlichen bzw. optimalen Schwingungsweite der beteiligten Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder“ (Martin et al., 1991, S. 214) auszuführen sind.
Da der Begriff der motorischen Fertigkeit häufig synonym zum Begriff der motorischen Fähigkeit verwendet wird, soll an dieser Stelle kurz eine Abgrenzung erfolgen.
Fertigkeiten kennzeichnen inter- und intraindividuelle Differenzen im Niveau der internen Steuerungs- und Funktionsprozesse, die der Realisierung einer spezifischen Bewegungstechnik zugrunde liegen.
Sie sind quasi „eins zu eins“ mit einer äußerlich sichtbaren, strukturellen Ausführungsform verbunden (vgl. Roth & Roth, 2009, S. 227). Laut Hirtz (2003, S. 188; zit. nach Wagner, 2011, S. 29) repräsentieren motorische Fertigkeiten durch Wiederholung und Übung „(…) mehr oder weniger stark automatisierte, tätigkeits-, handlungs- und leistungsbezogene Spezifikationen der zugrundeliegenden Fähigkeiten“.
Bezogen auf die motorische Entwicklung lässt sich ableiten, dass durch Wiederholung und Übung, also durch Bewegungsimpulse bzw. bewegungsorientierten Bildungsangeboten auf intrapersonale Leistungsvoraussetzungen von Kindern aufgebaut werden kann. Kinder im Grundschulalter sind diesbezüglich in der Regel mit einer erhöhten motorischen Lernfähigkeit ausgestattet (vgl. Graf & Dordel, 2007, S. 65). Die Nutzung der Bewegungsfreude von Kindern dieses Alters sowie deren spezifisch individuellen motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten bieten hier wichtige Möglichkeiten der Förderung von motorischer Entwicklung.
2.1.2. Motorische Entwicklung
„Die motorische Entwicklung bei Kindern wird als ein Sammelbegriff für Veränderungen von Entitäten über einen längeren Zeitraum betrachtet, welche sich auf die primär menschliche Motorik und Bewegung beziehen“ (Willimczik & Singer, 2009, S. 15).
Als weitere Erklärung verstehen Graf & Dordel (2007, S. 63) die motorische Entwicklung als die Summe von allen Reifungs- und Differenzierungsprozessen bei Kindern, welche vom individuellen Wachstumsverlauf und jeweiligen Geschlecht abhängen. Die motorische Entwicklung steht also immer in Abhängigkeit vom Wachstum, vom Geschlecht und individuellen Merkmalen (vgl. ebd.). Weiterhin nehmen sie an, dass neben den individuellen Voraussetzungen bei Kindern, die Entwicklung grundlegender motorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten von der Reifung zentralnervöser Strukturen sowie von spezifischen Übungsprozessen positiv oder negativ beeinflusst wird.
Gleichzeitig haben sowohl die Qualität als auch die Quantität von körperlicher Aktivität spezifische Auswirkungen auf die motorische Entwicklung bei Kindern im Grundschulalter (vgl. Graf & Dordel, 2007, S. 64.).
Dabei ist die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten während des Reifungs- und Wachstumsprozess immer als dynamisches System zu betrachten.
In Anlehnung an Berk (2011, S. 181) definiert die dynamische Systemtheorie der motorischen Entwicklung „(…) das Beherrschen motorischer Fertigkeiten als zunehmend komplexere Aktionssysteme. (…) Wenn die motorischen Fähigkeiten als ein System zusammenarbeiten, gehen verschiedene Fähigkeiten ineinander über, wobei jede von ihnen mit anderen kooperiert und immer effektivere Methoden produziert das Umfeld zu erkunden und zu kontrollieren“. Berk (ebd.) ergänzt, dass jede neue Fertigkeit ein Gemeinschaftsprodukt aus vier Komponenten darstellt: „(1) Die Entwicklung des zentralen Nervensystems, (2) den Fähigkeiten des Körpers, sich zu bewegen, (3) den Zielen, die das Kind verfolgt, und (4) der Unterstützung der Umwelt für die jeweilige Fertigkeit.“ Jede Modifizierung eines dieser Komponenten reduziert die Stabilität des Systems, woraufhin das Kind beginnt neue effektive motorische Muster auszuprobieren und zu suchen (vgl. ebd.).
Ein Teil des Systems ist die allgemein physische Umwelt, in der das Kind aufwächst, wobei auch sie das Kind bei der Entwicklung der motorischen Fähigkeiten beeinflusst. Jede neu erlernte Fertigkeit muss verfeinert werden, indem Bewegungen unzählige Male wiederholt werden, wodurch die Entstehung neuer Verbindungen im Bewegungszentrum des Gehirns gefördert wird (vgl. ebd.). Nach Berk (ebd.) zeigt die dynamische Systemtheorie auf, warum die motorische Entwicklung nicht nur genetisch vorprogrammiert sein kann, da jedes Kind motiviert ist seine materielle und soziale Umwelt zu erkunden und neue Aufgaben darin zu meistern. Dabei ist anzumerken, dass Kinder im direkten Vergleich zu gleichaltrigen Gruppen motorisch unterentwickelt sein können, wenn bestimmte Entwicklungsschritte versäumt werden. Dieses motorische Entwicklungsdefizit kann in den Folgejahren nur sehr mühevoll nachgeholt bzw. ausgeglichen werden (vgl. Hubrig, 2010, S. 117).
Auch nach Krawietz et al. (2009, S. 11) erobern Kinder in kleinen Schritten ihre persönliche Umwelt über Bewegungshandlungen und setzen sich in aktiv handelnder Interaktion mit ihr auseinander. Kinder versuchen „alles was sie wahrnehmen, zu erkunden, zu erreichen und zu benutzen“ (ebd.).
Das folgende Schaubild soll die verschiedenen Entwicklungsbereiche aufzeigen, auf die Bewegung im Rahmen der Motorik direkten Einfluss hat. Das heißt, durch gut ausgeprägte motorische Fähigkeiten werden automatisch andere Kompetenzen aktiv gefördert, die wiederum zu einer umfassenden Persönlichkeitsentwicklung beitragen (vgl. Winter & Hartmann, 2007; zit. nach Schwarz, 2014, S. 17).
Abb. 4: Wechselbeziehungen zwischen Motorik und allen Entwicklungsbereichen (nach Krawietz et al., 2009, S. 10)
Außerdem verdeutlicht die Abbildung das Verständnis vom Bewegungsbegriff als Ergebnis ganzheitlicher Erfahrungen und Wahrnehmungsprozesse (s.o.), welche Auswirkungen auf die Gesamtentwicklung von Kindern haben.
2.2 Bewegungsempfehlungen für Kinder im Grundschulalter
Welchen Bewegungsumfang muss ein Kind am Tag erreichen, damit nicht mehr von einem Mangel an Bewegung gesprochen wird? Damit die Frage beantwortet werden kann, wurden verschiedene wissenschaftlich fundierte und aufbereitete Empfehlungen entwickelt, damit bei Kindern und Jugendlichen eine Norm in Bezug auf die Bewegungszeit festgelegt werden kann, um einen guten allgemeinen Gesundheitszustand zu erreichen. Laut Pfeifer et al. (2016, S. 11), die im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit nationale Empfehlungen für alle Altersspannen herausgearbeitet haben, bezieht sich die Bewegungsempfehlung immer auf die „(…) Art, Dauer, Intensität und Volumen körperlicher Aktivität“.
Besonders für Kinder im Grundschulalter empfehlen die Autoren, dass speziell Eltern sich gemeinsam mit ihren Kindern bewegen müssen, ein bewegungsmotiviertes Vorbild sind sowie Bewegungsimpulse der Kinder unterstützen. Außerdem müssen sie den Kindern bewegungsanregende Materialien zur Verfügung stellen, um dadurch Bewegungsaktivitäten bei den Kindern zu fördern (vgl. Pfeifer et al., 2016, S. 75). Kinder im Grundschulalter zwischen 6 bis 11 Jahren sollen laut den Bewegungsempfehlungen der BZgA eine tägliche Bewegungszeit von 90 Minuten und mehr in moderaten bis hohen Intensitäten erreichen, wobei 60 Minuten davon durch Alltagsaktivitäten, wie zum Beispiel mindestens 12.000 Schritte/Tag, absolviert werden können. An mindestens zwei (besser mehr) Tagen die Woche sollen Kinder intensivere Bewegungszeiten in den Tagesablauf einbauen, welche die Ausdauer und Muskulatur stärken (vgl. BZgA a, S.23). Darüber hinaus wird der sedentäre Lebensstil kritisiert und empfohlen, das aktive Sitzen möglichst gering zu halten. Bei Kindern im Grundschulalter wird ein Sitzzeitraum von maximal 60 Minuten pro Tag empfohlen (vgl. Deutsche Sportjugend). Dagegen merken Graf & Dordel (2007, S. 70f.) jedoch an, dass nur sehr schwer bestimmt werden kann, wie viel Bewegung für einen gesunden Entwicklungsverlauf bei Kindern notwendig ist, da der Mangel an Bewegung nicht quantifizierbar sei und individuell unterschiedlich beurteilt werden muss.
2.3 Positive Effekte von Bewegung bei Kindern im Grundschulalter
Welche vielseitige Bedeutung die körperliche Bewegung für den allgemeinen Gesundheitszustand des Menschen mit sich bringt und dass Bewegung gleichzeitig auch immer ganzheitliche Auswirkungen erzielt, beschreibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit folgenden Worten:
„Regular physical activity such as walking, cycling, or dancing not only makes you feel good, it has significant benefits for health. It reduces the risk of cardiovascular disease, diabetes and some cancers, helps control weight, and contributes to mental well-being. Taking part in physical activity also increases opportunities for making friends and feeling part of the community“ (WHO).
Dies verdeutlicht, dass körperliche Bewegung einflussreiche gesundheitsfördernde Effekte beim Menschen in vielen unterschiedlichen Bereichen bewirkt. Außerdem besteht eine hohe wissenschaftliche Evidenz zwischen körperlicher Aktivität und Gesundheit (vgl. Völker, 2012, S. 24). Das tägliche Bewegen, das Sporttreiben sowie das allgemeine Spielen stellen für die körperliche, motorische, emotionale, psychosoziale und kognitive Entwicklung von Kindern eine elementare Grundvoraussetzung dar (vgl. Dordel, 2003; zit. nach Graf & Dordel, 2007, S. 63).
Außerdem stellen Bewegungserfahrungen eine bedeutende Möglichkeit dar, im Rahmen der Wachstumsprozesse bei Kindern den jeweils immer neu dimensionierten Körper wahrzunehmen und damit richtig umzugehen (vgl. ebd.).
Grupe (1982, S. 75; zit. nach Müller, 2010, S. 18) bezeichnet die Bewegung exemplarisch als „(…) anthropologisches begründbares Grundbedürfnis, welches neben Sprechen und Denken eine fundamentale Daseinsweise des Menschen erfüllt“.
Er ist der Auffassung, dass Bewegung als Mittler zwischen Mit- und Umwelt bei Kindern fungiert. Sie können demnach Verbindungen zwischen sich und den Dingen in der Welt, zwischen sich und anderen Menschen und zwischen den Dingen selbst herstellen (vgl. ebd.). Die Welt wird im Zuge dessen durch Bewegung „(…) erlebt, erfahren, erkannt und gleichzeitig geformt und gestaltet“ (ebd.). Auch Zimmer (2001, S. 21) teilt diese Betrachtungsweise, indem sie schreibt, dass Bewegung „ (…) die Nahtstelle zwischen der Person und der Umwelt“ darstelle, die dem Kind „ (…) den Stand seiner Beziehung zur Umwelt“ zeigt und inwieweit das Kind „(…) auf die Umwelt einwirken (…)“ kann.
Die gesundheitsfördernden Effekte auf den kindlichen Organismus sowohl auf physischer als auch psychischer Ebene sind vielfältig. In Anlehnung an Müller (2010, S. 19ff.), die ebenfalls davon ausgeht, dass sich das Kind durch sein eigenes Handeln entwickelt, welches sich in einer Person-Umwelt Interaktion vollzieht, werden im Folgenden verschiedene Bedeutungsaspekte von Bewegung im Grundschulalter näher beleuchtet.
Zunächst einmal ermöglicht körperliche Aktivität differenzierte Wahrnehmungen und vielfältige Erfahrungen in der individuellen Bewegungswelt der Kinder. Wahrnehmungen bezeichnen Prozesse der subjektiven Informationsaufnahme und ihrer resultierenden kognitiven Verarbeitung. Gleichzeitig vermitteln die aufgenommenen Wahrnehmungen wichtige Kenntnisse über sich selbst, die Umwelt und über die vorliegenden Anforderungen, wie z.B. das Sammeln von Materialerfahrungen (vgl. Müller, 2010, 20ff.).
Daneben dient das tägliche Bewegen dem kognitiven Lernen, was als die Aneignung von Wissen und bestimmten Lernstrategien verstanden wird. Gut ausgeprägte Fähigkeiten des Wahrnehmens unterstützen somit den Lernprozess in positiver Hinsicht. Dabei steigert körperliche Bewegung die Hirndurchblutung, was als Wirkung eine erhöhte Sauerstoffversorgung sowie Energiebereitstellung im Gehirn herbeiführt. Das wiederum fördert die langfristige Erhaltung von Nervenzellen, die für die geistige Leistungsfähigkeit sowohl im Kindesalter als auch im späteren Leben von notwendiger Bedeutung sind (vgl. ebd.).
Ein weiterer zentraler Aspekt von körperlicher Aktivität im Grundschulalter stellt die individuelle Herausbildung von sozialen Kompetenzen dar. Kinder gewinnen während des Sporttreibens in der Schule, im Sportverein und in der Freizeit mit anderen Kindern an unabdingbaren sozialen Eigenschaften und Fähigkeiten hinzu, die für eine adäquate Orientierung im aktuellen kulturellen Werte- und Normsystem relevant sind. Gerade im Grundschulalter ist es von besonderer Bedeutung, dass Kinder innerhalb dieser Entwicklungsphase wichtige Kenntnisse zur Herausbildung von positiven Sozialkompetenzen entwickeln. Bewegungssituationen stellen somit Möglichkeiten dar, soziale Begegnungen zu erleben, um Kontakte zu knüpfen, in dem sich das Kind verbal oder nonverbal verständlich macht.
Außerdem entwickelt das Kind wichtige Eigenschaften und Verhaltensweisen, wie z.B. Teamfähigkeit oder die Einhaltung von Spielregeln. Diese Erfahrungen sind eng mit der Persönlichkeitsbildung verknüpft (vgl. Müller, 2010, S. 23). Ebenfalls ein positiver Effekt von Bewegung ist das Erleben von Emotionalität. Erleben zählt laut Gabler et al. (1986, S. 101; zit. nach Müller, 2010, S. 24) „(…) als Voraussetzung, Begleiterscheinung und Folgeerscheinung“ von jedem kindlichen Handeln. Bewegungshandlungen machen es also möglich, verstärkte Reize zu setzen, die zu einem intensiveren Erleben und aufgrund dessen zu einer nachhaltigen Gefühlsentwicklung führen (vgl. Müller, 2010, S. 24f.). Wenn ein Kind beispielsweise seinen Bewegungsdrang in der Schule nicht ausgiebig ausleben kann, so kann es dazu führen, dass emotionale Zustände entstehen, wie z.B. Unausgeglichenheit, Gereiztheit oder sogar Aggressivität (vgl. Baumann 1986, S. 61; zit. nach Müller, 2010, S. 25).
Durch Bewegungsaktivität werden bestimmte Hormone ausgeschüttet, die den Cortisolspiegel (Stresshormone) reduzieren. Durch diesen Prozess wird das aktuelle und habituelle Wohlbefinden verbessert (vgl. Müller, 2010, S. 27).
Im Allgemeinen wird Bewegung als bedeutende Voraussetzung für eine motorisch sowie gesunde körperliche Entwicklung betrachtet. Müller (2010, S. 26ff.) stellt fest, dass durch eine sportartspezifische Schulung z.B. das Unfallrisiko minimiert werden kann, da die Feinabstimmung der koordinativen Fähigkeiten verbessert wird. Außerdem können unter anderem muskuläre Dysbalancen vorgebeugt werden sowie Haltungsschwächen bzw. Haltungsschäden langfristig ausgeschaltet werden. Körperliche Aktivität bewirkt also einen gut ausgeprägten Stütz- und Halteapparat beim Kind. Dabei wird durch Bewegung der passive Bewegungsapparat gestärkt, was positive Auswirkungen auf die Knochenstruktur liefert und eine schnellere Regeneration nach sich zieht (vgl. ebd.).
Des Weiteren unterstützt körperliche Aktivität die Entwicklung eines positiven Selbstkonzepts. Laut Zimmer (2013, S. 52ff.; zit. nach Zimmer, 2015, S. 9) wird unter Selbstkonzept „(…) die Summe aller Erfahrungen verstanden, die eine Person mit sich selbst gemacht und gesammelt hat“, wobei das körperliche Selbst die Basis für das Bewusstsein der eigenen Person bildet (vgl. Zimmer, 2015, S. 10).
Damit ermöglichen Bewegungshandlungen Selbstwirksamkeitserfahrungen und tragen somit zur Selbstbildung bei sowie zu der Entwicklung eines positiven Selbstkonzepts. Durch bewegungsmotivierte Erfolgserlebnisse, wie z.B. im Sportunterricht oder auf dem Schulhof wird das Selbstwertgefühl des Kindes gesteigert. Gerade im Grundschulalltag ist es besonders wichtig, wenn Kinder innerhalb einer sozialen Gruppe durch motorisches Können und körperliche Fähigkeiten eine gewisse Akzeptanz erzielen (vgl. Müller, 2010, S. 29). Dabei lernen Kinder als positiven Nebeneffekt ihre persönlichen Stärken und Schwächen sowie Grenzen kennen, die sie beispielsweise zur späteren Selbsteinschätzung im sportlichen Handlungsfeld benötigen. Eine positive Einstellung zum eigenem Körperbild und den damit verbundenen Fähigkeiten sind daher von großer Bedeutung für die kindliche Entwicklung (vgl. Müller, 2010, S. 30).
Das Selbstkonzept hat großen Einfluss auf das Bewegungsverhalten, da ein Kind sich bei einem negativen Selbstkonzept bestimmte Bewegungshandlungen und die damit einhergehenden Anforderungen nicht zutraut bzw. falsch einschätzt. Somit beeinflusst das Selbstkonzept immer auch die individuelle Handlungsfähigkeit von Kindern (vgl. Zimmer, 2001, S. 17).
Zusammengefasst lässt sich konstatieren, dass Bewegung einen wichtigen Bestandteil in der kindlichen Entwicklung einnimmt. Wenn Kinder nicht genügend Bewegungsmöglichkeiten wahrnehmen, kann es langfristig zu Bewegungsdefiziten führen, welche sich gesundheitsschädigend auf die allgemeine Entwicklung des Kindes auswirken.
- Citar trabajo
- Anónimo,, 2021, Warum Kinder mehr Bewegung brauchen. Welche bewegungsfördernden Maßnahmen eignen sich für die Grundschule?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/975782
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