Diese Arbeit thematisiert den Zusammenhang zwischen Prokrastination, Selbstwirksamkeit und den Big-Five-Persönlichkeitseigenschaften. Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern die beiden Komponenten Selbstwirksamkeit und Big Five mit der Prokrastination zusammenhängen. In den letzten Jahren hat das Konstrukt Prokrastination in der psychologischen Forschung viel Beachtung gefunden, seither beschäftigen sich Forscher mit der Fragestellung welche Prädiktoren eine Rolle in der Erklärung des Prokrastinationsverhaltens spielen.
Dabei rücken vor allem die Selbstwirksamkeit und die Big-Five-Persönlichkeitsmerkmale immer mehr in den Fokus der Untersuchungen. Ziel dieser Arbeit war es daher herauszufinden, ob die Selbstwirksamkeit und die Big Five Persönlichkeitsdimensionen in einem Zusammenhang mit der Prokrastination stehen. Zusätzlich sollte untersucht werden, ob Geschlechterunterschiede bezüglich der Prokrastination vorherrschen.
Die Daten wurden über eine Online Umfrage, mit drei standardisierten Fragebögen erhoben. Die Stichprobe setzte sich aus 71 Probanden (N = 71) zusammen, wobei 41% der Probanden männlich und 59% weiblich waren. Das Durchschnittsalter der Probanden betrug 25 Jahre. Die Ergebnisse zeigen, dass die Selbstwirksamkeit in einem negativen Zusammenhang mit der Prokrastination steht.
Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass die Dimension, Gewissenhaftigkeit in einem negativen Zusammenhang und die Dimension, Neurotizismus in einem positiven Zusammenhang mit der Prokrastination stehen. Es konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen hinsichtlich ihres Prokrastinationsverhaltens nachgewiesen werden.
I Inhaltsverzeichnis
I Inhaltsverzeichnis
II Abbildungsverzeichnis
III Tabellenverzeichnis
IV Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen
2.1. Prokrastination
2.1.1 Merkmale von Prokrastination
2.1.2 Erklärungsansätze der Prokrastination
2.1.3 Maßnahmen zur Überwindung der Prokrastination
2.2. Selbstwirksamkeit
2.2.1 Sozio-kognitive Theorie nach Bandura
2.2.2 Verwandte Theorien der Selbstwirksamkeit
2.3. Persönlichkeit und die BIG 5
2.3.1 Zugänge zur Persönlichkeit/ Persönlichkeitstheorien
2.3.2 Das BIG 5 Modell der Persönlichkeit
2.4 Hypothesenableitung
3 Methode
3.1 Ablauf
3.2 Versuchsmaterial
3.3 Stichprobe & Design
4 Darstellung der Ergebnisse
4.1 Deskriptive Ergebnisse
4.2 Prüfung der Voraussetzungen und Ergebnisse zu den Hypothesen
5 Diskussion
5.1 Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse
5.2 Stärken und Schwächen der Untersuchung
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Anhang A: Fragebogen
Anhang B: Abbildungen und Tabellen
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit thematisiert den Zusammenhang zwischen Prokrastination, Selbstwirksamkeit und den Big Five Persönlichkeitseigenschaften. Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern die beiden Komponenten-Selbstwirksamkeit und Big Five mit der Prokrastination zusammenhängen. In den letzten Jahren hat das Konstrukt Prokrastination in der psychologischen Forschung viel Beachtung gefunden, seither beschäftigen sich Forscher mit der Fragestellung welche Prädiktoren eine Rolle in der Erklärung des Prokrastinationsverhaltens spielen. Dabei rücken vor allem die Selbstwirksamkeit und die Big Five Persönlichkeitsmerkmale immer mehr in den Fokus der Untersuchungen. Ziel dieser Arbeit war es daher herauszufinden, ob die Selbstwirksamkeit und die Big Five Persönlichkeitsdimensionen in einem Zusammenhang mit der Prokrastination stehen. Zusätzlich sollte untersucht werden, ob Geschlechterunterschiede bezüglich der Prokrastination vorherrschen. Die Daten wurden über eine Online Umfrage, mit drei standarisierten Fragebögen erhoben. Die Stichprobe setzte sich aus 71 Probanden (N = 71) zusammen, wobei 41% der Probanden männlich und 59% weiblich waren. Das Durchschnittsalter der Probanden betrug 25 Jahre (M = 24.94, SD = 5,92).
Die Ergebnisse zeigen, dass die Selbstwirksamkeit in einem negativen Zusammenhang mit der Prokrastination steht. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass die Dimension, Gewissenhaftigkeit in einem negativen Zusammenhang und die Dimension, Neurotizismus in einem positiven Zusammenhang mit der Prokrastination stehen. Es konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen hinsichtlich ihres Prokrastinationsverhaltens nachgewiesen werden.
Aufgrund von Voraussetzungsverletzungen sind die Ergebnisse vorsichtig zu interpretieren. Es bedarf weiterer Forschung bezüglich aller Hypothesen bevor eindeutige Schlüsse auf die Prokrastination gezogen werden können.
Abstract
The present study discusses the correlation between procrastination, self-efficacy and the Big Five personality traits. It is examined how the two components, self-efficacy and the Big Five are related to procrastination. In recent years, the construct procrastination has received a lot of attention in psychological research, since then researchers have been concerned with the question of which predictors play a role in the explanation of procrastination behavior. Above all, the studies focus more and more on self-efficacy and the Big Five personality traits. The aim of this work was therefore to find out whether self-efficacy and the Big Five personality dimensions are related to procrastination. In addition, it should be examined whether there are gender differences with regard to procrastination. The data were collected via an online survey with three standardized questionnaires. The sample consisted of 71 subjects (N = 71), with 41% of the subjects being male and 59% female. The average age of the subjects was 25 years (M = 24.94, SD = 5.92).
The results show that self-efficacy is negatively related to procrastination. Furthermore, it could be shown that the dimension of conscientiousness is negatively related and the dimension of neuroticism is positively related to procrastination. No significant differences between men and women with regard to their procrastination behavior could be demonstrated.
The results should be interpreted carefully due to violations of the requirements. More research is needed on all of the hypotheses before any definite conclusions about procrastination can be drawn.
II Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Grafische Darstellung der ersten Korrelation
Abb. 2: Grafische Darstellung der zweiten Korrelation
Abb. 3: Grafische Darstellung der dritten Korrelation
Abb. 4: Grafische Darstellung der vierten Korrelation
Abb. 5: Grafische Darstellung der fünften Korrelation
Abb. 6: Grafische Darstellung der sechsten Korrelation
Abb. 7: Prüfung der Ausreißer der ersten Hypothese
Abb. 8: Prüfung der Linearität der ersten Hypothese
Abb. 9: Prüfung der Ausreißer der gesamten Untersuchungsvariablen
Abb. 10: Prüfung der Linearität der zweiten Hypothese
Abb. 11: Prüfung der Linearität der dritten Hypothese
Abb. 12: Prüfung der Linearität der vierten Hypothese
Abb. 13: Prüfung der Linearität der fünften Hypothese
Abb. 14. Prüfung der Linearität der sechsten Hypothese
Abb. 15: Prüfung der Ausreißer der siebten Hypothese
III Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Reliabilitätsstatistiken der Untersuchungsvariablen
Tabelle 2 Deskriptive Statistiken der Untersuchungsvariablen
Tabelle 3 Korrelation der ersten Hypothese
Tabelle 4 Korrelation der zweiten Hypothese
Tabelle 5 Korrelation der dritten Hypothese
Tabelle 6 Korrelation der vierten Hypothese
Tabelle 7 Korrelation der fünften Hypothese
Tabelle 8 Korrelation der sechsten Hypothese
Tabelle 9 Prüfung auf Normalverteilung der siebten Hypothese
Tabelle 10 T-Test der siebten Hypothese
IV Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Für viele Menschen ist das Aufschieben von unangenehmen Tätigkeiten, wie die Abgabe der Steuererklärung, das Schreiben einer Hausarbeit oder das Aufräumen und Putzen der Wohnung, nicht fremd. Wir alle kennen diese Momente, in denen wir uns drücken vor diesen Tätigkeiten. Immer wieder werden sich wichtige Aufgaben vorgenommen, welchen jedoch zu Gunsten anderer Tätigkeiten nicht nachgegangen wird. Während die Dringlichkeit und das damit einhergehende Unbehagen steigt, wird die Anforderungen trotz dessen immer wieder auf einen späteren Zeitpunkt verlagert. So nimmt das Unglück seinen Lauf, man quält und quält sich immer mehr und schiebt alles wie eine Bugwelle vor sich her.
In der Psychologie wird diese Form der Handlungsverlagerung als Prokrastination bezeichnet (Höcker, Engberding & Rist, 2013). Prokrastination ist ein weit verbreitetes Phänomen. Studien zeigen, dass 20% der Bevölkerung unter dem chronischen Aufschieben von Tätigkeiten leiden. Dabei scheint die Prävalenz dieses Phänomens zu steigen (Ferrari, O’Callaghan & Newbegin, 2005). Obwohl diese Problematik seit Jahrzenten existiert und eine Vielzahlzahl der Menschen davon betroffen sind, hat die Prokrastination erst in den letzten Jahren Beachtung in der psychologischen Forschung erhalten. Dabei ist Prokrastination, sowie seine Ursachen und Auswirkungen noch immer nicht umfassend erforscht. Daher stellt Prokrastination ein interessantes Forschungsthema dar.
Die Ursprünge zu dieser Thematik sind noch nicht nachhaltig erforscht. Es werden immer wieder Konstrukte herangezogen, um diese komplexe Art der Handlungsverlagerung erklären zu können. Dabei ist klar, dass im Zentrum das Individuum steht. Es wird vermutet, dass genau in diesem Bereich, nämlich innerhalb der Persönlichkeitsvariablen eines Individuums, der Schlüssel für die Analysen und Erklärungshypothesen liegen. Auch die Selbstwirksamkeit eines jeden Individuums kann offenbar als Prädiktor für die Anfälligkeit der Prokrastinationstendenzen genutzt werden. In der vorliegenden Arbeit wird daher der Zusammenhang zwischen den Faktoren Prokrastination, Selbstwirksamkeit und den Big Five Persönlichkeitsmerkmalen untersucht. Zahlreiche Studien deuten bereits auf Zusammenhänge dieser Variablen hin. Zusätzlich wird untersucht, ob sich Männer und Frauen hinsichtlich ihres Prokrastinationsverhaltens unterscheiden.
Als Grundlage für die vorliegende Untersuchung erfolgt zu Beginn der Arbeit eine theoretische Einführung. Hierbei wird das Konstrukt Prokrastination anhand seiner Merkmale und Erklärungssätze definiert. Zusätzlich soll ein Überblick über erste Maßnahmen zur Überwindung der Prokrastination gegeben werden. Im Anschluss wird der Begriff, Selbstwirksamkeit anhand der sozio-kognitiven Theorie von Bandura (1977) theoretisch beleuchtet. Daraufhin wird vor den Hintergrund bestehender Persönlichkeitstheorien das Big Five Modell und die einzelnen Dimensionen beschrieben. Anschließend erfolgt ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu den Zusammenhängen der Untersuchungsvariablen. Hieran schließt sich die Ableitung der zentralen Forschungsfragen und Darstellung der Hypothesen. Das darauffolgende Kapitel umfasst die Methodik inklusive des Ablaufs der Untersuchung, des Versuchsmaterials, der Stichprobe und des Untersuchungsdesigns. Anschließend erfolgt die Darstellung der Ergebnisse. Das letzte Kapitel beinhaltet eine ausführliche ergebnis- sowie methodenkritische Diskussion. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen erfolgt ein Ausblick für weiterführende Forschung des thematisierten Forschungsbereiches und Implikationen für die Praxis im Fazit.
2 Theoretische Grundlagen
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem theoretischen Hintergrund der ausgewählten Konstrukte, welche für diese Arbeit notwendig sind. Hierzu wird zunächst das Konstrukt Prokrastination theoretisch beleuchtet. Im Anschluss wird die Selbstwirksamkeit näher beschrieben. Letztlich folgt die Begriffsdefinition der Persönlichkeit und das Big Five Modell.
2.1. Prokrastination
In den letzten Jahren haben bereits viele Forscher sich auf unterschiedliche Weise mit „Prokrastination“ beschäftigt und die Verhaltensweise zudem unterschiedlich definiert (Ferrari, Johnson, & McCown, 1995). Derzeit existiert keine allgemeine Definition des Konstruktes ,,Prokrastination, weshalb es sinnvoll erscheint das Konstrukt zunächst auf etymologischer Ebene zu betrachten. Das Wort „Prokrastination“ stammt aus dem Lateinischen und setzt sich aus den Begriffen pro „für“ und crastinum „Morgen“ zusammen. Hierauf aufbauend ist man sich bei der Definition insofern einig, dass es sich um das Aufschieben einer Aufgabe oder Entscheidung handeln soll (Klein, 1971). Allerdings war der Begriff in seinem Ursprung positiv konnotiert und beschrieb das reflektierte Aufschieben von schwerwiegenden Entscheidungen (Höcker et al., 2013).
Heutzutage impliziert der Begriff der Prokrastination eine negative Bedeutung. Gemeint ist ein dysfunktionales Verhalten, in dem dringliche Pflichten, trotz damit einhergehend negativen Konsequenzen, vernachlässigt werden, zugunsten kurzweiliger Tätigkeiten, die mit Spaß und Vergnügen verbunden sind (Ferrari, 1993). Jedoch ist Prokrastination nicht gleichzusetzten mit dem klassischen ,,Aufschieben.‘‘ Inwiefern sich die beiden Formen der Handlungsverlagerungen unterscheiden und durch welche Merkmale sich die Prokrastination auszeichnet wird im folgenden Kapitel erläutert.
2.1.1 Merkmale von Prokrastination
Wie bereits erwähnt ist Prokrastination nicht gleichzusetzen mit dem klassischen ,,Aufschieben.‘‘ Denn mit ,,Aufschrieben‘‘ ist die Verlagerung einer Aufgabe zu einem späteren Zeitpunkt gemeint. Im Alltag müssen immer wieder Entscheidungen über die Koordination von Arbeitsabläufen getroffen werden. Welche Aufgabe wann und wie erledigt werden soll, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Somit ist das Aufschieben von Aufgaben nicht gleich dysfunktional, sondern fordert das Management von alltäglichen Anforderungen. Mögliche Faktoren, die einen Einfluss auf die Aufgabenwahl nehmen können, sind beispielsweise kurzfristig anfallende Aufgaben, die sehr dringlich sind, emotionale Schwingungen oder die Kosten-Nutzen Abwägungen. All diese Punkte können Gründe für die Verlagerung einer Aufgabe zu einem späteren Zeitpunkt sein. In diesem Kontext ist es natürlich, dass die Wahl der Aktivität nicht immer zu Gunsten der Zielerreichung fällt. Das Verhalten ist erst als problematisch einzuschätzen, wenn dringlichen Aufgaben, welche zur Erreichung wichtiger Ziele erforderlich sind, kontinuierlich nicht nachgegangen wird und stattdessen Handlungsalternativen gewählt werden (Höcker et al., 2013). Diese Form des Handlungsaufschubs grenzt sich von dem klassischen Aufschieben ab und zeichnet sich durch bestimmte dysfunktionale Verhaltensmuster aus, die außerdem mit negativen Konsequenzen einhergehen. (Rhodewalt & Vohs 2005).
Einer dieser dysfunktionalen Verhaltensmuster ist, dass Prokrastinierer häufig die benötigte Zeit einer Aufgabe unterschätzen und somit einem unrealistischen Zeitmanagement unterliegen (Höcker et al., 2013). Im Zuge dessen werden anfallende Tätigkeiten so lange aufgeschoben, dass sie erst gegen Nachmittag oder sogar im späten Abend in Angriff genommen werden (Diaz-Morales & Ferrari, 2008). Dabei werden sowohl offene als auch verdeckte Tätigkeiten aufgeschoben (Ferrari, 1993). Wobei der Fokus vor allem auf dem Initiieren oder Beenden der Aufgabentätigkeit liegt (Lay & Schouwenburg, 1993). Hierbei ist das Aufschieben gewollt und entsteht nicht durch externe Einflüsse (Milgram, Marshevsky, & Sadeh, 1995). Es handelt sich dabei zwar um einen irrationalen, jedoch wiederum auch um einen bewussten Prozess. Die Handlung ist intendiert. Dies bedeutet, dass die prokrastinierende Person sich über den Akt des Aufschiebens und die negativen Konsequenzen im Klaren ist. Gegenüber den langfristigen negativen Konsequenzen überwiegen die kurzfristigen positiven Folgen. (Steel, 2007). Die Folgen der Prokrastination lösen in der prokrastinierenden Person ein subjektives Unbehagen oder andere negative Gefühle aus (Klingsieck, 2013). Zu den inneren Spannungszuständen, nimmt zusätzlich das Verhalten direkten Einfluss auf die eigentliche Leistung. Denn durch das Prokrastinieren wird die Leistung, die eigentlich hätte erbracht werden können, gemindert (Höcker et al., 2013). Des Weiteren kann sich das Prokrastinationsverhalten auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirken. Das soziale Umfeld (Arbeitskollegen, Chef, Universitätsprofessoren) kann auf die nicht erbrachte Leistung wütend oder enttäuscht reagieren. Im Zuge dessen kann sich dies wiederrum negativ auf das eigene Wohlbefinden auswirken, welches sich in Form von Stress, Überforderung oder einem reduzierten Selbstwert bemerkbar macht (Höcker et al., 2013). Trotz dieser gravierenden Konsequenzen wird das Verhalten in den meisten Fällen weiterhin ausgeführt und beibehalten (Höcker et al., 2013).
Welchen kognitiven Prozessen dieses Verhalten zu Grunde liegt und welche Ursachen die Prokrastination hat wird im nächsten Kapitel näher erläutert.
2.1.2 Erklärungsansätze der Prokrastination
Obwohl eine allgemeingültige Theorie zur Prokrastination bislang noch nicht vorliegt, kann dieses komplexe Konstrukt durch unterschiedliche Ansätze erklärt werden. Hierzu können differenzial-, motivations-, volitions- und klinisch-psychologische Erklärungsansätze herangezogen werden (Klingsieck, 2013).
Der differenzialpsychologische Ansatz betrachtet Prokrastination als eine Persönlichkeitseigenschaft (trait procrastination). Dabei werden Zusammenhänge zwischen anderen Konstrukten, wie beispielsweise geringer Gewissenhaftigkeit oder Neurotizismus betrachtet (Steel, 2007).
Der motivations- und volitionspsychologische Erklärungsansatz betrachtet Prokrastination mit dem Hintergrund von motivationalen und volitionalen Variablen. Als motivationalen Faktor kann beispielsweise die Selbstwirksamkeit herangezogen werden. Unter den volitionalen Variablen kann die Selbstkontrolle in Betracht gezogen werden. Dieser Erklärungsansatz berichtet, dass wesentliche Ursachen der Prokrastination in der fehlenden oder unrealistischen Planung liegen (Lay, 1988). Zudem hat der Prokrastinierende Probleme sich von alternativen Handlungsimpulsen abzugrenzen. (Dewitte & Schouwenburg, 2002). Andere Ursachen können zudem allgemeine Konzentrationsschwächen, sowie die Setzung falscher Prioritäten sein (Hammer & Ferrari, 2002). Prokrastination wird somit als ein Defizit der Selbstregulation betrachtet (Dietz, Hofer & Fries, 2007).
Der klinisch-psychologische Ansatz hat seinen Ursprung in der Psychoanalyse, der kognitiven Verhaltenstherapie und der Neuropsychologie (Ferrari et al., 1995).
2.1.3 Maßnahmen zur Überwindung der Prokrastination
Prokrastination begleitet den Menschen nicht nur bei alltäglich anfallenden Aufgaben, wie beispielsweise das Spülen oder Staubsaugen, sondern auch bei wichtigen Tätigkeiten, wie die Abgabe einer Leistung im Arbeitskontext. In den letzten Jahren haben sich zahlreiche Psychologen mit Gegenmaßnahmen der Prokrastination beschäftigt, um diesem problemhaften Verhalten entgegen zu wirken. Dies wurde unter anderem in dem Behandlungsmanual von Höcker et al. (2013) thematisiert. Zur Behandlung der Prokrastination führten die Psychologen unterschiedliche Ansätze auf und fassten diese innerhalb von drei Module zusammen.
Das erste Modul, Modul A umfasst ,,pünktlich beginnen‘‘, das Modul B umfasst ,,realistisch planen‘‘ und das letzte Modul, Modul C umfasst ,,Arbeitsrestriktion +,, Bedingungsmanagement‘‘. Diese Module können in unterschiedlicher Kombination angewendet werden. Entweder setzt das Behandlungsmanual in der Kombination AB oder in der Kombination ABC zusammen. In welcher Modulkombination das Manual zusammengestellt werden soll, hängt individuell von der Problemstellung und Zielsetzung des Individuums ab. So muss vorab ein Bedingungsanalyse durchgeführt werden, um eine patientenspezifische Intervention gewährleisten zu können. Hierzu muss im ersten Schritt zur Behandlung des chronischen Aufschiebens die Selbstbeobachtung erfolgen. Diese kann zusätzlich in Form einer Protokollierung festgehalten werden. Die Selbstbeobachtung bewies sich in der Vergangenheit als besonders effizient, wenn sie möglichst zeitnah und genau erfolgt. Die Selbstbeobachtung hat verschiedene Funktionen. Zum einen reduziert sich das Prokrastinationsverhalten allein durch die Beobachtung des eigenen Verhaltens signifikant und zum anderen dient das Beobachten als Basis für spätere Interventionsmaßnahmen. Durch die Selbstbeobachtung können außerdem bereits positive Verhaltensweise bestärkt werden. Angelehnt an den behavioralen Erklärungsansatz sollen zusätzlich ablenkende Stimuli kontrolliert werden, so dass das Individuum nicht von anderen Reizen, wie beispielsweise den Fernseher, Telefon usw. abgelenkt werden. Nach der erfolgreichen Erledigung einer Aufgabe sollen positiver Verstärker folgen, um das erwünschte Verhalten zu bestärken. Im nächsten Schritt ist ein Arbeitsplan zu erstellen. Die Behandlungsmodule, A, B und C dienen hierzu als Fundament. Im Folgenden werden die Inhalte dieser Module ausführlich erläutert (Höcker et al., 2013).
Das Modul A ,,pünktlich beginnen‘‘ richtet sich vor allem an Personen, die Probleme mit dem Beginnen einer Aufgabe haben. Um dem entgegen zu wirken muss zunächst ein Zeitpunkt festgelegt werden, zu dem man beginnt (z.B. 10:00 Uhr). Der Zeitpunkt sollte in Form eines Signals erinnert werden. Dies kann auf unterschiedliche Weise geschehen, wie beispielsweise durch einen Anruf, ein Wecker oder ein Zettel. Zusätzlich soll ein Ritual eingeführt werden, welches man kurz vor der Tätigkeit ausübt. Wichtig ist, dass keine Rituale eingeführt werden sollen, an denen man hängen bleiben kann. Die Autoren empfehlen beispielsweise den Schreibtisch aufzuräumen, einen Tee zu kochen oder ein bestimmtes Lied zu hören. Um zusätzliche Erfolge zu erzielen, hilft die Aktivierung motivierender Kognitionen, wie beispielsweise ,,Wenn ich jetzt lerne, geht es mir nachher besser!‘‘
Das Modul B ,,realistisch planen‘‘ dient vor allem jenen Leuten, die durch die unrealistische Planung häufig Misserfolge erleben. Oftmals haben sie Probleme ihren Arbeitsablauf realistisch zu strukturieren und zu planen. Des Weiteren leiden diese Personen auch unter Motivations- und Konzentrationsschwächen, weshalb sie auch häufig ihren Arbeitsablauf unterbrechen. Dieses Modul soll bei dem Beginnen und erfolgreichen Vollenden der Aufgaben unterstützen. Hierzu soll zunächst die zeitliche Dauer der Zeiteinheit festgelegt werden (z.B. 60 Minuten). Hierzu soll auch genau definiert werden was man in dieser Einheit schaffen möchte, wie beispielsweise das Lesen eines Artikels. Dieses Ziel soll schrittweise strukturiert werden. In dem man sich beispielsweise vornimmt den Text zunächst komplett zu lesen und alle Kernbegriffe herauszuschreiben. Ebenfalls sollten Lernpausen mit eingeplant werden, welche individuell abgestimmt werden müssen. Die Länge und Häufigkeit der Lernpausen sind abhängig von der Konzentrationsfähigkeit und der Aufmerksamkeitsspanne. Als letztes soll festgelegt werden, worauf der Fokus gelegt werden soll, während der Lernphase. Wie beispielsweise das Verstehen aller unterstrichenen Fachbegriffe. Bei diesem Modul ist es besonders wichtig realistische Pläne aufzustellen, um die Erfolgserlebnisse zu stärken. Das Erreichen von kleinen Teilzielen stärkt den Glauben größere Ziele zu erreichen. Zusätzlich ist die Senkung des Anspruchs und eine realistische Zielsetzung essenziell, um dem Aufschiebe - Verhalten vorzubeugen. (Höcker et al., 2013).
Das Modul C ,,Arbeitsrestriktion und Bedingungsmanagement‘‘ richtet sich vor allem an jene Personen, die durch das chronische Aufschieben unter einem dauerhaften Unbehagen leiden. Die Betroffenen nehmen sich meist viel zu viel vor und schieben diese Tätigkeiten über den gesamten Tag hinweg auf. Dadurch haben die Betroffenen keine klare Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit, da sie sich ständig denken ,,Eigentlich müsste ich noch diese Sache erledigen.‘‘ Das Aufschieben löst Unbehagen in der prokrastinierenden Person aus. Um dem entgegen zu wirken wird das Prinzip der Arbeitsrestriktion angewendet. Im Grunde genommen besteht dieses Modul aus festgelegten Arbeitszeiten. Außerhalb dieser Arbeitszeiten ist das Arbeiten an den Aufgaben strikt untersagt. Ziel dieses Prinzipes ist es die kognitiven Schemata zu verändern. Durch festgelegte Zeitfenster verändern sich Denkmuster von ,,ich müsste eigentlich immer arbeiten‘‘ zu ,,ich darf jetzt arbeiten.‘‘ Die Zeitfenster werden auf Basis bisheriger Arbeitszeiten ermittelt, in denen effizient gearbeitet haben. Sollte sich die Arbeitseffizienz erhöhen, können zusätzliche Arbeitsfenster eingeräumt werden. Die Arbeitseffizienz wird dabei anhand der tatsächlich gearbeiteten Zeit während der Arbeitszeit bestimmt, so dass die Zeitfenster immer wieder individuell angepasst und bestenfalls verlängert werden können. Durch die Restriktion der Arbeitszeit soll die zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll genutzt werden. Durch die festgelegten Zeiten und dem Fakt, dass vor und nach dem Zeitfenster nicht weitergearbeitet werden darf, erhöht sich die Motivation pünktlich anfangen zu müssen Höcker et al. (2013) schlagen folgende Herangehensweise der zur Arbeitsrestriktion vor: Es werden zwei Zeitfenster pro Tag eingeplant. Diese sind sowohl über die Anfangszeit, Dauer und den Endzeitpunkt genau definiert. Beginnend wird die Arbeitszeit auf 20 Minuten festgelegt. Die Vorteile der Arbeitsrestriktion liegen darin, dass realistische Arbeitszeiten eingeräumt werden. Zusätzlich findet eine psychische Entlastung statt, da der Prokrastinierende seine Freizeit genießen kann und nicht von einem schlechten Gewissen geplagt wird.
Des Weiteren können Betroffene, die an Prokrastination leiden sich an Arbeits- und Lerngruppen anschließen, so können nämlich fest vereinbarte Termine nicht so einfach verschoben werden können. Diese Verabredungen sollten möglichst an einem nicht privaten Ort stattfinden (Höcker et al., 2013).
Weitere Gegenmaßnahmen gegen Prokrastination wurden von der Psychologin Van Eerde (2016) untersucht. Innerhalb einer Metaanlyse wurden 16 Studien verglichen, die Interventionsmaßnehmen an Probanden eingesetzt wurden. Nach der Auswertung der Ergebnisse waren die effektivsten Methoden, um diesen Verhalten entgegen zu wirken das Time-Management, Kognitive Therapien und die Planung.
2.2. Selbstwirksamkeit
Der Begriff Selbstwirksamkeit (engl. Self-Efficacy) wurde 1977 von Bandura im Rahmen der sozio-kognitiven Lerntheorie eingeführt und definiert das subjektive Empfinden neue und schwierige Aufgaben durch die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten bewältigen zu können. In diesem Kontext sind keine alltäglichen Aufgaben, sondern vor allem jene Aufgaben, die ein gewisses Maß an Ausdauer und Anstrengung beanspruchen gemeint (Schwarzer & Jerusalem, 2002). Die Selbstwirksamkeit umschreibt jene Kognition, die das subjektive, Fühlen, Denken und Handeln beeinflusst. Dabei spielt die Selbstwirksamkeit eine zentrale Rolle bei der Initiierung, Aufrechterhaltung und Beenden einer Aufgabe, trotz auftuender Widerstände. Gemeint ist das Vertrauen in sich und die eigenen Fähigkeiten im Hinblick auf das Ausführen anspruchsvoller Aufgaben (Bandura, 1977). Dabei kann die Selbstwirksamkeit bei jedem Individuum anders stark ausgeprägt sein. Personen mit einer hohen Selbstwirksamkeit sind im Gegensatz zu Personen mit einer geringen Selbstwirksamkeit davon überzeigt durch ihre Kompetenzen ihr Umfeld zu beeinflussen und zeigen mehr Ausdauer bei der Herangehensweise von schwierigen Aufgaben. Die Selbstwirksamkeit kann sich stark auf die Leistung auswirken, denn das subjektive Urteil kann in Form einer selbsterfüllenden Prophezeiung bestätigt werden, so wird das Verhalten internalisiert und nimmt direkten Einfluss auf die Überzeugung künftige Handlungen ebenfalls ausüben zu können (Bierhoff, 2006; Snyder, Tanke, Berscheid, 1977). Jedoch ist die Selbstwirksamkeit nicht gleichzusetzen mit den Fähigkeiten. Denn geringe Fähigkeiten können dennoch mit einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung einhergehen und umgekehrt (Wirtz & Strohmer, 2017).
In der deutschen Fachliteratur wird der Begriff Selbstwirksamkeit mit ähnlichen Begriffen, wie Selbstwirksamkeitserwartung, Selbstwirksamkeitsüberzeugung oder Selbstwirksamkeitseinschätzung als Synonym verwendet. Auch in dieser Arbeit werden diese Begriffe gleichgesetzt und beziehen sich auf dasselbe Konstrukt.
Jedoch ist die Selbstwirksamkeit abzugrenzen von anderen Begrifflichkeiten wie den Selbstwert (engl. Self-Esteem, Self-Worth). Denn der Selbstwert umschreibt die Einstellung zu einem Selbst. Gemeint sind die eigenen Kognitionen und Gefühle über sich selbst. Jedoch stehen beide Konzepte in Verbindung miteinander, da eine hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung das Selbstwertgefühl steigern kann (Wirtz & Strohmer, 2017).
Ein weiterer abzugrenzender Begriff ist das Selbstkonzept (engl. Self-Concept). Das Selbstkonzept umfasst das gesamte Wissen einer Person über sich selbst. Dies umfasst die persönlichen Eigenschaften, Emotionen, Kognitionen und Werte einer Person und somit die Identität (Wirtz & Strohmer, 2017). Neuere Ansätze des gehen davon aus, dass das Selbstkonzept einer mehrdimensionalen, hierarchisch Struktur unterliegt. Hinsichtlich einer Rangfolge werden unterschiedliche Facetten das Selbstkonzept differenziert betrachtet. Auf der obersten Ebene befindet sich das allgemeine Selbstkonzept, welches auf der nächsten Ebene zwischen dem schulischen und nicht-schulischen Selbstkonzept unterschieden wird. Das schulische Selbstkonzept beschreibt das Selbstkonzept hinsichtlich der einzelnen Schulfächer (mathematisches Selbstkonzept, geschichtliches Selbstkonzept usw.). Wobei das nicht schulische Selbstkonzept das soziale, emotionale und körperliche Selbstkonzept beinhaltet (Shavelson, Hubner & Stanton, 1976).
Häufig werden in der die Begrifflichkeiten Selbstwirksamkeit und Selbstkonzept gleichgestellt. Jedoch beinhaltet das Selbstkonzept die Beschreibung des eigenen Selbst. Wohin gegen
die Selbstwirksamkeit sich auf die Beurteilung der eigenen Fähigkeiten bezieht (Pajares & Schunk, 2001).
2.2.1 Sozio-kognitive Theorie nach Bandura
Wie bereits zu Beginn erwähnt ist das Konzept der Selbstwirksamkeit ursprünglich auf die sozio-kognitive Lerntheorie Banduras zurückzuführen. Diese entstand als eine Erweiterung zu den traditionellen Lern- und Verhaltenstheorien, wie den Behaviorismus (Schwarzer & Jerusalem, 2002). Der Behaviorismus betrachtet das menschliche Verhalten als eine Reiz-Reaktionskette. Auf die Reaktion des Individuums folgt eine Konsequenz, die darüber entscheidet, ob das Verhalten erneut ausgeführt oder verändert wird (Watson & Graumann, 1968)
Bandura (1998) erweitert diese bereits bestehenden Annahmen zur Verhaltensänderung, um internale Faktoren. Demnach setzt sich nach Bandura das Verhalten und Handeln eines Organismus zum einen aus internalen Faktoren, wie den Emotionen oder Kognitionen und externalen Faktoren, welche von der Umwelt bestimmt sind, zusammen. Dabei werden die internalen Prozesse eigenständig gesteuert.
Nach Bandura sind zwei Komponente ausschlaggebend, um die Handlungen zu veranlassen. Die „Wirksamkeitsüberzeugungen“ (engl. efficacy expectations) und die „Ergebniserwartungen“ (engl. outcome expectations). Die Wirksamkeitsüberzeugung bezieht sich auf die eigenen Fähigkeiten, die Ergebniserwartung dahingegen ist die Einschätzung der erwarteten Konsequenz, die mit dem Verhalten einhergeht (Bandura, 1977). Bevor die Ausübung einer Handlung erfolgt, werden die eigenen Fähigkeiten und die Ergebniserwartungen eingeschätzt. Das Handeln einer Person in spezifischen Situationen hängt nach Bandura weitestgehend von diesen beiden kognitiven Faktoren ab. Die Selbstwirksamkeit beschreibt somit die Fähigkeit Person-Umwelt-Faktoren richtig einschätzen und bewältigen zu können. Daraus lässt sich schließen, dass die Selbstwirksamkeit hinsichtlich der Umweltanforderungen an das Individuum eine wichtige Ressource abbildet. Sie beinhaltete die Einschätzung des eigenen Handlungsrepertoires, die Herangehensweise, sowie die Ausdauer an einer Aufgabe dranzubleiben. Im Zuge dessen werden Attributionsmuster von Erfolg und Misserfolg entwickelt (Wudy & Jerusalem, 2011).
Zusätzlich zeigt sich die Selbstwirksamkeitsüberzeugung nach Bandura durch kognitive, affektive, motivationale und selektive Prozesse. Diese Prozesse werden auch als Mediationsprozesse bezeichnet und bestimmen den Effekt der Selbstwirksamkeitsüberzeugung (Bandura, 1977). Im Folgenden werden diese Mediationsprozesse näher beschrieben.
Die kognitiven Prozesse beinhalten die Gedankenprozesse über spezifische Verhaltensweisen. Diese können für das Initiieren oder das Nicht-Ausführen einer Handlung verantwortlich sein. Die kognitiven Prozesse zeichnen sich durch die kontinuierliche Einschätzung der eigenen Fähigkeiten aus. Dies wirkt sich zusätzlich auf die Zielsetzung aus. Personen mit einer sehr hohen Selbstwirksamkeitsüberzeugung setzen sich realistische Ziele, die nach dem erfolgreichen Beenden einer Handlung die Selbstwirksamkeit stärken. Misserfolge werden im Gegensatz zu Personen mit einer schwachen Selbstwirksamkeit eher auf externe Faktoren attribuiert (Jonas & Brömer, 2002).
Dies nimmt direkten Einfluss auf motivationale Prozesse. Die motivationalen Prozesse werden hierbei von drei Faktoren bestimmt. Von den Zielen, der Ergebniserwartung und der Kausalattribution. Die Bereitschaft die benötigte Anstrengung für eine Aufgabe aufzubringen hängt maßgeblich von der Selbstwirksamkeit ab (Jonas & Brömer, 2002). Das Erreichen des Zieles stärkt die Selbstwirksamkeitsüberzeugung. Wobei sich hingegen die Verfehlung des Zieles negativ auf die wahrgenommene Selbstwirksamkeit auswirkt und im Zuge dessen weitere negative motivationale Folgen mit sich zieht (Locke & Latham, 2006). Des Weiteren wirkt sich die internale Attribution nach der erfolgreichen Erreichung des Zieles positiv auf die Selbstwirksamkeit und die künftigen motivationalen Prozesse aus (Kocher, 2014).
Die affektiven Prozesse beschreiben das Gefühlsleben einer Person. Emotionale Erregungen wie Angst oder Stress können sich bei der Bewältigung von anspruchsvollen Aufgaben negativ auf die Zielerreichung auswirken. Die Regulation der Gefühlszustände können dem entgegenwirken. In dem die wahrgenommene Selbstwirksamkeitsüberzeugung die zu bewältigen die Aufgabe in die eigenen Kompetenzen und Fähigkeit einordnet. Somit können negative Gefühle verabschiedet werden (Kocher, 2014).
Die selektiven Prozesse bestimmen die Auswahl der Aufgaben. Die wahrgenommene Selbstwirksamkeit entscheidet welche Aufgaben von dem Individuum in Angriff genommen werden können. Je nachdem wie dieser Entscheidungsprozess ausfällt, kann sich dies auf die Weiterentwicklung bestimmter Kompetenzen auswirken. Die Wahl anspruchsvollere Aufgaben, die eine Herausforderung darstellen, kann das Individuum dazu anregen seine Kompetenzen zu erweitern (Kocher, 2014).
Demnach setzt sich nach Bandura (1998) das Verhalten und Handeln eines Organismus zum einen aus internalen Faktoren, wie die Emotionen oder Kognitionen und externalen Faktoren, die von der Umwelt bestimmt sind, zusammen. Dabei werden die internalen Prozesse eigenständig gesteuert.
Überdies benennt Bandura drei Dimensionen, die große Auswirkungen auf die Selbstwirksamkeit und somit auch auf die direkte Leistung des Individuums haben. Die drei Dimensionen sind die Höhe, Stärke und Allgemeinheit. Diese Punkte werden im Folgenden erläutert.
Die Dimension der Stärke bestimmt den Grad der Selbstüberzeugung, einer Aufgabe gerecht werden zu können. Individuen mit einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung bleiben trotz Hindernissen und Schwierigkeiten an einer Aufgabe dran, während Personen mit einer niedrigen Selbstwirksamkeitserwartung bei kleinen Widerständen an ihren Fähigkeiten zweifeln und gegeben ermaßen früher aufgaben. Die Stärke gibt somit das Maß der Wahrscheinlichkeit an eine Aufgabe zu Ende zu bringen.
Die Allgemeinheit gibt den Umfang der Aufgabenbereiche an, die ein Individuum zu bewältigen weiß. Dies kann bedeuten, dass Personen nur Aufgaben aus spezifischen Bereichen bewältigen können oder auch eine Reihe von Aufgaben aus diversen und übergreifenden Anforderungsbereichen (Hauser, 2004).
Jedoch ist zu erwähnen, dass es sich bei der Selbstwirksamkeit nicht um einen angeborenen Mechanismus, der vom Körper ohne weiteres aktiviert wird, handelt, sondern viel mehr um einen Prozess, in dem die Selbstwirksamkeit herausgebildet und gestärkt werden muss. Dieser Prozess wird nach Bandura durch vier wesentliche Faktoren bestimmt. Die eigenen Erfahrungen, die stellvertretenden Erfahrungen, die verbalen Überzeugungen und die Wahrnehmung der eigenen Gefühlserregungen. Die Erläuterung der Faktoren erfolgt nun.
Die eigenen Erfahrungen sind nach Bandura die Faktoren, die den größten Einfluss auf die Selbstwirksamkeitserwartungen ausüben. Attribuiert man die Erfolge und die Erreichung der Ziele auf die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen, fördert dies die Selbstwirksamkeit. Ebenfalls ist das Setzen von realistischen Zielen essenziell, um Erfolgserlebnisse zu schaffen (Schwarzer & Warner, 2014). Durch das erneute Erfahren von Erfolgen, wird die Selbstwirksamkeit gestärkt, sodass auch einzelne Misserfolge keinen erheblichen Einfluss auf diese haben (Schwarzer & Jerusalem, 2002).
Die stellvertretenden Erfahrungen implizieren das Modellernen. Nach Bandura können neue Verhaltensmuster auch durch das Beobachten anderen Personen entstehen. Nimmt man andere Personen bei der erfolgreichen Bewältigung von Aufgaben wahr, so kann dies die eigene Selbstwirksamkeit stärken, in dem das Individuum denkt, dass es dieselben Aufgaben auch bewältigen kann. Je ähnlicher das Modell dem zu Lernenden ist, desto höher ist die Wirkung des Lerneffekts. Die Identifikation mit dem Beobachtungsmodell hat hierbei einen entscheidenden Einfluss (Luthans et al. 2007).
Um die Strategie der verbalen Überzeugung anwenden zu können wird eine Autoritätsperson beziehungsweise eine Person, die als vertrauensvoll und kompetent eingeschätzt wird benötigt. Das positive Zureden der Autoritätsperson in die eigenen Kompetenzen stärkt das eigene Selbstwirksamkeitskonzept (Warner & Schwarzer, 2009). Wenn nach dem Zuspruch die nötige Anstrengung jedoch aussetzt, kann die gesteigerte Selbstwirksamkeit lediglich kurzfristig aufrechterhalten werden. Deshalb wird zusätzlich eine kompetente Person empfohlen, welche die Person bei ihren Zielen unterstützt und leitet. Diese Person sollte positive Rückmeldungen erteilen, welche die Leistungen auf die Kompetenzen der Person attribuiert. Wichtig hierbei ist, dass das Feedback zwar ehrlich, jedoch auch realistisch erfolgen sollte (Schwarzer & Jerusalem, 2002).
Der vierte Faktor zu Stärkung der Selbstwirksamkeit ist der Gefühlszustand des Individuums. Die physiologischen und emotionalen Erregungszustände nehmen Einfluss auf die Bewältigungskompetenz. Hierbei spielt die Interpretation dieser Erregungszustände eine wichtige Rolle. Die physiologischen Erregungszustände wie Schwitzen, Herzklopfen können ungünstiger Weise als unzureichende Kompetenz gedeutet werden (Warner & Schwarzer, 2009).
Bandura bildet die Grundlage für weitere Forschungen der Selbstwirksamkeitserwartung. In den letzten Jahren haben viele Psychologen anknüpfende Theorien, welche die Selbstwirksamkeit aus einer unterschiedlicheren Perspektive betrachtet, aufgestellt. Verwandte Theorien der Selbstwirksamkeit werden in dem folgenden Kapitel näher erläutert.
2.2.2 Verwandte Theorien der Selbstwirksamkeit
Eine verwandte Theorie der Selbstwirksamkeitserwartung ist die Theorie der erlernten Hilflosigkeit (engl. learned helplessness) von Seligman (1975). Das Konstrukt der erlernten Hilflosigkeit ist die Folge einer geringen Selbstwirksamkeitserwartung. Ursprünglich ist dieses Konstrukt auf Tierexperimente zurückzuführen. In einem Versuch gaben Forschern Versuchstieren keine Möglichkeit ihr Umfeld zu kontrollieren. Dabei konnte das ausgeführte Verhalten keinerlei Einfluss auf ihre Umgebung nehmen. Zusätzlich fügten die Forscher ohne erkennbaren Grund den Tieren negative Konsequenzen zu. Dabei hatten die Versuchstiere keine Möglichkeit diese Strafe durch ein anderes erwünschtes Verhalten zu umgehen. Nach einiger Zeit wiesen die Tiere depressive Symptomatiken auf. Sie verloren an Gewicht, wurden passiv und apathisch. Dieser Zustand wurde von den Forschern als ,,erlernte Hilflosigkeit‘‘ beschrieben. Zusätzlich übertrugen die Tiere dieses erlernte Verhalten auf andere Situationen.
Die Erkenntnisse dieses Experimentes wurden auf das Verhalten depressiver Personen übertragen. Das mehrfache Erleben des fehlenden Einflusses löst in einer Person negative Gefühle aus und führt auf lange Sicht zu einem krankhaften Verhalten. Für diesen Zustand werden Ursachen gesucht. Die Zuschreibung erfolgt auf drei Ebenen: Internalen-external, stabil-variabel, global-spezifisch (Egger, 2015).
Nach Seligman (2018) birgt der Zustand der gelernten Hilflosigkeit motivationale, kognitive und emotionale Störungen. Befindet sich ein Individuum in einer schweren Lage und macht vermehrt die Erfahrung, dass er sich durch sein Handeln nicht aus jener Situation befreien kann, wirkt sich das negativ auf die Motivation aus künftigen Handlungen auszuführen. Die fehlende Konsequenz einer Reaktion festigt kognitive Denkmuster hinsichtlich der eigenen Wirksamkeit eine Situation verändern zu können. Die Betroffenen glauben nicht, dass sie Verantwortlich für Erfolg oder Misserfolg sein können. Das Erleben von schwierigen Situationen kann Emotionen wie Furcht oder Angst auslösen. Durch das Empfinden keine Kontrolle über diese Situation zu haben, haben Individuen das Gefühl dieser Situation ausgeliefert zu sein. Auf lange Sicht kann sich im Zuge dessen eine depressive Symptomatik entwickeln.
Das Konstrukt der erlernten Hilflosigkeit steht in Verbindung mit dem Konstrukt der Selbstwirksamkeit, da es ein Beispiel für die fehlende positive Selbstwirksamkeitsüberzeugung steht ist (Egger, 2015).
Ein weiteres verwandtes Konstrukt der Selbstwirksamkeit ist das Konstrukt der Kontrollüberzeugung (engl. locus of control). Dieses hat seinen Ursprung in der sozialen Lerntheorie von Rotters (1966). Das Konstrukt der Selbstwirksamkeit entstand als eine Weiterentwicklung der sozio-kognitiven Lerntheorie Banduras. Dem Konstrukt ,,Kontrollüberzeugung‘‘ stehen zwei extreme Pole gegenüber. Zum einen die internale Kontrollüberzeugung und zum anderen die externale Kontrollüberzeugung. Die internale Kontrollüberzeugung umfasst die Überzeugung künftige Ziele durch das eigene Verhalten erreichen zu können. Wohingegen die externale Kontrollüberzeugung die Annahme hat, dass Ereignisse von äußeren Umständen bestimmt werden und der Mensch nur wenig Kontrolle besitzt (Weiner, 1994). Das geplante Verhalten folgt anhand einer Einschätzung dieser beide Komponenten. Scheint die Situation durch die eigenen Fähigkeiten zu bewältigen zu sein, so erfolgt eine Handlungsveranlassung. Wird jedoch die Situation als aussichtslos eingeordnet, wird eine Handlung ausgeschlossen. Das Konstrukt der Kontrollüberzeugung unterscheidet sich hinsichtlich spezifischer Situationen sowie Individuen und kann immer wieder neu eingeschätzt werden (Weiner, 1994). Im Laufe des Lebens entwickelt der Mensch eine Reihe von situationsspezifischen Kontrollüberzeugungen, in dem er seine Kompetenzen in jede Situation zuordnen kann. Zu der situationsspezifischen Kontrollüberzeugung wird eine generelle Kontrollüberzeugung entwickelt, welche sich auf neue Situationen bezieht. Wir die Situation erfolgreich gemeistert, so entwickelt sich eine neue situationsspezifische Kontrollüberzeugung (Mearns, 2006).
Obwohl beide Konstrukte viele Gemeinsamkeiten aufweisen unterscheiden sich die beiden Konstrukte dennoch. Denn die Kontrollüberzeugung bezieht sich auf die allgemeine Beeinflussbarkeit einer Situation. Wohingegen die Selbstwirksamkeit sich konkret auf die Beeinflussbarkeit einer Situation durch das Individuum bezieht (Rockstraw, 2006).
Ein weiteres Modell, welches im Zusammenhang mit der Selbstwirksamkeit steht, ist das Modell der Selbstregulation von Kanfer (1972). Das Modell besteht aus drei Phasen: Die Selbstüberwachung, Selbstbewertung und die Selbstverstärkung.
Die Selbstwahrnehmung beansprucht die Wahrnehmungskompetenz. Es werden Informationen über das eigene Handeln gesammelt. Die zweite der Selbstbewertung beinhaltet Aspekte der Bedeutungszuschreibung und der Interpretation. Die gesammelten Informationen werden mit allgemeinen Standards verglichen. Die letzte Phase, der Selbstverstärkung umfasst die positive oder negative Konsequenz des vorangegangenen Verhaltens (Egger, 2011).
2.3. Persönlichkeit und die BIG 5
In der Psychologie gibt es unterschiedlichste Definitionen des Wortes ,,Persönlichkeit,‘‘ weshalb es Sinn ergibt den Begriff zunächst aus etymologischer Sicht zu betrachten. Der Begriff ,,Persönlichkeit‘‘ leitet sich von dem lateinischen Wort persona ab und bedeutet übersetzt so viel wie ,,Theatermaske‘‘ (Schmitt & Altstötter-Gleich, 2010).
Nach Allport (1930) ist die Persönlichkeit ein dynamisches Konstrukt, welches für die Steuerung der inneren Prozesse zuständig ist. Gemeint ist die gesamte Organisation des Verhaltens und Denkens. Nach Eysenck wiederrum (1987) ist Persönlichkeit ein mehr oder weniger stabiles Konstrukt, welches für die Organisation des Charakters, Temperaments, Intellekts und Körperbaus zuständig ist. Dabei umfasst der Charakter das konative Verhalten, das Temperament das affektive Verhalten, das Intellekt das kognitive Verhalten und letztlich der Körperbau das physische Verhalten, dies umschließt ebenfalls die hormonelle Zusammensetzung. Diese umfangreiche Definition wurde von Pervin, Cervone und John (2005) vereinfacht zusammengefasst. In dem man die Persönlichkeit als dauerhaftes Muster der Gefühle, Kognitionen und des Verhaltens definierte. Dabei handelt es sich um ein zeitlich überdauerndes und relativ stabiles Konstrukt, welches sich im Hinblick auf das Denken, Fühlen und Empfinden bei jedem Menschen durch seine Einzigartigkeit auszeichnet. Diese Einzigartigkeit ist nach den Forschern durch eine hohe genetische Komponente determiniert (Pervin, 2001).
Die Aufgabe der wissenschaftlichen Forschung liegt darin, diese grundlegenden Strukturen und Prozesse erklären und verstehen zu können (Pervin et al., 2005). Hierzu gibt es in der Psychologie eine Vielzahl von Theorien, die das Konstrukt ,,Persönlichkeit‘‘ aus unterschiedlichsten Ansätzen beschreibt. Im folgenden Kapitel werden einiger diese Ansätze kurz beschrieben. Anschließend wird ausführlicher auf das Big Five Modell eingegangen, welches Gegenstand dieser psychologischen Untersuchung darstellt.
2.3.1 Zugänge zur Persönlichkeit/ Persönlichkeitstheorien
Wie bereits erwähnt, gibt es zahlreiche Definitionen und theoretische Ansätze, um das Konstrukt der Persönlichkeit erklären zu können. Dabei reichen die Theorien bis zum Anfang des 19 Jahrhunderts zurück. Einer der ältesten Theorien war die Typenlehre, welche unteranderem von Kretschmer (1921) oder Sheldon und Stevens (1942) geprägt wurde. Die Typenlehre folgt der Annahme, dass es eine feste Anzahl von Grundtypen gibt. Die Kategorisierung erfolgt dabei auf physikalischen Merkmalen. Beispielsweise werden schlanke Menschen als Leptosome, dicke Menschen als Pykniker und sportliche Menschen als Athleten beschrieben (Süss, 2003).
In der heutigen psychologischen Wissenschaft hat die Typenlehre keinerlei Bedeutung. Inzwischen gibt es eine Vielzahl fundierterer Ansätze zu Persönlichkeitstheorien. Im Folgenden werden einige bekannte Theorien kurz erläutert, um danach den Fokus auf die Eigenschaftstheorie zu legen, welche die Grundlage für das Big 5 Modell war (Salewski & Renner, 2009).
Einer der ersten umfassenden Persönlichkeitstheorien war der psychoanalytische Ansatz. Diese wurde zum größten Teil von Freud (1916) geprägt. Dabei ging Freud von einer universellen Funktionsweise der Persönlichkeit aus (Salewski & Renner, 2009). Die Grundannahme dieses Ansatzes geht davon aus, dass sich die Struktur der Persönlichkeit aus drei Instanzen zusammensetzt, welche das Ich, Über-Ich und Es beinhalten. Das Es entspricht den Trieben und Bedürfnissen, das Über-Ich steht stellvertretend für die Anforderung der Umwelt und das Ich agiert als Vermittler zwischen den beiden Instanzen.Dieser psychische Apparat wird im Laufe des Lebens beim Durchlaufen unterschiedlicher psychosexuellen Phasen aktiviert. Diese Prozesse verlaufen nach Freud auf unterschiedlichen Bewusstseinsebenen. Es wird unterschieden zwischen dem Bewussten, Unbewussten und Vorbewussten (Weber & Rammsayer, 2011).
Die behavioristischen Ansätze orientieren sich vor allem an dem objektiv beobachtbaren Verhalten. Es wird davon ausgegangen, dass der Mensch als ein leeres Blattpapier auf die Welt kommt und zunächst auf Umweltreize reagieren kann. Durch die klassische und operante Konditionierung werden Verhaltensweisen gelernt, wodurch sich Gewohnheiten und somit die Persönlichkeit entwickelt. Hierzu ist die positive und negative Verstärkung des Verhaltens ein maßgeblicher Faktor, durch den eine Reiz-Reaktions-Kette entsteht. Die Stärke der Reiz-Reaktions-Verknüpfung wird von der Auswahl der Konsequenz bestimmt. Durch das Einsetzen spezifischer Reize kann das individuelle Verhalten vorhergesagt werden (Weber & Rammsayer, 2011).
Die kognitiven Persönlichkeitstheorien gehen davon aus, dass interindividuelle Unterschiede durch die unterschiedliche Verarbeitung von Erfahrung entstehen. Die Art und Weise, wie ein Individuum ihr Umfeld wahrnimmt und diese konstruiert hat einen erheblichen Einfluss auf das Verhalten. Ein großer Vertreter dieses Ansatzes war Georg Kelly (1955). Kelly prägte unter anderem den Begriff des ,,Konstruktes‘‘. Persönliche Erfahrungen werden demnach in verbalen oder präverbalen Konstrukten strukturiert. Das Verhalten einer Person ist somit das Resultat der Antizipation dieser Konstrukte. Dieser Prozess erfolgt nach Kelly anhand von 11 Korollarien. Dabei ist das Individuum anders als beim Behaviorismus frei in ihrem Verhalten und Erleben. Die Erfahrungen können auch anders konstruiert werden (Weber & Rammsayer, 2011).
Als Reaktion auf psychoanalytische und lerntheoretische Persönlichkeitstheorien entstand Mitte des 20 Jahrhunderts die humanistischen Persönlichkeitstheorien. Aus der Sicht des Menschenbildes vertritt die humanistische Psychologie ein optimistisches Selbstbild. Wichtige Vertreter der humanistischen Persönlichkeitstheorie waren Rogers und Maslow. Rogers geht von einem phänomenologisch orientierten Ansatz aus, wobei sich jeder Mensch durch seine Einzigartigkeit auszeichnet in dem er die Realität aus seiner Sicht wahrnimmt und interpretiert. Das subjektive Erleben und Verhalten können von außen nicht erfasst werden. Im Zentrum steht die Aktualisierungstendenz, welche zum einen dazu dient, lebenswichtige Bedürfnisse zu befriedigen und zum anderen das positive Wachstumspotenzial anzuregen. Dies wird anhand des organischen Bewertungsprozess hinsichtlich positiver oder negativer Auswirkungen bewertet. Ziel ist es positive Selbsterfahrungen zu sammeln, und negative Erfahrungen zu vermeiden, um das gesamte Potenzial auszuschöpfen, sodass das Selbstkonzept aufrechterhalten und weiterentwickelt wird. Im Zuge dessen entsteht nach Rogers das Bedürfnis nach positiver Wertschätzung durch andere Personen und das Bedürfnis nach Selbstachtung. Weiterhin setzt sich nach der Persönlichkeitstheorie von Maslow die Persönlichkeit aus fünf hierarchisch angeordneten Bedürfnissen zusammen. Dabei wird zwischen physiologischen und psychologischen Bedürfnissen unterschieden. Ganz unten der Pyramide befinden sich die physiologischen Bedürfnisse. An der Spitze der Bedürfnispyramide ist die Selbstverwirklichung (Rammsayer & Weber, 2016).
Der eigenschaftstheoretische Ansatz kommt die alltagspsychologische Vorstellung der menschlichen Persönlichkeit sehr nah (Asendorf, 2007). Zudem ist die Eigenschaftstheorie die derzeit dominierende Richtung der Persönlichkeitspsychologie. Dieser Ansatz nutzt zur Beschreibung der Persönlichkeit einzelne Traits. Ein Trait beschreibt eine Erlebens -oder Verhaltensweise einer Person, die zeitlich stabil und über unterschiedliche Situationen hinweg gleichbleibend ist. Beispielsweise kann die Eigenschaft Ängstlichkeit über verschiede Situationen (Prüfungen, Höhe, Spritzen) hinweg aufgewiesen werden. Dabei ist diese Eigenschaft nicht direkt beobachtbar, sondern zeichnet sich sekundär durch das beobachtbare Verhalten aus, wie beispielweise durch die Mimik. Die Stabilität von Eigenschaften wurde anhand von Längsschnittstudien geprüft. Diese konnten darauf hinweisen, dass ab dem Erwachsenenalter von der Stabilität von Eigenschaften gesprochen werden kann (Rammsayer & Weber, 2016). Die Ausprägung einer Eigenschaft wird dabei durch die Häufigkeit und die Intensität des beobachtbaren Verhaltens geschlossen (Salewski & Renner, 2009). Die organisierte Gesamtheit dieser Eigenschaften wird als Persönlichkeit bezeichnet (Asendorf, 2007). Die Vertreter der Eigenschaftstheorie folgen dem psychometrischen Ansatz. Dies bedeutet, dass sie bestrebt darin sind alle Ausprägungen einer Person messbar und quantifizierbar zu machen. Hierzu können Selbsteinschätzungen, Fremdeinschätzungen oder durch standardisierte Tests dienen. Die Eigenschaftstheorien unterscheiden sich darin welche und wie viele Eigenschaften für die Beschreibung der umfassenden Persönlichkeit verwendet werden (Rammsayer & Weber 2016).
Ein weit verbreitetes theoretisches Konzept ist das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit von McCrea und Costa (1997). Die Entstehung und Grundannahmen dieses Modells werden im folgenden Kapitel erläutert.
2.3.2 Das BIG 5 Modell der Persönlichkeit
Das BIG Modell entstand 1967 aus dem psycholexikalischen Ansatz durch die beiden Forscher Allport und Odberg (1936). Der lexikalische Ansatz beruht auf der Grundannahme, dass alle notwendigen Aspekte, die zur Beschreibung einer Person, deren Verhalten und Zusammenleben mit anderen Menschen notwendig sind, in der Sprache verankert sind (Laux, 2008). Von dieser Annahme ausgehend definierten die Allport und Odberg (1936) über 4500 Begriffe, welche zur Deskription von Persönlichkeitsmerkmalen dienen sollten. Diese Überlegungen wurden von Cattell (1943) weitergeführt und zu einem Persönlichkeitsinventar mit 16 Faktoren weiterentwickelt. Aus diesem Inventar entstand das Messinstrument Personality Inventory Factors (16-PIF), welches zum Teil noch heute verwendet wird. Tupes und Christal (1992) führten auf Grundlage dieser Erkenntnisse zahlreiche korrelative Studien durch, in dem sie unterschiedliche Stichproben miteinander verglichen. Anhand dieser Studien konnten sie einige Überschneidungen feststellen und legten sich letztlich auf fünf Faktoren fest, welche die Dimensionen Neurotizismus, Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Offenheit für neue Erfahrungen und Verträglichkeit umschließen. Der Begriff Big 5 wurde erstmal 198 von Goldberg eingeführt (Amelang & Bartussek, 2001).
Auf den Grundlagen dieser Arbeiten entwickelten McCrae und Costa (1997) das NEO-Persönlichkeitsinventar, welches bis heute der bekannteste Fragebogen zur Erfassung der Big Five-Faktoren ist. Die Abkürzung ,,NEO‘‘ leitet sich dabei aus den Anfangsbuchstaben der Dimensionen Neurotizismus, Extraversion und Offenheit für neue Erfahrungen ab. Die deutsche Version dieses Persönlichkeitsinventars wurde im Jahre 2004 von den Psychologen Ostendorf und Angleitner übersetzt (Rammsayer & Weber, 2016).
Die fünf unabhängigen Faktoren umfassen die Dimensionen Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Offenheit für neue Erfahrungen, Verträglichkeit und Neurotizismus. Das Modell unterliegt einer bipolaren Struktur, wobei die jeweilige Dimension, für einen der Pole steht (Extraversion vs. Introversion). Die Dimensionen beinhalten ein großes Spektrum der jeweiligen Eigenschaften, die entsprechend der Intensität stärker oder schwächer ausgeprägt sein können. Die hohe oder niedrige Ausprägung einer Dimension ist nicht als besser oder schlechter zu bewerten. Es handelt sich vielmehr um ein breites Spektrum, bei dem sich ein Individuum mehr auf der einen oder anderen Seite des Poles bewegen kann (Fetchenhauer, 2011). Das Big 5 Model wurde zahlreich in unterschiedlichen Kulturen angewendet und bewies sich als universelles Konstrukt (Amelang & Bartussek, 2001).
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