Wer kann es besser – der Staat oder die private Wirtschaft? Die grundlegende Frage, ob relevante Infrastruktur wie die Eisenbahn in staatliche oder private Hände gehört, ist kontrovers. Je nach dem gerade vorrangigen volkswirtschaftlichen und politischen Verständnis eines Landes und der Zufriedenheit mit dem Eisenbahnsystem, kann ein Ruf nach Privatisierung – oder auch nach einer Rückverstaatlichung – schnell auf die politische Agenda geraten. Ein genauer Blick in das privatisierte britische und das staatliche österreichische Eisenbahnsystem soll Aufschluss geben.
Mehr als zehn Jahre sind bereits vergangen, seit die Deutsche Bahn unter ihrem damaligen Chef Hartmut Mehdorn privatisiert werden sollte. In letzter Minute wurden die Pläne vom damaligen Finanzminister Peer Steinbrück gestoppt. Aufgrund der 2008 kursierenden Finanzkrise hätte der Börsengang der DB nur etwa die Hälfte der ursprünglich geplanten Erlöse eingebracht. Seither ist die bereits in der Bahnreform von 1994 geplante Privatisierung in Deutschland nicht weiterverfolgt worden.
Dennoch ist die grundlegende Frage, ob solch relevante Infrastruktur in staatliche oder private Hände gehört, latent vorhanden. Je nach dem gerade vorrangigen volkswirtschaftlichen und politischen Verständnis eines Landes und der Zufriedenheit mit dem Eisenbahnsystem, kann ein Ruf nach Privatisierung – oder auch nach einer Rückverstaatlichung – schnell auf die politische Agenda geraten. Ein Beispiel für Letzteres gab es jüngst in Großbritannien. Dort fährt die bis dato private Northern Rail als Teil des liberalisierten Eisenbahngeflechts seit März dieses Jahres wieder unter staatlicher Kontrolle.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wer kann es besser – der Staat oder die private Wirtschaft?
- 2 Theoretische Grundlagen
- 2.1 Ursachen von Marktmacht
- 2.2 Natürliche Monopole
- 2.2.1 Subadditivität
- 2.2.2 Irreversibilität
- 2.3 Regulierungsbedarf
- 2.3.1 Contestability
- 2.3.2 Daseinsvorsorge und Äquivalente
- 2.4 Netzsektoren, Netzdienstleistungen und Netzinfrastrukturen
- 2.4.1 Ökonomische Charakteristika von Netzinfrastrukturen
- 2.4.2 Netzexternalitäten
- 2.4.3 Größenvorteile in Netzen
- 2.4.4 Besonderheiten des Eisenbahnsektors
- 2.4.5 Aufbau von Eisenbahnsystemen (Drei-Ebenen-Schema)
- 3 Privatisierung von Staatsunternehmen am Beispiel der British Rail
- 3.1 Eisenbahn in Großbritannien
- 3.1.1 Geschichte
- 3.1.2 Heutige Struktur
- 3.2 Motive und Ziele der Privatisierung
- 3.2.1 New Opportunities for the Railways
- 3.2.2 Ziele
- 3.3 Umsetzung der Privatisierung
- 3.4 Erfolge und Probleme
- 3.4.1 Erfolge
- 3.4.2 Probleme
- 3.5 Aktuelle Zahlen und Entwicklungen
- 4 Österreichische Bundesbahnen vom Kombinat zum Staatsunternehmen
- 4.1 Eisenbahn in Österreich
- 4.1.1 Geschichte
- 4.1.2 Heutige Struktur
- 4.2 Motive für die Fortführung als Staatsunternehmen
- 4.3 Reformen und Modernisierung
- 4.4 Erfolge und Probleme
- 4.4.1 Erfolge
- 4.4.2 Probleme
- 4.5 Aktuelle Zahlen und Entwicklungen
- 5 Eisenbahn in Deutschland
- 5.1 Geschichte
- 5.2 Heutige Struktur
- 5.3 Aktuelle Zahlen und Entwicklungen
- 6 Privatisierung der Deutschen Bahn – eine gute Idee?
- 6.1 Effizienz und Kundenorientierung
- 6.2 Daseinsvorsorge versus unternehmerisches Handeln
- 6.3 Staat in der Verantwortung
- 6.4 Intransparente Tarifstrukturen und fehlende Koordination
- 7 Fazit und abschließende Bewertung
- Theoretische Grundlagen von Marktmacht und natürlichen Monopolen
- Regulierungsbedarf und Daseinsvorsorge
- Ökonomische Charakteristika von Netzinfrastrukturen und die Besonderheiten des Eisenbahnsektors
- Privatisierung und ihre Folgen am Beispiel der British Rail
- Staatliche Steuerung und Reformen am Beispiel der Österreichischen Bundesbahnen
- Kapitel 1 stellt die zentrale Fragestellung der Masterarbeit vor: Wer kann es besser - der Staat oder die private Wirtschaft?
- Kapitel 2 behandelt die theoretischen Grundlagen, insbesondere die Ursachen von Marktmacht und die Charakteristika von natürlichen Monopolen. Es werden wichtige Konzepte wie Subadditivität, Irreversibilität und Contestability sowie die Bedeutung von Daseinsvorsorge und Regulierung erläutert.
- Kapitel 3 beleuchtet die Privatisierung der British Rail. Es wird die Geschichte der britischen Eisenbahn, die Motive und Ziele der Privatisierung sowie die Umsetzung und deren Folgen analysiert. Außerdem werden aktuelle Zahlen und Entwicklungen betrachtet.
- Kapitel 4 untersucht die Entwicklung der Österreichischen Bundesbahnen als Staatsunternehmen. Die Geschichte der österreichischen Eisenbahn, die Motive für die Fortführung als Staatsunternehmen, Reformen und Modernisierung sowie Erfolge und Probleme werden dargestellt.
- Kapitel 5 befasst sich mit der Entwicklung der Eisenbahn in Deutschland. Die Geschichte, die heutige Struktur und aktuelle Zahlen und Entwicklungen werden beleuchtet.
- Kapitel 6 diskutiert die Frage, ob eine Privatisierung der Deutschen Bahn sinnvoll wäre. Es werden Argumente für und gegen eine Privatisierung im Hinblick auf Effizienz, Kundenorientierung, Daseinsvorsorge und staatliche Verantwortung betrachtet.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Frage, ob Infrastruktur besser in privater oder staatlicher Hand liegen sollte. Am Beispiel der British Rail und der Österreichischen Bundesbahnen werden die Vor- und Nachteile beider Modelle untersucht.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Infrastruktur, Privatisierung, Staatsunternehmen, natürliche Monopole, Regulierung, Daseinsvorsorge, Eisenbahn, British Rail, Österreichische Bundesbahnen, Deutsche Bahn, Effizienz, Kundenorientierung.
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- Sebastian Rudolph (Autor), 2020, Infrastruktur in privater oder staatlicher Hand?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/975050