Untersucht wurde die Entwicklung der Frau in der Romantik anhand von Sophie Friederike Schubert, Bettina von Arnim und Dorothea Schlegel.
Die Emanzipation wird als „Befreiung aus einem Zustand der Abhängigkeit oder Beschränkung, […] der Frauen“ (Brockhaus 1911) beschrieben und mit Begriffen wie „unabhängig machen [oder] gleichberechtigt stellen“ (ebd.) verglichen. Der Duden bezeichnet die Emanzipation als eine „Befreiung von Abhängigkeit [oder als] Gleichstellung“ (Duden 1996) und definiert das zugehörige Verb emanzipieren als „unabhängig [und] frei von überkommenen Vorstellungen“ (ebd.).
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist Emanzipation?
2. Die Romantik
2.1 Die wesentlichen Merkmale in der Romantik
2.2 Die historischen Lebensumstände in der Romantik
3. Männer in der Romantik
4. Frauen in der Romantik
4.1 Sophie Friederike Schubert
4.2 Bettina von Arnim
4.3 Dorothea Schlegel
5. Die Salons in der Romantik
6. Die Entwicklung der Emanzipation der Frau bis in das 21. Jahrhundert
7. Die heutige Stellung der Frau
8. Inwiefern hat die Romantik die Entwicklung der weiblichen Emanzipation beeinflusst?
9. Literaturverzeichnis
10. Anhang
10.1 Anhang 1
10.2 Anhang 2
1. Was ist Emanzipation?
Die Emanzipation wird als „Befreiung aus einem Zustand der Abhängigkeit oder Beschränkung, […] der Frauen“ (Brockhaus 1911, S. 508) beschrieben und mit Begriffen wie „unabhängig machen [oder] gleichberechtigt stellen“ (ebd.) verglichen. Der Duden bezeichnet die Emanzipation als eine „Befreiung von Abhängigkeit [oder als] Gleichstellung“ (Duden 1996, S. 249) und definiert das zugehörige Verb emanzipieren als „unabhängig [und] frei von überkommenen Vorstellungen“ (ebd.).
2. Die Romantik
Die Epoche der Romantik wird vornehmlich in der Literaturgeschichte von 1795 bis 1835 datiert. Dabei unterscheidet man in der Regel zwischen der Frühromantik (1795-1806), der Hochromantik (1806-1822) und der Spätromantik (1822-1835) (vgl. Borcherding 2003, S. 6).
Die Romantik war die erste Epoche, die sich mit der Gleichberechtigung der Frau auseinandersetzte. Sogar viele Männer beschäftigten sich mit der prekären Lage der Frau, so schrieb beispielsweise Clemens Brentano an Sophie Mereau, dass „[e]s […] für ein Weib sehr gefährlich [ist] zu dichten“ (Lindenhahn 2010, S. 57). Dabei drückt Brentano die Schwierigkeiten einer selbstständigen Frau aus, da Frauen ihre literarischen Werke nur in Zeitungen, Briefen oder ähnliches publizieren konnten, oder ihr Werk unter einem Pseudonym veröffentlichten, wie beispielsweise Karoline von Günderode (vgl. ebd.).
2.1 Die wesentlichen Merkmale in der Romantik
Die Romantik konzentrierte sich vor allem auf die subjektive Innenwelt des Menschen, der eigenen Fantasie und auf alles Mystische und Magische. Eine von Novalis‘ Aussagen lässt erkennen, wie das Mystische und Magische seinen Platz in der Romantik hat und wie sich Gegensätzlichkeit in der Romantik verbinden lässt: „Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.“ (Novalis 1978, S. 334).
Viele romantische Symbole und Motive veranschaulicht beispielshalber Caspar David Friedrich in seinen Werken. In seinem Gemälde „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ (1818), sowie in „Frau am Fenster“ (1822) erkennt man das Motiv des Wanderns und darüber hinaus ebenfalls das Motiv der Sehnsucht insbesondere das Fernweh und die Wanderlust. Die Nacht als wunderbarer, magischer Zeitraum, sowie das Wundervolle und das Motiv des Mondes werden zahlreich in der Romantik behandelt. Bereits in den ersten vier Versen des Gedichts „Wunder der Liebe“ (Tieck 1821, S. 211-214) von Ludwig Tieck aus dem Jahr 1804 werden genau diese Motive aufgegriffen und auch in der Dichtung „Mondnacht“ (Hillach 1970, S. 285) von Joseph von Eichendorff, das er im Jahr 1837 verfasste, wird auf diese Symbole eingegangen.
2.2 Die historischen Lebensumstände in der Romantik
Der Leitgedanke der Französischen Revolution war die Gleichheit aller Menschen unter der Parole „liberté, egalite und fraternité“ (Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit). Diese Werte spiegeln sich auch in der französischen Verfassung (vgl. Commichau 1998, S. 75) mit vielen weiteren Freiheiten, wie Presse-, Religions- oder Meinungsfreiheit. Die „Déclaration des Droits de l'Homme et du Citoyen“ (1789) galt jedoch nur für Männer, somit waren Frauen und Sklaven nicht mit eingebunden (vgl. A. Reinhard 2019). Die französische Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Olympe de Gouges setzte sich für dieselben Rechte für Frauen ein und war nachgerade revolutionär. In der Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne (Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin) stellt sie 17 Artikel auf, in denen sie fordert, dass Frauen dieselben Rechte wie Männern zugesprochen werden sollten und dass die Frau frei geboren werde (vgl. Frysak 2014-2020). Wenn man die Erklärung Gouges‘ mit der von Rousseau vergleicht, stellt man fest, dass Gouges nicht einfach den Begriff „Mensch“ durch „Frau“ ersetzt. Vielmehr akzentuiert sie die notwendige „Vereinigung von Frau und Mann" (Art. 3) und strebt es an, die Rechte der Frau und des Mannes zu schützen (vgl. Art. 3). Als Feministin möchte sie die Rechte aller Menschen sichern, nicht nur die Rechte der Frauen, sondern auch die Rechte des Mannes. Ihre Anmerkung: „Die Frau hat das Recht das Schafott zu besteigen, also muss sie auch das Recht haben, die Rednertribüne zu besteigen“, verkörpert nur zu gut wie erklecklich emanzipiert Gouges‘ Betrachtungen schon waren (vgl. Jung 2016). Bedauerlicherweise wurde die Frauenrechtlerin am 3. November 1793 „von den jakobinischen Machthabern guillotiniert – sie habe vergessen, was sich für ihr Geschlecht ziemt, hieß es“ (ebd.).
In den Artikeln, die im Allgemeinen Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794 veröffentlicht wurden, tauchen Forderungen und Gesetzte auf, die heutzutage auf viel Empörung stießen. Laut Artikel 45 benötigt man die Einwilligung des Vaters, um eine Ehe eingehen zu dürfen, deren Hauptzweck es ist, gemäß Artikel 1, Kinder zu erzeugen und zu erziehen (vgl. Borcherding, S. 8). Außerdem ist „[d]er Mann das Haupt der ehelichen Gesellschaft“, er sei bei Entscheidungen ausschlaggebend (vgl. ebd.). Der Mann sei dazu befugt über „die Person, die Ehre, und das Vermögen seiner Frau in und außer Gerichten zu vert[]eidigen“, deshalb hat die Frau nicht das Recht alleine Prozesse zu führen, wenn der Mann nicht einwilligt (vgl. ebd.). Die Frau ist bei einer Eheschließung dafür zuständig sich um das Haus zu kümmern und darf nicht gegen den Willen des Mannes arbeiten gehen (vgl. ebd.).
Daraus lässt sich schließen, dass Frauen durchaus nicht als Subjekt angesehen wurden und somit auch „keine mündigen, autonomen Menschen“ (Vahsen 2008) waren, „sondern […] eine Geschlechtsvormundschaft, ausgeübt durch den Vater, den Bruder oder den Ehemann“ (ebd.) bedurften. Ihnen wurden „‘natürliche[] Geschlechtseigenschaften‘ wie Tugend, Sittsamkeit und Fleiß“ (ebd.) zugeteilt, die die Frauen als Ehefrau und Mutter im Haus ausübten, währenddessen der Mann den Ort der Öffentlichkeit bekleidete (vgl. ebd.).
3. Männer in der Romantik
Joachim Heinrich Campe schreibt in seinem „Väterlichen Rath für meine Tochter“, dass er die Pflicht für Ordnung im Haus zu sorgen als „wahre weibliche Bestimmung“ (Borcherding 2003, S. 7) ansieht, da „der, zwar ungelehrte, aber gesunde und wohlgebildete Menschenverstand ihrer anspruchslosen Mutter [...] ihm eine weit köstlichere Unterhaltung verschaffe[], als ein gelehrtes Weib mit aller ihrer Belesenheit und Vielwisserei ihm nur gewähren könnte“ (vgl. ebd.). Inhaltlich betont er, dass Bildung nicht zu den Fähigkeiten einer würdigen Frau gehöre (vgl. ebd.).
Eine ähnliche Meinung hat auch Adolf von Knigge, die er 1784 in einem der „Briefe über Erziehung“ veröffentlicht. Er ist der Ansicht, dass Frauen dem Naturgesetz unterworfen seien, „ihren Mann für ihren Herrn zu erkennen“ (ebd.). Man soll die Frauen zu Sanftmut, Nachgiebigkeit und Unterwürfigkeit erziehen. Knigge „habe die Heldenweiber nie leiden können“ (ebd.) und ist der Überzeugung, dass ein durchschnittlich intelligenter Mann ein besseres Familienoberhaupt sei als eine Frau mit überdurchschnittlichem Verstand, da die Familie somit von außen betrachtet würdevoller und ausgeglichen ist und die Frau nicht in seine rechte eingreift (vgl. ebd.). Das Beherrschen von Handarbeit, Haushalt und Küche sei die der Frauen „natürlich [und] eigent[]ümliche Bestimmung“ (ebd.).
In Arthur Schopenhauers Werk „Paralipomena“ tätigt Schopenhauer selber die Aussage, dass er „[s]chon [am] Anblick der weiblichen Gestalt [erkennen kann], da[ss] das Weib weder zu großen geistigen noch zu körperlichen Arbeiten bestimmt ist“ (vgl. Borcherding 2003, S.9). Die Frau sei als ein großes Kind zu beschreiben und stelle die mittlere Instanz zwischen dem Kind und dem Mann dar (vgl. ebd.). Schopenhauer äußert den Gedanken, das er bei der Beobachtung eines Mädchens daran denken muss, „was ein Mann beim besten Willen an ihrer Stelle leisten könnte“ (ebd.).
4. Frauen in der Romantik
Die Romantik ist die erste Epoche, in der sich einige Frauen über ihre prekären Lebenslagen austauschten und emanzipatorische Gedanken äußerten. Laut Edda Ziegler, „Dozentin für Neuere Deutsche Literatur und Buchwissenschaft an der Universität München“ (Edda Ziegler o.J.), sei das emanzipatorische Handeln in der Romantik, wie beispielsweise von Bettina von Arnim, „unter den Zeitgenossen […] nicht durchweg positiv angerechnet worden, sehr wohl aber von den Frauen folgender Generationen, die […] bis heute Anfänge von einer Art von Frauenemanzipation [in der Romantik] sehen“ (Roehrkohl 2010: 00:00:30-00:00:47). Die Frauen in der Romantik beschäftigten sich mit dem Recht auf Bildung und der freien Berufswahl, sowie mit der Möglichkeit sich entfalten und selbstverwirklichen zu können.1 Viele romantische Schriftstellerinnen publizierten ihre Bücher anonym oder unter einem Pseudonym, wie beispielsweise den Namen des Ehemannes, nur wenige veröffentlichten ihre Schriften unter ihrem eigenen Namen (vgl. Borcherding 2003, S. 1,2). Dies akzentuiert, dass die Gesellschaft Schriftstellerinnen nicht akzeptierte, da viele den Gedanken des misogynen Stereotyps der Frau derzeit noch in sich trugen (vgl. Borcherding 2003, S. 9). Trotz alle dem besaßen manche Frauen zu der Zeit den „Willen und Mut [, die] Prozesse der spezifischen weiblichen Selbstfindung“ (Lüthi 1997, S. 78) zu modellieren, trotz dieser vorurteilenden Gesellschaft.
4.1 Sophie Friederike Schubert
Sophie Schubert wurde am 27. März 1770 in Altenburg, Thüringen geboren und genoss eine exzellente Ausbildung. Durch den Unterricht in Musik, Zeichnen und Literatur, sowie durch die Beherrschung von sechs Fremdsprachen, war Sophie eine durchaus gut gebildete Frau, was früher eher als eine Ausnahme galt. Nach sechs Jahren langen Werbens seinerseits heiratete sie 1793 den Jurastudenten Karl Mereau. Die Gründe sind nur spekulativ, jedoch willigte sie wahrscheinlich in die Heirat ein, da sie nach dem Tod ihrer Eltern finanziell abgesichert sein wollte oder da Mereau Kontakt zu Verlegern besaß und er Sophie in den literarischen Kreisen bekannt machen sollte. Im nächsten Jahr veröffentlichte sie anonym ihren Roman „Das Blütenalter der Empfindung“, in dem sie „die Bemühung weiblicher Hauptfiguren um Selbstentfaltung und Unabhängigkeit, gleichzeitig aber auch um die Erfüllung in der Liebe“ (Lindenhahn 2010, S. 57 f.) thematisiert. Im Frühjahr 1794 willigt sie in eine enge Liebesbeziehung mit dem Studenten Heinrich Kipp ein. Schiller ist inzwischen eine Art Lehrer für Sophie geworden, sie fragt ihn um Rat, da die Ehe mit Mereau unerträglich geworden sei (vgl. ebd.). Viele von ihr verfasste Gedichte werden in Schillers „Die Horen“ publiziert, darüber hinaus verfasst sie auch viele Übersetzungen und wird ziemlich populär. Der Höhepunkt ihrer Schriftstellerei ist die Nennung als einer der beliebtesten Dichter in der angesehenen Literaturzeitschrift Deutschland. 1800 lässt sich Sophie sich als erste Frau Jenas von Mereau scheiden und heiratete nach drei Jahren aufgrund einer Schwangerschaft Clemens Brentano, den sie schon aus einer früheren Romanze kannte. Jedoch war Brentano geplagt von Neid und Eifersucht auf den Erfolg seiner Frau, sodass dies Sophie enorm belastete. Bei den nachfolgenden Geburten kommen ihre Kinder nur wenige Wochen später ums Leben, am 31. Oktober 1806 stirbt Sophie mit ihrer Tochter bei ihrer sechsten Gebäre (vgl. ebd.).
In ihrem Gedicht Erinnerung und Fantasie (vgl. Lindenhahn 2010, S, 59) thematisiert Sophie das Leiden ihrer Selbst, da sie sich nicht die Möglichkeit hat sich selbst zu verwirklichen und ihr Leben nicht so führen konnte, wie sie es sich ersehnt hatte.
In ihrem ersten Roman Das Blütenalter der Empfindung kehrt Sophie die traditionelle Rollenverteilung um. Die Protagonistin Nanette wird idealisiert dargestellt und ist im Stande ihn „auf den höchsten Gipfel menschlicher Glückseligkeit empor zu heben“ (Mereau 1794). Der Einfluss von Nanette auf Albert ist so immens, dass er sich im Laufe des Romans ihrer Ideologie, das heißt ihrer Meinung und ihrer Vorstellungen, anpasst. Sophie forderte „gleiche Rechte mit dem Manne“ (ebd.) Ferner fragt sie sich, ob „[die Frauen] nicht fast allenthalben mehr der Willkür des Mannes unterworfen“ seien und ob „sie nicht vielmehr bloß geduldet als beschützt“ werden (ebd.). Sophie kritisiert, dass die Frauen nicht die Möglichkeit haben sich zu entfalten und erwartet die Gleichstellung zwischen Mann und Frau. Solche Gedankengänge zu äußern war in der Romantik äußerst mutig und revolutionär. In einem Brief an Henriette Geißler von 1792 äußert Sophie sich über die Ehe. Nach ihrer Ansicht ist „es der höchste Grad von Selbstverl[e]ugnung […], wenn ein Mädchen, beim Eintritt in die Ehe, sich so ganz ihres eigenen Selbst entkleidet, alles angefangen liegen lä[ss]t und – als Anhang eines Mannes – in der Welt erscheint – als wenn sie nur eine menschenähnliche Maschine wäre, die durch die Seele des anderen […] bewegt werden [muss]“ (Gersdorff 1984, S. 20 f.). Ungewöhnlich für Ihre Zeit war ihre Wahrnehmung der Ehe. Im weiteren Verlauf des Briefes stellt sie die Frage, „ob gerade die Ehe das einzige Mittel zu [einen] Endzwecke ist“ (ebd.).
4.2 Bettina von Arnim
Bettina wurde am 4. April 1785 in Frankfurt am Main geboren. Ihre Eltern verstarben früh, woraufhin Bettine bei ihrer Großmutter Sophie von La Roche aufwuchs, die selber Dichterin war. Beschrieben wird sie als eine Person, die sich selber immer treu blieb und von der eine gewisse „innere Sicherheit“ (Lindenhahn 2010, S. 63) ausgestrahlt wurde. Bettina konnte durch ihr starkes Selbstbewusstsein unabhängig von dem Rest der Welt leben, und diese Unabhängigkeit stufte sie als sehr bedeutsam für sich ein. Auf den Wunsch ihres Bruders Clemens Brentano einen Mann für Bettina zu finden entgegnete sie: „Ich bitte dich um Gottes willen, gib doch auch deine Stoßseufzer auf um einen lieben Mann, den du mir herbeiwünschst… es ist Vorsorge, geliebter Clemens, aber glaube, dass ich keiner Stütze bedarf und dass ich nicht das Opfer werden mag von solchen närrischen verurteilen. Ich weiß, was ich bedarf – ich bedarf, dass ich meine Freiheit behalte“ (ebd.). Auch nach der Heirat mit Achim von Armin behielt sie ihre Freiheit und besuchte beispielsweise berühmte Persönlichkeiten wie Goethe oder reiste viel. Manchmal Nach dem Tod ihres Mannes fing Bettina an, sich sozial zu engagieren und half den Amen, die von der Choleraepidemie betroffen waren. Bettina beteiligte sich an Protesten gegen das Demagogengesetz, fordert sowohl mehr Toleranz, als auch Meinungs- und Religionsfreiheit und verlangte bessere Bildungschancen für das einfache Volk, sowie die Emanzipation der Juden (vgl. Lindenhahn 2010, S. 63 f.). Den Gedanken zur Abschaffung der zeitgenössischen Missstände, ebenso wie der Aufruf zur Judenemanzipation unterstreichen Bettinas fortschrittliche Gedanken, die in ihrer Zeit sehr ungewöhnlich waren. Die prekäre Situation der Frau beschreib sie als „Sklavenzeit, in der [sie] geboren [wurde]“ (Lindenhahn 2010, S.14). Zudem äußerte sie aufklärerische Gedanken: „Selbstdenken ist der höchste Mut.“ (ebd.) und kritisierte, ja sogar wehrte sich gegen Aussagen, die ihr vorschrieben sich mehr um den Haushalt zu kümmern, zu heiraten oder sich nicht mehr der Mathematik oder Bildung im allgemeinen Sinne hinzugeben, denn „wenn [sie] ebensoviel häusliche Tugenden geäußert hätte [wie ihre verheiratete Schwester, hätte sie] gewi[ss] auch einen Mann bekommen“ (ebd.). Daraufhin klärte sie den Frankfurter auf, dass sie dies alles tat, um „[s]ich vor dem Mottenfra[ss] der Häuslichkeit zu bewahren“ (ebd.). Ihre emanzipierten Gedankengänge gingen ihrer Zeit schon weit voraus und sind durchaus auffallend und erwähnenswert.
[...]
1 Im Jahr 1795 durfte Dorothea Erxleben als erste Frau Deutschlands im Fach Medizin promovieren. Ihr Vater Christian Leporin lehrte sie und ihre Brüder die Heilkunde. Erxleben wurde als Frau nicht zum Studium zugelassen und wehrte sich mit ihrer Publikation „Gründliche Untersuchung der Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom Studieren abhalten“ (Erxleben 1742). In ihrer Schrift geht sie auf die Vorurteile und Hürde des Studiums für Frauen ein. Ihre Argumentation ist überzeugend und widerlegt die Vorurteile und Aspekte, weshalb Frauen nicht zugelassen werden sollten. Damit veröffentlichte Erxleben die erste grundlegende und bahnbrechende Arbeit zum Problem der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Zusätzlich bat sie den preußischen König Friedrich den Großen um ihre Promotion, woraufhin sie mithilfe der königlichen Sondergenehmigung dann 1754 ihre Prüfung mit Bravur meisterte (vgl. Schroeder 1989).
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- Anonym,, 2020, Die Emanzipation der Frau in der Romantik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/974381
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