In den Wirren der späten Weimarer Republik, zwischen dem Scheitern parlamentarischer Mehrheiten und dem Aufstieg des Nationalsozialismus, entfaltet sich ein dramatisches politisches Ränkespiel, in dem Intrigen, Machtkämpfe und das Streben nach autoritärer Herrschaft die Demokratie untergraben. Nach dem Rücktritt der Regierung Müller im März 1930, beauftragt Reichspräsident Hindenburg Heinrich Brüning mit der Regierungsbildung. Doch Brünings Deflationspolitik, geprägt von Steuererhöhungen und Sozialabbau, verschärft die wirtschaftliche Not und treibt die Menschen in die Arme radikaler Parteien. Die NSDAP erlebt einen kometenhaften Aufstieg, während die politische Polarisierung die Republik in bürgerkriegsähnliche Zustände stürzt. Hinter den Kulissen agiert die sogenannte "Kamilla", ein Schattenkabinett aus Militärs, Bürokraten und Wirtschaftsführern, die Hindenburg beeinflussen und Brünings Sturz betreiben. Es folgen die kurzlebigen Kabinette Papen und Schleicher, deren Versuche, die Krise zu bewältigen, scheitern und letztlich den Weg für Adolf Hitler ebnen. Diese Analyse der Präsidialkabinette zwischen 1930 und 1933 beleuchtet die fatalen Fehlentscheidungen und die zerstörerischen Kräfte, die zum Untergang der Weimarer Republik führten. Im Fokus stehen die zentralen Akteure, ihre Motive und die politischen Strategien, die in einer Zeit der wirtschaftlichen Depression, der politischen Radikalisierung und der wachsenden gesellschaftlichen Spannungen angewendet wurden. Das Buch untersucht die Mechanismen des Machtverfalls, die Rolle der Eliten und die verhängnisvolle Dynamik, die schließlich zur Machtergreifung Hitlers führte. Eine fesselnde Darstellung der Zerrissenheit und des Scheiterns einer Demokratie, die als Mahnung für die Gegenwart dient. Die politische Geschichte der Weimarer Republik, die Analyse der Krisenjahre und die Aufarbeitung der historischen Ereignisse sind von großer Bedeutung für das Verständnis der deutschen Geschichte und der Entstehung des Nationalsozialismus. Die Ära der Präsidialkabinette unter Hindenburg, Brüning, Papen und Schleicher, die Verhandlungen mit Hitler, die Rolle der Reichswehr und die Einflüsse der Industriellen werden detailliert untersucht. Ein Muss für jeden, der die Hintergründe des Aufstiegs des Nationalsozialismus verstehen will.
-Rücktritt Müllers am 27. März 1930 und damit das Ende der letzten von der Mehrheit im Parlament getragenen Regierung
- Hindenburg beauftragt schon drei Tage später Heinrich Brüning (Zentrum) mit der Bildung einer neuen Regierung
- diese Regierung sollte nach der Idee General von Schleichers, Chef des Ministeramtes im Reichswehrministerium und ein enger Berater Hindenburgs, auf das Vertrauen des Reichspräsidenten stützen und vom „Parteiengezänk“ im Reichstag unabhängig sein
- außerdem sollte das Kabinett antiparlamentarisch und antisozialistisch gebildet werden (d.h. es sollte an keine Koalition gebunden und keinem sozialdemokratischen Einfluss ausgesetzt sein), und man wollte die Weimarer Koalition in Preußen unter der Führung des Sozialdemokraten Otto Braun absetzen
- möglich war diese Regierungsform durch den Artikel 48 (Notverordnungsrecht) und den Artikel 25 (Reichstagsauflösung)
Das Kabinett Brüning 1930-1932:
- Brünings außenpolitisches Hauptziel war die Streichung der Reparationszahlungen an die Alliierten
- sein wirtschaftliches Konzept im Inland war die Deflationspolitik, mit der er den Staatshaushalt ausgleichen und neue Arbeitsplätze schaffen wollte
- die Folge waren Erhöhung der direkten und indirekten Steuern, Abbau der Sozialausgaben und Kürzung der Gehälter im öffentl. Dienst
- aus der daraus folgenden weiteren Verminderung der Kaufkraft nahm die Arbeitslosigkeit weiter zu
- als das Parlament sich im Juli 1930 weigerte, neuen Kürzungen im Sozialwesen zuzustimmen, löste es der Reichspräsident auf und legte Neuwahlen fest
- die Wahlen waren eine Niederlage für die Demokratie: die NSDAP konnte mit 18,3% der Stimmen ihre Sitze im Reichstag verneunfachen und auch die KPD gewann an Stimmen; die SPD und die bürgerlichen Parteien mit Ausnahme des Zentrums verloren an Stimmen— politische Radikalisierung (siehe Buch)
- es kam dadurch wieder keine regierungsfähige Mehrheit zustande und Brüning regierte mit Notverordnungen weiter; SPD tolerierte größtenteils die Politik Brünings aus Angst vor einem weiteren Stimmzuwachs der NSDAP
- am 9.10.1931 übernimmt Brüning noch zusätzlich das Außenministerium und Reichswehrminister Groener noch das Innenministerium—eine gefährliche Machtkonzentration
- Auseinandersetzungen der Parteien verlagerten sich immer mehr auf die Straße; die Folge waren teilweise bürgerkriegsähnliche Zustände
- am 11. Oktober traf sich die „Nationale Front“ in Bad Harzburg, um alle
Nationalsozialisten und Rechtsradikalen im Kampf gegen Brüning und die Regierung zu vereinigen
- bei der Reichspräsidentenwahl 1932 gewann Hindenburg vor Hitler(NSDAP) und
Thälmann(KPD), doch hatten die früheren nationalen und monarchistischen Wähler Hindenburgs diesmal für Hitler gestimmt
- Brüning verlor immer mehr das Vertrauen der Präsidentenberater („Kamilla“), da er sich nicht als Marionette benutzen ließ und da er im Reichstag von der SPD toleriert wurde
- die Berater waren Vertraute Hindenburgs, hinter denen militärische, bürokratische und wirtschaftliche Eliten standen; eine Art Schattenkabinett
- in der Umgebung des Reichspräsidenten und vor allem bei Schleicher machte sich Unmut breit, als Brüning und Groener ein Verbot von SA und SS erwirkten (SA und SS waren Kampfverbände der NSDAP)
- Groener trat auf betreiben Schleichers zurück
- im Mai `32 wurde dann auch Brüning zum Rücktritt gezwungen, da Hindenburg seine Unterschrift zu einem Gesetz zur Hilfe arbeitsloser Landarbeiter und Kleinbauern verweigerte; der Kamilla war es leichtgefallen, den Reichspräsidenten gegen diesen „Agrarbolschewismus“ und damit gegen Brüning aufzubringen
- Brünings Politik hatte den Aufstieg der NSDAP wesentlich beschleunigt
Das Kabinett Papen 1932
- Hindenburg ernannte Franz von Papen (Zentrum) zum neuen Reichskanzler; Papens politische Fähigkeiten wurden allgemein nicht sehr hoch eingeschätzt
- Papens „Kabinett der Barone“ bestand aus sieben Adeligen und nur drei bürgerlichen Ministern, unter ihnen auch General von Schleicher als Reichswehrminister
- Schleicher hatte zuvor mit Hitler (NSDAP) in einer geheimen Absprache die Bedingungen für die Tolerierung der nächsten Präsidialregierung ausgehandelt, die Papen nach seinem Amtsantritt dann einlöste
- der Reichstag wurde am 4.Juni aufgelöst, es wurden Neuwahlen angesetzt und das Verbot von SA und SS aufgehoben
- die darauf folgenden Straßenschlachten und politischen Auseinandersetzungen kosteten mehr als 300 Menschen das Leben und über 1100 Menschen wurden verletzt
- am 20.Juli wird durch Notverordnungen die sozialdemokratische preußische Regierung abgesetzt („Preußenschlag“)
- bei den Reichstagsneuwahlen wurde die NSDAP zum überragenden Wahlsieger und stellte mit 37,3% der Stimmen die stärkste Reichstagsfraktion- auch die KPD konnte an Stimmen zulegen
- nach der ersten Reichstagssitzung ließ Papen aufgrund eines Misstrauensantrags gegen die Regierung den Reichstag erneut auflösen und legte Neuwahlen fest
- nach dem Wegfall der Reparationszahlungen nahm sich die Regierung Papen verstärkt der Arbeitslosigkeit an
- bei den Neuwahlen des Reichstags verlor die NSDAP ca. 2 Millionen Stimmen, die KPD legte wieder leicht zu, aber der „Rechtstrend“ begann zu schwinden
- doch da der Reichstag der Regierung erneut das Misstrauen aussprechen würde, erwog das Kabinett einen „Kampfplan“, um das Parlament zu entmachten und den Parteienpluralismus aufzuheben; das Ziel war ein autoritärer Staat
- doch da Schleicher die Unterstützung der Reichswehr verweigerte, trat die Regierung Papen am 17.November 1932 zurück
Das Kabinett Schleicher 1932-1933
- am 3.Dezember wird General von Schleicher von Hindenburg zum Kanzler ernannt
- als „sozialer General“ war sein Hauptziel Arbeitsplätze zu schaffen
- da die SPD und die bürgerlichen Parteien ihre Zusammenarbeit mit Schleicher verweigerten, versuchte er, die NSDAP zu spalten und mit Gregor Strasser (NSDAP) den nichtrevolutionären Teil der Partei für sich zu gewinnen
- Hitler setzte sich innerparteilich gegen Strasser durch und das Vorhaben scheiterte
- durch seine Sozialpolitik verlor Schleicher immer mehr das Vertrauen der „Kamilla“ und vieler anderer einflussreichen Leute
- Hindenburg war weiterhin gegen eine Kanzlerschaft Hitlers
- doch als die Berater Hindenburgs, vor allem Papen, und auch einige Großindustrielle sowie hohe Militärs sich entschieden beim Reichspräsidenten für Hitler aussprachen, bröckelte sein Wiederstand
- als Schleicher am 28. Januar 1930 vom Reichspräsidenten eine Vollmacht zur Auflösung des Reichstags und die Erklärung des Staatsnotstandes verlange, lehnte Hindenburg ab
- Schleicher trat daraufhin zurück
- am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt (Beginn des „Dritten Reiches“)
Das Kabinett Hitler
- das letzte Präsidialkabinett der Weimarer Republik bestand aus drei Mitgliedern der NSDAP, Papen als Vizekanzler und einigen konservativen Männern
- Hindenburg und Papen glaubten, Hitler somit „eingerahmt“ zu haben
- außerdem dachten sie, indem sie Hitler politische Verantwortung übergaben, ihn somit „in die Ecke drängen zu können“
- die Hitler-Gegner wollten oder konnten keinen gemeinsamen Widerstand ausüben
Häufig gestellte Fragen
Was waren die Hauptpunkte des Rücktritts von Müller im Jahr 1930 und der darauf folgenden Regierungsbildung?
Der Rücktritt Müllers am 27. März 1930 markierte das Ende der letzten Regierung mit parlamentarischer Mehrheit. Hindenburg beauftragte Heinrich Brüning (Zentrum) mit der Bildung einer neuen Regierung, die auf das Vertrauen des Reichspräsidenten gestützt und unabhängig vom "Parteiengezänk" im Reichstag sein sollte. Diese Regierung sollte antiparlamentarisch und antisozialistisch sein und die Weimarer Koalition in Preußen unter Führung von Otto Braun absetzen. Artikel 48 (Notverordnungsrecht) und Artikel 25 (Reichstagsauflösung) ermöglichten diese Regierungsform.
Welche Ziele verfolgte das Kabinett Brüning von 1930-1932?
Brünings außenpolitisches Hauptziel war die Streichung der Reparationszahlungen. Innenpolitisch verfolgte er eine Deflationspolitik, um den Staatshaushalt auszugleichen und Arbeitsplätze zu schaffen. Dies führte zu Steuererhöhungen, Abbau der Sozialausgaben und Gehaltskürzungen im öffentlichen Dienst. Als das Parlament Kürzungen im Sozialwesen ablehnte, löste der Reichspräsident es auf. Die Wahlen 1930 waren eine Niederlage für die Demokratie, mit Stimmgewinnen für NSDAP und KPD und Verlusten für SPD und bürgerliche Parteien. Brüning regierte mit Notverordnungen weiter, toleriert von der SPD aus Angst vor weiteren NSDAP-Gewinnen. 1931 übernahm Brüning das Außenministerium, Groener das Innenministerium. Auseinandersetzungen verlagerten sich auf die Straße. Brüning verlor das Vertrauen der Präsidentenberater ("Kamilla"), insbesondere nach dem Verbot von SA und SS. Im Mai 1932 wurde er zum Rücktritt gezwungen, da Hindenburg ein Gesetz zur Hilfe arbeitsloser Landarbeiter verweigerte. Seine Politik beschleunigte den Aufstieg der NSDAP.
Wer waren die Schlüsselfiguren und Ereignisse im Zusammenhang mit dem Kabinett Papen 1932?
Hindenburg ernannte Franz von Papen (Zentrum) zum Reichskanzler. Papens "Kabinett der Barone" bestand aus Adeligen und wenigen bürgerlichen Ministern, darunter General von Schleicher. Schleicher hatte mit Hitler (NSDAP) eine Tolerierung der Regierung Papen ausgehandelt, die Papen umsetzte: Auflösung des Reichstags, Neuwahlen, Aufhebung des Verbots von SA und SS. Es folgten Straßenschlachten. Am 20. Juli wurde die sozialdemokratische preußische Regierung abgesetzt ("Preußenschlag"). Bei den Reichstagswahlen wurde die NSDAP stärkste Fraktion. Nach einem Misstrauensantrag wurde der Reichstag erneut aufgelöst. Die Regierung Papen befasste sich mit der Arbeitslosigkeit. Bei den Neuwahlen verlor die NSDAP Stimmen. Das Kabinett erwog einen "Kampfplan" zur Entmachtung des Parlaments, trat aber zurück, als Schleicher die Unterstützung der Reichswehr verweigerte.
Was waren die Hauptmerkmale des Kabinetts Schleicher von 1932-1933?
Am 3. Dezember wurde General von Schleicher Kanzler. Er versuchte, Arbeitsplätze zu schaffen. Er versuchte, die NSDAP zu spalten und mit Gregor Strasser den nichtrevolutionären Teil zu gewinnen, scheiterte aber. Schleicher verlor das Vertrauen der "Kamilla". Hindenburg war weiterhin gegen Hitler als Kanzler, gab aber nach, als Berater, Großindustrielle und Militärs sich für Hitler aussprachen. Als Schleicher die Auflösung des Reichstags und den Staatsnotstand forderte, lehnte Hindenburg ab. Schleicher trat zurück. Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt (Beginn des "Dritten Reiches").
Wie war das Kabinett Hitler zusammengesetzt und welche Erwartungen bestanden?
Das letzte Präsidialkabinett der Weimarer Republik bestand aus drei NSDAP-Mitgliedern, Papen als Vizekanzler und konservativen Männern. Hindenburg und Papen glaubten, Hitler "eingerahmt" zu haben und ihn durch politische Verantwortung "in die Ecke drängen" zu können. Die Hitler-Gegner konnten keinen gemeinsamen Widerstand leisten.
Welche Quellen wurden für diese Informationen verwendet?
Die Informationen stammen aus "Informationen zur politischen Bildung: Weimarer Republik", dem Schulbuch "Weimarer Republik, Nationalsozialismus" und "Abiturwissen: Die Weimarer Republik".
- Quote paper
- Sebastian Hain (Author), 2000, Die Präsidialkabinette, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97296