Die Malerei im Nationalsozialismus
Entartete Kunst
Gründe und Ursprünge
Mein Kampf
Es gibt wahrscheinlich mehrere Ursprünge der nationalsozialistischen Einstellung gegenüber der Kunst, doch ein wichtiger Faktor dabei spielte Hitlers Buch ,,Mein Kampf". In diesem Werk, 1924 geschrieben, begründet Hitler die Entstehung einer Kultur mit der Unterjochung niederer Völker durch die Arier. Diese Völker würden dann als technisches Instrument einer werdenden Kultur dienen.
Antisemtitismus
Hitlers negative Einstellung den modernen freien Künsten gegenüber zeugte sehr stark von seiner antisemitischen Haltung. So bringt er, aber auch andere, die Kunst immer wieder mit dem Judentum in Verbindung. Dieses sei ein Förderer der Niggerkunst und unfähig, Werke der bildenden Künste herzustellen. In seinem Buch erwähnt er, daß seit 1900 ein Durchbruch der jüdischen Infektion auf dem Gebiet der bildenden Künste erkennbar sei, der sich im Kubismus und im Dadaismus ausdrücke. Das Dulden der Künste in Frankreich erklärt er mit einem ungenügenden Rassebewußtsein. Diese avantgardistische Kunst ist für ihn der Abhub einer kranken, biologischen Grundlage und sei durch die Vermischung von >nordischem< und jüdischem Blut entstanden. Später nennt Hitler Augenfehler, die durch Vererbung oder mechanische Weise entstanden, als Grund für das Produzieren solcher Geisteskrankheiten.
Rosenberg
Für Rosenberg, Parteigenosse und Redakteur des ,,Völkischen Beobachters", liegt der Beginn der Kunstentartung im Impressionismus. Dieser wurde nach seiner Ansicht zum Schlachtruf des allzersetzenden Intellektualismus und
damit zur mythenlosen Sinnlichkeitskunst. Man wollt jedoch etwas ausdrücken und so entstand nach Rosenbergs Ansicht der Expressionismus, für den allerdings nichts mehr zum Ausdrücken da gewesen sei. Es ist verständlich, daß der Expressionismus als feindlich angesehen wurde, da man, hier besonders, sich eigene Gedanken machen konnte. Und eigene Gedanken, sowie der sogenannte Intellektualismus allgemein, waren gefährlich. Auch Rosenberg mag erkannt haben, daß der Betrachter eines Werkes die negative Realität sieht und somit eine negative und, was schlimmer ist, eine kritische Sehweise bekommt. Die Vorbilder in Sachen Kunst lagen für die Nationalsozialisten sowohl in der Antike als auch im 19. Jahrhundert. Für Hitler besteht ein Zusammenhang zwischen den Griechen und den Germanen. Beide mußten, bzw. müssen um ihr Kulturdasein kämpfen. Die Vorliebe für die griechische Kunst erkennt man an den übergroßen und mächtigen Bauwerken der Nazis. Die deutschen Romantiker im 19. Jahrhundert wurden deshalb so geschätzt, da sie ,,altmeisterliche" deutsche Technik mit der Natur, einem sehr bedeutenden Merkmal in der NS-Kunst, vereint haben.
Die moderne Kunst hingegen sei ein Gemenge aus uralten, primitiven Überlieferungen und allerneusten technischen Erkenntnissen, und somit eine rein verstandesmäßig hergestellte Kunst. Der Mythos, der für die Nazis eine Hauptrolle im Kunstgeschehen spielte, fehlte.
Vorgehen des Staates
Kulturzeitschriften
Schon vor der Machtergreifung verfügte die NSDAP über sehr viele Zeitungen und Zeitschriften, darunter auch einige auf dem Kultursektor. Dort erschienen schon früh antisemitische Zeichnungen, meist Karikaturen, die zum Teil ohne jegliches Können entstanden. Ein bedeutender Karikaturist war Hans Schweitzer, der für die Zeitung ,,Der Stürmer" zeichnete. Seine Zeichnungen entsprachen der Vorstellung der Partei. Er brachte das Bild des ,,eisenharten, willensstarken, deutschen Kämpfers" zu Papier. Eine solche Zeichnung sollte auffallen und der Betrachter sollte sich identifizieren können.
Kunsterhaltung
Joseph Goebbels, späterer Reichspropagandaminister, sprach sich anfangs, bis 1939, für die Erhaltung der Kunst und die Kulturschaffung in Deutschland aus. So war er interessiert, bedeutende Künstler wie Richard Strauß im Reich zu behalten. Wobei das Interesse an den Leistungen dieser Künstler mal dahingestellt sei. Bei der Gründung der Reichskammer der bildenden Künste 1933 verspricht Goebbels keine Gesinnungsriecherei gegenüber Kunstschaffenden. Auch wisse er, daß es bei der Kunst nicht darauf ankomme, was man will, sondern was man kann. Leider stimmte dieser Satz mit der nationalsozialistischen Kunstschaffung nicht überein.
Ausstellung
Trotzdem sah man direkt am Anfang schon die Kunst als entartet an und begann mit der Kunstvernichtung. So wurde der Partei durch das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums die Möglichkeit gegeben, unliebsame Museums- oder Galeriedirektoren zu entlassen. Die erste Kunstausstellung fand im Herbst 1933 statt. Man versuchte den deutschen Expressionismus zu erhalten. So gab es eine Ausstellung mit Macke, Nolde und Heckel, die allerdings nach 3 Tagen wieder geschlossen wurde. Emil Nolde sei negroid, pietätlos, roh und bar jeder inneren Formkraft. Nicht nur ihm wurden tückische Attacken gegen den ,,Arier" Jesus vorgeworfen. Noch mehrmals zeigte man die Werke der Expressionisten. Doch ließ man den Besucher nicht hilflos das Kunstwerk betrachten, sondern gab ihm einen wertenden Ausstellungsführer mit. Auch schon der Name der Ausstellung verriet einiges. So z.B.: ,,Kunst im Dienste der Zersetzung" oder ,,Verfallskunst seit 1910". Seit 1935 gab es Schandausstellungen, in denen man Werke von z.B. Liebermann, Munch, Beckmann und Dix fand. Diese sogenannten Schandkollektionen hatten NS-Künstler aus ganz Deutschland zusammengetragen. Dabei kamen etwa 5000 Gemälde und 12000 Graphiken zusammen. 1936 gab es eine deutliche politische Radikalisierung, die sich auch stark auf die Kunst auswirkte. Kunstzeitschriften, die nicht antisemitisch genug waren, wurden verboten, NS-Künstler durften nur Parteimotive malen.
Entartete Kunst
Am 19.Juli 1937 wurde die größte Ausstellung über ,,Entartete" Kunst eröffnet. Die Ziele waren, anhand von Originaldokumenten Einblick in den grauenhaften Kulturzerfall zu geben und die gemeinsamen Wurzeln von politischer und kultureller Anarchie aufzuweisen. Um die Bedeutsamkeit dieser Ausstellung hervorzuheben, war der Eintritt für Jugendliche verboten und ansonsten gratis. In dem Ausstellungsführer wurden die einzelnen Kunstwerke mit kommentierenden Texten versehen, so heißt es zum Beispiel neben dem Bild eines abstrakten Katzenkopfes aus Stein: ,,Wenn ein unheilbar Irrsinniger, ein Dilettant wohlgemerkt, eine Katze formt, so sieht das etwa so aus." Man hatte die Werke in acht Gruppen eingeteilt, deren Name schon einiges aussagte: Kein Form- und Farbempfinden, Hohn auf Christliches, Politisch falsch, Antikriegsmalerei, verletzte Moral, Juden, kein Rassebewußtsein, Verhöhnung geistigen Ideals. Bedeutende Künstler in dieser Ausstellung waren Beckmann, Dix, Nolde, Ernst, Feininger, Kandinsky, Klee, Kokoschka, Nay.
Danach
Nach dieser Ausstellung wurden die Kunstwerke verkauft, meistens in die Schweiz, oder verbrannt. So fand am 27. Mai 1943 in Paris eine Bilderverbrennung statt. Hier wurden ,,nur" 500 Werke der insgesamt 100000 aus ganz Europa zusammengeraubten Kunstwerke dem Feuer überlassen.
Parteikunst
Kunstart
Neben den Zeitschriften über ,,Entartete Kunst", gab es auch solche über die ,,deutsche Kunst im Sinne des Staates". Diese Blätter stammten meistens von der NS-Kulturgemeinde, die diktatorisch vorgab, ob ein Kunstwerk gut oder schlecht, ästhetisch oder unästhetisch, künstlerisch oder nicht sei. Die Malerei hatte den Zweck bekommen, Staatsziele oder nationalsozialistische Ideen auszudrücken. Dabei kam es weniger auf das Können, sondern auf die Aussagekraft eines Kunstwerkes an. Bilder, auf denen der Führer oder Parteisymbole zu sehen waren, wurden nicht selten mit Anerkennungen belohnt.
Motive
Im 3. Reich gab es einen Naturalismus in der Malerei, der auf der naturalistischen Auffassung beruhte. Es sollte das freie und natürliche Leben dargestellt werden. Städtemalerei gab es überhaupt nicht. Ein häufiges Bildthema war die Technik, die ziemlich verabsolutiert dargestellt wurde. Meistens handelte es sich hierbei um Waffen oder andere Kriegsmittel.
Beliebte Motive der Malerei waren auch: der Mensch mit einem gesunden Körper, die Familie, die Zusammenhalt ausdrückt, Bauern und Arbeiter, als Symbol des Schaffens, die schon erwähnte Natur und der Krieg. Bilder zu diesem Thema beinhalteten fast immer Verwundete, denen von lachenden Kameraden geholfen wird, und im Hintergrund sah man meistens Kriegsgefährte und Explosionen. es wurden im Nationalsozialismus wenige bis gar keine Bilder über die Probleme des Staates gemalt.
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