Bildung ist in modernen, industrialisierten Gesellschaften zu einem wichtigen Kriterium der sozialen Differenzierung geworden. Durchgängig wird beispielsweise die formale Bildung in sozialstatistischen Erhebungen als Indikator für die soziale Lage von Individuen und Haushalten verwandt.
Warum ist Bildung Katalysator sozialer Ungleichheit? Die Antwort scheint auf der Hand zu liegen: Wer besser ausgebildet ist, verdient besser. Diese Aussage verweist zwar auf einen Zusammenhang zwischen Ausbildungsniveau und Einkommensniveau, begründet ihn aber nicht.
Versuche einer Begründung liefern hingegen verschiedenste Erklärungsansätze, die starke Divergenzen aufweisen, wie sie den Zusammenhang von Bildung und Einkommen und Kausalitäten dieser beiden Variablen formulieren. Müller und Mayer, die sich mit den verschiedensten Thesen zum Verhältnis von Bildung, Beruf und Einkommen auseinandersetzen, schreiben zur Charakterisierung des Diskussionsstandes, "daß fast jede denkbare Behauptung über die Beziehungen zwischen sozialer Herkunft, Bildung und beruflichem Status auch tatsächlich vertreten worden ist."
Zur Erklärung des Zusammenhangs von Bildung und Einkommenshöhe werden im Rahmen dieser Arbeit drei Konzepte herangezogen: das Mitte der 60er Jahre von Blau und Duncan vorgelegte Statuszuweisungsmodell, die aus der Ökonomie stammende Humankapital-Theorie und Thurows Theorie der Arbeitsplatzkonkurrenz.
Zur anschließenden empirischen Überprüfung dieser Hypothesen dienen Daten einer Längsschnittsuntersuchung von Blossfeld, Hannan und Schömann zur Verdienstentwicklung im Lebenslauf bei Männern. Die genannten Autoren überprüfen in dieser Untersuchung nicht nur den Einfluß der Variable Bildung auf die Einkommenshöhe, bzw. die Entwicklung des Einkommens, sondern ziehen auch zahlreiche andere Variablen- wie beispielsweise gesamtwirtschaftliche Faktoren - hinzu. Dies ermöglicht eine Überprüfung der generellen Frage, ob Bildung wirklich die entscheidende Determinante für die Einkommenshöhe darstellt oder ob andere Determinanten nicht schwerer wiegen?
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Ausgesuchte Theorien der Mobilitätsforschung
II.1 Die frühe Mobilitäsforschung
II.2 Die Statuszuweisungstheorie
II.2.1 Die Statuszuweisungstheorie und die Höhe der Arbeitseinkommen von Berufsanfängern
II.3 Die Humankapitaltheorie
II.3.1 Die Humankapitaltheorie und die Höhe der Arbeitseikommen von Berufsanfängern
II.3.2 Die Humankapitalttheorie und die Auswirkungen der Bildungsex- pansion
II.3.3 Die Humankapitaltheorie und die Verdienstentwicklung auf ein und demselben Arbeitsplatz
II.4 Die Theorie der Arbeitsplatzkonkurrenz
II.4.1 Die Theorie der Arbeitsplatzkonkurrenz und die Höhe des Arbeits- einkommens von Berufsanfängern
III. Die empirische Überprüfung der Hypothesen
III.1 Übersicht der Hypothesen
III.2 Datenbasis und Variablendefinition
III.2.1 Datenbasis
III.2.2 Reliabilitätsprobleme
III.2.3 Die Operationalisierung der Variable Bildung
III.3 Ergebnisse der empirischen Überprüfung
III.3.1 Die Phase des Berufseintritts
III.3.1.1 Ausbildungsniveau und Einkommen
III.3.1.2 Die Auswirkungen der Bildungsexpansion auf das erste Arbeitsein- kommen
III.3.2 Die Phase der Verweildauer auf ein und demselben Arbeitsplatz
IV. Zusammenfassung
V. Literatur
I. Einleitung
Dem allgemeinen vorwissenschaftlichem Bewußtsein ist die Annahme eines Zusammenhangs von Bildung und Lebenschancen, die Annahme der Produktion und Reproduktion von Strukturen sozialer Ungleichheit auch oder wesentlich durch ungleiche Bildung ebenso gegenwärtig wie dem soziologischen Denken.
Bildung ist in modernen, industrialisierten Gesellschaften zu einem wichtigen Kriterium der sozialen Differenzierung geworden.[1] Durchgängig wird beispielsweise die formale Bildung in sozialstatistischen Erhebungen als Indikator für die soziale Lage von Individuen und Haushalten verwandt.
Warum ist Bildung Katalysator sozialer Ungleichheit? Die Antwort scheint auf der Hand zu liegen: Wer besser ausgebildet ist, verdient besser. Diese Aussage verweist zwar auf einen Zusammenhang zwischen Ausbildungsniveau und Einkommensniveau, begründet ihn aber nicht.
Versuche einer Begründung liefern hingegen verschiedenste Erklärungsansätze, die starke Divergenzen aufweisen, wie sie den Zusammenhang von Bildung und Einkommen und Kausalitäten dieser beiden Variablen formulieren. Müller und Mayer, die sich mit den verschiedensten Thesen zum Verhältnis von Bildung, Beruf und Einkommen auseinandersetzen, schreiben zur Charakterisierung des Diskussionsstandes, "daß fast jede denkbare Behauptung über die Beziehungen zwischen sozialer Herkunft, Bildung und beruflichem Status auch tatsächlich vertreten worden ist."[2]
Zur Erklärung des Zusammenhangs von Bildung und Einkommenshöhe werden im Rahmen dieser Arbeit drei Konzepte herangezogen: das Mitte der 60er Jahre von Blau und Duncan vorgelegte Statuszuweisungsmodell, die aus der Ökonomie stammende Humankapital-Theorie und Thurows Theorie der Arbeitsplatzkonkurrenz.
Die Grundzüge der genannten Theorien sollen zunächst jeweils dargestellt und anschließend Hypothesen über den Zusammenhang von Bildung und Einkommen, bzw. der Entwicklung des Einkommens in zwei verschiedenen Phasen der Erwerbsverlaufs: in der Phase des Berufseintritts und in den Phasen, in denen die Arbeitskräfte auf ein und demselben Arbeitsplatz verbleiben, im Sinne dieser Theorien herausgearbeitet werden. Ein deutlicher Schwerpunkt wird hier auf das Modell der Humankapitaltheorie gelegt.
Hier interessiert auch, welche Hypothesen zur Auswirkung der Bildungsexpansion auf die Entwicklung der Arbeitseinkommen formuliert werden bzw. dem Gedankengang der Theorie des Humankapitals folgend formuliert werden können.
Zur anschließenden empirischen Überprüfung dieser Hypothesen dienen Daten einer Längsschnittsuntersuchung von Blossfeld, Hannan und Schömann zur Verdienstentwicklung im Lebenslauf bei Männern.[3] Die genannten Autoren überprüfen in dieser Untersuchung nicht nur den Einfluß der Variable Bildung auf die Einkommenshöhe, bzw. die Entwicklung des Einkommens, sondern ziehen auch zahlreiche andere Variablen- wie beispielsweise gesamtwirtschaftliche Faktoren - hinzu. Dies ermöglicht eine Überprüfung der generellen Frage, ob Bildung wirklich die entscheidende Determinante für die Einkommenshöhe darstellt oder ob andere Determinanten nicht schwerer wiegen?
II. Ausgesuchte Theorien der Möbilitätsforschung
II.1 Die frühe Mobilitätsforschung
Seit ihren ersten Anfängen hat sich die soziale Schichtungs- und Mobilitätsforschung für die Offenheit von Gesellschaften und den Grad der Chancengleichheit interessiert. Als empirisches Maß für die Offenheit galt dabei lange Zeit das Ausmaß der beruflichen Mobilität zwischen dem relativen Status der Väter und der Söhne, das heißt der Umfang an intergenerationaler Mobilität. Die theoretische Grundlage dieser Studien bildete die Annahme, daß Familien die bestimmenden Einheiten des sozialen Schichtungssystems sind und daß ihre Einordnung in das System sozialer Ungleichheit an der Position des - in der Regel männlichen - Haushaltsvorstandes festgemacht werden kann. In methodischer Hinsicht ging man davon aus, daß intergenerationale Mobilitätstabellen ein geeignetes Instrument sind, die Offenheit und Geschlossenheit von Gesellschaften und historischen Perioden zu vergleichen.[4]
Es soll hier nicht die Debatte über die Bedeutung der Familie im System sozialer Ungleichheit geführt werden, der Focus liegt in dem Hinweis auf ihre Methode - die Verwendung von Mobilitätstabellen - die häufig in Frage gestellt wurde. So kritisiert Sørensen, daß die Standardmobilitätstabellen, die sich auf Daten aus Querschnittserhebungen stützen, zum einen alle Aspekte der Zeitabhängigkeit in den Karriereprozessen von Vätern und Söhnen vernachlässigen, zum anderen , daß die anderen in den Studien erhobenen Variablen, wie etwa der Ausbildungsabschluß der Befragten, methodisch nur schwer mit den Übergangswahrscheinlichkeiten der intergenerationalen Mobilitätstabelle zusammengebracht werden können.[5]
Dieser Exkurs in die frühe Mobilitätsforschung hat eine doppelte Funktion. Zum einen soll er den Vorteil von Längschnittdaten gegenüber Querschnittdaten hervorheben, in denen im Gegensatz zu letzteren der Faktor Zeit berücksichtigt ist. Aus diesem Grund wird im empririschen Teil dieser Arbeit die Überprüfung der Hypothesen über den Zusammenhang von Ausbildung und Einkommen mittels Daten einer Längsschnittuntersuchung durchgeführt. Zum anderen kann durch die Verweise auf die Nachteile der Methode der frühen Mobilitätsforschung die Bedeutung des Statuszuweisungstheorie unterstrichen werden, wie im folgenden erläutert wird.
II.2 Die Statuszuweisungstheorie
Das Statuszuweisungsmodell wurde 1967 von Peter M. Blau und Otis D. Duncan vorgelegt. In methodischer Hinsicht war dieses Modell mit der Einführung der Pfadanalyse auf der Basis der linearen Regression verbunden. Die Anwendung der Pfadmodelle erlaubte die Beschreibung direkter und indirekter Zusammenhänge zwischen verschiedenen Variablen. So z.B. die Berechnung des direkten und indirekten Einflußgewichts der Position des Vaters auf die berufliche Position des Befragten, oder die Berechnung der vermittelnden Rolle der Ausbildung des Befragten in diesem Prozess, was einen großen Fortschritt für die Mobilitätsforschung darstellte.[6] Allerdings wurde auch hier die Zeitabhängigkeit der Variablen, also der Faktor Zeit, außen vorgelassen, da die Effekte der Variablen weiterhin auf der Basis von Querschnittserhebungen geschätzt wurden.[7]
Unter theoretischen Gesichtspunkten wird im Statuszuweisungs-Modell der berufliche Status einer Person durch ihre verschiedenen Ressourcen aus ihrer sozialen Herkunft und ihrem Ausbildungsabschluß erklärt, wobei der Schwerpunkt auf die Ausbildung gelegt wird.
II.2.1 Die Statuszuweisungstheorie und die Höhe der Arbeitseinkommen von Berufsanfängern
Die Forscher in dieser Tradition postulieren einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Ausbildungsjahre und dem ersten Berufseinkommen. Erklärt wird dieser Zusammenhang durch "die wachsende Rationalisierung in der Gesellschaft, die die Bedeutung erworbener Merkmale - und damit der Bildung - erhöht."[8]
Es läßt sich also im Sinne des Statuszuweisungs-Modells folgende Hypothese über den Zusammenhang von Bildung und dem Arbeitseinkommen von Berufsanfängern formulieren:
Hypothese 1: Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Ausbildungsjahre und der Höhe des Verdienstes beim Eintritt in das Beschäftigungssystem.
II. 3 Die Humankapitaltheorie
Weitgehend parallel zur Statuszuweisungs-Forschung in der Soziologie hat sich in der Ökonomie die Humankapitalforschung zur Erklärung der Ungleichheit von Verdienstchancen durchgesetzt. Dieses wirtschaftswissenschaftliche Konzept ist entstanden im Kontext der Arbeiten zum wirtschaftlichen Wachstum in den frühen sechziger Jahren. Nachdem die Versuche, wirtschaftliches Wachstum auf die Entwicklung des physischen Kapitals zurückzuführen, unbefriedigend geblieben waren, wandte sich das Interesse der Ökonomen ergänzenden Erklärungsfaktoren zu: dem technischen Fortschritt und der in Menschen verkörperten produktiven Ressourcen, dem sogenannten Humankapital. Diese Bindung des Humankapital-Konzepts an die Wachstumsproblematik löste sich allerdings schnell auf und das Humankapital als solches wurde betrachtet.[9]
Der Grundgedanke des Humankapital-Konzepts läßt sich in aller Kürze darstellen. In der Einleitung zur ersten Ausgabe seiner Analyse des Humankapitals umreißt ihn G. S. Becker wie folgt:
"Some activities primarily affect future well-being; the main impact of others is in the present. (...) This study is concerned with activities that influence future monetary and psychic income bei increasing the resource in people. These activities are called investments in human capital."[10]
[...]
[1] Unter dem Begriff "Bildung" wird im Rahmen dieser Arbeit nicht nur die formale Schul- oder Berufsausbildung verstanden, sondern auch die spezifische Berufserfahrung subsumiert.
[2] Müller, W.; Mayer, K. U.: Chancengleichheit durch Bildung? Untersuchungen über den Zusammenhang von Ausbildungsabschlüssen und Berufsstatus, Stuttgart 1976, S. 18.
[3] Blossfeld, Hans-Peter; Hannan, Michael T.; Schömann, Klaus: Erwerbsverlauf und die Entwicklung der Arbeitseinkommen bei Männern, in: Zeitschrift für Soziologie, 17: 407-423.
[4] vgl. Parsons, Talcott: The Social Structure of the Family, in: Anshen, Ruth (Hrsg.), The Family: Its Funktion and Destiny, New York 1949, S. 173 - 201, S. 174ff.
[5] vgl. Sørensen, Aage B.: Theory an Methodology in Social Stratification, in: Himmelstran, Ulf (Hrsg.), The Sociology of Structure and Action, New York 1986, S. 69-95, S. 70f.
[6] vgl. Blossfeld, Hans-Peter: Berufsverläufe und Arbeitsmarktprozesse, in: Friedrichs, Jürgen; Lepsius, Rainer M.; Mayer, Karl Ulrich (Hrsg.), Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 38, Köln 1998, S. 118-143, S. 120f.
[7] vgl. ebda, S. 121.
[8] Blossfeld, Hannan, Schömann: Erwerbsverlauf und die Entwicklung der Arbeitseinkommen, S. 408.
[9] vgl. Krais, Beate: Bildung als Kapital, in: Mayer, K. U. (Hrsg.), Soziale Welt, Göttingen 1983, S. 221-245, S. 223.
[10] Becker, G. S.: Human Capital, 2. Aufl., New York 1975, S.9.
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