Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNG
ALBRECHTS HERKUNFT UND STUDIUM
ALBRECHTS HERKUNFT
SEINE AUSBILDUNG
ALBRECHTS GEISTLICHE KARRIERE
ALBRECHTS WERDEGANG BIS ZUR WAHL ALS ERZBISCHOF VON MAGDEBURG
ALBRECHTS WAHL ZUM ERZBISCHOF VON MAINZ
ALBRECHTS POLITIK
ALBRECHT ALS HERRSCHER DES KURSTAATES
ALBRECHTS AMTSFÜHRUNG ALS ERZBISCHOF
ALBRECHT UND DIE REICHSPOLITIK.
ALBRECHT UND DIE REFORMATION
DER AUSLÖSER
ALBRECHTS FRÜHE HALTUNG ZUR REFORMATION
ALBRECHTS SPÄTERE HALTUNG ZUR REFORMATION
DIE PERSONEN IN ALBRECHTS UMFELD
ALBRECHT UND GELD
ALBRECHT UND KUNST
ALLGEMEINE BEMERKUNGEN
MALEREI
DAS HALLESCHE HEILTHUM
ALBRECHTS TOD
FAZIT
Einleitung
Das Zeitalter der Reformation markierte einen Wendepunkt in der Weltgeschichte. Kurz zuvor wurde Konstantinopel von den Arabern erobert, der Buchdruck erfunden und Amerika entdeckt. Diese Ereignisse kennzeichnen das Ende des Mittelalters und den Beginn der Neuzeit. Mit dem Beginnenden Humanismus und der Renaissance began ein umbruch des kulturellen Lebens. Es entstanden die ersten Universitäten. Auch in Deutschland kam es zu einer geistigen Wende. Martin Luther stellte in Wittenberg den kirchlichen Ablaß in Frage und löste so die größte Glaubensspaltung der Geschichte aus. Der Ablaß, der Luther den Anlaß zu opponieren gab, wurde vom Papst auf Bitten Albrechts von Brandenburg ausgeschrieben. Dieser wollte damit die Mainzer Palliengelder und die Gebühr für die Erlaubnis des Papstes, mehrere Bistümer gleichzeitig zu besitzen, bezahlen. Es stellt sich die Frage, wer Albrecht von Brandenburg war, der sowohl den Anlaß lieferte, als auch Luthers kirchlicher Vorgesetzter war und entsprechend hätte reagieren müssen. Albrecht war der oberste Geistliche Deutschlands und einer der mächtigsten Fürsten seiner Zeit. Seine Politik bestimmte also nicht nur die Reformation, sondern die gesamte Geschichte. Trotzdem war die Reformation das nachhaltigste Ereignis seiner Regierung.
Ziel dieser Arbeit ist es, einen kurzen Überblick über Albrechts Herkunft und Person, seine Karriere, seine Amtsführung und sein Verhalten der Reformation gegenüber zu geben.
Die Begriffe Protestanten, Lutheraner und ähnliche bezeichnen dabei die Anhänger Luthers zur damaligen Zeit, nicht heutige Landeskirchen oder einzelne Richtungen der evangelischen Kirche.
Albrechts Herkunft und Studium
Albrechts Herkunft
Albrecht von Brandenburg war der zweite Sohn des Kurfürsten Johann Cicero von Brandenburg und dessen Frau Margaretha. Diese war eine Tochter des Herzogs Wilhelm III von Sachsen und Thüringen. Er gehörte also dem höchsten Adel an. Seine Familie, die Hohenzollern bestimmten zusammen mit den Habsburgern über 500 Jahre maßgeblich die deutsche und europäische Politik und Geschichte. Albrecht selbst war „Markgraf von Brandenburg, Herzog von Stettin und Wolgast, Herzog der Pommern, Wenden und Kassuben, Herzog von Barth, Herzog von Crossve, Herzog von Crossen, Herzog von Usedom, Herzog von Meranienm, Fürst von Rügen, Burggraf von Nürnberg, Graf von Salzedel, Osterburg, Arneburg, Gützkow, Rowitz, Hohenzollern, Karlsburg, Castell, Schlüsselburg, Wassertrühdingen und Kahlerstein, Herr von Rostock, Ruppien, Fus, Bernstein Dornberg, Feuchtwangen, Braunecken, Fliegeling und Gründlach.“1 Diese Titulatur ist zwar lang, aber war und ist durchaus üblich. Die Habsburger führten eine ähnliche Titulatur.
Seine Ausbildung
2 Obwohl die damalige Prinzenerziehung hauptsächlich aus standesgemäßem Sport wie Reiten, Fechten und Jagen bestand, „scheint ( diese ) Albrecht nicht zuteil geworden zu sein.“3 Statt dessen studierte er in Frankfurt an der Oder an der von seinem Bruder neugegründeten Universität. Dort „ galt er als lernbegrieriger und fleißiger Student, von den üblichen Händeln und Raufereien hielt er sich fern.“4 Er war sehr sprachbegabt und wurde als hochintiligent angesehen. Durch diese Ausbildung wurde er wahrscheinlich auch ein Freund des Humanismuses, eine Einstellung, die für seine Regentschaft von emineter Bedeutung werden sollte.
Albrechts geistliche Karriere
Albrechts Werdegang bis zur Wahl als Erzbischof von Magdeburg
Da er aber ein zweitgeborner Sohn war und damit keinen Anspruch auf das Erbe hatte, mußte er von seinem älteren Bruder versorgt werden. Damals war es üblich, dies im Zuge einer geistlichen Laufbahn zu machen. Denn „ der Dispositio Achillea gemäß erbte nur der Erstgeborenen die Kurlande, die auch nicht geteilt werden durften. Albrecht sah sich so von jedem Besitze ausgeschlossen. Frühzeitig, kaum 18 Jahre alt, trat er von der mit seinem älteren Bruder Joachim seit dem Tode des Vaters gemeinschaftlich geführten Regierung zurück, um sich dem geistlichen Stand zu weihen.“5 Das diese Laufbahn Albrecht angemessen versorgen könne, war Joachims Aufgabe. Dementsprechend „stellte Albrechts Bruder, der Kurfürst Joachim I Nestor von Brandenburg ( 1484-1535) die Weichen für eine Standesgemäße geistliche Laufbahn.“6 So wurde er mit 18 Domherr, wahrscheinlich in Magdeburg und 1509, also ein Jahr später, in Mainz. Diese Ämterhäufung war nichts ungewöhnliches. Auch Albrechts späterer Gegenkandidat bei der Wahl zum Erzbischof, ein Bruder Ludwigs von der Pfalz, hatte mehrere geistliche Ämter: Philipp war Domherr in Mainz, Freising, Würzburg und Straßburg sowie Propst von St. Alban und Mainzer Domprobst; Georg war Kanonikus in Mainz, Köln, Trier und Speyer, Heinrich war Lediglich Propst zu St. Alban und Johann II. War Domhertr in Würzburg, Passau und Straßburg. Einer der ersten Drei war ein Gegenkandidat Albrechts, welcher aber, berichten weder Mehl noch von Roesgen. In Mainz genügte er ab 1510 seiner einjährigen Residenzpflicht. Joachim bemühte sich aber auch weiterhin um die Karriere seines Bruders und bot dem Bischof von Utrecht 6000 Gulden, falls er zu Gunsten Albrechts zurücktrete.Roesgen nennt nur die Zahl von 6000 Gulden, womit wohl eine Einmalzahlung gemeint ist. Mehl hingegen schreibt von Verhandlungen mit dem Erzbischof von Trier, die „eine jährliche Pension von 6000 rh. Gulden“7 beinhaltet. Die jährliche Pension halte ich für wahrscheinlicher, da auch von Roesgen berichtet, das Albrecht jährlich 8000 Gulden vom Domkapitel bekam. Es wäre also logisch, wenn der Bischof von Utrecht eine ähnliche Summe pro Jahr bekäme, die ihm von Joachim als Rente erstattet würden. Ob jetzt mit dem Erzbischof von Trier oder mit Bischof Friedrich von Utrecht direkt verhandelt wurde,ist letztendlich unwichtig, da die Verhandlungen scheiterten. Deshalb mußte Albrecht auf eine andere Diözese ausweichen. Er wurde im August 1513, also im Alter von 23 Jahren zum Erzbischof von Magdeburg und Bischof von Halberstadt gewählt. Damals betrug das Mindestalter für die Wahl zum Erzbischof 30 Jahre, was aber zu keiner Beschwerde führte. Auch das Albrecht erst im Februar desselben Jahres- also nach 5 Jahren als Domherr- , zum Priester geweiht wurde, störte niemanden. Die mangelnden Weihen waren so üblich, daß im Erzbistum Köln zwischen 1556 bis 1650, also fast 100 Jahre, kein Bischof geweiht war. Papst Leo X erhob lediglich wegen der Ämterhäufung Einspruch. „Verhandlungen mit der Kurie und eine beachtliche Dispenszahlung führten zu einem Kompromiß: Albrecht durfte formell nicht Bischof von Halberstadt werden, sondern das Bistum nur als Administrator ... verwalten“8
Diese Dispenszahlung und die Ämterhäufungen sollten maßgeblich für das Leben Albrechts und darüber hinaus die Weltgeschichte werden.
Auch hier widerspricht Mehl von Roesgen, da er berichtet, Albrecht wurde erst nach seiner Wahl zum Erzbischof von Magdeburg „ vom Domkapitel von Halberstadt zum Administrator postuliert“9 wurde.
Albrechts Wahl zum Erzbischof von Mainz
Fast ein Jahr später, am 9. März 1514 wurde er mit 24 Jahren zum Erzbischof von Mainz gewählt. Damit wurde er Primas von Germanien, Erzkanzler des Deutschen Imperiums, Kurfürst und Versitzender diese Kollegiums und weltlicher Herrscher über das größte geistliche Fürstentum im deutschen Reich. Er wurde damit zu einer des mächtigsten und einflußreichsten Persönlichkeiten seiner Zeit. „ Als erster deutscher Kirchenfürst und höchster Reichsbeamter stand der Erzbischof von Mainz im Zentrum des politischen Lebens.“10 Über ihm standen nominell nur noch der Papst und der Kaiser, wenn auch Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen als mächtigster Fürst dieser Zeit gilt. Albrecht war einer der wenigen Mainzer Erzbischöfe, die nicht aus dem heimischen Landadel stammten. Denn auch unter diesem gab es nachgeborene Söhne, die durch eine geistliche Karriere versorgt wurden. Dies geschah über das Domkapitel, welches den Bischof wählte und meist auch stellte.
Es stellt sich natürlich die Frage, warum das Domkapitel ausgerechnet bei Albrecht eine Ausnahme machte. Dies lag zum einen an finaziellen Gründen. So mußte das Domkapitel zum vierten Mal innerhalb eines Jahrzehntes das Palliengeld in Höhe von 20000 Gulden aufbringen. Die Mainzer Domherren „ließen daher allerorten verlauten, nur derjenige Bewerber um den erzbischöflichen Stuhl habe eine Chance, vom Domkapitel gewählt zu werden, der sich zuvor bereiterklärte, die Palliengelder aus eigener Tasche zu zahlen.“11 Dies wurde durch das Haus Brandenburg, aber auch die anderen Bewerber, gewährleistet. Ausschlaggebend war wohl eher die Zusage Joachims, im Falle der Wahl seines Bruders „ das Mainzer Erzstift in seinem Rechte auf eigen Kosten zu schützen.“12 Mit dem Recht ist der Anspruch auf die Oberherrschaft in Erfurt gemeint. Diese war die - nach Mainz- zweitgrößte Stadt im Kurstaat und eine wichtige Handelsstadt in Thüringen. Sie stand allerdings 1509 kurz vor dem Bankrott. Als nun der Rat sich weigerte, die Gründe hierfür und die Rechnungführung offenzulegen, kam es zu einem Volksaufstand. Da der Kurfürst von Sachsen, ein Wettiner, sich schon länger die Stadt einverleiben wollte und behauptete, alte Rechte Erfurt zu haben und die Stadt in einen prosächsischen Rat und eine promainzer Gemeinde geteilt war, kam es zur Fehde zwischen Kurmainz und Kursachsen um Erfurt. In Mainz machte man sich keine Illusionen darüber, die Stadt trotz iherer Entfernung zu Mainz lange gegen Sachsen Verteidigen zu können, obwohl sich der Erzbischof Uriel dank seiner Beamten lange in der Stadt behaupten konnte. 1510 wendete sich das Blatt und auch der Kaiser, der bis jetzt auf Seiten der Mainzer stand, unterstützte die säschischen Ansprüche. Um sich dagegen zu verteidigen , „ fasste Uriel den Plan, sich einen Koadjutor zu erwählen, damit die Metropole Thüringens dem Mainzer Erzstift erhalten bliebe Uriel von gemmingen wünschten als Koadjutor nur den Sprossen eines fürstlichen Hauses; den nur dadurch konnte man einen starken Rückhalt gegen die sächsischen Ansprüche zu gewinnen.“13 Hier setzte sich Albrecht als Favorit gegenüber Ernst von Bayer durch. Albrechts Vorteil war, das er seit einem Jahr Domherr in Mainz war und zur Zeit in Main lebte, „ um das ihm von Julius II verliehene Kaninikat in Besitz zu nehmen und die dazu erforderliche Residenz von einem Jahr zu halten.“14 Daneben galten die Hohenzollern als „geborene Rivalen der Wettiner in Norddeutschland“15 Daneben hat Albrecht „ guten willen ( sic) beim Erzbischof, dem mehreren Teil des Kapitles, den Grafen des Stifts und sonderlich bei dem gemeinen volke (sic)“16 Er war also mit 20 Jahren, noch nicht zum Priester geweiht, ein Kandidat als Vetreter des Bischofs mit Nachfolgerecht. Zu dieser Wahl kam es aber nicht, sondern sie wurde aus unbekannten Gründen abgesetzt.
Als aber Uriel 1514 starb, hatte sich die Lage in Erfurt zu Ungunsten Mainz gewandelt. Da Albrecht durch seine Wahl zum Erzbischof von Magdeburg das einzige geistliche Fürstentum der Wettiner an sich gebracht hatte und so den Einfluß dieses Hauses zurückgedrängt hatte, wollten diese um so mehr Erfurt an sich bringen. Das Domkapitel in Mainz wollte sich die Rivalität zwischen Hohenzollern und Wettinern zunutze machen. „ Dem Erzbischofe von Magdeburg und Mainz, dem Kurfürsten von Brandenburg musste daran gelegn sein, Erfurt nicht in die Hände der Wettiner gelangen zu lassen.“17 Denn Erfurt war „ eine gutgelegene Etappe ... zwischen den stiftischen Landen am Rhein und Main und dem Erzstifte Magdeburg und weiter dem Kurfürstentume Brandenburg.“18 Deswegen bestand das Domkapitel auch darauf, das Albrecht Erzbischof von Magdeburg blieb, da ansonsten sein Interesse an Erfurt nachlassen könnte. Albrechts Ämterhaufung lag also nicht nur an dessen Ehrgeiz, sonder war auch Teil des politischen Kalküls des Mainzer Domkapitels.
Höhepunkt der Karriere Albrechts war die Kardinalsernennung am 1.8.1518 während des Reichstages zu Augsburg. „ Für den 28jährigen ... war dies der Höhepunkt einer Blitzkarriere ohne Beispiel. Niemals zuvor oder danach hat ein deutscher Kleriker eine solche Fülle von hohen und höchsten Ämtern in derart jungen Jahren erreicht.“19 Diesen letzen Titel hat Albrecht aber nicht durch Simonie erhalten, wie dies zur damaligen Zeit üblich war, sondern als Gunstbeweiß Leos X.
Albrechts Politik
Albrecht als Herrscher des Kurstaates
Wie ich oben schon dargestellt habe, war mit dem Mainzer Bischofsstuhl eine bedeudente weltliche Macht verbunden. Dies war der eigentliche Grund, warum Albrecht Erzbischof von Mainz werden wollte. Er residierte in Halle. Dadurch konnte er unter anderem nicht gegen die Raubritter vorgehen. Was seine Maßnahmen gegen Götz von Berlichingen erreichten, werde ich unten darlegen. Da der Erfolg nicht sehr groß war, kam Albrecht zu der Erkenntnis, daß er die Gerichtsbarkeit verbessern mußte. 1516 gründete er das Hofgericht als Zentralinstanz und Appelationsgericht. Seine 11 Richter waren teils Doktoren der Rechte und teils Angehörige des höheren Adels. Es funktionierte bis 1803, als der Kurstaat aufgelöst wurde. Seine Rechtsgrundlage, die Mainzer Hofgerichtsordnung sollte nach einem Antrag an den Reichstag zu Nürnberg 1522 bis 23 als Vorbild und Muster für alle Fürsten zu nehmen. Das Gericht war vom Hofstaat getrennt, die Richter durften keiner anderen Behörde angehören und waren nicht weisungsgebunden. Es war allerdings nicht für Strafsachen zuständig, sondern nur ein Zivilgericht. Revisionen an das Reichskammergericht waren stark eingeschränkt. So mußte der Streitwert mindestens 400 rheinische Gulden betragen.
1534 folgten der Hofgerichtsordnung die Untergerichtsordnung und die Einführung der Handelsgerichtsbarkeit. 1544 kam es zu einer zweiten, verbesserten Auflage des Gesetzeswerkes. „1517 setzte Albrecht eine Zensur- und Inquisitionskommission ein, um das ketzerische Schrifttum zu bekämpfen.“20 Dies verwundert bei der weiteren Toleranz seiner Regierung.
Im selben Jahr bestätigte er die teilweise Autonomie der Stadt Mainz, erließ ausführliche Anweisungen über die Prägung und Aufbewahrung von Geld. 1518 gründete er das kurfürstliche Archiv, und „ nachdem er schon im jahre 1518 eine Forstordnung zum Schutze der Waldungen bei Wiesthal, Rothenbruch, Heigenbrücken, Neuhütten unjd Krommenthal erlassen hatte, wurde er im Jahre 1523 durch umfassende Forstgesetze geradezu der Gründer einer wissenschaftlichen Forstbewirtschaftung im Spessart.“21 Die Nachhaltigkeit dieser Forstordnungen zeigt sich auch daran, daß der erste Änderungsversuch von 1550, als 27 später, nur ein Vorschlag blieb und erst der zweite von 1555 Gesetzeskraft erhielt.
1522 errichtete er einnen Hofrat mit 13 Mitgliedern als Zentralbehörde. Es wurde sehr streng geführt: die Arbeit begann um 6. 00 Uhr mit einer Messe, im Winter um 7. 00 Uhr. In den Jahren 1526 - 28 wurde die Zentralverwaltung „durch den Erlaß von 15 Sdtädteordnungen sowie zwei Landesordnungen für das Obere Erzstift und den Rheingau“22 ergänzt. Dadurch sollte die Zentralgewalt auf Kosten der lokalen Selbstverwaltung gestärkt werden. „ Albrecht verstand es, der Kurmainzer Verwaltung wie der Rechtspflege durch Reformen ihre Mittelalterliche Unordnung und Schwerfälligkeit zu nehmen und sie zu wirksamenm, fortschrittlichen Instanzen umzuwandeln.“23 Dies tat er aber auch auf seinen anderen Territorien. So erließ er beispielsweise 1538 eine Kanzleiordnung für das Erzbistum Magdeburg. Das er hier weniger Reformen durchführte als in Mainz, lag vor allem daran, das er hier die weltliche Macht teilen mußte und wenig Einfluß hatte.
Albrechts Amtsführung als Erzbischof
Aber auch als Erzbischof griff er durch. Schon während seiner Zeit als Domherr in Mainz schrieb sein Hofmeister Dr. Von Diskau an Kurfürst Joachim, daß Albrecht viel zu geistlich sei, er aber hoffe, dies bald zu ändern. Albrecht blieb trotzdem immer gewissenhaft, was seine bischöflichen Aufgaben anging. Capito berichtet, Albrecht „ opfere, weihe die Kirchen selbst, weihe Priester, verrichte alle Zeremonien und alle Handlungen und alles, was zur Devotion gehört und scheue keine Mühen und Kosten, um wie durch ein Lockmittel die Seelen der Einfältigen zum wahren Gottesdienste einzuladen.“24 Auch andere Zeugen berichten von Albrechts Hingabe beim Gottesdienst. So lobte beispielsweise Augustinus Marius, Bischof von Salona in einem Brief Albbrecht mit den Worten:„ Licet enim ego infimus bis duntaxit tibi ministeriis astiterim, quando episcopalibus insignibus coronasti duos ecclesiasticae militiae tyrones, scio tamen, id numeris ad minus te duodecis absolvise. Baptizasti plures, praediasti saepiusd, celebras frequentius, etiam privatim, qualia decent sacerdotem catholicum. Contulisti in tuis ecclesiis sacros ordines, confers & adhuc, quoties fuerit opus, nec uniquam, quam diu vixeris, desistes, ad ea enim te numen effigiavit. Confirmasti Neophytos, consecrasti Basilicas & eas reconciliasti violatas. Prodeat, qui aliquem actum Epistopalis aut Sacerdotis ordines enumeret, quem non frequenter etiam peregregris. Aio Te omnia illa, Te inquam aio tantum Antistitem.“25 Es gilt also bei Albrechts Zeitgenossen besonders das Lobens- und erwähnenswert, was wir heute als Selbstverständlich annehmen, nämlich daß ein Bischof seinen liturgischen und kirchlichen Pflichten nachkommt. „Offenbar zeichnete sich Albrecht darin darin von anderen kirchlichen Würdenträgern aus, denen ihr Amt nur eine Sinekure war.“26
Aber auch seine Untergeben kontrolierte er. So sendete er eine Gruppe Domherren und Theologen, denen er vertraute, zu Visitationen. In der Folge erließ er ein „Mandat gegen den Grundstückshandel der Kleriker ... Die Anweisung scheint allerdings nicht überall befolgt worden zu sein, sie mußte 1520 wiederholt und verschärft werden.“27 Da auch viele seiner Priester im Konkubinat lebten, ging er auch dagegen vor. Als einege der betreffenden Priester heirateten, ging er noch schärfer dagegen vor, was ihm von Luther, der ihn zu seinen Sympathisanten zählte, vorgeworfen wurde: „ Zum anderen bitte ich, E. K. F. G. wollten sich enthalten, uznd die Priester, mit Frieden lassen, die sich Unkeuschheit zu meiden in den ehelichen stand begeben habenoder wollen, nicht zu berauben, das ihnen Gott gegeben hat E. K. F. G. sehe drauf wird solches nicht abgestellt, wird ein Geschry sich aus dem Evangelio erheben, und sagen, wie fein es den Bischöfen anstünde, daß sie ihre Balken zuvor aus ihren Augen rissen, und billig wäre, daß die Bischöfe zuvor ihre Hurn von sich trieben, ehe sie fromme Eheweiber von ihren Ehemännern scheideten.“28 Luther spielte hier wahrscheinlich auf Ursula Redinger an. Diese war die Geliebte Albrechts. Zu ihr werde ich unten Stellung nehmen.
Mit dem Domkapitel, das als das hoffärtigste und verderbdeste in Deutschland galt, alle lebte Albrecht allerdings im Streit. So mußte er jede Anleihe über 2000 Gulden vom Kapitel genehmigen lassen. Da Albrecht stets über seine Verhältnisse lebte, war oft Anlaß zum Streit gegeben. Seine Hauptgegener war der Domdechant Lorenz Truchseß von Pommersfelden, den er 1528 verhaften ließ und bis zu dessen Rücktritt und Selbstverbannung gefangenhielt.
Lediglich sein Amt als Kardinal sah er als bloßen Titel an, da er an keinem Konklave teilnahm.
Albrecht und die Reichspolitik.
Als Erzbischof von Mainz war er gleichzeitig Reichskanzler. Als solcher mußte er die Königswahl und Krönung leiten. 1519 war er bei der Wahl des König maßgeblich daran beteiligt, das Karl V sich gegen seinen Gegenkandidaten Franz I durchsetzen konnte. Albrecht galt als das Haupt der habsburgerischen Partei.
Er hatte aber auch alle Reichstage zu organisieren und für die Logistik zu sorgen. Wie ich unten zeigen werde, wird er in dieser Position Luther schützen und unterstützen.
Als Reichsfürst griff er aber auch in die Händel der anderen Fürsten ein. So unterstütze er den Reichsritter Franz von Sickingen. Er sandte zwar keine Truppen, half ihm aber bei der Logistik, als Franz von Sickingen einen Krieg gegen Richard von Greiffenclau, Kurfürst und Erzbischof von Trier, anstrebte. Diese Fehde ist gescheitert und auch Albrecht mußte sich als geschlagener Gegner einem Fürstengericht beugen, das ihn zur Zahlung von 25000 Gulden verurteilte.
Als das Domkapitel ihm 1524 die 25000 Gulden Türkenhilfe verweigerte, die der Kurstaat aufbringen mußte, lieh er sie sich bei einem der großen Bankhäuser, da er als Kurfürst im Wort stand. Das Kapitel beriet sich in dieser Frage mit den kapiteln von Köln und Trier. „Man hat beschloßen, die Ordinarien zu bitten, daß sie selbst oder ihre Botschafter auf dem künftigen Reichstag die geplante Türkenhilfe als unerträglich ablehnen oder aber, wenn dies untunlich, beantragen möchten,“29 daß die Fürsten diese durch eine Umlage auf die Untertanen refinanzieren dürfen. Geplant war nämlich bei geistlichen Fürsten, und damit auch dem Erzbistum Mainz, eine Steuer von 4% des jährlichen Einkommens.
Auch als der Landgraf von Hessen 1528 versuchte, Mainz zu erobern und ein Invasionsheer an der Ostgrenze des Kurstaates sammelte, mußte Mainz 40000 Gulden zahlen, als hätte es angegriffen.
Albrecht und die Reformation
Der Auslöser
Trotz seiner Wahl zum Erzbischof von Mainz und den damit verbundenen Aufgaben blieb Albrecht Administrator von Halberstadt und Erzbischof von Magdeburg. Deswegen wurde er auch öfters mit zwei Pallien dargestellt.Der Papst, der schon gegen die Ämterhäufung Magdeburg und Halberstadt protestiert hatte, ließ sich einen erneuten Dispens mit 10000 Gulden bezahlen. Daneben mußte Albrecht noch die Gebühr für seine Wahl zum Erzbischof von Mainz an den Papst, das Palliengeld von 20000 Gulden aus eigener Tasche bezahlen. Insgesamt mußte er also 30000 Gulden aufbringen. Diese Summe lieh er sich bei den Augsburger Fuggern. Um den Kredit zurückzahlen zu können, wollte er mit der Genehmigung des Papstes eine Ablaßaktion durchführen. Der Papst war aber selbst in Geldnot und genehmigte den Ablaß aber nur, wenn auch er 30000 Gulden für den neubau der Peterskirche erhalte. Der Kaiser verlangte für seine Zustimmung 1000 Gulden pro Jahr. Da der Kredit - und damit die Ablaßkampagne- 8 Jahre lief , ergab sich eine Summe von 68000 Gulden zuzüglich Zinsen und Unkosten. Verantwortliche Kommisare wurden Albrecht und und der Mainzer Franziskanerguardian. Sie erließen eine Instruktion für die Subkommissare. „ Zum Generalsubkommissar für die Magdeburger Kirchenprovinz wurde ... Johann Tetzel ernannt.“30 Tetzel war einer der erfolgreichsten Ablaßprediger seiner Zeit, auch wenn er am Anfang der Kampagne gerügt werden mußte. Auch viele Beichtkinder Luthers eileten zu ihm nach Brandenburg, um die begehrten Ablaßbriefe zu kaufen. Luther war gegen die Ablässe, den sie „ lehrten das Volk, die Sündenstrafe zu fürchten, nicht aber die Sünde.“31 Als aber seine Predigen gegen den Ablaß nichts half, „besorgte ( er ) sich eine Textausgabe der ablaßinstruktion und ersah daraus, daß Tetzels Verkaufsstrategie keineswegs nur seiner eigenen Erfindung entsprang, sondern auf offizieller erzbischöflicher Anweisung beruhte.“32 Deshalb schickte er seine Thesen wider den Ablaß an Albrecht, seinen höchsten kirchlichen Vorgesetzten. Der Protest Luthers aber löste die Reformation aus, und wurde so zu einem weltgeschichtlichen Ereignis.
Albrechts frühe Haltung zur Reformation
Albrecht hatte erst ein positives Verhältnis zur Reformation. Zwar wollte er die 95 Thesen verbieten lassen und legte sie deswegen der Universität Mainz vor. Als des Ergebnis lautete, es gäbe zwar einige falsche Thessen, das Werk insgesamt aber sei nicht zu verdammen, schickte er die Thesen samt Gutachten nach Rom, unternahm aber keine weiteren Schritte dagegen. Er hatte die Angelegenheit an eine höhere Instanz weitergeleitet und wartete auf Anweisungen, zeigte sich aber bis dahin tolerant und aufgeschlossen. Er gab zwar am 13.12 1517 eine Anweisung an die Magdeburger Räte, Luther zu verhaften, tat aber nichts zu dessen Durchsetzung. Albrecht setzte sich auch im weiteren Verlauf für eine gewaltfreie Lösung ein. In seiner Rede vor den Kurfürsten zur Wahl Karls V sagte er, daß die „Streitigkeitem, welche zur Zeit noch heilbar erscheinen, aber auch bald eine Erschütterung und Veränderung der Kirche nach sich ziehen können Das Übel wird nur durch ein allgemeines Konzil behoben werden können.“33 Albrecht trat also für einen Kompromiß und eine Reform der Kirche statt einer Reformation ein.
Als Luther zum Ketzer erklärt wurde und auf dem Reichstag in Worms widerrufen sollte, tat er dies nicht. „Kaiser Karl, ... beabsichtigte, die vorbereitete Reichsachterklärung sofort nach dem Scheitern der Verhandlungen zu unterzeichnen, Luher noch in Worms zu verhaften und der Inquisition auszuliefern. Albrecht, der hierüber orientiert war, intervenierte beim Kaiser und erwirkte zunächst die Einberufung eines Vermittlungsausschusses, der Luther nochmals zum Einlenken zu überreden versuchte. Als dieses Vorhaben an Luthers Weiderung, vor dem Ausschuß zu erscheinen, gescheitert war, wurde Albrecht erneut beim Kaiser vorstellig und erreichte es tatsächlich, das dieser am 19. 4. 1521 ein Schreiben unterzeichnete, das zunächst einmal einen Aufschub kaiserlicher Verfolgungsmaßnahmen anordnete. Albrecht verschaffte damit ... vorsätzlich Luther die Gelegenheit, die Stadt Worms unbehelligt zu verlassen und sich dem Zugriff durch den Kaiser zu entziehen.“34 Luther versteckte sich mit Hilfe Friedrichs des Weisen auf der Wartburg, obwohl dies eigentlich überflüssig war. Den Albrecht mußte als Reichserzkanzler die Reichsachturkunde gegenzeichnen, damit sie gültig war. Dies zögerte er hinaus, „bis er annehmen konnte, daß Luther kursächsisches Gebiet erreicht hatte und damit in Sicherheit war.35 Albrecht sorgte also genau wie Friedrich der Weise dafür, daß Luther am Leben Blieb und rettete so die Reformation. Er galt auch weiterhin als der neuen Bewegung freundlich gesinnt und wurde von Luther aufgefordert, zum Protestantismus überzukaufen. Wie ich unten zeigen werde, lag sein Ruf, auf Seiten der Protestanten zu stehen, vor allem an einigen Personen an Albrechts Hof. Denn „auch hatte er an seinem Hof Beamte, welche einem entarteten Humanismus huldigten und mit dem katholischen Glauben und der Autorität des Papstes mehr oder weniger zerfallen und mehr teils offene teils geheime Anhänger der Religionsneurer Waren allein er hatte auch Männer entgegengesetzter Richtung in seinen Diensten Jedenfalls überwog die altgläubige Gesinnung am kurfürstlichen Hof zu Mainz.“36 Er selbst nahm eine zunehmend kritische Haltung ein. Da außer ihm alle anderen, die Mainzer Theologen, die Ratsherren der Stadt Magdeburg, die Luther trotz Befehl nicht zur Rechenschaft zogen, und Kaiser und Papst, die Albrecht zwar informiert hatte, die aber erst spät und halbherzig handelten, zeigte auch er am Anfang Sympathie.
Er gab aber seine Vorbehalte nicht auf. Schon „Anfang 1521 kam es zur ertsen Konfrontation zwischen Luther und dem Kardinal. Auf Befehl des kardinals waren in Mainz Luthers Bücher öffentlich verbrannt worden. Das veranlaßte Luther, eine Schrift gegen den Kardinal zu verfassen.“37 Die Zeitgenossen waren sich bei der Einschätzung der Haltung Albrechts nicht einig. Während des Reichstages von 1521, in der Nacht vom „28. auf 29. April kündigte ein Anschlag an dem Rathause zu Worms den Herren Romanisten und vor allem dem Erzbischofe von Mainz die Feindschaft von angeblich 400 verbündeten Rittern an, weil Ehre und göttliches Recdht unterdrückt werden solle. Sie seien verschworen, den gerechten Luther nicht zu verlassen und hielten 800 Landsknecht zu seinem Schutze bereit. Die Anhänger der religiösen Neuerungen hielten also den Kurfürsten für ihren größten Feind."38 Man vermutet, daß dieses Plakat von Albrechts engsten Beratern gedruckt wurde, um ihn einzuschüchtern und zu versuchen, ihn doch auf die Seite der Lutheraner zu führen.
Albrechts spätere Haltung zur Reformation
1523 verbot er dem Mainzer Klerus, die Lutherische Lehre weiter zu verkünden. Von Roesgen geht aber davon aus, daß Albrecht sich erst unter dem Eindruck der Bauernkriege, von der Reformation trennte, da einige Forderungen der Bauern klassische protestantische Anliegen waren. Als 1525 die Bauernkriege anfingen, griffen sie auch auf kurmainzer Gebiet über. Nach anfänglichen Siegen des Odenwalder Haufens unter dem Hauptmann Georg Metzler schloß sich ihm Götz von Berlichingen, ein Gegner Albrechts, und neun Städte an. Sie erobeerten Aschaffenburg, die Hauptstadt des oberen Erzstiftes. Auch im Landesteil Rheingau kam es zu Aufständen. Der schwäbische Bund unter Georg Truchseß von Waldburg die Bauern angreifen wollte, versuchte Albrecht dies abzuwende. Er schickte sogar seinen Statthalter von Aschaffenburg, Bischof Wilhelm von Straßburg, zu persönlichen Verhandlungen. Dies geschah sicherlich nicht aus Sympathie oder Verständnis für die Untertanen, sondern eher, um eine Intervention eines fremden Heeres auf dem eigenen Staatsgebiet abzuwenden. Nach dem der Aufstamd im ganzen Kurstaat niedergeschlagen war, ließ Albrecht den Mainzer Marktbrunnen als Siegesdenkmal errichten.
Er verschärfte aber auch die Maßnahmen gegen die Protestanten. Er ging „ mit harten Strafen gegen alle Geistlichen vor, die seiner Anweisung vom September 1523 nicht Folge leisteten und der Neuen Lehre Zuneigten. Am 3. 2. 1526 erließ er auch an die Geistlichen der Stifte Magdeburg und Halle ein Mandat, beim alten Glauben zu bleiben und sich vor Irrlehren zu bewahren.“39 bemerkenswert ist, daß er vor dem Bauernkrieg wohl nicht gegen die Verstöße gegen seine Anweisung vorging und erst spät in seinen anderen Gebieten Maßnahmen ergriff. Über eine ähnliche Anweisung für das Bistum Erfurt berichtet von Goergen nicht.
Luther hingegen gab die Hoffnung auf, den Primas von Deutschland auf seine Seite zu ziehen und veröffentlichte eine Schrift gegen Albrecht und seinen Klerus.
Albrecht selbst gehört auf den Reichstagen und Fürstenversammlungen nach dem Bauernkrieg „ zwar nun eindeutig auf der päpstlichen Seite, jedoch immer wieder um einen Ausgleich mit den Protestanten bemüht.“40
Dieses Bemühen um Ausgleich hinderte ihn aber nicht daran, diplomatisch und politisch alles zu versuchen, die Ausbreitung der Neuen Lehre zu verhindern oder wieder rückgängig zu machen. Als Magdeburg evangelisch wurde, drohte Albrecht mit Krieg und fand darin bei mehreren benachbarten Fürsten Unterstützung. nachdem er gewaltsam gegen einige Lutheraner vorgegangen ist, „bat der Kardinal Albrecht anläßlich der trauunhg seines Neffen in Dresden den Kurfürsten Joachim von Braunschweig, ihn im Kampf gegen das Neugläubige Magdeburg zu unterstützen.“41 Es kam aber nicht zu kämpfen, sondern Albrecht versuchte weiterhin auf diplomatischen Wege, die Magdeburger - wie später auch die Frankfurter - zum Einschreiten gegen die Lutheraner zu zwingen. In Halle überprüfte er 1531 persönlich die Teilnahme des Rates am katholischen Gottesdienst während der Karwoche.
Mit den Einnahmen der Wallfahrt nach Halle, auf die ich unten näher eingehen werde, wollte Albrecht das Neue Stift finanzieren. Dieses war ein geplantesPriesterkolleg, das später zur Hochschule ausgebaut werden sollte, um die in Konkurenz mit dem lutherischen Wittenberg zu treten und so der Verbreitung der Verbreitung der neuen Lehre entgegenzuwirken.
Aber „Ende 1531 war der Kardinal sogar mit dem Kurfürsten von der Pfalz Wegbereiter des Nürnberger Anstandes oder Religionsfriedens.“42 Dieser besagte, daß bis zu einem Nationalkonzil jeder seinen Glauben behalten darf, die Lutheraneraber nicht missionieren durften.
Nach 1541 verstärkte er auch seine Bemühungen die Mainzer Geistlichkeit zu reformieren.
Die Personen in Albrechts Umfeld
Albrechts Bild wird nicht nur durch ihn selbst geprägt, sondern auch durch die Personen, die er förderte, beschäftigte, um sich hatte oder auch bekämpfte. So war er Zeit seines Lebens ein Freund der schönen Künste und des Humanismus. Er „ zog Professoren nach Mainz“43 und beschäftigte unter ander von 1516 - 20 Dr. Stromer. Dieser wurde auch Dr. Auerbach genannt und eröffnete, als er in Leipzig das Recht des Weinausschankes erhielt, Auerbachs Keller. Albrechts Verbündeter gegen den Erzbischof von Trier, Franz von Sickingen, „förderte die Projekte des berühmten Dr. Faustus “44
Er erwirkte gegen den Raubritter Götz von Berlichingen die Reichsacht. „ Ein kurmainzer Amtmann ... war es, dem der Raubritter daraufhin sein ` klassisches´ Zitat an den Kopf warf.“45 Neben diese dreien, die die deutsche Kunst und Literatur nur mittelbar beeinflußt haben, förderte Albrecht auch sehr direkt Künstler seiner Zeit. So vergab er unter anderem Aufträge an Dürer, Grünewald und Cranach. Dieser war nicht nur einer der bedeutensten Maler seiner Zeit, sondern auch Ratsherr in Wittenberg. Als Luther zum Reichstag nach Worms reiste, bekam stellte ihm die Stadt Wittenberg, angeblich auf die Empfehlung Cranachs einen Wagen kostenfrei zur Verfügung gestellt.46 Ulrich von Hutten bekam für ein Gedicht 200 Gulden Diesen kannte er aus der gemeinsamen Studienzeit in Frankfurt an der Oder und nahm ihn ab 1513 an seinem Hof auf. Dort war Ulrichs Onkel, Frowin von Hutten, Hofmeister. Albrecht ernannte Ulrich nach dessen Italienreise zum Hofrat. „Er brachte es dahin, daß man auf der einen Seite fürchtete, auf der anderen hoffte, der Primas von Deutschland werde sich an die Spitze der revolutionären Bewwegung gegen Kirche und Staat stellen.“47 Als Hutten immer stärker mit Luther sympathisierte und für diesen agierte, verbannte Albrecht ihn 1520. Danach ernannte er Dr. Fabricius Köpfel, der sich Capito nannte, zum Nachfolger Huttens. „Capito wurde .. von der höchsten Mainzer Geistlichkeit dem Erzbischofe empfohlen, und dieser brauchte zur Bekämpfung der Irrlehrer, welche sich zur Begründung ihrer falschen Ansichten fast nur auf die heilige Schrift stützten, an seinem Hofe einen Mann, welcher nicht bloß in den Wissenschaften überhaupt, sondern insbesondere in der Bibelkunde tüchtig war; und ein solcher Mann war Capito. ( ... ) Seine antikirchliche Haltung war dem dem Kardinal - Erzbischof ebensowenig bekannt, wie damals schon das antikirchliche Treiben Huttens, welcher seinen Freund aufs allerwärmste empfohlen hatte.“48 Darin, „daß Volk und Klerus reformiert werden sollten und zwar in Ruhe und unter Beibe- haltung der bisherigen ... kirchlichen Gebräuche, waren Erzbischof Albrecht und sein Hofrat gleicher Gesinnung, und deshalb besaß Capito, der seine ...Glaubensrichtung vor seinem Herrn verleugnete, dessen Vertrauen in hohem Grade.“49 Capito hatte schon vorher - 1519 - eine Gesamtausgabe der Schriften Luthers herausgegeben und mit einem Vorwort versehen, sich also öffentlich zu ihm bekannt. Trotzdem förderte Albrecht ihn nach Kräften und sorgte dafür, daß „ Capito auf dem Reichstag in Nürnberg in den Adelsstand erhoben wurde.“50 Albrecht übertrug ihm auch die Probstei St. Thomas in Straßburg, wo Capito bis zu seinem Tode blieb und offen für die Reformation arbeitete.
Zu seinem Nachfolger als Mainzer Domprediger ernannte Albrecht Dr. Johann Caspar Hedio, einen bekenneden Lutheraner und Freund sowohl Huttens, als auch Capitos. Daneben war er auch noch mit Zwingli im Briefkontakt.
„ Historiker und Theologen der Mainzer Universität, wie Johannes Stumpf, Andreas Mayer, Jakob Kammerlander, wandten sich unter Albrechts Augen der Neuen Lehre zu, desgleichen Angehörige des Stadtklerus.“51
Als der päpsliche Nuntius Aleander versuchte, lutherische Schriften in Mainz zu verbrennen, wurde er fast von den Bürgern gesteinigt. Auch der oben schon erwähnte Franz von Sickingen war ein offener Anhäger Luthers. Sein Stammsitz, die Ebernburg, „galt als geistiges Zentrum der Neuen Lehre.“52 Die Fehde Sickingens mit dem Erzbischof von Trier sollte dessen Untertanen vom Unchristlichen Gesetz der Pfaffen erlösen, trug also klar lutherische Motive.
Diese Personalpolitik und Toleranz trug sicherlich viel dazu bei, „ daß viele seiner Zeitgenossen Albrecht mehr oder weniger als Lutheraner verstanden haben.“53 Dies änderte sich, wie ich schon oben dargelegt habe, ab 1525.
Albrecht unterhielt auch, wie viele Fürsten, auch viele geistliche, der damaligen Zeit, mehrere Geliebte. Diese waren:
„ 1. Elisabeth ( Leys ) Schütz ( Schütz von Holzhausen ) † 1527
2. Kätchen stolzenfels, Tochter eines Waffenschmieds
3. Ernestine Mahandel, Tochter eines Bäckers
4. Maria von Gemmingen
5. Eine italienische Sängerin unbekannten Namens
6. Ursula ( Margarethe ) Riedinger †1525 / 26
7. Agnes Strauß, Witwe des Hans Pleß, Bürger zu Frankfurt † 1547 „54
Genaueres ist nur über Ursula Redinger oder Riedinger und Elisabeth bekannt. Ursula hatte er schon 1510 oder 11, kennengelernt, während er als Mainzer Domherr seiner Residenzpflicht genügte und im Haus ihrer Eltern oder der Nachbarschaft wohnte. Die Beziehung „ging soweit, daß er auf mehreren Altarbildern sich selbst als Heiligen und die Freundin als Heilige malen ließ - ein immerhin erstaunlicher Vorgang Überhaupt scheint Albrecht aus dieser Beziehung nie ein Geheimnis gemacht zu haben; der Tatbestand war allgemein bekannt und hat ganz offensichtlich bei den Zeitgenossen kein Ärgernis erregt.“55 Luther hat ihn aufgefordert zu heiraten und seine Herrschaften zu säkularisieren. Albrecht soll sich dies auch überlegt haben, da auch sein Vetter, der letzte Hochmeister des Deutschen Ritterordens, ein Beispiel gab. Ursula Redinger habe ihn davon aber abgehalten, da sie als bürgerliche auch einen weltlichen Fürsten nicht heiraten konnte. Die illegitimen Verhältnisse zwischen Fürsten und Bürgerinnen waren aber damals üblich. So hatten auch Karl V, die Päpste, Maximilian I, Friedrich von der Pfalz und Friedrich von Sachsen illegitime Kinder. Diese Kinder wurden wie normale Adelskinder versorgt. Es war also nichts anstößiges dabei, sondern eine Zeiterscheinung, die zwar gegen die Gesetze verstieß, aber als Kavaliersdelikt galt. Zumindest mit Elisabeth hatte Albrecht eine Tochter namens Anna. Nach dem Tod ihres ersten Mannes, Johannes Kirchner, einem Sekräter Albrechts, heiratete sie am 12. 1. 1550 in Halle zum zweiten Mal. Der Mann war wieder ein Sekretär ihres Vaters, der sie auch sonst versorgte. Im Traubuch wird sie anläßlich ihrer zweiten Hochzeit sowohl als Witwe des Joachim Kirchner als auch als „des Cardinals Tochter“56 bezeichnet. Wie ich oben dargestellt habe, legte Albrecht bei seinen Priestern aber einen anderen Maßstab an.
Bei der Förderung am Hof scheint Albrecht nur nach Talent gegangen zu sein. Zumindest fröhnte er im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen, nicht der Vetternwirtschaft. Er verhalf lediglich einem Verwandten , Johann Albrecht aus der fränkischen Linie der Hohenzollern, zum Amt des Koadjutors für Magdeburg und Halberstadt. Damit sorgte er dafür, daß diese Ämter bei den Hohenzollern blieben und nicht an die Wettiner zurückvielen.
Diese, besonders Friedrich von Sachsen waren seine Gegner. Dies lag zum einen an der Konkurenz zwischen den Kurfürsten im Allgemeinen, abver auch an Überschneidungen zwischen Friedrich und Albrecht. So standen beide wegen Erfurt in Konkurenz.
Albrecht und Geld
Albrecht hatte nie genug Geld und lebte immer in Schulden. Wie er sich auch schon seine Wahl zum Erzbischof von Mainz mit Krediten finanziert hatte und auch die Türkenhilfe an das Reich mit geliehnem Geld bezahlte, hinterließ er bei seinem Tod ein negatives Guthaben von 23 000 Gulden. Diese Schulden waren wohl der Grund dafür, daß das Domkapitel die Erlaubnis, sein Erbe verkaufen zu dürfen, haben wollte. „ Um die Wende der dreißiger zu den vierziger Jahren hatte der Kardinal berall im Reich massenhaft verbindlichkeiten. Ein zeitgenössisches Dokument beziffert sie auf über 100 000 Gulden.“57 "Thatsache ist daß Erzbischof Albrecht 1540 die Stände des Erzstiftes Magdeburg und des Bistums Halberstadt zu sich nach Calbe berief und am 25. Januarauf seinem Schlosse persönlich einen Landtag eröffnete. Er trug der Versammlung seine finanzielle Not vor und bat flehentlich um Hilfe. Nach langen, mehrere Tage dauernden Unterhandlungen willigten die Stände schließlich am 10. Februar in die Übernahme der auf 400 000 Thaler sich belaufenden Schulden"58 ein. Im späteren Verlauf nutzten mehrere Städte diese Schuldentilgung, um Religionsfreiheit zu fordern, wogegen Albrecht nicht einschritt.
Auch das Hallesche Heilthum wurde immer wieder zur Schuldendeckung gebraucht.
Albrecht und Kunst
Allgemeine Bemerkungen
Er gab aber nicht für seine persönliche Bereicherung Geld aus, sonder für Schätze, die religiösen Zwecken, nämlich der Ausstattung von Kirchen dienten. Albrecht selbst trat eher bescheiden auf. Als Beispiel sei gesagt, „ daß er 1520 zur Krönung Karls V. uin Aachen mit 130 Reitern Erschien, während der Kurfürst von der Pfalz 700 und der Kurfürst von Köln 500 im Gefolge hatten.“59
Albrechts Hofführung war also eine der bescheidensten. Dies kann man von seiner Kunstsammlung nicht sagen."Albrecht ist aber auch Auftraggeber für die größten Künstler seiner Zeit gewesen und vor allem für Mitteldeutschland der Begründer und Förderer des neuen Kunststils der Renaissance geworden."60
Malerei
So arbeiteten so berühmte Maler wie Grünewald und Cranach für ihn.
Nachdem er seine Lieblingsresidenz Halle verlassen mußte und in Aschaffenburg residierte, brachte er auch viele seiner Kunstschätze dorthin. Im Aschaffenburger Schloß, der ehemaligen Residenz der Mainzer Kurfürsten ist das europäische Cranachzentrum untergebracht. Auf den dort ausgestellten Bildern fällt auf, das Lukas Cranach und seine Schule zwar immer sehr individuelle Gestallten gemalt haben und jeder Figur eigene Gesichtszüge geben haben, diese Regel aber eine Ausnahme hat. Eine Frau ist immer wieder dargestelltr, mal als Halbbildnis einer Frau mit Federhut, mal als Heilige Maria, mal als Ehebrecherin und mal als Lukrezia während des Selbstmordes. Diese Frau ist nicht nur durch das Gesicht zu identifizieren, sindern trägt auch meist ein Kleid mit weisem, senkrecht gestreiften Kragen und einen goldenen, mit Edelsteinen besetzten Halsring mit einem roten Anhänger. Weder ist bei den in Aschaffenburg gezeigten Bildern das Kleid bei anderen Frauen gemalt, noch der Schmuck. Das Bildd der Lukrezia ist ein Akt, so das Lukrezia, beziehungsweise das Modell nur den Halsring und einen Schleier trägt. Dies scheint also ein Erkennungszeichen zu sein. Die Theorie, das es sich bei dem Modell um Ursula Redinger handelt, ist meines Wissens unwiedersprochen. Albrecht hat sie aber nicht nur als Heilige, sondern eben auch als Sünderin darstellen lassen. In der dortigen Stiftskirche befinden sich unter anderem die Beweinung Christi von Grünewald, dem Hofmaler Albrechts. Dieses Bild ist durch Albrechts Stifterwappen eindeutig als zu Albrechts Schätze gehörend gekennzeichnet. Ebenso hängt in dieser Kirche eine Version der Gregorsmesse, in der Albrecht die Tiara hält, , eine Darstellung der Kreuzigung, ein Auferstehungsbild, eine Darstellung der Himmelfahrt Christi, und die Bildnisse der HlBarabara und hl. Agnes sowie der Hl. Margarethe und Hl. Katharina von Cranach. Bei den Darstellungen der Heiligen hat Cranach wieder Ursula Redinger potraitiert. In der Darstellung der Hl. Agnes wirkt sie auf den ersten Blick schwanger. Dies könnte ein Hinweis auf ein weiteres Kind Albrechts sein. In dieser St Peter und St. Alexander Kirche hängen sonst nur noch fünf andere Bilder, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit Albrecht von Brandenburg und dessem Hof stehen. Albrecht hat also über die Hälfte der dortigen Bilder malen lassen. Da auch das von Albrecht selbst in Auftrag gegebene Grabmal in dieser Kirche steht und dort einen beherrschenden Platz einnem mit und diese auch sonst nur noch mit Grabmälern und Epitaphen geschmückt ist, hat Albrecht maßgeblich zu iherer Austattung und kunsthistorischen Bedeutung beigetragen. Auch im benachbarten Stiftsmuseum finden sich zwei Bilder von Cranach. Eines zeigt Albrecht als heiligen Martin, eines Ursula Redinger als heilige Ursula. Beide gehörten wohl ursprünglich als Seitenflügel zu einem Altar, dieser ist aber verlorengegangen.
Das Hallesche Heilthum
Auch die Goldschmiedekunst förderte er mit dem Halleschen Heiltum.Vieles davon ist leider eingeschmolzen worden oder in alle Welt verstreut.
In Aschaffenburg befindet sich in Museen nur noch ein Kalender mit Reliquien für jeden Tag und ein kunstvoll gearbeitetes kombiniertes Schach- und Backgammonbrett, das aus dem Besitz des Hl. Rubert stammte und so eine Berührungsreliquie darstellte. Im Bonner Münster soll sich eine Monstranz, die aus dem Halleschen Heilthum stammt, befinden. Andere Stücke befinden sich in St. Petersburg, Boston, Stockholm und anderswo. Viel ist durch verschiedene Umstände kaputgegangen. Über den Reichtum und die wertvollen Arbeiten des Halleschen Heilthums sind wir durch die Heilthumsbücher unterrichtet. diese waren eine Art Katalog in Form von Handschriften oder Holzschnitten. das handgeschriebene Hallesche Heilthumsbuch war Albrechts eigenes Exemplar und wurde von ihm vielfach benutzt und handschriftlich ergänzt. Es wird heute in der Aschaffenburger Hofbibliothek aufbewahrt. Das Heilthum selbst war Albrechts Reliquiensammlung, die er von seinem Vorgänger in Magdeburg, Erzbischof Ernst, erbte und später ausbaute. In einem Brief vom 1. Dezember 1521 schreibt Luther an Albrecht und beschwert sich, daß jener„ zu Halle wieder aufgericht den Abgott, der die armen, einfältigen Christen umb Geld und Seele bringet; damit frey offentlich bekannt, wie alle ungeschickte Taddel durch den Tetzel geschehen, nicht sein allein, sondern des Bischofs von Menz Muthwill gewesen sind, sondern auch, unangesehen mein verschonen, ihm allein zumessen will Ist derhalb an E. K. F. G. endlich und schriftlich angesagt: wo nicht der Abgott wird abgethan, muß ich göttlicher Lehre und christlicher Seligkeit zu gut mir das lassen, eine nothige, dringende und unvermeidliche Ursach sein, E. K. F. G., wie den Papst öffentlich anzutasten, solchem Fürnehmen, frohlich einzureden, allen vorigen Greuel des Tetzels auf den Bischof zu Mainz treiben , und aller Welt anzeigen Unterscheid zwischen einem Bischof und Wolf.“61. 62 Der Abgott, den Luther anspricht, ist das Hallesche Heiltum, das Albrecht gegen eine Spendenbeteiligung öffentlich zeigte. Mit dem Besuch der Heiligtümer und der Spende war „ - nach dem damaligen Brauch - ein Ablaß von insgesamt 39 245 120 Jahren und 220 Tagen verbunden“63. Luther machte Albrecht also persönlich für den Ablaßglauben verantwortlich und teilt ihm mit, daß er diesen für Häresie hält. Im selben Brief droht er: „ Hierauf bitte und warte ich E. K. F. G. richtige und schleunige Antwort inwendig 14 Tagen, denn nach bestimmten 14 Tagen wird mein Buchlin wider den Abgott von Halle ausgehen, wo nicht komet eine gemeine Antwort.“64 Er will also eine ihm genehme Antwort, ansonsten wird er seine Bedenken öffentlich machen und so versuchen, Albrecht das Geschäft zu verderben, wenn dieser es nicht freiwillig einstelle. Zur Zeit des Briefes war Halle die Residenzstadt Albrechts, es ging also nicht nur um eine Stadt in seinem Machtbereich, sondern um die, die er am unmittelbarsten prägte und kontrollierte. Die Drohung Luthers scheint gewirkt zu haben, den Albrecht veranstalltete nie wieder eine Heilthumsfahrt. Späterwuirde das Heilthum direkt zur Schuldendeckung eingesetzt. „ Der nach allen Seiten verschuldete Kardinal sah sich zu seinem Leidwesen schon in den dreißiger Jahren und erst recht gegen Ende seines Lebens gezwungen, manche der kostbaren Stücke flüßig zu machen.“65 Nachdem die Reformation in Halle eingeführt wurde, „löste Albrechtdas Stift in der nunmehr lutherischen Stadt auf und nahm alles, was nicht niet- und nagelfest war mit nach Mainz oder seine neue Residenz Aschaffenburg; daruntwer auch die noch verbliebenen Reliquiare des Heuiltums, soweit nicht die Domkapitel von Magdeburg und Halberstadt darauf Anspruch erhoben. Nach seinem Tod verkauft das Mainzer Domkapitel weitere Stücke des Heiltums, um so die ererbten Schuldenlast zu tilgen - dies umso bedenkenloser, als man dem Kardinal kein gutes Ansehen bewahrte und seine Hinterlassenschaft zu respektieren keinen Anlaß fand. Denoch muß sich im Mainzer Domschatz immer noch ein beträchtlicher Teil des einstigen halleschen Heiltums befunden haben, bis die Schweden im dreißigjährigen Krieg daruas reiche Beute machen konnten. Was dann noch übritg war, isst in den Wirren der napoleonischen Zeit fast alles zugrunde gegangen.“66 Speziell“ von den Edelmetall - Arbeitenj scheint ... fast alles im Schmelztiegel zugrundegegangen zu sein; es ist bestimmt kein Zufall, daß die meisten nachzuweisenden Fragmente aus Materialien sind, die man nicht umarbeiten kannm, also Schnitzereien in Elfenbein oder Perlmutter, Halbedelstein - Schnitte usw.“67 „Die reliqiuensammlung Kardinal Albrechts vereinte Kleinkunstwerke der verschiedensten Provenienzen; ein aus dem Aschaffenburger Codex zusammengestelltes > musée imaginaire< spätmittelalterlicher Goldschmiedekunst wäre von nahezu umfassender Breite und Vollständigkeit.“68 Der Aschafenburger Codex, den Rasmussen erwähnt, ist das oben genannte handschriftliche Heiltumsbuch. Albrecht war natürlich immer um die vervollständigung seiner sammlung bemüht. „Kardinal Albrecht ließ keine Gelegenheit verstreichen, jeden, der ihm verbunden war oder es werden wollte, darauf hinzuweisen, wie gern er eine kost bare Gabe für sein Heiltum in Halle in Empfang nahm.“69 So wurde das Hallesche heitum zu einer der größten Sammlungen der Welt.
Albrechts Tod
Ab 1541 war Albrecht so krank, das er seine Pflichten nur noch eingeschränkt wahrnehmen konnte. Beim Konzil von Trient 1545 mußte er sich durch Bevollmächtigte vertreten lassen und auch seinen Pflichten bei den Reichstagen konnte er immer schlechter nachkommen.
Im Sommer 1545 siedelte Albrecht von Aschaffenburg nach Mainz über. da er aber schon schwer krank war, entschloß sich das Domkapitel zu einer Erpressung. Die Domherren verweigerten ihm die jährliche Apanage von 8000 Gulden. Diese brauchte Albrecht aber dringenst für seine Hofhaltung, wie die Beschickung des Wormser Reichstages oder des Konzils. Aber auch er selbst hatte, nachdem seine geringen Reserven aufgebraucht waren und er alles tat, um die 8000 Gulden vom Domkapitel zu erhalten, laut seinem Boten weder zu essen noch zu trinken. Er machte auch Vorschläge, wie das Geld zu beschaffen sei, da das Domkapitel behauptete, diese Summe nicht finanzieren zu können. Das Domkapitel lehnte die drei Vorschläge ab, aber da es die Notwendigkeit sieht, „will es in den dritten Vorschlag willigen, bittet aber, sich mit dem übrigen Einkommen zu behelfen, keine weiteren Schulden zu machen.“70 Der dritte Vorschlag war des angreifem des künftigen Vorrats. Albrecht hatte zwar dem Domkapitel einen Großteil seines Besitzes vermacht. Dies waren aber Liturgische Geräte und Kleider, die laut einem Zusatz nicht verkauft werden durften. Das Domkapitel wollte die Apanage aber nur zahlen, wenn dieser Satz aus dem Testament gestrichen würde. Er machte auch den Vorsclag, das Heiltum zu beleihen. Einen Tag nachdem Albrecht sein Testament geändert hatte, verstarb er am 24. 9. 1545.
Fazit
Albrecht von Brandenburg war nicht unbedingt ein typisches Kind seiner Zeit. Er war vielmehr einer der führenden Köpfe und als solcher eher atypisch und individuell. Er hatte durch seine Herkunft beste Voraussetzungen, etwas positives zu erreichen und sein Bistum gut zu verwalten. Dies tat er auch und zwar sehr nachhaltig. Seine Reformen wirkten noch am Anfang des 19. Jahrhunderts und würden es wahrscheinlich noch immer, wenn es den Kurstaat noch gäbe. An verschiedene Stellen wird berichtet, das er sich nicht an seine Wahlkapitulation hielt, wenn es um die Vertreibung der Juden ging. Denn „ die einzige neue Forderung, welche dem Erzbischof auferlegt wurde, war die rigerose Bestimmung, keine Juden im Bereich des Erzstifts zu dulden.“71 Diese Bestimmung führte Albrecht nie aus. Hier zeigte sich deutlich seine Toleranz, mit der er allen Glaubensrichtungen und Meinungen begegnete. Wie ich oben dargelegt habe, förderte er an seinem Hofe sowohl Theologen, die dem Protstantismus nahestanden oder sich offen zu ihm bekannten, als auch Künstler, welche auf Seiten Luthers standen. Trotzdem bekannte er sich, zumindest nach einer Anfangsphase, wieder voll und ganz zum Katholizismus, wie er auch am Anfang Luthers Thesen verbieten lassen wollte. Er unterließ dieses Verbot aber auf den Rat seiner theologischen Berater, den Professoren der Universität zu Mainz. Er selbst unterschätzte die Gefahren also nicht, wohl aber die Experten auf die er sich verließ. Damit zeigte er Anfänge von Rechtsstaatlichkeit und wieder Toleranz. Diese Meinung behielt er auch, nachdem er sich definitiv gegen die Reformation entschieden hatte, indem er sich, wie oben schon gesagt, immer um Ausgleich bemühte.
Seine Toleranz förderte auch seinen Kunstsinn, so daß er auch als bedeutender Mäzen in die Geschichte einging.
Lediglich im Bezug auf die Keuschheit der Priester war er sich selbst gegenüber toleranter als gegenüber seinen Untergebenen.
Er erwies sich auch als treuer Parteigänger der Habsburger.
Zusammenfassend kann man sagen, daß Albrecht zwar allem neuen gegenüber aufgeschloßen war, letztendlich aber doch bei seiner schon vorher bestehenden Meinung blieb.
Literaturverzeichnis
Augustinus Marius, Bischof von Salona, zitiert in: Codex Diplomaticus anecdotorum res Moguntinas, Francias, Trevirenses, Hassicas, Finitimarumque Regionum, nec non ius germanicum et S. R. I. Historiam vel maxima illustrantum Tomus IV, ex Latebris in Lucem produxit, digessit, notaque addidit Valerius Fredinandus S. R. I. Liber Baro de Gudenus, camarae imperialis assessor. Prostat Fancofurti et Lipsiae, Typis Ioan. Christoph. Stoehr Typogr. Arl. Ysenb. Budingensis. MDCCLVIII
Gredy, H. ; Kardinal - Erzbischof Albrecht II. Von Brandenburg in seinem Verhältnisse zu den Glaubenserneuerungen. Mainz, 1891
Grote, Ludwig, Kardinal Albrecht und die Renaissenace in Halle, Halle o. J.
Hartmann, Guido: Reichserzkanzler, Kurfürst und Kardinal Albrecht von Brandenburg, der Führer deutscher Renaissancekunst, Nürnberg 1937
Hermann, Fritz, Die Protokolle des Mainzer Domkapitels, in Regestenform bearbeitet und herausgegeben, Bd. 3, Die Protokolle aus der Zeit Albrechts von Brandenburg 1541- 1545, Paderborn 1932,
Mehl, Fritz: Die Mainzer Erzbischofswahl vom Jahre 1514 und der Streit um Erfurt in ihren gegenseitigen Beziehungen. Phil-Diss. Bonn 1905
Oster, Uwe, Martin Luther in Worms: Der rebellische Mönch aus Wittenberg trotzt Papst und Kaiser, In Damals 1/96, Stuttgart 1996
Rasmussen, Jörg: Untersuchungen zum Halleschen Heiltum des Kardinals Albrecht von Brandenburg, Teil 1 S. 59 In Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, Dritte Folge, Band XXVII, München 1976
Ders. :Untersuchungen zum Halleschen Heiltum des Kardinals Albrecht von Brandenburg, Teil 2, In: In Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, Dritte Folge, Band XXVIII, München 1977
Roesgen, Manfred von; Albrecht von Brandenburg: ein Renaisancefürst auf dem Mainzer Bischofsthron, Moers 1980
Wolfert, Alfred F.: Heraldische Spuren der Verwandschaft des Kardinals Albrecht von Brandenburg in Aschaffenburg, In: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte , Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes, Bd. 6, Aschaffenburg 1979, S. 132
Schrader, Franz: Kardinal Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Magdeburg, im Spannungsverhältnis zwischen alter und neuer Kirche, S. 432,. In: Bäumer, Remigius( Hg.): Von Konstanz nach Trient, Beiträge zur Geschichte der Kirche von den Reformkonzilien bis zum Tridentinum. München, Paderborn, Wien 1972
Stimming, Manfred; die Wahlkapitulationen der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz. ( 1233 - 1788) 1. Teil. Phil. Diss, Göttingen 1909
Wette, Dr. Wilhelm Martin Leberecht, Dr. Martin Luthers Briefe, Sendschreiben und Bedenken, vollständig aus den verschiedenen Ausgaben seiner Werke und Briefe, aus anderen Büchern und noch unbenutzten Handschriften gesammelt, kritisch und historisch bearbeitet von Dr. Wilhelm Martin Leberecht de Wette, Professor der Theologie zu Basel, zweyter Theil, Luthers Briefe von seinem aufenthalt auf Wartburg bis Verheurathung, Berlin 1826,
Wolters, Albrecht: Hat Cardinal Albrecht von Mainz im Jahre 1521 den Tetzel´schen Ablaßhandel erneuert? Osterprogramm der vereinigten Friedrichs - Universität Halle - Wittenberg für das Jahr 1877, Bonn 1877
[...]
1 Roesgen, Manfred von; Albrecht von Brandenburg: ein Renaisancefürst auf dem Mainzer Bischofsthron, Moers 1980, S. 10
2 Vgl. hierzu: Ebd. S. 11
3 Ebd. S. 11
4 Ebd. S. 11
5 Mehl, Fritz: Die Mainzer Erzbischofswahl vom Jahre 1514 und der Streit um Erfurt in ihren gegenseitigen Beziehungen. Phil-Diss. Bonn 1905, S. 66f
6 Roesgen S. 11
7 Mehl, S. 67
8 Roesgen S.12
9 Mehl, S. 77
10 Stimming, Manfred; die Wahlkapitulationen der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz. ( 1233 - 1788) 1. Teil. Phil. Diss, Göttingen 1909, S. 21
11 Roesgen, S. 18
12 Mehl, S. 63
13 Ebd. S. 65
14 Ebd. S. 67
15 Ebd. S. 67
16 Diskau an Joachim, 17. November 1510, zitiert nach Mehl, S. 71
17 Ebd. S. 78
18 Ebd. S. 78
19 Roesgen, S. 40
20 Ebd. S. 39
21 Hartmann, Guido: Reichserzkanzler, Kurfürst und Kardinal Albrecht von Brandenburg, der Führer deutscher Renaissancekunst, Nürnberg 1937, S. 14
22 von Roesgen S. 43
23 Ebd. S. 42
24 Zitiert nach Roesgen, S. 115
25 Augustinus Marius, Bischof von Salona, zitiert in: Codex Diplomaticus anecdotorum res Moguntinas, Francias, Trevirenses, Hassicas, Finitimarumque Regionum, nec non ius germanicum et S. R. I. Historiam vel maxima illustrantum Tomus IV, ex Latebris in Lucem produxit, digessit, notaque addidit Valerius Fredinandus S. R. I. Liber Baro de Gudenus, camarae imperialis assessor. Prostat Fancofurti et Lipsiae, Typis Ioan. Christoph. Stoehr Typogr. Arl. Ysenb. Budingensis. MDCCLVIII, S. 641
26 Grote, Ludwig, Kardinal Albrecht und die Renaissenace in Halle, Halle o. J. S. 8
27 von Roesgen S. 40
28 Wette, Dr. Wilhelm Martin Leberecht, Dr. Martin Luthers Briefe, Sendschreiben und Bedenken, vollständig aus den verschiedenen Ausgaben seiner Werke und Briefe, aus anderen Büchern und noch unbenutzten Handschriften gesammelt, kritisch und historisch bearbeitet von Dr. Wilhelm Martin Leberecht de Wette, Professor der Theologie zu Basel, zweyter Theil, Luthers Briefe von seinem aufenthalt auf Wartburg bis Verheurathung, Berlin 1826, S. 113
29 Hermann, Fritz, Die Protokolle des Mainzer Domkapitels, in Regestenform bearbeitet und herausgegeben, Bd. 3, Die Protokolle aus der Zeit Albrechts von Brandenburg 1541- 1545, Paderborn 1932, S. 256
30 Ebd. S. 29
31 Ebd. S. 32
32 Ebd. S. 32
33 Ebd. S. 247
34 Ebd. S. 55
35 Ebd. S. 56
36 Gredy, H. ; Kardinal - Erzbischof Albrecht II. Von Brandenburg in seinem Verhältnisse zu den Glaubenserneuerungen. Mainz, 1891, S. 14
37 Schrader, Franz: Kardinal Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Magdeburg, im Spannungsverhältnis zwischen alter und neuer Kirche, S. 432,. In: Bäumer, Remigius( Hg.): Von Konstanz nach Trient, Beiträge zur Geschichte der Kirche von den Reformkonzilien bis zum Tridentinum. München, Paderborn, Wien 1972
38 Gredy, S. 53
39 von Roesgen S. 87
40 Ebd. S. 103
41 Schrader, S. 422
42 Ebd. S. 432
43 von Roesgen S. 46
44 Ebd. S. 46
45 Ebd. S. 36
46 Vgl. dazu: Oster, Uwe, Martin Luther in Worms: Der rebellische Mönch aus Wittenberg trotzt Papst und Kaiser, In Damals 1/96, Stuttgart 1996
47 Gredy, S. 29
48 Ebd. S. 35f
49 Ebd. S. 39
50 von Roesgen S. 65
51 Ebd. S. 65
52 Ebd. S. 72
53 Ebd. S. 67
54 Wolfert, Alfred F.: Heraldische Spuren der Verwandschaft des Kardinals Albrecht von Brandenburg in Aschaffenburg, In: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte , Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes, Bd. 6, Aschaffenburg 1979, S. 132
55 von Roesgen S. 118
56 zitiert bei Wolfert, S. 133
57 Ebd. S. 213
58 Gredy, S. 128
59 von Roesgen, S. 113
60 Wolfert, S. 130
61 Wette, S. 113
62 Vgl. zum folgenden: Wolters, Albrecht: Hat Cardinal Albrecht von Mainz im Jahre 1521 den Tetzel´schen Ablaßhandel erneuert? Osterprogramm der vereinigten Friedrichs - Universität Halle - Wittenberg für das Jahr 1877, Bonn 1877
63 Roesgen S. 211
64 Ebd. S. 115
65 Rasmussen, Jörg: Untersuchungen zum Halleschen Heiltum des Kardinals Albrecht von Brandenburg, Teil 1 S. 59 In Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, Dritte Folge, Band XXVII, München 1976
66 Ebd. S59
67 Ebd. S. 64
68 Ebd. S. 69
69 Rasmussen, Jörg: Untersuchungen zum Halleschen Heiltum des Kardinals Albrecht von Brandenburg, Teil 2, S. 101 In: In Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, Dritte Folge, Band XXVIII, München 1977
70 Herrmann, S. 1101
71 Stimming, S. 51
- Citation du texte
- Philipp Kampfmann (Auteur), 2000, Brandenburg, Albrecht von, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96931
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