Inhalt
Einleitung
I. Wahrnehmung
1. Grundlagen der Wahrnehmung
2. Personenwahrnehmung
2.1. Gesetzmäßigkeiten
2.2. Wertungsfehler
II. Überblick über die Grundlagen menschlicher Kommunikation
III. Stellenwert und Formen des Einsatzes von Körpersprache
1. Stellenwert
2. Ausgewählte Formen des Einsatzes von Körpersprache
2.1. Distanzverhalten
2.1.1. Intime Distanz
2.1.2. Persönliche Distanz
2.1.3. Soziale Distanz
2.1.4. Öffentliche Distanz
2.2. Statusverhalten
2.3. Massenkontakt und -macht
Literaturverzeichnis
Einleitung
Haben Sie schon einmal versucht im Internet oder einem Wörterbuch unter dem Stichwort "Körpersprache" eine umfassende Beschreibung zu finden? Oftmals existiert dieses Wort in den genannten Medien überhaupt nicht und wenn doch, erfährt man eine unzureichende Umschreibung einer Form der menschlichen Kommunikation. Es scheint, als hätte man die elementarste Komponente des zwischenmenschlichen Verhaltens in Vergessenheit geraten lassen. Dabei bedient sich jeder von uns täglich dieser teils angeborenen Kommunikationsmöglichkeit. Aber nur wenige Menschen wissen um den bewußten Einsatz ihres Körperverhaltens, seiner Decodierung und Deutung.
Erst in den letzten Jahren, mit dem fast explosionsartigen Wachstum einer erfolgs- und leistungsorientierten Wirtschaft in den Industriestaaten und dem damit stetig wachsenden Druck auf die Gesellschaft und den einzelnen Menschen, gewinnt die bewußte Körpersprache wieder zunehmend an Bedeutung - wird zum Erfolgsfaktor. Viele Unternehmen haben die derzeitigen Anforderungen der Gesellschaft an die Wirtschaft erkannt und investieren heute in Form von Manager- und Fortbildungsseminaren, Kommunikationstraining und Stilberatungen in ihre Arbeitnehmer - und somit in die Zukunft. Der Prototyp eines leistungsstarken und erfolgreichen Angestellten mit Kundenkontakt ist fähig, sowohl in seiner Muttersprache als auch in mehreren Fremdsprachen, mit anderen zu kommunizieren, zu präsentieren, beraten, verhandeln, verkaufen und vor allem zu überzeugen. Ebenso wie den Gebrauch von Fremdsprachen erlernt die zukünftige Führungskraft den bewußten Umgang und Einsatz grundlegender Elemente der Körpersprache und Psychologie. Damit sie eigene und fremde Signale in unterschiedlichen Situationen richtig deuten, nutzen und damit die eigene persönliche Kompetenz im Auftreten erhöhen kann.
Aber worin liegt eigentlich die Faszination der Körpersprache? Wieso ist sie wieder so wichtig für uns geworden? Dieser Aufsatz soll vor allem eine Übersicht über die Grundlagen der Körpersprache, deren Interpretation und Bedeutung für die menschliche Kommunikation und Personenwahrnehmung darstellen.
I. Wahrnehmung
1. Grundlagen der Wahrnehmung
Viele Menschen beschränken die Wahrnehmung auf das Vorhandensein primärer Wahrnehmungs- und Ausdrucksinstanzen, wie Augen, Nase, Mund und Ohren. Aber betrachtet man den menschlichen Körper, so ist er ein geschlossenes und zweckmäßig gegliedertes Gefüge. In der Kybernetik versteht man darunter "ein aus zusammenwirkenden Teilsystemen bestehendes, sich selbstorganisierendes und selbstregulierendes, dynamisches System" (H. Schaldach, S. 560). Jeder Organismus besitzt eine einzigartige, sich aus 46 Chromosomen zusammensetzende, genetische Information. Diese kennzeichnet "die einzelne menschliche Person in ihrer, sie von allen anderen unterscheidenden Eigenart" (Brockhaus). Somit ist jeder menschliche Organismus ein absolutes Unikat und unterscheidet sich sowohl in seinem natürlichen äußeren Erscheinungsbild als auch seiner Entwicklung und seinen charakterlichen und körperlichen Eigenarten von anderen.
Der Wahrnehmungsvorgang wird in drei Stufen eingeteilt: das Empfinden, das Organisieren, sowie das Identifizieren und Einordnen.
Betrachtet man die erste Stufe, so ist neben dem organischen System das Nervensystem die zweite und wohl wichtigste Grundkomponente der Wahrnehmung. Auch das Nervensystem bildet als Komplex des Nervengewebes eine funktionelle Einheit. Oberflächlich betrachtet, befähigt es, verschiedenste Reize in Form von physikalischer Energie im Bereich der Rezeptoren aufzunehmen und gleichzeitig die für das Nervensystem spezifischen elektrischen Impulse zu bilden und zu transportieren. Von den sensiblen Nerven aus können diese neuronal kodierten Informationen über sensorische Nerven zum Beispiel von den motorischen Endapparaten zum Mittelpunkt hin gerichtet, weitergeleitet und im Gehirn verarbeitet werden. Innerhalb einer Sinnesmodalität ist der Mensch in der Lage nicht nur zwischen verschiedenen Qualitäten sondern auch Intensitäten von Reizen zu unterscheiden. Die Intensität eines Reizes wird ebenfalls wie der Reiz selbst über die neuronalen Impulse kodiert. Dabei wird die Frequenz oder das zeitliche Muster des Impulses variiert.
Auf der zweiten Stufe, dem Organisieren, wird eine interne Abbildung des wahrgenommenen Objekts oder Ereignisses aufgebaut. Das in der Vergangenheit erworbene Wissen kann nun mit den aktuellen Informationen des Perzepts des äußeren Reizes verglichen, geschätzt und zusammengeführt werden. Um das Perzept später wiedererkennen zu können, werden einfache sensorische Eigenschaften, wie zum Beispiel die von Tönen, mit dem Abbild kombiniert bzw. in dieses integriert.
Bei der "recognition", der dritten Stufe der Wahrnehmung, wird dem Perzept eine Bedeutung zugewiesen. Das Objekt wird identifiziert.
Zusammenfassend kann man sagen, daß Mensch und Tier ihr Überleben der Aufnahme verschiedenster Reize und Informationen aus der Umwelt durch den sensorischen Apparat und deren spätere zuverlässige und fehlerfreie Verarbeitung, also dem Zusammenspiel von organischen System und Nervensystem, verdanken. Nahrungsaufnahme, Schutz, die Befriedigung sozialer Bedürfnisse und das Wissen über Gefahren wird erst möglich durch die eben beschriebenen Prozesse der Wahrnehmung.
2. Personenwahrnehmung
Täglich haben wir Kontakt mit anderen Menschen, egal ob es der Nachbar von nebenan, die Verkäuferin an der Tankstelle oder der fremde Fahrgast im Bus ist. Fast ebenso oft befragen wir uns selbst zu unserer Menschenkenntnis - bewerten, ordnen und urteilen. Der erste Kontakt stellt sich später häufig als der Aspekt heraus, der das spätere Gesamturteil prägt. Die Personenwahrnehmung stützt sich auf die Prozesse der Wahrnehmung und Kognition. Beide fungieren als Hilfe zur raschen gesellschaftlichen Orientierung. Wie kommen wir aber dazu, jemanden sympathisch, nett oder auch im Gegenteil abstoßend und nichtssagend zu finden? Welche Funktion hat die Personenwertung? Und welche Gesetzmäßigkeiten sind von Bedeutung?
2.1. Gesetzmäßigkeiten
Die Personenwahrnehmung umfaßt mehrere Bereiche der Psychologie, wie die Persönlichkeit, Kommunikation und das Instinktverhalten. In diesem Zusammenhang gelten für spätere Urteilsprozesse wichtige Gesetzmäßigkeiten.
Beispielsweise sind die verschiedenen Ausdrucksfelder einer bestimmten Rangfolge unterworfen. Das heißt, daß Menschen meist als erstes die Mimik einer Person zur Bewertung heranziehen. Die Gestik, Haltung, der Gang und alle anderen Ausdrucksmöglichkeiten folgen dann in dieser Reihung. Durch diese Prioritätensetzung wird der Informationsgehalt anderer Körperregionen oft verkannt.
Die Darstellung des äußeren Ausdrucks kann sich wesentlich von der inneren Befindlichkeit eines Menschen unterscheiden. Anderen ist es daher oft unmöglich, den wahren Zustand des Betroffenen zu erkennen und unter Umständen vielleicht helfend einzugreifen.
Zum anderen unterliegt die menschliche Urteilsfähigkeit meist der gegenwärtigen Situation und allgemeinen Gegebenheit. Erschwert wird die Personenwahrnehmung durch die Mehrdeutigkeit einzelner Ausdrucksmöglichkeiten. Das beste Beispiel dafür ist die fast jedem bekannte erste spielerische Annäherung zweier Sexualpartner, die Flirtsituation. Der potentielle Partner kann seinem Gegenüber durch seinen Ausdruck gleichzeitig Interesse, beispielsweise durch seine Mimi k, und auch Abwendung, zum Beispiel durch eine befremdende Geste oder Handlung, signalisieren.
Vernachlässigt man die eben genannten Gesetzmäßigkeiten der Personenwahrnehmung, entstehen unter Umständen Wertungsfehler, die später zu einem nur noch schwer widerrufbarem Gesamturteil führen können.
2.2. Wertungsfehler
Eine Art der häufigsten Wertungsfehler beruht auf dem Prinzip physiognomischer Täuschungen. Dabei beeinflussen Körpereigenschaften, wie zum Beispiel der Augenabstand oder die Nasenlänge erwiesenermaßen die Personenwertung, obwohl sie keinerlei erwähnenswerte Zusammenhänge zu den objektiv erfaßten Persönlichkeitsmerkmalen aufweisen. Dabei ist zu beachten, daß sich sehr häufig auftretende Ausdrucksmerkmale manchmal im Gedächtnis fest verankern und so zu einem habituiertem Ausdruck werden können. Ähnlich wie in der vorgenannten Problematik können Wertungsverschiebungen auch durch bestimmte Situationen entstehen. Zum Beispiel kann bei einem Candlelight-Dinner der Eindruck von besonderer Sinnlichkeit einer Person, durch die lichtbedingten Veränderungen von Pupille und Iris, entstehen. Irrtümer in der Beurteilung von Menschen können sehr vielschichtig sein und beruhen nicht nur auf dem eben beschrieben körperlichen Ausdruck, sondern auch auf soziologischen Kriterien. Diese sogenannten schematisierten Urteile entstehen nach sozialen Merkmalen, wie Herkunft, Geschlecht, Gesellschaftsschicht und nicht zuletzt Beruf und Ausbildung. Trotz gesellschaftlicher und sozialer Unterschiede werden jeder sozialen Gruppe einheitliche Grundmuster und unterschiedliche Ausdrucksmerkmale zugeschrieben. Aber nicht jedem Angehörigen einer solchen Gemeinschaft können uneingeschränkt alle diese erwarteten Kriterien zugeordnet werden. Wertungsfehler können auch aufgrund eines Abwehrmechanismus, der Projektion, entstehen. Menschen neigen dazu, ihre eigenen Wünsche, Vorstellungen und Gefühle zu verkennen und auf andere Personen zu übertragen. Sie projizieren sich selbst in diese, versuchen sich in den zu bewertenden Menschen wiederzuerkennen und verkennen dabei die Individualität und Persönlichkeit ihres Gegenüber. Samy Molcho schrieb darüber: "Glauben Sie nie an die Körpersprache, denn die Natur des Menschen ist voller Arglist und Selbsttäuschung."(Samy Molcho, S. 251). Wertungsfehler können nur durch genaue Analyse von Umfeld, Situation und Person vermieden werden.
II. Überblick über die Grundlagen menschlicher Kommunikation
Umgangssprachlich formuliert, ist die menschliche Kommunikation der Umgang, die Verständigung und das Gespräch mit- und untereinander. Oft wird dabei vergessen, daß die Kommunikation neben dem Energieumsatz, der Fortpflanzung und Individuenbildung eine der Hauptfunktionen eines Organismus ist. Sie beinhaltet den Prozeß der Mitteilung, den wechselseitigen Austausch von Gedanken, Meinungen, Wissen, Erfahrungen und Gefühlen sowie die Übertragung von Nachrichten und Informationen.
Kommunikation wird an dieser Stelle in zwei unterschiedliche Bereiche unterteilt: die verbale und nonverbale Kommunikation. Davon ausgehend werden auch die verschiedenen Kommunikationsmittel diesen Gebieten zugeordnet. Während die verbale Kommunikation unter anderem die Sprache und Schrift beinhaltet, dienen Handlung, Ausdruck und Körperpräsentation der nonverbalen Verständigung. Die Problematik der Körpersprache liegt in den different interpretierbaren Signalen der Beziehungsebene. Ebenso unterschiedlich wie die verschiedenen Möglichkeiten der Informationsübermittlung sind die Kommunikationswege. Augen, Ohren, Nase und Tastorgane als Wahrnehmungsinstanzen bilden die In- und Output-Stationen für den Transfer. Die einfachste der Verbindungen zwischen den Stationen ist der Direktkontakt zweier Personen. Die Weiterentwicklungen der letzten Jahre im Bereich der Technik haben eine Ergänzung dieses Kanals durch verschiedene Medien, wie Telefon, Zeitschriften und Fernsehen gebracht. Ursprünglich der wichtigste Kommunikationsweg, verschiebt sich heute der direkte Kontakt immer mehr in Richtung Fernkontakt.
Wie eingangs schon betont, ist Kommunikation die Möglichkeit einer Verständigung und des zwischenmenschlichen Umgangs. Mindestens zwei Organismen befinden sich im wechselseitigen Kontakt miteinander. Der Expedient, auch Sender oder Kommunikator genannt, versucht eine Botschaft an einen potentiellen, Bereitschaft signalisierenden Perzipienten, auch Empfänger, zu übermitteln. Dabei stellt sich Kommunikation als wenig stabil, sondern als sehr variabel dar. Die Botschaft kann ebenso schnell wechseln, wie Sender und Empfänger ihre Position tauschen.
III. Stellenwert und Formen des Einsatzes von Körpersprache
1. Stellenwert
Der menschliche Ausdruck gliedert sich in mehrere differierende Teilbereiche der nonverbalen Kommunikation. So gehören Gestik, Mimik, Körperhaltung und Gang ebenso zur Körpersprache, wie Distanzverhalten, Tonfall, Kleidung und Umgangsformen. Alle diese Ausdrucksmedien dienen dem gleichen Zweck. Sie sind Informationsquellen, aus denen man zum Beispiel auf den Charakter einer Person, innere Einstellungen, Gedanken, Emotionen oder Stimmungen schließen kann. Nicht zuletzt ermöglichen sie die Visualisierung und Unterstützung des gesprochenen Wortes, beeinflussen Verhalten und steuern soziale Interaktionen. Die Körpersprache stellt damit eine eigenständige Form der Nachrichten- und Informationsübermittlung dar, welche für eine ganzheitliche Kommunikation zentraler Bestandteil ist. Die oben genannten Ausdrucksmerkmale werden nur zum Teil bewußt gesteuert und unterliegen oft dem Unterbewußtsein und situativen Bedingungen. Durch eine Schulung der Ausdruckssteuerung, zum Beispiel durch ein Kommunikationstraining oder eine Stilberatung, kann man den Grad der bewußten Körpersprache, der kommunikativen Kompetenz, wesentlich erhöhen und bestimmte Signale eindeutiger senden und interpretieren.
Die Körpersprache unterliegt individuellen als auch kulturellen Einflüssen. Kommunikation allgemein stellt in diesem Sinn einen "sozialen Prozeß der Verständigung von Menschen" (H. Schaub, K. G. Zenke, S. 208) dar. In diesen Prozeß fließen individuelle Erfahrungen, Weltanschauungen und Wertvorstellungen verschiedener Kulturen und Gesellschaftsschichten ein und bedingen somit das Verhalten. In diesem Zusammenhang muß besonders das Prinzip der Erwartung und Gewohnheit beachtet werden, welches oftmals zu Wertungsfehlern führen kann.
Neben den allgegenwärtigen Elementen der Körpersprache haben verschiedene Kulturkreise und einzelne Gesellschaftsschichten eigene Regeln der nonverbalen Verständigung entwickelt. Die Sprache übt hier einen großen Einfluß auf den Ausdruck aus. Zum Beispiel verfügen die Japaner über eine sehr komplexes Sprach- und Schriftsystem, welches ein Maximum an Wissen und Konzentration erfordert und kaum Platz für nonverbale Kommunikation läßt. Damit verbunden erfordert die japanische Tradition körperliche Zurückhaltung und Unauffälligkeit. Im Gegensatz dazu, kann man als Beispiel für eine Gesellschaftsschicht jugendliche amerikanische Cliquen betrachten, welche über einen oft stark reduzierten und stereotypen Sprachschatz verfügen. Hier wird die Sprache durch exzessive Körpersprache untermalt und teils ersetzt. Nicht nur kulturell, sondern auch geschlechtsspezifisch gibt es Unterschiede. Beispielsweise wird noch heute die Sitzhaltung von Mann und Frau durch die ehemals traditionelle Rollenverteilung festgelegt. Frauen nehmen mit übereinandergeschlagenen Beinen einfach weniger Fläche ein, als Männer, welche mit geöffneten Oberschenkeln Platz nehmen.
Nun reichen die eben genannten Beispiele bei weitem nicht aus, um die Bedeutung der Körpersprache für die menschliche Kommunikation ausreichend darlegen zu können. Im Folgendem werden ergänzend speziell die Problematik von Distanz- und Statusverhalten, sowie des Massenkontakts betrachtet.
2. Ausgewählte Formen des Einsatzes von Körpersprache
2.1. Distanzverhalten
Distanz- oder räumliches Verhalten, beinhaltet das Orientierungs- und Territorialverhalten und dient zur Festlegung einer dynamischen Raumkonzeption, welche dem Menschen eine uneingeschränkte Gestaltung von Freizeitaktivitäten und die Durchführung täglicher Arbeit ermöglicht. Ebenso fördert es besonders zwischenmenschliche Kommunikation und Interaktionen durch individuell gestaltete Rahmenbedingungen und Situationen. Als besonders gutes Beispiel bietet sich hier das der Sitzordnung an. Im Einzelunterricht wird Pädagogen oft empfohlen, mit dem Schüler eine Sitzposition über Eck einzunehmen. Das heißt, Schüler und Lehrer sind nicht gezwungen sich ständig gegenseitig in die Augen zu schauen, was das Gefühl des Beobachtetseins und Unsicherheit zur Folge hätte. Ein "Vorbeischauen" wiederum kann in diesem Fall aber auch nicht als Unhöflichkeit oder Befangenheit gewertet werden. Schüler und Lehrer halten einen angemessenen Abstand zueinander ein, der weder den Lernenden in seiner Bewegungsfreiheit einschränkt, noch die Intimsphäre einer der beiden Personen verletzt. Trotzdem ist es der Lehrerperson jederzeit möglich helfend einzugreifen. Nach HALL existieren vier verschiedene Distanzen, welche für das menschliche Verhalten von Bedeutung sind.
2.1.1. Intime Distanz
Die erste und auch sogleich die sensibelste Zone, welche unser Distanzverhalten bestimmt, ist die Intimzone. Sie wird auf etwa eine halbe Armeslänge, also 45 cm festgelegt. Je größer das Ansehen und der Status einer Person ist, desto größer ist normalerweise auch die Intimzone. Gerade Personen des Öffentlichen Lebens, Stars und Prominente sind bestrebt die öffentliche Distanz gewahrt zu wissen, müssen aber oft vom Gegenteil berichten. In Falle eines unerwünschten Eindringens in die Intimsphäre wird Unlust, Aggression und Streß ausgelöst, welche sich einem ablehnenden Ausdruck widerspiegeln. Passiert dies öfters, reagieren Menschen häufig mit extremen Mißtrauen und einer äußerst ablehnenden Körpersprache auf Kontaktsuchende. Erst nach Aufbau eines intensiven Vertrauens zu einem Menschen, wird ein kontrolliertes Überschreiten der unsichtbaren Grenze zugelassen und werden körperliche Berührungen akzeptiert. Die Intimzone bezeichnet neben der eigenen körperlichen Abgrenzung, auch Institutionen, wie die Familie, welche als fast körperlich empfunden werden und die es zu schützen gilt. Der Intimraum, die Kleidung und Körpersprache ist von Emotionen, Gefühlen und persönlichen Stil gekennzeichnet und wird individuell ausgestaltet. Dementsprechend gelangen in diesen Bereich meist nur engste Familienmitglieder und Partner, welche diese Individualität respektieren und unterstützen.
2.1.2. Persönliche Distanz
Die persönliche Distanz beschreibt einen Raum von circa 45 bis 120 cm, also eine Armeslänge. Hier sind Personen zu finden, für welche die Intimzone tabu ist, Menschen, die allerdings genug Vertrauen genießen, um in den persönlichen Bereich vordringen zu dürfen. Auch hier ist eingeschränkter Körperkontakt, zum Beispiel zur Begrüßung ein Kuß auf die Wange, möglich. In Bezug darauf wird zweifellos der Grad zwischen Gefallen und Unmut immer schmaler. Die persönliche Distanz dient vor allem dem körperlichen Schutz, ermöglicht aber dem Betrachter durch den persönlichen Abstand ein breites Spektrum der Wahrnehmung von individuellen Ausdrucksmerkmalen ohne direkt beeinflußt zu werden. Schon in der persönlichen Zone erhalten gesellschaftliche Erwartungen und Normen in Bezug auf Umgangsformen und Kleidung eine erhöhte Bedeutung, da sich der Kreis der Personen verschiedener Klassen, Kulturen und Gesellschaftsschichten vergrößert hat. So wäre es zum Beispiel unmöglich auf einer Hochzeit im Familien- und Freundeskreis in legerer Alltags- oder Arbeitskleidung zu erscheinen. In diesem Fall ist festliche und konservative Kleidung ein Muß.
2.1.3. Soziale Distanz
Der Raum der sozialen Distanz dient vorrangig allgemeinen und unpersönlichen, sozialen Kontakten und umfaßt etwa 120 bis 360 cm. In ihn gelangen Personen, wie zum Beispiel Vorgesetzte und Arbeitskollegen, zu denen man keine persönliche Beziehung aufgebaut hat, durch die aber eine Bedrohung ausgeschlossen ist. Der Umgang mit diesen Menschen findet häufig in öffentlichen oder vielen Personen zugänglichen Räumlichkeiten statt. Zum Beispiel untermauert ein Gespräch zwischen Angestellten und Vorgesetzten über den Konferenz- oder Schreibtisch hinweg die soziale Distanz und den sachlichen Umgang miteinander. Die soziale Zone bietet ideale Bedingungen für den Beobachter, Kommunikationsbezüge, wie Affilation, Ditention, Dominanz und Komplianz, und den damit verbundenen Ausdrucksmerkmalen zu untersuchen. Getragen von den gesellschaftlichen Erwartungen erhält die Kleidung in dieser Distanz als Ausdrucksform und Statusmerkmal besonderes Gewicht. So sind zum Beispiel Nadelstreifenanzüge, als Ausdruck von Macht und Tradition, Vertretern der Chefetage vorbehalten. Frauen zahlen der männlichen Dominanz ihren Tribut und tragen Kostüm, Rock und Bluse.
2.1.4. Öffentliche Distanz
Die öffentliche Distanz beginnt ab knapp 4m und ist im Prinzip unendlich groß. Aufgrund der Entfernung zwischen den einzelnen Personen ist verbale Kommunikation kaum und nonverbale Kommunikation ohne künstliche Hilfsmittel, wie Fernsehen, Radio oder Illustrierte, nur noch eingeschränkt möglich. Die öffentliche Zone findet man vor allem bei den anfangs erwähnten Personen, welche stetig oder zeitweise im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen. Zusätzliche Schutzmechanismen, wie die territoriale Abschirmung des Wohn- und Arbeitsortes, der Verkehr in ausgesuchten Gesellschaftsschichten und der Geleitschutz von Bodyguards sichern die öffentliche Distanz gegenüber aufdringlichen Fans und vermeintlichen Freunden.
2.2. Statusverhalten
Unsere heutige Gesellschaft ist ein riesiges, komplex und hierarchisch organisiertes System von unabhängigen, lückenlos zusammengefügten, sozialen Positionen. Diese sind teils zugewiese, teils erworbene Stellungen, welche nicht nur verschiedenen Erwartungskomplexen unterworfen sind, sondern auch einen sozialen Prestigewert involvieren. Der Status einer sozialen Position ist oft mit bestimmten Rollenattributen, fungierend als Erkennungszeichen und Statussymbol, verbunden. Sie beschreiben den gesellschaftlichen Rang und soziale Gefälle. An ihnen kann man den Einfluß, der vom Positions- und Statusinhaber auf andere ausgeht, und Machtverhältnisse einschätzen und in Beziehungen setzen. Berufsgruppen- und rollenspezifische Kleidung sowie Gegenstände vereinfachen eine Orientierung im Sozialgefüge. So ist der Arzt sofort am weißen Kittel und dem umgehangenen Stethoskop, der Soldat an seiner Uniform und der Zugschaffner an Zange, Mütze und Kelle zu erkennen. Die Kleidung ist nur eine vieler Ausdrucksformen von Statussymbolen. Beispielsweise werden oftmals die Mitarbeiter der Chefetage als dominant eingestuft. Definiert man Dominanz in diesem Fall als eine Umgangsform, so erkennt man machtorientierte Personen, die hart und selbstbehauptend gegenüber den Untergebenen, bestimmend und direktiv auftreten. Dominanz in der Führungsrolle wird in diesem Fall akzeptiert, da es ein adäquates Statussymbol, also der Stellung angemessenes, darstellt. Das Gegenteil davon ist oft in der High-Society, vorwiegend westlich orientierter Staaten, zu finden. Hier dreht sich das ganze Leben um Symbole für Reichtum, Macht und Schönheit. Das Luxusauto vor der Villa am Meer, Parties und Luxus im Überfluß, die erkaufte angeblich ewige Jugend zeugen noch lange nicht von einer gesellschaftlich akzeptierten Stellung und feinen Lebensart. Schon in der Vergangenheit hat sich eine gesellschaftliche Elite herausgebildet, welche sich durch bestimmte Verhaltensweisen und Umgangsformen, wie das Bemühen um eine reine Rede- und Ausdrucksweise und perfekte Tischmanieren, von allen anderen unterscheidet. Auf diese Weise demonstriert man die Zugehörigkeit zu einem erlesenen Kreis akzeptierter, verdienter sozialer Positionsinhaber und entlarvt Nachahmer und Etikettenschwindler. Diesbezüglich beschreibt H. P. Henecka Statusverhalten als "oft lächerliche Versuche" sich darzustellen und sich "um jeden Preis von den anderen zu unterscheiden" . Zusammenfassend kann man sagen, daß heutzutage Statussymbole "eher irrationale Auswüchse der Dokumentation von eigenem Prestige, Macht und Reichtum [...]" (H. P. Henecka, S. 85) sind.
2.3. Massenkontakt und -macht
Die technischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte ermöglichen Formen der Fernkommunikation rund um den Globus. Informationen, übermittelt durch Fernsehen, Radio und Internet erreichen in kürzester Zeit sprichwörtlich Massen an Zuhörern und Interessenten. Diese Art der Potenzierung von Informationen hat viele Vorteile, erreichen doch Nachrichten und Meldungen durch den sogenannten Massenkontakt viele unbekannte, anonyme Adressaten in allen Winkeln der Erde. Probleme erscheinen im Angesicht dieses Fortschritts als klein und schnell lösbar. Aber eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Massenmedien, wie Zeitungen, Internet und Rundfunk eignen sich aufgrund der oben genannten Eigenschaften im höchsten Maß dazu, die persönliche und somit öffentliche Meinung zu manipulieren, werden sie nicht von öffentlichen Instanzen kontrolliert. Durch Massenkontakt übertragene Informationen unterliegen ständigen Veränderungen durch einen auftretenden Differenzierungsverlust der Botschaft und einer Kanalisierung von Persönlichkeitsausschnitten. Hierbei wird eine Nachricht beispielsweise über eine Person durch Sympathie- oder Antipathiemerkmale oder Eindrücke der Vertrauenswürdigkeit verfälscht. Ausdrucksmerkmale wie Kleidung, angemessenes Verhalten und korrekte Umgangsformen bei prominenten und bekannten Persönlichkeiten erhielten durch die Bildübertragung in ihrer Bedeutung eine neue Dimension. Diese Gesetzmäßigkeiten der Informationsübertragung durch Massenkontakt machen sich einige Personen, besonders im politischen Bereich, zum Vorteil. Der Anstoß von menschlichen Grundregungen, eine mitmenschliche Ansprache und das Betonen von allgemeinen Moralvorstellungen sind mittlerweile zu Grundregeln einer massenwirksamen "Verpackung" von politischen Aussagen in Wahlkampfreden und Ansprachen geworden. Für viele Menschen ist zum Beispiel der Inhalt politischer Erklärungen weniger interessant, als die Art und Weise, wie sie vermittelt werden. Das beste Beispiel, im politisch negativen Sinn, bietet in dieser Beziehung der charismatische geltende Diktator Adolf Hitler. Trotz der eingeschränkten Hilfsmittel seiner Zeit fand er in seinen Ansprachen an das deutsche Volk einen schnellen massenwirksamen und manipulierenden Zugang.
Seine verbalen Ausführungen wurden ständig von der vor einem Spiegel sprichwörtlich bis ins kleinste Detail eingeübte Mimik und Gestik begleitetet. Durch diesen bewußten Einsatz nonverbaler Signale und Botschaften erreichte er eine unmittelbare Wirkung auf der emotional-evaluierende Ebene seiner Zuhörer, welche ihm dann meist auch mit blindem Gehorsam folgten.
Literaturverzeichnis
Brockhaus: Konversations-Lexikon. 9. Band, 14. vollst. überarbeitete Aufl., Leipzig, 1908
Henecka, H. P.: Grundkurs Soziologie. 6. Aufl., Leske+Budrich, Opladen, 1997
Molcho, Samy: Körpersprache. Goldmann Verlag, München, 1998
Schaldach, Herbert (Hrsg.): Wörterbuch der Medizin. 9. Aufl., VEB Verlag Volk und Gesundheit, Berlin, 1973
Schaub, Horst; Zenke, Karl G.: Wörterbuch Pädagogik. 3. Aufl., dtv, München, 1999
- Citation du texte
- Jacqueline Konrad (Auteur), 2000, Die Bedeutung der Körpersprache für die menschliche Kommunikation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96640
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