Basis für Handlungstheorien sind Interaktionen, d.h. Wechselbeziehungen zwischen Hand- lungspartnern. Ziel der HT ist es, das wechselseitige Zusammenwirken von Zielen (individu-elle oder soziale), Bedingungen (Mittel und Widerstände) und Wirkungen/ Bewertungen (Normen und Regeln) von Handlungen im Rahmen eines Gesamtkonzepts zu beschreiben. Strukturen der Erkenntnis-, Sprach- und Handlungsfähigkeit bilden sich in der Auseinandersetzung des Subjekts mit seiner Umwelt, die in äußere Natur (objektiver Ausschnitt der Realität), Gesellschaft (normativer Wirklichkeitsausschnitt) und Sprache (intersubjektiv nachvollziehbares Medium der Äußerungen) differenziert ist. Durch die Auseinandersetzung mit der Umwelt entsteht in einem Selbsterzeugungsprozeß die innere Natur des Subjekts, das Ich.
Ein Subjekt ist handlungsfähig, wenn es sich bewußt ist, das es bei einen Handlungen bestimmten Regeln folgt und diese Regeln unter geeigneten Umständen angeben kann.
Handlungstheorien
1. Grundlagen
1.1 Ausgangsüberlegungen
Basis für Handlungstheorien sind Interaktionen, d.h. Wechselbeziehungen zwischen Hand- lungspartnern. Ziel der HT ist es, das wechselseitige Zusammenwirken von Zielen (individu-elle oder soziale), Bedingungen (Mittel und Widerstände) und Wirkungen/ Bewertungen (Normen und Regeln) von Handlungen im Rahmen eines Gesamtkonzepts zu beschreiben. Strukturen der Erkenntnis-, Sprach- und Handlungsfähigkeit bilden sich in der Auseinandersetzung des Subjekts mit seiner Umwelt, die in äußere Natur (objektiver Ausschnitt der Realität), Gesellschaft (normativer Wirklichkeitsausschnitt) und Sprache (intersubjektiv nachvollziehbares Medium der Äußerungen) differenziert ist. Durch die Auseinandersetzung mit der Umwelt entsteht in einem Selbsterzeugungsprozeß die innere Natur des Subjekts, das Ich.
Ein Subjekt ist handlungsfähig, wenn es sich bewußt ist, das es bei einen Handlungen bestimmten Regeln folgt und diese Regeln unter geeigneten Umständen angeben kann.
1.2 Handlungen
Handlungen erzielen eine intendierte Wirkung und greifen dadurch aktiv in das Weltgeschehen ein. Sie werden von dem Handelnden planmäßig verfolgt, es liegt also eine Handlungsabsicht zugrunde. Konkrete Handlungen lassen sich differenzieren in primitive Handlungen und hö- herstufige Handlungen.
Schmidt-Definition: " Handeln kann man tun oder lassen, es kann gelingen oder mißlingen, Zwecke erreichen oder verfehlen. Handeln erfolgt durch Befolgen eines Handlungsschemas und ist abhängig von Sinnzusammenhängen oder von Kultur im weitesten Sinne. Handlung erfolgt in Situationen und ist damit empirisch beobachtbar."
Von Handlungen zu unterscheiden sind handlungskoordinierende Bewegungen. Sie stellen keine Handlung dar, sondern sie helfen nur, Handlungen zu realisieren und werden in Hand-lungen mitvollzogen Sie sind zu unterscheiden in semantisch und kausal relevante Körperbe-wegungen und werden zu Fertigkeiten, wenn sie durch Übungspraktiken verselbständigt werden Operationen werden allgemein intuitiv verfolgt und befähigen als Regeln, nach denen man Denkund Sprachprozesse vornimmt, den Menschen zu Handlungen. Sie machen Handlungen nachvollziehber, können aber nicht erklären, warum diese durchgeführt wurden. Verhalten ist allgemein das, was man ohne Intention tut, v.a. Reflexe.
1.3 Kommunikatives Handeln
Kommunikatives Handeln ist allgemein Handeln mit der Absicht der Interaktion. Konstituierende Voraussetzungen für komm. Handeln sind:
- Zurechnungsfähigkeit, d.h. die Kommunikatoren unterstellen sich gegenseitig daß sie zwischen Intersubjektivität der Sprache, Objektivität der äußeren Natur, Subjektivität der inneren Natur und Normativität der Gesellschaftsunterscheiden können
- Verständigungsbereitschaft, d.h. die Kommunikatoren unterstellen sich gegenseitig das sie auf der Grundlage vier redeimmanenter geltungsansprüche Handeln (-> Verständlichkeit, Wahrheit/Realitätsbezug, Richtigkeit/Normenbezug, Wahrhaftigkeit/Intentionsbezug).
- Durchführung der Typisierung des Handlungspartners und des Handlungskontextes
- Anerkennung der Reziprokität der Perspektiven
- Integration der Äußerung in einen Gesamtzusammenhang
- Explikation von Items, Kategorien oder Phrasen im Laufe der Kommunikation
2. Habermas: Theorie kommunikativen Handelns
Theorie von der Kolonialisierung der Lebenswelt, s. unter IV.
Habermas stellt sich außerdem die Frage, welche Bedingungen die Möglichkeit der Verständigung, die den Menschen zur Konfliktlösung gegeben ist, hat. Er ergänzt dazu die marxistische Theorie (zweckrationales Handeln in Abhängigkeit von den Produktionsverhältnissen) durch die Theorie des kommunikativen Handelns (verständigungsorientiert).
Habermas will eine Kommunikationstheorie konstruieren, die sich mit der alltäglichen Kommunikation von Individuen beschäftigt.
2.1 kommunikative Rationalität/ Universalpragmatik
Habermas formuliert Regeln, an die sprachliche Kommunikation gebunden ist bzw. allgemeine Voraussetzungen kommunikativen Handelns; übergeordnetes moralisches Prinzip ist dabei die Idee der Vernunft.
"Der Begriff der Verständigung verweist auf ein unter allen beteiligten erzieltes rational motiviertes Einverständnis, das sich an kritisierbaren Geltungsanspüchen bemißt." Diese Geltungsansprüche sind: Wahrheit, normative Richtigkeit, normative Richtigkeit und Verständlichkeit, wobei Verständlichkeit erste Grundlage ist. Voraussetzung für Kommnuikation ist die Einhaltung dieser Geltungsansprüche, die universelle Regeln für Sprechhandlungen darstellen. Die Einhaltung dieser Ansprüche wird von Kommunikanten intuitiv vorausgesetzt.
Nach Habermas' Menschenbild ist der Mensch ein kommunikativ kompetentes Individuum, potentiell vernünftig und nach den Regeln der Universalpragmatik handelnd. Habermas "ide-ale Sprechsituation" ist allerdings ein Konstrukt, das erklärt, warum Verständigung in der Realität so oft fehlschlägt.
Das Universalpragmatische Sprachmodell:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2. Handlungsart und Weltbezug
Habermas sieht Sprechhandlungen auf unterschiedliche Welten bezogen (in Anlehnung an Popper): auf die objektive Welt mit dem Geltungsanspruch Wahrheit, die soziale Welt mit dem Geltungsanspruch Richtigkeit (beide Aussenwelt) oder die subjektive Welt mit dem Geltungsanspruch Wahrhaftigkeit (Innenwelt).
Mit Rekurs auf Weber u.a differenziert Habermas vier Handlungstypen:
- teleologisches Handeln, zielgerichtet und zwecktrational, und dessen Erweiterung zu
strategischem Handeln bezogen auf die objektive Welt mit dem Anspruch der Wahrheit,
- normatives Handeln bezogen auf die soz.Welt mit dem Anspruch der Richtigkeit (Parsons)
- dramaturgisches Handeln bezogen auf die subjektive Welt mit dem Anspruch der Wahrhaftigkeit (Goffman)
Diese drei Handlungstypen sind Formen zweckrationalen Handelns, die jeweils nur eingeschränkte Ausschintte der Wirklichkeit umfassen.
Habermas stellt dem zweckrationalen Handeln das kommunikatives Handeln als Megatyp sozialen Handelns reflexiv bezogen auf alle drei Welten beiseite. Komm. Handeln ist das prototypische intersubjektive Handeln, es ist nicht strategisch oder erfolgsorientiert, aber auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet: Verständigung und Handlungskoordinierung auf Grundlage gemeinsamer Situationsdefinitionen. Ziel des Verständigungsprozesses ist Ein-verständnis beruhend auf gemeinsamen Überzeugungen. Komm. Handeln ist eine Steige-rungsform aller Handlungstypen, ein "Megatyp sozialen Handelns".
Handlungsart - Geltungsanspruch - Weltbezug
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
nach Reese-Schäfer
Kommunikation hat eine doppelte Struktur, sie wird entweder einfach angewendet oder selbst zum Thema gemacht (Metakommunikation). Metakommunikation/Diskurs ist Verständigung darüber, welche kommunikativen Handlungen akzeptiert werden sollen.
Laut Habermas besteht die Krise der gegenwärtigen Gesellschaft in der Kolonialisierung der Lebenswelt, d.h. in der Zerstörung menschlicher Kommunikation durch eine sich ausbreiten-de Bürokratie (Lebenswelt als selbstverständlicher Erfahrungshorizont des Einzelnen, Syst-em als zweckrational agierende Bereiche, die in Lebenswelt eindringen und dort destruktiv wirken). Einen Ausweg sieht Habermas in der Stärkung der kommunikativen Rationalität.
3. Weber: Rationalisierung
Will Soziologie als eigene wissenschaftliche Disziplin konstituieren, die soziales Handeln deutend verstehen und seinen Ablauf und seine Wirkungen ursächlich erklärt. Für ihn ist das wichtigste Orientierungsprinzip sozialen und individuellen Handelns Rationalität. Rationalisierung ist die Erweiterung des empirischen Wissen, der instrumentellen und organisatorischen Beherrschung empirischer Vorgänge. Der moderne Rationalisierungsprozeß hat den Kapitalismus her- vorgebracht. Dieser Prozeß setzt sich in allen Lebensbereichen durch, so das er die handelnden Individuen bestimmt, die dann eine spezifische, der Rationalisierung gewidmete Lebensführung und Berufspraxis praktizieren. Die Individuen können sich der Rationalisierung nicht entziehen, das Handeln wird durch sie bestimmt.
Weber unterscheidet vier Formen des sozialen Handelns: zweckrationales, wertrationales, af- fektuelles und traditionales Handeln und ordnet jede beobachtbare Handlung einer dieser Kate- gorien zu.
Kritik an Webers Aufteilung: kommunikatives Handeln nicht einbezogen, entsprechender Rationalitätsbegriff auch nicht.
4. Mead und Blumer: symbolischer Interaktionismus
Mead gilt als der Begründer des symbolischen Interaktionismus, obwohl der Begriff selbst von Blumer stammt.
4.1 Blumer
Grundsätzlich handeln Menschen Dingen gegenüber nach der Bedeutung, die diese Dinge für sie besitzen. Die Bedeutung der Dinge entsteht in der Interaktion mit den Mitmenschen, sie wird in einem interpretativen Prozeß der Auseinandersetzung mit dem Ding gehandhabt und ggf. abgeändert. Gruppen und Gesellschaften bestehen nur in der Handlung an sich. Für den symbolischen Interaktionismus formt soziale Handlung menschliches Verhalten. Das menschliche Zusammenleben ist ein Prozeß, in dem die über Interaktion (Kommunikation!) Objekte geschaffen, bestätigt, umgeformt und verworfen werden.
4.2 Mead
Im Gegensatz zum Tier haben die Gesten des Menschen einen Sinn, sie sind signifikante Symbole und lassen sich in nonvokale und vokale/ verbale Gesten unterscheiden. Die Interaktion ist sprachlich/ durch Symbole vermittelt und durch die beiden Merkmale Selbstwahrnehmung und Verhaltensantizipation gekennzeichnet. Das Individuum sieht sich immer doppelt: in der Selbstwahrnehmung und mit den Augen des Anderen (These vom generalisierten Anderen). Man kann die Perspektive wechseln und das Verhalten des Anderen antizipieren; in der Interaktion schlüpft man ständig in die Haut des Anderen, erwartet oder unterstellt ein bestimmtes Verhalten und verhält sich selbst entsprechend (role-taking nach der Theorie der Rollenübernahme). Mit der Rolle des Anderen werden auch dessen Erwartungen und Haltungen übernommen, auf diese Weise entwickelt sich ein objektives Selbstbild im Spiegel des Anderen: Die Iden-tität. Drei Facetten des menschlichen Individuums sind : das "I" als "Ich als Subjekt", das "Me" als "soziales Selbst" und das "Self" als Identität, die Verknüpfung von "I" und "Me" machen die Identität aus. Intersubjektivität als kommunikative Beziehung zwischen den Subjekten ("I"s) ist Voraussetzung für Identität.
Wirklichkeit wird erst in Interaktion mit anderen, durch wechselseitige Orientierung real:
Kommunikation ist die Grundlage aller menschlichen Realität, Realität ist symbolisch vermittelt. Kommunikation ist Symbolvermittlung, die Symbole müssen von den beteiligten Handelnde in einem aktiven Interpretationsprozeß erschlossen werden: ein Individuum zeigte ein signifikantes Symbol -> es folgt eine Reaktion einer anderen Person darauf -> die Resultante daraus ist die Vorstellung, die die KommTeilnehmer aus der komm. Handlung gewinnen.
-> Kommunikation ist also ein hochgradig aktiver, wechselseitiger Prozeß der Verwendung von Symbolen, Interaktionen sind "social acts". Das organisierte Verhalten der Gesell- schaft bildet dabei den übergeordneten Bezugsrahmen für das Handeln des Individuums
5. Parsons: Strukturfunktionalismus
Parsons ist eigentlich Systemtheoretiker, seine Betrachtungen von Komm. und Medien sind aber stark von der Handlungstheorie bestimmt. Handeln ist für ihn normengeleitetes Tun, hat einen Situationsbezug. Der Handelnde hat einen subjektiven Bezugsrahmen. Komm. Handeln besteht aus Sendung, Empfang und Entschlüsseln. Seien Voraussetzung ist ein Wertekonsens zwischen den Beteiligten. Ziel des komm. Handelns ist System-/ Strukturerhaltung.
AGIL-Schema: wesentliche Ziele eines Systems sind adaption, goal attainment, integration und latent pattern maintenance. Komm. als Interaktion: Integrationsfunktion, Erhalt der System- struktur, Intentionsübermittlung, erfolgt über Medien. Den weit gefasste Begriff der Medien ist gekennzeichnet durch Symbolgebrauch. Medien haben einen Doppelcharakter (Interaktionsmedien, Austauschmedien), vermitteln und sanktionieren individuelle Komm., tragen den Ressourcen und Produkttausch. Medien garantieren die Systemerhaltung: Es gibt symbolisch generalisierte Medien wie Geld, Macht, Einfluß und Wertbindung.
- Quote paper
- Svenja Kunze (Author), 2000, Kommunikationstheorie: handlungstheoretische Ansätze, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96595
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