Inhaltsverzeichnis
1. Historie der Geisteskrankheiten am speziellen Beispiel der Schizophrenie
2. Die schizophrene Persönlichkeit
2.1 Genese
2.2 Klassifikation
2.3.1 Symptomatik: Störung der Affektivität
2.3.2 Denkstörungen
2.3.3 Störungen der Person
2.3.4 katatone Symptome
2.3.5 vegetative Symptome
2.3.6 Halluzinationen
2.3.7 Wahnideen
3. Unterformen
4. Verlauf
5. Tiefenpsychologischer Ansatz, präschizophrenes Leben und verschiedene äthiologische Modelle der Schizophrenie
6. Therapiemöglichkeiten
7. Quellenverzeichnis
1. Historie der Geisteskrankheiten am speziellen Beispiel der Schizophrenie
Das Auftreten des Wahn bei einem Menschen ist für seine Umwelt ein erschütterndes Ereignis, das mit Unverständnis und Angst beantwortet wird.
Frühe Zeit: Der gemütskranke Mensch wurde für ein Wesen gehalten, welches von Göttern oder von dem christlichen Gott „geschlagen“ sei. Wahn und Sünde wurden in Verbindung gebracht. Sie wurden z. B. in „Narrentürmen“ angekettet, ausgepeitscht oder sonstwie gequält.
Franz. - Rev.: Der franz. Psychiater Pinel setzte sich für die Abschaffung der Fesseln für Geisteskranke durch. Trotzdem waren die Lebensbedingungen in den Irrenanstalten hart genug.
19. Jahrhundert bis heute: Vom Materialismus und Positivismus geprägt formulierte man ein hypothetischen Lehrsatz: „Geisteskrankheiten sind Hirnkrankheiten.
Keine ermutigenden organischen Befunde. Emil Kerpelin (1856-19269) gab dieser Krankheit den Namen „Dementia praecox“ (aufgrund von unbekannter körperlicher Voraussetzung setzt die „Verblödung“ ein). Eugen Bleuler (1857-1939) widersprach dieser Auffassung und prägte den bis heute genannten Begriff „Spaltungsirresein“ (1911)-Ernst Kretschmer (1888-1964) glaubte in einem leptosomen Körperbau (Schlankwüchsigkeit) den Grund der Schizophrenie gefunden zu haben.
Andere Wissenschaftler sahen hormonale Anomalien und Stoffwechselstörungen als die Ursache der Schizophrenie, jedoch ohne Erfolg. Sehr neue Untersuchungen gehen davon aus, dass entweder die Schizophrenie genetisch bedingt ist (Chromosom 13 aber auch möglicherweise Chromosom 22 und 8). Bei Chromosom 13scheinen die Befunde jedoch den engsten Zusammenhang aufzuweisen. Auf dieses Thema werde ich später noch eingehen.
2. Die schizophrene Persönlichkeit
Mit „Schizophrenie“ wird eine Gruppe äußerst verschiedener, verschiedenartiger Krankheitsbilder bezeichnet. Man bezeichnet sie als „Dementia praecox“. Diese Bezeichnung wurde jedoch bald wieder fallen gelassen.
E. BLEULER erkannte das Gemeinsame in der Spaltung der Persönlichkeit und prägte den Begriff der Schizophrenie, d. h. Spaltungsirresein.
Die Schizophrenie ist eine typische Persönlichkeitsstörung; die „Werkzeuge“ des Gedächtnisses sind nie primär gestört.
Der eigentliche Schizophrene ist kontaktarm, hoffnungslos, handlungsunfähig und von einer allumfassenden Unsicherheit erfüllt. Man kann sich die Daseinsangst dieser Patienten eigentlich gar nicht vorstellen. Sie können keine zwischenmenschliche Geborgenheit schaffen und fühlen sich eigentlich überall ungeborgen. Die Hauptmotive des schizophrenen Verhaltens können in drei Formen der Angst unterteilt werden.
1. Die Angst vor dem Verschlungenwerden:
Da schizophrene Menschen sehr „ichschwach“ sind haben sie oft den Eindruck, dass sie durch menschlichen Umgang ihre „Identität“ verlieren könnten. Daher neigen sie zur Isolation. Das große Problem besteht jedoch darin, dass die Angst vor der Liebe mit einer tiefen Sehnsucht nach Liebe verkoppelt ist. Dies ist ähnlich bei den schizoiden Persönlichkeiten (RIEMANN). Eugen Bleuler hielt dies für einen Grundzug der Schizophrenie.
2. Die Angst vor Implosion:
Psychoanalytische Autoren betonen das Fehlen der „Ichgrenzen“. Solche Menschen fühlen sich gegenüber der Welt nicht ausreichend abgegrenzt. Des weiteren verspüren sie ein Gefühl der Leere. Daraus entsteht die Meinung, dass sie sich einem „Eindringen in das Gemüt“ nicht erwehren können. Daraus resultieren Überempfindlichkeit, Misstrauen und Distanzhaltung.
3. Die Angst vor Petrifikation:
Petrifikation heißt Versteinerung. Schizophrene ängstigen sich davor, durch den Einfluss anderer versteinert zu werden und durch ihre eigene Wesensart anderen Menschen schweren Schaden zuzufügen.
Der Schizophrene fühlt sich oft außerhalb seines Leibes, der ihn als Fremdkörper anmutet (Abspaltung). Die schizophrenen Menschen sind sozusagen aus der Wirklichkeit vertrieben. Sie finden nur im Bereich ihrer morbiden Imagination Zuflucht. Der durch Kindheitserfahrungen deduzierte Charakterbau tut sein übriges, um die Brücken zu seiner Umwelt immer weiter einstürzen zu lassen. Verstiegener Ehrgeiz, Ablehnung notwendiger Anpassungen an das „durchschnittliche Verhalten“ sind prägend.
2.1 Genese
Somatisch: Die vorderen Bereiche des Großhirns sind unterentwickelt. In den vorderen Stirnlappen spielen sich die wesentlichen Denkvorgänge ab (Magnet - Resonanzspektrometer). Unklar ist ob dies nicht eine spätere Degenerationserscheinung ist. Eine weitere Möglichkeit liegt in der Genetik. Auf Chromosom 13 fanden Forscher einen DNA - Bereich, den sie mitverantwortlich für den Ausbruch der Krankheit machen. Desweiteren kommt noch Chromosom 8 und 22 in Frage. Das genetische Risiko für schizophrene Störungen wird später anhand eines Baumes dargelegt. Auch neurochemische Prozesse werden diskutiert. Stoffwechselstörungen sind erklärbar aufgrund der vegetativen Folgen der emotionalen Anspannungen. Serotonin - Stoffwechsel, Methylierungsprozesse sowie EEG Veränderungen werden diskutiert. Eine weitere Theorie ist, dass psychische Störungen allgemein auch auf Unterernährung, Gehirnverletzungen, Bleivergiftungen und Sauerstoffmangel zurückzuführen sind. Charakteristisch ist jedoch auch noch, dass Erkrankte anders auf den Botenstoff Dopamin reagieren als gesunde Menschen. (D-2 (Hypophyse) und D-1-Rezeptor (nigro - striatales System) sind wichtig). Die Anzahl der D-1-Rezeptoren verringert sich bei fortschreitender Erkrankung. Eine Virusinfektion kurz nach der Geburt (z.B. Mumps, Schnupfen) können, verbunden mit einem genetischen Defekt diese Krankheit auslösen. Das Erbmaterial von Viren hat sich in diesem Fall in das Erbgut des Kindes integriert. (siehe auch 6.)
Psychisch: Eine rein seelische Genese liegt eigentlich nicht vor. Wichtig sind aber soziale Isolierung; Ortswechsel, beschämende, vereinsamende, sexuelle und religiöse Erlebnisse. Schizophrenie wird vor allem als eine spezifische Reaktion auf einen extremen Zustand von Angst gesehen (Abspaltung). Der Ursprung liegt in der Kindheit und wird durch psychische Faktoren im späteren Leben wieder reaktiviert.
Psychodynamik: Die Symptomatik wird als Ausdruck einer Motivationsdynamik interpretiert (ungestillte Bed., ängstliche Selbstverteidigung.
In psychoanalytischer Termini: Ich - Schwäche, Objektverlust, Regression usw.
Psychosoziale Faktoren und Vererbung: Eltern sind nicht nur Vermittler einer Disposition, sondern formen
Kinder aktiv durch emotionelle Beziehung. Eine ererbte Konstitution ist Teilursache. In der Verwandtschaft finden sich oft schizoide Sonderlinge. Viele zeigen vor der Erkrankung ein schizoides Temperament mit häufig leptosomen Körperbau. Im Ggs. zu Pyknikern werden sie schneller dement. Häufige „broken homes“ und Überprotektion, sowie ein niedriger gesellschaftlicher Status. Auch unter der Machtstruktur von Familien kann Schizophrenie entstehen, etwa durch Koalitionen, die das Kind ausschließen. Auch eine sehr symbiotische Bindung zwischen Mutter und Kind kann der Grund sein (das Kind kann die Ablösung nicht vollziehen). Die Kommunika- tionsform kann von Familien mit einem schizophrenen Mitglied sind sehr ist sehr gefühlskalt (durch möglicherweise schizoid geprägte Umgebung). Entscheidend sind jedoch die Lebensschicksale und nicht die Konstitution wie es Kretschmer angenommen hatte (siehe auch 5.)
2.2 Klassifikation
Es gibt primäre und sekundäre Symptome (E.BLEULER) oder Symptome 1. und 2. Ranges.
Primär Symp.: Gedankenlautwerden, interpretierende Stimmen, körperliche Empfindungen werden von außen induziert, Willensakte werden von außen aufgezwungen.
Sekund. Symp: Sinnestäuschungen, Wahneinfall usw.
Kernschizophrenien sind mit einer negativen Prognose behaftet; sie werden von schizophrenieformen Psychosen (mit gutartigem Verlauf) abgetrennt. Innerhalb der Symptomatik unterscheidet man zudem noch in Positiv - Symptome und Negativ -
Symptome. Positive Symp. sind Störungen der Sinneswahrnehmungen (Halluzinationen sind kennzeichnend). Das Unverständnis bei anderen Menschen ruft eine starke Erregung hervor. Negative Symp. hindern die sozialen Interaktionen (keine Lust am Zusammensein mit anderen Menschen, Antreibsschwäche usw.).
2.3.1 Symptomatik (Störung der Affektivität)
Der Schizophrene geht nicht affektiv aus sich heraus und man kommt auf dieser Weise auch nicht an ihn heran. Er lebt in einer eigenen Welt und durch die gefühlsmäßige Verhaltenheit wirkt er affektiv steif. Es besteht weiterhin eine Ambivalenz, da er im gleiche Augenblick lieben und hassen will. Desweiteren fällt der Kranke durch einen in die Ferne gerichteten traumhaften Blick auf. Unmotivierte Angst und Glücksgefühle können bei plötzlichen akuten Psychosen auftreten. Es kommt zu Kurzschlusshandlungen (z.B. Exhibitionismus, Mord) jedoch fehlt hierbei vielfach der Affekt. Affekte sind eine emotionale Reaktion auf Umweltreize. Kommt es zu einem Affekt, ist dieser meist unangepasst und wird schnell verändert.
2.3.2 Symptomatik (Denkstörungen)
Es besteht eine relative Zerfahrenheit, so dass die Gedanken aus dem Zusammenhang gerissen werden (Neigung zur Sprunghaftigkeit und Assoziationen bis zum Wortsalat). Die Gedankengänge weisen desweiteren häufig ein Sperrung auf, was bedeutet, dass sie unterbrochen werden („Gedankenabreißen“). Oft werden auch vielfach die Gedanken, ähnlich wie im Primärprozess stark verdichtet (Gedankendrängen). Die Sprache wirkt zum Teil leer, schwebend, unbestimmt, umständlich sowie Neologismen (Kunstsprache, Wortschöpfungen) sind charakteristisch. Sehr häufig kommt es auch zu Wiederholungen. Die Sprache des schizophrenen ist weniger flüssig und die Produktivität der Sprache ist verringert (Alogie). Die Gedankengänge der Patienten gleichen einer persönlichen Mythologie, die nach dem Vorbild frühester Kindheitslogik konzipiert ist. Die Denkstruktur des Schizophrenen wird durch den Primärprozess gekennzeichnet.
2.3.3 Symptomatik (Störungen der Person)
Die schizophrene Person, ist in eine „verrückte“ Innenwelt verstrickt und im fortgeschrittenem Stadium, dass mit wachsendem Autismus verbunden ist, verliert der Kranke mehr und mehr das Gefühl für seine Umwelt. Es kommt zu einer Depersonalisation, so dass der Kranke Teile des Körpers und des Ichs als fremd empfindet (Abspaltung). Desweiteren werden die Gefühle und Gedanken als ich - fremd empfunden (Entichung). Der Kranke fühlt sich von seiner Umwelt hypnotisiert. Das bekannteste Merkmal ist jedoch, dass der Kranke in zwei Welten lebt; in einer wirklichen und in einer wahnhaften Welt.
2.3.4 Symptomatik (motorisches Verhalten)
Die katatonen Symptome sind motorische Symptome. Es gibt mehrere Formen der Katatonie, die ich hier nun im einzelnen aufführe:
Stupor: Starrezustand, indem sich der Kranke nicht bewegt.
Katalepsie: Der Kranke kann wie eine Gliederpuppe in Stellung gebracht werden und bleibt so. Katatone
Erregung: Unkoordinierter Bewegungsdrang wie z. B. Gewalttätigkeiten, Kleiderzerreißen sowie Einkoten, Exhibieren, Nässen sind regressive Zeichen.
Negativismus: Der Kranke tut automatisch das Gegenteil des Verlangten.
Befehlsautomatie: Automatenhaft wird das gerade verlangte ausgeführt.
Echolalie: Der Kranke wiederholt das Gesagte.
Grimassieren: Grimassen schneiden.
Faxensyndrom: Clownhaftes herumturnen mit Grimassenschneiden.
Die meisten katatonen Symptome laufen automatisch und vielfach ohne einen dahinterstehenden Willen ab. Man spricht in diesem Fall vom sog. „ Automatismus “.
2.3.5 Vegetative Symptome
Die Schizophrenie kann sich auch in vegetativer Form bemerkbar machen. Hier sind sowohl sympatikotone als auch vagotone Formen erkennbar. Bei Schizophrenen kann es zu vermehrtem Speichel- und Schweißfluss kommen, sowie zu einer Veränderung der Ruhepulsfrequenz. Nicht selten treten auch Schlafstörungen und starke Gewichtsschwankungen auf. Die Atmung kann sehr beschleunigt sein (bis zu 100mal pro Minute). In einigen Fällen treten auch gastroinzestionale und urgenitale Symptome auf.
2.3.6 Symptomatik (Halluzinationen)
Häufig treten bei schizophrenen Menschen Halluzinationen auf, die sich auf verschiedene Bereiche beziehen. Dies sind zum Beispiel Gehörshalluzinationen, die von dem schizophrenen selbst als Stimmen bezeichnet werden und in allen möglichen Variationen auftreten können. Desweiteren kann es zu Körperhalluzinationen kommen, die sich z. B. durch ein Brennen oder Stechen sowie eingebildete sexuelle Belästigungen (Vergewaltigungen) kommen. Auch Geschmacks - und Geruchshalluzinationen können vorkommen, was sich daran deutlich macht, dass der Kranke verschiedene Dinge als Gift oder Gas deutet. Zum Teil meint der Kranke auch, dass durch externe Beeinträchtigung ein Gedankenentzug sowie auch Gedankeneingebungen geschehen können.
2.3.7 Symptomatik (Wahnideen)
Wie im vorangegangenen bereits beschrieben, scheint der schizophrene Wahn für den außenstehenden als uneinfühlbar und unverstehbar. Erst durch die Kenntnis des individuellen Falles scheinen die Wahnideen halbwegs einen Sinn zu ergeben. Es wird eine Trennung zwischen der psychogenen verstehbaren Wahnentwicklung und der durch schizophrene Einflüsse entstandene Wahn unterschieden. Es gibt verschiedene Formen des Wahns.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Unterformen
Die Unterformen der Schizophrenie werden durch das Vorherrschen bestimmter Symptome gebildet. Diese Formen sind keine Krankheitseigenheiten die getrennt voneinander zu betrachten sind, sondern sie gehen ineinander über und können im Laufe der Zeit beim Kranken wechseln. Man unterscheidet in fünf Unterformen.
Katatonie: Es sind motorische Symptome, die sehr früh auftreten (ca. 25-30 Jahre) und sich in akuten Schüben äußern, die jedoch anfangs gut zurückgehen (Remission). Die Körpertemperatur kann bis 39°C ansteigen und es kann zu einem Katatonietod kommen (Hirnschwellungen!). Der Betroffene wirkt wie erstarrt. Er zeigt keine Reaktion auf Reize der Umgebung (Stupor). Auch die zuvor beschriebene Form des Negativismus ist kennzeichnend. Der Katatoniker kann wie eine Puppe in jede Position gebracht werden und verharrt in dieser (Katalepsie).
Hebephrenie: Die H. ist ein unberechenbares, läppisches Verhalten die mit einzelnen Halluzinationen und Wahnideen gekoppelt sind, jedoch ohne rechten Zusammenhang zum gesamten Verhalten. Beginn häufig in der Spät- pubertät.
Paranoid: Es bilden sich Wahnideen und Halluzinationen herraus, wobei die Persönlichkeit noch gut erhalten ist. Beginn mit 30 bis 40 Jahren. Diese Wahnvorstellungen können chronisch werden. Die Wut und Angst können Streitbarkeit und Gewalt heraufbeschwören.
Schizophrenia
Simplex: Nur die Primärsymptome (siehe Abschnitt 2) die einen schleichenden
Verlauf aufweisen. Jegliche Formen von „Selbstgestaltung“ verschwindet. Häufig auch soziales Versagen.
Schizophrene
Depression: Form der Schizophrenie die mit depressiven Symptomen gekoppelt ist.
Zönesthetische
Schizophrenie: abstruse Leibesgefühlsstörungen (z. B. das Spüren einzelner Blutgefäße im Gehirn)
4. Verlauf
Der Beginn der Schizophrenie kann akut oder chronisch sein oder auch durch ein depressives Vorstadium eingeleitet werden.
Der Verlauf erfolgt chronisch schleichend oder in akuten, häufig periodisch auftretenden Schüben die eine Dauer von einigen Tagen aber auch Jahren haben können. Es kann bei einem Schub bleiben, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass weitere Schübe folgen.
Je länger die Krankheit zurückliegt, desto mehr sinkt die Gefahr eines Rückfalls. Ein Schub kann eine „schizophrene Verblödung“; die Demenz hervorrufen.
Bei dem sog. „schizophrenen Defekt“ ist die Persönlichkeit geschädigt. Die Defekt- schizophrenen zeigen eine Einengung der Interessen, Kontaktschwäche, sowie autistisch weltfremdes Verhalten. In seltenen Fällen ist die Demenz reversibel. Beim Verlauf der Schizophrenie werden häufig folgende Phasen durchlaufen:
Trema: Der Patient kann depressiv verstimmt sein. Er ist erfüllt von Unruhe und Angst. Die Angst empfindet der Patient als Vorahnung, dass etwas unbestimmtes auf jemanden zukommt. In dieser Phase besteht Suizidgefahr.
Apophänie: In dieser Phase lockern sich die Gedankengänge auf. In Vorgänge und Gespräche werden völlig abnorme Bedeutungen interpretiert. Er sieht sich in einem Zentrum (Zentrismusgefühl). Der Kranke wird sich selbst fremd. Die Interaktionen zur Umwelt werden geändert, der Intellekt beleibt erhalten. Wahngedanken und -wahrnehmungen nehmen zu (Plussymptomatik) Der Autismus beginnt.
Apokalyptische
Phase: Dies ist das Stadium des Sprachzerfalls, des Denkzerfalls, der Zerfahrenheit. Zustände schwerer Angst und gehobene Stimmung wechseln ab (auch katatone Symptome) Konsolidierung: Der Sprachzerfall lässt meist wieder nach, dem Patienten geht es wieder besser und der Zentrismus endet. Man bezeichnet dies auch als „kopernikanische Wende“.
Residualphase: Das energetische Potential geht verloren; er verfügt über eine ungenügende Willenskraft. Die Bewältigung der Aufgaben des täglichen Lebens sind stark herabgesetzt. Konzentrationsstörungen und Erschöpfungszustände (Minussymptomatik). Ein Weniger an Antrieb und Interesse steht im Vordergrund. Er zieht sich zurück, vernachlässigt Aussehen, Kleidung, soziale Kontakte usw.
Wichtig ist, dass nicht jeder Erkrankte alle diese Phasen während des Krankheitsverlaufs durchlebt. Nach CONRAD durch lebt ein schizophrener Mensch in jedem Fall das Trema, die Apophänie, die Apokalyptik und die Residualphase.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Gipfel der Erkrankungen liegt bei Männern häufig zwischen 15 und 24 Jahren, bei Frauen etwa von 25 bis 34 Jahren.
5. Tiefenpsychologischer Ansatz ,präschizophrenes Leben und verschiedene äthiologische Modelle der Schizophrenie
Im Zeitraum von 1920 bis 1980 erfolgte nach und nach ein stürmischer Aufbruch zu einer analytischen Schizophrenielehre, die in Theorie und Praxis zu erstaunlichen Einsichten führte. Man begab sich auf die Suche nach den Ursprüngen der Ichschwäche, die als charakteristischer Fundamentalbefund bei Neurosen und Psychosen auffiel. Die Schädigungen des Ich mussten aus Traumatisierungen und Konfliktlagen herrühren. Man konzentrierte sich hierbei auf die Mutter - Kind - Beziehung im frühen Lebensalter. Die Mütter von schizophrenen Patienten waren meistens hochgradig neurotisch oder sie sind in der Früh- periode des Patienten durch äußere Lebensbedingungen so beansprucht worden, dass sie die Gefühlserlebnisse des Kindes nicht adäquat annehmen konnten (Entstehung schizoider oder auch narzisstischer Persönlichkeiten (nach Riemann)). Es entstand der Begriff der „schizophrogenen“ Mutter. Auch das Verhalten des Vaters ist von Wichtigkeit, da sich das Verhalten vom Vater zur Mutter indirekt auch auf das Kind wirkt. Der Charakter des Vaters kann die sozialen Impulse des Kindes ebenso sehr ersticken, wie der Charakter der Mutter. Entscheidend ist, dass es familiäre Milieus gibt, in denen Kinder mit dem Gefühl aufwachsen, wertlos, nicht liebenswert und unfähig zu sein, es je jemandem recht zu machen. Lieblos aufwachsende Kinder bleiben psychisch wie physisch hinter der Norm zurück. Hier ist wiederum eine Bezug zur Konstitution eines Menschen erkennbar (KRETSCHMER). Erst wenn das Leben traumatisierend mit einem solch schmalspurigen Lebensdeterminismus zusammenstößt, was häufig in der Pubertät erstmals dramatische Formen annimmt, kann ein Zusammenbruch erfolgen, der wegen der verborgenen Vorgeschichte rätselhaft erscheint. In schizophrogenen Familien können sich mehr oder minder schwere Lebens- und Part- nerschaftsprobleme unweigerlich auf das Kind übertragen (Übertragung). Sehr wichtig ist auch eine „ Double bind “ Situation. Dies bedeutet, dass in schizophrogene Familien ständige Brüche bzw. Widersprüchlichkeiten in der Kommunikation zu beobachten sind. Die Folge ist eine sehr früh einsetzende Verwirrung des Kindes, welches den widersprüchlichen Botschaften nicht gewachsen ist.
Beispiel: Die Mutter verlangt vom Kind sie in Ruhe zu lassen; fordert es aber jeden Abend auf: „Willst du wohl deiner Mutter einen Gutenachtkuss geben.“
Da das Kind autistisch dahinlebt, hat es kaum die Möglichkeit sein Verhalten als falsch zu erkennen. Es setzt ein fortlaufender Realitätsverlust ein. Die Aufmerksamkeit wird von der Wirklichkeit abgezogen. Das ICH wird imaginär, es wird psychotisch. Es ist keine Frage, dass die Schizophrenie etwas „rein menschliches“ ist, nämlich die Folge einer Entwicklung, die in vielerlei Hinsichten fehlgeschlagen ist.
Es gibt viele verschiedene Modelle die Schizophrenie zu erklären. Freud sieht eine Regression auf die „ Orale Phase “ sowie die oben genannten Bedingungen. Wenn das Kind nicht fortwährend die Brust seiner Mutter haben kann, lernt es bald, sich durch Saugen an den eigenen Fingern oder Zehen zu beruhigen Dies wird als Autoerotismus bezeichnet. Das Kind erlangt dadurch eine gewisse Unabhängigkeit von der Umwelt. Es kann zu einer verhängnisvollen Abwendung von der äußeren Realität kommen. Im Extremfall führt es zur Schizophrenie. Laing (1964) sah die Schizophrenie als einen Wachstumsprozess. Insofern ist die Schizophrenie ein Ausdruck eines abweichenden oder alternativen Lebensstils. Scheff (1966) führt den „ Labeling - Effekt “ an. Der Labeling - Approach sieht die Ursache für Verhaltensauffälligkeiten in gestörten oder zumindest auffälligen Interaktionen, die das Verhalten des Individuums nachhaltig modifizieren. Ullmann und Krasner (1975) sehen die Entstehung in einer „ Aufmerksamkeitsbeeinträchtigung “. Es kann keine Unterscheidung zwischen bedeutenden und unbedeutenden Ereignissen genommen. Operantes Lernen hält dann das Verhalten aufrecht. Das letzte wichtige Modell ist das „Vulnerabilitätsmodell“. Hiernach ist eine Verletzlichkeit angeboren. Schizophrene besitzen eine hohe Vulnerabilität und niedrige Belastbarkeit
6. Therapiemöglichkeiten
Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei der Schizophrenie um eine multimotivationale Erkrankung handelt, werden in der Praxis ein mehrdimensionaler Ansatz praktiziert, der aus pharmakologischen, psycho- und sozialtherapeutischen Maßnahmen besteht.
Pharmakotherapie:
Diese Form steht vor allem in der akuten Krankheitsphase im Vordergrund. Ihr Effekt beruht auf der blockierenden Wirkung, die das Medikament auf die Dopaminrezeptoren im Gehirn ausüben. Dies führt zu einer Reduktion der Positivsymptomatik. Bei psychotischen Zuständen wird sofort mit der vollen Dosis begonnen. Wird innerhalb von 4 bis 6 Wochen keine Besserung erreicht, wird auf eine andere neuroleptische Substanzgruppe umgestellt. Die Therapie wird ca. ein halbes Jahr durchgeführt.
Es kann zum Teil zu erheblichen Nebenwirkungen kommen, wie z.B. Unruhe, Krampfanfälle, Konzentrationsstörungen usw.
Die biochemische Schizophrenieforschung bezieht sich auf Neurotransmitter. Hierbei handelt es sich um chemische Botenstoffe wie zum Beispiel das Dopamin. Bei Erkrankten lässt sich in bestimmten Hirnregionen eine erhöhte Konzentration an Dopamin feststellen. Auch Serotonin ist bei Erkrankten in bestimmten Hirnregionen (z.B. im limbischen System und im Hippocampus) in erhöhter Konzentration vorhanden. In den letzten Jahren ist der Überträgerstoff Glutamat ins Interesse gerückt. Mit klassischen Neuroleptika lässt sich die Positiv - Symptomatik (z.B. Halluzinationen, ICH - Störungen usw.) gut beeinflussen. Die Wirkung auf die Negativ - Symptomatik (Kontaktstörung, Abstumpfung usw.) lässt sich damit nur gering beeinflussen. Nebenwirkungen (extrapyramidalmotorisch) sind Blickkrämpfe (frühdyneskinesischen Störungen) sowie Muskelsteifigkeit, Zittern (parkinsonoide Störungen) die Akathiesie (Bewegungsunruhe) und Spätdyskinesien (unwillkürliche Muselbewegungen). Moderne Antipsychotika weisen wesentlich weniger extrapyramidale Nebenwirkungen auf. Sie beeinflussen sowohl die Positiv - als auch die Negativ - Symptomatik. Auch vegetative Nebenwirkungen können auftreten, wie z. B. Hypotonie, Mundtrockenheit oder vermehrten Speichelfluss. Werden diese Neuroleptika mit Alkohol vermischt erfolgt eine Intoxikationen die eventuell zum Tod führen kann.
Psychotherapie:
Im Zentrum steht die „supportive Psychotherapie“ (C. ROGERS), in der der Therapeut den Patienten in dem Umgang mit seiner Krankheit unterstützt und ihm in realistischer Weise Mut vermittelt. Hierbei sind insbesondere die Informationen über den Patienten wichtig. Überanforderungen stellen für schizophren Persönlichkeiten ein sehr großes Problem dar. In der neueren Zeit geht es vor allem um den Abau kognitiver Defizite (Verhaltenstherapie), wie z.B. den Abbau sozialer Defizite. Es werden ebenfalls Programme zur Familientherapie eingesetzt. Im „social skill training“ wird ein Rollenspiel mit den Patienten gemacht und analysiert. Danach werden evtl. Korrekturen am Verhalten vorgenommen.
Soziotherapie:
Prinzip der Behandlung ist es, vorhandene soziale Fähigkeiten des Patienten zu fördern und die Verstärkung der Defizite zu verhindern. Es werden folgende Maßnahmen unternommen: Arbeits- und Beschäftigungstherapie, rehabilitative Maßnahmen usw. je nach den Fähigkeiten des Patienten kann er stationär und teilstationär behandelt werden. Damit soll die Selbstständigkeit und der souveränere Umgang mit der Krankheit gefördert werden.
Elektrokrampftherapie:
Die EKT ist umstritten. In einem Kurzkoma wird der Patient mit elektrischen Schocks behandelt. Diese elektrischen Schocks können zum Teil lebensrettend sein, besonders bei starker Katatonie. Die Erfolgsquote lag vielfach bei 15% bis 20% (noch höher bei katatoner Symptomatik). Sie wurde häufig nur dann angewandt, wenn die Pharmakotherapie versagt hat.
Wichtig bei der Behandlung von Schizophreniepatienten ist es, die Behandlung mit den Kombinationsformen individuell auf den Patienten abzustimmen.
7. Quellenverzeichnis
- Kompendium der Psychiatrie (Akademische Verlagsgesellschaft Frankfurt a.M. 1969)
- Josef Rattner: Basiswissen Tiefenpsychologie (Bechtermünz Verlag/Weltbild Verlag GmbH 1999)
- Josef Rattner: Psychologie der zwischenmenschlichen Beziehungen (Bechtermünz Verlag/Weltbild Verlag GmbH 1999)
- Fritz Riemann: Grundformen der Angst (Ernst Reinhardt Verlag GmbH und Co München 1999)
- Rolf Oerter: Moderne Entwicklungspsychologie ( Ludwig Auer Verlag, Donauwörth 1967)
- Zimbardo/Gerrig: Psychologie (Springer Verlag 7. Auflage 1999)
- Schülerduden: Die Psychologie (Dudenverlag, 2. Auflage 1996)
- Der Große Brockhaus (Kompaktausgabe; Brockhaus, Wiesbaden 1983)
- Charles Brenner: Grundzüge der Psychoanalyse (Psychologie Fischer 1997)
- Brunnhuber/Lieb: Psychiatrie, Lehrbuch des medizinischen Grundkurses 3, 3. Auflage
Bad Wörishofen, Mediskriptverlag 1996
Internet:
- http://www.astra.ch/pressedienst/1995/a01/art04.html
- http://www.a-site.at/Gesundheit/messages/132.htm
- http://www.medicine-worldwide.de/psychische_krankheiten/schizophrnie.html
- http://www.uni-wuppertal.de/FB3/psychologie/fachschaft/hauptstudium/klinisch/schizoph.html
- http://www.svz.de/schule/lichtblick/schizo.html
- http://home.t-online.de/home/marko.heinrich/schizo.htm
- http://oesg.uiblk.ac.at/about.html
- http://ourworld.compuserve.com/homepage/Harald_S_Frassine/bleuler.htm
- http://www.merck.de/german/services/pharma/pdevelop/Schizo.DE.html
- http://www.mednet-schizophrenie.de/pat3.htm
- http://www.hausarbeiten.de
- Citar trabajo
- Christian Beste (Autor), 2000, Schizophrenie. Symptomatik, Verlauf und Möglichkeiten der Thearapie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96518
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