Die SchülerInnen verknüpfen ihr Wissen über Jesus und die Zöllner mit der Begegnungserzählung des Zachäus. Sie versetzen sich in seine Lage, indem sie diskutieren, ob Zachäus Reaktion auf die Begegnung mit Jesus im Vergleich zu Levi genügt. Sie erkennen, dass jeder nach seinen eigenen Möglichkeiten handelt und es verschiedene richtige Wege gibt, ein gutes Leben im Sinne der (Glaubens-) Gemeinschaft zu führen.
Die SchülerInnen entwickeln ein Verständnis für das Wirken Jesu. Sie „wissen von Menschen, die Jesus begleiten und nachfolgen“ (KC, S. 21) und, dass die Jünger zu seinen engsten Vertrauten gehörten. Sie nehmen in verschiedenen Situationen die Perspektive von Menschen zur Zeit Jesu ein und äußern sich zu ihren Gedanken und Gefühlen.
1. Einordnung der Stunde in die Unterrichtseinheit
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Kompetenzerwartungen
2.1 Kompetenzerwartungen zur Unterrichtseinheit
Die SchülerInnen entwickeln ein Verständnis für das Wirken Jesu. Sie „wissen von Menschen, die Jesus begleiten und nachfolgen“ (KC, S. 21) und, dass die Jünger zu seinen engsten Vertrauten gehörten. Sie nehmen in verschiedenen Situationen die Perspektive von Menschen zur Zeit Jesu ein und äußern sich zu ihren Gedanken und Gefühlen. Sie „wissen von der vorbehaltlosen Zuwendung Jesu zu anderen Menschen“ (KC, S.21) und, dass Jesus den Menschen vom Reich Gottes erzählt hat. Im Zuge dessen setzen sie sich mit Vorurteilen und Ausgrenzung in ihrer und der damaligen Lebenswelt auseinander und erfahren exemplarisch anhand zweier Begegnungserzählungen mit Zöllnern, dass Jesus sich besonders den Außenseitern zugewandt hat und Begegnungen mit Jesus Menschen verändern können (vgl. KC, S.21). Sie reflektieren ihre eigene Begegnung mit (Geschichten von) Jesus und entwickeln eigene Handlungsmöglichkeiten die Erfüllung des Reich Gottes anzubahnen.
2.2 Kompetenzerwartungen zur Unterrichtsstunde
Die SchülerInnen verknüpfen ihr Wissen über Jesus und die Zöllner mit der Begegnungserzählung des Zachäus. Sie versetzen sich in seine Lage, indem sie diskutieren, ob Zachäus Reaktion auf die Begegnung mit Jesus im Vergleich zu Levi genügt. Sie erkennen, dass jeder nach seinen eigenen Möglichkeiten handelt und es verschiedene richtige Wege gibt, ein gutes Leben im Sinne der (Glaubens-) Gemeinschaft zu führen.
2.3 Kompetenzerwartungen im Einzelnen
Die SuS...
TK 1:... stellen sich auf den Religionsunterricht ein und zeigen Respekt und Wertschätzung, indem sie sich reihum persönlich begrüßen.
TK 2:... aktivieren ihr Vorwissen zum Beruf des Zöllners und zum Zöllner Levi, indem sie sich zu einem Bildimpuls äußern.
TK 3: ... übernehmen die Perspektive verschiedener Personen, indem sie ihre Gedanken und Gefühle während der Erzählung mit dem Erzähltheater formulieren.
TK 4:... setzen die Erzählung von Zachäus mit der Berufung des Zöllners Levi in Beziehung, indem sie Gemeinsamkeiten zwischen Levi und Zachäus sammeln.
TK 5:... arbeiten in der Think-Pair-Share Methode heraus, dass Zachäus und Levi unterschiedlich auf die Begegnung mit Jesus reagiert haben, indem sie die Geschichten vergleichen.
TK 6:... versetzen sich in die Lage von Zachäus, indem sie in einer Diskussion seine Gedanken und Gefühle bezogen auf eine provokante Äußerung formulieren.
TK 7:. bewerten Zachäus Lebenswandel, indem sie Stellung zur Behauptung der Lehrkraft nehmen.
TK 8: . formulieren die Kernaussage, dass es verschiedene richtige Wege gibt, auf eine Begegnung mit Jesu zu reagieren, indem sie Worte Jesu an Zachäus formulieren und erkennen, dass dies auch für sie selbst gilt.
TK 9:. reflektieren ihren eigenen Lernzuwachs anhand eines Blitzlichts.
3. Informationen zur Lerngruppe
3.1 Rahmenbedingungen
Die Lerngruppe der 2a setzt sich aus 10 Mädchen und 7 Jungen zusammen. Der Religionsunterricht beläuft sich auf eine Stunde pro Woche. Ich unterrichte die Klasse seit Beginn des 2. Halbjahres des Schuljahres 2019/ 2020 eine Stunde in der Woche eigenverantwortlich im Fach evangelische Religion. Die SchülerInnen zeigen im Allgemeinen Interesse am Religionsunterricht, weisen jedoch nur vereinzelt religiöse Bezüge vor.
3.2 Lernausgangslage
Fachliche Lernvoraussetzungen:
Die SchülerInnen haben sich bereits intensiv mit der Berufung des Jüngers Levi auseinandergesetzt und wissen, dass Zöllner aufgrund ihres Verhaltens von der Gesellschaft ausgegrenzt wurden. Sie wissen, dass Menschen sich zum Guten verändern, wenn sie Jesus begegnen, weil sie erfahren, wie es ist, von Gott geliebt zu werden und angenommen zu sein. Sie haben erfahren, dass Jesus mit Menschen spricht, die verloren scheinen und er ihnen den Weg für ein besseres Leben in der Gemeinschaft aufzeigt. Sie haben erste Gedanken zum Reich Gottes formuliert und wissen, dass es sich dabei um eine gute Welt nach Gottes Vorstellungen handelt und, dass die Menschen darauf hoffen dürfen ein Teil davon zu sein, wenn sie sich selbst dementsprechend verhalten. Die Verhaltensänderung der und Nachfolge der ersten Jünger haben die SchülerInnen ohne Zweifel angenommen. Bei der Berufung des Levi kamen jedoch Zweifel auf, ob Menschen aus ihrem Glauben heraus ihr bisheriges Leben ändern können. Dies zeigt, dass sie der Begegnung mit Jesu sehr interessiert und offen gegenüberstehen. Um den SchülerInnen eine mögliche Antwort auf ihre Fragen zu geben, setzt die vorliegende Stunde bei dem Gedanken der richtigen Nachfolge Jesu an.
Die Kinder weisen kaum religiöse Bezüge vor, jedoch könnte die Zachäuserzählung einigen Kindern bereits bekannt sein. Es bietet sich an, diese als Experten in den Unterricht miteinzubeziehen. Catherine braucht gelegentlich Unterstützung, da ihre Muttersprache Englisch ist. Sozial-/methodische Lernvorrausetzungen:
Die Arbeitsatmosphäre in dieser Lerngruppe ist gekennzeichnet durch einen freundlichen, wertschätzenden Umgang miteinander. Aller SchülerInnen können ihre Gedanken und Gefühle frei äußern, wenn ihnen danach ist. Die Rituale zum Stundenanfang (Begrüßung, Reim) sind bekannt und werden von den Kindern ohne weitere Anleitung eigenständig durchgeführt. Auch der Kinositz mit der festge- legten Sitzordnung ist bekannt. Es kann trotzdem zu leichten Unruhen kommen, die durch das gemein- same Sprechen des Reims aufgelöst werden. TU und EH sowie JEU und HIE sollten nicht nebeneinandersitzen und auch nicht gemeinsam arbeiten. Sie lenken sich zu stark ab. Emr und | müsse des Öfteren an die Einhaltung der Gesprächsregeln erinnert werden. HEB! sitzt wegen einer Vorerkrankung des Auges vorne. Die Arbeit mit dem Erzähltheater ist ebenfalls bekannt und sorgt bei allen SchülerInnen für Begeisterung, sodass es zu einer positiven Unruhe kommen könnte. Diese wird bis zu einem gewissen Punkt geduldet. Die Think, Pair, Share Methode habe ich im Religionsunterricht noch nicht angewandt, jedoch kennen sie diese Form des Austausches von ihrer Klassenlehrerin.
Das Führen einer Diskussion wurde bereits im Rahmen der Ausgrenzung angewandt. Die Kinder zeigen im Allgemeinen gute Fähigkeiten auf Aussagen Bezug zu nehmen, (Fach-)Wissen anzubringen und ihre Meinung begründet zu vertreten.
Individuelle Lernvoraussetzungen: siehe Anhang
4. Sachanalyse
Die Erzählung findet sich nur im Lukasevangelium (Lk 19, 1-10). Das Lukasevangelium ist um 80-90 n. Chr. entstanden. Im Mittelpunkt des Evangeliums stehen das Motiv des Suchens, die Zuwendung zu Randgruppen und Außenseitern, Umkehr und Buße, sowie der Heilswille Gottes und die Ankündigung des Reich Gottes (vgl. Bormann, S. 197). Sie steht am Ende des Reiseberichts, der die Ereignisse auf Jesus Weg nach Jerusalem thematisiert (Lk 9,51-19,27). Als Grundlage dient die Einheitsübersetzung. Bei dem Text handelt es sich um eine Begegnungserzählung. Dabei stehen Begegnungen Jesu mit einem oder mehreren Menschen im Mittelpunkt, die oftmals eine Entscheidung der Menschen fordern. Es werden innere Prozesse bei den Menschen angeregt, die neue Denkweisen hervorrufen, die wiederum eine Lebensänderung bewirken (vgl. Steiner/Weymann, S. 13f).
Der Autor beschreibt eine Begegnung Jesu mit der Randgruppe der Zöllner (vgl. Elberfelder Bibel, S. 1332). Auf dem Weg nach Jerusalem durchquert Jesus mit seinen Jüngern die Stadt Jericho. Dort lebte der Oberzöllner Zachäus. Durch Jericho führten damals wichtige Handelsrouten. Die Zöllner trie- ben im Auftrag der römischen Besatzungsmacht die festgelegten Zölle ein und erhöhten den Betrag, um sich selbst daran zu bereichern. Die Zöllner waren sehr unbeliebt und wurden als Diebe angesehen (vgl. Elberfelder Bibel, S. 1696). Zachäus ist ein kleiner und verhasster Mann. Er ver sucht Jesus zu sehen, was darauf hindeutet, dass er nach Zuwendung und Heil sucht. Er hat keine Chance im Ge- dränge einen Blick auf Jesus werfen zu können. Daher steigt er auf einen Baum. Jesus sieht (= findet) ihn, spricht ihn mit Namen an und erklärt ihn zu seinem Gastgeber. Jesus erfüllt seinen Auftrag, das Verlorene zu suchen und Zachäus die Liebe Gottes zu bringen, denn Zachäus gehört zur Nachkommenschaft Abrahams (vgl. Elberfelder Bibel, S. 1370; Müller, S. 240). Zachäus wird eine besondere Ehre zuteil. Die Menge ist empört, dass Jesus bei einem Sünder zu Gast ist. Zachäus nimmt ihn mit Freuden auf. Damit ist einmal die Aufnahme in sein Haus, aber auch die Aufnahme in seinem Herzen und damit in seiner Lebensführung gemeint. Zachäus erfährt die Heilswirkung, da die Begegnung mit Jesu ihn zur Umkehr bewegt. Er kündigt an, die Hälfte seines Besitzes an die Armen zu verteilen und den Leuten, die er betrogen hat, das Vierfache zurückzuzahlen (vgl. Elberfelder Bibel, S. 1370). Hier zeigt sich sein guter Wille, da nach damaligem Gesetz bei Veruntreuung freiwillig ein Fünftel des Betrages zusätzlich als Wiedergutmachung zurückgezahlt wurde (vgl. 4. Mose 5,7). Die Umkehr wird nicht nur angekündigt, sondern durch die Rückzahlung und Aufteilung des Besitzes direkt umgesetzt. Dadurch wird die Gegenwart zum Ort, wo die Gottesherrschaft in den Bereich der Menschen eintritt (Zachäus wird angenommen und Teil der Gemeinschaft/ die Betrogenen erfahren Gerechtigkeit/ die Armen sind nicht mehr mittellos) (vgl. Ritter, S.295).
In der Erzählung ist gewissermaßen das ganzen Wirken Jesu verdichtet, da in ihr verschiedene Erzähllinien (Zuwendung zu Randgruppen, Suchen des Verlorenen, Heilsgedanke, Reich Gottes) verbunden werden. Die vorliegende Stunde widmet sich der Zuwendung Jesu zu den Zöllnern. Dadurch wird Gottes Zuwendung zu den Randgruppen und damit zu allen Menschen deutlich. Der Zöllner, der Gott um Vergebung bittet und sein Verhalten ernsthaft ändert, gilt vor Gott als gerecht (vgl. Müller, S. 239f.). Im Vergleich zum Zöllner Levi, der sein bisheriges Leben aufgibt, seinen Namen ändert und Jesus als einer seiner Jünger folgt, könnte man Zachäus Handeln als geringfügig betrachten. In der Stunde wird jedoch deutlich, dass Menschen sich durch die Begegnung mit Jesus nach ihren Möglichkeiten ändern und alle Menschen, die bereit dazu sind, angenommen werden. Nicht die Art, wie sie sich verändern, wird als Maßstab herangezogen, die Bereitschaft sein eigenes Denken und Handeln zu reflektieren und der ernsthafte Versuch, beziehungsweise das Gesuch, Jesus und seiner Botschaft vom Reich Gottes zu folgen, sind entscheidend (vgl. Wolter, S. 2). Keiner, der wirklich nach Gott sucht soll aufgegeben oder zurückgewiesen werden (vgl. Feldmeier, S. 320).
5. Didaktische Begründung
Die Erzählung um Zachäus ist im Kerncurriculum unter der Hauptkompetenz Nach Jesus Christus fragen verankert. Es wird vorgeschlagen, das Thema in der 2. Klasse zu behandeln (vgl. KC, S. 21). Auch laut schuleigenem Lehrplan ist der Unterrichtsgegenstand in der 2. Klasse im Rahmen der Kompetenz „Die SchülerInnen wissen von der vorbehaltlosen Zuwendung Jesu zu anderen Menschen“ (KC, S. 21) zu behandeln. Ziel der Stunde ist es, dass die Kinder erkennen, dass es verschiedene richtige Wege gibt, auf eine Begegnung mit Jesus und seine Worte zu reagieren. Die Stunde wurde unter dem genannten Schwerpunkt gewählt, da die Berufung des Levi gegenwärtig bei den SchülerInnen für große Faszination gesorgt hat, aber auch Fragen und Zweifel aufkamen. Sie können sich nicht vorstellen, für Jesus und durch ihren Glauben alles stehen und liegen zu lassen und ihm zu folgen bzw. wie Levi ihr Leben komplett zu ändern. Im Sinne der Elementarisierung geht es folglich darum, die Jesusbegegnung der Levierzählung zu relativieren und ihnen aufzuzeigen, dass es viele andere richtige Wege gibt, auf eine Begegnung mit Jesus zu reagieren. Sie haben Levis Reaktion als Kontrast zu ihrem Leben wahrgenommen, denn die Kinder sind von dem Gedanken geprägt: „Ich sollte das tun, was meine Bedürfnisse und gelegentlich auch die von anderen befriedigt“ (Linder/ Hilger, S.247). Durch das Angebot einer zweiten Handlungsweise sollen die SchülerInnen sich mit ihren Glaubensfragen auseinandersetzen, diskutieren und begründet Stellung nehmen (vgl. Schweitzer, S. 413). Darin liegt auch die Hauptaufgabe der Stunde, dass die SchülerInnen die verschiedenen Handlungsalternativen der Zöllner diskutieren und im Zuge dessen erkennen, dass es in diesem Fall keine richtige oder falsche sondern nur unterschiedliche Handlungsweisen gibt. Zuvor sammeln sie in der Aufgabe zum Vergleich der Zöllner das nötige Wissen für die Diskussion.
In dieser Stunde wird bewusst lediglich der Grundstein für den weiteren Lebensweltbezug der Einheit gelegt. Sie lernen neue Denk- und Handlungsweisen kennen und, dass sie eigene Entscheidungen treffen können. Es ist okay, wie Zachäus und nicht wie Levi zu handeln! Auch vermeintlich kleine gute Taten sind wertvoll und können große Auswirkungen auf mein Leben und das Leben anderer haben (das Reich Gottes anbahnen). Kern der Stunde ist es, dass die Kinder exemplarisch erfahren, dass es in ihrem Leben vor allem darauf ankommt, die Bereitschaft zu zeigen, sich mit dem Leben und Wirken Jesu auseinander zu setzen und dabei nach bestem Wissen, ihren Möglichkeiten und Bedürfnissen zu handeln, um vor Gott als gerecht zu gelten, angenommen zu sein und auf das Reich Gottes hoffen zu dürfen. Denn auch zukünftig werden die Kinder mit ihrem eigenen Glauben, ihren Überzeugungen und Werten konfrontiert sein. Sie werden sich immer wieder aufs Neue fragen, welche Bedeutung der Glauben für sie hat und ihr eigenes Handeln oder die Umsetzung in Frage stellen. Dafür ist es wichtig zu wissen, dass es nicht den einen richtigen Weg gibt und niemand, auch nicht Jesus oder Gott, eine Aufgabe des bisherigen Lebens fordert.
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- Quote paper
- Lisa Roelofs (Author), 2020, Das Lukas Evangelium 19,1-10. Entwurf im Fach evangelische Religion zu einem gemeinsamen Unterrichtsbesuch in Niedersachsen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/964765
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