Die Familie - ein Störfaktor für die moderne Produktions- und Konsumgesellschaft?
Die ökonomische Basis für die Lebenshaltung der Familie wird in unserer Gesellschaft in der Regel durch Erwerbstätigkeit bestritten. Die hinzukommenden Transferleistungen sind nur als zusätzlicher Ausgleich gedacht. Lediglich in besonderen Fällen bilden sie - meist tendenziell befristet - die Existenzgrundlage, oft mit dem Hinweis, daß sie Hilfe zur Selbsthilfe sein sollen.
Die gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind heute der Familie insgesamt abträglich. Als Zentrum emotional-sozialer Beziehungen ihrer Individuen stellt sie gegenüber den Anforderungen der modernen Produktionsgesellschaft ein schwerwiegendes und sperriges Hindernis dar: Die industriell-ökonomischen Erfordernisse verlangen zum einen hohe lokale und berufliche Mobilität, zum anderen zeitliche Disponibilität zur maximalen Ausnützung der teuren Maschinen rund um die Uhr. Dem steht auf seiten der Familie die notwendige Rücksichtnahme auf die lokale Gebundenheit des (berufstätigen) Partners und der (schulpflichtigen oder in der Ausbildung befindlichen) Kinder ebenso entgegen die Bedürfnisse nach Zeiten gemeinsamer Unternehmungen [...] (Der) Single, mobil und jederzeit abrufbar, ist der ideale Arbeitnehmer der industriellen Produktions- und Dienstleistungsgesellschaft. In diesem Bedingungsgeflecht erweist sich die Familie als Störfaktor. Die Tatsache, daß die Eheschließungen ab- und die Scheidungen zunehmen, hat also eine ökonomische Rationalität, deren soziale Auswirkungen auf die Zukunft hin allerdings noch nicht voll erkannt sind. Dies Entwicklung der Dominanz persönlicher Einstellungen hat jedoch mit Hedonismus (2) nur vordergründig etwas zu tun, wie auch die wachsende Scheidungsrate gerade von der Arbeitswelt, in der die Familienangehörigen leben, wesentlich mit bedingt sein dürfte.
Material 1
Die Familie - ein Störfaktor für die moderne Produktions- und Konsumgesellschaft?
Die ökonomische Basis für die Lebenshaltung der Familie wird in unserer Gesellschaft in der Regel durch Erwerbstätigkeit bestritten. Die hinzukommenden Transferleistungen (1) sind nur als zusätzlicher Ausgleich gedacht- Lediglich in besonderen Fällen bilden sie- meist tendenziell befristet - die Existenzgrundlage, oft mit dem Hinweis, daß sie Hilfe zur Selbsthilfe sein sollen.
Die gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind heute der Familie insgesamt abträglich. Als Zentrum emotional-sozialer Beziehungen ihrer Individuen stellt sie gegenüber den Anforderungen der modernen Produktionsgesellschaft ein schwerwiegendes und sperriges Hindernis dar: Die industriell-ökonomischen Erfordernisse verlangen zum einen hohe lokale und berufliche Mobilität, zum anderen zeitliche Disponibilität zur maximalen Ausnützung der teuren Maschinen rund um die Uhr. Dem steht auf seiten der Familie die notwendige Rücksichtnahme auf die lokale Gebundenheit des (berufstätigen) Partners und der (schulpflichtigen oder in der Ausbildung befindlichen) Kinder ebenso entgegen die Bedürfnisse nach Zeiten gemeinsamer Unternehmungen [...] (Der) Single, mobil und jederzeit abrufbar, ist der ideale Arbeitnehmer der industriellen Produktions- und Dienstleistungsgesellschaft. In diesem Bedingungsgeflecht erweist sich die Familie als Störfaktor. Die Tatsache, daß die Eheschließungen ab- und die Scheidungen zunehmen, hat also eine ökonomische Rationalität, deren soziale Auswirkungen auf die Zukunft hin allerdings noch nicht voll erkannt sind. Dies Entwicklung der Dominanz persönlicher Einstellungen hat jedoch mit Hedonismus (2) nur vordergründig etwas zu tun, wie auch die wachsende Scheidungsrate gerade von der Arbeitswelt, in der die Familienangehörigen leben, wesentlich mit bedingt sein dürfte.
(1) hier Finanzielle Leistungen des Staates, die dieser tätigt, um das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes zu erfüllen: z.B. Kindergeld oder Wohngeld
(2) Hedonismus (von griech. hedone ,,das Vergnügen"): Lehre, die die Ansicht vertritt, daß die Lust das höchste Streben des Menschen sei
Aus: J. Neumann: Funktionsverlust der Familie? Anmerkungen zum Aufgabenwandel in der gegenwärtigen Familie in: H.-G. Wehling (Red.): Familienpolitik, Stuttgart/Berlin/Köln 1989, S. 61
Prognosen zur künftigen Entwicklung der Familie
Wie wird die ,,Familie 2000" aussehen? Die Meinungen über die künftige Entwicklung gehen weit auseinander. Die Verfallstheorie: Wir werden ein Volk von Einzelgängern, glauben der Wiener Bevölkerungswissenschaftler Wolfgang Schulz und der Züricher Soziologe Hoffmann-Nowotny. Letzterer nimmt an, der Endzustand des privaten Zusammenlebens werde das ,,living apart together" einnehmen, das ,,getrennte Zusammenleben" [...] Das neue Matriarchat: ,,Das Ehesystem kann sich in unserer Gesellschaft auflösen, das Eltern- Kind-System nicht, meint die Familienforscherin Rosemarie Nave-Hen. Da bei einer Trennung der Erwachsenen das Kind in der Regel bei der Mutter bleibt, prognostiziert ihr US- Kollege Frank Furstenberg eine ,,matrilineare Ausrichtung des Verwandschaftssystems". Die Soziologin Judith Stacey hat in den USA bereits den ,,Aufbau weiblicher Verwandtschaftsnetze" beobachtet. Mütter leben mit ihren Töchtern und deren Kindern zusammen, die Männer, einsame Wölfe, stehen am Rand und müssen hoffen, von Frauen zu Gastspielen gerufen zu werden [...].
Ist es vorstellbar, daß sich auch die Bindung zwischen Mutter und Kind lockern und einmal auflösen wird? Vor allem im Drogensumpf der amerikanischen Städte sind solche Tendenzen zu erkennen. Die Erziehung" der Kleinen übernehmen Kinder- und Jugendgangs. Wenn die Familien verschwinden, bleiben von den viel gerühmten Familienbanden nur noch die Banden übrig, könnte man kalauern. Bislang freilich ist die völlige Vernachlässigung von Kindern durch Mütter auf extreme soziale Milieus beschränkt.
Das Umkehr-Szenarium: Der Familienforscher Robert Hettlage hält es dagegen für möglich, daß die Menschen den kalten Lebenswelten der Moderne entfliehen und zu Leitbildern wie Heimat und bürgerliche Familie zurückkehren - vor allem bei einem schweren wirtschaftlichen Niedergang sowie unter dem Eindruck eines erfolgreichen islamischen Fundamentalismus.
Das Modernisierungs-Modell: Die Familie sichert Grundbedürfnisse des Menschen, deshalb ist sie durch nichts zu ersetzen, sagt eine Reihe von Experten. Sie werde überleben, aber in modernisierter Form: Frauen sind berufstätig und haben dennoch Kinder: Männer kümmern sich stärker um die Erziehung. Ständig kommt es zu Güterabwägungen zwischen Kind und Karriere, Häuslichkeit und Beruf. Eine schwierige Gratwanderung - doch der Absturz ist nicht zwangsläufig.
Aus: F. Geben: Familie: Abschied von einem Traum. In: Focus Nr.7,15.2.1993,8. 97f
Material 2
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Fassen Sie Hauptaussagen des Textes (Material 1) thesenartig zusammen!
2. Ermitteln Sie aus dem Schaubild Aussagen zu unterschiedlichen Lebensformen in Deutschland (Material 2)!
3. Diskutieren Sie unter Hinzuziehung der Materialien die These vom Funktionsverlust/ Funktionswandel der Familie!
4. Nennen und erörtern Sie Folgen, die sich daraus für den einzelnen und die Gesellschaft ergeben!
I.
1. Kinder sind teuer und die finanzielle Unterstützung des Staates reicht oft nicht aus, um den Unterhalt für sie aufzubringen.
2. Die Familie ist ein Störfaktor in der modernen Produktions- und Konsumgesellschaft!
3. Die Grundvoraussetzungen der Arbeitgeber wie hohe Flexibilität in Arbeitszeit und Arbeitstort tragen zum Verfall des Familienlebens bei!
4. Singles sind die bevorzugtesten Arbeitnehmer, da sie diese Grundvoraussetzungen erfüllen!
5. Es kommt zur verstärkten Herausbildung einer egoistischen Lebenseinstellung bei der die eigenen Bedürfnisse im Vordergrund stehen!
6. Der Druck, den die Arbeitswelt auf verheiratete Arbeitnehmer ausübt, ist ein wesentlicher Grund für steigende Scheidungsraten!
7. Die Zahl der Eheschließungen sinkt, die Scheidungen nehmen jedoch zu!
8. Ein Ergebnis dieser Entwicklung ist derzeit noch nicht klar absehbar!
9. Es könnte zum Verfall des familiären Zusammenlebens kommen, wir könnten uns zu einem ,,Volk von Einzelgängern" entwickeln!
10. Eine andere Theorie besagt jedoch, daß die völlige Auflösung des bestehenden Systems nicht möglich ist, das ,,Eltern-Kind-System" bleibt ewig bestehen, selbst wenn es nur einen Erziehungsberechtigten gibt!
11. Menschen könnten sich ebenso wieder auf Leitbilder wie das der bürgerlichen Familie besinnen, um den harten Lebensbedingungen der Moderne zu entfliehen! Diese Möglichkeit ist besonders nach einer Krise in der Wirtschaft wahrscheinlich!
12. Die Familie ist unersetzbar für die Sicherung der menschlichen Grundbedürfnisse, sie wird in moderner Form weiter existieren - Frauen werden berufstätig, Männer kümmern sich verstärkt um die Erziehung der Kinder!
II.
Das Schaubild stellt die Anzahl der westdeutschen Haushalte sowie die Zusammensetzung ihrer Mitglieder in den Jahren 1972 und 1990 grafisch gegenüber. Es wird unterschieden zwischen Singles, nichtehelichen Lebensgemeinschaften, Wohngemeinschaften, verheiratetem Ehepaaren mit und ohne Kindern sowie Ehepaaren mit Kindern und Enkeln. 1972 betrug die Gesamtzahl der privaten Haushalte in Westdeutschland 22.994.000. Diese Zahl steigerte sich bis 1990 um ca. 20% auf 28.175.000. Die Anzahl der allein lebenden Menschen stieg innerhalb dieser 18 Jahre von 6.014.000 auf 9.849.000 an. Dieser drastische Anstieg von mehr als 63% gibt eindeutige Anzeichen für einen Wandel der Lebensverhältnisse in Deutschland.
Ebenso macht sich ein deutlicher Anstieg bei nichtehelichen Lebensgemeinschaften bemerkbar. Während 1972 nur 137.000 Menschen ohne Trauschein zusammenlebten, waren es 1990 bereits 963.000, ein Anstieg um das Siebenfache! Die Zahl der Wohngemeinschaften stieg im Vergleich dazu nur gering an, statt 223.000 1972 waren es 229.000 1990.
Deutlicher werden die Unterschiede bei kinderlosen Ehepaaren. Ihre Anzahl stieg drastisch von 5.265.000 auf 6.387.000, eine Zunahme von 20%. Im Gegensatz dazu fiel die Zahl der Ehepaare mit Kindern um 2%, von 10.587.000 im Jahr 1972 auf 10.394.000 im Jahr 1990, zurück. Das deutet auf eine Auflösung der traditionellen Familie hin, d.h. Verheiratete, die sich der Verantwortung stellen, Kinder zu haben, werden immer seltener.
Der deutlichste Rückgang fand jedoch bei Ehepaaren mit Kindern und Enkelkindern statt, ihre Anzahl schrumpfte auf mehr als die Hälfte. Gab es 1972 noch 768.000 von ihnen, waren es 1990 nur noch 353.000 - eine logische Folge, da die Generation, die jetzt das Erwachsenenalter erreicht hat, keine Nachkommen hervorbringt. Ein Grund dafür könnte die Einführung des staatlichen Rentensystems sein, welches die finanzielle Sicherung im Alter gewährleistet, während früher die Kinder für die Versorgung der Eltern im Alter verantwortlich waren.
Es gibt jedoch auch gänzlich neue Formen des Zusammenlebens, die sich erst in den letzten Jahren etablierten. Dazu zählen die sogenannten ,,wilden Ehen", homosexuelle oder ,,Dreierbeziehungen". Das deutet auf einen gesellschaftlichen Umschwung hin, die Bevölkerung wurde offener und freier gegenüber solchen Beziehungen, die früher als undenkbar galten. Das weist ebenfalls auf eine wachsende Toleranz und gegenseitige Akzeptanz unter der Bevölkerung hin.
Diese Statistik bestätigt die Aussagen des Textes 1. Es wird ein Umdenken in Deutschlands Erwachsenenwelt deutlich, das sich scheinbar von den konventionellen Arten des menschlichen Zusammenlebens abwendet, hin zu neuen Formen, die der Karriere und dem Erfolg im Beruf dienlicher sind.
III.
Die vielfältigen Aufgaben, die die Familie in unserer heutigen Zeit besitzt, haben sich bezüglich ihrer traditionellen Funktionen einerseits stark gewandelt, andererseits sind sie sogar verloren gegangen.
Die Familie ist eine Gemeinschaft von Eltern und Kindern, welche die Grundlage des Lebens im Staat bildet.
Eine Aufgabe der Familie besteht in der Entwicklung der in Liebe und Achtung verbundenen, einander gleichberechtigten Ehepartner. Dies beinhaltet gegenseitigen Respekt und Unterstützung, sowie ein Leben in Rücksichtnahme auf die Wünsche und Bedürfnisse des Partners. Eigene Interessen müssen häufig in den Hintergrund gerückt, Vorhaben mit dem Partner abgesprochen werden. Der kooperative Umgang miteinander und die gemeinsame Lösung von Konfliktsituationen, was die Voraussetzung für ein gut funktionierendes Familienleben bildet, ist ebenfalls eine wichtige Grundlage für späteres Teamwork mit den Arbeitskollegen. Zu dieser Unterordnung sind viele Menschen jedoch nicht gewillt. Nach kurzer Zeit des Zusammenlebens kommt es daher zu Ehescheidungen, die Kinder wachsen häufig nur bei der Mutter auf. Setzt diese Entwicklung sich weiter in diesem Ausmaß fort, läuft alles auf eine ,,matrilineare Ausrichtung des Verwandtschaftssystems" hinaus.
Viele junge Paare sind sich dieser Probleme bewußt, weshalb der Trend heutzutage häufig zu einer Zweckehe geht, d.h. einer Heirat, die ausschließlich auf materiellen Aspekten basiert. Hier wären zum Beispiel erhebliche Steuerersparnisse für verheiratete Paare zu nennen, sowie Vorteile bei der Rentenzahlung und Ersparnisse beim Unterhalt einer gemeinsamen Wohnung. Die Ehepartner sind meist nicht bereit, ihre eigenen Interessen in den Hintergrund zu rücken und ihr Leben auf die Bedürfnisse des Partners abzustimmen. Der eheliche Verbund ist nur Mittel zu einem komfortableren Leben, zu dem der Partner, z.B. im Haushalt, einen entscheidenden Teil beiträgt. Diese Zweckehen sind jedoch bereits Vorstufen einer, wie Wissenschaftler befürchten, Auflösung des herkömmlichen Ehesystems. Im Extremfall könnte es zu einer Art des ,,getrennten Zusammenlebens" kommen, d.h. eine Isolation des Individuums. Dies hätte ein völliges Erliegen der Interaktion mit den anderen Mitgliedern der Gesellschaft zur Folge.
Eine zweite Aufgabe der Familie besteht in der Betreuung und Sozialisierung der Kinder. Sie soll die gesellschaftsspezifischen Normen und Werte vermitteln, sozialen und emotionalen Rückhalt bieten, sowie ein umfangreiches Wissen bereitstellen und die schrittweise Erziehung zur Selbstständigkeit gewährleisten, was dem Individuum später ein eigenständiges Leben in der Gesellschaft ermöglicht. Auch die Art und Weise der Familieninteraktion ist eine der Basen für das spätere Leben. Vielen Paaren, verheiratet oder nicht, scheint diese Aufgabe jedoch zu aufwendig. Sie sind nur auf sich und ihr eigene Position im Leben bedacht, wobei sie Kinder als Hindernis ansehen, welche ihrem beruflichem Erfolg im Weg stehen. Als Beweis dafür können im heutigen Leben Mütter mit Kleinkindern genannt werden. Sie werden von Arbeitgebern häufig nicht akzeptiert, haben Schwierigkeiten beim Finden eines Arbeitsplatzes, da sie häufiger Arbeitsausfallzeiten haben, bedingt durch etwaige Krankheit der Kinder oder ähnliches. Um diesem Risiko vorzubeugen, wird der Kinderwunsch in den Hintergrund gestellt oder erlischt ganz.
Die dritte wesentliche Aufgabe der Familie ist die biologische Aufgabe. Sie ist wichtig für die Sicherung des Fortbestandes der Art. Diese Funktion ist eigentlich ein angeborener Instinkt des Menschen - ein Erbe zu hinterlassen, die Kinder nach den persönlichen Vorstellungen zu erziehen, um so in ihnen weiter zu existieren. Viele Paare können jedoch aufgrund biologischer Ursachen keine Kinder bekommen. Dies stellt eine Unterdrückung des natürlichen Instinkts und gleichzeitig eine Gefährdung des Fortbestandes der Art dar.
Abschließend läßt sich sagen, daß durch die genannten Gründe viele der ursprünglichen Aufgaben der Familie entfallen. Das hat zur Folge, daß sich die Familie weiterentwickeln und ihre Aufgaben den jeweiligen sozialen Gegebenheiten anpassen wird.
Ich finde, daß eine völlige Auflösung der bisherigen Familien nicht sehr wahrscheinlich ist.
Zweifellos ist die Familie in unserer heutigen Zeit vielen Veränderungen der Gesellschaft und ihrer Mitglieder ausgesetzt, doch sie wird sich anpassen; veraltete Prinzipien werden modernisiert oder durch neue ersetzt werden. Deshalb wird die Familie auch in der Zukunft die wichtigste Form menschlichen Zusammenlebens bleiben.
IV.
Durch diesen Funktionswandel innerhalb der Familie ergeben sich zahlreiche Folgen, sowohl für das Individuum, als auch für die Gesellschaft.
Es wird den Menschen im Laufe der Zeit immer schwerer fallen, eine Partnerschaft einzugehen, bestehende Partnerschaften könnten durch Karrieredenken zerbrechen. Kinder würden dann von einem Elternteil allein aufgezogen, was eine einseitige Sozialisation zur Folge hätte. Der jeweilige Erziehungsberechtigte muß arbeiten, um den Unterhalt zu bestreiten, dadurch fehlt dem Kind eine feste Bezugsperson, welche vor allem in der primären Lebensphase äußerst wichtig ist. Bei einer fehlgeschlagenen Soziabilisierung, Enkulturation oder Sozialisation hat das Kind später entsprechende Probleme beim Umgang mit anderen Personen oder bei der Interaktion in der Gesellschaft.
Das führt vor allem in Großstädten vermehrt zur Herausbildung von Jugendbanden, einer Ersatzform der Familie. In ihnen herrschen eigene Gesetze, sie haben ihre eigenen Normen und Werte, die jedoch meist im Widerspruch zu denen der Gesellschaft stehen. Es käme zu steigenden Kriminalitätsraten, ebenso zu einer steigenden Anzahl jugendlicher Straftäter, was steigende Unkosten für den Staat verursacht, z.B. durch die finanziellen Aufwendungen für einen Gefängnisaufenthalt.
Auch die Singles wären von diesem Funktionswandel betroffen. Da sie ohne festen Partner sind, vereinsamen sie immer stärker. In Großstädten ist dieses Phänomen bereits zu beobachten - die Isolation führt immer öfter zu vermehrt auftretenden Krankheiten, die meist rein psychischer Natur sind. Da eine Bezugsperson fehlt, mit der man über seine Probleme reden kann, wird der Druck, der auf dem Individuum lastet, immer größer - bedingt dadurch kommt es zu einer immer größeren seelischen Belastung. Viele Menschen, die oft unter Streßsituationen leiden und diese daheim nicht abbauen können, suchen sich andere Ventile, um mit dieser Situation umzugehen. Als Beispiel hierfür hört man immer öfter das Wort Mobbing - ein Arbeitskollege wird zum Opfer und muß die Attacken des oder der anderen Kollegen ertragen. Dies wirkt sich ebenfalls negativ auf seine psychische Verfassung aus, ein Teufelskreis, in dem die Grenzen zwischen Täter und Opfer nicht klar zu definieren sind.
Eine andere Möglichkeit wäre, daß die Arbeit im Extremfall sogar für eine völlige Auflösung von festen Partnerschaften verantwortlich sein könnte, da jeder einzelne bestrebt ist, einen "lukrativen" Arbeitsplatz beizubehalten, auch wenn dieser mitunter hunderte Kilometer von der Familie entfernt ist. Es würden keine Nachkommen mehr gezeugt und die Existenz der Menschheit währe gefährdet, insbesondere in dem modernen Industrieländern, wo Arbeit und Erfolg wichtiger sind als traditionelle Werte.
Die Auswirkungen für die Gesellschaft könnten ebenso verheerend sein. Die steigende Zahl der Singles würde zu einer erhöhten Nachfrage nach Wohnraum führen, welcher aber in den meist knapp bemessenen Lebensräumen nicht bereitgestellt werden könnte. Der fehlende Nachwuchs und die damit verbundenen Steuereinbußen des Staates würden langfristig zu einer drastischen Erhöhung des Rentenbeitrages führen, um die finanzielle Absicherung im Alter zu garantieren.
Da es schon heute, vor allem in Deutschland, viele Ausländer gibt, die hier leben und wohnen und deren Kinder wahrscheinlich die deutsche Staatsbürgerschaft bekämen, würde das zu einer zunehmenden Entfremdung der ursprünglichen Bevölkerung führen. Dies könnte jedoch die einzige Möglichkeit sein, das Haushaltsbudget des Staates und seine sozialen Leistungen (Rente...) zu finanzieren. Jedoch bedeutet das wiederum eine zunehmende Gefährdung der Landeskultur, sie könnte leicht durch eine andere in den Hintergrund gedrängt werden. Erste Anzeichen dafür sind die zahlreichen Moscheen, die für die Anhänger des Islam in Deutschland errichtet werden. Bereits jetzt gibt es Bestrebungen der Politik, eine doppelte Staatsbürgerschaft in Deutschland einzuführen, was eine steigende Ausländerzahl zur Folge hat. Auch wurde in einigen Berliner Schulen der Islam als offizielles Schulfach eingeführt, was einen zusätzlichen Anreiz darstellt, nach Deutschland zu kommen.
Meiner Meinung nach stellen all diese Aspekte eine durchaus ernstzunehmende Bedrohung dar, sollte sich die Gesellschaft zu einer strengen Leistungsgesellschaft entwickeln, die dadurch automatisch das Leben in der Familie angreift, wenn nicht sogar unmöglich macht. Da jedoch die Umstände, die sich daraus ergeben, für alle Beteiligten schwerwiegende Folgen hätten, sollten sich Individuum und Gesellschaft bemühen, diesem Verfall entgegenzuwirken. Anzeichen dafür sind häufigere Debatten über eine bessere Familienpolitik.
- Citation du texte
- Anonyme,, 1999, Sozialstaat und soziale Sicherung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96379
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