Sollte es in Deutschland ein gesetzlich verankertes Recht auf Homeoffice geben? Das Ziel dieser Arbeit ist es, herauszuarbeiten, wie eine potenzielle Norm aussehen könnte, und zu analysieren, welche rechtlichen Auswirkungen sich bei einem solchen Anspruch für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ergeben.
Die fortschreitende Globalisierung, Digitalisierung und der technische Fortschritt allgemein haben vielfältige und tiefgreifende Veränderungen der Arbeitswelt hervorgebracht. Dazu gehört auch eine zunehmende Tendenz, die traditionelle Anwesenheitskultur zu verlassen zugunsten einer örtlichen Flexibilität durch die Möglichkeit des Homeoffice. Dass die technische Möglichkeit schon längst vorhanden ist, zeigt die aktuelle Corona Pandemie, die das Thema Homeoffice immer mehr in den Fokus rückt und dazu geführt hat, dass diese Tätigkeit für Arbeitnehmer in großem Umfang notwendig geworden ist. Aktuell ist jeder zweite Arbeitnehmer aus dem Homeoffice tätig. Aber auch unabhängig von der aktuellen Situation wünschen sich immer mehr Arbeitnehmer eine zunehmende Selbstbestimmung bei der Wahl ihres Arbeitsortes, um die Erbringung der Arbeitsleistung effektiv mit den eigenen Lebensumständen in Einklang zu bringen.
Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung besteht für 40 % der Arbeitnehmer die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Lediglich 12 % arbeiten zumindest gelegentlich aus ihrer außerbetrieblichen Arbeitsstätte aus. Zurückzuführen ist diese geringe Verbreitung auf die fehlende Zustimmung der Arbeitgeber. Vor diesem Hintergrund wird aktuell in der Politik debattiert, ob es ein gesetzlich verankertes Recht auf Homeoffice geben sollte. Eine Studie des Statistischen Bundesamt aus dem Jahr 2018 zeigt, dass Deutschland in Bezug auf Arbeitnehmer, die zumindest gelegentlich aus dem Homeoffice arbeiten, unter dem europäischen Durchschnitt liegt. Betrachtet man hingegen die Niederlande, in denen seit dem 01 Januar 2016 ein Verhandlungsanspruch auf Homeoffice normiert ist, bemerkt man, dass der Anteil der Beschäftigten, die zumindest gelegentlich von zuhause aus arbeiten, mit 37,5 % wesentlich höher ist.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einführung in den thematischen Rahmen
- B. Begriffsdefinition und rechtliche Einordnung
- I. Rechtsgrundlage
- II. Qualifizierung als Arbeitnehmer
- III. Telearbeit im Sinne der ArbStättV
- 1. Fest eingerichteter Arbeitsplatz im Privatbereich
- 2. Vom Arbeitgeber eingerichtet
- 3. Vereinbarung über die Arbeitszeit und Dauer der Einrichtung
- IV. Maßgebender Begriff für die Masterarbeit
- C. Chancen und Risiken
- I. Arbeitnehmer
- II. Arbeitgeber
- D. Status quo: Recht auf Homeoffice
- I. Rangprinzip
- II. Anspruch des Arbeitnehmers
- 1. Rechtsanspruch kraft Gesetzes
- a) Leidensgerechte Beschäftigung schwerbehinderter Arbeitnehmer
- b) Besonderheiten im öffentlichen Dienst
- 2. Weisungsrecht
- 3. Arbeitsvertragliche Ansprüche
- 4. Kollektivvertragliche Ansprüche
- 1. Rechtsanspruch kraft Gesetzes
- III. Rechte des Arbeitgebers
- IV. Zwischenergebnis
- E. Die Homeoffice-Vereinbarung
- I. Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates
- II. Gestaltung einer Homeoffice-Vereinbarung
- 1. Der Arbeitsort
- 2. Aufwendungsersatz und Kostenverteilung
- 3. Arbeitszeit und Erreichbarkeit
- 4. Das Spannungsverhältnis zwischen Privatsphäre und Arbeitsschutz
- 5. Daten- und Informationsschutz
- 6. Haftung
- 7. Betriebsrisiko und Unfallschutz
- 8. Beendigung des Homeoffice
- III. Homeoffice-Betriebsvereinbarung und ihre Vorteile gegenüber einer arbeitsvertraglichen Regelung
- IV. Zwischenergebnis: Gestaltung einer Homeoffice Vereinbarung
- F. Die intendierte Rechtslage
- I. – Wet flexibel werken – Der Anspruch in den Niederlanden
- 1. Anspruchsstellung und Verfahrensgang
- 2. Right to ask, duty to consider
- II. Gestaltungsformen
- III. Beleuchtung unterschiedlicher Perspektiven
- I. – Wet flexibel werken – Der Anspruch in den Niederlanden
- G. Resümee
- I. Kritische Würdigung
- II. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Recht auf Homeoffice im deutschen Arbeitsrecht. Ziel ist es, die Chancen und Risiken von Homeoffice für Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu beleuchten und die rechtlichen Rahmenbedingungen zu analysieren.
- Rechtliche Grundlagen des Homeoffice
- Ansprüche von Arbeitnehmern und Arbeitgebern bezüglich Homeoffice
- Gestaltung von Homeoffice-Vereinbarungen
- Vergleich mit der Rechtslage in den Niederlanden
- Kritische Würdigung des Status quo
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einführung in den thematischen Rahmen: Dieses Kapitel legt den methodischen Rahmen und den Gang der Untersuchung fest. Es dient als Einleitung in die Thematik des Rechts auf Homeoffice und beschreibt den Aufbau der Arbeit.
B. Begriffsdefinition und rechtliche Einordnung: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Telearbeit und ordnet ihn rechtlich ein. Es beleuchtet die Rechtsgrundlagen, die Qualifizierung als Arbeitnehmer und die Besonderheiten der Telearbeit im Sinne der ArbStättV. Der Fokus liegt auf der Klärung der Begrifflichkeiten und der rechtlichen Grundlage für die weitere Analyse.
C. Chancen und Risiken: Dieses Kapitel analysiert die Chancen und Risiken des Homeoffice sowohl aus Arbeitnehmer- als auch aus Arbeitgebersicht. Es wird ein Abwägungsprozess zwischen den Vorteilen (z.B. flexible Arbeitsgestaltung) und den Nachteilen (z.B. Schwierigkeiten bei der Arbeitszeiterfassung) dargestellt.
D. Status quo: Recht auf Homeoffice: Dieses Kapitel untersucht den aktuellen Stand des Rechts auf Homeoffice. Es analysiert die verschiedenen Rechtsansprüche von Arbeitnehmern (gesetzlich, vertraglich, kollektivvertraglich) und die Rechte der Arbeitgeber, insbesondere das Weisungsrecht und die Möglichkeiten der Änderungskündigung. Der Fokus liegt auf der rechtlichen Durchsetzbarkeit eines Homeoffice-Anspruchs.
E. Die Homeoffice-Vereinbarung: Dieses Kapitel befasst sich detailliert mit der Gestaltung von Homeoffice-Vereinbarungen. Es werden die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates, die Regelung des Arbeitsortes, des Aufwendungsersatzes, der Arbeitszeit, des Datenschutzes, der Haftung und des Unfallschutzes behandelt. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Spannungsverhältnis zwischen Privatsphäre und Arbeitsschutz.
F. Die intendierte Rechtslage: Dieses Kapitel beleuchtet die Rechtslage in den Niederlanden, insbesondere das "Wet flexibel werken", um ein ausländisches Modell zur Gestaltung von Homeoffice-Regelungen zu vergleichen und zu analysieren. Es wird die Frage untersucht, ob die niederländische Regelung als Vorbild für das deutsche Recht dienen kann.
Schlüsselwörter
Homeoffice, Telearbeit, Arbeitsrecht, Arbeitnehmerrechte, Arbeitgeberrechte, Homeoffice-Vereinbarung, Betriebsvereinbarung, Arbeitszeitgesetz, Datenschutz, Arbeitsschutz, Weisungsrecht, Rechtsanspruch, Niederlande, "Wet flexibel werken".
Häufig gestellte Fragen zum Thema "Recht auf Homeoffice"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht umfassend das Recht auf Homeoffice im deutschen Arbeitsrecht. Sie beleuchtet die Chancen und Risiken für Arbeitnehmer und Arbeitgeber und analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen, inklusive eines Vergleichs mit der niederländischen Rechtslage.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende zentrale Themen: die rechtlichen Grundlagen des Homeoffice, die Ansprüche von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, die Gestaltung von Homeoffice-Vereinbarungen (inkl. Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats und Aspekte wie Arbeitszeit, Datenschutz und Arbeitsschutz), ein Vergleich mit dem niederländischen "Wet flexibel werken", sowie eine kritische Würdigung des Status quo und Ausblicke.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sieben Kapitel gegliedert: Einleitung, Begriffsdefinition und rechtliche Einordnung, Chancen und Risiken, Status quo des Rechts auf Homeoffice, Gestaltung von Homeoffice-Vereinbarungen, Vergleich mit der niederländischen Rechtslage und ein Resümee mit kritischer Würdigung und Ausblick.
Welche Rechtsgrundlagen werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die relevanten Rechtsgrundlagen im deutschen Arbeitsrecht, einschließlich des Arbeitszeitgesetzes und der ArbStättV (Arbeitsstättenverordnung). Der Fokus liegt auf der Klärung der rechtlichen Voraussetzungen für einen Anspruch auf Homeoffice und der Durchsetzbarkeit solcher Ansprüche.
Welche Ansprüche haben Arbeitnehmer bezüglich Homeoffice?
Arbeitnehmer können unter Umständen einen Anspruch auf Homeoffice aus verschiedenen Rechtsquellen ableiten: gesetzlich (z.B. bei schwerbehinderten Arbeitnehmern), arbeitsvertraglich oder kollektivvertraglich. Die Arbeit analysiert diese verschiedenen Anspruchsarten und deren Durchsetzbarkeit.
Welche Rechte haben Arbeitgeber bezüglich Homeoffice?
Arbeitgeber haben insbesondere ein Weisungsrecht, das sie bei der Regelung von Homeoffice-Vereinbarungen beachten müssen. Die Arbeit beleuchtet die Rechte der Arbeitgeber, einschließlich der Möglichkeiten der Änderungskündigung, im Kontext des Homeoffice.
Wie sollte eine Homeoffice-Vereinbarung gestaltet sein?
Die Arbeit behandelt detailliert die Gestaltung von Homeoffice-Vereinbarungen. Wichtige Aspekte sind der Arbeitsort, der Aufwendungsersatz, die Arbeitszeitregelung, der Datenschutz, der Arbeitsschutz, die Haftung und die Unfallverhütung. Der besondere Fokus liegt auf dem Spannungsverhältnis zwischen Privatsphäre und Arbeitsschutz und der Rolle des Betriebsrats.
Was ist das "Wet flexibel werken" und welche Relevanz hat es für die Arbeit?
Das "Wet flexibel werken" ist ein niederländisches Gesetz, das das Recht auf flexible Arbeitsgestaltung regelt. Die Arbeit verwendet dieses Gesetz als Vergleichsbeispiel, um die deutsche Rechtslage zu reflektieren und alternative Gestaltungsmöglichkeiten zu beleuchten.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Das Resümee der Arbeit beinhaltet eine kritische Würdigung des Status quo des Rechts auf Homeoffice in Deutschland und gibt einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Homeoffice, Telearbeit, Arbeitsrecht, Arbeitnehmerrechte, Arbeitgeberrechte, Homeoffice-Vereinbarung, Betriebsvereinbarung, Arbeitszeitgesetz, Datenschutz, Arbeitsschutz, Weisungsrecht, Rechtsanspruch, Niederlande, "Wet flexibel werken".
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- Anonym (Author), 2020, Ein Recht auf Homeoffice? Eine Analyse seiner rechtlichen Besonderheiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/963052