Protokollant : Martin Kewald
Durch die Exkursionsleitung wurde umfangreiches thematisches und topographisches Kartenmaterial zur Stadtentwicklung von Kassel ausgegeben , zur Verortung des folgenden wird hierauf verwiesen.
Die Anreise nach Kassel erfolgte per Bahn, am Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe erfolgte Umstieg in die Straßenbahn bis Königsplatz. Hierdurch wurde deutlich zum einen die Schwierigkeit einen Gesamtübersichtspunkt über Kassel zu finden und andererseits das Relief der Stadt „erfahrbar", die im Kasseler Becken an der Fulda liegt (130 m ü.N.N.) und eingekesselt ist durch die Höhenzüge ( 550-600 m ü.N.N.) des Habichtswaldes ,östlich der Fulda, und durch Wilhelmshöhe und Kaufunger Wald ,westlich der Fulda.
Hinweis: Durch die besondere Lage der Stadt war eine chronologische Reihenfolge der Exkursionspunkte nicht durchführbar, die durchgeführte Reihenfolge wird dargestellt.
Ab Königsplatz wurde die Exkursion zu Fuß durchgeführt.
Von der Documentatreppe (ein sichtbarer Hinweis auf die Bemühungen Kassel durch Kultur aus seiner wirtschaftlichen und durch die frühere Grenznähe zur DDR auch geographischen Randlage herauszuholen bzw. wenigstens zu unterstützen wie auch durch die Verlagerung von Regierungsbezirk und Bundesbehörden dorthin.) ergab sich ein Überblick über den Platz, wobei ein Gründerzeitliches Radialachsensystem deutlich wurde. Bereits 1920 wurde eine Durchgangsstraße angelegt, der die Straßenbahn folgt, lediglich eine lange Blickachse ist feststellbar, Richtung Rathaus. Auffällig waren gleiche Bauhöhen die den Platz umschließen, die Bausubstanz stammt aus den 50/60er Jahren im Zuge des Wiederaufbaus, da Kassel als Rüstungsstandort im letzten Krieg starken Zerstörungen ausgesetzt war.
Vom Königsplatz an der immer noch zerstörten Garnisonkirche vorbei gelangt man in den mittelalterlichen Gebietsteil Kassels ( in Kassel ist es schwierig von einem mittelalterlichen, absolutistischen usw. Stadtteil zu sprechen wie andernorts, da wir auf dem Grund durch die Zerstörungen in der Regel Neubebauueng vorfinden, der jeweilige Raum an sich aber doch meist bei näherer Betrachtungsweise in der Bebauungsart und Parzellierung den historischen Grundcharakter bewahrt hat. Einzige Ausnahme ist die neuzeitlich angelegte Überarbeitung des Straßenbildes mit Sammel- und Ausfallstraßen.).
Hier befindet sich der Entenanger, ein Platz mit mittelalterlichem Gepräge den es jedoch früher nie gegeben hat. Es befand sich hier eigentlich dichte Bebauung, der Platz wurde im Zuge des Wiederaufbaus so angelegt und zeigt den Heimatschutzstil der 60er -Jahre , eine traufständige Zeilenbebauung mit Satteldächern und Fassadenuntergliederungen ( angedeutete Erker, Umrahmung von Eingängen usw.). Bis zum Absolutismus wurde vorrangig giebelständig gebaut, danach wurde versucht traufständig zu bauen, nach dem zweiten Weltkrieg war Wohnungsbau vorrangig und daher die Erzeutung einer hohen Baudichte notwendig. Die Anlage des Entenangers soll die mittelalterliche Enge auflösen und Licht und Luft in die Stadt bringen bei gleichzeitiger dichter Bebauung um den Platz herum. Daher wurde auch die Blockinnenhofbebauung aufgegeben, da bei dichter Bebauung trotzdem auf Lebensqualität geachtet wurde. Die Häuser sind in dreistöckig angelegt, in den Erdgeschoßen sind Zentrumsfunktionen und Läden vorgesehen.
(Im Zusammenhang mit der Betrachtung dieser Heimatschutzstil-Bauweise stand ein kleiner Exkurs zu den Vorgängen deren Gegenbewegung der Heimatschutzstil war, mit den Stichworten Stuttgart/Weißenhofsiedlung/Charta von Athen/Vorstadt Jerusalems/Kubische Bauweise.)
Von der Kasseler stadtgeschichtlichen Entwicklung her befindet man sich hier, nachdem der Weg von Wilhelmshöhe bis zum Königsplatz gründerzeitlich geprägt ist, innerhalb der Wallanlagen im Bereich der planmäßig quadratisch angelegten ersten Stadterneuerung, der „Freyheiter Vorstadt" (Stadtluft macht frei !), der „alten" Oberneustadt .
Hinweis auf diese Gegebenheit auch durch Straßennahmen wie Graben.
Von hier aus durch die Altstadt weiter zum exemplarisch wiederaufgebauten Marstall , so das Wiederaufbaukonzept , nur einzelne ausgewählte Gebäude wieder originalgetreu aufzubauen, mit einer Tiefgaragenmarkthalle denn Kassel wurde beim Wiederaufbau oberirdisch und unterirdisch angelegt, unter historischen Plätzen befinden sich Tiefgaragen und der Fußgängerverkehr kreuzt den Straßenverkehr unterirdisch. Durch die großzügige Zerstörung bot sich hier ausreichend Raum zur Durchführung dieser Planungen.
Nach Überquerung einer der bereits angesprochenen neuzeitlichen Ausfallstraßen dann Standort auf dem letzten Überbleibsel des Residenzschloßes an der Fulda.
Hier fand Kassel seinen Ausgangspunkt, Kassel war das Kastel an der Furt - ein wichtiger Übergang über die Fulda. Die Fuldabrücke wurde bereits 1280 befestigt Die Brücke war mit Krämer-Buden versehen (wie z.B. auch in Florenz oder Erfurt).
Zum Ausbau der Brücke und der Siedlung führten wirtschaftliche Aspekte. Das Kasseler Becken war für den Handel wichtig, auf Höhenwegen verliefen Handelsstraßen Richtung Holland, Frankfurt/Main und Hannover. Nach Trockenlegungsmaßnahmen in der sumpfigen Fuldaaue wurde ein Stapelrecht verfügt und daß die Handelswege diesen Weg durch Fulda zu nehmen hätten.
Der Name Kassel wird erstmals 913 erwähnt,
als Oppidum erscheint Kassel 1271
und die Stadtrechte erhält es im Jahre 1180.
Die Landgrafschaft Hessen errichtet eine Residenzstadt, nach Ende der Teritorrialbildung und der damit einhergehenden Entwicklung weg vom Burgenbau, hin zu der Errichtung von Schlößern wird das Schloß an der Fulda gebaut.
Auf der Ostseite der Fulda und der Brücke wird dann eine erste Neustadt gebaut, die Unterneustadt die 1283 Stadtrechte erhielt (Nach Zerstörung zunächst nicht wiederaufgebaut, derzeit in Beginn des Wiederaufbaus in „kritischer Rekonstruktion", dazu jedoch weiter unten.)
In der Stadtentwicklung gab es bis zu diesem Zeitpunkt drei Bereiche. Die Altstadt und die Neugründungen Unterneustadt auf der gegenüberliegenden Fuldaseite sowie die Freyheiter Neustadt ( „alte" Oberneustadt) an der umwallten Seite. Diese drei waren zunächst alle selbstständige Städte mit wirtschaftlichen Funktionen. Im Jahre 1378 erfolgte dann der Zusammenschluß.
An den Hängen um das Kasseler Becken wurde übrigens früher auch Weinbau betrieben, ansonsten ergab sich durch das Stapelrecht zwangsläufig ein Handelsumschlagplatz.
Auf dem Gelände des Residenzschloßes befindet sich heute das Regierungspräsidium des Regierungsbezirk Kassel.
Die Exkursionsroute führte von hier aus in einen gänzlich anderen siedlungsgeschichtlichen Stadtteil der durch planmäßige Ansiedlung von Glaubensflüchtlingen, den Hugenotten, entstandene Oberneustadt durch Landgraf Karl. Um die Karlskirche stellen wir ein auffälliges Schachbrettartiges Straßenbild und Blockbebauung fest.
Durch die Seuchenumzüge und die Kriegszüge des Mittelalters ergab sich eine nur sehr langsame Bevölkerungsentwicklung.
So hatte Kassel im Jahre
1470 4500 Einwohner
1570 5300 Einwohner
1630 6300 Einwohner
Dann trotz des 30-jährigen Krieges mit seinen Bevölkerungsverlusten eine Bevölkerungsexplosion durch die Wirtschaftsankurbelung durch Ansiedlung der Französischen Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) nachdem 1685 das Edikt von Nantes aufgehoben wurde das die Glaubensfreiheit garantierte und daraufhin die Verfolgung Andersgläubiger einsetzte.
Daher hatte Kassel schließlich
1720 12000 Einwohner.
Es gab regelrechte „Märkte für Glaubensflüchtlinge", da diese durch den hier herrschenden Bevölkerungsmangel recht begehrt waren. So wurden durch den Landgrafen anreize zur Ansiedlung geschaffen, da es sich hierbei ja auch um qualifizierte Leute und Stadtbevölkerung zudem handelte.
Es wurde 10 Jahre Steuerbefreiung gewährt bei gleichzeitiger Verpflichtung zu gewerblicher Tätigkeit. Für Haus und Grund wurde ein Erbpachtsystem angewendet.
Wegen der Vergünstigungen kam es zu Aufruhr bei der einheimischen Bevölkerung, daher kam es zu einer Stadtneurgründung im Bereich um die Karlskirche, räumlich zunächst völlig getrennt von den bestehenden Stadtgebieten und auch kulturell, da hier Französisch gesprochen wurde und auch das französische Rechtssystem galt, die Neue Oberneustadt.
Ein Exkurs über Idealgrundrisse schloß sich an, quadratisch oder sternförmig? Beim Bastionensystem wurde auf gerade Straßenzüge wertgelegt da aufgrund der technischen Entwicklung von Geschützen mit größerer Reichweite hier wert auf ein freies Schußfeld gelegt wurde. Daher wurden Uraltmuster der Antiken Stadt wiederaufgegriffen.
Quadratische Bebauung wurde gewählt, weil radiale Bebauung bautechnisch erheblich problematischer zu bewältigen ist. ( Die Ideologie und die Technikentwicklung spiegelt sich jeweils im Stadtbild)
Es fand also eine gezielte Stadterweiterung statt, es entstand unter Landgraf Karl eine Manufakturstadt für Flüchtlinge auf der grünen Wiese. Nach vorgegebenen Bauvorschriften wurden Serienhaustypen erstellt. Es entstanden Textilmanufakturen in Hinterhöfen und Seitenflügeln. Das Kasseler Fünffensterhaus (nebeneinander pro Etage) war ein Standardtyp durch Selbstständigkeit der Neuen Oberneustadt und die französischen Gesetze bestanden weiterhin die sozialen Spannungen mit der einheimischen Bevölkerung.
Die ersten Häuser der planmäßig erbauten Neuen Oberneustadt entstanden 1688/89.
Zwischen Neuer Oberneustadt und dem alten Stadtgebiet lag die ehemalige befestigte Bastion. Die hierdurch bestehende Trennung sollte später aufgehoben werden. Hervorzuheben ist hier die Architektenfamilie du Ry, Paul du Ry erstellte 1688 die ersten Hugenottenhäuser, von Simon du Ry ist bei den Exkunsionsunterlagen eine Planung von 1768 zur Verbindung von Altstadt und Neuer Oberneustadt, im Jahre 1779 hat er schließlich das „Museum Fridericianum" erstellt.
Was war geschehen ?
Ab 1750 erfolgte der klassizistisch absolutistische Stadtausbau. In Deutschland setzten sich die Fürsten an die Speerspitze der Aufklärung, in Kassel ist dies Friederich.
Bildung der Untertanen wird wichtig, der Landesherr schließt sich nicht mehr ab in seinen eigenen Bezirk sondern wird zum „gütigen Landesvater", Funktionen und Institutionen werden geöffnet, das „Museum Fridericianum" ist das erste öffentliche Museum auf dem Kontinent. Öffentliche Schulen werden gebaut.
Ziel ist der Ausbau zur Musterresidenz.
Und obwohl es heute nicht mehr so offensichtlich zu Tage tritt wurde Kassel noch vor 100 Jahren als die schönste Stadt Deutschlands bezeichnet.
Anleihen in Kassel aus Paris ist das Plätze zentrales Element werden und aus England die Einbindung der Landschaft in das Stadtbild und Öffnung der Stadt zur Landschaft, zur Karlsaue.
Die Stadtteile sollten organisch zusammenwachsen, daher erfolgte die Schleifung der überflüssig gewordenen Wallanlagen, dies schafft Platz für neue Ideen.
Neben dem Fridericianum befinden sich Reste des Stadtschlosses , der Herrscher lebt bei der Bevölkerung, heute Teil eines Kaufhauses.
Tatsächlich aber wurden von den damaligen großartigen Planungen das Grundgerüst an Straßen und Plätzen erstellt sowie einige öffentliche Gebäude, sowie einige Prachtbauten an der Königsstraße. Wo einst die Oper stand steht heute schließlich der Kaufhof, das Gebiet hat sich zu einer Einkaufsmeile gewandelt.
Ab 1785 kann man von einem kulturellen Zentrum sprechen das Eliten anzieht. Diese ziehen auch von der Altstadt in diesen Bereich um, daher folgen Degradationserscheinungen und der soziale Abstieg der Altstadt.
Durch das Museum entsteht ausserdem eine Art Städtetourismus gehobenerer Bevölkerungskreise.
Im Exkursionsverlauf folgte anschließend die Mittagspause im Bereich der nach dem Wiederaufbau entstandenen Einkaufszone und damit in der Neuzeit.
Hier entstand nach dem Krieg mit der Treppenstraße die erste Fußgängerzone Deutschlands, sie führt bildlich und tatsächlich unter Aufgreifung der vorgenannten aus England übernommenen Ideale von der Steinernen Stadt in die Landschaft.
Es sollte daneben die Aufwertung der Innenstadt durch neue Kristallisationspunkte erfolgen (Einkaufsgalerien über mehrere Stockwerke, auch runde Konstruktionen mit Tageslicht und Kuppel, allerdings ist der öffentliche Raum der geschaffen werden sollte wieder zu einem halböffentlichen geworden wie anhand der überall präsenten privaten Sicherheitskräfte sichtbar ist.
Vom nächsten Exkursionshaltepunkt am Weinberg ergab sich ein Exkurs über die kapitalistische Gründerzeit in deren Goldgräberstimmung die städtebaulichen Diskrepanzen wuchsen , es entstanden vielerorts Villen einerseits und Mietskasernen andererseits.
Dies war nach dem Wiederaufbau nicht gewünscht. Im Rahmen einer antiurbanen Bewegung wurde auf Wohnqualität Wert gelegt, Gartenstadtelemente wurden übernommen aufgelockerte Grünzüge wurden mitgeplant. ( Die eigentlichen Gartenstädte waren voll funktionsfähige Städte die nicht nur Wohnfunktionen boten sondern eine organische Stadt sein sollte wie der menschliche Körper)
Kassel war (und ist) ein Zentrum der Rüstungsindustrie , daher wurde es im zweiten Weltkrieg Ziel von Bombenangriffen wobei es zu 60 % zerstört wurde, 70% der zerstörten Gebäude waren allerdings Wohngebäude.
Albert Speer leitete bereits während des Krieges einen Wiederaufbaustab der Pläne für den Wiederaufbau der Städte erstellte.
Hiernach wurden vor allem großzügige Straßen geplant.
Die Altstädte waren sowieso vorher schon für die Flächensanierung vorgesehen, hiervon waren sie nur durch die Weltwirtschaftskrise bewahrt gewesen worden.
Zum Wiederaufbaustab gehörten Speer , Stadtbauräte und andere.
Das Kassel sein heutiges Bild hat, ist der Kontinuitätin in der Stadtentwicklungsplanung von 1941 bis 1949 zuzuschreiben da hier ein Stadtbaurat Heinecke tätig war, der von Berlin 1941 in Kassel eingesetzt wurde um hier seinen weniger linientreuen Vorgänger abzulösen.
Daher fand auch die nach dem Ende des zweiten Weltkrieges 1946 stattgefundene Austellung „Kassel baut auf" mit den Originalplänen aus der NS-Zeit bestritten.
Es wurde eine Jury für den Wiederaufbau eingesetzt, diese gab die Vorgaben für einen Entwurfswettbewerb heraus:
Nur wenige Kulturbauten sollten erhalten werden, der Rest konnte beseitigt werden. Verkehrswege sollen die Stadtlandschaftliche Schönheit hervorheben.
Der Wiederaufbau von Kassel ist durchaus nicht ein amerikanisches Muster wie oft vermutet sondern eine direkte Weiterführung und Ausführung der Pläne und Überlegungen des Wiederaufbaustabes des Dritten Reiches.
Ausgeführt worden sind Verkehrsbänder als Sammeladern, Behörden sind in Golfplatzmanier aus dem Innenbereich herausgenommen worden und an diese Sammelbänder verlegt worden.
Oberhalb der des Landschaftsparkes Karlsaue aus absolutistischer Zeit mit Orangerie (Südfrüchte) befinden sich daher öffentliche Gebäude, um den Verkehr nicht zu Behindern wurde wie bereits weiter oben erwähnt der kreuzende Fußgängerverkehr teilweise unter die Erde verlegt. Auch der vorher angesprochene Wiederaufbau des Marstalls erklärt sich aus diesen Sachverhalten.
Es sollte eine Stadt aus einem Guß entstehen.
Nächster Exkursionspunkt war die Neue Unterneustadt.
Diese, wie bereits oben erwähnt erhielt die Unterneustadt 1283 Stadtrechte und war bis 1943 als sie im Bombenhagel ausgelöscht wurde ein klassisches Arbeiterviertel. Seitdem wurde ihr Gelände als Messeplatz und von Zirkussen benutz und diente (auch vom Wiederaufbau so geplant ) als städtischer Großparkplatz.
Heute ist die Unterneustadt im wiederentstehen.
Ein kleiner Exkurs zu Aufbaukonzeptionen schloß sich an, es gibt die Möglichkeiten der Flächensanierung, das haben hier bereits die Bomben erledigt, es gibt die Möglichkeit der Rekonstruktion, wie dies beim Marstall und auch der Orangerie geschehen ist und es gibt die möglichkeit einer kritischen Rekonstruktion die für die neue Unterneustadt ausgewählt worden ist.
Der alte Grundriß, das Bodendenkmal, wird erhalten aber mit heutigen Mitteln, einer zeitangepassten Baustruktur bebaut.
Im Entstehen sind zum einen „Stadtvillen" mit mehreren Wohnungen und gehobeneren Ansprüchen und auch Einfamilienhäuser, es finden sich Niedrigenergiehäuser, teilweise Häuser in Holzrahmenbauweise, begrünte Dächer aber auch Beton und Marmor.
Es soll eine soziale Mischung entstehen,
800 Wohnungen entstehen auf 50.000 qm,
von 120.000 qm Geschoßfläche sollen 6000qm Einzelhandel sein.
Es ist gewünscht eine städtische Dichte zu erzeugen.
Finanziert wird das ganze durch Private Partnership und Banken.
Auf dem Weg zum letzten Exkursionspunkt, der alten Henschelei lag das 1972 dem angesprochenen Wiederaufbaukonzept des Dritten Reiches folgend teilweise abgerissene Alte Zeughaus von 1581. Und ein wie die Unterneustadt 1943 vernichteter Altstadtblock Müllergasse/Kastenalsgasse der 1951/52 von der Hessischen Heimstätte wiederum im Heimatschutzstil neuaufgebaut wurde um Wohnraum zu schaffen.
Auf dem Gelände der alten Henschelei finden sich heute Hochschulgebäude im neuzeitlichen Stil. Es war hier ein weitläufiges Industrieareal gewesen.
Am ehemaligen Gießhaus wurde die Wirtschaftsgeographie angesprochen.
In der Nähe Kassels war früher Braunkohlenabbau, für Energie sorgte zudem das Flüßchen Ahna.
Kassel hat sich nach Westen hin mit Wohnbereichen entwickelt, nach Norden hin mit bestehenden Industrieansiedlungen wie:
Thyssen-Henschel /Mercedes-Benz LKW/ Wegmann Rüstung. Panzerhaubitzen und Waggonbau. In der Nähe in Baunatal befindet sich ein Volkswagenwerk.
Weiterhin war die Entwicklung der Kasseler Wirtschaft am Standort und über die Streaßen, Schienen und Wasserwege wir folgt: Seit dem Mittelalter:
Hofhaltung, Residenzfunktion der Landgrafen von Hessen
Handel: Salz,Flachs,Wolle, Getreide
Handwerkerschaft (Uniformen, Metall)
Weinbau
Gewerbe: Porzellan,Lein,Blaudruck,Tapetenfabrik, Kupferhammer, Messinghof
In der Neuzeit:
Preussische Provinzhauptstadt
Fahrzeugbau:
Lokomotiven (1895 / 1000Loks, 1910 /10.000 Loks)
Waggonbau und ab 1920 LKW
Panzer seit 1930
Textilindustrie
Einwohnerentwicklung:
1720 12.000 Einwohner (siehe oben)
1820 24.000 Einwohner
1860 40.000 Einwohner
1870 46.000 Einwohner
1880 60.000 Einwohner
1890 70.000 Einwohner
1900 106.000 Einwohner
1939 216.000 Einwohner
1961 207.000 Einwohner
1988 188.000 Einwohner
1990 195.000 Einwohner
1995 200.000 Einwohner
Kassel hinkt in der Entwicklung der Einwohnerzahlen seit dem 10.Jh hinterher, dies liegt an der verspäteten Industrialisierung, da durch falsche Interessenlage der heimischen Fürsten (Industrie ist Teufelszeug) notwendige Investitionen ausblieben, selbst die Lokomotivenfabrik bekam kein Anschlußgleis durch die Stadt, sondern mußte die fertigen Lokomotiven mit Pferden zum Bahnhof ziehen.
Die Kasseler Industriebetriebe hatten aufgrund ihrer Struktur stets Konjunktur zu Kriegszeiten, in Friedenszeiten ergaben sich dafür stets Probleme.
Zur NS-Zeit war Kassel deshalb eine blühende Stadt aufgrund des Bedarfs, die geographische Lage innerhalb der deutschen Grenzen war ideal, daher wurde der Aufbau der Munition/Panzer/Flugzeugindustrie vorangetrieben was ja schlußendlich auch durch die Bombardierung Kassels Niedergang wurde.
Nach dem Krieg lag Kassel durch die Grenznähe zur DDR in einer absoluten Randlage, nach Osten hin war weder Umland noch Markt vorhanden.
Daher wurden in Kassel verstärkt Behörden angesiedelt um den Arbeitsmarkt zu stützen, diese sind jetzt aber teils wieder in den Osten abgezogen worden.
Kassel hat heute wieder eine Zentralere Lage und liegt an den Hauptverkehrswegen ob eine weiterer Entwicklungssprung stattfinden kann ist fraglich.
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Martin Kewald / Amöneburg
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Kontakt: Kewald@stud-mailer.uni-marburg.de guidedtours@hotmail.com
Weitere Informationen: HTTP://members.tripod.com/~guidedtoursandmore/index.html
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- Martin Kewald (Author), 1998, Freie Exkursion Stadtentwicklung / Wirtschaftsentwicklung Kassel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96263
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