Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll der aktuelle Wissensstand und die Akzeptanz der Konsumenten in Deutschland bezüglich In-Vitro-Fleisch (IVF) untersucht werden. Zudem soll ermittelt werden, ob die Akzeptanz der Verbraucher durch Aufklärung positiv beeinflusst werden kann. Die Erkenntnisse können Unternehmen dabei helfen, ihre Aufklärungsarbeit und Marketingstrategie auf die Bedürfnisse potenzieller Verbraucher auszurichten, um einen erfolgreichen Markteintritt zu gestalten.
Seit Jahrzehnten wächst die globale Nachfrage nach Fleisch. Laut Welternährungsorganisation der Vereinigten Staaten (FAO) wird für das Jahr 2020 eine Produktionsmenge von 333 Millionen Tonnen Schlachtgewicht prognostiziert. In Deutschland entspricht dies einem Pro-Kopf-Verbrauch von 59,5 kg pro Jahr 2019. Auch wenn dieser seit 1991 leicht rückläufig ist, scheint ein vollkommener Verzicht oder eine weltweite drastische Reduzierung des eigenen Fleischkonsums nur wenigen Menschen zu gelingen. Die Fleischproduktion steht zudem speziell aus ökologischen und tierethischen Gründen stark in der Kritik. Ebenfalls wünschen sich immer mehr Verbraucher Produkte, die nachhaltig produziert werden. Als eine Alternative kann dabei die zelluläre Landwirtschaft – auch als In-Vitro-Fleisch (IVF) bekannt – genannt werden. IVF, auch als kultiviertes Fleisch oder umgangssprachlich als Laborfleisch bezeichnet, ist das Ergebnis von tierischen Gewebezüchtungen mit dem Ziel, Fleisch zum menschlichen Verzehr im industriellen Maßstab synthetisch herzustellen und damit die weltweiten Ressourcen zu schonen sowie für mehr Tierwohl zu sorgen und die menschliche Gesundheit zu fördern.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Fleischkonsum & Fleischindustrie
2.1.1 Ökologische Aspekte
2.1.2 Tierethische Aspekte
2.1.3 Ernährungsphysiologische Aspekte
2.1.4 Humanitäre Aspekte
2.2 Kunstfleischalternative In-Vitro-Fleisch
2.2.1 Definition und Ziel von In-Vitro-Fleisch
2.2.2 Forschungs- und Entwicklungsgeschichte
2.2.3 Herstellungsverfahren
2.2.4 Unternehmenslandschaft und geplanter Markteintritt
2.2.5 Rechtliche Regulierungen und Stand der Zulassung
2.2.6 Herausforderungen
2.3 Zwischenfazit: Vergleich konventionelles- und In-Vitro-Fleisch
2.4 Ernährungsverhalten, Verbraucherakzeptanz und Konsumbarrieren
2.4.1 Forschungsstand Deutschland
2.4.2 Forschungsstand International
2.4.3 Einflussfaktoren, Motive und Änderungskriterien
2.5 Forschungsfragen und Hypothesen
3. Methodisches Vorgehen
3.1 Fragebogenentwicklung
3.2 Untersuchungsinstrument
3.3 Durchführung der Erhebung
3.4 Grundgesamtheit und Stichprobe
3.5 Datenauswertung
4. Ergebnisse
5. Diskussion
5.1 Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse
5.2 Methodenkritische Betrachtung
6. Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Stammzellenentnahme durch Muskelbiopsie
Abbildung 2: Entnahme des fetalen Kälberserums
Abbildung 3: Bioreaktor angereichert mit Satellitenzellen
Abbildung 4: Wachstum der Stammzelle zu Muskelfasern
Abbildung 5: Häufigkeitsverteilung Variable Kriterien beim Fleischkauf
Abbildung 6: Häufigkeitsverteilung Variable Mögliche Gründe für Fleischverzicht
Abbildung 7: Häufigkeitsverteilung Variable Bekanntheit von Nachteilen konventioneller Fleischproduktion (%)
Abbildung 8: Häufigkeitsverteilung Bekanntheit Probleme von IVF (%)
Abbildung 9: Häufigkeitsverteilung Variable Gesellschaftliche Akzeptanz durch Aufklärung (%)
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Häufigkeitsverteilung Variable Altersgruppe. Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 2: Häufigkeitsverteilung Variable Geschlecht. Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 3: Häufigkeitsverteilung Variable Wohnumgebung. Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 4: Häufigkeitsverteilung Variable höchster Bildungsabschluss. Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 5: Häufigkeitsverteilung Variable Häufigkeit des Fleischkonsums. Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 6: Korrelation Variablen Häufigkeit Fleischkonsum und Wissensstand. Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 7: Korrelationen Variablen Häufigkeit Fleischkonsum und Akzeptanz (T1/T2). Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 8: Korrelation Variablen Wissensstand und Akzeptanz (T1/T2). Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 9: Korrelation Variablen Problematisierung Treibhausgase und Akzeptanz (T1/T2). Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 10: Korrelation Variablen Altersgruppe * Akzeptanz (T1/T2). Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 11: Chi-Quadrat-Test Variablen Geschlecht und Akzeptanz. Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 12: Deskriptive Statistiken Variable "Veränderung". Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 13: Deskriptive Statistiken Variable "Veränderung" nach Gruppen. Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 14: T-Test auf Mittelwertgleichheit. Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 15: Logistische Regression. Quelle: Eigene Berechnungen
Tabelle 16: Logistische Regression (alternativ). Quelle: Eigene Berechnungen
1. Einleitung
Seit Jahrzehnten wächst die globale Nachfrage nach Fleisch. Laut Welternährungsorganisation der Vereinigten Staaten (FAO) wird für das Jahr 2020 eine Produktionsmenge von 333 Millionen Tonnen Schlachtgewicht prognostiziert. In Deutschland entspricht dies einem Pro-Kopf-Verbrauch von 59,5 kg pro Jahr 2019.1 Auch wenn dieser seit 1991 leicht rückläufig ist, scheint ein vollkommener Verzicht oder eine weltweite drastische Reduzierung des eigenen Fleischkonsums nur wenigen Menschen zu gelingen.2 Die Fleischproduktion steht zudem speziell aus ökologischen und tierethischen Gründen stark in der Kritik. Ebenfalls wünschen sich immer mehr Verbraucher Produkte, die nachhaltig produziert wer- den.3
Als eine Alternative kann dabei die zelluläre Landwirtschaft - auch als In-VitroFleisch (IVF) bekannt - genannt werden. IVF, auch als kultiviertes Fleisch oder umgangssprachlich als Laborfleisch bezeichnet, ist das Ergebnis von tierischen Gewebezüchtungen mit dem Ziel, Fleisch zum menschlichen Verzehr im industriellen Maßstab synthetisch herzustellen und damit die weltweiten Ressourcen zu schonen sowie für mehr Tierwohl zu sorgen und die menschliche Gesundheit zu fördern.4
1.1 Problemstellung
In Europa ist das Unternehmen Mosa Meat eines der Vorreiter in der Forschung und Entwicklung von IVF. Gegründet wurde das Start-Up-Unternehmen durch den Universitätsprofessor Mark Post aus Maastricht in den Niederlanden. Bekannt ist er seit seinem Vorpreschen im Jahr 2013, bei dem er seinen ersten Burger aus im Labor kultiviertem Fleisch für einen Preis von 250.000 Euro im englischen Fernsehen vorstellte.5 Zu diesem Zeitpunkt prognostizierte er bereits für das Jahr 2020 einen Preis von umgerechnet neun Euro für ein Burger-Patty.6 Im Jahr 2017 äußerte sich der wissenschaftliche Mitarbeiter Ruud Theunissen, Laborleiter eines Fleischlabors von Mosa Meat, über den Stand der Forschungen. Zu diesem Zeitpunkt wurde hier noch im Labormaßstab experimentiert. Das Wissen über die Technologie und Umsetzung in dafür vorgesehenen 25.000 Liter Bio-Reaktoren ist heute jedoch schon vorhanden.7 Eine Marktreife sieht Mosa Meat jedoch erst in drei bis vier Jahren, vermutlich in den Niederlanden und in Großbritannien, als realistisch an.8 Zusammen mit über 30 weiteren IVF-Konkur- renten und mit finanzieller Unterstützung von Start-Up-Investoren gehen derzeit hauptsächlich Unternehmen aus den USA, Niederlanden und Israel zielstrebig auf eine baldige Marktreife zu.
Im Gegensatz dazu gibt es seitens deutscher Unternehmen bisher nur zaghafte Bewegungen in Richtung IVF.9 Hierbei ist der Wiesenhof Konzern einer der ersten und einzigen Investoren in ein israelisches IVF-Start-Up, welches sich auf In- Vitro-Hühnerfleisch spezialisiert hat.10 Ein Grund für dieses Verhalten kann die eher zurückhaltende Bereitschaft und Akzeptanz der Konsumenten in Deutschland, IVF zu probieren oder sogar in den täglichen Speiseplan aufzunehmen, sein. Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage im Zeitraum vom 12.02. - 14.06.2020 sind von insgesamt 3.040 Befragten nur 18,4 % bereit, IVF auf jeden Fall zu essen oder es eher essen. 72 % sagten, sie würden es auf keinen Fall essen oder eher nicht essen und 9,6 % waren noch unentschlossen.11 Eine Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney prognostiziert jedoch, dass sich IVF schon im Jahr 2025 bis 2040 einen Marktanteil von 35 % erkämpfen wird.12 Für Hersteller führen diese und andere ähnliche Umfrageergebnisse, neben ge- schmacklichen, technischen und gesetzlichen Herausforderungen, zu Unsicherheiten über den richtigen Zeitpunkt eines Markteintritts und dessen genauer Strategie und Gestaltung im deutschen Markt.
1.2 Zielsetzung
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll daher der aktuelle Wissensstand und die Akzeptanz der Konsumenten in Deutschland bezüglich IVF untersucht werden. Zudem soll ermittelt werden, ob die Akzeptanz der Verbraucher durch Aufklärung positiv beeinflusst werden kann. Die Erkenntnisse können Unternehmen dabei helfen, ihre Aufklärungsarbeit und Marketingstrategie auf die Bedürfnisse potenzieller Verbraucher auszurichten, um einen erfolgreichen Markteintritt zu gestalten.
- Wie sind der aktuelle Wissensstand und die Akzeptanz der Konsumenten gegenüber In-Vitro-Fleisch?
- Inwiefern lässt sich die Akzeptanz der Konsumenten durch Aufklärung positiv beeinflussen?
1.3 Aufbau der Arbeit
Zu Beginn sollen der Status-Quo des Wissensstands und den technischen Fortschritt über das Thema IVF und dessen Auswirkungen auf Umwelt, Mensch und Tier im Rahmen einer Literaturrecherche beleuchtet werden. Mit Hilfe vorliegender Studien zu der Wahrnehmung, den Konsumbarrieren und der Verbraucherakzeptanz sollen die positiven und negativen Einflussfaktoren, welche heute bestehen, zusammengetragen werden. Diese gesammelten Erkenntnisse dienen der Erstellung einer quantitativen Befragung mit Hilfe des between-subject-de- signs. In dieser werden die personenbezogenen Daten, der Status-Quo, die Vorlieben und der Wissensstand der Konsumenten über IVF abgefragt. Dies ge- schieht in Form von zwei unterschiedlichen Experimentalgruppen, welche voneinander abweichende aufklärende Informationen erhalten. Diese Informationen werden zum einen im Rahmen einer kurzgefassten Definition, welche mit minimaler Aufklärung und mit für den Verbraucher fachlich klingenden Begrifflichkei- ten gestaltet ist, dargereicht. Die zweite Gruppe erhält ein aktuelles Video, mit für den Verbraucher verständlichen Begrifflichkeiten und aufklärenden Informationen zu IVF. Im Anschluss erfolgen erneute Kontrollfragen über die Vorlieben und eine eventuelle Meinungsänderung hin zu dem positiven sowie negativen Entscheid für oder gegen einen Verzehr von IVF. Am Ende werden die Ergebnisse beider Gruppen miteinander verglichen, ausgewertet und analysiert.
2. Theoretische Grundlagen
Um einen ganzheitlichen Überblick über die Thematik IVF zu erhalten und um eine Grundlage für eine weitere methodische Bearbeitung zu gewährleisten, sollen im Folgenden alle für die Thematik IVF relevanten theoretischen, voneinander abhängigen Aspekte und Einflussfaktoren auf die Akzeptanz der Verbraucher in den westlichen Industrieländern beleuchtet werden. Dabei spielt die Situation der heutigen Fleischindustrie und deren Auswirkungen auf Umwelt, Tier und Mensch eine essenzielle Rolle.
2.1 Fleischkonsum & Fleischindustrie
Wie bereits eingangs erwähnt, prognostiziert die FAO schon für das Jahr 2020 einen Anstieg der weltweit produzierten Fleischmenge auf rund 333 Millionen Tonnen Schlachtgewicht.13 Rückblickend bedeutet dies einen Anstieg von rund 100 Millionen Tonnen allein in den letzten 20 Jahren. Aufgrund steigender Bevöl- kerungszahlen soll sich der weltweite Fleischkonsum bis 2050 geschätzt verdoppelt haben.14 Laut Prognosen wird demnach der weltweite Pro-Kopf-Konsum von Fleisch künftig weltweit weiter zunehmen und soll schon im Jahr 2029 rund 35 kg betragen.15 Industrie- und Schwellenländer reißen dabei den Durchschnitt mit 69,6 kg im Vergleich zu den Entwicklungsländern mit 25,6 kg drastisch nach oben.16 Auch durch den in den vergangenen Jahren beobachteten globalen Wandel in der Landwirtschaft sind einem Wachstum des steigenden Fleischkonsums vordergründig keine Grenzen gesetzt. Durch den steigenden Anbau von Futtermitteln wie Soja und Mais und den damit sinkenden Futtermittelpreisen und Produktionskosten vergrößert sich das Fleischangebot weiter. Die bevölkerungsreichsten Märkte sind dabei gleichzeitig auch der Treiber der wachsenden Nachfrage nach Fleisch. Dies liegt nicht zuletzt an einem weltweiten Anstieg des ProKopf-Einkommens und einer voranschreitenden Urbanisierung mit verbesserter Infrastruktur wie Transport-, Kühl und Lagerkapazitäten.17 In Schwellenländern, wie beispielsweise China und Brasilien, ist dabei in den letzten Jahren das größte Wachstum zu verzeichnen. Mit einem Schwerpunkt auf Schweine- und Geflügelfleisch ist der asiatische Markt mittlerweile der größte globale Fleischproduzent.18 Zum Vergleich dazu ist in den Entwicklungsländern ein eher stagnierender bis marginal ansteigender Fleischkonsums zu beobachten.19
Trotz dieser global zu beobachtenden Wachstumszahlen kann hingegen in den meisten Industrieländern, darunter auch in Deutschland, ein sehr geringer, aber stetiger Rückgang des Fleischkonsums beobachtet werden. Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ist der Fleischkonsum in Deutschland seit 15 Jahren um insgesamt 6,9 %, rückläufig. Dies bedeutet einen Rückgang des Pro-Kopf-Verbrauchs von 63,9 auf 59,5 kg.20 Dennoch zählt die Fleischindustrie zu einem der umsatzstärksten Segmente bezogen auf die Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln.21 Aufgrund steigender Exportzahlen von insbesondere Schweinefleisch nach China und auch dem stetig wachsenden Angebot an hochwertigeren und damit für den Verbraucher kostenintensiveren BioFleischwaren, verzeichnet der Einzelhandel eine generelle Verteuerung von Flei- scherzeugnissen.22 Darunter hat sich z. B. besonders das Schweinefleisch für den Verbraucher von Mai 2019 bis Mai 2020 um +11,2 % überdurchschnittlich verteuert.23 Die weiterhin steigenden Exportzahlen und die generelle Verteuerung von Fleischerzeugnissen haben demnach im Schlachterei und Fleischverarbeitungsgewerbe eine Umsatzsteigerung von +14,8 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zur Folge. Wo die 563 deutschen Betriebe mit 50 oder mehr Beschäftigten im Jahr 2019 rund 39,7 Milliarden Euro erwirtschafteten, verzeichnete das Statistische Bundesamt im Vergleich dazu steigende Umsätze um 14,8 % auf 14,2 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Januar bis April 2019: 12,3 Milliarden Euro). Den höchsten Monatswert, seit Bestehen erzielte die Branche aber im März 2020 mit einem Umsatzrekord von 3,9 Milliarden Euro.24 Dem gegenüber steht ein Volumenmäßig geringer Anteil von Fleischproduktion aus ökologischer Landwirtschaft. Dennoch wuchs auch diese Branche im Zeitraum 2008 bis 2018 von 70.100 auf 117.030 Tonnen stetig weiter an. Das macht einen Anteil von 32,3 % am Gesamtanteil des Verkaufsvolumens von Fleisch und Fleischerzeugnissen im Jahr 2018 aus.
Generell ist in Deutschland in den letzten 10 Jahren der Wandel weg von Kleinbetrieben hin zu konventioneller Massentierhaltung zu beobachten. Besonders betroffen sind die Bauern für Schweinezucht. Hier haben in dieser Zeit 70 % der Betriebe in Deutschland aufgegeben.25 Der Großteil aller Intensivtierhaltungen konzentriert sich dabei auf die Gebiete des nördlichen Westfalen über das westliche Niedersachsen bis nach Schleswig-Holstein.26 In der konventionellen Vieh- zucht ist Schweinefleisch mit einem Anteil von 35,3 % das mengenmäßig wichtigste Fleisch. Gefolgt von Hühnerfleisch mit einem Anteil von 33,4 % und Rindfleisch mit 19,7 %. Danach folgen Schaf- und Ziegenfleisch sowie Pferdefleisch.27 In einem Jahr werden in industriellen Schlachtbetrieben insgesamt ca. 8,2 Millionen Tonnen konventionelles Fleisch produziert, wovon 20 % als Überproduktion gelten und in den Export gelangen.28 Im Öko-Landbau sind dagegen mit ca. 12 % das Bio-Schaf- und Ziegenfleisch der Vorreiter, vor Bio-Rindfleisch mit ca. 6 %, gefolgt von Bio-Geflügelfleisch mit 2 % und Bio-Schweinefleisch mit ca. 21 %.29
Nicht zuletzt durch die jüngsten Ereignisse der Covid-19-Krise ausgelöst, wurden Debatten über die heutige Fleischindustrie und Massentierhaltung aktueller denn je. Erneut lassen diese weltweiten Diskussionen über das Tierwohl damit zusammenhängende Umweltproblematiken und gesundheitliche Folgen für den Mensch wieder aufkeimen. Nachstehend sollen daher die wichtigsten Aspekte kurz zusammengefasst werden.
2.1.1 Ökologische Aspekte
Die oben prognostizierte Zunahme des weltweiten Fleischkonsums durch die wachsende Weltbevölkerung und der zunehmende Zugang zu Fleisch für Schwellenländer lässt bereits erahnen, dass diverse ökologische Aspekte und Begrenzungen dem Entgegenstehen werden. Scheitern könnte dies allein an der endlichen Anzahl der weltweiten Acker- und Weideflächen. Schon heute werden 33 % dieser Flächen für die Fütterung von Nutztieren benötigt. Betrachtet man nur den europäischen Markt, spricht man bereits von 60 % der Flächen.30 Dies hat zum einen eine zunehmende Entwaldung zur Folge. Überwiegend sind dabei die Regenwälder für den Anbau von Sojapflanzen betroffen. Denn der daraus produzierte Sojaschrot macht überhaupt erst die Massentierhaltung möglich. Vor allem Europa und insbesondere Deutschland gehören zu den Importeuren immenser Tonnagen an Futtermittelschrot. Allein von 2007 auf 2014 wuchs das Jahresvolumen von global gehandeltem Sojaschrot von 80 auf 180 Millionen Tonnen. Deutschland importiert davon ca. jede zweite Bohne aus Brasilien.31 Durch den fortschreitenden Ackerlandbau steigt daraufhin auch die Anfälligkeit für Bodenerosionen.32
Ein weiterer begrenzender Faktor und ebenfalls im Zusammenhang stehend mit den wachsenden Ackerbauflächen ist der Verbrauch von Grundwasser, welcher sich zu einem überwiegenden Teil auf die Bewässerung von Futtermittelpflanzen zurückführen lässt.33 Für 1kg aus deutscher Massentierhaltung erzeugtes Rindfleisch werden ca. 16.000 Liter Wasser benötigt. Davon sind über 90 % dem Anbau für Futtermittel geschuldet.34 Damit nimmt die Viehzucht ca. 8 % des weltweiten Frischwasserbedarfs ein und hat darüber hinaus einen großen Einfluss auf die Grundwasserqualität. Die größten Faktoren für die Grundwasserverschmutzung durch den Anbau von Futterpflanzen sind unter anderem organische Düngemittel aus Tierkot oder Tierabfällen, Rückstände von Antibiotika, Chemikalien sowie synthetischen Düngemitteln und Pestiziden.35
Die o. g. Faktoren sowie die eintönigen Monokulturen stellen ebenfalls eine große Belastung für unsere Böden dar. Das Problem der Übernutzung von Agrarund Weideflächen entsteht im Besonderen durch den Eintrag von Stickstoff-Düngemitteln. Sie sollen die Erträge erhöhen, sorgen aber auch für den Anstieg von Schadstoffen in Boden und Grundwasser und können schwerwiegende Folgen für Mensch und Tier bedeuten.36 79 bis 88 % der gesamten Emissionen von Ammoniak, Nitraten und Dickstickstoffoxid (Lachgas) der europäischen Landwirtschaft stehen schon heute im direkten Zusammenhang mit der Nutztierhaltung.37 Dazu gehören insbesondere Kohlenstoffdioxid z. B. durch die Brandrodung von (Tropen-) Wäldern und die Umwandlung zu Futtermittelanbau- und Weideland, Distickstoffmonoxid aus dem Eintrag von Düngemitteln für den Futtermittelanbau, Ausstoß von Methangas aus dem Verdauungsapparat der Wiederkäuer sowie Ammoniakausstoß.38 Somit trägt die Nutztierhaltung mit 18 % weltweit zu den anthropogen verursachten Emissionen von Treibhausgasen bei. Rund um den Globus kommen zusätzliche Emissionsbelastungen, durch den Im- und Export für Dünge-, Vieh-, Futtermittel-, Lebensmitteltransporte und Fleischwaren dazu. Aber vor allem durch Übersee- und Lufttransporte zwischen Europa, Asien und den USA.39 Nicht zu vergessen und abschließend als Gesamtbetrachtung zur Ökobilanz schließt dies auch den enormen Energieverbrauch und den generellen Rückgang der Biodiversität im Pflanzenreich ein.40
2.1.2 Tierethische Aspekte
Durch die wachsende Anzahl von Tierschutzorganisationen und den verbesserten Zugangsmöglichkeiten zu Informationen über das Internet, bekommen tierethische Themen zunehmende gesellschaftliche Aufmerksamkeit und setzten die Politik immer stärker unter Druck, etwas zu ändern. Die Verbraucher beginnen damit, heutige Methoden der Tierhaltung und aktuelle Schlachtmethoden zu hinterfragen.41 Seit dem Jahr 2002 hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft den Tierschutz somit als Staatsziel im Grundgesetz verankert.42 Aus dem 2019 erstellten Tierschutzbericht der Bundesregierung (Bericht über den Stand der Entwicklung des Tierschutzes) und Zahlen des Statistischen Bundesamt lassen sich demnach einige Auswüchse der industriellen Massentierhaltung erkennen. Die Untersuchungen umfassen die Jahre 2015 bis 2018. Aus diesen Zahlen geht der Rückgang der bäuerlichen Betriebe hervor.43 Es ist außerdem zu erkennen, dass immer mehr Tiere auf immer weniger Raum gehalten werden. Heute werden z. B. über 70 % aller deutschen Masthühner in Betrieben mit mehr als 50.000 Tieren gehalten.44 Dies bedeutet eine Fläche von 0,043 m2 pro Tier. Was einer Fläche weniger als einem Taschentuch entspricht.45 Ein Schwein hat zum Vergleich 1 m2 zur Verfügung. In diesem Fall weniger Bodenfläche als in einer handelsüblichen Telefonzelle.46
Diese Art von Haltungsbedingungen führen nicht selten zu Verletzungen der Tiere. Dazu kommen die gewollten prophylaktischen Verstümmelungen wie die Entfernung der Hörner von Kälbern, Ringelschwänze von Schweinen oder die Kürzung der Schnäbel von Küken sowie Mastputen.47 Darüber hinaus schreitet die Technisierung der Tierhaltung durch vollautomatische Stallhaltungen voran. Zu nennen sind hier z. B. die halb- oder vollautomatischen Spaltenböden und Gülleschieber.48 Von der Kastration männlicher Ferkel ohne Betäubung und der Tötung von 45 Millionen männlicher Küken nach dem Schlüpfen ganz abgese- hen.49
Unter diesen Bedingungen werden in Deutschland jährlich insgesamt ca. 380 Millionen Tiere gemästet und geschlachtet. Dies geschieht zum größten Teil in o. g. wirtschaftlichen Tierhaltungsbetrieben und Schlachtfabriken mit steigenden Mastgeschwindigkeiten und immer höherem Leistungsgewicht pro Tier (Zunahme in Gramm pro Tag).50 Die Auswirkungen dieser Hochleistungszucht führen wiederum zu problematischen hygienischen und physischen Bedingungen und setzen den zwangsläufigen Einsatz von Antibiotika voraus.51 Alle diese Faktoren der Stallhaltung selbst und die Transportwege in engen Abteilen zu den Schlachthöfen führen letztendlich zu ungemeinen Stresssituationen und psychischen Belastungen für die Tiere.52
Abhilfe soll ein neues, staatlich eingeführtes Tierwohl-Label bringen. Es handelt sich dabei um eine Auszeichnung für Produkte, die für mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung stehen, und welche über die gesetzlichen Standards hinausgehen.53 Beschlossen wurde dieses im September 2019 und ist bereits seit 2020 in Kraft getreten. Auch das Sterben männlicher Küken soll ab 2021 gesetzlich unterbunden werden. Diskussionen über die genaue Umsetzung dessen laufen bereits.54 Doch, obwohl die Nutztierhaltung in Deutschland gesetzlich geregelt ist, finden einige Betriebe Schlupflöcher oder sind aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, ihre Anzahl an Masttieren zu erhöhen. Daher erscheinen fast täglich neue Berichte über Verletzte, kranke oder apathische Tiere, die in Mastbetrieben entgegen den gesetzlichen Vorschriften gehalten werden.55
2.1.3 Ernährungsphysiologische Aspekte
Der seit Jahren steigende Konsum von Bio-Produkten und die Zunahme der Vegetarier, Veganer und Flexitarier in Deutschland zeigt, dass sich immer mehr Menschen Gedanken über Ihre eigene Ernährungsweise machen. Laut der Al- lensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AMW) im Jahr 2020 stieg die Anzahl der selbsternannten Vegetarier im letzten Jahr um 400.000 Personen auf insgesamt 6,5 Millionen Menschen.56 Die vegane Ernährungsform kann lt. dieser Studie 1,13 Millionen Menschen aufweisen. Auch der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln im Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) erlangte im Jahr 2019 ein Rekordhoch von rund 12 Milliarden Euro.57 Bezogen auf den konventionellen Fleischkonsum können dabei u. a. Umweltgifte, Konservierungsmittel, Zoonosen oder multiresistente Keime Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben.58
Die Zoonosen sind nach der Zoonosen-Überwachungsrichtlinie 2003/99/EG „sämtliche Krankheiten und/oder sämtliche Infektionen, die natürlicherweise von Tieren auf Menschen übertragen werden können“59. Durch die aktuelle Covid-19- Krise sind diese wieder vermehrt in den Vordergrund gerückt. Ausbreitungen dieser Krankheiten werden meist ausgelöst durch die Massentierhaltung, weltweite Lebendviehtransporte oder Futter, hergestellt aus Tierkadavern.60 Typische Beispiele sind Salmonellose, Campylobacteriose oder Listeriose.61 In Europa erkranken jährlich 23 Millionen Menschen an einer Lebensmittelvergiftung. Ca. 5000 der Erkrankten überleben diese Infektionen nicht.62
Laut dem von der WHO im Jahr 2014 veröffentlichten Bericht über die globale Überwachung zum Antimikrobiellen Widerstand besteht ein weiterer Risikofaktor für die menschliche Gesundheit durch den Einsatz von Antibiotika bei der Viehzucht. Diese werden z. B. präventiv, um die Ausbreitung von Krankheiten in den engen Mastbetrieben zu verhindern oder sogar als Mittel zur Wachstumsförderung, eingesetzt.63 Meist wird es jedoch zu häufig oder falsch eingesetzt, z. B. durch eine frühzeitige Beendigung der Antibiotikakur oder durch den Einsatz von Breitbandantibiotika auch in Futtermitteln, wo eigentlich keine benötigt wären. Zudem werden aus Gründen der Bequemlichkeit und zuverlässigeren Wirkung immer mehr Reserveantibiotika eingesetzt und verdrängen damit den Einsatz der herkömmlichen Antibiotika. Sie wirken über eine längere Zeit potenter und sollen eigentlich in der Medizin nur bei Notfällen eingesetzt werden, falls herkömmliche Antibiotika nicht mehr ausreichen. Für den Menschen ist dies eine große Gefahr. Es führt schleichend zu der Entstehung resistenter bzw. multiresistenter Erreger. Diese können Menschen befallen und Infektionen auslösen, welche dann durch den Einsatz von Antibiotika nicht mehr behandelt werden können. Daraus entste- hende Infektionen sind z. B. Auslöser für schwerwiegende Blut- und Wundinfektionen oder Lungenentzündungen und sind unbehandelt lebensbedrohlich.64 Ferner stellen immer mehr Studien fest, dass es einen Zusammenhang zwischen übermäßigem Fleischkonsum und der Begünstigung von Übergewicht, kardi- ovaskularen Erkrankungen, Diabetes Typ 2 oder Darmkrebs gibt.65
Nicht zu vergessen ist die Fütterung der Tiere mit gentechnisch verändertem Soja- oder Maisschrot. 80 % des angebauten Sojaschrots geht in die Verfütterung von Mastvieh, davon sind 70 % gentechnisch manipulierten Ursprungs. Auch wenn gentechnisch veränderte oder mittels Gentechnik hergestellte Produkte in der EU lange und aufwendige Zulassungsprozess durchlaufen und nachweislich prinzipiell keine Gefahren für Tier und Mensch darstellen, fordert die Mehrheit der Verbraucher den Austausch hin zu nicht genverändertem Futtermittel.66 67
2.1.4 Humanitäre Aspekte
Gedanken über die Frage, wie wir es schaffen, die wachsende Weltbevölkerung ausreichend und nachhaltig zu ernähren, finden angesichts der o. g. Gründe immer mehr Wichtigkeit. Die gesamten Kalorien, die heute für die Umwandlung von pflanzlichem Tierfutter hin zu tierischen Lebensmitteln verbraucht werden, könnten stattdessen dazu verwendet werden, 3,5 Milliarden Menschen zu ernähren.68
Ein weiteres Themengebiet ist die Trinkwasserknappheit. Die steigende Futtermittelnachfrage führt weltweit nicht nur zu Hunger, sondern auch zu einer Trinkwasserknappheit. Das Worldwatch-Institute aus den USA hat daher die Befürchtung, dass der rasante Anstieg von Fleischkonsum innerhalb der nächsten 30 Jahre zu einer Verdopplung des Wasserbedarfs für Viehfutter führen könnte.69
Des Weiteren führen die fortschreitende Industrialisierung der Tierhaltung und Europäische Förderungen zu einer Flutung des Marktes mit Billigfleisch. Wie der Fleischatlas berichtet, werden Investitionen in neue Megaställe mit bis zu 50 % sowie milliardenschweren EU-Beihilfen für Futtermittelflächen und die Bereitstellung von Verkehrsinfrastruktur gefördert.70 Der daraus entstehende Preisverfall auf dem Weltmarkt macht es Kleinbauern, gerade in Entwicklungsländern, schwer und verhindert den Aufbau solcher Strukturen. Damit wird Ihnen auch die Möglichkeit zu unabhängiger Selbsternährung genommen.71
Zu nennen sind ebenfalls die fragwürdigen Bedingungen für die Mitarbeiter in den Großschlachtereien westlicher Länder. Wie auch durch die Covid-19-Krise wieder vermehrt in der Öffentlichkeit diskutiert, werden hier die physischen und psychischen Arbeitsbedingungen, Unterbringungen, Vergütungen und Arbeitsverträge der meist aus Osteuropa stammenden Leiharbeiter, genannt.72
2.2 Kunstfleischalternative In-Vitro-Fleisch
Betrachtet man o. a. Situation bzgl. Konventioneller Viehhaltung und daraus resultierende Konsequenzen, werden die neusten Forschungen und Entwicklungen für im Labor gezüchtete Fleischalternativen immer verständlicher. Durch die unterschiedlichsten Interessengruppen existieren heute in einschlägiger Fachliteratur, Sachbüchern, Artikeln und Medienberichten bereits die verschiedensten Be- grifflichkeiten für IVF. So wird es oftmals auch als „sauberes Fleisch“ [engl.: clean meat], „kultiviertes Fleisch“; [engl.: cultured meat], „Laborfleisch“ [engl.: lab grown meat], „synthetisches Fleisch“ [engl.: synthetic meat] oder auch „nachhaltiges Fleisch“ [engl.: sustainable meat], bezeichnet.73
2.2.1 Definition und Ziel von In-Vitro-Fleisch
Der Begriff IVF stammt ursprünglich aus der Humanmedizin. Als „in-vitro“ bezeichnet man hierbei organische Vorgänge, die außerhalb lebender Organismen stattfinden. Für die Naturwissenschaft können diese organischen Vorgänge in kontrollierten und künstlichen Umgebungen wie z. B. in einem Reagenzglas, einer Petrischale oder einem Reaktor stattfinden.74 Die Erzeugung von IVF basiert dabei auf den Methoden der Zellkultur, insbesondere auf den Methoden der Gewebezüchtung wie die 3D-Zellkultur und das Tissue Engineering.75 IVF beinhaltet die Produktion aller im Fleisch vorhandenen Zelltypen. Dies umfasst Muskel-, sowie Fettzellen, Zellstrukturen von Bindegewebe, Häm-Stoff usw. Dabei kann der Ursprung fleischrelevanter Stammzellen auf den verschiedensten Tierarten, einschließlich Vogel-, Säugetier- und Fischen beruhen.76
Neben ökologischen Zielen, dem Schutz des Tierwohls und einer adäquaten Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung, liegt das Ziel der Forscher ebenfalls darin, das Fleisch so schmackhaft wie möglich und so nah wie realisierbar am Original herzustellen.77 Dies bedeutet, die essenziellen und charakteristischen Eigenschaften von herkömmlichem Fleische wie Aussehen, Textur, Geschmack und Nährwerte, zu imitieren oder sogar zu optimieren.78 Auch wenn sich das konventionelle Fleisch vielleicht nicht ganz vom Markt verdrängen lassen wird, soll es Fleischessern eine gesündere und nachhaltigere Alternative bieten, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Die kommerzielle IVF- Herstellung soll dabei im Idealfall dafür sorgen, dass dabei kein Tier leiden oder sterben muss.79
2.2.2 Forschungs- und Entwicklungsgeschichte
Während Lebensmittelanwendungen in der tierischen Zellkultur erst seit Anfang der 2000er-Jahre in der öffentlichen Literatur und später auch in den Medien erschienen sind, ist die IVF-Forschung schon lange im Interesse einiger innovativer Privatpersonen, Forscher, Politiker, Ökonomen und Investoren. Die ersten Erfolge erzielte dabei der französische Chirurg Dr. Alexis Carrel im Jahr 1912 durch in-vitro kultivierte tierische Hühnerherzmuskelzellen.80 Zwanzig Jahre später prognostizierte Winston Churchill, in seinem Essay „ Fifty Years Hence” bereits „We shall escape the absurdity of growing a whole chicken in order to eat the breast or wing, by growing these parts separately under a suitable medium.” 81 Nach einer längeren Pause von Forschungen im Bereich IVF nimmt sich der Niederländer Willem van Eelen und ein von ihm ausgewähltes Team aus Wissenschaftlern Anfang der 80er-Jahre der Forschung aus persönlichen Gründen an. Sein Bestreben galt darin, dem Welthunger entgegenzuwirken und für mehr Tierwohl zu sorgen. Er ist auch der Anstoßgeber für die Gründung des heutigen Unternehmens Mosa Meat. Durchgeführt wurden die Forschungen zu Beginn an der Universität Maastricht. Das Forschungsteam teilte er in 3 Gruppen auf. Die Zuständigkeiten der einzelnen leitenden Professoren teilten sich auf die Bereiche Stammzellenforschung, Gewebezüchtung und optimales Fleisch-wachstum sowie die Entwicklung eines nicht tierischen Wachstumsserums auf.82 Unter Ihnen befand sich ebenfalls der heutige Gründer von Mosa Meat, Mark Post. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Stammzellen entweder aus tierischen embryonalen oder erwachsenen Muskelzellen entnommen. Der Wissenschaftler Tor Erling Lea entwickelte indessen an der norwegischen Universität für Umwelt und Bio-Wissenschaften (UMB) ein drittes Verfahren, bei dem die benötigten Stammzellen aus Nabelschnurzellen von Schweinen entnommen werden konnten. Dies sollte die Voraussetzung für eine einfachere Verarbeitung und bessere Ausbeute sein.83 Oron Catts und Ionat Zurr starteten 1999 ein Kunstprojekt zur Herstellung des ersten „Steaks“ aus Froschzellen mit Hilfe des Tissue Engineering.84 Im Jahr 1997 war es dann soweit, Willem van Eelen beantragte sein erstes Patent auf sein theoretisches Herstellungsverfahren von IVF.85 Zu diesem Zeitpunkt begann auch die NASA erste Erfolge bei der Herstellung von IVF aus Putenstammzellen vorzuweisen. Ziel war es, neue Ernährungsformen für Astronauten zu erfor- schen.86 Ebenfalls zusammen mit der NASA stellte der Forscher Dr. Morris Benjaminson 2002 Goldfischgewebe zum menschlichen Verzehr vor.87 88 Drei Jahre später erkannte auch die niederländische Regierung das Potenzial von IVF und entschloss sich zu einer finanziellen Förderung der Forschung im Zeitraum von 2005-2009.88 Zwei Jahre dauerte es dann noch bis zu den ersten Studien über die möglichen Auswirkungen von IVF auf die Umwelt.89 Am 5. August 2013 kam es dann zu dem ersten und lange ersehnten Durchbruch und somit zu der ersten Präsentation eines Rindsburgers im englischen Fernsehen, vorgestellt von Mark Post.90 In London präsentierte er eine Bulette, gezüchtet aus der Zelle eines Rindes. Somit das erste von der Öffentlichkeit verzehrte Fleisch, hergestellt nach der In-vitro-Methode. Einige Jahre später gründete der Wissenschaftler Uma Valeti, aus San Francisco die Firma Memphis Meats. Anfang 2016 stellte diese ihre ersten Hackbällchen vor - ebenfalls hergestellt per In-vitro-Methode. Daraufhin entschloss sich Mark Post zur Gründung von Mosa Meat im Jahr 2016. Von nun an überschlugen sich die Ereignisse und die Investitionssummen für die IVF-For- schung. Memphis Meats gelang eine weitere IVF-Züchtung aus Fleisch von Hüh- nerzellen.91 Das niederländische Start-Up Meatable verkündete 2019, dass sie ein Verfahren entwickelt haben, bei dem Gewebeproben von einem Tier entnommen werden und dieses in eine pluripotente Stammzelle zurückgeführt werden kann. Diese Zellkultur kann dann wiederum in Richtung Muskel und/ oder Fettzellen gleichermaßen gezüchtet werden.92 Auch der US-Amerikanische Forscher Dr. Morris Benjaminson und sein Forschungsteam schafften es, ein Nährmedium auf Basis des Gemeinen Klapperschwamms (Pilzgattung) zu entwickeln.93 Außerdem sind auch Seren auf Algenbasis oder Hefen Alternativen, an denen bereits geforscht wird.94 Das niederländische Unternehmen DSM, mit Sitz auf dem Biotech Campus Delft in den Niederlanden, gründete eine Forschungsplattform zur Unterstützung von Start-Ups im Bereich der Biotechnologie.95 Mit dem Namen Planet B.io bietet es eine gemeinsame Pilotproduktionsanlage für IVF an, in der Hersteller ihre Technologie zusammen mit erfahrenen Industrie-Mentoren testen und weiterentwickeln können.96 Das israelische Start-Up Aleph Farms verkündete im März 2019, als erstes Unternehmen ein Steak aus Zellkulturen hergestellt zu haben. Die Firma züchtet, anders als der Großteil der IVF-Hersteller, voll-texturiertes Fleisch, welches Muskelfasern und Blutgefäße enthält und als dreidimensionale Struktur hergestellt wird.97
2.2.3 Herstellungsverfahren
Wie bereits oben kurz beschrieben, gibt es derzeit zwei Methoden der Gewebezüchtung. Dazu gehört das Anlegen einer 3D-Zellkultur, so wie es z. B. das Startup „Aleph Farms“ durchführt, und das Tissue Engineering, welches die meisten IVF-Unternehmen anwenden. Wobei das letztere Verfahren eine eher zweidimensionale netzartigen Struktur entwickelt. Dieses am häufigsten angewandte Verfahren soll daher im folgenden Text kurz erläutert werden.
Als Voraussetzung für die Herstellung von IVF benötigt man geeignete Stammzellen aus einem tierischen Organismus. Allgemein umfasst dies alle Arten von Zellen, wobei sich die meisten Firmen auf das Wachstum von Muskelzellen auch Myosatellitenzellen genannt, konzentrieren (s. Anhang A). In Abbildung 1 soll daher eine Muskelbiopsie und damit eine Entnahme von Muskelgewebe dargestellt werden. Durch das exponentielle Wachstum der Zellen wird nur eine geringe Menge an Stammzellen benötigt. Das Tier muss bei diesem Prozedere nicht getötet werden.98 Eine weitere Möglichkeit zur Gewinnung von Stammzellen ist die Entnahme von embryonalen Enzymen, welche sich erst in einem späteren Schritt zu einem festgelegten Muskelgewebe formen. Wichtig bei beiden Zelltypen ist die Fähigkeit zur immerwährenden Teilung.99 Am erfolgversprechendsten sind hierbei jedoch die o. g. Myosatelliten-Zellen. Diese Zellen zeichnen sich im Wesentlichen für die Regenerations- und Wachstumsfähigkeit von Muskelfasern aus. Dieser Prozess wird Proliferation genannt und ist dabei abhängig vom Alter, der Art und dem Krankheitsstatus des Spendertieres, weswegen neugeborene bzw. junge Tiere als Spender bevorzugt werden.100
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Stammzellenentnahme durch Muskelbiopsie (Graphik: Christina Helmer/ Quelle: https://f3.de/so-ensteht-in-vitro-fleisch/)
Um eine ausreichende Proliferation der Myosatelliten-Zellen zu gewährleisten, benötigen diese ein geeignetes Nährmedium. Dieses besteht aus einem Wachstumsserum und einer zusätzlich benötigten Nährlösung. Enthalten sind in der Nährlösung z. B. Zucker, Aminosäuren, Mineralien, Vitamine, Wachstumsfaktren wie Proteine und Fette sowie Hormone.101 Wie in Abbildung 2 zu sehen, kommt als Wachstumsserum in den meisten Fällen ein fetales Kälberserum zum Einsatz. Man kann es derzeit nur gewinnen, indem eine tragende Kuh geschlachtet wird. Ihrem ungeborenen Kalb wird dabei das Serum aus dem Herzen entnommen. Mutter-Kuh und das ungeborene Kalb werden dabei getötet. Bislang existiert nur das Unternehmen „Meatable“, welches ein Patent auf ein nicht fetales Serum besitzt.102 Weitere alternative Wachstumsseren aus Bestandteilen von Algen, Pilzen oder Hefezellen werden derzeit noch erforscht.103
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Entnahme des fetalen Kälberserums ((Graphik: Christina Helmer /Quelle: https://f3.de/so-ensteht-in-vitro-fleisch/)
In dafür ausgerichteten stationären oder rotierenden Bioreaktoren werden nun die Myosatellitenzellen auf einem Nährmedium kultiviert und in den Bioreaktor überführt (Abbildung 3). Dieser Reaktor soll in Zukunft ca. 25.000 Tonnen Produktionsvolumen fassen.104 Der weitere Prozess geschieht unter bestimmten Wachstumsbedingungen. Wichtige Faktoren für ein kontrolliertes und optimales Wachstum sind hierbei sowohl die Temperatur, der Sauerstoffgehalt, der pH- Wert, die Sterilität als auch die Zufuhr von ausreichend Nährmedium.105 Im Reaktorprozess ist der Einsatz von Antibiotika nicht nötig, da dieser unter sterilen Bedingungen geplant ist. Die derzeitige Kultivierung von IVF im Labor findet dabei jedoch noch unter Einsatz von Antibiotika statt, da die Zellen kein eigenes Immunsystem besitzen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3:Bioreaktor angereichert mit Satellitenzellen (Graphik: Christina Helmer /Quelle: https://f3.de/so-ensteht-in-vitro-fleisch/)
Bereits in den Reaktor eingesetzte Myosatellitenzellen (Stammzellen) werden hier nun differenziert und bilden sich zu Billionen sogenannter Myoblasten (Muskelzellen) aus.106 Aus diesen entstehen anschließend multinukleare Myotuben und letztendlich Myofibrillen bzw. die Muskelfasern, wie auch in Abbildung 4 dargestellt. Diesen Prozess beschreibt man auch Myogenese (Muskelentwick- lung).107 Um einen Burger-Patty herstellen zu können, werden dazu rund 20.000 solcher Muskelfasern benötigt.108
[...]
1 Vgl. Statista (2020), Fleisch-weltweit, Absatz-Pro-Kopf
2 Vgl. Statista (2020), Fleischhunger der Welt
3 Vgl. Jung (2019), S. 9-17
4 Patent WO9931222 (1997)
5 Vgl. Youtube (2013)
6 Vgl. Mosa Meat (o.J)
7 Vgl. Mrasek (2017)
8 Vgl. Mrasek (2017)
9 Vgl. Handelsblatt (2019)
10 Vgl. Focus (2018)
11 Vgl. Civey (2019)
12 Vgl. Gerhardt (2019)
13 Vgl. Statista (2020) / Fleisch-weltweit
14 Vgl. FAO (2020), S. 13-14
15 Vgl. Statista (2020) / Fleisch-weltweit / Absatz-Pro-Kopf
16 Vgl. Statista (2020) / Fleisch-weltweit / Absatz-Pro-Kopf
17 Vgl. Godfray, et al. (2018), S. 1
18 Vgl. FAO (2020), S. 61-62
19 Vgl. Godfray, et al. (2018), S. 1
20 Vgl. BLE Thünen-Institut (2020), S. 4
21 Vgl. Statista (2020) / Fleisch-weltweit / Führende Fleischverarbeitende Länder
22 Vgl. Statista (2020) / Fleisch-weltweit
23 Vgl. Statistisches Bundesamt (2020)
24 Vgl. Statistisches Bundesamt (2020)
25 Vgl . Heinrich-Böll-Stiftung et al. (2015), S. 28
26 Vgl . Heinrich-Böll-Stiftung et al. (2018), S. 21
27 Vgl. BLE (2020), S. 26
28 Vgl. BLE (2020), S. 15-17
29 Vgl. BÖLW (2020), S. 15
30 Vgl. Heinrich-Böll-Stiftung et al. (2015), S. 23
31 Vgl. ORO Verde (2020)
32 Vgl. Steinfeld, et al. (2006), S. Xxiii-29
33 Vgl. Mekonnen/Hoekstra (2010), S. 21-29
34 Vgl. NABU (2014)
35 Vgl. Steinfeld, et al. (2006), S. xxii
36 Vgl. Bouwman et al. (2013), S. 20882-20887
37 Vgl. Westhoek et al. (2015)
38 Vgl. Steinfeld, et al. (2006), S. 112-113
39 Vgl. Ferrari (2015), S 96 ff.
40 Vgl. Steinfeld, et al. (2006), S. Xxiii-29
41 Vgl. Post (2012), S. 298
42 Vgl. Klöckner (2019), S. 2
43 Vgl. Heinrich-Böll-Stiftung et al. (2015), p. 28
44 Vgl. Albert-Schweitzer-Stiftung (2019a)
45 Vgl. Albert-Schweitzer-Stiftung (2019a)
46 Vgl. Klöckner (2019), S. 10
47 Vgl. Kremer (2018), S. 24
48 Vgl. Albert-Schweitzer-Stiftung (2019a)
49 Vgl. Albert-Schweitzer-Stiftung (2019a)
50 Vgl. Albert-Schweitzer-Stiftung (2019a)
51 Vgl. Albert-Schweitzer-Stiftung (2019a)
52 Vgl. Albert-Schweitzer-Stiftung (2019a)
53 Vgl. Klöckner (2019), S. 8-9 u. S. 90-91
54 Vgl. Klöckner (2019), S. 2
55 Vgl. Kremer (2018), S. 24
56 Vgl. Statista (2020) / Anzahl der Personen in Deutschland, die sich selbst als Vegetarier ein ordnen oder als Leute, die weitgehend auf Fleisch verzichten*, von 2015 bis 2020
57 Vgl. Statista (2020) / Umsatz mit Bio-Lebensmittel in Deutschland bis 2019
58 Vgl. Post (2012), S. 298
59 Richtlinie (EG) Nr. 2003/99, Art. 2 Abs. 2a (1992)
60 Vgl. Tilman et al. (2002), S. 671-677.
61 Vgl. Richtlinie (EG) 2003/99, Art. 16 Abs. 3 (1992)
62 Vgl. WHO (2017), S. 10
63 Vgl. WHO (2014), S. 12-27
64 Vgl. WHO (2014), S. 12-27
65 Vgl. Reynolds et al. (2014), S. 2251-2265
66 Vgl. DVT (2020)
67 Vgl. Greenpeace (2020)
68 Vgl. UNEP (2010)
69 Vgl. Heinrich-Böll-Stiftung et al. (2018), S. 28-32
70 Vgl. Heinrich-Böll-Stiftung et al. (2018), S. 20
71 Vgl. Albert-Schweitzer-Stiftung (2013b)
72 Vgl. Deter (2020)
73 Vgl. Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag (2019), S. 4
74 Vgl. Patent WO9931222 (1997)
75 Vgl. Van Netten, et al. (1994), S. 49-54
76 Vgl. Kadim, et al. (2015), S. 223
77 Vgl. Post (2012), S. 297
78 Vgl. Kabisch (2018b), S.46-47
79 Vgl. Post (2012), S. 297-301
80 Vgl. Bhat/Fayaz (2011), S. 125-140
81 Churchill (1931)
82 Vgl. Post (2014), S.1039-1041
83 Vgl. Borell (2009)
84 Vgl. Cutts/Zurr (2005)
85 Vgl. Böhm, et al. (2017), S. 22
86 Vgl. Kadim, et al. (2015), S. 222
87 Vgl. Stephens, et al. (2018), S. 156
88 Vgl. Böhm, et al. (2017), S. 22
89 Vgl. Böhm, et al. (2017), S. 22
90 Vgl. Youtube (2013)
91 Vgl. Albert-Schweitzer-Stiftung (2019c)
92 Vgl. Jonathan S. (2019)
93 Vgl. Gaydhane, et al. (2018), S. 133
94 Vgl. Böhm, et al. (2017), S. 9
95 Vgl. Planet B.io (2020)
96 Vgl. Labiotech (2019)
97 Vgl. Albert-Schweitzer-Stiftung (2019c)
98 Vgl. Bhat, et al. (2015), S. 246
99 Vgl. Specht/Lagally (2017), S. 4
100 Vgl. Bhat/Fayaz (2011), S. 130
101 Vgl. Hinzmann (2018), S. 3.
102 Vgl. Techcrunch (2019)
103 Vgl. Böhm, et al. (2017), S. 2-3
104 Vgl. Böhm, et al. (2017), S. 3
105 Vgl. Gaydhane, et al. (2018), S. 5
106 Vgl. Böhm, et al. (2017), S. 3
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