In der Testrezension werden Konzeption und Einsatzmöglichkeiten, Testaufgaben, Testdurchführung und -auswertung sowie auch Interpretation der Testergebnisse des KET-KID nach Daseking und Petermann aufgeführt. Darüber hinaus wird die Normierung des Testverfahrens vorgestellt sowie die Gütekriterien diskutiert und das Testverfahren kritisch betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
1 Übersicht
2 Konzeption und Einsatzmöglichkeit
3 Aufgaben
4 Durchführung
5 Auswertung
6 Interpretation
7 Normierung
8 Gütekriterien
9 Anmerkungen und Kritik
10 Literaturverzeichnis
1 Übersicht
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2 Konzeption und Einsatzmöglichkeit
Der Kognitive Entwicklungstest für das Kindergartenalter in seiner 1. Auflage liegt seit 2009 als anwendbares Screeningverfahren vor. Die folgenden Ausführungen stützen sich auf das kurz vor der Veröffentlichung stehende und für die Normierung verwendete Testmaterial.
Die Testautoren legen ein entwicklungsneuro- und kognitionspsychologisch begründetes und belegtes, sowie standardisiertes Screeningverfahren vor, welches auf der spanischen Testversion „CUMANIN“ („Cuestionorio de Madurez Neuropsicologica Infantil“) der Arbeitsgruppe von Portellano Perez und Kollegen (2002) basiert. Dem auf den deutschsprachigen Raum übertragenen und sprachlich modifizierten Testverfahren liegen die Kenntnisse des russischen Neurologen Alexander Romanowitsch Luria zugrunde, der das Gehirn in die drei funktionalen Einheiten „Aktivierung“, „Aufnahme, Verarbeitung und Speicher“ und „Planung, Entscheidung und Bewertung von Handlungen“ einteilt.
Das Screeningverfahren für den Altersbereich von 3;0- 6;6 Jahren berücksichtigt neben aktuellen Forschungsergebnissen zur kindlichen Entwicklung einzelner kognitiver Fähigkeiten auch Ergebnisse zum Zusammenhang dieser Fähigkeiten mit späteren Schulleistungsstörungen. Grundsätzlich ist der KET-KID zur Erkennung von kognitiven und motorischen Teilleistungsstörungen oder zur Abbildung eines Rehabilitationsverlaufs konzipiert. Zusätzlich kann das Testverfahren aber auch zur allgemeinen Entwicklungsbegleitung von Kindern im Kindergartenalter eingesetzt werden.
Die Testleistungen des Kindes in den verschiedenen Aufgabenbereichen werden ermittelt und in einer Entwicklungs-, einer nonverbalen und einer verbalen Skala (siehe Tabelle 1) zur Gesamtbeurteilung zusammengefasst.
Tabelle 1: Skalen und Untertests
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3 Aufgaben
Der KET-KID beinhaltet zahlreiche Materialen, mit denen sich der Anwender vor der Durchführung vertraut machen sollte. So enthält der Testkoffer neben dem ausführlichen Manual auch Aufgaben- und Protokollbögen, eine Bildvorlage für den Untertest „Bildhaftes Gedächtnis“, drei Bildvorlagen und eine Lochkarte für den Untertest „Lateralität“ sowie eine Audio-CD für die Untertests „Artikulation“ und „Auditives Gedächtnis“. Zusätzlich zu den beiliegenden Testmaterialen werden zur Durchführung ein CD-Player, ein Bleistift, ein Ball und eine Stoppuhr benötigt.
Insgesamt besteht der Test aus elf Untertests (siehe Tabelle 1). Dabei ist die Durchführung von acht dieser Untertests zur Bestimmung der drei Skalenwerte (nonverbale Skala, verbale Skala und Entwicklungsskala) notwendig, die drei weiteren Bereiche werden als Nebenskalen erfasst.
Die nonverbale Skala, die speziell Fähigkeiten erfasst, bei denen das Kind keine oder nur geringe Sprachfähigkeiten benötigt, umfasst insgesamt 60 Aufgaben, die in fünf Untertests erfasst werden:
- Psychomotorik (12 Aufgaben): Ausführen motorischer Anweisungen und Erkennen sensorischer Reize (Fingerstimulation).
- Räumliche Vorstellung (15 Aufgaben): Ausführen von Handlungsaufforderungen (in Bezug auf die Lateralität).
- Visuokonstruktion (15 Aufgaben): Abzeichnen immer komplexerer geometrischer Figuren.
- Bildhaftes Gedächtnis (10 Stimuli in einer Aufgabe): Erinnern von bildlich dargestellten Objekten nach 60 Sekunden Darbietung.
- Rhythmus (8 Aufgaben): Imitieren von Rhythmusfolgen durch Nachklatschen.
Die verbale Skala, die die expressiven Sprachfähigkeiten des Kindes misst, wird aus insgesamt 32 Aufgaben in drei Untertests berechnet:
- Artikulation (20 Aufgaben): Nachsprechen einzelner Wörter.
- Auditives Gedächtnis (12 Aufgaben): Nachsprechen immer komplexerer Sätze (zunehmende Anzahl an Worten, Haupt- und Nebensätze).
- Sprachverständnis (10 Aufgaben): Beantworten von Verständnisfragen zu einer zuvor gehörten Geschichte.
Zur globalen Fähigkeitsschätzung über verschiedene Entwicklungsdimensionen hinweg dient die Entwicklungsskala, die sich aus allen eben erläuterten Aufgaben der acht Untertests der nonverbalen und der verbalen Skala zusammensetzt. Zusätzlich werden noch weitere grundlegende Fähigkeiten in drei Untertests erfasst:
- Wortflüssigkeit (4 Aufgaben): Produktion von möglichst langen Sätzen nach Vorgabe von einem bzw. von zwei Stimuluswörtern.
- Aufmerksamkeit (1 Aufgabe): Korrektes Durchstreichen von möglichst vielen Zielreizen, die zwischen Distraktoren erkannt werden müssen, in maximal 30 Sekunden.
- Lateralität (14 Aufgaben): Z.B. Durchschauen durch Lochkarte, Zeichnen eines Kreises, Werfen und Schießen eines Balls.
Der Untertest „Lesen und Schreiben“ aus der spanischen Originalversion wurde nicht übernommen, da in diesem Bereich ein zu geringer Entwicklungsstand der zu testenden Kinder im maximalen Alter von 6;6 angenommen wird.
Viele der Aufgaben sind durch eine bestimmte maximale Anzahl von Versuchen oder durch eine Zeitvorgabe begrenzt („Psychomotorik“, „Bildhaftes Gedächtnis“, „Aufmerksamkeit“). Zudem sind die Aufgaben einiger Untertests nach aufsteigender Schwierigkeit geordnet (z.B. „Auditives Gedächtnis“, „Rhythmus“), weshalb z.B. für den Untertest „Rhythmus“ Abbruchkriterien vorliegen.
4 Durchführung
Der KET-KID wird als Einzeltest durchgeführt. Auf dem Protokollbogen werden Name und Geschlecht des Kindes sowie das Geburts- und Testdatum vermerkt. Aus dem Geburts- und Testdatum wird das Testalter des Kindes auf den Monat genau errechnet (hierbei wird abgerundet). Materialien, die gerade nicht gebraucht werden, sollten aus dem Sichtfeld des Kindes geräumt werden. In einigen Untertests muss der Testleiter zusätzlich zur erreichten Punktzahl die Lateralität beobachten, d.h. angeben, ob das Kind die Aufgabe mit der rechten oder linken Körperhälfte gelöst hat. Während der Durchführung stehen dem Testleiter keine Bewertungshilfen zur Verfügung, daher ist die vorherige ausführliche Einarbeitung in das Verfahren unerlässlich.
Die Reihenfolge der Untertests sollte grundsätzlich eingehalten werden. Falls einzelne Items doch zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden, sollte dies auf dem Protokollbogen ebenso wie ggf. nötige Pausen, notiert werden. Im Manual werden Beispiele angegeben, wie das Kind im Verlauf motiviert werden kann.
5 Auswertung
Im Handbuch werden die Auswertungsrichtlinien für jeden Untertest bzw. teilweise auch für einzelne Aufgaben direkt im Anschluss an die Durchführungsanweisungen angegeben. Die Bewertung der meisten Aufgaben basiert auf einem dichotomen falsch/richtig-Urteil (0/1 Punkte). Einige Aufgaben werden einer abgestuften Bewertung unterzogen, bei der z.B. die Anzahl der richtig produzierten bzw. die der bearbeiteten Stimuli die Punktzahl ergibt Für die Aufgaben, bei denen die konkrete Beurteilung dem Testleiter überlassen wird, weil auch abweichende Ergebnisse in einem gewissen Grad akzeptiert werden (z.B. in den Untertests „Auditives Gedächtnis“ oder „Visuokonstruktion“), liegen Auswertungshilfen im Handbuch vor, die tolerierbare Abweichungen oder auch Auswertungskriterien mit Beispielen für eine korrekte sowie eine fehlerhafte Bewertung enthalten. Für den Untertest „Lateralität“ und die weiteren Aufgaben der anderen Untertests, bei denen die genutzte Hand bzw. der genutzte Fuß ebenfalls protokolliert werden, liegt eine Tabelle zur Auswertung vor, nach der die bevorzugte Lateralität (rechts, links, gemischt) je nach Anzahl der mit rechts durchgeführten Aufgaben bestimmt wird.
Die Gesamtpunktzahlen der Rohwerte der einzelnen Untertests werden auf das Profilblatt im Protokollbogen eingetragen. Anschließend werden pro Untertest altersabhängige Prozentränge bestimmt. Für die Berechnung der nonverbalen, der verbalen und der Entwicklungsskala werden die jeweiligen Rohwerte aufsummiert und ebenfalls die zugehörigen Prozentränge ermittelt. Die Autoren betonen, dass bei der Berechnung der einzelnen Skalen Boden- und Deckeneffekte der einzelnen Untertests nicht mehr bedeutsam sind, so dass bei manchen Kindern hier niedrigere Prozentränge zugewiesen bekommen als in den jeweiligen Untertests. Für eine anschaulichere Darstellung dieser Ergebnisse kann ein Profil mit den jeweiligen Prozenträngen über alle Untertests und die drei Skalen erstellt werden, so dass Teilleistungsstärken und -schwächen in den einzelnen Aufgabenbereichen leichter analysiert werden können, dies ist jedoch (noch) nicht auf dem Profilbogen möglich.
6 Interpretation
Zur Interpretation der erzielten Ergebnisse können die Beschreibungen der drei errechneten Skalen sowie die ausführlichen Erläuterungen zu den in den elf Untertests erfassten Funktionen verwendet werden. Diese werden detailliert dargestellt, wobei jeweils der normale Entwicklungsverlauf, wichtige Ergebnisse aus der Forschung, der Zusammenhang zu anderen Problemen, häufige Komorbiditäten, mögliche Einflussfaktoren (v.a. Risikofaktoren), Erklärungsmodelle und Theorien, neuronale Korrelate sowie die Bedeutung der jeweiligen Fähigkeit eingehend beleuchtet werden. Zusätzlich werden auch tiefer gehende spezifische Tests zu den einzelnen Funktionen genannt, die bei Auffälligkeiten im Screening eingesetzt werden können. Im Handbuch sind zudem Fallbeispiele zu finden, in denen die Ergebnisse der einzelnen Untertests und der globalen Skalen konkret inhaltlich interpretiert werden sowie Stärken und Schwächen durch den Vergleich der einzelnen Ergebnisse (Entwicklungsskala, nonverbale Skala, verbale Skala) analysiert werden. So spricht ein sehr hohes oder sehr niedriges Ergebnis auf der Entwicklungsskala für eine homogen über- oder unterdurchschnittliche Entwicklung in den erfassten Bereichen, große Unterschiede der Leistungen in den zwei Unterskalen deuten hingegen auf spezifische Defizite im nonverbalen bzw. verbalen Bereich. Auch Auffälligkeiten in den einzelnen Untertests (im positiven wie im negativen Sinne) können durch die differenzierte Betrachtung der Prozentränge festgestellt werden und liefern Hinweise auf umschriebene Entwicklungsstörungen bestimmter Fähigkeiten. Auch eine Verhaltensbeobachtung sollte in die Interpretation miteinbezogen werden. Auf dieser Basis werden in den Fallbeispielen, je nach defizitärem Bereich, zusätzlich Empfehlungen zur Förderung oder zur weiteren differentialdiagnostischen Untersuchung gegeben.
7 Normierung
Die Normierung erfolgte in einem Zeitraum von September 2007 bis April 2008 in sieben Bundesländern an 16 Standorten. Insgesamt nahmen 622 Kinder an der Normierung teil, wobei die Gesamtstichprobe in sieben Altersgruppen à 6 Monaten unterteilt wurde. Kinder mit signifikanten Vorbefunden wurden aus der Datenerhebung ausgeschlossen. Die regionale Herkunft der Kinder (ländlich, städtisch, Kleinstadt), ebenso wie die teilnehmende Kindergarteneinrichtung und der höchste Schulabschluss der Eltern werden von den Autoren mit Hilfe einer tabellarischer Übersicht vorgelegt. Zusätzlich wird angegeben, ob die Kinder in der Familie ein- oder zweisprachig aufwachsen.
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