BK - Protokoll: Barocke Architektur
Der barocke Baustil wird im allgemeinen als Baustil des Absolutismus bezeichnet.
Durch diese Form der Architektur soll Herrschaft und Macht repräsentiert werden, ein Streben nach Höherem, fast schon das Verlangen der Gleichstellung mit nicht-weltlichen Mächten.
Hier ist natürlich anzumerken, dass es keinesfalls zu einem Ersetzen derselben führen sollte; für die Monarchen dieser Ära war es lediglich eine Möglichkeit auszudrücken, wie sie sich selbst und ihre Stellung in der Welt sahen.
Die Erbauer solcher Schlösser wie Nymphenburg oder Versailles sahen sich selbst als Mittelpunkt der weltlichen Macht, dies zeigt auch die Gartenplanung jener Zeit, die darauf abzielte, dass jeder Weg aus den riesigen Gartenanlagen zu eben diesem Mittelpunkt führte, zum eigentlichen Gebäude, zur Residenz des Machtinhabers.
Bei den Bauten wurde besonders darauf geachtet, dass eine räumliche Tiefe entstand.
Auch ein weiteres, zentrales Merkmal der barocken Architektur wird an den Gartenanlagen sehr deutlich:
Hier lässt sich das Streben ins Unendliche bzw. das Streben in die Ferne besonder gut erkennen.
Auch die Symmetrie , die allen Barockbauten vorherrscht, lässt sich an den riesigen , gut durchdachten Anlagen gut beobachten. Zum einen wird diese , um dies einmal am Beispiel von Versailles, durch den zentral verlaufenden und den Park teilenden Kanal erreicht, jedoch auch die natürlichen Spiegel, die Teichanlagen und Seen tragen ihren Teil zur Gesamtsymmetrie bei .
Als Ursprung der barocken Architektur kann man wohl Frankreich bezeichnen, wenn auch in Italien diverse barocke Bauten zu finden sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im allgemeinen kann man feststellen, dass die barocke Baukunst lebendiger ist, als die vorhergehenden Stile, wie z.B. die Gotik. Deutlich kann man dies an den Figuren der einzelnen Bauten beobachten, ein Beispiel wären die lebendig wirkenden Putten in Pommersfelden oder die Darstellung diverser Gestalten verschiedener Mythologien und Sagen in den Gartenanlagen von Versailles.(s.u.)
Ein Beispiel barocker Architektur lässt sich auch in unserer Nähe, in Bonn finden.
Das barocke Zentrum dieser Stadt ist die Universität mit der angrenzenden Gartenanlage.
Das Haupteinflussgebiet des Barock in Deutschland war jedoch der süddeutsche Raum.
Die Anlage Nymphenburg bei München ist da eines der bekanntesten Beispiele. Gelegen an einer Seenplatte ist hier die Gartenanlage besonders erwähnenswert. Dort erkennt man sowohl die Ausrichtung auf die Ferne als auch das eigentliche Schloss als Fixpunkt . Ohne Schwierigkeiten ist zu erkennen, dass alle Wege zum Füsten führen. Die Anlage verfügt über mehrere "points de vue" und natürliche Spiegel, die den Eindruck von Symmetrie verstärken.
Ein weiteres Merkmal, welches den barocken Charakter wiederspiegelt ist der große Ehrenhof.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Einige Kilometer weiter südwestlich, in der Nähe von Madrid liegt El Escorial.
Obwohl diese noch heute genutzte Residenz der spanischen Königsfamilie schon in der Zeit zwischen 1563 und 1584 erbaut wurde, wird sie dennoch zu den barocken Bauten gezählt.
Philipp II ließ dieses Schloss, dass auch als Kombination von Schloss und Kloster bezeichnet wird, bauen.
Der Klostercharakter wird durch den fehlenden Schmuck, der eigentlich als Möglichkeit der Repräsentation im Barock unverzichtbar ist, erzielt. Der Hauptaspekt ist natürlich die deutlich herausragende Kirche. Das Gebäude ist im Gegensatz zu den meisten barocken Residenzen durch eine Mauer von der Außenwelt abgegrenzt.
In Frankreich gibt es neben dem bekanntesten Werk der Barockarchitekten, Versailles, auch noch weitere Schlösser, die erwähnenswert sind.
Hier ist z.B. die Anlage Vaux-le-Vicomte zu nennen, die im Jahre 1661 fertiggestellt wurde und von da an dem Finanzminister Lundwigs XIV als Wohnstätte diente.
Vaux-le-Vicomte ist ein früher Barockbau, der auch wiederum die charakteristischen Merkmale barocker Schlösser zeigt. Zu nennen wären da der Ehrenhof, die Gartenanlage mit dem Fixpunkt Schloss und die Naturspiegel.
Eine kuriose Geschichte wird ebenso mit diesem Bau verbunden:
Als Ludwig XIV bei seinem Finanzminister zu Besuch auf Vaux-le-Vicomte war, schaute der Sonnenkönig sich das imposante Schloss sehr genau an und "bot" dem Finanzminister, aufgrund von Veruntreuung und Verschwendung von Staatsgeldern an, seine Residenz gegen einen im Gefängnis einzutauschen.
Dies bedeutete natürlich nicht, dass der Bau Ludwig XIV missfiel.
Er veranlasste daraufhin den Baubeginn des bekanntesten und imposantesten barocken Schlosses, den Bau von Versailles.
Der Baubeginn war noch im selben Jahr, die Architekten Louis Le Vau und Jules Hardouin-Mansart schlossen die Arbeiten 1689 ab.
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Entstanden war neben der imposanten Gartenanlage mit dem Kanal und den Brunnen, Figuren und Statuen ein riesiger Gebäudekomplex.
In dessen Ehrenhof ließ der König eine Statue von sich selbst aufstellen, um seine Person als Mittelpunkt der Macht darzustellen. Das kirchliche Gebäude ließ er ein wenig abseits dieser Statue bauen, dies verdeutlicht seine Vorstellung der alleinigen Herrschaft.
Um den Ehrenhof sind die sog. Zirkularbauten angesiedelt, dies waren Abstellmöglichkeiten für die Kutschen mitsamt ihrer Zugtiere.
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Besondere Aufmerksamkeit verdient auch ein Raum innerhalb des Schlosses, der Spiegelsaal.
Hier lässt sich sehr gut zeigen, dass die Architekten und Bauherren mit ihren Residenzen nach Unendlichkeit strebten.
Durch die vielen Spiegel wird eine ungeheure räumliche Tiefe erzeugt.
Dieser Raum eignete sich selbstverständlich hervorragend um Politik zu machen, da er einen Besucher erst einmal in Ehrfurcht vor dieser Unendlichkeit, nicht zuletzt aber auch vor dem materiellen Wert dieser Einrichtung, erstarren ließ.
Der Spiegelsaal wurde natürlich auch für gesellschaftliche Anlässe, wie z.B. Bälle, genutzt.
© Sebastian Kautzky, 22.11.1998
- Arbeit zitieren
- Sebastian Kautzky (Autor:in), 1998, Bildende Kunst - Protokoll: Barocke Architektur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96137
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