Der Klimawandel und dessen Auswirkungen werden aktuell kontrovers diskutiert. Sowohl politisch, als auch wirtschaftlich und gesellschaftlich rückt das Thema der Nachhaltigkeit zunehmend in den Fokus. Mögliche Maßnahmen und langfristige Entwicklungen im Hinblick auf den Klimawandel stehen hierbei im Vordergrund. Auch im Bereich der professionellen Pflegepraxis hat sich der Wunsch nach Umweltschutz und Nachhaltigkeit etabliert. Ein Zeichen hierfür ist die zunehmende Entstehung von sogenannten ,Green‘ und ,Blue Hospitals‘.
Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit ist es, nachhaltige Handlungsmöglichkeiten in Krankenhäusern deutschlandweit aufzuzeigen und einen potenziellen Beitrag der professionellen Pflegepraxis zur Stärkung des Nachhaltigkeitsbestrebens von Krankenhäusern schriftlich festzuhalten.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Diagrammverzeichnis
1. Einführung
1.1 Fragestellung und Ziel
1.2 Verwendete Literatur
1.3 Aufbau
2. Theoretischer Rahmen
2.1 Krankenhausbegriff
2.2 Nachhaltigkeitsbegriff
2.3 Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
2.4 Aktuelle Bedeutung der Nachhaltigkeit für Krankenhäuser in Deutschland
2.4.1 Bedeutung der Ökologie für Krankenhäuser
2.4.2 Bedeutung der Ökonomie für Krankenhäuser
2.4.3 Bedeutung des Sozialen für Krankenhäuser
3. Die Stärkung des Nachhaltigkeitsbestrebens von Krankenhäusern in Deutschland
3.1 Entscheidende Beweggründe für das Krankenhausunternehmen
3.2 Handlungsmöglichkeiten im Krankenhaus
4. Handlungsempfehlungen für die professionelle Pflegepraxis
4.1 Motivierung des Personals
4.2 Bildung von Arbeitsgruppen
5. Schlussbetrachtung
5.1 Fazit
5.2 Grenzen der Arbeit
5.3 Gesamtausblick
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
Abbildung 2: Auswirkungen des Krankenhausabfalls auf die Umwelt
Abbildung 3: Betriebliche Umweltbilanz
Abbildung 4: Bedürfnispyramide nach Maslow
Abbildung 1: Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
Abbildung 2: Auswirkungen des Krankenhausabfalls auf die Umwelt
Abbildung 3: Betriebliche Umweltbilanz
Abbildung 4: Bedürfnispyramide nach Maslow
Abbildung 1: Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
Abbildung 2: Auswirkungen des Krankenhausabfalls auf die Umwelt
Abbildung 3: Betriebliche Umweltbilanz
Abbildung 4: Bedürfnispyramide nach Maslow
Abbildung 1: Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
Abbildung 2: Auswirkungen des Krankenhausabfalls auf die Umwelt
Abbildung 3: Betriebliche Umweltbilanz
Abbildung 4: Bedürfnispyramide nach Maslow
Diagrammverzeichnis
Diagramm 1: Abfallarten im Krankenhaus
Diagramm 2: Beschäftigte im Gesundheitswesen
1. Einführung
Der Klimawandel und dessen Auswirkungen werden aktuell kontrovers diskutiert. Sowohl politisch, als auch wirtschaftlich und gesellschaftlich rückt das Thema der Nachhaltigkeit zunehmend in den Fokus. Mögliche Maßnahmen und langfristige Entwicklungen im Hinblick auf den Klimawandel stehen hierbei im Vordergrund (Luft 2019). Auch im Bereich der professionellen Pflegepraxis hat sich der Wunsch nach Umweltschutz und Nachhaltigkeit etabliert. Ein Zeichen hierfür ist die zunehmende Entstehung von sogenannten .Green' und .Blue Hospitals' (Healthcare Without Harm 2020).
1.1 Thematische Relevanz
Seit der Industrialisierung wirkt sich das Verhalten des Menschen immer stärker auf die Erdatmosphäre aus (UBA 2007, 1). Den Daten des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2013 zufolge hat sich die Durchschnittstemperatur der Erde seither um einen Grad erhöht (UBA 2013b). Als ursächlich hierfür gilt der zunehmende Anstieg von CO2-Emissionen und Treibhausgasen. Diese führten im Laufe der Zeit zu einem sogenannten „anthropogenen”. also vom Menschen verursachten Treibhauseffekt. Dieser macht sich als Klimawandel bemerkbar (UBA 2013a, 27). Eine gleichbleibende Emissionsmenge könnte dazu führen, dass die Erderwärmung in den nächsten dreißig Jahren pro Jahrzehnt um etwa 0,2 Grad Celsius zunimmt. Den Daten des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2016 zufolge soll die Erderwärmung in Europa bis zum Ende dieses Jahrhunderts um weitere 5,5 Grad Celsius ansteigen (UBA 2016). Bereits bei einem Temperaturanstieg von über 3,5 Grad Celsius könnten weltweit 3,2 Milliarden Menschen von einer Wasserknappheit betroffen sein (UBA 2007, 7). Das Umweltbundesamt sagt außerdem eine Zunahme von Hitzewellen voraus, die wahrscheinlich einen intensiveren Verlauf haben und länger andauern werden (UBA 2016). Deutschlandweit ist daher auch immer mehr mit durch Hitzewellen verursachten gesundheitlichen Folgen zu rechnen (UBA 2007, 8). Durch das Ausbleiben von Sommerniederschlägen in Mitteleuropa wird außerdem mit einem deutlichen Rückgang der Wasserressourcen in Deutschland gerechnet (UBA 2007, 5-8). In den westeuropäischen Ländern, wie zum Beispiel Deutschland, Frankreich und der Schweiz, wurde im Jahr 2018 ein nationaler Wärmerekord festgehalten (NOAA 2020). Auch bei einer Reduktion der Emissionsmengen würde es bis zum Jahr 2100 dennoch zu weiteren klimatischen Veränderungen kommen. So ist laut Daten des Umweltbundesamtes im 21. Jahrhundert mit einem Anstieg des Meeresspiegels zu rechnen (UBA 2013c). Auch für Deutschland wird bis zum Jahr 2050 eine Zunahme von Umweltkatastrophen prognostiziert. Diese können Risiken sowohl für die Natur, als auch Wirtschaft und Gesellschaft mit sich bringen (UBA 2015a). Wachsende Umweltprobleme wie Klimawandel, Bodenabbau oder der Verlust an biologischer Vielfalt stellen weltweite Folgen dieser Veränderungen dar (UBA 2017). Die durch den Klimawandel verursachte Ressourcenknappheit wird durch die fehlende Nachhaltigkeit des Wirtschaftssystems begründet. Der Wohlstand der Industrieländer und die rasche Entwicklung der Schwellen- beziehungsweise Entwicklungsländer gelten als maßgebende Faktoren für den weltweit starken Anstieg von CO2- Emissionen (UBA 2017). Laut Umweltbundesamt besteht die Gefahr, dass die bereits festgestellte Menge ohne das Ergreifen weiterer Maßnahmen noch weiter ansteigen könnte. Das Fehlen von Umweltschutzmaßnahmen könnte im 21. Jahrhundert sektorenübergreifende Auswirkungen haben. Eines der Hauptziele der Europäischen Union ist daher, den globalen Temperaturanstieg auf maximal 2 Grad Celsius zu begrenzen (UBA 2007, 2-8).
Ob die Regelungen für den Klimaschutz effizient umgesetzt und die Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können, wird seit mehreren Jahrzehnten auf internationaler Ebene besprochen. Erstmals wurde im Rahmen des Kyoto-Protokolls im Jahre 1997 eine rechtlich begründete Limitierung für eine Emissionsminderung in den Industriestaaten festgehalten (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit 2011). Hierfür hat die Weltgemeinschaft (UNO) im Jahr 2015 die „Agenda 2030” mit dem Ziel, eine weltweit nachhaltige Entwicklung zu erreichen, erlassen (Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2020). Dabei wurden Präventionsziele festgelegt, die auf internationaler Ebene durch unterschiedliche Anreize und Methoden staatliche Unterstützung finden. Diese Agenda stellt eine internationale Grundlage der Umweltpolitik dar und beinhaltet insgesamt siebzehn Nachhaltigkeitsziele - die sogenannten „Sustainable Development Goals (SDGs)”. Diese umfassen die Nachhaltigkeitsdimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 2018). Ziel der Agenda ist es, die dauerhafte Bewohnbarkeit der Erde zu sichern. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge setzt gesellschaftliches Wohlbefinden die Sauberkeit, Gesundheit und Vielfältigkeit der Umwelt voraus (WHO 2013, 72). Der sparsame Umgang mit knappen Ressourcen wie endlichen Rohstoffen, Wasser und Luft stellt daher ein politisches Leitprinzip der deutschen Bundesregierung dar. Alle zwei Jahre wird vom Bundesministerium für Umwelt und dem Umweltbundesamt deshalb eine repräsentative Befragung zum Umweltbewusstsein der Bevölkerung in Deutschland durchgeführt. Bemerkenswert ist, dass nur knapp jeder zehnte der Befragten die weltweite Umweltqualität als gut bewertet. Für etwa drei Viertel der Befragten stellt der Plastikmüll in den Meeren und die Abholzung von Wäldern ein hohes Umweltrisiko dar. Vier von fünf Befragten beschreiben den Gedanken daran, in welchen Umweltverhältnissen ihre Kinder 2 und Enkelkinder möglicherweise in Zukunft leben müssen, als besorgniserregend (UBA 2020e). Diese Daten dienen der deutschen Bundesregierung als Entscheidungsbasis für das Ausarbeiten themenbezogener Präventionsmaßnahmen. Als erster Schritt könnten gesetzliche Vorgaben zur Abfallwirtschaft eingeleitet werden.
Aufgrund ihrer großen Bedeutung im Gesundheitswesen sollten Krankenhäuser in den Mitgestaltungsprozess des nachhaltigen Wandels einbezogen werden (Pufé 2012, 27). Dienstleistungsträger und Unternehmen, insbesondere Krankenhäuser, stehen im Fokus der Umweltschutzdebatte, denn die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser ist nicht zufriedenstellend (DKI 2019, 9). Den Angaben einer VDK-Mitgliederbefragung aus dem Jahr 2015 zufolge sind neun von zehn Krankenhäusern nicht mehr fähig, Überschüsse zu erwirtschaften, die für ihre Zukunftssicherung notwendig wären (VDK 2015). Die Zukunftserwartungen der Krankenhäuser werden als besorgniserregend beschrieben (Blum et al. 2015, 84- 86). Im Jahr 2017 wurde die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr als schlechter bewertet. Die Kosten waren im Gegensatz zu den Erträgen konsequent angestiegen. Etwa 12 % aller Krankenhäuser befanden sich im sogenannten ,roten Bereich' und standen unter erhöhter Insolvenzgefahr. Während im Jahr 2016 noch 13 % der Krankenhäuser einen Jahresverlust angaben, waren es 2017 bereits 28 %. Ausschlaggebend dürften hierfür der rasche Rückgang von stationären Fallzahlen, eine Zunahme ambulanter Fälle und eine Intensivierung der Prüfungen des medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen (MDK) sein (Augurzky et al. 2019). Insbesondere große Krankenhäuser ab sechshundert Betten stuften ihre wirtschaftliche Situation als sehr schlecht ein (DKI 2019, 9). Im Hinblick auf die Umweltverschmutzung trägt der Gesundheitssektor außerdem dazu bei, dass die Natur durch große Abfallmengen, Grundwasserbelastungen und einen hohen CO2- Ausstoß überstrapaziert werden (UBA 2014). In Europa bildet der Gesundheitssektor etwa 5 % des gesamten CO2- Ausstoßes- in den USA sind es sogar 8 % (Long 2016; Healthcare Without Harm 2013). Außerdem ist der Energieverbrauch von Krankenhäusern in Deutschland sehr hoch. Der jährliche Energieverbrauch eines Krankenhausbettes entspricht vergleichsweise etwa dem von drei bis vier Einfamilienhäusern (Loh 2014, 277). Eine thematische Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeit von Krankenhäusern ist daher unverzichtbar.
Ich persönlich bin seit über sieben Jahren als Gesundheits- und Krankenpflegerin in einem ländlichen Krankenhaus tätig. Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass mir viele Auszubildende immer wieder die Frage stellen, was im Unterricht mit einem nachhaltigen Umgang mit Materialien gemeint ist, oder was beispielsweise der Handschuhwechsel mit der Wirtschaftlichkeit in der Pflege zu tun hat. Diese und ähnliche Fragen haben mich schließlich dazu gebracht, mein eigenes Handeln als professionelle Pflegekraft kritisch zu überdenken. Immer häufiger habe ich mich gefragt, ob meine Handlungen in der Praxis nachhaltig sind, ob die Mülltrennung sachgerecht stattfindet, ob es zu vermeidbaren Abfällen kommt oder ob Infusionen, die beispielsweise im Waschbecken entsorgt werden, Auswirkungen auf das Grundwasser haben könnten. Daraus entstand mein Anliegen, die Auszubildenden für ihr eigenes Handeln zu sensibilisieren und sie zu befähigen, Vorgänge in der professionellen Pflegepraxis auf ihre Nachhaltigkeit hin kritisch zu hinterfragen. Als Verfasserin dieser Bachelorarbeit ist es mir wichtig, nachhaltige Handlungsmöglichkeiten in Zukunft fundiert erklären und mit Inhalten aus der professionellen Pflegepraxis und Pflegepädagogik verknüpfen zu können.
1.2 Fragestellung und Ziel
Die zuvor dargestellte thematische Relevanz der vorliegenden Arbeit setzt einen Rahmen für die Bedeutung und Notwendigkeit einer zukunftsorientierten Auseinandersetzung mit dem Thema der Nachhaltigkeit in Krankenhäusern. Im Hinblick auf den Nachhaltigkeitsgedanken kann festgestellt werden, dass das Klinikgeschehen von einer Vielzahl an Entscheidungen und Handlungen geprägt ist. Vorgänge im Krankenhausalltag stehen daher in direktem Zusammenhang mit nachhaltigen Entwicklungen. Deshalb ergibt sich die Frage, wie das Nachhaltigkeitsbestreben in Krankenhäusern gestärkt werden kann. Eine allumfassende Erfassung kontextbezogener Aspekte zu erreichen, erscheint im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich.Zur Annäherung an die Frage, welche Handlungsmöglichkeiten zur Stärkung des Nachhaltigkeitsbestrebens von Krankenhäusern in Deutschland beitragen können, wurden folgende Leitfragen entwickelt:
- Wie wird ein Krankenhaus definiert?
- Wie wird Nachhaltigkeit definiert?
- Welche Bedeutsamkeit wird der Nachhaltigkeit von Krankenhäusern aktuell in Deutschland zugeschrieben?
- Welche Beweggründe können zur Stärkung des Nachhaltigkeitsbestrebens von Krankenhäusern in Deutschland beitragen?
- Wie kann das Nachhaltigkeitsbestreben von Krankenhäusern in Deutschland gestärkt werden?
- Welche themenbezogenen Konzepte existieren bereits?
- Welchen Beitrag können professionelle Pflegende zur Stärkung des Nachhaltigkeitsbestrebens von Krankenhäusern in Deutschland leisten?
Aus diesen Leitfragen lässt sich in einem nächsten Schritt folgende Forschungsfrage ableiten:
Welche nachhaltigen Handlungsmöglichkeiten sind in Krankenhäusern deutschlandweit vorhanden und wie kann die professionelle Pflegepraxis zur Stärkung des Nachhaltigkeitsbestrebens beitragen?
Zur Beantwortung der Leitfragen wurden folgende Feinziele formuliert:
- Der Begriff Krankenhaus soll vor dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung näher definiert werden.
- Der Begriff Nachhaltigkeit soll vor dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung näher definiert werden.
- Die aktuelle Bedeutsamkeit der Nachhaltigkeit für Krankenhäuser soll schriftlich dargestellt werden.
- Es sollen Beweggründe für das Krankenhausunternehmen aufgezeigt werden, die zur Stärkung des Nachhaltigkeitsbestrebens von Krankenhäusern in Deutschland beitragen können.
- Es sollen Handlungsmöglichkeiten in Krankenhäusern dargestellt werden, die sich zur Stärkung des Nachhaltigkeitsbestrebens von Krankenhäusern in Deutschland eignen.
- Es sollen Konzepte aufgeführt werden, die sich zur Stärkung des Nachhaltigkeitsbestrebens von Krankenhäusern in Deutschland eignen können.
- Es sollen Handlungsmöglichkeiten zur Stärkung des Nachhaltigkeitsbestrebens von Krankenhäusern in Deutschland dargestellt werden, die sich für die professionelle Pflegepraxis ergeben können.
Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit ist es, nachhaltige Handlungsmöglichkeiten in Krankenhäusern deutschlandweit aufzuzeigen und einen potenziellen Beitrag der professionellen Pflegepraxis zur Stärkung des Nachhaltigkeitsbestrebens von Krankenhäusern schriftlich festzuhalten.
1.3 Verwendete Literatur
Die Wahl dieses Themas hat sich im Rahmen meiner praktischen Tätigkeiten im Gesundheitswesen ergeben. Aber auch Gespräche mit Dozenten*innen der Hochschule Esslingen haben dazu geführt, dass auf dieses Gebiet ein thematischer Schwerpunkt gelegt wurde. Zur Bearbeitung der Forschungsfragen und zur Erreichung des Ziels dieser Arbeit wurde in einem ersten Schritt eine systematische Literaturrecherche in den Bibliotheken der Fachhochschule Esslingen und der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart durchgeführt. Außerdem wurden die Datenbanken BOSS, CINAHL, Carelit PuBMed und Springer Link für eine systematische Literaturrecherche herangezogen. Neben einschlägigen Fachbüchern dienten zahlreiche themenbezogene E-Books, Fachzeitschriften, Statistiken (über DBIS/ Statista) und aktuelle Studien als Literaturbasis dieser Arbeit.
Durch die hohe Reichweite der verwendeten Schlagwörter konnte neben vielen Grundlagenwerken auch eine Vielfalt an aktueller internationaler Literatur gefunden werden. Für die Auseinandersetzung mit dem historischen Hintergrund des Krankenhausund Nachhaltigkeitsbegriffs war eine gezielte Literaturrecherche unerlässlich. Die dabei getroffene Auswahl ist äußerst vielfältig und entstammt der Forschung mehrerer Jahrzehnte. Als Grundlage für die Datenbankrecherche dienten die für das bearbeitete Thema relevanten Schlagwörter ,Nachhaltigkeit', ,Krankenhaus', ,Umweltschutz', Umweltverschmutzung', ,Ökosystem', ,Biodiversität', ,Pflegende', ,Sustainability', ,Nachhaltigkeitsmanagement' und ,Krankenhausunternehmen'. Aus der Kombination der Schlagwörter ließen sich weitere Suchbegriffe gewinnen.
1.4 Aufbau
Im Einführungsteil der vorliegenden Arbeit werden zunächst die globalen und nationalen Umweltveränderungen dargelegt und begründet. Der theoretische Rahmen wird im Hauptteil durch die Definition der Begriffe Krankenhaus und Nachhaltigkeit abgesteckt. Außerdem wird das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit näher erläutert. Anschließend wird auf die aktuelle Bedeutung der Nachhaltigkeit für Krankenhäuser in Deutschland eingegangen, wobei auch ihre ökologische, ökonomische und soziale Bedeutung der im Einzelnen näher betrachtet wird. In einem weiteren Schritt werden entscheidende Beweggründe für die Stärkung des Nachhaltigkeitsbestrebens von Krankenhäusern in Deutschland beschrieben. Am Beispiel des Konzeptes des ,Green Hospital' werden Handlungsmöglichkeiten zur Erreichung dieses Ziels aufgeführt. Im Nachgang werden daraus Handlungsempfehlungen für die professionelle Pflegepraxis abgeleitet. Abgeschlossen wird die Arbeit mit einer Schlussbetrachtung. Diese beinhaltet eine Zusammenfassung der gewonnenen Eindrücke als Fazit, die Darstellung der Grenzen der Arbeit und einen Gesamtausblick hinsichtlich der zukünftigen Relevanz dieses Themas.
2. Theoretischer Rahmen
Für das Verständnis dieser Arbeit werden im Folgenden zunächst die Begriffe Krankenhaus und Nachhaltigkeit näher definiert. Die Darstellung der historischen Hintergründe soll dabei einen Überblick über die Entstehung und chronologische Entwicklung dieser Begriffe liefern.
2.1 Krankenhausbegriff
Krankenhäuser bildeten die ersten Organisationen im Gesundheitssystem (Iseringhausen, Staender 2012, 185). Der Ursprung der Begriffshistorie liegt in Ägypten, Persien, Griechenland und Rom. Aus dem griechischen Wort .kline', das zu Deutsch „liegen” bedeutet, entwickelte sich später der Begriff .Klinik' (Bauer 2013, 147). Kranke fanden in griechischen Tempeln einen Ort, an dem sie liegen, beziehungsweise zur Ruhe kommen konnten. Daraus entstanden im Laufe der Zeit sogenannte .Leprosorien' und Lazarette. Bei Seuchen und in Kriegszeiten stellten diese eine Unterstützung für hilfebedürftige Menschen dar (Bauer 2013, 147). Größere definitorische Klarheit verschafft das vom lateinischen Begriff .hospitium' stammende Wort .Spital'. Im Lateinischen werden unter diesem Begriff Räume in römischen Villen verstanden, die für Gäste als Orte der Begrüßung dienten. Das Wort Spital wird überwiegend im Süden Deutschlands und in Österreich genutzt (Fleßa 2010, 23). Dieser Begriff durchlief mit der Zeit einen Wandel und nahm eine andere Bedeutung an; er bezeichnete etwa bis zur Hälfte des 19. Jahrhunderts einen Sterbeort für arme Menschen. Da reiche Menschen die Möglichkeit hatten, zu Hause gepflegt und ärztlich behandelt zu werden, suchten sie keine Spitäler auf. Krankenhäuser galten demnach nicht als Ort der Genesung, sondern vielmehr als Ort für hilfebedürftige und sterbenskranke Menschen (Fleßa 2010, 23). Ein weiterer Begriff, der sich vom lateinischen Wort .hospitium' ableiten lässt, ist das Wort Hospiz. Im Mittelalter wurde darunter in erster Linie ein Gasthaus verstanden, das Pilgern als Ruheort oder kranken Menschen auf der Pilgerschaft als Erholungsraum diente (Fleßa 2010, 23).
Heute besitzen Krankenhäuser einen sehr hohen Stellenwert in der Gesundheitsbranche (Scherrer 2013, 13). Sie stellen neuzeitliche Zuständigkeitsbereiche der stationären Versorgung dar. Heute wird unter dem Begriff Krankenhaus generell eine Einrichtung verstanden, die explizit auf die Behandlung und Pflege kranker Menschen ausgerichtet ist (Fleßa 2010, 23).
Die schriftliche Ausarbeitung der wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages zu Rechtsgrundlagen, verfassungsrechtlichen Vorgaben und zur Finanzierung von Krankenhäusern aus dem Jahr 2014 besagt, dass das Wort ,Krankenhaus‘ ein Sammelbegriff ist und unterschiedlich definiert werden kann (Deutscher Bundestag 2014, 19). Der Krankenhausbegriff kann deshalb in seiner Bedeutung sehr vielfältig ausfallen. Von zentraler Bedeutung für die Definition ist die Frage, ob der Schwerpunkt bei der Planung beziehungsweise der Finanzierung von Versorgungskosten liegt, oder ob dabei Themen im Bereich der Sozialversicherungs- und Leistungsträger im Vordergrund stehen. Auch gewerbetechnische Belange können einen Einfluss auf die Definition des Krankenhausbegriffs nehmen (Deutscher Bundestag 2014, 19). Die unterschiedlichen Aufgabenbereiche von Krankenhäusern sind zudem gesetzlich verankert (Scherrer 2013, 13). Deshalb sind neben der allgemeinen Begriffsbestimmung auch gesetzliche Begriffsdefinitionen zur inhaltlichen Konkretisierung der Rechte und Pflichten von Anbietern auf dem Gesundheitsmarkt von großer Bedeutung.
Im Jahr 1972 wurde im Krankenhausfinanzierungsgesetz eine elementare Definition des Krankenhausbegriffes gegeben. Darin wurden Krankenhäuser als „Einrichtungen, in denen durch ärztliche und pflegerische Hilfeleistung Krankheiten, Leiden oder Körperschäden festgestellt, geheilt oder gelindert werden sollen oder Geburtshilfe geleistet wird und in denen die zu versorgenden Personen untergebracht und verpflegt werden können” beschrieben (KHG 1972, §2, Abs. 1). Dieser Definition zufolge können auch Rehabilitations, Vorsorgezentren und Ausbildungsorte unter den Begriff des Krankenhauses fallen. Im Gegensatz hierzu wird im Sozialgesetzbuch (SGB V, §107, Abs. 1) eine strikte Trennung zwischen Krankenhäusern und Vorsorge- beziehungsweise Rehabilitationseinrichtungen vorgenommen. Demzufolge stellen Krankenhäuser „Einrichtungen, die 1. der Krankenbehandlung oder Geburtshilfe dienen, 2. fachlich-medizinisch unter ständiger ärztlicher Leitung stehen, über ausreichende, ihrem Versorgungsauftrag entsprechende diagnostische und therapeutische Möglichkeiten verfügen und nach wissenschaftlich anerkannten Methoden arbeiten, 3. mit Hilfe von jederzeit verfügbarem Pflege-, Funktionsund medizinisch technischem Personal darauf eingerichtet sind, vorwiegend durch ärztliche und pflegerische Hilfeleistung Krankheiten der Patienten zu erkennen, zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verhüten, Krankheitsbeschwerden zu lindern oder Geburtshilfe, und in denen 4. die Patienten untergebracht und verpflegt werden können” dar (SGB V, §107, Abs. 1).
Die Rolle von Krankenhäusern sollte allerdings nicht ausschließlich nach Gesetzestexten definiert werden. Neben Rechten und Pflichten spielen in der Betriebswirtschaft auch Arbeitsprozesse und Finanzierungsmechanismen eine bedeutende Rolle. Eine einseitige Definition per Gesetzesbeschluss würde demnach die betriebswirtschaftlichen Elemente des Krankenhausunternehmens völlig ausschließen.
Die Gemeinsamkeit aller Definitionen ist, dass Krankenhäuser als Einrichtungen für die stationäre Krankenbehandlung bezeichnet werden. Sie verbinden ärztliche und pflegerische Leistungen mit Unterkunfts- und Verpflegungsleistungen (Deutscher Bundestag 2014, 19). Sie bilden heute große Unternehmen im Dienstleistungssektor und spielen eine zentralen Rolle im Gesundheitssystem (Goepfert 2013, 32).
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Krankenhäuser auf stationäre Leistungen spezialisiert sind und sich dementsprechend von ambulanten Einrichtungen unterscheiden. Durch ihre überwiegend diagnostische und therapeutische Ausrichtung sind Krankenhäuser allerdings auch nicht mit stationären Pflegeeinrichtungen gleichzusetzen (Fleßa 2010, 26). Vielmehr stellen Krankenhäuser Unternehmen dar, die in der Gesundheitsbranche einen Platz durch diagnostische, therapeutische und betriebswirtschaftliche Aspekte einnehmen (Scherrer 2013, 24).
2.2 Nachhaltigkeitsbegriff
Ähnlich wie der Krankenhausbegriff kann auch die ,Nachhaltigkeit' auf unterschiedliche Weise ausgelegt werden. Für eine bindende und ganzheitliche Definition wird der Nachhaltigkeitsbegriff in der Literatur jedoch als „zu komplex und zu dynamisch” beschrieben (Grober 2010, 20).
Im Wörterbuch der deutschen Sprache von 1809 wird ,Nachhalt' als etwas beschrieben, „(.) woran man sich hält, wenn alles andere nicht mehr hält.” (Lampe 1809, 453) Das heißt, nachhaltig ist etwas, das beständig, tragfähig und standhaft ist. Dieser Begriff bedeutet Widerstandsfähigkeit, ist auf Dauerhaftigkeit ausgerichtet und somit zukunftsbezogen. Damit wird demnach das Denken in langen Zeiträumen beschrieben. Im Englischen wird das Wort ,nachhaltig' mit dem Begriff ,sustainable' umschrieben und bedeutet etwa ,dauerhaft' beziehungsweise ,stützend'. Dieses geht wiederum auf das lateinische Wort ,sustinere' zurück und bedeutet im Hinblick auf seine Wortbestandteile ,sub' (unter) und ,tenere' (halten, tragen) so viel wie aufrechterhalten, tragen oder stützen (Pufé 2012, 18).
Heute wird der Begriff ,Nachhaltigkeit' mit entwicklungspolitischen Strategien beziehungsweise technologischen Neuheiten in Verbindung gebracht. Politisch wird versucht, mit dem Nachhaltigkeitsbegriff ein Gleichgewicht zwischen den Menschen und der Natur herzustellen. Nachhaltigkeit ist lokal, regional, national und global realisierbar und somit auf allen Betrachtungsebenen relevant. Der individuelle und sektorenübergreifende Umgang mit vorhandenen Ressourcen steht dabei zunehmend im Vordergrund (Pufé 2012, 19). In der Literatur wird die Nachhaltigkeit als Wiederverwertbarkeit vorhandener Ressourcen beschrieben. Das Ziel dabei ist es, die wesentlichen Merkmale eines Kontextes durch ein „ökologisch verantwortliches und sozial gerechtes Verhalten“ (Pufé 2012, 17) beizubehalten und die Ressourcen auf natürlichem Wege wiederherzustellen (Pufé 2017, 37). Aus normativer Sicht wird daher unter dem Nachhaltigkeitsbegriff ein kollektives Ziel verstanden, dessen Erreichung als moralische Pflicht verstanden wird (Ott 2009, 269). Die Nachhaltigkeit wird als Gegenbegriff zum ,Kollaps' betrachtet, der einen plötzlichen Systemzusammenbruch bezeichnet (Pufé 2012, 17). Die aktuelle wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Konzept der Nachhaltigkeit stellt sich auf nationaler Ebene jedoch als vergleichsweise verhalten dar (Elsbernd et al. 2016, 90-93). Bisher bezog sich der Begriff .Nachhaltigkeit' lediglich auf „die soziale und ökologische Verantwortung” (Scherrer 2013, 31). Mittlerweile hat er sich aber auch zu einem wirtschaftlichen Leitwort entwickelt und fokussiert gleichwohl die ethisch-moralische Verantwortung anderen Menschen gegenüber. Damit ist eine Basis für Konzepte zur Erfüllung der ökologischen Verantwortung entstanden. Einen Schwerpunkt bildet hierbei der verantwortungsbewusste Umgang mit vorhandenen Ressourcen (Scherrer 2013, 31). Nachhaltigkeit scheint also mehr als nur ein umweltpolitisches Konzept zu sein. Ökologische, ökonomische und soziale Faktoren haben einen gleichermaßen großen Einfluss auf die Nachhaltigkeit einer Organisation (Kirstein und Waldmann 2011, 9).
So vielfältig die Definitionen des Nachhaltigkeitsbegriffs ausfallen können, so besitzen sie doch auch eine Gemeinsamkeit. Zentral ist das Streben nach dem Erhalt eines Systems. Diese können beispielsweise die Produktionskapazitäten sowohl auf sozialer als auch auf ökologischer Betrachtungsebene beinhalten. Ziel ist es, immer etwas zu bewahren und dabei das Wohlergehen zukünftiger Generationen zu berücksichtigen (Pufé 2012, 19). Die Nachhaltigkeit entwickelt sich ständig weiter, da sich immer wieder neue Herausforderungen ergeben. Um diesen entgegenzuwirken, ist es notwendig, einen entsprechenden Gestaltungsspielraum zu schaffen. Ein solcher muss aber zuerst erkannt und daraufhin auch genutzt werden (UBA 2015b).
Obwohl die Idee der Nachhaltigkeit in Krankenhäusern neu zu sein scheint (Baller und Schaller 2013, 274), wird ihr durch ihre Relevanz im Gesundheitswesen dennoch eine zentrale Rolle zugeschrieben (Debatin, Goyen und Kirstein 2011, 1). Der Nachhaltigkeitsbegriff verknüpft ökonomischen Antrieb mit Umweltverbundenheit und gesellschaftlicher Chancengerechtigkeit. Die ökonomischen, ökologischen und sozialen Komponenten stehen in Wechselwirkung zueinander. Eine zukunftsbezogene ökonomische Entfaltung von Krankenhäusern im Gesundheitswesen ist demnach nur dann zu erreichen, wenn sie nicht auf Kosten von ökologischen und sozialen Faktoren erfolgt (Baller und Schaller 2013, 274).
Als wichtige Dienstleistungsunternehmen in der Gesundheitsbranche sollten Krankenhäuser deshalb auch in der Zukunft qualitativ hochwertig und effektiv handeln können. Die kommenden Generationen benötigen ebenso geeignete gesundheitsbezogene Dienstleistungen, wie sie für den heutigen Generationen zur Verfügung stehen. Laut Baller und Schaller ist der Verantwortungsbereich von Krankenhäusern generationsübergreifend und bezieht sich sowohl auf die gegenwärtigen als auch zukünftigen Generationen (Baller und Schaller 2013, 274). Ressourcen müssen durch die Krankenhausleitung daher so eingesetzt werden, dass ihr Bestand nachhaltig ist und nicht damit gerechnet werden muss, dass sie vorzeitig erschöpft sind. Dadurch soll das Fortbestehen eines Krankenhauses erreicht werden und wird heutzutage mit dem Nachhaltigkeitsbegriff umschrieben (Fleßa 2010, 87).
Chronologie des Nachhaltigkeitsbegriffs Seinen Ursprung hat der Nachhaltigkeitsbegriff in der Forstwirtschaft. Bereits 1713 beschrieb der Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz die Nachhaltigkeit als eine „kluge Art der Waldbewirtschaftung” (von Carlowitz 1713, 72- 74). Damals führte ein industriell bedingter Anstieg des Holzbedarfes zu einer übermäßigen Nutzung von Waldressourcen. Infolgedessen wurde das Holz immer knapper. Mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit zielte Carlowitz auf die Wiederverwertbarkeit vorhandener Ressourcen ab. Abgeholzte Bäume sollten dementsprechend wieder nachgepflanzt werden (Grunwald und Kopfmüller 2012, 18-19).
Anfang des 19. Jahrhunderts gewann der Nachhaltigkeitsbegriff auch in der Fischerei zunehmend an Bedeutung. Die Vervielfältigung des Fischbestandes sollte als Orientierung für den Umfang des Fischfanges dienen. Ziel war es, einen dauerhaften Maximalertrag erreichen zu können. Mit den Anfängen der Wirtschaftswissenschaften wurde die Natur als wichtiges Element des wirtschaftlichen Wandels angesehen. Robert Malthus stellte Thesen auf, die einen Zusammenhang zwischen der Populationsstärke und die für die Ernährung benötigten Ressourcen herstellen. Grund dafür war ein seit der Industrialisierung festgestelltes Missverhältnis, das zwischen vorhandenen Ressourcen und der ansteigenden Bevölkerungszahl herrschte (Malthus 1817, 5-6). Die These von Malthus fand mit der Zunahme fortschrittlicher Techniken in der Land- und Forstwirtschaft allerdings immer weniger Anklang und galt letztendlich als widerlegt. Mit der wissenschaftlich- „Die Erreichung der Nachhaltigkeit in Krankenhäusern - Handlungsmöglichkeiten zur Stärkung des Nachhaltigkeitsbestrebens von Krankenhäusern in Deutschland“ technischen Weiterentwicklung schien einer grenzenlosen Entfaltung der Gesellschaft nichts im Wege zu stehen. Die menschliche Abhängigkeit von naturbezogenen Ressourcen wurde erst dann reflektiert, als Ende der 1960er Jahre die negativen Auswirkungen technischer Entwicklungen erkannt wurden: Die Umwelt schien durch den technologischen Fortschritt bedroht zu sein. Gleichzeitig wurde bemerkt, dass auch die wirtschaftliche Technisierung auf eine unversehrte Umwelt angewiesen war und das menschliche Verhalten diese zu zerstören drohten (Grunwald und Kopfmüller 2012, 19-20).
Der Bericht „Die Grenzen des Wachstums" des Club of Rome (Studie aus dem Jahr 1972 zur weltwirtschaftlichen Entwicklung) prognostizierte für die kommenden hundert Jahre einen bevorstehenden ökologischen Zusammenbruch in Verbindung mit einem katastrophalen Niedergang der Umwelt (Meadows et al. 1972, 51-54). Dies bewirkte eine intensive Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Wachstum und begrenzten Ressourcen (Grunwald und Kopfmüller 2012, 21). 1972: UNO- Konferenz über die Umwelt des Menschen (UNCHE)
Die erste internationale Konferenz der UNO über die Umwelt des Menschen fand im Jahr 1972 in Stockholm statt. Themenschwerpunkte waren Maßnahmen der Industrieländer gegen die industriell verursachten Beeinträchtigungen der Umwelt und zum Schutz des Ökosystems. Grundsätzlich ging es bei dem Treffen um die Bekämpfung von Armut, die medizinische Grundversorgung, sauberes Wasser und Schul- beziehungsweise Berufsbildung. Aus der Widersprüchlichkeit zwischen dem Fortschritt weniger entwickelter Länder und dem Umweltschutz, resultierte der Kerngedanke, dass Umweltschutz und Armut in direktem Zusammenhang miteinander stehen (Michelsen und Admoßent 2014, 8). 1987: Der Brundtland-Bericht Der erste Meilenstein zur nachhaltigen Entwicklung wurde jedoch erst im Jahr 1987 mit dem sogenannten ,Brundtland-Bericht‘ erreicht. Die Weltkommission für Entwicklung und Umwelt veröffentlichte den Bericht ,Our Common Future' mit dem Ziel, eine Strategie zu kreieren, die den wirtschaftlich-technischen Fortschritt mit dem Schutz der Umwelt vereinen sollte. Auf diesem Gedanken basiert der heute geläufige Begriff der ,nachhaltigen Entwicklung'. Im Brundtland-Bericht wurde er mit den Worten „Humanity has the ability to make development sustainable to ensure that it meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs” beschrieben (United Nations 1987, 15). Dieser Definition zufolge kann von einer nachhaltigen Entwicklung gesprochen werden, wenn die Bedürfnisse der bestehenden Generationen befriedigt werden können, ohne eine Gefährdung der Bedürfnisse zukünftiger Generationen in Kauf nehmen zu müssen. Die Veröffentlichung des Brundtland-Berichts wird als Auslöser für die Einberufung zwei weiterer Weltkonferenzen über Umwelt und Entwicklung angesehen. Die erste wurde im Jahr 1992 in Rio de Janeiro durchgeführt (BMZ 2010-2020a).
1992: UNO- Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED)
An dieser Konferenz zum Thema Umweltschutz nahmen insgesamt 178 Vertreter unterschiedlicher Nationen teil. Dort ist unter anderem das Abschlussdokument ,Agenda 21' entstanden, das in seiner und Gesamtheit für eine globale umweltverträgliche, nachhaltige Entwicklung mit der Beachtung künftiger Generationen plädiert. Außerdem rückt durch dieses Programm die Förderung von Bildung in den Vordergrund (BMZ 2010- 2020a).
2002: Weltkonferenz für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg
Die zweite Weltkonferenz wurde im Jahr 2002 in Johannesburg einberufen. Hier wurde ein Konzept für nachhaltige Entwicklung global ausgearbeitet, das seitdem ein Leitbild für die Zukunftsforschung darstellt. Zentrale Themen waren hierbei neben Bekämpfung von Armut auch das Herausstellen der Zusammenhänge zwischen Bildung und Nachhaltigkeit (BMZ 2010-2020a).
2005: Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
In der Folge entstand unter Koordination der UNESCO im Jahr 2005 schließlich die sogenannte Weltdekade ,Bildung für nachhaltige Entwicklung‘ (BNE). Alle UNMitgliedsstaaten verpflichteten sich in diesem Rahmen dazu, nachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten in ihrem Bildungssystem zu etablieren und allen Menschen die gleichen Chancen einzuräumen, Wissen zu nachhaltiger Entwicklung erlangen zu können (Deutsche UNESCO- Kommission 2011, 17-18).
2015: Weltkonferenz für nachhaltige Entwicklung in New York
Einen weiteren Meilenstein auf dem Weg der nachhaltigen Entwicklung stellt die Weltkonferenz für nachhaltige Entwicklung in New York dar. Aus dieser Konferenz ging die .Agenda 2030' hervor. Ihre zentralen Inhalte stellten die Armutsbekämpfung, die Minimierung des Klimawandels und der Schutz beziehungsweise die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und Lebensräume dar. Außerdem ging es bei der Konferenz um eine faire Globalisierung im Rahmen wirtschaftlicher Chancengerechtigkeit. Ziel war es Menschenrechte zu stärken und ein neues Verständnis der intensiven und internationalen Kooperation zu schaffen. Insgesamt fünf Kernbotschaften gelten für die Agenda 2030 als handlungsleitend. Es werden die Themenbereiche Menschenwürde, Schutz des Planeten, Wohlstand für alle, Frieden und globale Partnerschaft fokussiert (BMZ 2010-2020b).
2015: Klimaschutzkonferenz in Paris
Das Ziel der Klimaschutzkonferenz in Paris war es die globale Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Außerdem sollten die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um etwa 40 % minimiert werden. Diese Konferenz zählt neben dem Kyoto- Abkommen weltweit zu den wichtigsten Klimaschutzkonferenzen der Geschichte (Europäische Union 2016). Im Hinblick auf die Inhalte und die Vielzahl globaler Klimaschutzkonferenzen ist festzustellen, dass weltweit großer Handlungsbedarf zur Etablierung der Nachhaltigkeitsziele besteht.
2017: Die neue Nachhaltigkeitsstrategie in Deutschland
Das Bundeskabinett hat im Jahr 2017 eine neue Nachhaltigkeitsstrategie für Deutschland verabschiedet, die als Instrument für die Umsetzung der sogenannten 17 Nachhaltigkeitsziele der globalen Nachhaltigkeitsagenda 2030 gilt. Sie ist die erste Neuauflage der ersten deutschen Nachhaltigkeitsstrategie aus dem Jahr 2002. Der Fokus liegt dabei auf Themenbereichen wie Kultur, Bildung und Wissenschaft (Deutsche UNESCO- Kommission 2017).
2019: Forum Nachhaltigkeit
Das Forum Nachhaltigkeit wurde bereits im Jahr 2016 mit der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie neu aufgebaut. Im Sommer 2017 fand der erste Austausch statt. Beteiligte waren Akteure aus den Bereichen der Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Gegenstand des Forums waren der aktuelle Stand und die künftige Umsetzung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie beziehungsweise Agenda 2030. Die aktuelle Entwicklung in der Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele wird jedoch als zu gering erachtet. Es wird befürchtet, dass die meisten Nachhaltigkeitsziele mit den bisher ausgeführten Maßnahmen nicht zu erreichen sind. Für das Jahr 2020 ist eine neue Nachhaltigkeitsstrategie vorgesehen und soll von fünf Dialogkonferenzen in Berlin, Stuttgart, Norderstedt, Erfurt und Bonn begleitet werden. Da eine nachhaltige Entwicklung nicht staatlich verordnet werden kann, sollen die Nachhaltigkeitsziele durch die Erreichung einer Transparenz in der Gesamtbevölkerung bekannter werden (Die Bundesregierung 2020).
2.3 Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
Dieser chronologische Überblick belegt, dass die zentralen Dimensionen der Nachhaltigkeit Ökologie, Ökonomie und Soziales in Wechselwirkung zueinander stehen.
In der Literatur tauchen unterschiedliche Nachhaltigkeitsmodelle auf. Allgemein wird zwischen dem Drei-Säulen-Modell, dem Schnittmengen- beziehungsweise Dreiklangmodell und dem Nachhaltigkeitsdreieck unterschieden. Letztere sind Weiterentwicklungen des Drei-Säulen-Modells, die das Ziel haben, den Nachhaltigkeitsbegriff in seiner Komplexität wiederzugeben. Im Großen und Ganzen herrscht in der Forschung aber Einigkeit darüber, dass hinsichtlich der nachhaltigen Entwicklung unterschiedliche Einflussfaktoren eine Rolle spielen. Allen Nachhaltigkeitsmodellen liegt die Wechselseitigkeit der Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales zugrunde. Sind diese im Gleichgewicht, führt das zu einer höheren Belastbarkeit des Gesamtsystems (Pufé 2012, 33-35). Dies zu erreichen, stellt gleichzeitig ein Ziel des Drei-Säulen-Modells dar (Hauff 2014, 12). Insgesamt sollen diese Dimensionen eine Grundlage für die menschliche Bedürfnisbefriedigung bilden. Das Ziel dabei ist es, eine gesellschaftlich akzeptierte Nachhaltigkeitspolitik zu erreichen. Unumkehrbare Schäden, wie beispielsweise die irreversible Abholzung von Wäldern, sollten daher in allen drei genannten Bereichen umgangen werden (Michelsen und Adomßent 2014, 29).
Ökologische Nachhaltigkeit
Unter dem Konzept der ökologischen Nachhaltigkeit wird die Notwendigkeit verstanden, die Natur und die Umwelt zu schützen. Dies soll dem Erhalt natürlicher Ressourcen für zukünftige Generationen dienen, wobei ein schonender Umgang mit natürlichen Lebensräumen und die Reduktion von umweltschädlichen Einflüssen angestrebt wird. Thematisch handelt es sich dabei außerdem um Bereiche wie die Erhaltung der biologischen Vielfalt (Hohn 2016, 105).
Ökonomische Nachhaltigkeit
Die ökonomische Dimension der Nachhaltigkeit bezieht sich auf die zukunftsfähige Wirtschaftlichkeit einer Organisation wie beispielweise das Krankenhaus. Nachhaltiges Wirtschaften wird als Basis für ein dauerhaftes Bestehen und Wohlstand betrachtet. Das Erreichen ökonomischer Nachhaltigkeit kann durch den schonenden Umgang mit wirtschaftlichen Ressourcen, die beispielsweise den Erwerb von Geldern, Waren oder Dienstleistungen ermöglichen, erreicht werden (Gabler Wirtschaftslexi kon 2020a).
Soziale Nachhaltigkeit
Soziale Nachhaltigkeit kann durch die Wahrung der Menschenwürde erreicht werden. In der Forschung wird im Hinblick darauf die Wichtigkeit eines gesunden Sozialwesens betont. Das heißt, je mehr Vorkehrungen zur Stärkung des Humankapitals beispielsweise in Form von Bildungsangeboten getroffen werden, umso besser kann soziale Nachhaltigkeit erreicht werden. Eine Dauerhaftigkeit und Zukunftsorientiertheit des Sozialwesens kann in Krankenhäusern beispielsweise durch die Ermöglichung sozialer Teilhabe für das Gesundheitspersonal durchgesetzt werden (Hohn 2016, 105; Gabler Wirtschaftslexikon 2020b). Allgemein gilt das Drei-Säulen-Modell (Abbildung 1) als Fundament für eine nachhaltige Entwicklung (Kleine 2009, 6).
Die einzelnen Dimensionen zeichnen sich aus durch naturbezogene, soziale, technische und wirtschaftliche Veränderungen (Enquete- Kommission 1998, 24) und stehen in Wechselwirkung zueinander.
Sie wurden erstmalig im Jahr 1998 von der Enquete-Kommission in die deutsche Nachhaltigkeitsdebatte aufgenommen (Michelsen und Adomßent 2014, 29).
Inhaltlich basieren die drei Säulen auf den Ergebnissen von Diskursen über die Umwelt, das Wirtschaftswachstum und die menschliche Entfaltung. Sie bilden daher keine einheitliche Struktur (Kleine 2009, 5). Da gesellschaftliche Bedürfnisse durch
Veränderungen aber auch gefährdet werden können, ist es wichtig, alle drei Teile gleichmäßig zu berücksichtigen (Michelsen und Adomßent 2014, 29). Den Angaben von Hentze zufolge fehlt jedoch ein allumfassendes Modell, das die Themenbereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales vereint (Hentze 2017, 187). Im Idealfall sollten sich die Themenbereiche aller Dimensionen in einem ausgewogenen wechselseitigen Verhältnis befinden (Pufé 2012, 30). Dies kann allerdings dazu führen, dass die ökologische Dimension durch ökonomische Faktoren wie beispielsweise Abfallkosten beeinflusst wird (Wagner und Henle 2008, 30). Sie können bereits bei der Entsorgung des Abfalls entstehen. Es sollte deshalb neben ökonomischen Investitionsentscheidungen auch dafür gesorgt werden, dass Arbeitsplätze optimiert und Abläufe wirtschaftlich gestaltet werden (ÖKZ 2014, 30-31).
2.4 Aktuelle Bedeutung der Nachhaltigkeit für Krankenhäuser in Deutschland
Krankenhäusern wird ein besonderer gesellschaftlicher Auftrag zugeschrieben (Voß 2019, 63). Sie besitzen eine Vorbildfunktion in den Bereichen Mitarbeiterverantwortung, Umweltschutz und Qualitätssicherung (Hentze 2017, 187). Es ist sowohl eines der Hauptziele als auch eine große Herausforderung, dem Auftrag der medizinischen Grundversorgung gerecht zu werden, während die in den drei Säulen der Nachhaltigkeit verfolgten Ziele konsequent umgesetzt werden (Dirksen 2016, 29).
Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation der Krankenhäuser in Deutschland ist das Nachhaltigkeitsbestreben im Gesundheitssektor nicht ausschließlich aus ökologischer Sicht von Bedeutung. Auch die ökonomische und die soziale Dimension sind im Hinblick auf die Patienten*innenversorgung vom Nachhaltigkeitsgedanken betroffen (Hentze 2017, 187). Neben umweltbezogenen Themen treten auch Themen der sozialen Gerechtigkeit und Chancengleichheit in den Vordergrund (Scherenberg 2012, 72). Durch die krankenhausinterne Zuweisung vorhandener Materialien, die sich aus der Krankenhausplanung auf Bundes-, Landes- und Ortsebene ergibt erhoffen sich Krankenhäuser eine Kosteneinsparung. Sie kombinieren diese Vorgänge außerdem mit organisatorischen Änderungen in der Krankenhausstruktur (Riedel 2016, 3). Ziel dieser Maßnahmen ist, anhaltende Kosten zu minimieren, Kommunikationsstrukturen des Unternehmens zu verbessern und die Qualität der Pflege zu steigern (Cavada, Krüger und Schulz 2003, 290).
Für einen andauernden Erfolg eines Krankenhauses ist dessen Organisation von großer Bedeutung (Bauer 2013, 151). Krankenhäuser sollten allerdings nicht nur in der Gegenwart, sondern auch künftig Dienstleistungen von hoher Qualität erbringen und ihren Ressourceneinsatz so planen, dass ihr Überleben garantiert werden kann (Fleßa 2010, 87). Auch im Bereich der Pflege und der Gesundheitsversorgung handelt es sich um die umfassende Sicherung von Nachhaltigkeit (Riedel 2016, 3). Das Bundesministerium für Gesundheit verfasste im Jahr 2013 den sogenannten Ressortbericht im Rahmen der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie mit zentralen Aufgaben für die Gesundheitspolitik. Darin geht es unter anderem um eine nachhaltige Finanzierungsbasis der Gesundheitsleistungen, die Erreichbarkeit von Versorgungsstätten, die Finanzierungsnachhaltigkeit für soziale Pflegeversicherungen und die nachhaltige Gestaltung von Fachkräfteressourcen in Gesundheits- und Pflegeberufen. Außerdem sollen Prävention und Gesundheitsförderung einen Beitrag zur nachhaltigen Gesundheitsversorgung leisten (BMG 2013). Daraus lässt sich eine verstärkte Einbindung der Pflegeberufe im Gesundheitswesen ableiten.
Obwohl es auch widersprüchliche Meinungen zu geben scheint, ob soziale Bereiche einen Einfluss auf nachhaltige Handlungen einnehmen können, werden mit sozialen Zielen in der Regel große Chancen verbunden. Etwa vier von fünf Befragten der Umweltbewusstseinsstudie aus dem Jahr 2018 sind der Ansicht, dass eine nachhaltige Entwicklung zu einer besseren Gesundheit führen kann, die Lebensqualität steigern und für mehr Naturverbundenheit sorgen kann. Die Mehrheit der Befragten erhofft sich außerdem eine überwiegend bedürfnisorientierte Wirtschaftlichkeit. Der Umwelt- und Klimaschutz ist ein signifikanter Aspekt der Problemwahrnehmung und stellt somit eine zentrale gesellschaftliche Angelegenheit in Deutschland dar (UBA 2020e). Die deutsche Bundesregierung stellt sich diesem Problem und zeigt sich sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene sehr kooperativ (Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2020).
Im September 2015 äußerte sich die deutsche Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel in einer Regierungserklärung folgendermaßen dazu:
„Auf nationaler Ebene wird Deutschland die Umsetzung der Ziele vorantreiben. Darüber hinaus setzen wir uns weiter für einen Wandel unserer Wirtschaft hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise mit verminderten klimaschädlichen Emissionen ein. Dazu haben wir uns das Ziel gesetzt, die Emission von Treibhausgasen gegenüber 1990 bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent und bis zum Jahr 2050 um mindestens 80 bis 95 Prozent zu senken (...) Die Bundesregierung verpflichtet sich zu einer ehrgeizigen Umsetzung dieser Agenda. Denn auch in Deutschland sind wir an einigen Stellen noch zu weit von einem nachhaltigen Leben, Wirtschaften und Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen entfernt.” (Merkel 2015)
Diese Stellungnahme betrifft auch Krankenhäuser als zentrale Akteure im deutschen Gesundheitssystem; ihnen wird folglich eine hohe Erwartungshaltung entgegengebracht. Eine schonende und gleichzeitig effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen stellt neben ökologischen und ökonomischen Herausforderungen jedoch auch eine soziale Schwierigkeit dar (UBA 2020a), denn während einer optimalen ärztlichen Behandlung eine zentrale Bedeutung zugeschrieben wird, wollen Krankenhäuser auch möglichst gewinnorientiert wirtschaften. Gleichzeitig sollte aber auch die Natur unversehrt bleiben (Schmola und Rapp 2016, 263).
Das heißt es sollte eine genaue Abwägung stattfinden, wenn es beispielsweise darum geht, Einmalartikel bereitzustellen, da diese kostengünstiger sind, jedoch zu erhöhtem Abfallaufkommen führen würden. Kosten- und Energieeffizienz im Bereich der Abwasserentsorgung spielen ebenfalls eine große Rolle, allerdings sind auch infrastrukturelle Gegebenheiten im städtischen Raum zu berücksichtigen. Außerdem ist der demografische beziehungsweise klimatische Wandel ebenfalls von zentraler Bedeutung (DWA 2020). Nachhaltigkeit ist demzufolge intersektoral zu betrachten (UBA 2020a).
2.4.1 Bedeutung der Ökologie für Krankenhäuser
Ökologische Veränderungen haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Der Einsatz von Ressourcen hat überproportionale Auswirkungen auf die Umwelt und ist ein entscheidender Aspekt des Nachhaltigkeitsbestrebens von Unternehmen (Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2020).
Natürliche Ressourcen wie Rohstoffe, Boden, Wasser und Luft stellen die Basis der täglichen Existenz des Menschen dar und beeinflussen das Wohlergehen aller Lebewesen (UBA 2017). Die Ökologie bildet eine bestimmende Kategorie der Nachhaltigkeit (Pufé 2017, 99) und wird durch rechtliche Vorgaben reglementiert (Cadava, Krüger und Schulz 2003, 284). Natürliche Ressourcen dürfen nicht übermäßig genutzt werden. Stattdessen sollte ihr Einsatz im Maße ihrer Regenerierbarkeit erfolgen (Pufé 2012, 29). Zur Erreichung von nachhaltigen Entwicklungen sollten die Bereiche Umweltschutz und Nachhaltigkeit miteinander verknüpft werden (Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung 1992, Grundsatz 4). Die ökonomische und soziale Anwendbarkeit des Umweltschutzes muss hierbei jedoch beachtet werden (Pufé 2017, 99).
Menschen werden täglich mit vielen Umwelteinflüssen konfrontiert (Abbildung 2). Ob eine unversehrte Umwelt sich positiv auf die Gesundheit auswirkt, ist unbekannt. Allerdings können schädliche Umwelteinflüsse zur Entstehung von Krankheiten führen (UBA 2018b). Im Falle von Krankenhäusern stellt der dort produzierte Abfall ein großes Problem für die Umwelt und die Gesundheit dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Auswirkungen des Krankenhausabfalls auf die Umwelt (eigene Darstellung)
Bereits die Verwendung von Büropapier in Krankenhäusern kann einen umweltschädigenden Einfluss haben. Allein für die Produktion von etwa dreitausend Seiten Papier werden bis zu fünfzig Kilogramm Holz benötigt. Zur Herstellung von Frischfaserpapier wird etwa 2,5 Mal mehr Wasser und Energie genutzt als für die gleiche Menge an recycelbarem Altpapier. Auch CO2- Emissionen fallen bei der Produktion von Frischfaserpapier circa 20 % höher aus (IPR 2020).
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- Bachelor of Arts Funda Moumtzi (Autor), 2020, Die Erreichung der Nachhaltigkeit in Krankenhäusern, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/961242
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