Natura morta, 1953
Bildbeschreibung:
Giorgio Morandi malte 1953 das Bild "Natura morta" in Öl auf Leinwand. Es hat die Maße 35,5 x 45,5 cm und befindet sich heute in einer Privatsammlung in Parma. Auf dem Bild sind drei weiße Flaschen, von denen zwei die gleiche Form haben, ein brauner und zwei blaue viereckige Behälter zu sehen. Die Gegenstände wirken karg. Die drei Flaschen stehen dicht beisammen in der Bildmitte, dahinter die drei Behälter, wobe i sich der braune ganz links befindet. Die schlanken Hälse der Flaschen beginnen in der Mitte der Behälter und enden auf gleicher Höhe mit ihnen. Das Stillleben steht auf einem grau-blauen Untergrund, der die Hälfte des Bildes einnimmt. Der Hintergrund ist hellgrau. Die Gegenstände sind von einer leeren Fläche umgeben, die die Hälfte des Bildes in Anspruch nimmt.
Die abgebildeten Dinge scheinen sich selbst überlassen und besitzen ein unabhängiges Eigenleben. Das Bild strahlt eine seltsame Stille aus, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Analyse
Komposition:
Die Bildmitte bilden die dicht zusammenstehenden Gegenstände. Die waagerechte Linie des definierten Raumes, sowie die Ober- und Unterkante der Ding betont das Querformat des Bildes.
Den Gegensatz dazu bilden die senkrecht stehenden Flaschen und Behälter. Die Gegenstände stehen im proportionalem Gleichgewicht. Das Bild wird vom Unter- und Hintergrund waagerecht in zwei Farbflächen, blau-grau und hellgrau, gegliedert, was die Raümlichkeit des Bildes Einschränkt.
Farbverwendung:
Morandi verwendet in seinem Bild ausschließlich getrübte Farben. Seine Farbpalette ist auf Grau-, Blau- und Brauntöne, die man in den Behältern und im Umraum wiederfindet, reduziert.
Die Gegenstände wirken dadurch stumpf. Als Kontrast zu diesen Farben stehen die weißen Flaschen, die flächig gemalt sind. Auch die Wand ist flächig gemalt. In den Behältern und dort, wo der Boden auf die Wand trifft sind jedoch feine Farbabstufungen erkennen. Durch die Beimischung von schwarz entsteht an der rechten Seite der Behälter ein Qualitätskontrast. Da Morandi nur harmonische Farben verwendet, findet man nur noch einen Hell-Dunkel-Kontrast bei den Flaschen und den dahinterstehenden Behältern und bei der Grenze von Wand an Boden.
K ö rperhaftigkeit:
Die Lichtquelle läßt sich in diesem Bild nicht erahnen. Die Flaschen zeigen kaum Plastizität, da sie flächig gemalt sind. Die Behälter sind nur leicht modelliert in Parallelperspektive gemalt. Stofflichkeit ist bei den Gegenständen nicht erkennbar.
R ä umlichkeit:
Durch die Flächigkeit des Hinter- und Untergrundes wirkt der Bildraum nicht illusionistisch.
Raümlichkeit wird allein durch Überschneidung der Gegenstände erzeugt. Die Flaschen befinden sich vor den Behältern, somit wird ein Vorne und Hinten angede utet.
Materialverwendung:
Der Farbauftrag ist lasierend, das heißt das Bild zeigt keine Spuren von Pinselduktus. Im Bild sind keine Vorzeichnungen zu erkennen.
Interpretation:
Morandi wählte in seinem Bild “Natura morta” ein Repertoire an Gegenständen aus, das sehr reduziert ist. Er benutzt einfache Alltagsgegenstände, wie Flaschen und Behälter. Sein Interesse ist jedoch nicht sie illusionistisch in ihrer Stofflichkeit zu malen, sondern sie in ihrer Beziehung von Form, Farbe und Raum darzustellen. Die Dinge erscheinen sich selbst überlassen und besitzen als Farbgebilde ein Eigenleben. Sie wirken nicht starr, sondern haben den Anschein als würden sie sich bewegen. Das Darstellen dieser banalen Gegenstände erscheinen dem Betrachter rätselhaft und strahlen eine seltsame Stille aus. Durch die Harmonie von Form und Farbe vermittelt Morandi dem Betrachter eine ihm unbekannte Welt._
- Arbeit zitieren
- Wiebke Wellein (Autor:in), 2000, Bildanalyse von "Natura Morta", 1953, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96114