Anlass zu diesem Buch über die Straßen und Wege in dem Stadtteil Nieder-Roden der Stadt Rodgau war die Errichtung des Gebäudes“ Johanniter Quartier“, eine Seniorenresidenz in der Friedensstraße in den Jahren 2016/17. Bauherr ist die Johanniter-Unfallhilfe. Im Zuge dieser Baumaßnahme wurde der östliche Teil des Ahornweges dem Grundstück der Baumaßnahme zugeschlagen. In späterer Zeit wird kein Mensch mehr wissen, dass der Ahornweg einst eine durchgängige Verbindungsstraße zwischen Büchner- und Friedensstraße war. Es bleibt nun ein Fußweg, der auch für Radfahrer genutzt werden kann und zugleich Raum für die Verlegung von Versorgungsleitungen bietet.
Auch die Namensgebung der Hitlerzeit ist den Ureinwohnern Nieder-Rodens schon in Vergessenheit geraten und es hat einige Mühe gekostet, die Straßennamen dieser Zeit wieder herauszufinden.
Und dann gibt es schmale Wege, im Volksmund "Gässchen" genannt, die ihren Ursprung größtenteils als Verbindungswege zur Rodau hatten und die vor der zentralen Wasserversorgung die Möglichkeit gaben, mit Eimerketten Löschwasser in die Ortsmitte zu transportieren. Postalisch sind sie meist bedeutungslos und trotzdem haben sie oft einen, manchmal sogar mehrere Namen, je nachdem, welche Familien in der Nähe ihren Wohnsitz hatten.
In dem Buch „Die Flurnamen in der Gemarkung Nieder-Roden“ habe ich auf Grund der Erstvermessung von 1856 einige Wegenamen herausgefunden, deren Lage heute weitgehend unbekannt ist. Es ist wichtig, dass deren Namen nicht in Vergessenheit geraten. Es wird versucht, ihre geographische Lage festzustellen.
Zwar hat es 2014 eine Ausstellung des Arbeitskreises für Heimatkunde Nieder-Roden e.V. über die Straßen Nieder-Rodens gegeben, die jedoch allgemeiner gehalten war.
Für die übrigen Straßen und Wege wird ihr Entstehungszeitraum erforscht. Ihre Lage wird durch Koordinatenangabe für die Nachwelt festgehalten.
Zuletzt wird noch auf die Straßennamen eingegangen. Sie spiegeln eine Unzahl von Bedeutungen wider. Nicht alle sind für den Leser auf Anhieb einleuchtend, so dass die Erklärungen für den geschätzten Leser nützlich sind.
Der Vollständigkeit halber werden auch die Waldschneisen aufgezählt. Manche waren mittelalterliche Verbindungswege zu den Nachbargemeinden. Heute sind sie bedeutungslos, da sie durch das offizielle Verkehrsnetz ersetzt wurden
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Erläuterungen
3. Die Entwicklung Nieder-Rodens
4. Die Bebauungspläne Nieder-Rodens
5. Die öffentlich - rechtliche Geburt von Straßennamen durch Bebauungspläne NiederRodens einschließlich Rollwald
6. Straßen und Wege in Nieder-Roden
6.1 Erläuterungen
6.2 Erklärung der Straßennamen
6.3 Lage der Straßen
6.4 Erläuterungen der Wege
6.5 Lage der Wege
7. Gässchen in Nieder-Roden
7.1 Erläuterungen
7.2 Erklärung der Gassennamen
7.3 Lage der Gassen
8. Straßen und Wege in Rollwald
8.1 Erläuterungen
8.2 Erklärung der Straßennamen
8.3 Lage der Straßen in Rollwald
9. Historische Wegbezeichnungen
9.1 Erläuterungen
9.2 Erklärung der Namen der historischen Wege
9.3 Lage der historischen Wege
10. Waldschneisen
10.1 Erläuterung
10.2 Erklärung der Schneisennamen
10.3 Lage der Schneisen
10.4 Verschwundene Schneisen
11. Bilder von dem Ortsausbau
12. Zusammenfassung
13. Quellenverzeichnis
14. Verzeichnis der Bilder und Karten
1. Einleitung
Anlass zu diesem Buch über die Straßen und Wege in dem Stadtteil Nieder-Roden der Stadt Rodgau war die Errichtung des Gebäudes“ Johanniter Quartier“, eine Seniorenresidenz in der Friedensstraße in den Jahren 2016/17. Bauherr ist die Johanniter- Unfallhilfe. Im Zuge dieser Baumaßnahme wurde der östliche Teil des Ahornweges dem Grundstück der Baumaßnahme zugeschlagen. In späterer Zeit wird kein Mensch mehr wissen, dass der Ahornweg einst eine durchgängige Verbindungsstraße zwischen Büchner- und Friedensstraße war. Es bleibt nun ein Fußweg, der auch für Radfahrer genutzt werden kann und zugleich Raum für die Verlegung von Versorgungsleitungen bietet. [Bebauungsplan N 40]
Auch die Namensgebung der Hitlerzeit ist den Ureinwohnern Nieder-Rodens schon in Vergessenheit geraten und es hat einige Mühe gekostet, die Straßennamen dieser Zeit wieder herauszufinden.
Und dann gibt es schmale Wege, im Volksmund „Gässchen „genannt, die ihren Ursprung größtenteils als Verbindungswege zur Rodau hatten und die vor der zentralen Wasserversorgung die Möglichkeit gaben, mit Eimerketten Löschwasser in die Ortsmitte zu transportieren. Postalisch sind sie meist bedeutungslos und trotzdem haben sie oft einen, manchmal sogar mehrere Namen, je nachdem, welche Familien in der Nähe ihren Wohnsitz hatten.
In dem Buch „Die Flurnamen in der Gemarkung Nieder-Roden“ 1 habe ich auf Grund der Erstvermessung von 1856 einige Wegenamen herausgefunden, deren Lage heute weitgehend unbekannt ist. Es ist wichtig, dass deren Namen nicht in Vergessenheit geraten. Es wird versucht, ihre geographische Lage festzustellen.
Zwar hat es 2014 eine Ausstellung des Arbeitskreises für Heimatkunde Nieder-Roden e.V. über die Straßen Nieder-Rodens gegeben, die jedoch allgemeiner gehalten war.
Für die übrigen Straßen und Wege wird ihr Entstehungszeitraum erforscht. Ihre Lage wird durch Koordinatenangabe für die Nachwelt festgehalten.
Zuletzt wird noch auf die Straßennamen eingegangen. Sie spiegeln eine Unzahl von Bedeutungen wider. Nicht alle sind für den Leser auf Anhieb einleuchtend, so dass die Erklärungen für den geschätzten Leser nützlich sind.
Der Vollständigkeit halber werden auch die Waldschneisen aufgezählt. Manche waren mittelalterliche Verbindungswege zu den Nachbargemeinden. Heute sind sie bedeutungslos, da sie durch das offizielle Verkehrsnetz ersetzt wurden.
2. Erläuterungen
So wie die Ortsnamen der überörtlichen Orientierung dienen, so dienen Straßennamen der innerörtlichen. Ehe sich dies im Laufe der geschichtlichen Entwicklung durchgesetzt hatte, wurden andere Ordnungsprinzipien als Orientierungshilfe erprobt.
In der Zeit, wo nur wenige Menschen Buchstaben und Zahlen lesen konnten, versah man die Häuser an der Außenwand mit einem Symbol. Ein gutes Beispiel dafür findet sich im Plan der Judengasse Frankfurt Main von 1711 16, S.36. Dies waren zum Beispiel: Stern, Lamm, Bär, Grüner Baum.
Bei Gasthäusern wurden diese Symbole teilweise in den Eigennamen der Gastwirtschaft übernommen. Früher gab es in Nieder-Roden Gasthäuser mit den Namen „Zum Adler, Zur Krone, Zum Schwanen“. Bis in unsere Zeit hat der Name „Zum Engel“ in Nieder-Roden für das über 300 Jahre alte Gasthaus überlebt.
Mit dem Wachsen einer Gemeinde waren die Symbole nicht ausreichend und so entschloss man sich, den bestehenden Wohnhäusern eine fortlaufende Nummer zu erteilen.
Aus den neueren Nummern konnte man auf die Jahreszahl schließen, in der das Grundstück bebaut worden ist.
Nachteil dieser Nummerierung war, dass die fortlaufenden Zahlen oft nicht nebeneinanderlagen, sondern je nach Ortserweiterung an einem anderen Ende des Ortes.
Das noch heute gültige Orientierungsprinzip besteht darin, dass man die bestehenden Straßen mit Namen versieht. Die in dieser Straße liegenden Häuser und Anwesen erhalten eine Hausnummer.
Die Zählweise ist in den meisten Fällen so, dass die kleinste Hausnummer an dem Straßenende beginnt, das der Ortsmitte am nächsten liegt; die großen Hausnummern liegen in Richtung Ortsende.
Von Ortsmitte aus gesehen werden die ungeraden Hausnummern der rechten Straßenseite und die geraden Hausnummern der linken Straßenseite zugeordnet.
Ist ein Grundstück noch nicht bebaut, bleibt diesem Grundstück eine entsprechende Hausnummer vorbehalten.
Wird ein Grundstück nachträglich geteilt und dann mit einer eigenständigen Bebauung versehen, gibt man dem Haus die Nummer des ursprünglichen Grundstücks, allerdings mit einem zusätzlichen Buchstaben.
Die Benennung der Straßen im Mittelalter wurde meist von der Bevölkerung vorgenommen, die prägende Gegebenheiten in den Namen einbezog z.B. Hauptstraße, Turmstraße. Erst im 19. Jahrhundert wurde behördlicherseits die Benennung von Straßen übernommen. „Entsprechend dem damaligen Polizeibegriff galt die Benennung von Straßen, Plätzen und Brücken als eine Maßnahme zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und war daher eine Aufgabe der Ortspolizeibehörde.“ 2
Die Deutsche Gemeindeordnung von 1935 wies den Gemeinden die Straßenbenennung in eigener Verantwortung zu.
Durch die Verordnung des Reichsministers des Innern über die Benennung von Straßen, Plätzen und Brücken vom 1.4.1939 wurde nun der Bürgermeister für diese Aufgabe als zuständig erklärt, jedoch sollte die Ortspolizeibehörde zur Stellungnahme bei der Namensvergabe aufgefordert werden. 3
Der Runderlass des Reichsinnenministers vom 15.7.1939 machte detaillierte Vorschriften für die Namensauswahl und für die Umbenennung von Straßen.
Nach dem Ende des II. Weltkrieges galten die aus der Hitlerzeit stammenden Vorschriften zunächst einmal weiter. Allerdings wurde im Rahmen der Entnazifizierung angeordnet, dass die Straßen, die nach nationalsozialistischen Größen oder deren Organisationen benannt worden sind, umzubenennen sind.
Die einzelnen Bundesländer schufen eigene Gesetzeswerke, die die Gesetze aus der Nazizeit erübrigten.
In Hessen wurde 1952 die Hessische Gemeindeordnung geschaffen (HGO).
Die Entscheidung über die Benennung der Straßen, Plätze und Brücken obliegt der Stadtverordnetenversammlung. Nach § 50.1 HGO kann die Stadtverordnetenversammlung die Beschlussfassung auch auf den Magistrat übertragen.
Nach der Gebietsreform, die die Bildung von Großgemeinden aus mehreren Ortschaften vorsah, oblag die Namensgebung für Straßen den Ortsbeiräten.
Der endgültige Beschluss über Straßennamen ist öffentlich bekannt zu geben. Grundsatz der Namensvergabe ist, dass jeder Straßenname nur einmal vorkommt. Außerdem müssen anstößige Namen vermieden werden z. B. Diebsgasse oder Dirnenweg.
Straßennamen bedürfen ebenso wie andere öffentlich- rechtliche Kennzeichen der Anpassung an veränderte Verhältnisse oder Gestaltungswünsche der Gesellschaft. Es steht also im Ermessen der Gemeinde, diese Anpassung vorzunehmen.
Die eindeutige öffentlich - rechtliche Kennzeichnung von Straßen und Wegen ist auch deswegen wichtig, weil die örtliche Kennzeichnung bei Straftaten oder Verkehrsdelikten eine erhebliche Rolle spielt. Wird z. B. bei einem Verkehrsdelikt statt des Heusenstammer Weges die Heusenstammer Straße angegeben, kann diese Angelegenheit - wegen des Rechtsmangels der Eindeutigkeit des Ortes des Geschehens - niedergeschlagen werden.
Die siedlungstechnische Entwicklung Nieder-Rodens fand zunächst sehr langsam statt. Bis 1945 war die Einwohnerzahl auf rd. 2300 gewachsen, wobei sie schon durch Flüchtlingszahlen beeinflusst war.
Im Rahmen dieser Arbeit werden die Koordinaten ermittelt, die die Lage der Straßen und Wege Nieder-Rodens beschreiben.
Bei Straßen, die mit Seitenwegen ausgestattet sind und in denen Anlieger angeordnet sind, die postalisch eben dieser Straße zugeordnet sind, werden die Koordinaten dieser Seitenwege nicht aufgenommen. Bei Ringstraßen (z. B. Leipziger Ring), unterbrochenen Straßen (z. B. Frankfurter Str.) oder versetzten Straßen (z.B. Fontane Str.) werden nur die Anfangs- und Endkoordinaten der gesamten Straßenlänge registriert. Auch im Falle der Rodgauringstraße werden die Koordinaten angegeben, obwohl die Straße über die Ortslage hinausführt. Hierbei wurde die Angabe auf die Koordinaten am Ortsanfang und Ende von Nieder-Roden beschränkt.
3. Die Entwicklung Nieder-Rodens
Am besten lässt sich die Entwicklung Nieder Rodens an Hand von Kartenmaterial nachvollziehen.
Für die Ursprungsjahre wurde unter Zugrundelegung der Flurnamen 1 eine Karte zusammengestellt, die vermutlich die Größe Nieder-Rodens darstellt. Das urkundlich belegte Kloster Rotaha ersetzte eine eigene Kirche im Ort.
Die Vogtei Niwenhof stellte den Verwaltungssitz des Königsgutes villa Rotaha dar und entwickelte sich über die Vogtei schließlich zum Landgericht Nieder-Roden.
Um 780 dürften das Kloster und der Niwenhof die größten Arbeitgeber für Nieder-Roden gewesen sein, so dass der heute sogenannte Rollweg als Verbindungsweg schon zu diesem Zeitpunkt bestanden hatte.
Die Einwohnerzahl hatte zu der Zeit eine Größenordnung von ca. 230 Einwohnern 4 S.15. Rechnet man mit der Belegung eines Hauses mit 6 Menschen, so ergeben sich 38 Häuser, die beiderseits der Hauptstraße als einzige Straße des Ortes standen.
Berechnet man hypothetisch die Ausdehnung des Ortes, so ergeben das bei einer durchschnittlichen Frontbreite der Parzelle (heute gemessen) von 13 m bei beidseitiger Bebauung rd. 250 m.
Bei der Annahme der Turmstr. als Ortsmitte wäre das eine Ausdehnung von der Ober- Rodener Str. (Hauptstr.) von Nr. 25 bis Nr. 65.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Ausdehnung Nieder-Rodens um 780
Als das Kloster etwa um 1250 unterging und verschwand, war für Nieder-Roden die Schaffung eines eigenen Kirchengebäudes notwendig.
Es war jedoch kein Platz vorhanden, um das Kirchengebäude zentral in die Häuserzeile der Straßenbebauung der Hauptstraße einzubinden. (Abb.1)
Deswegen wurde zwar die Kirche in der Mitte des Ortes, aber hinter der Häuserzeile der Hauptstraße angeordnet. 5
Die Schmitt’sche Karte von 1797 ist die erste Darstellung, die eine Aussage über die Ortsgröße zulässt. (Abb. 2)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Schmitt’sche Karte von 1797
Eindeutung erkennt man, dass zu diesem Zeitpunkt bereits die Ortserweiterung durch die Hintergasse vollzogen ist. Die Hintergasse ist allein über die Hauptstraße zu erreichen. Das bedeutet, dass die Erweiterung des Ortes sich ebenfalls in den Schutzbereich von Ober - und Untertor begeben hat. Diese Tor - und Schutzanlagen müssen also zu dem Zeitpunkt bestanden haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Beispiel einer Toranlage - Ickelheim
Eine solche Toranlage haben wir uns etwa wie obenstehende Abbildung 3 vorzustellen.
Die Haas’sche Karte von 1803 ist etwas präziser. Aus dieser Karte (Abb. 4) kann man einwandfrei ablesen, dass bereits eine Besiedelung auch außerhalb der unteren Pforte in einem kurzen Bereich der Frankfurter Straße und der Babenhäuser Straße (Heute Römerstr.) stattfand.
Etwas fehlerhaft dargestellt sind die angeblich rechtwinkeligen Abzweigungen des Krümmlingsweges und des Rollweges, die im Ortskernbereich ebenfalls eine Bebauung aufweisen. Eindeutig ist die Anbindung der Hintergasse durch vier Gassen an die Hauptstraße.
Die Besiedlung ging im Westen jedenfalls nicht weiter als bis zum Dieburger Weg.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Haas’sche Karte von 1803
Die Karte des Großherzogtum Hessen (Bereich Dieburg) von 1823 -1850 (Abb. 5) enthält ebenfalls die Bebauung bis Dieburger Weg und die des Rollweges im Ortsbereich. Eine Bebauung des Anfangsbereiches des Krümmlingsweges ist nicht festzustellen.
Ebenso hält ebenfalls die Bebauung bis Dieburger Weg und die des Rollweges im Ortsbereich. Eine Bebauung des Anfangsbereiches des Krümmlingsweges ist nicht festzustellen. Ebenso fehlt eine Bebauung an der Frankfurter und Babenhäuser Str. Eindeutig erkennbar ist die Anbindung der Hintergasse an die Hauptstr. durch vier Gassen. Im linken oberen Bereich sind noch die Seen zu erkennen, die früher im Bereich Rollwald vorhanden waren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Die Karte des Großherzogtum Hessen (Bereich Dieburg) von 1823 -1850
Der isometrische Ortsplan, hergestellt durch das Vermessungsbüro Keck 1989, spiegelt den Bauzustand des Ortes von 1864 wider. Er beruht auf den Katasterplänen, die durch die Erst- vermessung im Jahre 1856 durch Simon Reichhuber entstanden. Dieser Plan weist eine Bebauung im Osten zwischen der Frankfurter Str. und dem Breitwiesenring auf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Karte von Nieder-Roden um 1864
Im Westen ist der Beginn des Krümmlingsweges und des Rollweges bebaut.
Die Bebauung der Hauptstr. geht nicht weiter als bis zum Dieburger Weg. Die Hintergasse ist nur über die Gässchen erreichbar.
Im Mittelalter ist Nieder-Roden flächenmäßig in drei Abschnitten gewachsen. Diese Entwicklung ist noch aus der topografischen Karte von 1897/1902 nachzuvollziehen. (Abb. 7)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Phasen der Dorferweiterung
Als erste Bauentwicklungsstufe dürfte die Bebauung um die Hauptstraße (jetzt Ober-Rodener Straße) mit dem zentralen Ort der Kirche anzusehen sein (rot markiert). Nach Süden hielt man genügend Abstand zur Rodau mit ihren unberechenbaren Hochwässern. Sie bildete zugleich einen Schutz, der durch eine südliche Scheunenreihe verstärkt wurde.
Die Hauptstraße selbst wurde durch eine „Obere Pforte „und eine „Untere Pforte „gesichert. Nach Norden hin wurde ebenfalls eine zusammenhängende Scheunenreihe angelegt, die ebenso eine Schutzfunktion übernahm. Die Hauptstraße dürfte somit als die älteste Straße Nieder - Rodens anzusehen sein.
Als der Bedarf an Bebauungsfläche wuchs, hat man die Dorfgebietserweiterung nach Süden vorgetrieben. Es entstand die Bebauung um die Hintergasse (heute Karolinger Str.) (blau markiert).
In Nieder-Roden kursiert das Gerücht, dass einst die Hintergasse die Hauptstraße gewesen sei. Dem muss aus zweierlei Gründen widersprochen werden:
1.) An einer „Hauptstraße“ werden nie so unrepräsentative Gebäude wie Scheunen angelegt. Nach dem Brand von vier Scheunen in der Hintergasse im Jahre 1892 5 wurde erst die richtige Anbindung der Hintergasse durch die Anlage der Kirchstraße (heute Turmstraße) möglich.
Es gäbe auch keinen einsichtigen Grund die Kirche Nieder-Rodens fernab der Hintergasse zu errichten.
2.) Das Gebiet der Hintergasse war im Mittelalter immer nur von der Hauptstraße aus zu erreichen. Das bedeutet, dass sich die Bevölkerung in den Schutz der unteren und oberen Pforte begaben. Sie errichtete zur Rodau hin ebenfalls eine Scheunenzeile, auch auf die Gefahr hin, von möglichen Hochwässern der Rodau betroffen zu werden. Inwieweit erste Regulierungen der Rodau diese Gefahr schon beseitigt hatten, kann nicht gesagt werden.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Baugebiet um die Hintergasse die erste größere Gebietsausweitung Nieder-Rodens war. Somit dürfte die Hintergasse die zweitälteste Straße Nieder-Rodens sein.
Aber es ist noch eine dritte Bauphase aus dem Plan abzulesen (grün markiert). In den Katasterbüchern der Erstvermessung von 1856 durch Simon Reichhuber wird dieses Gebiet als Oberdorf (1 ) bezeichnet. (Wahrscheinlich war der Oberlauf der Rodau an der Namensgebung beteiligt). Nach Süden sicherten ebenfalls Scheunen das Dorfgebilde. Dieses Sicherungsprinzip wurde auch nach Norden hin eingehalten. Insgesamt war dieser Dorfabschnitt schutzloser, da er außerhalb der oberen Pforte lag.
Der Dieburger Weg - als mittelalterlicher Verbindungsweg- mündete nun in das Wohngebiet von Nieder-Roden. In dieser Gegend hat sich der Flurname >> Faltergarten << erhalten, der auf ein „Falltor,, hindeutet. Einst muss an dieser Stelle ein Falltor gestanden haben. 1
Daraus kann man auf das Schutzbedürfnis dieses Ortsteiles schließen. 1812 sind die obere und untere Pforte beseitigt worden. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das Falltor am Die- burger Weg länger überlebt hat. Diese Schutzeinrichtungen waren durch den Aufbau einer Polizei - und Ordnungsbehörde in der Gemeindeverwaltung überflüssig geworden.
Die Bebauung dehnte sich über den Standort der oberen und unteren Pforte hinaus. Eine Intensivierung der Bebauung ist im Bereich Frankfurter Straße, am Beginn des Breitwiesenringes und der Dudenhöfer Str. (jetzt Hainburgstr.) zu erkennen.
Die nachfolgenden Dorferweiterungen erfolgten mehr oder weniger willkürlich, da die Schaffung einer zentralen Wasserversorgung (2 ) die Ausweisung zusätzlicher Wohnbaugebiete erleichterte. In von Zeit zu Zeit erneuerten Ortsbauplänen wurden die Ausbauwünsche mit der Aufsichtsbehörde abgestimmt.
Plantechnische Grundlage für den Ausbau der Gemeinde war der Katasterplan, der auf Grund der Erstvermessung von 1856 durch Simon Reichhuber entstanden ist. Auf dieser Grundlage ist ein Ortsbauplan entstanden, der gemäß einer Eintragung auf dem Ortsbauplan von 1914 (Heimatmuseum) bis 1890 6 gegolten hat.
Der neue Ortsbauplan enthielt dann erste Eintragungen von neuen Straßenführungen, die jedoch dann nur zum Teil zur Ausführung kamen. Es wurde versucht, durch die Festlegung von Straßenbaufluchten eine geordnete Bauordnung entlang der Straßen zu erzielen. Diese Arbeit hat für die Gemeinde Nieder-Roden das damals zuständige Großherzogliche Kreisbauamt Dieburg, später der Kreis Dieburg mit seinem Landrat übernommen.
Die Änderungen und Ergänzungen wurden durch Eintragung des Genehmigungsvermerkes direkt auf dem Plan legitimiert. Die letzte Eintragung ist vom Jahr 1904.
Ab diesem Zeitraum wurde ein neuer Plan 7 als Grundlage der kommunalen Straßenbautätigkeit benutzt. Die letzte Eintragung ist datiert von 1939.
Durch die Einführung einer Bauverwaltung auch im ländlichen Bereich standen die Behörden vor der schwierigen Aufgabe, eine gewisse Ordnung in die vormals wilde Bebauung eines Dorfes zu bringen.
Um wenigstens die möglichen Neubauten in den vorhandenen Baulücken dazu zu bringen, wurden seitens der Aufsichtsbehörde, im Falle von Nieder- Roden das zuständige Kreisbauamt Dieburg, Baufluchtlinien in den Ortsbauplänen festgelegt.
Bei Erhaltung der mittelalterlichen Bausubstanz kann man heute noch erleben, dass diese Baufluchtlinien in vielen Teilen Wunschträume der Bauordnungsverwaltung geblieben sind. Die topografische Karte von 1945 zeigt, dass mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie im Jahre 1896 auch ein Wachstum der Gemeinde einherging. (Abb. 8)
Die Karte weist eine Intensivierung der Bebauung nach Norden hin aus. Die Schulstraße, die Lindenstraße, die Büchner Straße im Bereich des Bahnhofvorplatzes auf dem südlich der Bahnstrecke gelegenen Dorfgebietes, der Ahornweg und daran anschließend die Friedhofstraße sowie die Friedensstraße zeigten seit den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts Anfänge der Bebauung. Eine Bebauung der Frankfurter Str. und des Heusenstammer Weges sowie des Krümmlingsweges nördlich der Bahnlinie ist deutlich erkennbar.
** Die von 11 vom Wasserwerk Dieburg angeforderten Dokumente belegen, dass Nieder-Roden 1935 an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen worden ist
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Topografische Karte von 1945
Mit den Beschlüssen der Gemeindeverwaltung aus den 60ger Jahren setzte eine rasante Bautätigkeit ein, die sich bereits in der topografischen Karte von 1969 widerspiegelt.
Diese Karte weist bereits Baugebietserweiterungen in einer Größe aus, die weit über die ursprüngliche Altortgröße hinausgingen.
Nördlich der Bahnlinie wurde das Baugebiet Birkenhain erstellt, wobei der Heusenstammer Weg die westliche Begrenzung darstellte; die nördliche Begrenzung bildete der Leipziger Ring.
Die Frankfurter Straße wurde in nördlicher Richtung bis zur Hanauer Straße ausgebaut; die Bebauung des Krümmlingsweges wurde intensiviert.
Südlich der Bahnlinie wurde die Schulstraße bis zum heute noch bestehenden Ausbauende erweitert. Bis zu ihrem Einmündungspunkt der Schulstraße in die Ober- Rodener Straße wurde die Ober-Rodener Straße selbst bebaut.
Die Bachgasse erhielt Anlieger. Die Hintergasse wurde an die Babenhäuser Straße (Rö- merstr.) angebunden.
Das Gebiet zwischen der Bahnlinie im Norden, Dudenhöfer Straße (Hainburgstr.) im Süden, Ahornweg im Westen und Siedlungsstraße (Kästner Str.) im Osten wurde als Baugebiet erschlossen.
Südlich der Hainburgstraße hatten sich Gewerbebetriebe angesiedelt. Das Gebiet um die Römerstraße wurde bis zur Rodau als Baugebiet in Anspruch genommen.
Die einzelnen Bebauungspläne des Ortes Nieder- Roden wurden von Zeit zu Zeit in die Übersichtskarten aufgenommen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 9: Topografische Karte von 1969
Die Karte von 1996 (Abb. 10) zeigt quasi den heute existierenden Umfang des Ortsgebietes Nieder-Roden. Seitdem erfolgte in geringem Umfang eine Bauverdichtung im vorhandenen Baugebiet.
Ursache für diese Stagnation ist die politische Zielsetzung, das Schwergewicht der Bauentwicklung auf Jügesheim und Hainhausen zu legen, da diese Orte die zentralen Siedlungsgebiete der Stadt Rodgau darstellen.
Die Zukunftsvision ist, ein regelrechtes Zentrum für eine spätere größere Stadt . Rodgau zu schaffen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 10: Topografische Karte von 1996
4. Die Bebauungspläne Nieder-Rodens
Für all diese Baugebietserweiterungen sind durch Einzelbebauungspläne die Planungsverfahren durchgeführt worden. Im Folgenden wird eine Gesamtaufstellung der Bebauungspläne Nieder-Rodens samt der Daten ihrer Rechtskraft in diesen Beitrag aufgenommen. Die Bezeichnungen der Bebauungspläne sind den dazugehörigen Plänen zu entnehmen. (Abb. 11 u.12)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 11: Übersichtsplan Bebauungspläne Nord
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 12: Übersichtsplan Bebauungspläne Süd
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Zahlen beruhen auf der Angabe der Stadt. Das Aufstellungsdatum von N 13 dürfte falsch sein. Nicht alle Bebauungspläne sind für die Schaffung von Straßennamen verantwortlich. Im folgenden Kapitel werden die verantwortlichen Bebauungspläne genannt und die von ihnen begründeten Straßennamen zusammengestellt.
5. Die öffentlich - rechtliche Geburt von Straßennamen durch Bebauungspläne Nieder-Rodens einschließlich Rollwald
Nachfolgend werden die Bebauungspläne dahingehend untersucht, welche Straßennamen in ihnen enthalten sind. Es werden auch die Straßennamen genannt, die im Bereich des Bebauungsplanes liegen, aber namentlich nicht erwähnt werden. Ordnungsprinzip bleibt die Nummer des Bebauungsplanes, der den Beginn der Verwaltungsarbeit kennzeichnet. Im Verwaltungsgeschehen ist es oft so, dass ein Bebauungsplan mit höherer Nummer eher verabschiedet wird als einer mit niederer Nummer, der durch den Architekten mehrmals geändert wurde und dadurch zeitlich verzögert zur Verabschiedung kam.
Ortsteil Rollwald Bebauungsplan N 6 vom 22.1. 1966 Elbestraße
Rheinstraße (jetzt Moselstraße) Mainstraße Neckarstraße Zum rauen See (Dieses Straßenstück wurde umgetauft in Weserstraße: die Verlängerung wurde im Bebauungsplan N 7a dann „zum rauen See“ genannt.)
Bebauungsplan N 7a vom 14.5.1976
Am Rollwald Rodaustraße Am Mühlenfeldchen Taunusstraße Am Kreuzberg Feldbergstraße (jetzt Lahnstraße) Zum rauen See Rhönstraße Fehlende Namen: Hinter dem Kreuzberg (liegt z. T. auf der Gemarkung von Ober- Roden) Rosenring Fliederweg Tulpenweg Lilienweg Nelkenweg
Bebauungsplan N 10 vom 9.3.1967
Am rauen See (heute Zum rauen See) Lagerstraße (heute Rhönstraße) Waldstraße (heute Isarstraße) Ober-Rodener Straße
Bebauungsplan N 12 vom 20.9.1968
Weserstraße (Verlängerung Richtung Osten)
Bebauungsplan N 15 vom 22.11.1974 Elbestraße (s. Bbpl. N 6)
Nieder-Roden Bebauungsplan N 1 e vom 7.1.1977 Am Wiesengrund Am Hörnersgraben Münchener Straße Stuttgarter Straße Wiesbadener Straße Parkstraße Mainzer Straße (jetzt Wormser Straße) Darmstädter Straße Heidelberger Straße Düsseldorfer Straße Kölner Straße Hanauer Straße Hamburger Straße Kastanienallee Genannt Seestraße? Leipziger Ring Görlitzer Straße Königsberger Straße Nordendstraße
[...]
1 Die Nieder-Röder nennen das Oberdorf noch heute die Vorstadt. Damit ist nicht ein Ort mit Stadtrechten gemeint, sondern das Wort leitet
2 sich von Vorstatt ab, das eine Wohnstätte bezeichnet. (vgl. Südhess. Wörterbuch Lfg .6 S.894)
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- Dipl.Ing. (TU) Karl Pohl (Author), 2021, Straßen und Wege in der Gemarkung Nieder-Roden der Stadt Rodgau, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/960980
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