Der Kern der theoretischen Ausführungen Habermas’ findet sich in der Überlegung, dass das jeweilige Bild, welches eine Gesellschaft von sich selbst hat, das jeweilige Rechtsparadigma prägt und formt. Anders gesagt ist es also das implizite Verständnis, das die Mitglieder einer Gesellschaft von dieser Gesellschaft haben; das unreflektierte Selbstverständnis. Welche Mitglieder ihr implizites Verständnis jeweils zur Geltung bringen können, hängt ebenfalls von dem bestimmenden Paradigma ab. Es besteht demnach ein reziprokes Verhältnis zwischen den Paradigmen und der gesellschaftlichen Eigenwahrnehmung. Im Folgenden wird der Paradigmenwandel in Zusammenhang mit der Krise des Sozialstaats, den Habermas konstatiert, nachgezeichnet und kommentiert.
Das Hauptanliegen dieser Arbeit ist die Vertiefung der Frage, inwieweit das von Habermas beschriebene prozeduralistische Rechtsparadigma den Ausweg aus der dilemmatösen Situation des derzeitigen Sozialstaatsmodells weisen kann. Ein weiteres Anliegen dieser Arbeit ist die Diskussion der Habermasschen Überlegungen unter Zuhilfenahme wenigst möglicher Sekundärliteratur, was ein elaboriertes Eigenverständnis erfordert. Dieser Anspruch gründet sich in der Absicht, hinreichenden Spielraum für die Entfaltung eigener Theorieansätze und analytischer Lesarten zu gewähren. Selbstverständlich schließt dieser Anspruch das Einholen von sekundärliterarischen Ratschlägen nicht völlig aus.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Deliberative Demokratie
- 2. Wandel der Rechtsparadigmen seit 1945
- 3. Freiheitsstatus im Sozialstaat
- 4. Partikularisierung der Rechts...
- 5. Das Dilemma des sozialstaatlichen Paternalismus
- 6. Kommunikative Reproduktion von Legitimität...
- 7. Privatrechtliches Dilemma im Sozialstaat...
- 8. Rechtliche und faktische Gleichheit...
- 9. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage, wie sich das von Jürgen Habermas beschriebene prozeduralistische Rechtsparadigma auf die Krise des modernen Sozialstaats auswirken kann. Sie analysiert den Wandel der Rechtsparadigmen seit 1945 und untersucht die Rolle des Rechts im Kontext von gesellschaftlicher Selbstwahrnehmung und der kommunikativen Reproduktion von Legitimität.
- Die Krise des Sozialstaats und der Wandel der Rechtsparadigmen
- Das prozeduralistische Rechtsparadigma und seine Bedeutung für die deliberative Demokratie
- Das Verhältnis von Recht und faktischer Gleichheit
- Die Rolle des Sozialstaats im Spannungsfeld von individueller Freiheit und kollektiver Verantwortung
- Die Herausforderungen der kommunikativen Reproduktion von Legitimität in einer komplexen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den theoretischen Rahmen der Arbeit vor und erläutert die zentrale Bedeutung des impliziten Selbstverständnisses einer Gesellschaft für die Ausgestaltung des Rechts. Das erste Kapitel widmet sich der deliberativen Demokratie als Modell für einen fairen und gerechten politischen Diskurs.
Kapitel zwei behandelt den Wandel der Rechtsparadigmen seit 1945 und die Herausforderungen des modernen Sozialstaats. Dabei wird die Rolle des Rechts im Kontext der gesellschaftlichen Selbstwahrnehmung und der Entwicklung neuer Konzeptionen des Rechts beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Rechtsparadigmen, deliberative Demokratie, Sozialstaat, Legitimität, kommunikative Reproduktion, faktische Gleichheit, prozedurales Recht, gesellschaftliche Selbstwahrnehmung und die Theorie von Jürgen Habermas.
- Arbeit zitieren
- Thomas Schröder (Autor:in), 2002, Jürgen Habermas - Faktizität und Geltung - Wandel der Rechtsparadigmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9608