Zwei dörfliche Gesangvereine, der MGV 1926 / Mixed Allegro Singers Müschenbach, organisierten bisher seit 1988 im Vierjahresrhythmus die sogenannten Holzkohlenmeilerfeste. Hierbei ging beziehungsweise geht es um die Neuauflage eines althergebrachten Westerwälder Handwerks, der Köhlerei. Diese Holzkohlenmeilerfeste finden im Hochsommer vor herrlicher Waldkulisse statt und waren beziehungsweise sind seit ihrer Gründung 1988 das Ziel von sehr vielen Besuchern aus nah und fern.
Tägliche sowohl chormusikalische als auch instrumentale Musikdarbietungen erhöh(t)en die Attraktivität der Holzkohlenmeilerfeste und erstreck(t)en sich über 10 bis 12 Tage und werden in den regionalen Printmedien und TV-Sendern publizistisch gewürdigt.
Die Müschenbacher Holzkohlenmeilerfeste im Rückblick
– eine noch junge Westerwälder Tradition setzt sich fort –
Friedel Dapprich
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mixed Allegro Singers
Wir danken unseren Sponsoren
Gisbert Kämpf, Streithausen
Backhaus Hehl, Müschenbach
Gebr. Kämpf GmbH, Energietechnik, Müschenbach
TROIKA GmbH, Werbe- und Geschenkeartikel, Müschenbach
Hehl Metallbau, Müschenbach
Schneider Mineralöle Hachenburg/Müschenbach
Schmidt Bauunternehmung Hoch-Tief-Straßenbau, Müschenbach
Kempf Fridolin , Bauunternehmen, Müschenbach
Müschenbach, im Februar 2013
Quellen/Anmerkungen:
Bildquellen: Eigene Aufnahmen
Berichte in »Westerwälder Zeitung (WZ)«, vor allem während der Monate Juli/August in den Meilerfestjahren;
- » Inform-Hachenburg«, gleicher Zeitraum s.o.;
Dapprich, Friedel: Tagebuch des Müschenbacher Meilerfestes 2000 (in: Rheinland-Pfälzische-Bibliographie);
Es begann 1988
und auch das 7.Müschenbacher Holzkohlenmeilerfest ist seit dem 5. August 2012 Geschichte.
Aber der Reihe nach.
Was veranlasste den Vorstand des MGV 1926 Müschenbach anno 1988 dazu, sich an die Durchführung einer Unternehmung namens Holzkohlenmeilerfest zu wagen, deren Vorbereitungsaufwändungen nicht unerheblich, deren Erfolgsaussichten durchaus ungewiss waren?
Erfahrungswerte lagen nicht vor, und eine günstige sprich möglichst trockene Wetterlage würde den Erfolg dieser Freiluftveranstaltung gewiss fördern, entzog sich insofern jedoch jeglicher Planbarkeit.
Ökonomischer Druck stand am Anfang
Aber ein handfester,vordringlicher Gesichtspunkt zerstreute schließlich alle Bedenken: Finanzieller Druck!
Der MGV hatte wenige Jahre zuvor einen ehrgeizigen, hochqualifizierten Dirigenten unter Vertrag genommen, und wie bekannt, sind Dirigentenkosten in der Bilanz eines Gesangvereins der mit Abstand größte Kostenfaktor; Jahresbeiträge der Vereinsmitglieder reichten hierfür damals wie heute nicht aus.
Kurzum, es mussten folgerichtig also neue Einkommensquellen erschlossen werden, und ein Besuch des MGV-Vorstandes beim Kohlenmeilerfest »auf dem Beulskopf« (Gemeinde Heupelzen, Kreis Altenkirchen) lieferte die Steilvorlage.
Nachdem Gemeinde und Forstverwaltung »Grünes Licht« gegeben hatten, begannen die Männer des MGV Müschenbach so wie zusätzliche Helfer aus Nachbargemeinden | mit den nötigen Vorbereitungen für das erste Holzkohlenmeilerfest der Müschenbacher
1) Erwähnung von im Rahmen der Meilerfeste mitarbeitenden Personen beschränkt sich auf eine Darstellung im Umfang des verwendeten Bildmaterials, wobei hier die chronologische Reihenfolge der Meilerfeste unberücksichtigt bleibt;
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Neuzeit. Im Mittelpunkt aller handwerkliche Arbeiten musste, wie es auch zu Zeiten Westerwälder Kohlegewinnung früherer Jahrhunderte nicht anders funktioniert hatte, die Bearbeitung des Rohstoffes Holz stehen.
Doch im Unterschied zu damals, als das Köhlerhandwerk in den waldreichen Gebieten nicht nur des Westerwaldes die materielle Existenz der Menschen sichern half, ging es diesmal ein Stück weit ebenfalls um eine gewisse Art von Existenzsicherung, nämlich um die Gewährleistung des Müschenbacher Sangesniveaus.
Da wurde gesägt, gehämmert, genagelt, gezimmert, geklopft und durchaus auch für das leibliche Wohl der ehrenamtlichen Meilerarbeiter gesorgt. Die speziellen Arbeiten am Meiler überwachte vom Beginn der Vorbereitungen bis zum Ende der Festtage ein gelernter Köhler.
All dieses setzte jedoch eine funktionierende Organisation und Koordination der gesamten Arbeitsabläufe voraus.
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Mithilfe der anderen Ortsvereine
Was darüber hinaus besonders auch für die Gestaltung der Meilerfesttage selbst galt, wobei die Mithilfe der anderen Ortsvereine, der Instrumentalgruppe StrackFort, des Blasorchesters Marienstatt und nicht zuletzt die aktive Begleitung durch Müschenbachs gut organisierte Ortsfeuerwehr besondere Erwähnung verdient. Ebenfalls nicht vergessen sei an dieser Stelle das idealistische Engagement einiger Helfer aus Nachbargemeinden. So entstand allmählich nach langen Wochen und Monaten dieses regionalkulturelle Großevent, das seitdem im vierjährigen Rhythmus immer wieder aufs Neue eine starke Faszination nicht nur auf die Menschen in und rund um Müschenbach ausübt, sondern weit in die gesamte Westerwaldregion hineinstrahlt. Die Besucherzahlen auch der nachfolgenden Holzkohlenmeilerfeste von 1992, 1996, 2000, 2004, 2008 und 2012 beweisen es.
Zugkräftige Gestaltung der Tagesprogramme
Fragt man nach den Gründen für diese Erfolgsgeschichte der Müschenbacher Meilerfeste , so lag dies wohl vor allem an der attraktiven Gestaltung der Tagesprogramme während der zwei bis dreiwöchigen Festdauer, umgesetzt inmitten einer sommerlichromantischen Waldkulisse.
Musikalische Leckerbissen, geboten von vielen hervorragenden Gastchören, Instrumentalgruppen und nicht zuletzt vom MGV Müschenbach selbst, lockten zahlreiche Zuhörer aus nah und fern; eine gut aufgestellte Gastronomie verwöhnte ihre Gäste, die sich längs der verschiedenen Versorgungstheken an kulinarischen Köstlichkeiten laben konnten. Die Verbindung von Wiederbelebung eines alten Westerwälder Berufsbildes, des Köhlerhandwerks, und seiner Darstellung im musikalisch-festlichen Rahmen der heutigen Zeit kennzeichnete die bisherigen Kohlenmeilerfeste und ließ sie zu wahren Zuschauermagneten werden.
Die Besucher nahmen ein unvergessliches Unterhaltungserlebnis mit nach Hause.
Was der MGV 1926 Müschenbach 2) ursprünglich mit der Veranstaltung von »Meilerfesten« hatte erreichen wollen, nämlich mit den so erzielten Einnahmen sich die Arbeit eines erfolgsorientierten Dirigenten leisten zu können, wurde in der Folgezeit u. a. dadurch sichtbar, dass man mehrfach den Titel »Meisterchor der Bundeschorklasse III« errang und so dem örtlichen Chorgesang einen ungeahnten Aufschwung verschaffte.
Fast noch wichtiger:
Müschenbachs Kohlenmeilerfeste stellen inzwischen ein markantes Highlight innerhalb der Westerwälder Kulturszene dar.
Aus finanzieller Notlage entstanden, sind sie längst nicht mehr aus dem Veranstaltungskalender des Hachenburger Landes hinwegzudenken.
2) Der MGV 192B Müschenbach vereint inzwischen [seit 200B] insgesamt vier Chöre unter seinem Dach:
- den 1926 gegründeten Männerchor,
- die Happy Voices, ein gemischter Kleinchor und aus einem Oktett hervorgegangen,
- die Singing Kids/Young Voices, Kinderchöre verschiedener Altersgruppen.
- die Mixed Allegro Singers, ein gemischter Chor,
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Was ist ein Holzkohlenmeiler?
Ein Kohlenmeiler ist ein mit Erde, Gras und Moos luftdicht bedeckter Holz-Haufen, der von einem Köhler in Brand gesetzt wird, um Holzkohle zu erzeugen. Die Hitze des glimmenden Holzes im Innern des Meilers treibt dann alle flüssigen und organischen Bestandteile als Rauch aus dem Holz. Es bleibt zu rund 98 % nur das Kohlenstoffgerüst der Holzzellen zurück. Das Relikt eines Kohlenmeilers, wie es oft in Wäldern zu finden ist, heißt Meilerplatz.
Der Holzkohlemeiler wird ebenerdig, möglichst an einem Ort nahe einem Gewässer zum späteren Löschen in Form eines Kegels gebaut. Zu Beginn wird ein Schacht (Quandel) aus Stangen errichtet, die senkrecht in den Boden gelassen werden. Rundherum werden ca. 1 m lange Holzstücke aufgeschichtet. Darauf kommt ein Dach aus trockenem Laub, Heu oder Stroh. Zum Abschluss wird der Meiler mit Erde, Gras und Moos luftdicht verschlossen. Über den Schacht wird der Meiler entzündet. Die Aufgabe des Köhlers ist es nun, über die folgenden Tage oder Wochen (je nach Größe des Meilers) den Meiler weder erlöschen noch ihn durch zu viel Luftzufuhr abbrennen zu lassen. Dazu bohrt und verschließt er Löcher an der Oberfläche. Durch die Beobachtung des Rauches bzw. dessen Farbe muss der Köhler erkennen, ob zu viel oder zu wenig Luftzufuhr herrscht. Nach der vollständigen »Garung« des Inhaltes wird der Meiler mit Wasser abgelöscht. Gelingt dies nicht vollständig, so verbrennt die zuvor entstandene Holzkohle innerhalb kürzester Zeit unter großer Wärmeentwicklung. Die dabei entstehende Hitze ist so groß, dass eine Annäherung an den Meiler unmöglich wird.
Aus 100 kg Holz können ca. 20 kg Holzkohle gewonnen werden.
In Anlehnung an die Form des Kohlenmeilers werden Kernreaktoren heute noch umgangssprachlich als Atommeiler bezeichnet.
Auszug aus dem Tagebuch des Müschenbacher Meilerfestes 2000
Vorwort
Der Müschenbacher Holzkohlenmeiler 2000 ist Geschichte. Es ging eine Zeit zu Ende, die vor allem den aktiven Sängern des MGV 1926 Müschenbach viel Arbeit, aber auch die Freude am Erfolg dieser kulturellen Großveranstaltung bescherte. Wie die Meilerfeste der Jahre 1988, 1992 und 1996 stellte auch der »Meiler 2000« einen weiteren Höhepunkt in den Annalen des MGV Müschenbach dar. Darüber hinaus erfuhr jedoch die kulturelle Tradition der Ortsgemeinde Müschenbach gleichermaßen eine Bereicherung wie auch zukünftige Chronisten der Gemeinde mit Stolz auf diese glanzvolle Periode der »Meilerfeste« verweisen dürften. Nach der ganz überwiegenden Meinung aller Beteiligten, seien es die Festbesucher oder die Akteure selbst, sollten die Müschenbacher Kohlenmeilerfeste auch in Zukunft fortgesetzt werden. Dies wird jedoch entscheidend davon abhängen, inwieweit Müschenbachs Bürger den veranstaltaltenden MGV unterstützen bzw. aktive Vereinsmitglieder das hohe Durchschnittsalter ihres MGV verjüngen. Die nachfolgende Kurzdokumentation des »Meiler 2000« muss sich auf das kulturelle Angebot der Veranstaltung beschränken; es dürfte kaum möglich sein, alle Facetten, Begebenheiten und vor allem den unverwüstlichen Idealismus der Akteure bei Vorbereitung und Durchführung dieses 17-tägigen Waldfestes angemessen zu beschreiben - der Leser möge solcherlei »zwischen den Zeilen« erahnen. Noch ein Wort in eigener Sache:
Das »MÜSCHENBACHER MEILERTAGEBUCH 2000« ist ausschließlich meiner Berichterstattung im »lnform Hachenburg« aus der Zeit vom 4. August - 17. August 2000 entnommen, als ich für den MGV 1926 Müschenbach in der Funktion eines Pressebeauftragen tätig war.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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- Arbeit zitieren
- Friedel Hans-Josef Dapprich (Autor:in), 2013, Die Müschenbacher Holzkohlenmeilerfeste im Rückblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/960726
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