Zeitungsartikel einer Fachzeitschrift zu folgendem Thema:
„Mythen in der Erziehung zu Mann und Frau“
Der Leser dieses Artikels wird sich bestimmt wundern, dass diese Thematik bereits zum x-ten Mal aufgegriffen wird. Trotzdem möchte Ferner stellt Guggenbühl fest, dass Frauen in den innerfamiliären Bereich zurückgedrängt werden, den sie eigentlich mit den Männern teilen wollen. Dort ich versuchen, eine Reihe unterschiedlicher Mythen zu diesem Thema im folgenden Artikel zusammen zu fassen, um vielleicht nicht alltägliche Aspekte auf diesem Gebiet ein zu beziehen.
Dass Mädchen und Burschen nicht gleich denken und handeln, dafür zeichnet die Natur verantwortlich, es allerdings zur teilweisen Höherbewertung sogennanter männlicher Eigenschaften kommt, sollte nicht der Fall sein. Eva Zeltner erwähnt in ihrem Buch „Mut zur Erziehung“ (97) die Autoren Gilette / Moore, die den Mann als ein Produkt der Gene, Hormone und Neurotransmitter dar stellen: expansiv, unberechenbar und kämpferisch. dass männliche Eigenschaften wie Entschlossenheit, Risikofreude, Heldenmut, Autorität, Führung, Sinn für Gerechtigkeit, Pflichttreue durchwegs idealisiert werden - die Frau jedoch auf Beziehungsfähigkeit und Psychologie zurechtgestutzt wird.
kochen sie unmythisch, putzen psychologisch und dürfen dem Nachwuchs die Windeln wechseln - nichts für Väter, die in „mythischen Bildern denken“. Guggenbühl versteht unter „mythisch“ die „seelische Kraft, die über das Kollektive und die Werte unserer Zivilisation Macht ausübt“ - seelische Manneskraft wohlverstanden.
Jung hätte Freude: das Weib, dienend dem Mitmenschen zugewandt als Psychologin, der Mann, ein Schöpfer neuer Mythen, ein Visionär.
Das Bedenkliche am neuen Männlichkeitskult ist die Selbstverständlichkeit, mit der er daherkommt, und die Akzeptanz, die ihm zuteil wird.
So liest man von Tendenzen, nach denen sich Burschen an Männern orientieren und an tradierten männlichen Eigenschaften wie Wildheit und Entschlossenheit. Weiters müssten sie dem weiblichen Einfluss der Mütter entzogen werden, männliche Mentoren endlich wieder den wilden Mann hervorkehren.
Uns sollte klar sein, dass weder Männer noch Frauen nur „so“ oder „so“ sind, denn die typische Frau oder der typische Mann sind reine psychologische Konstrukte. Schon der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass beide Geschlechter sowohl männliche wie auch weibliche Anteile haben.
Was macht es aus, dass Kinder von uns Erwachsenen in Geschlechterrollen gezwungen werden. Hat nicht jedes Individuum das Recht, sich so zu entfalten, wie es seinen Neigungen und Fähigkeiten entspricht, intellektuell, aber auch in Hinsicht auf seine Geschlechtsidentität.
„Im griechischen Altertum gehörten erotische Männerfreundschaften zur Adoleszenz, und das Liebesverhältnis zu älteren Männern wurde für die männliche Entwicklung bis zum ersten Bartflaum als normal angesehen. Nach kretischem Ritual ging der Jüngling mit seinem Mentor für zwei Monate ins Gebirge. Die war die Phase der Initiation zur Jagd und zu anderen Geheimnissen des Lebens und gleichzeitig die Phase sexueller Unterwerfung. Zu Ende des Aufenthaltes im Busch überreichte der Mann dem Jungen drei Geschenke, um ihn zu bedeuten, dass er das Erwachsenenleben erreicht hatte: einen Becher, eine Kampfausrüstung und einen Ochsen Vor dem Aufenthalt im Busch wurde der Junge als ein Nicht-Mann betrachtet. Die Initiation sollte nur seine weibliche Seite austreiben und ihn fürs Eheleben bereit machen. Umgekehrt gestanden auch die Schulen auf Lesbos unter der Leitung der Dichterin Sappho jungen Mädchen gewisse Freiheiten nur als Vorbereitung auf die Ehe zu.
So können wir erkennen, dass unsere getrennt-geschlechtliche Erziehung schon vor langer Zeit ihren Ursprung fand.
Ich möchte nun drei Beispiele zum Mythos „Eine geschlechtsneutrale Erziehung bringt nichts - Mein Junge spielt nicht mit Puppen“bringen.
„Wir haben unserem Vierjährigen einen Puppenwagen und eine Puppe gekauft. Was tut er? Er schmeißt nach einiger Zeit die Puppe in eine Ecke und funktioniert den Wagen in ein Auto um.“ Brrrmm, brrrmm, alle Eltern von kleinen Jungen kennen dieses Geräusch.
„Von Anfang an habe ich unsere Tochter zur Gleichberechtigung erzogen. Statt mit der Eisenbahn spielt sie viel lieber mit Puppen, auch ist sie eitel, vernarrt in schöne Kleidchen und in ihr Spiegelbild.“
„Mädchen haben kein Interesse am Handwerklichen“, seufzt ein Vater, der seine Tochter gern an der Hobelbank sähe, derweil sie lieber Jazztanz macht. „Ich würde schon etwas schreinern“, mault sie zurück, „aber nicht so, wie du es mir vorscheibst.“
Diese Feststellungen von Eltern wird wahrscheinlich jeder von uns bereits gehört haben. Aber warum um alles in der Welt Kinder in ein Schema zwängen, das ihnen nicht entspricht? Was genau macht diese Situation so schwierig? Es ist das „Typische“. Ich möchte folgende entscheidende Frage in den Raum stellen:
„Warum werden unterschiedliche Eigenschaften als ´typisch´ weiblich oder männlich apostrophiert?“ Dieses ´Typische´ ist nämlich abhängig vom Zeitgeist.
Wenn wir ehrlich zu uns wären, ordnen wir unsere Kinder bereits vor der Geburt, genauer nach der ersten Ultraschalluntersuchung bestimmten Rollenbildern zu. Ich möchte nur das Thema „Kauf der Säuglingsausstattung“ erwähnen. Ganz besonders wichtig ist bei Kindern und speziell bei Pubertierenden die Vorbildwirkung. - Solange wir nur versuchen unsern Kleinen Rollenmuster auf zu zwängen, die sie bei den Erwachsenen nicht antreffen werden sie diese auch nur schwer annehmen. Mädchen sehen von klein auf Frauen, die Babys füttern, pflegen, frisieren, sich mit Kindern, nicht mit Maschinen beschäftigen. Sie werden einmal Frauen. Zweifelt anhand dieser Tatsache jetzt noch jemand, dass sich eine Generation immer an einer anderen orientiert - denn Kinder lernen aus Situationen und von Personen, mit denen sie sich identifizieren können und die Nachahmung beginnt früh.
Mehrere Punkte, warum Mädchen und Burschen, Frauen und Männer wahrscheinlich nie gleiches Verhalten zeigen werden, möchte ich nachfolgend aufzählen.
1.Neuropychologie: Aufgrund der Hirnstruktur haben Burschen das bessere räumliche Vorstellungsvermögen. Mädchen sind sprachbegabter, intuitiver. Weiters fällt Frauen der Zugang zum Emotionalen leichter, da das Corpus Callosum, die Verbindung der beiden Hirnhälften, dicker ist.
2.Hormone: Bedingt durch den höheren Testosteronspiegel bei männlichen Individuen sind diese aggressiver, Mädchen hingegen sozial angepasster.
3.Biologie: Burschen sind von Natur aus kämpferischer, gewalttätiger, konkurrenzfähiger, durchsetzungsfähiger, weil sie im Laufe der Evolution seit rund 100000 Jahren Gewalt in ihre Identität integriert haben. Frauen hingegen sozial angepasster, weil sie seit 100000 Jahren Brutpflege und Kinderaufzucht betreiben.
4.Genetik: Bei Männern ist Aggressivität vererbt. Was sind schon wenige Jahre Zivilisation in denen versucht wird, eine Gleichberechtigung an zu streben verglichen mit 100000 Jahren Evolution und Kampf gegen Urzeit-Stämme.
Wie äußert sich nun das aggressive Verhalten unserer Sprösslinge? Mehrheitlich richten Mädchen ihre Aggressionen noch immer gegen sich selbst: Depression, Bulimie, Anorexie, Medikamentenmissbrauch und Prostitution. Im Gegensatz dazu randalieren Burschen mehrheitlich, machen Radau und Lärm, fallen schnell auf. Sind jedoch immer nur die Kinder schuld? Folgendes Beispiel soll illustrieren, dass viele „Fälle“ möglicherweise ein Produkt der Erziehung sind.“Zwei Jungen fahren trotz strengen Verbotes mit dem Lift auf und ab, missbrauchen die Hotelgänge als Wettrennstrecke oder spielen Fußball in der Eingangshalle. Ihr Benehmen ist unerträglich.“Sie treiben ihren Vater zum Ausruf:„Ein Hotelaufenthalt mit meinen beiden Jungen ist ein Horror!“(NZZ 22/94) Dieser Artikel wird unter dem Mythos „Jungen sind kaum erziehbar“ angeführt. Doch treten hier einige Fragen auf. Wie alt sind die beiden? Handelt es sich um 3-6jährige, sind ihre Unarten normal, denn sie wollen explorieren.
Gleich verhielten sich wahrscheinlich auch Mädchen. Vielleicht sind sie auch nur überdreht. Zwischen 7 und 12 provozieren sie ihren Vater, weil sie sich langweilen. Begreiflich in einem Hotel. Älter können sie nicht sein, da sie sonst Lift fahren dürften.
Da die beiden anscheinend trotz mehrmaliger Ermahnung noch immer nicht folgen, sind sie wahrscheinlich ein Produkt elterlicher Wohlstandsverwahrlosung und / oder der Vater von den Kindern tyrannisiert wird. Diese eskalieren in ihrem Verhalten so lange bis sie eine Grenze spüren. So gesehen sind nicht die Jungen, sondern der Vater das Problem. Wer nur ins Leere droht und verbietet, kann zuletzt Kinder nur mehr mit Gewalt auf rechte Bahnen zurückholen. Doch gerade das möchte die Erziehung verhindern.
Kindliche Provokation ist die Folge und wir alle können uns ausmalen, wie weit diese Situation eskalieren kann. Der größte Fehler, den Erziehende hier machen können, ist klein bei zu geben und aus Furcht vor den Sprösslingen nach zu geben. Die Devise heißt: Stand halten und Grenzen zeigen!!!
Ist nicht die generelle Meinung so, dass echte Männer keine Gefühle zeigen dürfen. Der Sozialwissenschafter Jochen Hoffmann schreibt in einem Artikel: „Jungen sollen etwas darstellen, was sie nie und nimmer sind. Und sie werden hart dafür bestraft, wenn sie sich schwach oder weinerlich zeigen: dann zweifelt nämlich jedermann und so manche Frau an ihrer Männlichkeit.
Einen weiteren Mythos möchte ich nun kurz erwähnen. „Jungen sind etwasBesonderes, das weiblichem Einflussentzogen werden muss - Mütter könnenJungen nicht erziehen“
Was sich seit langem zahlreiche Frauen von ihren Partnern wünschen, nämlich einen engagierten Umgang der Väter mit ihren Kindern wird neuerdings, jedoch unter anderen Vorzeichen, auch von Männerseite unterstützt. Nicht länger soll die Erziehung von Burschen allein den Müttern überlassen sein. Burkhard Oelemann spricht von einer Sorge der Väter: nämlich die Angst vor dem Verlust jener Eigenschaften, die den Mann schlechthin betreffen, also Härte, Selbstbehauptung, Machtanspruch, Gefühlsabspaltung, auch Lust auf Gewalt vielleicht.
Die Väter treten meist nur als Förderer von spektakulären Anlässen, wie Fußball, Raufen oder Ausflügen auf. Somit immer in einer aktiven Rolle. Welches Kind kennt seinen Vater in einer der Situationen, die Mütter zur Genüge aufzählen könnte: überfordert, hilflos, nervös und ängstlich sich Sorge machend. Bedingt durch die lange Abwesenheit der Väter lernen Kinder, dass Mütter und Kinder zusammengehören, Väter und Kinder hingegen nicht.
Oelemann spricht auch davon, dass Burschen ab ihrem 5. Lebensjahr(!) weniger Trost beider Eltern erhalten. Denn die Mutter wolle kein Muttersöhnchen, der Vater keinen schwulen Sohn.
Ein weiteres Phänomen der Gesellschaft ist, dass Angst gar nicht mehr wahrgenommen wird oder darf. Angstfreiheit gilt als Männlichkeitsbeweis. Die Autoren Schnack und Neutzling schreiben in ihrem Buch, dass fast doppelt so viele Jungen wie Mädchen im Alter zwischen 1 und 15 Jahren durch Vergiftungen, Stürze, Unfälle und Ertrinken sterben. Folgernder Satz Oelemanns hat mich besonders fasziniert und darum möchte ich ihn auch hier erwähnen: Vater sein beginnt nicht erst in der Pubertät, und Väter haben auch Töchter. Warum pressen wir Kinder von klein an ins Mann/Frau Schema? Könnten wir nicht jeden Menschen als einmaliges Geschöpf mit individuellen Anlagen sehen. Wenn es einmal soweit kommt, dass wir Kindern, egal ob Mädchen oder Burschen einfach eine persönliche Entfaltung zu lassen, dann wird es soweit sein, dass wir herzlichen Menschen beiderlei Geschlechts begegnen können, und nicht vorgeformten Prototypen.
- Arbeit zitieren
- Rainer Bartosik (Autor:in), 2000, Mythen in der Erziehung zu Mann und Frau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96065
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