Die weltweite Vernetzung von Systemen und Systemstrukturen scheint analog zum Theorem der Globalisierung mit zunehmender Eigendynamik und Rasanz eine Entwicklung zu nehmen, die sich mehr denn je dem Einfluß und der Steuerbarkeit durch Politik entzieht. Durch die strukturell asymmetrische Lagerung der Grundbedingungen der multilateralen Weltgesellschaft auf der einen und der territorialen Gebundenheit der Politik auf der anderen Seite, kommt es scheinbar zunehmend zum Rückgang der politischen Einflußmöglichkeiten.
Die Frage, inwieweit das politische System überhaupt noch steuerungsfähig ist, verweist auf ein dirigistisches Vorverständnis und soll hier mit der kritischen Bemerkung präzisiert werden, dass das Steuern im Sinne von Navigieren und richtunggebendem Lenken nicht notwendig als zentrale Aufgabe von Politik aufgefasst werden muß. Die Gegenposition stellt in Betracht, dass das politische System zunehmend die Fähigkeit verliert, sich (im Sinne von Talcott Parsons Begriff des collectiv goal attainment) hinreichend an strukturelle Veränderungen anpassen zu können.
Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag zur systemtheoretischen Annäherung an diesen Fragenkomplex leisten. Eine Theoretisierung von Macht (als Einflußmöglichkeit) ist angesichts (global) unüberschaubarer werdender Einfluß- und Interdependenzstrukturen unabdingbar. Die Machttheorie Niklas Luhmanns bietet dazu einen wesentlichen Ausgangspunkt. Um einen Überblick auf die Theorie der Macht bei Luhmann zu gewinnen, bedarf es zahlreicher Definitionen und Erläuterungen von Begriffen. Ebenso wie die allgemeine Systemtheorie Luhmanns (1984) bedeutet auch die Theorie der Macht einen Paradigmenwechsel hinsichtlich der bisherigen Terminologie und des vorherrschenden Verständnisses in der Soziologie. Die luhmannsche Theorie versteht sich als eine Weiterführung des machttheoretischen Ansatzes von Talcott Parsons und lädt somit zu vergleichenden Exkursen mit dessen Ideen ein. Luhmann erläutert dem Begriff der Macht allgemein aus einer sozio-kulturellen und evolutionstheoretischen Perspektive, um dann –deduktiv – auf Spezifika und Einzelerscheinungen, wie die Einschränkung von politischer Macht durch intersystemische Wechselbeziehungen und durch die Generierung von (Organisations)Systemen mit machtabsorbierenden Eigenschaften überzuleiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Darstellung und Überblick
- Macht als Kommunikationsmedium
- Handlungsbegriff im Verhältnis zu Macht
- Funktion von Medien-Codes
- Macht und physische Gewalt
- Technisierung des Sozialen
- Dreidimensionaltät von generalisiertem Einfluß
- Risiken der Macht
- Gesellschaftliche Relevanz von Macht
- Macht und organisationsspezifische Systeme
- Resümee
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magister-Zwischenprüfungsarbeit befasst sich mit der Machttheorie des Soziologen Niklas Luhmann. Ziel der Arbeit ist es, Luhmanns Theorie der Macht anhand seiner systemtheoretischen Ansätze zu analysieren und zu erläutern.
- Macht als Kommunikationsmedium
- Die Rolle von Handlung und Entscheidung in Luhmanns Machttheorie
- Die Bedeutung von Codes und Symbolen in der Kommunikation von Macht
- Die Beziehung zwischen Macht und physischer Gewalt
- Die Ausdifferenzierung von Macht in komplexen Gesellschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext der Arbeit und die Relevanz der Machttheorie in der heutigen Zeit beleuchtet. Anschliessend wird Luhmanns Theorie der Macht in einem umfassenden Überblick dargestellt. Dabei werden die zentralen Elemente der Theorie, wie Macht als Kommunikationsmedium, Handlungsbegriff, Medien-Codes und die Beziehung zwischen Macht und physischer Gewalt, ausführlich erläutert. Die Arbeit beleuchtet auch die Technisierung des Sozialen und die Dreidimensionalität von generalisiertem Einfluss. Des Weiteren werden die Risiken der Macht und die gesellschaftliche Relevanz von Macht diskutiert. Abschliessend wird das Verhältnis von Macht und organisationsspezifischen Systemen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Machttheorie, Niklas Luhmann, Systemtheorie, Kommunikation, Handlung, Medien-Codes, physische Gewalt, Technisierung, Gesellschaft, Organisation, Einfluss, Risiken, Interdependenzen, und organisationsspezifische Systeme.
- Citar trabajo
- Thomas Schröder (Autor), 2001, Theorie der Macht bei Niklas Luhmann, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9605
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