Welchen Einfluss haben die Auswirkungen der Erziehung nach dem Vorbild Johanna Haarers auf die Bindungsmuster nachfolgender Generationen? Die Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit in Hinblick auf die Pädagogik des Nationalsozialismus findet meist im Kontext der damaligen Schul- und Freizeitgestaltung statt. Die familiäre, private Erziehung wird selten thematisiert. Aufgrund dieser lückenhaften Auseinandersetzung ist davon auszugehen, dass die nachwirkenden Folgen der frühkindlichen Erziehung zudem weitestgehend unbekannt sind.
Über eine Million verkaufte Exemplare. Eine erstrebenswerte Bilanz für jeden Autor und Schriftsteller. Umso beeindruckender, wenn es sich hierbei nicht um einen fesselnden Roman, sondern um einen Erziehungsratgeber zur Säuglingspflege handelt. "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" wurde 1934 veröffentlicht und hat die Erziehung einer ganzen Generation geprägt. Die Konformität mit den ideologischen Vorstellungen der nationalsozialistischen Führung des Dritten Reichs verhalf zu einer weitläufigen Verbreitung innerhalb der Gesellschaft. Doch auch nach dem Ende der NS-Zeit wurde das Buch unter neuer Bezeichnung aufgelegt und erzielte weiterhin konstante Absatzzahlen. Der kommerzielle Erfolg der Veröffentlichung ist somit nicht von der Hand zu weisen. Im Anschluss an die erste Publikation folgten noch weitere Ratgeber und Bücher der Autorin, welche jedoch, trotz guter Verkaufszahlen, nicht an den vorherigen Erfolg anknüpfen konnten. Die flächendeckende Verbreitung der Werke in allen Gesellschaftsschichten, in Verbindung mit der Übereinstimmung des pädagogischen Inhaltes mit den politischen Interessen des Staates, ergibt eine interessante Ausgangslage für wissenschaftliche Nachforschungen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Darstellung der Texte von Johanna Haarer
- 2.1 Historische Einordnung und Biographie Johanna Haarers
- 2.2 Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind
- 2.3 Unsere kleinen Kinder
- 2.4 Mutter, erzähl von Adolf Hitler
- 2.5 Auseinandersetzung mit den Kernaspekten Johanna Haarers
- 3. Bindungstheorie
- 3.1 Ursprung und Grundlagen
- 3.2 Gängige Forschungsmethoden
- 3.3 Bindungsmuster und Bindungsrepräsentationen
- 3.4 Exkurs: Bindungsstörungen
- 3.5 Einordnung der Erziehung nach Johanna Haarer
- 4. Die transgenerationale Weitergabe von Bindungsmustern
- 4.1 Stabilität der Bindungsqualität
- 4.2 Bindung zwischen Generationen
- 4.3 Potentielle Folgen der Erziehung nach Johanna Haarer
- 5. Reflexion
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss der nationalsozialistischen Pädagogik, insbesondere der Erziehungsratgeber von Johanna Haarer, auf die Bindungsmuster nachfolgender Generationen. Die Zielsetzung besteht darin, die nachwirkenden Folgen dieser Erziehung aufzuzeigen und in einen bindungstheoretischen Kontext einzuordnen.
- Der Einfluss der NS-Pädagogik auf die Mutter-Kind-Beziehung
- Analyse der Erziehungsratgeber von Johanna Haarer im Hinblick auf ihre ideologischen Grundlagen
- Die transgenerationale Weitergabe von Bindungsmustern
- Anwendung der Bindungstheorie zur Interpretation der pädagogischen Konzepte Haarers
- Bewertung der langfristigen Auswirkungen auf die Bindungssicherheit nachfolgender Generationen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach dem Einfluss der Erziehung nach Johanna Haarer auf die Bindungsmuster nachfolgender Generationen vor. Sie begründet die Relevanz der Fragestellung aufgrund des kommerziellen Erfolgs der Bücher Haarers und der bis dato unzureichenden Aufarbeitung der NS-Pädagogik im privaten Kontext. Die Arbeit gliedert sich in die Darstellung der Texte Haarers, die Vorstellung der Bindungstheorie, die Auseinandersetzung mit der transgenerationalen Weitergabe von Bindungsmustern und eine abschließende Reflexion.
2. Darstellung der Texte von Johanna Haarer: Dieses Kapitel fasst die drei zentralen Werke Haarers – „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“, „Unsere kleinen Kinder“ und „Mutter, erzähl von Adolf Hitler!“ – zusammen. Es beginnt mit einer historischen Einordnung und der Biographie Haarers, um den Entstehungskontext der Bücher zu beleuchten und deren ideologischen Gehalt zu verstehen. Die Zusammenfassung der einzelnen Bücher wird durch eine Analyse der pädagogischen Konzepte und ersten Interpretationen ergänzt. Die Kapitel verdeutlichen die enge Verknüpfung zwischen den Erziehungsvorstellungen Haarers und der nationalsozialistischen Ideologie.
3. Bindungstheorie: Dieses Kapitel liefert die theoretische Grundlage der Arbeit. Es beschreibt den Ursprung und die Grundlagen der Bindungstheorie, gängige Forschungsmethoden, verschiedene Bindungsmuster und -repräsentationen sowie potentielle Bindungsstörungen. Besondere Aufmerksamkeit wird der Einordnung der Erziehungsvorstellungen Johanna Haarers in den bindungstheoretischen Kontext gewidmet. Der Bezug zur Bindungstheorie ist essenziell für die Bewertung der langfristigen Auswirkungen der von Haarer propagierten Erziehungspraktiken.
4. Die transgenerationale Weitergabe von Bindungsmustern: Dieses Kapitel untersucht die transgenerationale Weitergabe von Bindungsmustern. Es beleuchtet die Stabilität der Bindungsqualität über die Lebensspanne und analysiert Studienergebnisse zur transgenerationalen Perspektive. Die gewonnenen Erkenntnisse werden mit den in den vorherigen Kapiteln dargestellten pädagogischen Konzepten Haarers verglichen, um den potentiellen Einfluss auf nachfolgende Generationen zu ergründen.
Schlüsselwörter
NS-Pädagogik, Johanna Haarer, Bindungstheorie, Mutter-Kind-Beziehung, transgenerationale Traumaweitergabe, Erziehungsratgeber, nationalsozialistische Ideologie, Bindungsmuster, Bindungssicherheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Erziehungsratgeber von Johanna Haarer und deren Auswirkungen auf Bindungsmuster
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht den Einfluss der nationalsozialistischen Pädagogik, insbesondere der Erziehungsratgeber von Johanna Haarer, auf die Bindungsmuster nachfolgender Generationen. Es wird analysiert, wie die in den Büchern Haarers propagierten Erziehungsmethoden die Mutter-Kind-Beziehung beeinflusst haben und welche langfristigen Folgen dies für die Bindungssicherheit nachfolgender Generationen hatte.
Welche Werke von Johanna Haarer werden untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf drei zentrale Werke von Johanna Haarer: „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“, „Unsere kleinen Kinder“ und „Mutter, erzähl von Adolf Hitler!“. Diese Bücher werden hinsichtlich ihrer ideologischen Grundlagen und pädagogischen Konzepte analysiert.
Welche theoretische Grundlage wird verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Bindungstheorie. Es werden der Ursprung und die Grundlagen der Bindungstheorie erläutert, gängige Forschungsmethoden vorgestellt und verschiedene Bindungsmuster und -repräsentationen beschrieben. Die Bindungstheorie dient als Rahmen zur Interpretation der pädagogischen Konzepte Haarers und zur Bewertung der langfristigen Auswirkungen ihrer Erziehungsvorstellungen.
Wie wird die transgenerationale Weitergabe von Bindungsmustern behandelt?
Die Arbeit untersucht, wie sich Bindungsmuster über Generationen hinweg fortsetzen. Es wird analysiert, ob und wie die in den Büchern Haarers beschriebenen Erziehungsmethoden die Bindungsqualität in nachfolgenden Generationen beeinflusst haben. Hierbei werden auch Studien zur transgenerationalen Traumaweitergabe berücksichtigt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Darstellung der Texte von Johanna Haarer (inkl. historischer Einordnung und Biographie Haarers sowie Zusammenfassung der drei Hauptwerke), Bindungstheorie (Ursprung, Grundlagen, Forschungsmethoden, Bindungsmuster, Bindungsstörungen), Die transgenerationale Weitergabe von Bindungsmustern, Reflexion und Fazit.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die nachwirkenden Folgen der nationalsozialistischen Pädagogik, speziell der Erziehungsvorschläge Johanna Haarers, aufzuzeigen und in einen bindungstheoretischen Kontext einzuordnen. Es soll analysiert werden, wie sich diese Erziehung auf die Mutter-Kind-Beziehung und die Bindungssicherheit nachfolgender Generationen ausgewirkt hat.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: NS-Pädagogik, Johanna Haarer, Bindungstheorie, Mutter-Kind-Beziehung, transgenerationale Traumaweitergabe, Erziehungsratgeber, nationalsozialistische Ideologie, Bindungsmuster, Bindungssicherheit.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, Studenten und alle Interessierten, die sich mit den Folgen der nationalsozialistischen Ideologie, der Geschichte der Erziehungswissenschaften und der Bindungstheorie auseinandersetzen. Sie bietet einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Pädagogik im privaten Kontext.
- Quote paper
- Franz Haase (Author), 2020, Der Einfluss der NS-Pädagogik auf die Bindung nachfolgender Generationen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/960377