In dieser Arbeit geht es um die Geschichte und die Glaubensinhalte des Islams. Die erste Grundforderungen ist die
Anerkennung der kurzen, einprägsamen Glaubensformel "Ich bezeuge, daß es keine Gottheit gibt außer Gott. Ich bezeuge, daß Mohammed der Gesandte Gottes ist." Außer dieser Glaubensformel gibt es im Islam kein weiter gefaßtes Glaubensbekenntnis. Wichtig ist dem Moslem vor allem die Abgrenzung gegenüber einem Glauben an viele Götter und die
Disziplin, mit der der Glaube an den einen Gott im alltäglichen Leben im Gebet und in Übereinstimmung mit den sittlichen Normen vollzogen wird.
Inhaltsverzeichnis
DIE GESCHICHTE DES ISLAM
Die vorislamische Zeit
Der Prophet Mohammed
Der Koran
DIE ISLAMISCHE RELIGION
Die fünf Grundpfeiler
Erster Pfeiler
Erster Glaubensartikel: Gott
Zweiter Glaubensartikel: Engel
Dritter Glaubensartikel: Heilige Schriften
Vierter Glaubensartikel: Gottes Gesandte
Fünfter Glaubensartikel: Jüngster Tag
Zweiter Pfeiler
Die fünf Gebete
Was du vor dem Gebet tun mußt
Die für jedes Gebet bestimmten Zeiten
Zusammenfassung des Ablaufs der einzelnen Gebete
Stellung beim Gruppengebet
Das Freitagsgebet
Dritter Pfeiler
Vierter Pfeiler
Fünfter Pfeiler
Verbreitung des Islam
SPALTUNGEN IM ISLAM
Kalifat und Imamat
Schiiten und Sunniten
Sunniten
Schiiten
FRAU UND FAMILIE
Koran und Sunna
Traditionelle orientalische Gesellschaft
Neuere Entwicklungen
Minderheitssituationen
ISLAM = TERRORISMUS ? - ZWEI ANTWORTEN
Eine unhaltbare Behauptung
Der Islam ist keine Religion für Pazifisten
MEIN FAZIT
QUELLEN
Die Geschichte des Islam
um 570
(nach Chr.)
Mohammed wird in Mekka als Sohn einer verarmten Familie geboren.
622
"Hedschra", Flucht Mohammeds aus Mekka nach Medina.
630
Eroberung Mekkas durch Mohammeds Truppen.
632
Tod Mohammeds, Begräbnis in Medina.
643,644
Eroberung von Ägypten, Palästina, Syrien, Mesopotamien (Iran und Irak) und Persien.
653
Endredaktion des Koran
650 bis 720
Eroberung Nordafrikas und der iberischen Halbinsel (Spanien und Portugal).
732
Schlacht bei Tours und Poitiers: Sieg der europäischen Heere über die Araber durch Karl Martell.
1099 bis 1293
insgesamt 7 Kreuzzüge. Die Kreuzritterheere erobern Jerusalem.
1187
Jerusalem wird durch die Moslems zurückerobert.
1453
Konstantinopel (Istanbul), das Zentrum der Orthodoxen Kirche, wird von den Moslems erobert.
1526
Die Türken erobern Ungarn und bedrohen Wien. ab
1550
Vordringen des Islam nach Indien und Indonesien.
1668
2. Belagerung Wiens und Bedrohung Mitteleuropas durch die Türken. ab
1770 bis
ca 1950
allmähliche Eroberung und Unterwerfung der moslemischen Völker in Nordafrika, Saudi- Arabien,
Indien, und im Vorderen Orient durch die Franzosen und Engländer. Starke Prägung des islamischen Welt durch die europäisch-christliche Kultur.
ab 1940
allmähliche Befreiung der moslemischen Staaten von der europäischen Vorherrschaft: Jordanien,
Syrien, Ägypten, Algerien ab
1900
Besiedlung Palästinas durch die Juden.
1948
Gründung des Staates Israel. Widerstand der arabischen Nationen. 1. arabisch-jüdischer Krieg.
1967 und 1973
Kriege der arabisch-moslemischen Staaten gegen Israel.
seit 1950
Langsames Vordringen des Islam nach Mittelafrika.
ab 1975
Zurückdrängen der westeuropäisch-christlichen Kultur in den islamischen Staaten. Erwachen des radikalen islamischen Fundamentalismus
1979
Machtübernahme Khomenis im Iran. Umwandlung des Iran zu einem fundamentalistisch-moslemischen Staat.
1980 bis 1988
Krieg Saddam Husseins (Irak) gegen den Iran.
1991
Golfkrieg
Die vorislamische Zeit
Altarabien umfaßt ca. 3,5 Mio. km² und liegt zwischen dem Irak und Syrien im Norden, dem indischen Ozean im Süden, dem Roten Meer im Westen und dem Arabisch-Persischen Golf im Osten. Die Wüstengebiete nehmen einen großen Raum ein. Im Zentrum befindet sich eine riesige, hügelartige Landschaft mit guter Luft.
Der Jemen im Süden, in der Antike als Arabia felix bekannt, war das Zentrum der Zivilisation und des Handels in Altarabien, Die Äthiopier annektierten zunächst das Land und nach ihnen die Perser, bis es von den islamischen Heeren des Propheten Mohammed erobert wurde.
Im Norden standen die reiche in den ersten christlichen Jahrhunderten unter römischer Herrschaft, wobei sie nach dem Zerfall Roms Vasallen von Byzanz oder Persien wurden. All diese nordarabischen Reiche kamen nach dem Zerfall des Jemen langsam zu Ansehen und standen im 6. Jahrhundert n. Chr. auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Vor allem der Hedschas, mit Mekka als wichtigster Stadt und dem erfolgreichen Stamm der Kuraischiten, zu dem der Prophet Mohammed gehörte, erlebte eine wirtschaftliche, religiöse und kulturelle Blüte.
Gerade in diesem Hedsch-Raum bildete sich eine Gemeinsprache heraus, die die altarabischen Dichter benutzten und die der Koran annahm und durch seine religiöse Autorität festigte. Die altarabische Literatur bestand aus wenig überlieferter Prosa und einer Masse von Gedichten, von denen nur ein Teil überkommen ist. Diese Gedichte sind intuitiv, bodenständig und erstaunlich kurz und bündig formuliert. Sie spiegeln das Leben in der Wüste wieder, daher ihre Bezeichnung als ,,Divan der Araber". Ihre Urheber standen in besonderem Ansehen, und spätere islamische Dichter ahmten sie eifrig nach.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Prophet Mohammed
1. Mohammed wurde um das Jahr 570 n. Chr. in der Oasenstadt Mekka (Arabien) geboren. Als Waisenkind wuchs er unter der Obhut seines Onkels auf. Die islamische Tradition berichtet, daß Mohammed, als er sich zur Meditation in der Einsamkeit der Wüste befand, vom Erzengel Gabriel zum Propheten Allahs berufen wurde. Mohammed begann zu predigen und die Menschen zum Glauben an den einen wahren Gott zu rufen. Damit stellte er sich in Gegensatz zur polytheistischen Religion der arabischen Stämme. In Mekka wurde damals eine Vielzahl von Göttern verehrt. Religiöse Feste, Wallfahrten zu den Götterbildern am Heiligtum der Kaaba und die damit verbundenen Handelsmärkte bildeten wichtige Einnahmequellen für die Oberschicht der Stadt. Mohammeds Verkündigung des Glaubens an den einen wahren Gott führte zu Spannungen mit den einflußreichen Handelsfamilien in Mekka. Als er sich bedroht fühlte, floh er zu seinen Freunden nach Medina. Mit dieser Flucht (arab: hedschra) Mohammeds aus Mekka im Jahr 622 beginnt die islamische Zeitrechnung.
2. In Medina gelang es Mohammed, eine politische und religiöse Führungsposition einzunehmen und die arabischen Stämme, die dort um die Herrschaft stritten, zu einer Gemeinschaft (arab.: umma) zu vereinen und sie für seinen neuen monotheistischen Gottesglauben zu gewinnen. In der Folgezeit kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Bewohnern Mekkas. Mohammeds Sieg in der Schlacht bei Badr (624) über den zahlenmäßig überlegenen Gegner verstehen die Moslems bis heute als Gotteswunder und als Bestätigung seiner göttlichen Berufung. Die endgültige Eroberung Mekkas gelang Mohammed im Jahr 630. Er vernichtete alle Götterbilder und verpflichtete die Bewohner auf die neue Religion. In dieser Zeit festigte sich in Mohammed die Überzeugung, die ihm anvertraute Gottesbotschaft sei die einzig wahre Religion, nicht nur für die Araber, sondern für alle Menschen.
3. Mohammed bestimmte Mekka zum Mittelpunkt der neuen Religion, weil hier schon Abraham das "erste Haus" Gottes, die Kaaba, als Stätte der Verehrung des einen Gottes errichtet habe. Seit dieser Zeit orientieren sich alle Moslems in ihrer Gebetshaltung nach Mekka. Mohammed selbst lebte in Medina und heiratete dort zwölf Frauen, darunter eine Jüdin und eine Christin. Die ungewöhnlich hohe Zahl seiner Frauen begründete Mohammed mit einer besonderen göttlichen Erlaubnis. Am 8. Juni 632 starb Mohammed im Haus seiner Lieblingsfrau Aischa. Er wurde in Medina begraben.
4. Mohammed hat sich selbst immer als Diener und Prophet Gottes verstanden, der den Menschen die endgültige Offenbarung des einen, allmächtigen Gottes zu überbringen hatte. Er rief die Menschen zu einem streng religiös ausgerichteten Leben auf, das sich an den sittlichen Richtlinien des Koran zu orientieren habe. Mohammed fordert gegenüber dem allmächtigen Gott unbedingten Gehorsam, Unterwerfung und Hingabe (=Islam). Gott duldet neben sich keine anderen Götter und ist zugleich der gütige Schöpfer und der barmherzige Richter. Mit dieser Botschaft übernimmt Mohammed Inhalte des jüdischen und christlichen Glaubens, die er in der Begegnung mit Juden und Christen in Arabien kennengelernt hatte.
5. Der Islam hat immer daran festgehalten, daß Mohammed nur ein Mensch war, dessen sich Gott bediente. (Aus diesem Grund wollen die Moslems auch nicht gerne "Mohammedaner" genannt werden). Im Laufe der Zeit entstanden viele Legenden um seine Person. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Überlieferung von seiner Himmelsreise. Auf einem himmlischen Reittier sei Mohammed von Mekka nach Jerusalem entrückt worden; von dort sei er durch sieben Himmel in das Paradies aufgestiegen, um die Herrlichkeit Gottes zu schauen. Neben solchen Legenden entstanden auch viele Gedichte und Loblieder, die Mohammed als großes Glaubensvorbild für die Menschen preisen.
6. Auch ohne Moslem zu sein, muß man die große geschichtliche Leistung und Bedeutung Mohammeds anerkennen. Ihm ist es gelungen, die damals zerstrittenen Völker Arabiens religiös und politisch in der "umma" (=Gemeinde) zu vereinen. Die Einheit von politischer und religiöser Führerschaft und die Einheit von Religion und Politik überhaupt, wie sie von Mohammed verkündet und praktiziert wurde, ist bis heute ein Wesensmerkmal des Islam geblieben.
Der Koran
1. Der Koran ist für die Moslems die grundlegende Quelle ihres Glaubens. Sie entnehmen diesem Buch Vorschriften, Hinweise und Anleitung darüber, wie sie sich in den verschiedenen Situationen ihres Lebens zu verhalten haben. Von klein auf werden sie mit seinem Inhalt vertraut gemacht. Auch nichtarabische Moslems sind angehalten, den Koran in seiner arabischen Urform zu lesen oder auswendig aufzusagen.
2. Die Moslems bezeichnen den Koran als das Wort Gottes. Ihrem Glauben nach wurde der ganze Text des Koran an Mohammed offenbart. Diese Offenbarung begann im Jahre 610 n. Chr. in der "Nacht der Bestimmung" und erstreckte sich über einen Zeitraum von 22 Jahren. Ein Engel (meist war es der Erzengel Gabriel) hat jeweils Teile des Koran, der Rede Gottes, dem Propheten mitgeteilt, indem er sie ihm Wort für Wort ins Ohr flüsterte. Mohammed gab diese Botschaften wortgetreu an seine Vertrauten weiter, die alles im Gedächtnis bewahrten und aufschrieben, zum Teil erst nach dem Tode Mohammeds.
3. Im Koran findet der Moslem alles, was ihn zu einem Gott wohlgefälligen Leben anleitet und damit auf das religiöse Leben vorbereitet.
Der Koran enthält grundsätzliche Aussagen über:
- die Glaubensüberzeugungen, wie den Glauben an Gottes Einheit, die Propheten und Gesandten, die Engel und das Jüngste Gericht;
- die gottesdienstlichen Ordnungen, zu denen auch das Fasten im Monat Ramadan und die Wallfahrtsriten bei der Pilgerfahrt nach Mekka gehören;
- die sozialgesellschaftlichen Ordnungen, insbesondere über das Familienrecht;
- die sittlich-ethischen Maßstäbe, an denen sich jeder Moslem zu orientieren hat.
4. Die Offenbarung Gottes ist nach Auffassung der Moslems nicht auf Mohammed und den Koran beschränkt. Gott hat sich davor schon dem Mose (Thora), König David (Psalmen) und auch Jesus (Evangelium) offenbart, die die Gottesworte ebenfalls aufschrieben. Jedoch hätten die Juden und Christen später diese Worte Gottes verfälscht und so stimme die Bibel nicht mehr mit der ursprünglichen himmlischen Offenbarung überein. Aus diesem Grunde habe Gott noch einmal einen Gesandten berufen, nämlich Mohammed, der nun im Koran die endgültige Gottesbotschaft für alle Menschen empfangen habe.
5. Beim Lesen des Koran begegnet man vielen Gestalten und Geschichten, die aus der Bibel schon bekannt sind: erwähnt werden Adam als der erste Mensch, Abraham, Mose, der Retter des jüdischen Volkes, König David, Johannes der Täufer, und Maria, die Mutter Jesu. Auch von Jesus selbst wird berichtet. Er wird allerdings nicht als Sohn Gottes bezeichnet (was für den gläubigen Moslem eine Beleidigung Gottes bedeutet), sondern als einer der großen Propheten und Gesandten Gottes, der die Aufgabe hatte, das Volk Israel wieder zum ursprünglichen Glauben zurückzuführen. Der Koran warnt die Moslems davor, in Jesus mehr als nur einen Menschen zu sehen, und bestreitet seinen Tod am Kreuz. Auch die Auferstehung Jesu wird im Koran nicht erwähnt.
6. Da für den Moslem der Koran das von Gott selbst inspirierte, von Gottes Engeln diktierte Wort ist, kommt ihm im Islam uneingeschränkte Autorität zu. Dem Moslem ist es nicht erlaubt, auch nur am kleinsten Buchstaben des Koran zu zweifeln, seine Entstehung zu hinterfragen, sich kritisch mit seiner Botschaft auseinanderzusetzen oder zu versuchen, seine Aussagen an Ergebnissen moderner Wissenschaft und Forschung zu überprüfen. Alles für den Menschen Wissenswerte liegt im Koran begründet.
Die islamische Religion
Die fünf Grundpfeiler
Die fünf Grundpfeiler des Islam sind:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Glaubensbekenntnis(Shahâda):
"Ich bezeuge: Es gibt keinen Gott außer DEM Gott. Muhammad ist der Gesandte Gottes." (Schiiten fügen oft hinzu: "Alî ist der Freund Gottes")
2. Gebet (Salat): fünfmal täglich:
1. bei Sonnenaufgang
2. zur Mittagszeit
3. am späten Nachmittag
4. bei Sonnenuntergang
5. nach Sonnenuntergang
3. Abgabe ("Armen"-Steuer) (Zakat)
4. Fasten (Saum) im Monat Ramadan
5. Pilgerreise (Haddsch) zur Kaaba in Mekka
Erster Pfeiler
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die erste dieser Grundforderungen ist die Anerkennung der kurzen, einprägsamen Glaubensformel "Ich bezeuge, daß es keine Gottheit gibt außer Gott. Ich bezeuge, daß Mohammed der Gesandte Gottes ist." Außer dieser Glaubensformel gibt es im Islam kein weiter gefaßtes Glaubensbekenntnis. Wichtig ist dem Moslem vor allem die Abgrenzung gegenüber einem Glauben an viele Götter und die Disziplin, mit der der Glaube an den einen Gott im alltäglichen Leben im Gebet und in Übereinstimmung mit den sittlichen Normen vollzogen wird.
Abb.: Kalligraphie: Galeere des Glaubens: in arabischer Schrift:
Segel: "Es gibt keinen Gott außer Allah und Muhammad ist sein Prophet"
Rumpf und Ruder: "Ich glaube an Gott und an seinen Engel, seine Bücher, seine Propheten, an den Jüngsten Tag, die Vorherbestimmung, das Gute und Böse und an die Wiederauferstehung nach dem Tode."
Erster Glaubensartikel: Gott
Die wesentlichen Eigenschaften Gottes sind:
Einzigkeit Gottes: Gott ist absolut einzig, deshalb wird die christliche Dreifaltigkeitslehre abgelehnt und erst recht die christliche Vorstellung von der Gottessohnschaft Christi.
Absolute Transzendenz und deshalb nächste Nähe Gottes: Gott wird im Islam in vollkommener Transzendenz gezeigt. Gott wird deshalb auch nicht als personifiziert aufgefaßt. Um die Transzendenz Gottes nicht zu relativieren und zu nivellieren, gibt es keine Sakramente, keine Kultbilder, keine Kirchenmusik. Gerade wegen seiner Transzendenz ist Gott völlig nahe (immanent): er ist dem Menschen näher als seine Halsschlagader.
Gott der Schöpfer: Gott hat Himmel und Erde geschaffen. Die Schöpfung ist in erster Linie für den Menschen bestimmt. Man kann Gott aus der wunderbaren Schöpfung erkennen.
Gott der Richter: Gott ist der gerechte Richter des Jüngsten Tages.
Gott der barmherzige Erbarmer: Fast jede Sure des Koran beginnt mit: ,,Im Namen Gottes, des barmherzigen Erbarmers."
Das Erbarmen ist notwendig, da Gott ein gerechter Richter ist: jeder fromme Muslim weiß, daß er oft
Gottes Anforderungen nicht entspricht und deshalb auf Gottes Erbarmen angewiesen ist. Voraussetzung, daß
Gott gegenüber dem Menschen Erbarmen zeigt ist aufrichtige Reue auf Seiten des Menschen.
In der islamischen Mystik wurde die Einzigkeit Gottes bis zum Extrem durchdacht: Es gibt nichts außerhalb Gott. Die Orthodoxie betrachtete dies als pantheistische Ketzerei und verfolgte diese "Ketzerei" mit der Todesstrafe.
Der syrische Sufi (Mystiker) Schihabbadin Yahya as-Suhrawardi (1191 wegen Ketzerei hingerichtet) beschreibt folgende fünf
Grade des Bekenntnisses der Einzigkeit Gottes:
1.Es gibt keine GOTTHEIT außer GOTT
2.Es gibt kein ER außer IHM
3.Es gibt kein DU außer DIR
4.Es gibt kein ICH außer MIR
5.SCHWEIGEN
Zweiter Glaubensartikel: Engel
Engel sind hauptsächlich Wesen, die Gott loben und preisen. Im Auftrag Gottes bewachen und schützen sie auch die Menschen, verzeichnen deren Taten und sind für den Empfang der Seelen der Toten zuständig. Der Mensch steht über den Engeln.
Wichtige Engel sind:
Gabriel, der Muhammad den Koran überbrachte
Iblîs: der gefallene Engel, der aus dem Paradies vertrieben wurde, weil er sich weigerte, vor dem von Gott geschaffenen Menschen in Verehrung niederzufallen.
Dritter Glaubensartikel: Heilige Schriften
Heilige Schriften vor dem Koran
Vor der Offenbarung des Koran gab es folgende Schriften echter Offenbarung:
1. Die Tora = Pentateuch = fünf Bücher Mosis
2. die Psalmen Davids
3. die Evangelien Jesu
Mit der Offenbarung des Koran wurden diese Offenbarungsschriften aber unnötig, denn der Koran ist jener Teil der himmlischen Offenbarungsschrift, den Gott für ausreichend erachtete, die Menschen zu führen.
Vierter Glaubensartikel: Gottes Gesandte
Muhammad wird als letzter der Propheten gesehen, als Ende, Bekräftigung und Höhepunkt in der Reihe der Propheten. Neben Muhammad genießt vor allem Abraham bei den Muslimen hohes Ansehen, da Abraham der erste Monotheist war.
Für traditionsbewußte Muslime ist Muhammad nicht nur Sprachrohr Gottes, sondern auch Vorbild für den Muslim. Man nimmt an, daß Gott jede der Handlungen Muhammads von Irrtum bewahrte. So ist alles, was der Prophet tat, Teil seiner Sunna, seiner autoritativen Überlieferung: wie er mit Kindern umging, wie er das Fasten beendete, wie er sich die Zähne reinigte, wie er seinen Bart herrichtete, alles ist des Studiums und des Nacheiferns wert.
Fünfter Glaubensartikel: Jüngster Tag
Nach dem Tode des Menschen nehmen Engel seine Seele in Empfang und bringen sie zu Gott. Dort findet ein Zwischengericht statt. Bei diesem Gericht wird die Seele nach Gott, dem Propheten, ihrer Religion und der Gebetsrichtung befragt. Aufgrund der Antworten wird dem Menschen das Paradies oder die Hölle angekündigt. Darauf folgt eine lange Wartezeit bis zum Endgericht. Nach Anbruch der Endzeit erfolgt eine allgemeine Auferstehung der Toten. Gott weckt die Toten auf und erscheint als Richter der Welt. Die Propheten werden als Zeugen über die Völker befragt, zu denen sie einst gesandt wurden. Die Gesandten und die Engel dürfen mit Erlaubnis Gottes Fürsprache einlegen. Dann spricht Gott sein Urteil aufgrund der Taten und des Glaubens der Menschen.
Die Höllenqualen für die Ungläubigen und Gottlosen sind fürchterlich. Das Paradies dagegen ist wirklich paradiesisch schön mit allem, was ein Menschenherz erfreut.
Nach dem Glauben der meisten Muslime werden alle, die die Einzigkeit Gottes bezeugen nach der Vergeltung für ihre Taten in einer Art Fegefeuer aus dem Feuer befreit. Keiner von den Gläubigen wird ewig im Feuer verbleiben, sondern wer auch nur ein Körnchen wahren Glauben im Herzen hat, wird aus dem Feuer errettet.
Zweiter Pfeiler
Die zweite dieser Säulen ist das tägliche, fünfmalige rituelle Gebet, das der Moslem vor Sonnenaufgang, am
Mittag, am Nachmittag, zur Zeit des Sonnenuntergangs und vor dem Schlafengehen verrichtet. Durch das Gebet wird das Tagesgeschehen immer wieder unterbrochen, und der Mensch wird daran erinnert, daß er sein Leben vor Gott führen und verantworten muß. Die Moslems in aller Welt richten sich in ihrer Gebetshaltung nach Mekka aus, dem Ort ihrer zentralen Anbetung.
Die äußere Form dieses täglichen Gebets ist genau festgelegt.
Die Vorbereitung: Waschen der Hände, des Gesichts, des Halses, der Füße; Das aufrechte Stehen vor Gott mit Blickrichtung auf Mekka Die Verbeugung als Zeichen der Demut;
Die Niederwerfung als Zeichen der Selbsthingabe an Allah; Das Rezitieren von Koran-Versen im Sitzen und Knien;
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Friedensgruß: jeder Beter wünscht seinem Nachbarn Frieden.
Die fünf Gebete
"Du mußt wissen, daß es fünf tägliche Gebete gibt, nämlich: Sobh -- Dohr -- Asr -- Maghrib -- Ischa welche aus Rumpfbeugungen und Prosternationen bestehen, die Rakaa genannt werden. Jedes Gebet besteht aus einer bestimmten Zahl von Rakaas:
1. Sobh besteht aus zwei Rakaas
2. Dohr besteht aus vier Rakaas
3. Asr Dohr besteht aus vier Rakaas
4. Maghrib besteht aus drei Rakaas
5. Ischa besteht aus vier Rakaas."
Was du vor dem Gebet tun mußt
"Bevor du betest, mußt du die vier folgenden Anordnungen erfüllen:
1. Dein Körper und deine Kleider müssen sauber sein, sowie der Platz an dem du dich entschieden hast, zu beten.
2. Du mußt bescheiden gekleidet sein, so dein Körper bedeckt ist (der Mann muß seinen Körper vom Nabel bis zu den Knien und die Frau den ganzen Körper außer ihren Händen und Füßen bedecken).
3. Du mußt dich nach Mekka, dem Heiligen Land, zuwenden, wo Gottes Haus Al Kaaba steht.
4. Du mußt deine Seele durch das Waschen der folgenden Körperteile gereinigt haben:
1. dein Gesicht
2. deine Hände bis zu den Ellbogen
3. einen Teil deines Kopfes
4. deine Füße
In einigen Fällen mußt du deinen ganzen Körper waschen."
Die für jedes Gebet bestimmten Zeiten
"Sobh: Dieses Gebet wird in der Morgendämmerung, bei Tagesanbruch verrichtet. Es beginnt in dem Moment, in dem das Tageslicht erscheint, und geht zu Ende bis kurz vor dem Sonnenaufgang.
Der letzte Teil deines Gebets "Tahiyyat" muß im Moment der Erscheinung der Sonne gemacht werden.
Dohr: Dieses Gebet beginnt wenn die Sonne sich von der Mitte des Himmels senkt und wenn Schatten beginnen sich auszudehnen. Seine Zeit endet, wenn ein Ding und sein Schatten gleich sind.
Asr: wird in der Zeit verrichtet, in der die Zeit des Dohr beendet ist. Oder, genauer gesagt, nachdem die Sonne am Meridian vorbeigeht und bis zur Zeit des Maghrib.
Maghrib: wird nach dem Sonnenuntergang verrichtet (1). Wir können sagen, daß seine Zeit ungefähr anderthalb Stunden nach dem Sonnenuntergang beträgt. Es ist erwünscht, daß du mit anderen das Maghribgebet verrichtest. Natürlich ist Gebet mit andern Menschen bei den anderen Gebetszeiten wichtig, aber es ist vor allem beim Maghribgebet erwünscht.
Ischa: wird verrichtet nachdem das Tageslicht vom Himmel verschwindet, ca. anderthalb Stundem nach dem Ende der Maghribzeit. Seine Zeit endet mit dem Beginn des Fagrgebets. Der letzte Teil des Gebets muß vor der Erscheinung der Sonnenstrahlen verrichtet werden.
(1) In der islamischen Religion darf der Mensch das Gebet weder im Moment der Sonnenerscheinung verrichten, noch wenn sie im Zenit steht, noch im Moment ihres Untergangs, damit es deutlich gemacht wird, daß der Mensch Gott und nicht die Sonne anbetet."
Zusammenfassung des Ablaufs der einzelnen Gebete
Dohr Asr Maghrib
1.Fatiha und Sure 1.Fatiha und Sure 1.Fatiha und Sure
2.Fatiha und Sure 2.Fatiha und Sure 2.Fatiha und Sure Tahiyya Tahiyya in lauter Stimme
3.Fatiha 3.Fatiha Tahiyya
4.Fatiha 4.Fatiha 3.Fatiha in leiser Stimme Assalamu aalaykum Assalamu aalaykum Assalamu aalaykum in leiser Stimme in leiser Stimme
Ischa Sobh Fadhr
1.Fatiha und Sure 1.Fatiha und Sure 1.Fatiha und Sure in leiser
2.Fatiha und Sure 2.Fatiha und Sure Stimme in lauter Stimme in lauter Stimme 2.Fatiha und Sure in leiser Tahiyya Tahiyya Stimme
3.Fatiha in leiser Stimme Assalamu aalaykum Tahiyya
4.Fatiha in leiser Stimme Assalamu aalaykum Assalamu aalaykum
Schaf Watr
1.Fatiha und Sure 1.Fatiha und Sure
2.Fatiha und Sure in lauter Stimme in lauter Stimme Tahiyya
Tahiyya Assalamu aalaykum Assalamu aalaykum
Das Gebet muß in der Sprache des Korans ausgesprochen werden
Stellung beim Gruppengebet
"Wenn man mit dem Imam alleine betet, muß man auf der rechten Seite des Imams stehen. Wenn es aber zwei oder mehr Menschen sind, müssen sie hinter ihm stehen. Wenn eine Frau dabei ist, muß sie hinter den Männern stehen.
Wenn ein Mann und seine Frau zusammen beten, muß die Frau hinter ihrem Mann stehen und zwar auf der rechten Seite."
Das Freitagsgebet
"Dieses Gebet ist von Gott angeordnet. Du mußt zu der Moschee eilen, wenn der Imam in dem Rednerpult sitzt und der Muezzin vom Minarett anfängt, die Gläubigen zu rufen. Dann muß alle Kaufmänner aufhören und alles andere, das dich davon abhalten könnte, zum Gebet zu eilen [!]. Dieses Gebet besteht aus zwei Rakaas, die vom Imam laut ausgesprochen werden.
Die Predigt wird gegeben, bevor das Gebet beginnt. Bevor du dich zur Moschee begibst, mußt du dich gründlich gewaschen haben.
Es ist außerdem erwünscht, daß du deine besseren Kleider anziehst und dich für die Angelegenheit parfümierst."
Dritter Pfeiler
Die dritte Säule des Islam, die Armensteuer, regelt die karitativen Verpflichtungen des Moslem. Jeder Gläubige ist verpflichtet, von allen Teilen seines Vermögens einen gewissen Prozentsatz ihres Wertes, und zwar zwischen zweieinhalb und zehn Prozent, für Arme und Bedürftige abzugeben. Jeder Verdienst und Gewinn, die man als Geschenk Gottes ansieht, verpflichtet zu sozialer Hilfe. In einer Gemeinschaft, die vom Islam geprägt ist, soll es keine ungerechten Verhältnisse und keine notleidenden Menschen geben.
Zakat wird oft mit Armensteuer übersetzt. Dies gibt aber nur einen Teil dessen wieder, für was Zakat zu entrichten war. Heute wird Zakat allerdings gewöhnlich nur noch als Verpflichtung zur Geldspende für karitative Zwecke betrachtet und unterscheidet sich kaum mehr vom Almosen.
Nach einem Fiqh-Werk der Shafii-Rechtsschule aus dem 11. Jhdt. nach Chr. mußte die Zakat an acht Gruppen verteilt werden:
1. die Einnehmer der Abgabe
2. die Mittellosen
3. die Bedürftigen
4. solche, deren Herzen gewonnen werden soll:
1.Ungläubige, deren Bekehrung man sich erhofft, und Ungläubige, von denen man Feindseligkeiten befürchtet
2.Muslime: wichtige Persönlichkeiten, von denen man hofft, daß sie in ihren Gesellschaftskreisen Ungläubige bekehren; sowie muslimische Stämme, bei denen man durch die Spende Festigung im Glauben erwartet
5. Sklaven zum Freikauf aus der Sklaverei
6. Schuldner
7. Freiwillige im Heiligen Krieg, die keinen regulären Sold erhalten
8. Reisenden, deren Reise religiösen Zwecken dient
Vierter Pfeiler
Die vierte Säule: das Fasten im Monat Ramadan. Es ist für den Moslem neben dem täglichen Gebet das wichtigste Kennzeichen seines Glaubens. Von morgens bis abends nimmt er keine Speise und kein Getränk zu sich. Kranke, Alte, kleine Kinder und schwangere Frauen sind ausdrücklich vom Fastengebot ausgenommen. Alle anderen sollen mit dem Fasten und ihrer Selbstbeherrschung Gott ehren, sich ihm wieder zuwenden und täglich im Koran lesen und darüber meditieren. Der Ramadan soll den Gläubigen zu Geduld, zu Versöhnung und zu Barmherzigkeit befähigen. - Weil das islamische Jahr sich am Mondzyklus orientiert und nicht an der Sonne, beginnt der Ramadan im europäischen Kalender jedes Jahr elf Tage früher als im Vorjahr.
Jeder erwachsene gesunde Muslim muß während des Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf jegliche Nahrungsaufnahme und den Genuß von Nikotin verzichten sowie sexuell enthaltsam sein.
Der Ramadan gilt als besonders gnadenreiche Zeit, weil es der Monat der Offenbarung des Korans gilt.
Fünfter Pfeiler
Die fünfte Säule des Islam ist die Verpflichtung eines jeden Moslem, einmal in seinem Leben an der Pilgerfahrt nach Mekka teilzunehmen, um dort am zentralen Heiligtum, der Kaaba, Gott anzubeten. Gut zwei Monate nach Ende des Ramadan beginnt die Wallfahrt. Sie ist für alle Moslems von großer religiöser Bedeutung. Denn sie soll ihr
Zusammengehörigkeitsgefühl stärken und ihnen bewußt machen, daß sie zur weltumspannenden islamischen Gemeinschaft, der umma, gehören. In ihr sind alle Moslems durch den Glauben an den einen wahren Gott über alle Standes- und Volkszugehörigkeit hinweg miteinander verbunden. Alle Riten der Wallfahrt sollen dem Moslem helfen, sein Leben Gott hinzugeben und nach den Geboten des Koran zu führen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Kaaba in Mekka
Verbreitung des Islam
Prozentzahlen = Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerungszahl des betr. Landes.
1.Indonesien: 163 Mio., 87%
2.Pakistan: 115 Mio.; 97%; Staatsreligion
3.Bangladesch: 98 Mio., 87%; Staatsreligion
4.Indien: 97 Mio., 11%
5.Iran: 59 Mio., 99%; Staatsreligion
6.Türkei: 59 Mio., 99%
7.Ägypten: 50 Mio., 90%; Staatsreligion
8.Nigeria: 46 Mio., 45%
9.Algerien: 26 Mio., 99%; Staatsreligion
10.Marokko: 26 Mio., 99%; Staatsreligion
11.Afghanistan: 22 Mio., 99%
12.Äthiopien: 22 Mio., 45%
13.China VR: 20 Mio., 0,2%
14.Usbekistan: 20 Mio., 98%
15.Sudan: 20 Mio., 77%; Staatsreligion
16.Irak: 18 Mio., 96%; Staatsreligion
17.Saudi Arabien: 16 Mio., 98%; Staatsreligion 18
(Für die zentralasiatischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion liegen zum Teil keine verläßlichen Zahlen vor.)
D.h. die Länder mit der in absoluten Zahlen größten muslimischen Bevölkerung liegen alle In Südostasien und Südasien, eine
Tatsache, die oft auch von Islamkundigen übersehen wird.
Regionale Verteilung:
1.Asien: 637 Mio.
2.Afrika: 278 Mio.
3.Ehemalige Sowjetunion: 39 Mio.
4.Europa: 13 Mio.
5.Nordamerika: 3 Mio.
6.Lateinamerika: 1 Mio.
Weltweit: knapp 1 Milliarde.
Der Islam ist also nicht nur seinem universalen Anspruch nach, sondern auch seiner Verbreitung nach, eine Weltreligion.
Weitere Staaten, in denen der Islam Staatsreligion ist (in alphabetischer Folge):
Brunei , Jemen , Katar , Kuwait , Libyen , Malaysia , Malediven , Mauretanien ,Oman ,Somalia ,Tunesien
Die "fünf Farben des Islam"
Nach sprachlichen und kulturellen Zusammengehörigkeiten kann man "fünf Farben des Islam" unterscheiden:
1.arabischer Islam: Nordafrika, Vorderer Orient
2.türkischer Islam: Türkei, Zentralasien, China
3.irano-indischer Islam: Iran, Afghanistan, Pakistan, Bangladesch, Indien
4.malaiischer Islam: Indonesien, Malaysia, Philippinen
5.schwarzer Islam: Schwarzafrika, USA
Spaltungen im Islam
Kalifat und Imamat
Das Problem des Kalifats und Imanats im Islam gehört zu den Kernfragen in der religiösen und politischen Entwicklung des Islam, insbesondere, da die arabisch-islamische Welt bis zum heutigen Tag im Banne alter Vorstellungen lebt. Leider gibt es keine Globaluntersuchung des Kalifats als Institution.
Unter dem Propheten Mohammed wurde alles nach den theokratischen Prinzip geregelt, das in seinen Handlungen allgegenwärtig war. Für die Nachfolger stellt sich das Problem anders, da das Kalifat bzw. Imanat mit ihnen entstand. Die ersten Kalifen sind in einer Art Übereinstimmung ausgewählt worden. Die gewaltsame Übernahme der Macht durch den Begründer der 2. Dynastie, der Omijaden, wurde anders gerechtfertigt, nämlich mit dem Festhalten an einer früheren Ideologie des Ausgewähltseins als Kalif und deren Weiterentwicklung.
Seine Nachfolger entwickelten diese ideologische Richtung noch mehr; die Herrscher der 3. Dynastie, die Abbasiden, brachten sie zu einem Höhepunkt.
Diese drei ersten Dynastien waren Sunniten, d.h. Anhänger der islamischen Sunna (Tradition) oder der Orthodoxie im Islam. Sie hatten aber Gegner, vor allem die Anhänger des vierten ermordeten Kalifen Ali, die man Schiiten nennt (von ,,Schia", Anhängerschaft, Partisanenschaft); für sie waren Ali und sein Haus die legitimen Nachfolger des Propheten, deswegen entwickelten sie das System des Imanats (ein Begriff, der auch bei den sunnitschen Kalifen Verwendung fand): Die orthodoxen zählen zwölf Imane (daher die 12 Schiiten), wobei der zwölfte entrückt wurde; während andere Zweige, wie die Ismailiten, nur sieben haben, deren siebter ebenfalls entrückt wurde. Diese letzteren gehören zu den übertreibenden Schiiten, die sehr große Unterschiede zum orthodoxen Islam aufweisen.
Schiiten und Sunniten
Nach dem Tode Muhammads spalteten sich die Gläubigen, weil sie sich über die Person des Nachfolgers Muhammads nicht einigen konnten:
Sunniten
die ersten rechtmäßigen Kalifen nach Muhammads Tod (632) sind
1. Abû Bakr (632-634)
2. Umar (634-644)
3. Uthman (644-656)
4. Alî (656-661)
Leiter der Gemeinde ist der Kalif. Ein Kalif muß zum Stamm des Propheten gehören, muß sich in den religiösen Quellen auskennen und muß politische Eignung besitzen
Schiiten
nur Alî, der Vetter und Schwiegersohn Muhammads und spätere vierte Kalif, ist rechtmäßiger erster
Nachfolger Muhammads. Leiter der Gemeinde ist der Imâm. Ein Imâm muß
ein Nachkomme Alîs sein. Wegen unterschiedlicher Ansichten über die Gestalt des Imâm spalteten sich die Sunniten wieder in weiter Gruppen:
,,Extreme" Schiiten: Gott wohnt direkt in den Imâmen. Kleine Gruppe, z.B. in Syrien.
Ismailiten: Der schon vor seinem Vater "verstorbene" Sohn des
6. Imâms, Ismail ist der rechtmäßige 7. Imâm. Er lebt in der Verborgenheit weiter und wird eines Tages als Mahdi auf die Welt zurückkehren. Der Mahdi ist frei von Sünde und Irrtum und wird eine gerechte Gesellschaft errichten. Heute verbreitet in: Jemen, Iran, Indien, Syrien, Afrika.
Zwölferschiiten: Der 12. Imâm, Muhammad ibn Hasan al- Mahdi (Mitte 9. Jhdt.) lebt in der Verborgenheit weiter und wird als Mahdi (s. oben) zurückkehren. Während seiner Abwesenheit sollen qualifizierte Theologen die Leitung der Gemeinde übernehmen. Vor allem in Iran verbreitet (Ayatollah Khomeini!).
Zaiditen: lehnen die Vererbung der Imâm-Würde und den Mahdi-Glauben ab.
Frau und Familie
Für die Muslime ist die Familie Keimzelle der menschlichen Gemeinschaft. Gott selbst hat ihr diese zentrale Bedeutung in der gesellschaftlichen und religiösen Ordnung gegeben.
Koran und Sunna
Nach dem Koran haben Mann und Frau den gleichen Rang vor Gott. Sie sind mit derselben Würde geschaffen und haben die gleichen Lebensrechte. Beide können das Paradies erlangen (Sure 9,72). Doch Gott hat sie unterschiedlich geschaffen und ihnen damit auch verschiedene Rechte und Pflichten gegeben.
Dem Islam ist der Gedanke fremd, daß Sexualität Sünde sein könnte; sie gehört zu den guten Gaben Gottes und soll in der Ehe verwirklicht werden. In der Erschaffung der Frau wird Gottes Güte sichtbar: Sie wurde als Gattin des Mannes erschaffen. Die Ehepartner sollen einander in Liebe und Erbarmen verbunden sein (Sure 30,21).
Die Frau ist für ihren Mann und der Mann für seine Frau ,,wie eine Bekleidung" (Sure 2,187). Das bedeutet, daß Mann und Frau einander Wärme, Schutz, Geborgenheit und Freude geben sollen. Noch in seiner letzten Predigt sagte Mohammed zu seinen Gefährten: ,,Ihr habt über eure Frauen ein Recht, und eure Frauen haben über euch ein Recht."
Der Koran hat die Stellung der Frau in der Familie und in der Gesellschaft wesentlich verbessert, indem er ihre Rechte sicherte. Dazu gehören ein vorher so kaum gekanntes Recht auf Eigenbesitz, das Erbrecht und ein umfassender Rechtsschutz. Jede Frau hat Anspruch auf Versorgung, die Ehefrau auf standesgemäßen Lebensunterhalt durch ihren Mann. Bei der Heirat steht der Frau ein Ehevertrag zu, der nach Sure 4,4 die Brautgabe bestimmt und für den Fall der Scheidung die Entschädigungssumme festlegt. Andererseits ist die Frau verpflichtet, ihrem Mann eine gute Ehefrau zu sein und mit seinem Eigentum verantwortlich umzugehen.
Der Mann hat Schutz- und Versorgungspflicht gegenüber seiner Familie. Er hat nach dem Koran das Recht, bis zu vier Frauen zu heiraten:
,,Heiratet, was euch an Frauen gut ansteht, zwei, drei oder vier. Wenn ihr aber fürchtet, so viele nicht gerecht zu behandeln, dann nur eine" (Sure 4,3).
In dieser Forderung nach gerechter, gleichwertiger Behandlung wird von vielen Auslegern eine Tendenz zur Einehe gesehen.
Dem Mann wird ein Züchtigungsrecht gegenüber der Frau zuerkannt:
,,Die Männer stehen den Frauen vor, weil Gott sie ausgezeichnet hat... Und wenn ihr fürchtet, daß die Frauen sich auflehnen, dann vermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie" (Sure 4,34).
In der islamischen Welt werden diese Sätze sehr verschieden gedeutet und gehandhabt. Manche verweisen darauf, daß Mohammed selbst vom Züchtigungsrecht nie Gebrauch gemacht habe.
Kinder sind ein Segen Gottes. Zu den gemeinsamen Aufgaben von Mann und Frau gehören die Erziehung, auch die religiöse. Die Frau spielt eine besondere Rolle: Nach einem Ausspruch Mohammeds liegt das Paradies zu Füßen der Mütter.
Eltern und Kinder sind füreinander verantwortlich, ebenso die Geschwister; denn nach Mohammed sind die Rechte der großen Geschwister über die kleinen wie die des Vaters über seine Kinder.
Der Koran unterstreicht die Sorgepflicht für alte Eltern (Sure 17,23).
Traditionelle orientalische Gesellschaft
Das Leben in Ehe und Familie und damit die Stellung der Frau sind in den islamischen Ländern im allgemeinen durch die patriarchalische Ordnung und die Zuweisung fester Rollen im Familienverband bestimmt. Die Frau wird nach der Heirat Mitglied in der Familie ihres Mannes. In der traditionellen orientalischen Gesellschaft wurde die nachgeordnete Stellung der Frau wider stärker betont. Dabei wurde die patriarchalische Ordnung zum Auslegungsschlüssel des Koran.
Dafür zwei Beispiele:
- Nach Sure 2,282 gilt in bestimmten Fällen die Zeugenaussage von zwei Frauen vor Gericht soviel wie die eines Mannes. Später entwickelte sich daraus die Vorstellung, daß Frauen im öffentlichen Leben nur halb so viel Gewicht haben wie Männer.
- Ebenso verhält es sich mit dem weitverbreiteten Gebot des Kopftuchtragens. Korantexte, die später als Beleg angeführt wurden (Sure 24,31; 33,59), verlangen nur, daß sich die Frauen anständig und ehrbar kleiden, um sich vor Belästigungen zu schützen.
Der frühe Islam kannte Gebote und Verbote für beide Geschlechter. Aber die harten Lebensregeln für Jungen sind weithin vergessen. In der Praxis zählen nur die Vorschriften für Mädchen und Frauen. Bei den Mädchen wird die Jungfräulichkeit und bei den Frauen die Zurückhaltung besonders hoch eingeschätzt. Daraus folgt die starke Trennung der Geschlechter und die Beschränkung des Lebenskreises der Frau auf ihr Heim und, wenn Fremde im Haus sind, auf die Privaträume. Ein Mann sollte nie mit einer Frau, mit der er nicht verheiratet oder eng verwandt ist, zusammentreffen, ohne daß eine dritte Person dabei ist.
Nach islamischer Auffassung ist die Ehe ein privatrechtlicher Vertrag, der durch den Bräutigam und einen männlichen Vertreter der Braut, den wali, geschlossen wird. In der Regel wird dieses Rechtsverhältnis nur durch den Mann beendet.
Die Ehe wird meist vor dem Imam geschlossen, heute oft nachträglich nach der Ziviltrauung in Ländern, die eine solche kennen. In der traditionellen Großfamilie hat die jungverheiratete Frau oft eine schwierige Position. Sie wird erst dann sozial anerkannt, wenn sie Mutter wird, und vor allem, wenn sie Söhne hat. Später, wenn die Frau Großmutter wird gilt ihr die Ehrerbietung ihrer Söhne und aller jüngeren Frauen der Familie, besonders ihrer Schwiegertöchter. Man könnte von einer ,,Schwiegermutterordnung" sprechen.
Neuere Entwicklungen
Viele der muslimischen Familien in Deutschland kommen aus ländlichen Gegenden der Türkei. Dort spielt bis heute das Empfinden für Ehre und Schande als Angelegenheit der ganzen Familie eine beherrschende Rolle, manchmal auch bis zur Blutfehde. Diese Einstellung wird religiös zugespitzt: Ehre und Schande werden als Verdienst bzw. Sünde vor Gott eingestuft. In einer so traditionsgebundenen Umgebung hat das überkommende religiöse Recht nach wie vor großen Einfluß. Doch ist in der Türkei seit der Trennung von Religion und Staat (1926) das islamische Recht offiziell durch ein säkulares Zivilrecht ersetzt. Das türkische Eherecht entspricht heute weitgehend dem der Schweiz. Die Mehrehe ist verboten; Einehe und standesamtliche Trauung sind gesetzlich vorgeschrieben; eine Scheidung für die Frau ist möglich Auch das Denken und Verhalten der Menschen in der Türkei ist in einem tiefen Wandel begriffen. An die Stelle der traditionellen Großfamilie ist in den Städten und heute auch auf dem Land mehr und mehr die Kleinfamilie getreten. Doch bleibt sie in ein Netz verwandtschaftlicher Beziehungen eingebunden. Fürsorge und Verantwortung füreinander, aber auch gegenseitige Kontrolle sind immer noch wirksam. Änderungen in der Stellung der Frau ergeben sich zudem dadurch, daß immer mehr Frauen berufstätig sind und selber Geld verdienen. Doch ist die Auffassung immer noch weit verbreite, daß die Frau nur in Notfällen eine bezahlte Arbeit annehmen sollte.
Solche Entwicklungen sind nicht nur in der Türkei in Gang gekommen, sondern in der gesamten islamischen Welt. Aber in anderen islamischen Ländern gelten die Vorschriften des islamischen Rechts noch in viel größerem Umfang. Immerhin kann in Eheverträgen eine Klausel eingefügt werden, welche die Frau ermächtigt, die eigene ,,Verstoßung" festzustellen und damit eine Scheidung mit Entschädigung zu erreichen. Manchmal wird im Ehevertrag auch festgelegt, daß vor einer Mehrehe das Einverständnis der ersten Ehefrau vorliegen muß.
Überall werden heute überkommende Einstellungen und Verhaltensweisen in Frage gestellt. Dadurch kommt es in vielen Familien zu schweren Spannungen. Die islamischen Religionsgelehrten reagieren unterschiedlich auf diese Konflikte. Viele fordern, an der traditionellen Ordnung festzuhalten, weil sie für alle Zeiten gültig sei. Andere weisen darauf hin, wie geachtet die Stellung der Frau in der Frühzeit des Islam war. Deshalb fordern manche Muslime die völlige Gleichberechtigung der Frau in der Ausbildung und bei der Besetzung gesellschaftlicher Positionen.
Minderheitssituationen
Leben muslimische Familien als Minderheit in einer nicht-islamischen Umwelt, dann verschärfen sich die Spannungen zwischen der traditionellen islamischen Auffassung von Ehe und Familie und den Einstellungen und Erwartungen der neuen Umwelt. Vielfach kommen sie in heftigen Konflikten zwischen den Eltern und der heranwachsenden Generation zum Ausbruch. In der Fremde werden überlieferte Maßstäbe und enge Familien-beziehungen besonders wichtig. Andererseits können sich vor allem jüngere Menschen dem Anpassungsdruck und dem Reiz neuer Formen der Lebensgestaltung nur schwer entziehen.
Selbst für säkularisierte Türken gilt, daß die Frau bei der Eheschließung in die Familie des Mannes überwechselt. Darin bleiben das religiöse Gesetz und die allgemeine Sitte weiter maßgebend. Das läßt sich auch bei religiösen Mischehen erkennen, wenn ein Muslim eine nicht-muslimische Frau heiratet; der umgekehrte Fall, daß eine muslimische Frau einen nicht- muslimischen Mann heiratet, der dann nicht zum Islam übertritt, ist nach islamischem Recht verboten.
Gewöhnlich haben türkische Mädchen auch in Deutschland die Sitten ihres Heimatlandes weitgehend zu übernehmen, selbst wenn das Nachteile für Ausbildung und Beruf bringt. Viele Eltern verbieten z.B. alle Kontakte mit Jungen und die Teilnahme an Schulveranstaltungen, die zu Konflikten mit den überkommenden Sitten führen könnten. Aber auch manche traditionsverbundene Eltern wünschen sich eine gute Ausbildung für ihre Töchter. Denn Koran und Sunna rufen alle Muslime dazu auf, sich immer und überall Wissen anzueignen.
Die muslimische Frau erlebt in der Minderheitssituation oft eine doppelte Isolation. Denn hier ist die Geborgenheit, die sie in der traditionellen Frauengemeinschaft in der Heimat hatte, kaum zu finden. Wenn nur der Mann außer Haus arbeitet, ist die Frau von der Außenwelt abgeschnitten. Andere Frauen, vor allem, wenn sie berufstätig sind, haben sich weitgehend emanzipiert.
Viele Muslime tun sich schwer mit derartigen Veränderungen. Es hängt auch vom Verhalten der neuen Umwelt ab, ob es zu Enttäuschungen und Verhärtungen oder zu einer Offenheit für neue Formen des Zusammenlebens kommt...
ISLAM = Terrorismus ? - Zwei Antworten
Eine unhaltbare Behauptung
,,In unserer Zeit wird viel über den Islam geschrieben. Das geht so weit, daß für viele Islam gleichbedeutend mit Terror und Gewalt ist. Die westlichen Medien legen in bezug auf den Islam eine mit Vernunft nicht mehr erklärbare Einstellung an den Tag. Ohne auf die Ergebnisse polizeilicher Untersuchungen zu warten, werden bei Terrorakten zuerst einmal die Schuldigen unter sog. islamischen Gruppierungen gesucht. Ein klares Beispiel dafür war der Bombenanschlag auf ein Regierungsgebäude in Oklohoma City in den USA, als man sofort und ohne jeglichen Beweis die Muslime der Täterschaft beschuldigte.
Das tödliche Attentat auf den israelischen Ministerpräsidenten Rabin durch einen jüdischen Extremisten belegt eindeutig, daß Terrorismus nicht das Monopol einer durch Religion oder Volkszugehörigkeit bestimmten Gruppierung sind. Blinder Haß, Gewaltbereitschaft, Intoleranz und Nichtachtung des menschlichen Lebens sind gemeinsame Merkmale aller Extremisten, seien sie Muslime, Zionisten, christliche Eiferer oder politisch-ideologische Aktivisten. Vernunft ist da nicht gefragt.
Natürlich zuzugeben, daß verschiedene sich islamisch nennende Organisationen terroristische Mittel anwenden. Es wäre jedoch ein Fehler diese bedauernswerten Vorkommnisse isoliert zu betrachten. In den letzten vierzig oder fünfzig Jahren widerfuhr islamischen Aktivisten in ihren Heimatländern furchtbares Unrecht: ihre Führer und Gelehrten wurden exekutiert, sie selbst jahrelang eingekerkert und gefoltert und zwar meistens dann, wenn sie in Konflikt mit einer Militärdiktatur gerieten.
In Algerien sowie beim engen Verbündeten der USA, Ägypten, wo die sog. Islamisten die Zivilbevölkerung terrorisieren, haben die gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften in Algerien alles in allem etwa 30.000 und in Ägypten mehrere hundert Menschen das Leben gekostet. Ein erheblicher Teil dieser Opfer geht auf das Konto der jeweiligen Staatsmacht, die islamistischen Gewalttaten mit nicht weniger gewalttätigem Terror begegnet und dabei die Gelegenheit nutzt, jede Art von Opposition im eigenen Lande auszumerzen. Es geht hier also weniger um Religion oder Kultur, sondern einzig um die Machtfrage.
Immer wieder wird die Unterstellung laut, alle Gläubigen und praktizierenden Muslime wären an sich gewaltbereit, nur zögen es viele vor, sich nach außen als gemäßigt zu geben. Damit wird ein Vorwand zur Intoleranz geschaffen und man kann so auch auf jene als gemäßigt geltenden Muslime einen Druck ausüben, die eine den Machthabern nicht genehme Meinung vertreten. So gibt es unter ihnen beachtenswerte Stimmen, die sich zum einseitig zu Israels Gunsten verlaufenden Friedensprozeß im Nahen Osten kritisch äußern, was die Regimes in den beteiligten Staaten und ihre Hintermänner aufs höchste irritiert. Wie einfach das alles islamischen Extremisten abzutun und mit polizeistaatlichen Mitteln zu unterdrücken. Dabei wäre Überzeugungsarbeit angebracht, nicht aber Unterdrückung. Den jungen islamischen Aktivisten, die sich einer Taktik der Gewalt verschrieben haben, muß klar gesagt werden, daß der Islam solche Methoden nicht gutheißt. Er ist ein Ruf, der durch Überzeugung und nicht durch Zwang Herzen gewinnen will. Der einzige Weg Extremismus und Gewalt zu beenden ist eine offene Debatte, Meinungs- und Glaubensfreiheit.
Es wäre aber naiv zu erwarten, daß die interessierten Kreise kampflos die Chance vertun, den Islam in muslimischen Ländern zu unterdrücken. Indem sie alle Muslime in den ,,Topf" des Terrorismus werfen, stellen sie sicher, daß aus dieser Ecke für sie keine Gefahr droht..."
Islamisches
Zentrum
Deutschland (
http://www.enfal.d e )
Der Islam ist keine Religion für Pazifisten
,,Der Islam kennt zwei Arten des Krieges. Der eine, Dschihad (Heiliger Krieg) genannt, ist unter gewissen Bedingungen geführter Eroberungskrieg gegen [andere] Länder. Der [Typ] dient zur Bewahrung der Unabhängigkeit des [moslemischen] Landes und zur Abwehr Fremder. Dschihad oder Heiliger Krieg zur Eroberung [anderer] Länder und reiche, wird zur Pflicht nach der Gründung des islamischen Staates in Gegenwart eines Imam oder in Übereinstimmung mit seinem Befehl. Dann macht es der Islam allen erwachsenen Männern zur Pflicht, vorausgesetzt, sie sind weder invalide noch behindert, sich für die Eroberung [anderer] Länder bereit zu machen, auf daß dem Islam in jedem Lande der Welt Folge geleistet werde.
Aber die Weltöffentlichkeit soll wissen, daß islamische Eroberungen nicht dasselbe sind, wie die anderer Herrscher der Welt. Letztgenannte wollen aus eigennützigen Gründen die Welt erobern, wohingegen die Eroberungen des Islam darauf abzielen, den Interessen der Bewohner dieser Erde insgesamt zu dienen. [Nichtislamische] Eroberer wollen die Welt beherrschen, auf daß sie Ungerechtigkeit und sexuelle Unzüchtigkeit jedweder Art verbreiten können, während der Islam die Welt erobern möchte, um geistige Werte zu fördern und die Menschheit auf Gerechtigkeit und göttliche Herrschaft vorzubereiten. [Nichtislamische] Eroberer opfern Leben und Besitztümer der Menschen ihrem eigenen Müßiggang und Vergnügen. Der Islam aber erlaubt seinen Führern und Generälen nicht, sich zu amüsieren oder einen Moment der Muße zu gönnen; auf diese Weise können Leben und Besitztum der Menschen geschützt und die Grundlagen der Ungerechtigkeit in der Welt zerstört werden.
Der Heilige Krieg des Islam ist ein Kampf gegen Götzenanbetung, sexuelle Perversion, Ausbeutung, Unterdrückung und Grausamkeit. Der von [nicht-islamischen] Eroberern geführte Krieg jedoch hat die Förderung der Fleischeslust und animalischer Vergnügungen zum Ziel. Es kümmert sie nicht, ob ganze Länder ausgelöscht werden und viele Familien ausgelöscht werden. Die aber den Heiligen Krieg begriffen haben, wisse auch, warum der Islam die ganze Welt erobern will. Alle vom Islam eroberten oder noch zu erobernden Länder sind für das ewige Heil auserwählt. Werden sie doch unter dem Licht von Allahs Gesetz leben.
Die vom Islam nichts wissen, behaupten, der Islam rate vom Krieg ab. Die [das sagen,] sind einfältig. Der Islam sagt: Tötet alle Ungläubigen, so, wie sie Euch alle töten würden! Heißt das etwa, Moslems sollen die Hände in den Schoß legen, bis sie [von den Ungläubigen] verschlungen werden? Der Islam sagt: Tötet sie [die Nichtmoslems], laßt sie über die Klinge springen und reibt [ihre Armeen] auf. Heißt das etwa, die Hände in den Schoß legen, bis [Nichtmoslems] uns überwältigen? Der Islam sagt: Alles, was gut ist, existiert durch das Schwert und im Schatten des Schwertes! Man kann die Menschen nicht gehorsam machen außer mit dem Schwert! Das Schwert ist der Schlüssel zum Paradies, das nur Heiligen Kriegern offensteht. Hunderte von [koranischen] Psalmen und Hadhiten [Aussprüche des Propheten] spornen die Moslems an, den Krieg zu schätzen und zu kämpfen. Soll all das bedeuten, daß der Islam eine Religion ist, welche die Menschen vom Krieg abhält? Ich spucke auf die Toren, die solch eine Behauptung aufstellen."
Ayatollah Ruholla
Khomeini in
Kaschf al-Asrar (Schlüssel zu den Geheimnissen; Qom, 1986)
Mein Fazit
Der Islam ist sicherlich keine einfach nachzuvollziehende Religion, aber das läßt sich von anderen Religionen, wie dem Christentum , auch nicht immer behaupten.
Fakt ist, daß keine Religion den absoluten Wahrheitsanspruch besitzt und jemals besitzen kann... Religion ist eine Glaubensfrage, die sich rationalen Betrachtungsweisen entzieht, da sie unwiderlegbar aber auch unbeweisbar sind.
Auch der Islam bezieht sich im wesentlichen auf ein Hauptwerk - den Koran - in dem die Regeln für das gesellschaftliche und individuelle Leben umschrieben sind. Genau hier liegt nun aber für mich das Problem: Kann Leben nach genau festgeschriebenen Regeln funktionieren, und wie genau sind diese Regeln überhaupt? Ist vieles nicht einfach Auslegungssache?
Leider kann man den Verfassern solcher Werke selten noch Fragen zu ihrem Manuskript stellen...
Der Autor machte sich zweifellos seine Gedanken über sinnvolle Lebensführung, aber er konnte sie nie in der Praxis in der gesellschaftlichen Umsetzung verfolgen. Es waren seine Ideen von einem guten und erfüllten Leben. Kann denn eine individuelle Einstellung auch für Millionen von Menschen gelten?
Solche Werke beinhalten eigentlich immer ,,nur" Lösungsansätze, die in bestimmten Situationen funktionieren, allerdings auch Konflikte verursachen können.
Hauptgrund für Konflikte sind meiner Meinung nach immer Angst vor dem Unbekannten, Vorurteile und Intoleranz - Eigenschaften, die den Menschen nun einmal auch kennzeichnen.
Von außen betrachtet scheint der Islam eine Religion zu sein, in der Terrorismus an der
Tagesordnung steht, und deren Auffassung von Gleichberechtigung für westliche Maßstäbe unglaublich ist.
Aber das sind zumeist Auslegungen bzw. Überspitzungen der im Koran geforderten Lebensweise.
Radikale Gruppen können sich so unter dem Deckmantel der Religion ausbreiten und IHRE Lebensauffassungen den gemäßigten Islamisten aufzwingen.
Das schlimmste an einer Religion ist meiner Meinung nach der Fanatismus, der auch dem Islam auf einigen Gebieten eigen ist. Mit dem sicheren Glauben, daß sie im Recht sind stellen sich Fanatiker keiner konstruktiven Diskussion. Sie machen es sich mit ihrem Wahrheitsanspruch leicht - alles was Ungläubig ist MUSS missioniert bzw. ausgerottet werden. Fanatiker sind intolerant und sie tun ihrer Religion mit ihrer Einstellung sicherlich nichts Gutes.
Es darf ganz einfach nicht sein, daß Menschen andere wegen ihrem unterschiedlichen Glauben verfolgen und ausmerzen wollen. Man braucht sie ja nicht unbedingt zu verstehen; man soll sie ja bloß tolerieren...
Abgesehen von diesen für jede Religion geltende Ordnung, gibt es innerhalb des Islams auch noch ein paar kritikwürdige Punkte:
Beispielsweise die Rolle der Frau im Islam. Sicherlich ist die derzeitige Situation der Frau nicht unbedingt im Sinne des Erfinders, aber der Koran schreibt an und für sich schon eine gewisse Unterscheidung der Geschlechter vor, die von den Männern im Laufe der Zeit immer weiter vervollkommnet wurde, bis die Frau bald nur noch eine untergeordnete Rolle spielt... (neuere Entwicklungen einmal ausgenommen)
Gleichermaßen scheint der Koran aber auch ein guter Nährboden für kämpferisch Gesinnte zu sein. Meiner Meinung nach darf dieser Grundtenor in einer Religion nicht vorherrschen...
Wie auch immer; ich denke, daß sich jeder sein eigenes Weltbild zurechtlegen sollte, welches sich durchaus auch im Laufe der Zeit verändern kann und soll. Meins ist das materialistisch- liberale...
TOLERANZ und AKZEPTANZ sind die Grundsätze, die das Leben der Menschen prägen sollten, und die meiner Meinung nach im Islam trotz neuerer Tendenzen zu selten vorkommen.
p>Quellen
Stichwort Islam Stefan Braun Originalausgabe 1992 Wilhelm Heyne Verlag München
Was jeder vom Islam wissen muß Herausgegeben vom Luth. Kirchenamt der Ver. ev.-luth. Kirche Deutschlands und vom Kirchenamt der ev. Kirche in Deutschland 4., durchgesehene und verbesserte Auflage 1995 Gütersloher Verlagshaus
Morden für Allah - Terrorismus im Auftrag der Mullahs Amir Taheri Deutsche Erstausgabe 1993 Droemersche Verlagsgesellschaft
Der Islam - Religion, Geschichte, Kultur Raif Georges Khoury Mannheim 1993 BI - Taschenbuchverlag Islamisches Zentrum Deutschland http://www.enfal.de
- Citation du texte
- Norman Sachs (Auteur), 1999, Ein Überblick über die Geschichte und die Glaubensinhalte der Religion Islam, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96026
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