Gliederung
1) Einleitung
2) die Eltern (Verlauf und Bedeutung)
3) die Kinder (Verlauf und Bedeutung)
4) Zusammenfassung
5) Literaturverzeichnis
1) Einleitung
Scheidung ist eine Lebenskrise. Trennung und Scheidung sind Situationen, die den Verlust einer engen Bindung beinhalten sowie Veränderungen in zahlreichen Lebensbereichen. Von vielen Autoren wird angenommen, dass die Verarbeitung des Verlustes des Partners durch eine Scheidung sich weitaus schwieriger gestaltet als beim Tod des Partners; z.B. bestehen noch konfliktgeladene Kontakte über die gemeinsamen kinder und den Freudeskreis. Lebenskrise ist definiert als "ein belastender, temporärer, in seinem Verlauf und seine Folgen offener Veränderungsprozess der Person, der gekennzeichnet ist durch eine Unterbrechung der Kontinuität der Erlebens und Handelns, durch eine partielle Desintegration der Handlungsorganisation und eine Destabilisierung im emotionalen Bereich mit den zentralen Merkmalen des Selbstzweifels". Daraus folgt, Trennung und Scheidung sind für die Betroffenen mit kognitiven, emotionalen und aktionalen Prozessen verbunden. Wichtig ist hierbei der Begriff "Interpersonaler Konflikt" (Witte,S. 50).Es werden sechs Aspekte unterschieden.
1.) Ein interpersonaler Konlikt fordert mindestens 2 unterscheidbare Individuen mit häufig unterschiedlichen Sichtweisen der gesamten Konfliksituation.
2.) Bei gemeinsamer Ausgangslage entsteht ein interpersonaler Konflikt aus Positions - und/oder Ressourcenknappheit. Diese müssen verteilt werden.
3.) Ein interpersonaler Konflikt erfordert von beiden Personen Aktionen und Reaktionen, d.h. es muss eine Interaktion stattfinden, um diesen Konflikt zu lösen.
4.) Ein interpersonaler Konflikt führt zur Ausübung von Macht auf die andere Person. Es gibt Macht durch Belohnung, Macht durch Zwang,legitime Macht, Identifikationsmacht, Expertenmacht, Informationsmacht.
5.) Das Verhalten in Konflikten ist darauf ausgerichtet, auf Kosten der anderen Person einen relativen Vorteil zu erzielen.
6.) Ein interpersonaler Konflikt lässt sich unterteilen in ein "Null-Summen-Spiel" und ein "Nicht-Summen-Spiel". Der durch Scheidung entstandene Wandlungsprozess ist durch eine Vielzahl von Anforderungen gekennzeichnet, muss aber nicht zwangsläufig zu negativen Konsquenzen führen.Vielmehr hängt die Entwicklung der Familie von der Anpassungsfähigkeit der Familienmitglieder ab. Gelingt die Anpassung an die veronderte Lebenswirklichkeit, wird auf einer qualitativ neuen Ebene ein Gleichgewicht hergestellt.
Hofer stellt folgendes Modell vor:
1.) die Zeit vor der räumlichen Trennung,
2.) die Zeit unmittelbar während der Trennung,
3.) die Zeit bis zum rechtlichen Vollzug der Scheidung,
4.)eine idealtypisch konzipierte, abschliessende Phase des Wachstums.Hofer versuchte Vorhersagen über instabile Ehen.
Er weist Risikofaktoren wie soziodemographische und familienstrukturelle Faktoren nach.
Negativ scheint die langanhaltende Auseinandersetzung der Eltern vor der Scheidung zu sein. Die Autoren Bahannan, Pais und Wiedl (Faris, S. 38) beschäftigen sich mit psychischen Verarbeitungsprozessen bei Trennung und Scheidung. Der psychische Verarbeitungsprozess bei der Trennung und Scheidung beinhaltet die Trauerarbeit um den Verlust des Partners, die Bewoltigung von Schuld - und Versagensgefühlen beim Scheitern der Ehe und das Akzeptieren einer von der Paarbeziehung unabhängigen Identität als Individuum. Hat eine vollstondige Bearbeitung des Verlusterlebnisses Trennung und Scheidung stattgefunden, schliesst sich das Stadium der Neuorientierung und Akzeptanz an. Diese Stufe ist charakterisiert durch eine Neudefinition aller Identitätsbereiche. Der Übergang zu einem neuen sozialen Status findet statt, verbunden mit dem Neustecken von Lebenszielen und dem Neuaufbau der Identität.
2.) die Eltern (verlauf und Bedeutung)
Hofer beschreibt in seinen Buch in den ersten Monaten nach der Trennung und Scheidung Gefühle wie Einsamkeit, Verwirrung, Bitterkeit, Schuldgefühle und sie glauben als Eltern versagt zu haben. Nach einer Zeit von 2 bis 5 Jahren scheint sich das psychische Befinden Geschiedener zu stabilisieren. Der Kontakt mit dem Ex-Partner bleibt nach der Scheidung bestehen; nach einem Jahr haben über 80 % der Partner noch direkten Kontakt. Häufige Themen der Ex-Partner sind Erziehungsfragen, selten aber berufliche und persönliche Themen. Ein positives, mässig enges Verholtnis ist besser als eine sehr intensive oder intime Beziehung, die scheinbar mit psychischen Problemen belastet ist. Personen mit geringer Kontrollüberzeugung sind storker belastet. Selbstbewusste Personen zeigen sich flexibel und tolerant. Der Aspekt der Destabilisierung der Identität wird von vielen Autoren als kennzeichnend für die Trennungs -und Scheidungssituation gesehen. Günstig sind demoskopische, soziale und finazielle Aspekte , die Scheidungspersönlichkeit, das Selbstkonzept, das soziale Umfeld sowie die beiderseitige Überzeugung von der Trennungsentscheidung. Hinderlich ist, wenn eine langjährige Ehe bestand, die Krise in der Ehe lang andauerte und die Betroffenen zum Zeitpunkt der Trennung olter sind, finazielle abhängigkeit vom Partner, fehlende soziale Bezüge; ungünstig sind auch mangelndes Selbstvertrauen und ein starkes Kontrollbedürfnis. In der Mehrzahl der fälle ist eine Scheidung für die Partner zumindest zeitweilig mir seelischen und sozialen Einbrüchen verbunden. Wie schnell und erfolgreich ein neues psychisches Gelcihgewicht wiederhergestellt werden kann. ist von äusseren Faktoren, personenbezogenen Merkmalen sowie von der Beziehung der Ex-Partner abhängig. Diese Faktoren können sich gegenseitig verstorken oder hemmen.
3.) die Kinder (Verlauf und Bedeutung)
Die Reaktion der Kinder auf Trennung und Scheidung sind in grossem Ausmass vom Umgang der Eltern mit dieser Situation abhängig.Die Kinder leiden unter dem ungelösten Paarkonflikt und zeigen Symptome, z.B. psychosomatische Reaktionen, depressive Verstimmung, dissoziale/agressive Verhaltensweisen, Kontaktarmut, Lern - und leistungsstörungen (Faris). Das Ausbleiben äusserer Symptome muss nicht bedeuten, dass das Kind keine psychischen Konflikte mit sich herumtrogt. Verschiedene Faktoren sollen erwähnt werden.
a) Persönlichkeitsfaktoren: das Alter der Kinder und der Entwicklungsstand sind zu beachten. Das Geschlecht spielt eine Rolle; Jungen agieren eher aus,Modchen internalisieren.
b) situative Faktoren: die wirtschaftliche Situation verschlechtert sich meistens nach der Scheidung. Findet ein Wohnortwechsel, Kindergarten -,Schulwechsel statt, fehlt der Bezugskreis. Freunde und Verwandte können verloren- gehen, d.h. wichtige soziale Unterstützungssysteme fehlen.
c) Beziehung der Partner und Erziehungsstil: während der Krise, also vor der Scheidung, suchen die Partner emotionale Unterstützung bei den Kinder und weisen ihnen Rollen als Bündnispartner, Sündenbock, Vermittler zu. Die Kinder bemerken die familiore Instabilität, können dies aber mit dem von den Eltern gesagten nicht verbinden. Während der Scheidung werden Kinder häufig zur Festigung der eigenen Macht benutzt; dies zeigt sich im Kampf um das Sorgerecht.
d) Verlust bzw. geringe Verfügbarkeit des nicht sorgeberechtigten Elternteils: die Hälfte aller Scheidungsfälle zeigt, dass der Kontakt zwischen Kindern und Vätern ganz ausbleibt oder sich stark verringert. Neue Studien stellten fest, dass die Behauptung, die Mehrheit der Scheidungskinder sei bis ins Erwachsenenalter deutlich gestört, unzutreffend ist (Hofer). Auch longerfristige Beeinträchtigungen scheinen gering auszufallen. Die Scheidungskinder können von einem Ein-Elternteil-Haushalt profitieren, wen die Kinder nicht überfordert werden und in ihren Eltern kompetente Ratgeber finden. Für Kinder ist die Scheidung ihrer Eltern anfangs ein schmerzhaftes, mitunter sogar traumatisches Erlebnis, auf das sie meistens mit emotionalen, kognitiven und sozialen Schwierigkeiten reagieren. Das Ausmass und die Dauer sind jedoch von verschiedenen Variablen wie dem Geschlecht der Kinder, ihrem Entwicklungsstand zum Zeitpunkt der Scheidung und personenabhängigen Faktoren wie Kontrollüberzeugung und sozialern Kompetenzen abhängig.
4.) Zusammenfassung
Es lässt sich aufgrund der in den letzten jahren durchgeführten Untersuchenugen feststellen, dass die Scheidung allein langfristig weder für Partner noch Kinder die negativen Auswirkungen hat. Eine Vielzahl von Problemen entstehen aus Begleiterscheinungen. Wenn Partner und kinder bereit und in dr Lage sind, eine Scheidung nicht als das Ende der Familie sondern als ihre Fortführung in einer anderen Form akzeptieren, dann kann eine Scheidung sogar positiv für alle Beteiligten sein. Beratungsangebote können helfen. Es ist aber notwendig, dass die Gesellschaft von dem klassischen Konzept der Ehe und der Familie abgeht. Die erfolgreiche Anpassung von Scjeidungsfamilien wird zukünftig von der Bereitschaft der Gesellschaft, Vorurteile abzubauen und Beratungs - und Hilfsangebote bereitzustellen, abhongen.
5.)Literaturverzeichnis -
Witte, E. "Trennungs- und Scheidungsberatung"; 1992 Göttingen - Faris, Kerime "Trennungsund Scheidungsberatung/das Gespräch"; Verlag Waxmann -Hofer, M./Klein-Allermann, E./Noack,P. "Familien - beziehungen; Göttingen, 1992 - Dolto, Francoise "Scheidung; wie ein Kind sie erlebt" Stuttgart: Klett-Cotta, 1996
- Arbeit zitieren
- Dany Ringhand (Autor:in), 1996, Trennung und Scheidung als kritisches Lebensereignis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95881
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