Thema: "Schizophrenie"
1. Einstieg zum Thema:
Fiedler/Niedermeier/Mundt: S. 1
"Eine Mutter schreibt uns über Beginn und Verlauf der Schizophrenie ihres Sohnes"
2. Symptomatik:
- schizophrene Psychosen gehören zu den schwersten psychiatrischen Erkrankungen
- Begründer: Emil Kraepelin (1896 "Dementia Praecox"), ging von rein körperlicher Erkrankung aus => Ursache noch nicht bekannt = endogene Psychose
- Begriff "Schizophrenie" 1911 von Bleuler geprägt (wesentliche Störung = Spaltung des Bewußtseins und Gesamtpersönlichkeit)
- Vielzahl von Symptomen hinsichtlich ihres klinischen Verlaufs und Erschei- nungsbildes, immer jedoch gesamte Person betroffen
Inhaltliche Denkstörungen
- Zusammenfassung verschiedener Wahnphänomene => Verfolgungswahn, Beziehungswahn => selten: Größenwahn oder religiöser Wahn
Formale Denkstörungen
- Lockerung der Assoziationen (Gedanken von Gegenstand zu anderem zusammenhangslos ist => Sprecher scheint dies nicht zu bemerken)
- Verarmung in Inhalt der Sprache (vage, übermäßig abstrakt oder konkret)
Wahrnehmung
- häufig: akustische Halluzinationen
- besonders charakteristisch: Stimmen, die die Person direkt ansprechen und deren gegenwärtiges Verhalten kommentieren; Stimmen können Befehle erteilen, die zur Gefahr für die Person oder andere werden können)
- taktile Halluzinationen = elektrisierende, kribbelnde oder brennende Empfindungen
Affekt
- flacher Affekt = nahezu keine Anzeichen affektierten Ausdrucks (Stimme klingt ungewöhnlich monoton, Gesicht unbewegt, Person klagt über Gefühlsreduzierung bzw. Gefühlsverlust)
- inadäquatem Affekt = Gefühlsäußerungen stehen deutlich im Widerspruch zum Inhalt ihrer Worte oder Vorstellungen (z.B. Lachen bei traurigem Inhalt)
Selbstgefühl (Ich-Bewußtsein)
- häufig gestört, Person unsicher in Bezug zu eigener Identität oder Bedeutung eigener Existenz
Wille
- Willensstörungen meistens erst in Phase des Abklingens der Akutsymptomatik beobachtet (Residualphase)
- Beein trächtigung bei der Ausübung der Berufstätigkeit oder Erfüllung anderer Rollen
Zwischenmenschliche Beziehungen
- fast immer Schwierigkeiten, zwischenmenschliche Beziehungen aufrecht zu erhalten
- oft Form des sozialen Rückzuges und emotionaler Isolierung
Psychomotorik
- Verminderung der Spontanbewegung
- steife Haltung, Widerstand gegen bewegungsbemühen (katatone Rigidität)
- Ausführung scheinbar sinnloser und stereotyper erregter motorischer Bewegungen, (katatone Erregung)
- Einnahme inadäquater und bizarrer Haltungen freiwillig (katatone Haltungsstereotypie)
- Widersetzung oder aktive Entgegenstellung von Anweisungen oder Fremdversuchen, Bewegungen auszuführen (katatoner Negativismus)
- daneben: seltsame Manierismen, Grimassen und wächserne Biegsamkeit
Nebenmerkmale
- Vernachlässigung der äußeren Erscheinung
- exzentrische Aufmachung
- psychomotorische Besonderheiten (Auf- und Abgehen, Schaukeln,...)
- Sprachverarmung (nur kurzes Antworten auf Fragen)
- dysphorische (bedrückt, freudlos, gereizt) Verstimmungen, Depressionen
- hypochondrische Befürchtungen
- typischerweise keine Bewußtseinsstörung
3. Praxisbeispiel:
Filmausschnitt MDR: "Meine Geister - meine Kinder"
4. Diagnose:
- Diagnose einer Schizophrenie für betroffenen Patienten und seine Angehörigen hat erhebliche Konsequenzen
- deshalb: Eingehende Untersuchung und Diagnostik nur nach wissenschaftlich anerkannten Kriterien
- Klassifikation psychischer Störungen erfolgt international mit:
"Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen" ( DSM III-R )
herausgegeben von der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft
- in Deutschland häufig:
"Internationale Klassifikation psychischer Störungen" ( ICD ) herausgegeben von der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Hauptmerkmale der schizophrenen Störung:
vgl. Symptomatik
Krankheitsverlauf
PRODROMALPHASE II
AKUTE PHASE II
RESIDUALPHASE
5. Typen der Schizophrenie:
a) Desorganisierter Typus
b) Katatoner Typus
c) Paranoider Typus
d) Undifferenzierter Typus
e) Residualer Typus
f) Schizophrenian simplex (in ICD-10 aufgeführt)
=> Untergruppen oft zeitlich instabil, phänomenologisch eher unspezifisch und Validität begrenzt => katatoner Typus in Industrieländern nur noch selten
=> Untergruppen oft zeitlich instabil, phänomenologisch eher unspezifisch und Validität begrenzt => katatoner Typus in Industrieländern nur noch selten
=> Typenklassifizierung mit gebührender Vorsicht zu betrachten!
6. Häufigkeit:
- Männer und Frauen erkranken in etwa gleich häufig
- jedoch bisher nicht erklärbarer Geschlechterunterschied: Männer erkranken früher (zwischen 25 und 30 Jahren)
- relativ häufige Erkrankung: 1% (1 von 100 Erwachsenen erkrankt an schizophrenen Pschose)
7. Verlauf:
- bei ca. 25 % der Ersterkrankten völlige Remission (Rückgang der Erscheinung)
- ca. 50 % erleben mehrere Phasen, sind aber sozial mehr oder weniger angepasst => Abhängig von der erhaltenen Hilfe
- nur bei ca. 25 % chronische Endzustände (langfristige Hospitalisation - Einweisung - erforderlich)
- heute in psychiatrischen Anstalten noch ca. 65 % der Patienten Schizophrene
8. Kosten:
Schizophrenie verursacht, bedingt durch das frühe Erkrankungsalter (17 Jahre) und die Chronifizierung, erhebliche Kosten. Nach Untersuchungen einer australischen Studie, die die direkten und indirekten Kosten berücksichtigt, zeigt sich, dass Patienten mit Herzinfarkt nur etwa doppelt so hohe Kosten verursachen wie schizophrene Patienten, obwohl dabei Herzinfarkte 6x so häufig sind.
9. Therapiemöglichkeiten:
Medikamentöse Therapie der Schizophrenie
- unter Neuroleptika ca 20 % innerhalb von 6 Monaten, unter Placebo aber 55 % der Patienten rückfällig => nach zwei Jahren Rückfallraten 40 % bzw. 92 %
- fast die Hälfte der mit Neuroleptika behandelten Patienten klagen über unangenehme Nebenwirkungen
- langfristige Anwendung von Neuroleptika nicht ohne Risiko
- in jüngster Zeit Entwicklung alternativer medikamentöser Behandlungsstrategien
ZIEL: Gewährleistung einer ausreichenden Rückfallprohylaxe bei möglichst geringem Nebenwirkungsrisiko
Psychologische Therapieansätze
- als Ergänzung zur pharmakologischen Behandlung liegen psychotherapeutische Interventionen nahe
- zwei Behandlungsansätze besondere Bedeutung:
= Trainigsprogramm zur Verbesserung kognitiver und sozialer Fertigkeiten = psychoedukative Familienbetreuung
- therapeutisches Ziel: durch praktische Hilfestellungen, Information, Kommunikations- und Problemlösetraining oft massiv belasteten Familien zu entlasten und dadurch Verbesserung des emotionalen Klimas erreichen
LITERATUR:
Fiedler, Peter: Gruppenarbeit mit Angehörigen schizophrener Patienten : Materialien für d. therapeut. Arbeit mit Angehörigen u. Familien / Fiedler ; Niedermeier ; Mundt. - München ; Weinheim : Psychologie-Verlags-Union, 1986
Hahlweg, Kurt: Familienbetreuung schizophrener Patienten : Ein verhaltenstherapeutischer Ansatz zur Rückfallprohylaxe ; Konzepte, Behandlungsanleitung und Materialien / Kurt Hahlweg, Heijo Dürr & Ursula Müller. Unter Mitarb. von G. Wiedemann ... - Weinheim : Beltz, Psychologie-Verl.-Union, 1995
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch: mit klinischen Syndromen und Nomina Anatomica / bearb. von d. Wörterbuchred. d. Verl. unter d. Leitung von Christoph Zink. [Begr. von Otto Dornblüth].256., neu bearb. Aufl.- Berlin; New York: de Gruyter, 1990
Wulff, Erich: Wahnsinnslogik : Von der Verstehbarkeit schizophrener Erfahrung / Erich Wulff.Bonn: Psychiatrie-Verl., 1995
- Citation du texte
- Tobias Schmidt (Auteur), 1999, Schizophrenie - Symptomatik, Diagnostik, Therapie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95817
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