Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang der sportbezogenen Selbstwirksamkeit (subjektive Überzeugung, auch unter widrigen Umständen in der Lage zu sein, an sportlicher Aktivität festzuhalten), situativen Barrieren (Risikosituationen, die eine Verhaltensausführung erschweren) und dem Barrierenmanagement (Umgang mit den Barrieren) mit dem Wohlbefinden und der sportlichen Aktivität bei Fitnessstudiomitgliedern.
Als Messinstrument diente ein Online-Fragebogen, mit dem 302 Fitnessstudiomitglieder aus vier verschiedenen Fitnessstudios zu ihrer sportlichen Aktivität, ihrem Wohlbefinden, ihrer sportbezogenen Selbstwirksamkeit, den situativen Barrieren und dem Barrierenmanagement befragt wurden. Auf der Grundlage dieser Umfrage wurde eine Korrelationsanalyse durchgeführt, um den angenommenen Zusammenhang bei den Fitnessstudiomitgliedern zu prüfen. Auf der Grundlage der Ergebnisse wurden Implikationen für die Praxis zur Stärkung der sportbezogenen Selbstwirksamkeit bei Sportlern abgeleitet, was zu einem besseren Umgang mit auftretenden Barrieren im Sport führen und ein besseres Wohlbefinden fördern soll.
Die Arbeit hat zum Ziel, Erkenntnisse über die psychologischen Determinanten der Aufrechterhaltung des Sporttreibens (ausgenommen der Selbstkonkordanz) bei Fitnessstudiomitgliedern zu gewinnen und baut auf der Vorstudie zu dieser Arbeit auf, in der bereits die Selbstkonkordanz im Trainingskontext und im Hinblick auf das Wohlbefinden untersucht wurde. Um die Forschungsfrage dieser Arbeit beantworten zu können (siehe Kapitel 1.1), gilt es zunächst die einzelnen Determinanten theoriebasiert zu analysieren und bereits vorliegende Forschungsergebnisse zu diesen zu betrachten. Die im Anschluss durchgeführte quantitative Untersuchung, die mittels Online-Fragebogen durchgeführt wird, soll die einzelnen Determinanten der Sportteilnahme, sowie die sportliche Aktivität und das Wohlbefinden bei der Zielgruppe erfassen. Anschließende Berechnungen sollen Aufschluss über einen möglichen Zusammenhang geben. Auf der Grundlage der Ergebnisse sollen Implikationen für die Praxis abgeleitet werden, wie Selbstwirksamkeit gefördert und ein effektives Barrierenmanagement im Sport erarbeitet werden kann, sodass situative Barrieren kein Hindernis darstellen und dadurch eine langfristige Aufrechterhaltung der sportlichen Aktivität erzielt werden kann, was wiederum eine große Bedeutung für die Gesundheit hat.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Anlagenverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Theoretischer Teil
2.1 Begriffsbestimmung sportliche Aktivität
2.1.1 Breiten-/Freizeit- und Gesundheitssport
2.1.2 Spitzen- und Leistungssport
2.2 Sportliche Aktivität und Wohlbefinden
2.3 Das Modell der Selbstwirksamkeit
2.3.1 Spezifische und generalisierte Selbstwirksamkeit
2.3.2 Studien zur sportbezogenen Selbstwirksamkeit
2.4 Situative Barrieren und Barrierenmanagement
2.5 Handlungskontrolltheorie
2.5.1 Barrieren, Barrierenmanagement und Selbstwirksamkeit
2.5.2 Studien zu sportbezogenen situativen Barrieren und dem Barrierenmanagement
2.6 Zusammenfassung
2.7 Fragestellung
3 Methode
3.1 Zielgruppe und Stichprobenauswahl
3.2 Operationalisierung
3.2.1 Sportbezogene Selbstwirksamkeit
3.2.1.1 Beschreibung des Instruments
3.2.1.2 Gütekriterien
3.2.2 Sportbezogene situative Barrieren
3.2.2.1 Beschreibung des Instruments
3.2.2.2 Gütekriterien
3.2.3 Sportbezogenes Barrierenmanagement
3.2.3.1 Beschreibung des Instruments
3.2.3.2 Gütekriterien
3.2.4 Wohlbefinden
3.2.4.1 Beschreibung des Instruments
3.2.4.2 Gütekriterien
3.2.5 Sportliche Aktivität
3.2.5.1 Beschreibung des Instruments
3.2.5.2 Gütekriterien
3.2.6 Sportliche Aktivität und Hemmung
3.3 Online-Fragebogen
3.3.1 Aufbau
3.3.2 Pretest und Datenerhebung
4 Ergebnisse
4.1 Beschreibung der Stichprobe
4.2 Deskriptive Analyse sportbezogene Selbstwirksamkeit
4.3 Deskriptive Analyse sportbezogene situative Barrieren
4.4 Deskriptive Analyse sportbezogenes Barrierenmanagement
4.5 Deskriptive Analyse Wohlbefinden
4.6 Deskriptive Analyse sportliche Aktivität
4.7 Hypothesenprüfung
4.8 Weitere Ergebnisse
4.9 Reliabilität und Itemanalyse zur sportlichen Aktivität
5 Diskussion
5.1 Interpretation der Ergebnisse
5.2 Reflexion des Vorgehens
6 Implikationen für die Praxis
7 Fazit und Ausblick
Anlagen
Literaturverzeichnis
Internetquellenverzeichnis
Abstract
Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang der sportbezogenen Selbstwirksamkeit (subjektive Überzeugung, auch unter widrigen Umständen in der Lage zu sein, an sportlicher Aktivität festzuhalten), situativen Barrieren (Risikosituationen, die eine Verhaltensausführung erschweren) und dem Barrierenmanagement (Umgang mit den Barrieren) mit dem Wohlbefinden und der sportlichen Aktivität bei Fitnessstudiomitgliedern.
Als Messinstrument diente ein Online-Fragebogen mit dem 302 Fitnessstudiomitglieder aus vier verschiedenen Fitnessstudios zu ihrer sportlichen Aktivität, ihrem Wohlbefinden, ihrer sportbezogenen Selbstwirksamkeit, den situativen Barrieren und dem Barrierenmanagement befragt wurden. Auf der Grundlage dieser Umfrage wurde eine Korrelationsanalyse durchgeführt, um den angenommenen Zusammenhang bei den Fitnessstudiomitgliedern zu prüfen. Die Analyse ergab einen signifikanten Zusammenhang. Fitnessstudiomitglieder mit einem besseren Wohlbefinden und einer höheren sportlichen Aktivität weisen demnach tendenziell eine höhere Selbstwirksamkeit auf, verfügen tendenziell über ein größeres Repertoire an Gegenstrategien zur Bewältigung situativer Barrieren und werden tendenziell weniger von situativen Barrieren vom Sporttreiben abgehalten.
Zudem konnten signifikante Unterschiede hinsichtlich der Konstrukte zwischen Fitnessstudiomitgliedern, die Freizeit-/Breiten-/Gesundheitssport und Mitgliedern, die Leistungs-/Spitzensport betreiben ermittelt werden. Leistungs-/Spitzensportler erweisen sich als sportlich aktiver, selbstwirksamer, verfügen über ein größeres Barrierenmanagement und lassen sich weniger von situativen Barrieren vom Sporttreiben abhalten.
Auf der Grundlage der Ergebnisse wurden Implikationen für die Praxis zur Stärkung der sportbezogenen Selbstwirksamkeit bei Sportlern abgeleitet, was zu einem besseren Umgang mit auftretenden Barrieren im Sport führen und ein besseres Wohlbefinden fördern soll.
Schlüsselwörter: Fitnessstudiomitglieder, sportbezogene Selbstwirksamkeit, situative Barrieren, Barrierenmanagement, sportliche Aktivität, Wohlbefinden
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Bachelor-Thesis die männliche Sprachform verwendet. Dies soll im Sinne der sprachlichen Vereinfachung geschlechtsneutral verstehen zu sein und impliziert keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Schulabschluss
Abbildung 2: Berufsabschluss
Abbildung 3: Regelmäßigkeit der sportlichen Aktivität
Abbildung 4: Art des Sports
Abbildung 5: Trainingsjahre im Fitnessstudio
Abbildung 6: Histogramm SSA-Index
Abbildung 7: Histogramm SSB-Index
Abbildung 8: Histogramm körperliche Barrieren
Abbildung 9: Histogramm psychosoziale Barrieren
Abbildung 10: Mittelwerte der Subskalen körperliche und psychosoziale Barrieren
Abbildung 11: Histogramm SBBM-Index
Abbildung 12: Histogramm akutes Barrierenmanagement
Abbildung 13: Histogramm präventives Barrierenmanagement
Abbildung 14: Mittelwerte der Subskalen akutes und präventives Barrierenmanagement
Abbildung 15: Histogramm WHO-Index
Abbildung 16: Ausgeübte Sportarten in den vergangenen zwei Jahren
Abbildung 17: Histogramm sAktivität-Index
Abbildung 18: Streudiagramm SSA-Index und sAktivität-Index
Abbildung 19: Streudiagramm SSB-Index und sAktivität-Index
Abbildung 20: Streudiagramm SBBM-Index und sAktivität-Index
Abbildung 21: Streudiagramm WHO-Index und sAktivität-Index
Abbildung 22: Streudiagramm SSA-Index und WHO-Index
Abbildung 23: Streudiagramm SSB-Index und WHO-Index
Abbildung 24: Streudiagramm SBBM-Index und WHO-Index
Abbildung 25: Streudiagramm SBBM-Index und SSB-Index
Abbildung 26: Streudiagramm SSA-Index und SBBM-Index
Abbildung 27: Streudiagramm SSA-Index und SSB-Index
Abbildung 28: Streudiagramm SSA-Index und sAktivität-Hemmung-Index
Abbildung 29: Streudiagramm WHO-Index und sAktivität-Hemmung-Index
Abbildung 30: Streudiagramme Korrelationen Wohlbefinden mit Subdimensionen des Barrierenmanagements und situativen Barrieren
Abbildung 31: Streudiagramme Korrelationen Subdimensionen Barrierenmanagement mit Subdimensionen situative Barrieren
Abbildung 32: Streudiagramme Korrelationen sportliche Aktivität mit Subdimensionen Barrierenmanagement und situative Barrieren
Abbildung 33: Streudiagramme Korrelationen Subdimensionen Barrierenmanagement und situative Barrieren
Abbildung 34: Inter-Item-Korrelationsmatrix
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Handlungskontrollstrategien nach Kuhl
Tabelle 2: Merkmale der Handlungs- und Lageorientierung
Tabelle 3: Fragestellung
Tabelle 4: Operationalisierung sportbezogene Selbstwirksamkeit
Tabelle 5: Beispiel-Item SSA-Skala
Tabelle 6: Operationalisierung sportbezogene situative Barrieren
Tabelle 7: Beispiel-Item SSB-Skala
Tabelle 8: Operationalisierung sportbezogenes Barrierenmanagement
Tabelle 9: Beispiel-Item SBBM-Skala
Tabelle 10: Operationalisierung Wohlbefinden
Tabelle 11: Beispiel-Item WHO-5
Tabelle 12: Operationalisierung sportliche Aktivität
Tabelle 13: Beispiel-Item Skala sportliche Aktivität
Tabelle 14: Deskriptive Analyse SSA-Index
Tabelle 15: Deskriptive Analyse SSB-Index
Tabelle 16: Deskriptive Kennwerte Subskala körperliche Barrieren
Tabelle 17: Deskriptive Kennwerte Subskala psychosoziale Barrieren
Tabelle 18: Deskriptive Kennwerte SBBM-Index
Tabelle 19: Deskriptive Kennwerte Subskala akutes Barrierenmanagement
Tabelle 20: Deskriptive Kennwerte Subskala präventives Barrierenmanagement
Tabelle 21: Deskriptive Kennwerte WHO-Index
Tabelle 22: Häufigkeit der Trainingseinheiten pro Woche
Tabelle 23: Intensität der Trainingseinheit
Tabelle 24: Deskriptive Kennwerte sAktivität-Index
Tabelle 25: Korrelation der Indizes nach Pearson
Tabelle 26: Korrelation nach Pearson mit dem übergeordneten Konstrukt
Tabelle 27: Korrelation mit den Subdimensionen der untergeordneten Konstrukte
Tabelle 28: Levene-Test
Tabelle 29: T-Test
Tabelle 30: Mann-Whitney-U-Test
Tabelle 31: Chronbachs Alpha Skala sportliche Aktivität
Tabelle 32: Mittelwert, Standardabweichung, Trennschärfe und Chronbachs Alpha der 18 Items
Tabelle 33: Tatsächlich erreichte (Item) Punkte der Probanden
Tabelle 34: Itemschwierigkeiten
Tabelle 35: Itemhomogenität
Tabelle 36: Beantwortung der Fragestellung
Tabelle 37: Weitere Ergebnisse zu den Zusammenhängen der psychologischen Determinanten untereinander
Tabelle 38: Weitere Ergebnisse zu den Zusammenhängen mit den Subskalen
Tabelle 39: Unterschiede zwischen Freizeit-/Breiten-/Gesundheitssportlern und Leistungs-/Spitzensportlern
Anlagenverzeichnis
Anlage 1: Fragebogenuntersuchung zur sportbezogenen Selbstwirksamkeit, situativen Barrieren und dem Barrierenmanagement im Zusammenhang mit dem Wohlbefinden und der sportlichen Aktivität bei Fitnessstudiomitgliedern
Anlage 2: Codebuch zur Fragebogenuntersuchung
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
In der Psychologie und der Sportmedizin zeichnet sich immer mehr ab, dass die Regelmäßigkeit einer sportlichen Aktivität eine große Bedeutung für die physische und psychische Gesundheit darstellt (Skinner, 2001, S. 211). In gesundheits- und sportpsychologischen Theorien und Modellen werden deshalb unterschiedliche Determinanten diskutiert, die die Aufrechterhaltung – und damit Regelmäßigkeit – der sportlichen Aktivität maßgeblich beeinflussen und sich zugleich auf das Wohlbefinden von Menschen auswirken. Dazu gehören vor allem die sportbezogene Selbstkonkordanz (das Ausmaß, in dem Ziele den eigenen Interessen und Werten entsprechen), die sportbezogene Selbstwirksamkeit (Personen können auch unter schwierigen Umständen an sportlicher Aktivität festhalten), die sportbezogenen, flexibel auftretenden, situativen Barrieren (zum Beispiel Müdigkeit oder berufliche Inanspruchnahme, die eine Person vom Sporttreiben abhalten können), sowie das zugehörige Barrierenmanagement (Strategien zum effektiven Umgang mit den auftretenden, situativen Barrieren) (Krämer & Fuchs, 2010, S. 171; Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 158; Fuchs & Schwarzer, 1994a, S. 141).
Im Rahmen einer Vorstudie zu dieser Arbeit wurde bereits die sportbezogene Selbstkonkordanz im Zusammenhang mit der Trainingsintensität (Häufigkeit und Dauer der Trainingseinheiten pro Woche) und dem Wohlbefinden bei Mitgliedern eines Fitnessstudios untersucht. Dabei konnte ein mittlerer, signifikanter Zusammenhang der intrinsischen Motivation (Subskala und bedeutender Motivationsmodus der Selbstkonkordanz) mit dem Wohlbefinden, sowie signifikante Zusammenhänge der bedeutendsten beiden Subskalen der Selbstkonkordanz (intrinsische und identifizierte Motivation) mit der Trainingsintensität ermittelt werden (Balz, 2020, S. 64).
Da sportliche Aktivität aber nicht nur das Training bzw. die Trainingsintensität im Fitnessstudio, sondern auch zahlreiche weitere Sportarten aus den Bereichen des Breiten-/Freizeit-/Gesundheitssports und des Spitzen-/Leistungssports umfasst, ergibt sich die Frage, ob auch ein Zusammenhang der psychologischen Determinanten – ausgenommen der Selbstkonkordanz – mit dem Wohlbefinden und der sportlichen Aktivität in sämtlichen Sportarten, aus den oben genannten Bereichen, bei Fitnessstudiomitgliedern existiert.
1.2 Zielsetzung
Die Arbeit hat zum Ziel, Erkenntnisse über die psychologischen Determinanten der Aufrechterhaltung des Sporttreibens (ausgenommen der Selbstkonkordanz) bei Fitnessstudiomitgliedern zu gewinnen und baut auf der Vorstudie zu dieser Arbeit auf, in der bereits die Selbstkonkordanz im Trainingskontext und im Hinblick auf das Wohlbefinden untersucht wurde. Um die Forschungsfrage dieser Arbeit beantworten zu können (siehe Kapitel 1.1), gilt es zunächst die einzelnen Determinanten theoriebasiert zu analysieren und bereits vorliegende Forschungsergebnisse zu diesen zu betrachten. Die im Anschluss durchgeführte quantitative Untersuchung, die mittels Online-Fragebogen durchgeführt wird, soll die einzelnen Determinanten der Sportteilnahme, sowie die sportliche Aktivität und das Wohlbefinden bei der Zielgruppe erfassen. Anschließende Berechnungen sollen Aufschluss über einen möglichen Zusammenhang geben. Auf der Grundlage der Ergebnisse sollen Implikationen für die Praxis abgeleitet werden, wie Selbstwirksamkeit gefördert und ein effektives Barrierenmanagement im Sport erarbeitet werden kann, sodass situative Barrieren kein Hindernis darstellen und dadurch eine langfristige Aufrechterhaltung der sportlichen Aktivität erzielt werden kann, was wiederum eine große Bedeutung für die Gesundheit hat.
1.3 Aufbau der Arbeit
Die theoretische Grundlage dieser Arbeit basiert, neben Definitionen und Abgrenzungen der wichtigsten Begriffe dieser Arbeit, auf dem Modell der Selbstwirksamkeit von Bandura und die Handlungskontrolltheorie von Kuhl. Ferner werden im Rahmen des theoretischen Teils vorliegende Forschungsergebnisse zu den jeweiligen Variablen vorgestellt. Der Methodenteil beinhaltet die Operationalisierung der zu messenden Variablen, sowie Erläuterungen zu den verwendeten Messinstrumenten, zum Online-Fragebogen und zur Stichprobenauswahl. Im Ergebnisteil befinden sich die Berechnungen zur Beantwortung der Fragestellung, Beschreibung der Stichprobe und Beurteilung der Reliabilität des – im Rahmen der Arbeit – selbst entwickelten Instruments zur Messung der sportlichen Aktivität. Der Diskussionsteil enthält die Interpretation der Ergebnisse, sowie die Reflexion des eigenen Vorgehens. Anschließend werden in Kapitel 6 Implikationen für die Praxis abgeleitet und dargestellt. Abschließend folgen Fazit und Ausblick in Kapitel 7.
2 Theoretischer Teil
2.1 Begriffsbestimmung sportliche Aktivität
Körperliche Aktivität beinhaltet sämtliche Bewegungen, die durch die Skelettmuskulatur hervorgerufen werden und den Energieverbrauch über den Grundumsatz anheben (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 3). Die sportliche Aktivität ist als Untergruppe der körperlichen Aktivität zu verstehen, für die Merkmale wie Spaß an der Bewegung, körperliche Leistung und Wettkampf typisch sind. Zu körperlichen Aktivitäten zählen beispielsweise das Fahrradfahren zur Schule oder zur Arbeit und die Gartenarbeit. Körperliche Aktivitäten, die der Untergruppe der sportlichen Aktivität zugeordnet werden können, sind z.B. das Fußballspielen im Verein und das Training im Fitnessstudio (Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2015). Sportliche Aktivitäten sind im Allgemeinen durch eine hohe Intensität gekennzeichnet, was wiederum einen erhöhten Energieverbrauch bedingt. Damit ist jedoch nicht gemeint, dass sich sportliche Aktivität ausschließlich auf den wettkampforientierten Leistungs- und Spitzensport bezieht. Vielmehr fällt unter den Begriff einer Sportaktivität auch die gesamte Bandbreite an Erscheinungsformen, wie Breiten-/Freizeit-/Gesundheitssport sowie Spitzen-/ und Leistungssport (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 4). Aus der Einteilung des Sports in die unterschiedlichen Bereiche kann geschlussfolgert werden, dass sich sportlich aktive Personen auch im Ausmaß der Sportaktivität unterscheiden. Das bedeutet, dass es möglich ist, dass eine Person mehrere Stunden am Tag mit großer Anstrengung sportlich aktiv ist und eine andere Person nur eine halbe Stunde in der Woche mit geringerer Anstrengung Sport treibt (Jekauc, 2009, S. 32).
2.1.1 Breiten-/Freizeit- und Gesundheitssport
Mit Breiten- und Freizeitsport ist der Bereich des Sports gemeint, der im Rahmen der Freizeit und nicht zum Einkommenserwerb betrieben wird.
Gesundheitssport soll – wie der Name bereits sagt – der Gesundheit dienen, ganz egal, ob man gesund oder krank ist. Sport, der speziell die Vermeidung von Krankheit zum Ziel hat, wird oftmals als Präventionssport bezeichnet. Im Unterschied dazu dient Rehabilitationssport speziell der Bewältigung von Krankheit und Wiederherstellung von Gesundheit. Beide Sportarten (Präventions- und Rehabilitationssport) fallen jedoch in den Bereich des Gesundheitssports (Brand & Schweizer, 2019, S. 23).
2.1.2 Spitzen- und Leistungssport
Mit der Bezeichnung Spitzensport sind weniger niedrigere Leistungsebenen, wie z.B. die regionale Leistungsebene gemeint. Vielmehr spiegelt sich der Spitzensport im Kadersystem des Deutschen Olympischen Sportbundes wider (Nationalmannschaftsangehörige, Kaderathletinnen und -athleten). Des Weiteren gibt es auch Sport treibende Personen, die in ihrer Sportart so gut sind, dass sie die nationale oder internationale Leistungsspitze bilden.
Spricht man von Leistungssport, ist meist ein Sporttreiben gemeint, für das sehr viel Training notwendig ist. Primär geht es dabei um die Optimierung von Leistung auf hohem Niveau (Brand & Schweizer, 2019, S. 22).
2.2 Sportliche Aktivität und Wohlbefinden
Das subjektive Wohlbefinden beinhaltet sämtliche Bewertungen des eigenen Daseins, sowie das Verhältnis von angenehmen und unangenehmen psychischen und physischen Empfindungen. Das bedeutet, dass das Wohlbefinden einer Person auf kognitiven und affektiven Prozessen beruht, die sich entweder auf das eigene Leben im Allgemeinen oder spezifische Aspekte dessen beziehen (zum Beispiel auf die eigene Gesundheit oder den Körper). Mit Subjektivität ist im Hinblick auf das Wohlbefinden gemeint, dass dieses stets ein Produkt des psychischen Systems einer Person darstellt und nicht separat von der individuellen Sicht auf das eigene Leben und die Gesundheit betrachtet werden kann (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 554; 556).
Bevor ein Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zur Wirkung sportlicher Aktivität auf das Wohlbefinden gegeben wird, muss erwähnt werden, dass physische und psychische Reaktionen auf sportliche Aktivitäten stets durch die Charakteristika dieser Aktivität selbst, der eigenen Person, der Umgebung, sowie durch den betrachteten Zeitbezug bestimmt werden (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 559).
In einer Studie von Abele und Brehm wurde die Wirkung verschiedener Fitness- und Gesundheitssport-Aktivitäten (Training an Geräten, Schwimmen, Aerobic, Skigymnastik) auf das Wohlbefinden von Personen untersucht. Über die verschiedenen Sportarten hinweg, zeigte sich ein dominantes Ergebnismuster im Sinne einer Verbesserung des Befindens der Probanden unmittelbar nach den Sporteinheiten im Vergleich zur Messung vor den Einheiten. Dabei wurden positive Veränderungen in den Affektkategorien gute Laune, Aktiviertheit und Ruhe beobachtet. Die größten Veränderungen zeigten sich bei gruppenbasierten Fitnesskursen. Ferner konnte eine Reduktion negativer Affektkategorien, wie Ärger, Erregtheit und Deprimiertheit nachgewiesen werden. Die beobachteten Veränderungen werden als Äquilibrationseffekt beschrieben (Aufhebung des inneren Spannungszustandes eines Organismus).
Die Wirkung von Ausdaueraktivitäten auf positive Affekte wurde in einer Metaanalyse (158 Studien, 13.000 Probanden, 1979 bis 2005) von Reed und Ones untersucht. Hier konnte beim globalen Vergleich des Befindens vor und nach der sportlichen Aktivität ein mittlerer, relativ robuster Effekt gezeigt werden. Dabei ist anzumerken, dass die Steigerung des positiven Affekts am größten ausfiel, wenn das Ausgangsniveau der Probanden niedrig war. Der Grund hierfür ist das größere Steigerungspotenzial bei niedrigerem und der Deckeneffekt bei höherem Ausgangsniveau.
In einer Metaanalyse (32 Studien) von Arent zu den Wirkungen mehrwöchiger präventiver Sportprogramme (kardiovaskuläres Ausdauertraining, Muskeltraining oder Ausdauer- und Krafttraining Kombination) auf das affektive Befinden, zeigte sich ein positiver Effekt im mittleren Bereich. Dabei konnte festgestellt werden, dass sich kardiovaskuläres Ausdauertraining, Muskeltraining und die Ausdauer- und Krafttraining Kombination gleichermaßen positiv auf das Befinden auswirken. Im Hinblick auf die Dauer der Programme konnte gezeigt werden, dass nur solche mit Einheiten über 45 Minuten effektiv waren. Bei Sportprogrammen mit einer Dauer von bis zu zwölf Wochen ergaben sich die größten Effekte (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 562-563, 565).
An dieser Stelle soll abschließend bemerkt werden, dass sich die Ergebnisse der hier vorgestellten Untersuchungen auf Gesundheits- und Präventivsportarten und nicht auf die gesamten Bereiche des Sports, zu denen auch der Spitzen- und Leistungssport zählt, beziehen. Demnach werden sämtliche weitere Sportarten, sowie höhere Intensitäten des Sports (im Sinne von Leistungs- und Spitzensport), im Hinblick auf das Wohlbefinden nicht betrachtet. Das wiederum bedeutet, dass nicht klar wird, ob auch Zusammenhänge zwischen anderen Sportarten bzw. Sportlern aus dem Leistungs- oder Spitzensportbereich und dem Wohlbefinden bestehen.
2.3 Das Modell der Selbstwirksamkeit
Das Modell der Selbstwirksamkeit beruht auf der sozialkognitiven Theorie von Albert Bandura. Die zentrale Annahme der sozialkognitiven Theorie ist, dass kognitive, motivationale, emotionale und aktionale Prozesse, die durch subjektive Überzeugungen gesteuert sind, bestimmen, ob ein Mensch sein Verhalten ändert oder aufrechterhält. Die subjektiven Überzeugungen beinhalten die Selbstwirksamkeit und die Handlungs-Ergebnis-Erwartungen bzw. Konsequenzerwartungen. Konsequenzerwartung meint, dass eine Person davon überzeugt ist, dass ein ausgeübtes Verhalten bestimmte Konsequenzen zur Folge haben wird. Hierbei ist nicht entscheidend, ob sich eine Person selbst in der Lage dazu sieht, das Verhalten auszuführen. Dieser Aspekt ist Gegenstand der Selbstwirksamkeit. Die Selbstwirksamkeit nimmt direkten Einfluss auf das Verhalten und ist somit ein zentrales Konstrukt der sozialkognitiven Theorie (Renneberg & Hammelstein, 2006, S. 42; Jerusalem & Hopf, 2002, S. 35). Unter Selbstwirksamkeit versteht man die subjektive Überzeugung einer Person, neue oder schwierige Situationen aufgrund der eigenen Kompetenz erfolgreich bewältigen zu können (Wolf-Kühn & Morfeld, 2016, S. 19). Bei den schwierigen Situationen handelt es sich um Aufgaben, für die zur Bewältigung Handlungsprozesse der Anstrengung und Ausdauer erforderlich sind. Dabei beeinflusst die Selbstwirksamkeit die Konsequenzerwartung maßgeblich, was wiederum impliziert, dass sich eine Person, die sich in der Lage sieht, eine bestimmte Handlung ausführen zu können, auch dementsprechende Ergebniserwartungen an das Verhalten hat (Brinkmann, 2014, S. 82).
Selbstwirksame Personen geben bei Niederlagen nicht so schnell auf, kommen besser über Fehlschläge hinweg, kommen schneller ins Handeln und setzen sich generell anspruchsvollere Ziele (Brinkmann, 2014, S. 80). Im Gegensatz dazu wählen Personen mit einer geringen Selbstwirksamkeit meist zu leichte oder zu schwere Ziele und geben bei Herausforderungen schneller auf (Jerusalem & Hopf, 2002, S. 36). Es wird angenommen, dass die Unterschiede zwischen hoch und niedrig selbstwirksamen Personen durch Informationsverarbeitungsprozesse moderiert werden. Eine hohe Selbstwirksamkeit begünstigt einen situationsunabhängigen Informationsverarbeitungsstil, der im Hinblick auf anspruchsvolle Aufgaben die positiven Gesichtspunkte besonders gewichtet, nach potenziellen Erfolgschancen Ausschau hält und folglich Neugier und eine zuversichtliche Exploration der Lösungsmöglichkeiten anregt. Niedrige Selbstwirksamkeit hingegen fördert einen negativen Verarbeitungsstil, welcher mit stärkerer Beachtung ungünstiger Fremdbewertungen, die als selbstbeschreibend akzeptiert werden einhergeht, sodass selbstwertbedrohliche Versagensbefürchtungen im Erleben der betreffenden Person dominieren (Jerusalem & Hopf, 2002, S. 39).
In zahlreichen Experimenten und Studien kam Bandura zu der wesentlichen Erkenntnis, dass Personen meist nur dann eine Handlung beginnen, wenn sie der Überzeugung sind, dass sie diese auch tatsächlich erfolgreich ausführen können. Die Überzeugung eine Handlung erfolgreich ausführen zu können, wird als Selbstwirksamkeitsüberzeugung bezeichnet. Ferner bestimmen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen über das Ausmaß der Anstrengung, mit der ein Ziel verfolgt bzw. ein Verhalten ausgeübt wird sowie über die Ausdauer bei der Bewältigung von Anforderungen (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 538).
Laut Bandura können Selbstwirksamkeitsüberzeugungen durch eigene Erfolgserlebnisse, durch das Beobachten von erfolgreichen Modellpersonen, durch verbale Ermutigung und durch emotionale Erregung vermittelt werden. Von diesen vier Quellen der Selbstwirksamkeitsüberzeugung hält Bandura die eigenen Erfolgserlebnisse für die wichtigste Quelle. Die erfolgreiche Umsetzung eines bestimmten Verhaltens über einen längeren Zeitraum, trotz auftretender anderer Verpflichtungen, steigert die eigene Erwartung, das Verhalten auch zukünftig erfolgreich ausführen zu können.
Beim Beobachten von erfolgreichen Modellpersonen geht es darum, dass das Beobachten von Erfolg bei einer anderen Person, welche einem selbst ähnlich oder wichtig ist, zu einer Stärkung der Selbstwirksamkeit führen kann (Gerrig, 2016, S. 530).
Die verbale Ermutigung meint eine Bestärkung (zum Beispiel von dem Fitnesstrainer), das Verhalten weiterhin so gut auszuführen, was wiederum zur Verbesserung der individuellen Fähigkeit zur Selbstregulation führt, sodass folglich selbstständig eigene, anspruchsvolle und bewältigbare Ziele gesetzt werden können (Brinkmann, 2014, S. 82).
Ferner sind bei der Selbstwirksamkeitsüberzeugung drei wesentliche Faktoren zu unterscheiden. Diese sind das Niveau, der Allgemeinheitsgrad und die Stärke der Selbstwirksamkeitsüberzeugung. Mit Niveau ist der Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe oder Situation gemeint. Es werden Erwartungen gegenüber sehr leichten oder sehr schwierigen Anforderungen gebildet, denen man sich entweder mehr oder weniger gewachsen fühlt. Die Anzahl an Situationen, für die eine Selbstwirksamkeitsüberzeugung gilt, wird mit dem Allgemeinheitsgrad gemeint. Das bedeutet konkret, dass nicht automatisch davon auszugehen ist, dass wenn eine Person in einer bestimmten Situation davon überzeugt ist, ein bestimmtes Verhalten ausüben zu können, dies auch für eine andere Situation gilt. Der Faktor Stärke bezieht sich auf das Vertrauen einer Person, auch wirklich über die eigene Kompetenz zu verfügen. Starke Erwartungen können auch gegenüber Erfahrungen, die sich nicht bestätigen länger resistent bleiben, wohingegen schwache Erwartungen durch sich widersprechende Erfahrungen schnell verworfen werden können (Schnoor, 2005, S. 10-11).
Aus den Annahmen des Modells der Selbstwirksamkeit geht hervor, dass das Konstrukt nicht nur im Hinblick auf die Aufrechterhaltung sportlichen Verhaltens von besonderer Bedeutung ist, sondern auch im Hinblick auf Gesundheitsverhaltensweisen, was wiederum das Wohlbefinden einer Person impliziert (zum Beispiel bei der Bewältigung von psychischen Erkrankungen). Den Annahmen des Modells zu Folge könnte beispielsweise ein gutes Wohlbefinden nur erzielt werden, wenn Gesundheitsverhaltensweisen, wozu auch der Sport zählt, umgesetzt und dauerhaft aufrechterhalten werden. Dazu muss jedoch eine hoch ausgeprägte Selbstwirksamkeit bei entsprechenden Personen vorhanden sein. Ein Beispiel aus dem klinisch-psychologischen Bereich, welches das psychische und physische Wohlbefinden impliziert, wäre, dass eine ehemals drogenabhängige Person auch unter widrigen Umständen (zum Beispiel wenn Freunde zu Besuch kommen, die dieser Person dann Drogen anbieten) in der Lage ist, die Drogenabstinenz aufrechtzuerhalten und nicht rückfällig zu werden.
2.3.1 Spezifische und generalisierte Selbstwirksamkeit
Die generalisierte Selbstwirksamkeit stützt sich auf das Vertrauen in die eigenen Ressourcen, mit ungewohnten oder problematischen Herausforderungen umgehen zu können. Sie umfasst alle Lebensbereiche und wird oft als globales Persönlichkeitskonstrukt verstanden, das sowohl die Selbstwirksamkeitserwartung in speziellen Situationen beeinflusst, in das aber auch situationsspezifische Erwartungen miteingehen. Personen generalisieren folglich ihre Erfolgs- und Misserfolgserfahrungen über verschiedene Situationen hinweg. Ferner besitzt die generalisierte Selbstwirksamkeit vor allem diagnostischen Wert und wird als Ansatzpunkt für interventive Maßnahmen präzisiert, um beispielsweise in Populationsscreenings Risikopersonen identifizieren zu können, die sich in ihrem Verhalten als weniger selbstwirksam erleben. Die spezifische Selbstwirksamkeit bezieht sich auf bestimmte Themen wie beispielsweise die Selbstwirksamkeit zur sportlichen Aktivität. Damit ist dann die subjektive Einschätzung einer Person gemeint, auch dann noch regelmäßig Sport treiben zu können, wenn man müde ist, sich niedergeschlagen fühlt oder wenn ein interessantes Fernsehprogramm läuft. Das Konstrukt der spezifischen Selbstwirksamkeit eignet sich insbesondere zur Verhaltensvorhersage (Fuchs & Schwarzer, 1994a, S. 141-142).
2.3.2 Studien zur sportbezogenen Selbstwirksamkeit
Mehrfach wurde die Fragestellung überprüft, ob die Selbstwirksamkeit oder eher die Konsequenzerwartungen (Erwartung einer Person, dass ein Verhalten eine bestimmte Konsequenz zur Folge haben wird) aus der sozialkognitiven Theorie Banduras ein besserer Prädiktor des Sportverhaltens ist (Wirtz, 2017, S. 713; Fuchs & Schwarzer, 1994a, S. 143). Diese Frage konnte eindeutig zugunsten der Selbstwirksamkeit beantwortet werden. Die Baseline-Messung der Selbstwirksamkeit von Desharnais, Bouillon und Godin ergab im Vergleich zu den Konsequenzerwartungen, dass die Selbstwirksamkeit der eindeutig bessere Prädiktor war, um die Regelmäßigkeit der Teilnahme an einem Fitnessprogramm mit 22 Trainingseinheiten vorherzusagen.
Ebenfalls bestätigt werden konnte die Vorhersagekraft der Selbstwirksamkeit auf die körperlich-sportliche Aktivität in einer Längsschnittstudie von Lippke, Ernsting, Richert, Parschau, Kornig und Schwarzer mit 492 Personen über drei Messzeitpunkte (Lippke, Ernsting, Richert, Parschau, Kornig & Schwarzer, 2012, S. 105).
Eine wichtige Erkenntnis über die Selbstwirksamkeit fand McAuley auf der Grundlage komplexer Längsschnittdaten. Es zeigte sich, dass die Selbstwirksamkeit lediglich in der Eingewöhnungsphase eine Bedeutung als Prädiktor des Sportverhaltens hat. Wird Sport bereits regelmäßig betrieben bzw. ist das Sporttreiben zur Routine geworden, verliert die Selbstwirksamkeit ihre Vorhersagekraft. Dieses Ergebnis legt wiederum die Annahme nahe, dass die Selbstwirksamkeit nur für die Veränderung sportlicher Verhaltensweisen, nicht aber für die Aufrechterhaltung dieser von Bedeutung sind.
Nichtsdestotrotz zeigen die hier aufgeführten Studien, dass die Selbstwirksamkeit eine wichtige kognitive Determinante der Sportteilnahme ist. Daher sollte in weiteren Studien auch untersucht werden, welche Rolle die Selbstwirksamkeit im Prozess der Aufrechterhaltung einer sportlichen Aktivität spielt und inwieweit auch die Sportart eine Rolle spielt (Fuchs & Schwarzer, 1994a, S. 143-144).
Im Hinblick auf die Gesundheit, welche auch das Wohlbefinden impliziert, konnte in einer Studie mit 169 Herzinfarktpatienten nach Ende der Rehabilitation gezeigt werden, dass Personen, die eine höhere allgemeine Selbstwirksamkeit haben, einen ausgeprägteren gesundheitsförderlichen Lebensstil aufweisen, als Personen, die eine niedrige Selbstwirksamkeit haben (Frank, 2006, S. 155).
In einer Untersuchung von Schorlemmer, Lorenz, Schulze, Krückels und Heinitz zur Bedeutung von Selbstwirksamkeit für das subjektive Wohlbefinden bei 592 Personen im Alter von 39 bis 62 Jahren konnte ein positiver Zusammenhang der beiden Variablen ermittelt werden (Schorlemmer, Lorenz, Schulze, Krückels & Heinitz, 2016).
Die Ergebnisse der Untersuchung von Windirsch an 132 Patienten nach einer stationären Psychotherapie zeigen zudem, dass eine niedrigere Selbstwirksamkeit mit einer höheren Erkrankungsschwere vor Therapiebeginn assoziiert ist (Windirsch, 2014, S. 2).
Das zeigt wiederum, dass eine hohe Selbstwirksamkeit unabdingbar, auch für die Bewältigung von potenziell psychisch krankmachenden Faktoren, ist. Die Ergebnisse der Untersuchungen zur Selbstwirksamkeit im Hinblick auf das Wohlbefinden verdeutlichen zudem die Bedeutung der Selbstwirksamkeit für den gesundheitlichen und nicht ausschließlich sportlichen Bereich, in dem dieses Konstrukt eine Rolle spielt. Dennoch beziehen sich viele Studien zur Selbstwirksamkeit und dem Wohlbefinden eher auf klinisch-psychologische Bereiche. Daher ist es von besonderem Interesse, Erkenntnisse über einen Zusammenhang der Selbstwirksamkeit mit dem Wohlbefinden bei „gesunden“, bereits sportlich aktiven Personen zu explorieren, um zu sehen, ob auch hier die Selbstwirksamkeit eine Rolle spielt.
Da die meisten Studien zur sportbezogenen Selbstwirksamkeit im Hinblick auf die sportliche Aktivität (die hier aufgeführt wurden) bereits älter sind, soll diese Arbeit neue Erkenntnisse über das besagte Konstrukt im Hinblick auf die sportliche Aktivität liefern.
2.4 Situative Barrieren und Barrierenmanagement
Viele psychologischen Modelle zum Gesundheitsverhalten, wie auch das Modell der Selbstwirksamkeit von Bandura, beziehen sich auf Barrieren, die einen Menschen von der Verhaltensumsetzung abhalten können. Dabei bleibt jedoch oft unklar, was genau mit Barrieren gemeint ist.
Situative Barrieren sind zeitlich-variable Umstände, unter denen ein bestimmtes Verhalten stattfinden soll. Konkret sind damit jene sozialen, psychologischen und physikalischen Randbedingungen gemeint, die die Verhaltensumsetzung erschweren oder gefährden können. Strömender Regen, Müdigkeit oder berufliche Inanspruchnahme sind Beispiele für situative Barrieren im Hinblick auf die Sportaktivität. Situative Barrieren spielen insbesondere in der volitionalen Phase der Handlungssteuerung eine Rolle (Krämer & Fuchs, 2010, S. 171). Volition beinhaltet alle selbstregulatorischen Funktionen, die die Initiierung und Aufrechterhaltung einer Zielverfolgung ermöglichen (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 213). Im Hinblick auf sportliche Aktivität bedeutet dies, dass Personen auf Dauer mit variierenden Barrieren konfrontiert werden, die überwunden werden müssen, um die Absicht, Sport zu treiben, erfolgreich umsetzen zu können. Mit variierend ist gemeint, dass beispielsweise an einem Tag die eigene Müdigkeit überwunden werden muss, an einem anderen Tag aber überraschend Verwandte oder Freunde zu Besuch kommen. Die Variabilität macht die Barrieren für Personen besonders schwer vorhersagbar.
Über ein effektives Barrierenmanagement zu verfügen, um mit den situativen Barrieren umgehen zu können, ist demnach unabdingbar.
Das Barrierenmangement beinhaltet eine Vielzahl an Strategien, die eingesetzt werden (können), um eine Verhaltensabsicht gegenüber auftretenden situativen Barrieren abzuschirmen und das Verhalten trotzdem umsetzen zu können. Damit zählt das Barrierenmanagement zu den volitionalen Kompetenzen einer Person, welches oftmals auch als volitionale Intentionsabschirmung bezeichnet wird (Krämer & Fuchs, 2010, S. 171-172). Krämer und Fuchs unterscheiden zudem zwischen dem akuten und dem präventiven Barrierenmanagement.
Das akute Barrierenmanagement wird angewandt, wenn sich eine Person akut in einer Risikosituation befindet (zum Beispiel, wenn eine Person nach der Arbeit nachhause kommt und lieber gerne schlafen würde als Sport zu treiben, dann könnte sie der Versuchung schlafen zu gehen entgegenwirken, indem sie erst gar nicht beginnt darüber nachzudenken, was sie statt des Sports tun könnte).
Das präventive Barrierenmanagement soll potenziell auftretende Barrieren von vorneherein verhindern (zum Beispiel sich den Sporttermin bereits im Voraus in den Kalender eintragen) (Bengel & Mittag, 2016, S. 120).
In der nachfolgenden Handlungskontrolltheorie werden die Strategien zum Barrierenmanagement genauer erläutert.
2.5 Handlungskontrolltheorie
Die Handlungskontrolltheorie von Julius Kuhl ist der Theorie der Selbstregulation von Bandura untergeordnet, in der der Prozess intraindividueller Handlungssteuerung beschrieben wird.
Der Interessenschwerpunkt der Handlungskontrolltheorie liegt insbesondere auf den volitionalen Prozessen, die die Realisierung von Zielen unterstützen und das auch dann, wenn Hindernisse oder vermeintlich erstrebenswerte Alternativen vorliegen. Oftmals muss bei der Umsetzung einer Verhaltensabsicht konkurrierenden Handlungsalternativen willentlich widerstanden werden. Ferner müssen auch negative Gedanken nach Misserfolgserlebnissen unterdrückt werden, damit das Ziel, Sport zu treiben erfolgreich umgesetzt werden kann. Unterschiedliche Handlungskontrollstrategien können die Umsetzung eines Verhaltens durch die Regulation situativ irrelevanter Gedanken, Impulse oder äußerer Widerstände unterstützen. Tabelle 1 zeigt solche Handlungskontrollstrategien, deren Beschreibung und jeweils ein Beispiel dazu (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 218-219).
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Tabelle 1: Handlungskontrollstrategien nach Kuhl (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 219).
Kuhl differenziert in seiner Theorie im Hinblick auf die Handlungskontrollstrategien zwischen Selbstkontrolle und Selbstregulation. Selbstkontrolle (auch Willensstärke genannt) meint dabei den bewussten Einsatz von Handlungskontrollstrategien, um eine Zielintention abzuschirmen. Demnach würde eine Person in diesem Fall auf der Basis extrinsischer Motivation reagieren. Das bedeutet beispielsweise man geht nicht in das Fitnessstudio, weil das Training dort Spaß bereitet, sondern, weil man Gewicht reduzieren möchte. Selbstkontrolle ist demnach eher anstrengend, da sich die Person hier zum Sporttreiben zwingen muss. Daher wird diese Form der Selbstkontrolle auch als autoritäre Form des Willens bezeichnet. Selbstregulation hingegen bezieht sich auf Handlungen die intrinsisch motiviert sind und läuft unbewusst ab. Demnach kommen Bedürfnisse und Erfahrungen einer Person genauso zur Geltung wie die Anforderungen der Umwelt. Man folgt also einem inneren Kompass, der den richtigen Weg ohne Anstrengung vorgibt. Dies wird auch als demokratische Form des Willens bezeichnet (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 218-219).
Darüber hinaus differenziert Kuhl zwischen zwei Zuständen der Handlungskontrolle nach einem Misserfolg. Diese sind die Lage- und die Handlungsorientierung (Brinkmann, 2014, S. 91). Die Handlungsorientierung fokussiert eine schnelle Umsetzung der Zielintention und konzentriert sich dabei auf die situativen Aspekte, die für die Verhaltensausführung relevant sind (zum Beispiel sich bei einem Fehlversuch beim Gewichtheben sofort wieder auf den nächsten Versuch konzentrieren). Dadurch können auch Rückschläge besser verarbeitet werden.
Bei der Lageorientierung tendiert eine Person dazu, sich mit negativen Gedanken zu befassen (zum Beispiel nach einem Fehlversuch beim Gewichtheben an die negativen Konsequenzen denken, die ein Punktverlust haben könnte).
Daraus kann geschlussfolgert werden, dass der aktuelle Kontrollzustand einer Person darauf Einfluss hat, ob eine Intention in die Tat umgesetzt wird und ob zur Zielerreichung entsprechende Handlungskontrollstrategien eingeleitet werden oder ob eine Person eher zum Grübeln und zur Passivität neigt.
Dabei hängt es vor allem von den Merkmalen einer Situation ab, ob eine Person in einer bestimmten Situation eher eine Lage- oder Handlungsorientierung aufweist. Ferner beeinflusst auch die individuelle Disposition für einen der beiden Kontrollzustände, welche Orientierung aufgewiesen wird. Beispielsweise sind manche Personen über unterschiedliche Situationen hinweg (zum Beispiel Misserfolg in der Schule, beim Sport) „chronisch“ lageorientiert, während andere Personen über verschiedene Situationen hinweg eher zur Handlungsorientierung neigen (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 220-221).
Tabelle 2 zeigt die Merkmale der Handlungs- und Lageorientierung.
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Tabelle 2: Merkmale der Handlungs- und Lageorientierung
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 221).
Wie Tabelle 2 zu entnehmen ist, können drei Arten von Handlungs- und Lageorientierung unterschieden werden: prospektive, tätigkeitsbezogene und misserfolgsbezogene Lage- und Handlungsorientierung. Zögert eine Person eine Intention in die Tat umzusetzen und spielt sie verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten durch, spricht man von einer prospektiven Lageorientierung. Versucht eine Person hingegen die Handlung möglichst schnell umzusetzen und zeigt Initiative, spricht man von einer prospektiven Handlungsorientierung.
Personen, die oftmals Dingen und Gedanken Beachtung schenken, die eigentlich für die aktuelle Handlung gar nicht relevant sind, haben eine tätigkeitsbezogene Lageorientierung.
Die tätigkeitsbezogene Handlungsorientierung zeigt sich, wenn eine Person vollkommen in einer Handlung zum Beispiel im Sport aufgeht und sich von irrelevanten Gedanken nicht ablenken lässt. Für die Aufrechterhaltung einer sportlichen Aktivität, sowie für sportliche Höchstleistungen ist diese Art der Handlungsorientierung von großer Bedeutung.
Grübeln Personen über ein nicht zu änderndes negatives emotionales Erlebnis nach, können also ihren negativen Affekt nur schlecht regulieren (Präokkupation), spricht man von einer misserfolgsbezogenen Lageorientierung (zum Beispiel „Ich habe versagt. Kann ich das nicht?“). Grübeln beansprucht vor allem kognitive Ressourcen, die für weitere Aufgaben anschließend nicht mehr zur Verfügung stehen.
Bei einer misserfolgsbezogenen Handlungsorientierung können Personen negative Erfahrungen leichter abhaken, sich schneller auf neue Aufgaben fokussieren und den negativen Affekt gut regulieren (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 221).
2.5.1 Barrieren, Barrierenmanagement und Selbstwirksamkeit
Die Definition von Selbstwirksamkeit (siehe Kapitel 2.3) beinhaltet das Wort Anforderungssituationen bzw. schwierige Situationen. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass diese mit den Barrieren in einer Wechselbeziehung steht. Die Selbstwirksamkeit spielt in Situationen, in denen sich der Verhaltensabsicht keine Barrieren in den Weg stellen, keine Rolle. Treten bei der Umsetzung eines Verhaltens jedoch situative Barrieren auf, so wird die Selbstwirksamkeit zu einer wichtigen Steuerungsgröße für den weiteren Verlauf der Handlung. Definiert man Selbstwirksamkeit als die Überzeugung einer Person, dass das eigene Barrierenmanagement für den Umgang mit den auftretenden situativen Barrieren ausreicht, wird der Zusammenhang zwischen den drei Variablen deutlich (Krämer & Fuchs, 2010, S. 172).
2.5.2 Studien zu sportbezogenen situativen Barrieren und dem Barrierenmanagement
Krämer und Fuchs haben im Rahmen der Entwicklung zweier Instrumente zur Erfassung der situativen Barrieren und des Barrierenmanagements im Sport 692 Patienten einer orthopädischen Rehabilitationsklinik sechs Wochen nach Ende des dortigen Aufenthaltes zu ihren sportbezogenen situativen Barrieren und dem Barrierenmanagement befragt (Krämer & Fuchs, 2010, S. 173).
Bei der Auswertung der Ergebnisse der Befragung stellte sich heraus, dass sich Situationen, in denen man verletzt oder krank ist, Schmerzen hat oder noch viel Arbeit zu erledigen ist, als besonders hinderlich erwiesen im Gegensatz zu anderen, potenziell auftretenden situativen Barrieren (zum Beispiel ein gutes Fernsehprogramm).
Im Hinblick auf das Barrierenmanagement wurde der Einsatz präventiver Strategien signifikant häufiger berichtet. Dabei ist die am häufigsten eingesetzte Strategie, den Sporttermin als genauso wichtig zu betrachten wie andere Termine (Krämer & Fuchs, 2010, S. 175).
Ferner konnten negative Zusammenhänge der psychosozialen (zum Beispiel schlechte Laune) situativen Barrieren mit der Selbstwirksamkeit und dem Sportumfang ermittelt werden. Das bedeutet folglich, dass je mehr situative Barrieren von einer Person wahrgenommen wurden, ihre Selbstwirksamkeit und der Sportumfang umso geringer war. Ein Zusammenhang der körperlichen Barrieren (zum Beispiel Verletzung) mit der Selbstwirksamkeit konnte jedoch nicht ermittelt werden. Der Grund hierfür könnte sein, dass die körperlichen Barrieren keine Berührungspunkte mit der Selbstwirksamkeit haben, da diese Verhaltenshindernisse darstellen, die im Sportbereich sozial akzeptiert und aus medizinischer Sicht gerechtfertigt sind, weshalb diese Barrierenarten nicht in die Beurteilung der individuellen Selbstwirksamkeit miteingehen (Krämer & Fuchs, 2010, S. 178-179).
Im Hinblick auf das Wohlbefinden und in Bezug zur Handlungskontrolltheorie konnte in einer Untersuchung mit 35 von Mobbing betroffenen Patienten einer psychosomatischen Fachklinik gezeigt werden, dass die allgemeine Symptombelastung bei Patienten mit einer niedrigen selbstregulatorischen Kompetenz (Lageorientierung) signifikant erhöht war. Eine vergleichsweise niedrige allgemeine Symptombelastung zeigte sich bei Patienten mit hoher selbstregulatorischer Kompetenz (Handlungsorientierung) (Wojdylo, Baumann, Kuhl & Horstmann, 2014, S. 27).
Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse zum Wohlbefinden und dem Umgang mit Barrieren scheint es, als schützte die Fähigkeit, Emotionen selbstgesteuert zu regulieren, vor auftretenden Stressoren im Sinne von situativen Barrieren. Ob dies auch für den Umgang mit auftretenden Barrieren im Hinblick auf das Wohlbefinden bei sportlich aktiven Personen gilt, muss genauer untersucht werden.
2.6 Zusammenfassung
Der theoretische Teil dieser Arbeit stellt Modelle und psychologischen Determinanten des Sporttreibens dar. Dabei wird zunächst der Begriff der sportlichen Aktivität als „Unterbegriff“ der körperlichen Aktivität geklärt und die verschiedenen Bereiche des Sports (Freizeit-/Breiten-/Gesundheitssport und Leistungs-/Spitzensport) zum genaueren Verständnis beschrieben. Ferner wird der Einfluss sportlicher Aktivität auf das Wohlbefinden unter Vorstellung empirischer Befunde genauer betrachtet. Dabei wird deutlich, dass bereits mehrere Ergebnisse aus Studien vorliegen, die einen positiven Effekt der sportlichen Aktivität auf den positiven Affekt von Personen nachweisen (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 562-563, 565).
Durch die Darstellung des Selbstwirksamkeitsmodells wird erkennbar, dass Selbstwirksamkeit in sämtlichen Bereichen des Lebens, in denen es um die Aufrechterhaltung von Verhaltensweisen, trotz auftretender Barrieren geht, eine wichtige Rolle spielt. Untermauert werden die Annahmen des Modells durch die Darstellung praktischer Forschungsergebnisse der Selbstwirksamkeit im Hinblick auf sportliche Aktivität und Wohlbefinden. Sämtliche Studien postulieren, dass Selbstwirksamkeit als Prädiktor einer regelmäßigen sportlichen Aktivität geeignet ist. Jedoch wird auch angenommen, dass die Selbstwirksamkeit nur in der Aneignungsphase der Sportaktivität eine Rolle spielt (Lippke, Ernsting, Richert, Parschau, Kornig & Schwarzer, 2012, S. 105).
Auch im Hinblick auf das Wohlbefinden scheint sich eine stark ausgeprägte Selbstwirksamkeit als vorteilhaft zu erweisen (Schorlemmer, Lorenz, Schulze, Krückels & Heinitz, 2016).
Des Weiteren zeigt die Handlungskontrolltheorie, wie wichtig der effektive Umgang mit auftretenden Barrieren ist und wie die Realisierung von Zielen unterstützt werden kann bzw. dass es dabei auf den Zustand der Handlungskontrolle, auf Selbstkontrolle und Selbstregulation ankommt. Den nachfolgend vorgestellten Forschungsergebnissen zu Barrieren und Barrierenmanagement im Hinblick auf sportliche Aktivität und Wohlbefinden ist zu entnehmen, dass körperliche Barrieren eher vom Sporttreiben abhalten, als psychosoziale Barrieren. Darüber hinaus erweist sich eine Handlungsorientierung als vorteilhafter für das Wohlbefinden (Wojdylo, Baumann, Kuhl & Horstmann, 2014, S. 27).
2.7 Fragestellung
Aus den vorangegangenen theoretischen Ausführungen des Kapitels 2 und aus den vorgestellten, vorliegenden Forschungsergebnissen zu den jeweiligen psychologischen Determinanten im Kontext der sportlichen Aktivität und des Wohlbefindens, ergibt sich folgende Fragestellung:
Es existiert ein Zusammenhang der sportbezogenen Selbstwirksamkeit, situativen Barrieren und dem Barrierenmanagement mit dem Wohlbefinden und der sportlichen Aktivität bei Fitnessstudiomitgliedern.
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Tabelle 3: Fragestellung (Quelle: Eigene Darstellung).
Die Fragestellung begründet sich aus den postulierten Zusammenhängen der, im Rahmen dieser Arbeit vorgestellten, bereits vorliegenden Forschungsergebnisse zu den jeweiligen psychologischen Determinanten im Kontext der sportlichen Aktivität und des Wohlbefindens. Da sich die meisten Untersuchungen jedoch speziell auf eine Sportart oder auf einen Bereich des Sports (vorwiegend Gesundheitssport) beziehen, soll im Rahmen dieser Arbeit die sportliche Aktivität, die sämtliche Sportarten umfasst und in unterschiedlichem Ausmaß betrieben werden kann (Breiten-/Freizeit-/Gesundheitssport oder Spitzen-/Leistungssport), im Hinblick auf die psychologischen Determinanten betrachtet werden. Des Weiteren beziehen sich die bereits vorgestellten Forschungsergebnisse überwiegend auf Personen im Anfangsstadium der sportlichen Aktivität oder Patienten nach Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik. Daher werden im Rahmen der Untersuchung dieser Arbeit bereits sportlich aktive Personen betrachtet, bei denen davon auszugehen ist, dass diese sich bereits – mehr oder weniger – im Prozess der Aufrechterhaltung dieser Aktivität befinden.
Ferner gehen die vorgestellten Theorien zu den psychologischen Determinanten davon aus, dass diese unter anderem die Aufrechterhaltung einer Sportaktivität sowie das Wohlbefinden im Sinne einer Ermöglichung des besseren Umgangs mit schwierigen Lebenssituationen bzw. auftretenden Barrieren maßgeblich bestimmen.
3 Methode
3.1 Zielgruppe und Stichprobenauswahl
Für die Datenerhebung im Rahmen dieser Arbeit haben sich zwei Fitnessstudiobesitzer bereit erklärt, den Link zur Befragung auf den jeweiligen Social-Media-Seiten (Facebook und Instagram) dieser Fitnessstudios für ihre Mitglieder zu teilen und auf die Untersuchung aufmerksam zu machen. Dies erfolgte in mehreren Posts mit einer Bitte, an der Befragung teilzunehmen, einer kurzen Vorstellung, worum es dabei gehen wird sowie dem Hinweis, dass die Befragung anonym ist und lediglich 5-10 Minuten ihrer Zeit in Anspruch nehmen wird.
Einer der beiden Fitnessstudiobesitzer ist Inhaber eines Fitnessstudios mit ca. 1700 Mitgliedern, der Andere ist Inhaber von drei Fitnessstudios mit insgesamt ca. 2000-2200 Mitgliedern. Demnach besteht die Zielgruppe aus allen Fitnessstudiomitgliedern, die in einem der insgesamt vier Fitnessstudios trainieren (in Summe wären dies ca. 3900 Personen) und einen Internetzugang besitzen, da es sich bei der Untersuchung um eine Online-Befragung handelt. Wie viele von den Mitgliedern einen Internetzugang besitzen ist jedoch unklar.
Die Stichprobe wurde folglich innerhalb der Zielgruppe durch Selbstselektion gewonnen (passives Auswahlverfahren). Konkret bedeutet dies, dass sich die Stichprobe aus den Fitnessstudiomitgliedern zusammensetzt, die interessiert bzw. motiviert zur Teilnahme an der Untersuchung sind. Die Entscheidung zur Teilnahme liegt somit bei den Mitgliedern, weshalb im Voraus nicht gesagt werden konnte, wie groß die Stichprobe letztendlich ausfallen wird (Myers, 2007, S. 28). Es wurde jedoch ein Stichprobenumfang von mindestens 300 Personen angestrebt. Der Wert orientiert sich an der Tabelle von Baur und Blasius für die Bestimmung des erforderlichen Stichprobenumfangs, bei erwartetem mittleren Effekt. Die hier angegebene Stichprobengröße ist der minimale Stichprobenumfang für gegebenen absoluten Stichprobenfehler (e = 0,05) bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von α= 0,05 für p = 0,5 (Anteil des interessierenden Merkmals in der Stichprobe, der entweder aus einer Voruntersuchung bekannt ist oder man nimmt den ungünstigsten Fall von p = 0,5 an) (Baur & Blasius, 2014, S. 289).
Trotz der Tatsache, dass keine echte Zufallsauswahl stattfindet, entschied sich die Verfasserin für diese Methode, da eine Online-Befragung einen schnellen, leichten und kostengünstigen Zugang zur Zielgruppe ermöglicht und folglich eine große Anzahl an Teilnehmern innerhalb kürzester Zeit erreicht werden kann.
3.2 Operationalisierung
Die Fragestellung, die in dieser Arbeit untersucht werden soll (siehe Kapitel 2.7) beinhaltet die Variablen sportbezogene Selbstwirksamkeit, situative Barrieren, Barrierenmanagement, Wohlbefinden und sportliche Aktivität. Diese Variablen sollen im Rahmen der Untersuchung bei Fitnessstudiomitgliedern erfasst werden. Um die Variablen der Messung zugänglich zu machen, müssen sie nachfolgend operationalisiert und die zugehörigen Messinstrumente vorgestellt werden.
3.2.1 Sportbezogene Selbstwirksamkeit
Die Operationalisierung der sportbezogenen Selbstwirksamkeit basiert auf der von Fuchs und Schwarzer entwickelten SSA-Skala (Skala zur sportbezogenen Selbstwirksamkeit), die im Rahmen der Untersuchung dieser Arbeit verwendet wird.
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Tabelle 4: Operationalisierung sportbezogene Selbstwirksamkeit
(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Fuchs & Schwarzer, 1994a, S. 144).
Wie Tabelle 4 zu entnehmen ist, handelt es sich bei den drei Dimensionen um verschiedene Bereiche, aus denen die zugehörigen Indikatoren stammen, die wiederum mögliche Barrieren darstellen, die einer geplanten sportlichen Aktivität im Weg stehen können (Fuchs & Schwarzer, 1994a, S. 144). Damit orientiert sich die Operationalisierung zudem an der Definition des Begriffs der Selbstwirksamkeit (siehe Kapitel 2.3), die mit „Bewältigung schwieriger Situationen“ beispielsweise solche situativ auftretenden Barrieren wie in Tabelle 4 meint. Zur erfolgreichen Bewältigung dieser ist wiederum eine ausreichend ausgeprägte Selbstwirksamkeit erforderlich (Renneberg & Hammelstein, 2006, S. 42).
3.2.1.1 Beschreibung des Instruments
Die Skala zur sportbezogenen Selbstwirksamkeit (SSA-Skala) wurde von Fuchs und Schwarzer entwickelt und wurde für die Erfassung der sportbezogenen Selbstwirksamkeit im Rahmen dieser Arbeit ausgewählt, da sie ein mittleres Spezifitätsniveau aufweist. Das bedeutet konkret, dass die SSA-Skala weder zu verhaltensspezifisch (die Skala ist nicht nur zur Erfassung der Selbstwirksamkeit bei einer speziellen Sportart geeignet, sondern für sämtliche Sportaktivitäten), noch zu unspezifisch (erfasst nicht die generalisierte Selbstwirksamkeit, sondern die spezifische Selbstwirksamkeit im Bereich des Sports) ist.
Die SSA-Skala ist selbst bearbeitbar und erfasst mit insgesamt 12 Items, die sportbezogene Selbstwirksamkeit auf einer siebenstufigen, intervallskalierten Antwortskala von gar nicht sicher (1) über vielleicht (4) bis ganz sicher (7). Dabei beziehen sich die Items auf die Eingangsformulierung „Ich bin mir sicher, eine geplante Sportaktivität auch dann noch ausüben zu können, wenn...“. Wie in Kapitel 3.2.1 bereits beschrieben, beziehen sich die Items auf mögliche Barrieren, die der Ausübung einer geplanten sportlichen Aktivität im Weg stehen könnten (Fuchs & Schwarzer, 1994a, S. 144). Tabelle 5 zeigt ein Beispiel-Item mit zugehöriger Antwortskala der SSA-Skala.
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Tabelle 5: Beispiel-Item SSA-Skala (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Fuchs & Schwarzer, 1994b).
Der SSA-Index ist das arithmetische Mittel über alle 12 Itemwerte und kann einen minimalen Wert von 1 und einen maximalen Wert von 7 annehmen (z.B. (7x12):12 = 7). Dabei gilt: Je höher der SSA-Index, desto höher die Selbstwirksamkeit einer Person (Fuchs & Schwarzer, 1994a, S. 147).
3.2.1.2 Gütekriterien
Die psychometrischen Eigenschaften der SSA-Skala wurden an einer Stichprobe aus der Normalpopulation (N =1336) überprüft. Als Maß für die Reliabilität wurde die interne Konsistenz errechnet (α =.89) (Fuchs & Schwarzer, 1994a, S. 141).
Als Hinweis auf die Konstruktvalidität der Skala gelten die negativen Zusammenhänge der Skala mit Indikatoren des psychischen Befindens (Depressivität r = -.21, Ängstlichkeit r = -.22, Ärger r =-.12) aus der TPF-Skala (Trierer Persönlichkeitsfragebogen), STAI-Subskala (State-Trait-Angstinventar) und der STAXI-Subskala (State-Trait-Ärgeraudrucks-Inventar), sowie Indikatoren der körperlichen Gesundheit (Beschwerdedruck, r = -.25) aus dem Gießener Beschwerdebogen (Fuchs & Schwarzer, 1994a, S. 149).
Aufgrund der Standardisierung der SSA-Skala kann die Durchführungs- und Auswertungsobjektivität ebenfalls als gegeben betrachtet werden.
3.2.2 Sportbezogene situative Barrieren
Die Operationalisierung der sportbezogenen situativen Barrieren basiert auf der gleichnamigen Skala (Abkürzung: SSB-Skala) zur Erfassung dieser von Krämer und Fuchs, und auf der Definition der situativen Barrieren, die Kapitel 2.4 zu entnehmen ist. Da die Skala von Krämer und Fuchs für die Datenerhebung im Rahmen dieser Arbeit verwendet wurde, ist es sinnvoll, das Konstrukt nach diesem Instrument und dem Verständnis des Begriffs der situativen Barrieren zu operationalisieren.
Tabelle 6 zeigt die Operationalisierung des Konstrukts.
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Tabelle 6: Operationalisierung sportbezogene situative Barrieren (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Krämer & Fuchs, 2010, S. 176).
Wie der obenstehenden Tabelle zu entnehmen ist, können die sportbezogenen situativen Barrieren in psychosoziale und körperliche Barrieren aufgeteilt werden. Die Indikatoren stellen dabei jeweils verschiedene Barrieren dar, die von einer Sportaktivität abhalten können.
3.2.2.1 Beschreibung des Instruments
Die von Krämer und Fuchs entwickelte Skala zu den sportbezogenen situativen Barrieren (SSB-Skala) erfasst mit insgesamt 13 Items die psychosozialen und körperlichen Barrieren, die Personen von einer geplanten Sportaktivität abhalten können. Jedes Item stellt dabei eine Situation aus den beiden Barrieren-Bereichen dar. Dabei beziehen sich die Items auf die Eingangsfrage „Wie stark halten die folgenden Hindernisse Sie vom Sporttreiben ab?“. Die Teilnehmer können ihre Antwort dazu auf einer vierstufigen intervallskalierten Ratingskala von gar nicht (1) über etwas (2), stark (3) bis sehr stark (4) abgeben (Krämer & Fuchs, 2010, S. 173). Tabelle 7 zeigt ein Beispiel-Item der psychosozialen Barrieren der SSB-Skala.
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Tabelle 7: Beispiel-Item SSB-Skala(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Krämer & Fuchs, 2009, S. 2).
Der SSB-Index der gesamten Skala ist das arithmetische Mittel über alle 13 Itemwerte. Demnach kann der Index einen minimalen Wert von 1 und einen maximalen Wert von 4 annehmen. Ein höherer Index bedeutet dabei, dass entsprechende Personen mehr situative Barrieren in Bezug auf das Sporttreiben wahrnehmen. Als Index für die beiden Subskalen (psychosoziale Barrieren mit 10 Items, körperliche Barrieren mit 3 Items) wird jeweils der Subskalenmittelwert berechnet (Krämer & Fuchs, 2010, S. 177).
3.2.2.2 Gütekriterien
Die psychometrischen Eigenschaften der SSB-Skala wurden an einer Stichprobe von N =692 Patienten einer orthopädischen Rehabilitationsklinik, sechs Wochen nach Ende des stationären Klinikaufenthaltes überprüft.
Als Maß für die Reliabilität der Gesamtskala wurde die interne Konsistenz berechnet (α=.81). Die interne Konsistenz der Subskala körperliche Barrieren beträgt α=.74. Die Subskala psychosoziale Barrieren weist ein Chronbachs Alpha von α=.82 auf (Krämer & Fuchs, 2010, S. 175).
Im Rahmen der Validierungsanalysen zur Bestimmung der diskriminanten Validität wurde die SSB-Skala in Beziehung zu den Maßen für Selbstwirksamkeit, negative Konsequenzerwartungen, Absichtsstärke und sportliche Aktivität gesetzt. Dabei ergaben sich signifikante Korrelationen der Gesamtskala mit den negativen Konsequenzerwartungen (r = .45), der Selbstwirksamkeit (r = -.28), der Absichtsstärke (r = -.24) und dem Sportumfang (r = -.24).
Die Berechnung einer schrittweisen Regressionsanalyse zur Bestimmung der prädiktiven Validität der Skala mit dem Sportumfang als Kriteriumsvariable und unter Berücksichtigung der psychosozialen und körperlichen situativen Barrieren, Selbstwirksamkeit und negativen Konsequenzerwartungen als Prädiktoren ergab, dass sich die psychosozialen Barrieren (β = –.16; t = 4.04; p < .001) als einziger signifikanter Prädiktor neben der Selbstwirksamkeit (β = .31; t = 7.54; p < .001) bei der Vorhersage des wöchentlichen Sportumfangs (post-intentionaler Prozess) erwiesen (Krämer & Fuchs, 2010, S. 178-179).
Ferner kann die Objektivität des Instruments aufgrund der Standardisierung als gegeben betrachtet werden.
3.2.3 Sportbezogenes Barrierenmanagement
Die Operationalisierung des sportbezogenen Barrierenmanagements basiert auf dem von Krämer und Fuchs – im Zuge der Entwicklung der SSB-Skala – entwickelten Instrument zur Erfassung des sportbezogenen Barrierenmanagements (SBBM-Skala). Ferner stützt sich die Operationalisierung auf die Handlungskontrolltheorie von Kuhl, da die SBBM-Skala, die im Rahmen der Datenerhebung verwendet wird, ebenfalls auf dieser Theorie basiert (Krämer & Fuchs, 2010, S. 173).
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Tabelle 8: Operationalisierung sportbezogenes Barrierenmanagement (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Krämer & Fuchs, 2010, S. 176).
Wie Tabelle 8 zu entnehmen ist, kann das sportbezogene Barrierenmanagement durch akute und präventive Gegenstrategien erfolgen. Der Indikator „Vornehmen, sich zu belohnen“ kann zu beiden Bereichen der Gegenstrategien zugeordnet werden, weshalb dieser in der Mitte steht. Die Gegenstrategien (siehe Indikatoren) werden jeweils angewandt, um die sportbezogenen Barrieren zu überwinden (Krämer & Fuchs, 2010, S. 173).
3.2.3.1 Beschreibung des Instruments
Die SBBM-Skala von Krämer und Fuchs erfasst mit insgesamt 15 Items die Gegenstrategien, die Personen anwenden, um die angegebenen Barrieren der SSB-Skala (Kapitel 3.2.2.1) zu überwinden. Für jede einzelne Gegenstrategie können die Teilnehmer auf einer vierstufigen, intervallskalierten Ratingskala von stimmt nicht (1) über stimmt eher nicht (2), stimmt eher (3) bis stimmt genau (4) angeben, ob sie auf diese zurückgreifen oder nicht (Krämer & Fuchs, 2009, S. 3).
Die Items beziehen sich dabei auf die Eingangsformulierung „Um den Sporttermin trotzdem wahrzunehmen...“. Tabelle 9 zeigt ein Beispiel-Item der präventiven Gegenstrategien.
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Tabelle 9: Beispiel-Item SBBM-Skala (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Krämer & Fuchs, 2009, S. 3).
Das zugehörige Item zu dem in Kapitel 3.2.3 genannten Indikator „Vornehmen, sich zu belohnen“ ( Item: „Ich nehme mir vor, mir danach etwas Schönes zu gönnen“) ist methodisch nicht sauber den beiden Itemclustern zuzuordnen, da diese Gegenstrategie in einer akuten Risikosituation, aber auch als eine langfristige Präventivmaßnahme eingesetzt werden kann.
Der SBBM-Index ist das arithmetische Mittel über alle 15 Itemwerte. Der SBBM-Index kann einen minimalen Wert von 1 und einen maximalen Wert von 4 annehmen. Dabei bedeutet ein hoher Indexwert, dass ein großes Repertoire an Gegenstrategien vorliegt, um die sportbezogenen Barrieren zu überwinden. Als Index für die beiden Subskalen (präventive Gegenstrategien mit 8 Items, akute Gegenstrategien mit 6 Items) wird jeweils der Subskalenmittelwert berechnet (Das Item „Vornehmen sich zu belohnen“ wird dabei keiner Subskala zugeordnet und nur beim Index der Gesamtskala mitberechnet) (Krämer & Fuchs, 2010, S. 177).
3.2.3.2 Gütekriterien
Die psychometrischen Eigenschaften der SBBM-Skala wurden an derselben Stichprobe wie die SSB-Skala überprüft (N =692 Patienten einer orthopädischen Rehabilitationsklinik, sechs Wochen nach Ende des stationären Klinikaufenthaltes).
Die interne Konsistenz als Maß für die Reliabilität beträgt für die Subskala präventives Barrierenmanagement α = .71 und für die Subskala akutes Barrierenmanagement α = .68. Die Reliabilität für die Gesamtskala, inklusive des Items „sich etwas gönnen“ beträgt α = .78 (Krämer & Fuchs, 2010, S. 177).
Für die Ermittlung der diskriminanten Validität der SBBM-Skala wurden die Angaben zur Selbstwirksamkeit herangezogen. Dabei ergab sich ein Zusammenhang der Gesamtskala mit der Selbstwirksamkeit (r=.35; p < .001).
Des Weiteren ergab sich ein Zusammenhang der Subskala präventives Barrierenmanagement mit der Selbstwirksamkeit (r = .36, p < .001) und ein Zusammenhang der Subskala akutes Barrierenmanagement mit der Selbstwirksamkeit (r = .22, p < .001). Ferner ergab sich ein Zusammenhang der Gesamtskala (r = .10) und der Subskala präventives Barrierenmanagement (r = .15) mit dem Sportumfang.
Darüber hinaus zeigten sich signifikante Korrelationen des präventiven Barrierenmanagements (r = -.15) und des akuten Barrierenmanagements (r = .11) mit den psychosozialen Barrieren (Krämer & Fuchs, 2010, S. 179).
3.2.4 Wohlbefinden
Die Variable Wohlbefinden kann – wie Tabelle 10 zu entnehmen ist – durch fünf Dimensionen beschrieben werden. Diese stellen die Überbegriffe der Kriterien für eine Major Depression nach der internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) dar (Butcher, Mineka & Hooley, 2009, S. 279).
Des Weiteren basiert die Operationalisierung des Konstrukts auf dem von Per Bech entwickelten Instrument zur Erfassung des Wohlbefindens (WHO-5). Dieses kann in der psychologischen Praxis als Screeninginstrument für eine Major Depression nach ICD-10 eingesetzt werden (Kemper, Brähler & Zenger, 2014, S. 344). Da der WHO-5 im Rahmen dieser Arbeit für die Erfassung des Wohlbefindens bei Fitnessstudiomitgliedern eingesetzt wurde, wurde das Konstrukt nach diesem Verständnis operationalisiert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 10: Operationalisierung Wohlbefinden (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Psychiatric Research Unit, o.J.; Dilling, Mombour & Schmidt, 2015, S. 169).
Jeder der fünf Dimensionen kann ein Indikator zugeordnet werden, der beschreibt, wie sich die Dimension auf der Verhaltensebene bemerkbar macht (Butcher, Mineka & Hooley, 2009, S. 279).
Wie in der Definition des subjektiven Wohlbefindens in Kapitel 2.2 beschrieben wurde, bezieht sich dieses, wie auch die Dimensionen und Indikatoren in Tabelle 10, auf die kognitiven und affektiven Prozesse, die sich – in diesem Fall – auf spezifische Aspekte des eigenen Lebens beziehen (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 554).
3.2.4.1 Beschreibung des Instruments
Der WHO-5-Wohlbefindens-Index (WHO-5) wurde von Per Bech, einem wissenschaftlichen Leiter an einem Kooperationszentrum für psychische Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), entwickelt.
Mit dem WHO-5 werden ausschließlich die positiven Aspekte des Wohlbefindens, gemäß dem Verständnis eines positiven Konzepts psychischen Wohlbefindens, fokussiert (Wirtz, 2017, S. 1840).
Der WHO-5 wird als Selbstbeurteilungsverfahren eingesetzt und erfasst mit insgesamt fünf Items das psychische Wohlbefinden im Zeitraum von zwei Wochen.
Die Items des WHO-5, die sich auf die Eingangsformulierung „ In den letzten zwei Wochen...“ beziehen, können auf einer sechsstufigen Likert-Skala von die ganze Zeit (5) bis zu keinem Zeitpunkt (0) beantwortet werden. Der erste Endpunkt ist dabei die höchste Ausprägung eines Items. Es handelt sich dabei um eine intervallskalierte Antwortskala (Kemper, Brähler & Zenger, 2014, S. 344). Tabelle 11 zeigt ein Beispiel-Item mit zugehöriger Antwortskala zu entnehmen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 11: Beispiel-Item WHO-5 (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Psychiatric Research Unit, o.J.).
Der Wohlbefindens-Index (WHO-5-Index) wird durch einfache Summierung der fünf Itemwerte gebildet (Kemper, Brähler & Zenger, 2014, S. 344). Dabei kann der Index einen minimalen Wert von 0 (geringstes Wohlbefinden) und einen maximalen Wert von 25 (größtes Wohlbefinden) annehmen. Ein Indexwert unter 13 ist Indikator für ein schlechtes Wohlbefinden (Psychiatric Research Unit, o.J.).
3.2.4.2 Gütekriterien
Als Maß für die Reliabilität des Verfahrens wurde die interne Konsistenz (α = .92), sowie die Testhalbierungsreliabilität nach Guttman (= .87) an einer Normierungsstichprobe der deutschen Bevölkerung (N = 2473, Alter von 14 bis 99 Jahre), berechnet (Brähler, Mühlan, Albani & Schmidt, 2007, S. 88, 90).
Die Konstruktvalidität wurde mit Instrumenten zur Erfassung von körperlichen und psychosozialen Beschwerden, sowie des subjektiven körperlichen Wohlbefindens (Screening Somatoforme Störungen (SOMS), Trierer Inventar zur Erfassung von chronischem Stress (TICS), Fragebogen zur Erfassung körperlichen Wohlbefindens (FEW)), errechnet. Danach ergab sich eine negative Korrelation mit dem SOMS (r = -.47). Die Korrelationen mit den Einzelskalen des FEW variieren zwischen r = .58 und r = .68 und mit dem FEW- Gesamtwert bei r = .68. Die Korrelation mit der Gesamtskala des TICS liegt bei r = -.30 (Brähler, Mühlan, Albani & Schmidt, 2007, S. 88, 90).
Aufgrund der Standardisierung des WHO-5 kann die Durchführungs- und Auswertungsobjektivität ebenfalls als gegeben angesehen werden.
3.2.5 Sportliche Aktivität
Die Operationalisierung der sportlichen Aktivität basiert auf eigenen Überlegungen und dem Verständnis des Begriffs der sportlichen Aktivität. Dieses Verständnis wurde bereits in Kapitel 2.1 näher erläutert. Demnach beinhaltet die sportliche Aktivität sämtliche Sportarten aus den Bereichen des Breiten-/Freizeit-/Gesundheitssports und Spitzen-/Leistungssports. Ferner wurde beschrieben, dass sich sportlich aktive Personen ebenfalls hinsichtlich der Häufigkeit und Intensität sportlicher Aktivität unterscheiden. Manche trainieren häufiger in der Woche und mit einer hohen Intensität, andere trainieren weniger häufig und mit geringer Intensität (Schüler, Wegner & Plessner, 2020, S. 4; Jekauc, 2009, S. 32).
[...]
- Citation du texte
- Luisa Balz (Auteur), 2020, Psychologische Determinanten der Sportteilnahme im Zusammenhang mit dem Wohlbefinden und der sportlichen Aktivität bei Fitnessstudiomitgliedern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/957938
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