Die vorliegende Forschungsarbeit widmet sich der Fragestellung, inwieweit Medien im schulischen Unterricht das Sozialverhalten von Schülerinnen beeinflussen. Der Fokus liegt dabei auf einer umfassenden Betrachtung der Themen Medien im Unterricht, Medienkompetenzen und dem sozialen Verhalten von Schülerinnen. Das übergeordnete Ziel dieser Arbeit besteht darin, die Frage zu beantworten, welchen Einfluss der Einsatz von Medien im Unterricht auf das Sozialverhalten einer Schüler*innengruppe hat.
Die Entscheidung für ein medienbezogenes Forschungsthema im schulischen Kontext mit einem pädagogischen Förderschwerpunkt erfolgte aus persönlichem Interesse und basiert auf der bisherigen beruflichen Tätigkeit der Verfasserin als Sozialpädagogin.
Die Forschungsmethode, die für diese Arbeit gewählt wurde, ist das narrative Interview. Diese qualitative Methode ermöglicht eine tiefgehende Exploration der individuellen Erfahrungen und Perspektiven von Lehrkräften im Hinblick auf den Einsatz von Medien und dessen Einfluss auf das Sozialverhalten der Schüler*innen. Die Wahl dieser Methode basiert auf der Überlegung, dass sie ausreichend Raum für ungestörte Erzählungen bietet und somit vielschichtige Einblicke in die Wahrnehmung der Lehrkraft ermöglicht.
Inhalt
1. Einleitung
2. Forschungsaufbau
3. Forschungsstand-Theorien zum Thema
4. Analyse
5. Fazit
6. Quellenangaben
1. Einleitung
In der vorliegenden Forschungsarbeit handelt es sich um die mögliche Beeinflussung von Medien im Unterricht auf das Sozialverhalten von Schüler*innen. Durch die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Themenschwerpunkten von Mediennutzung im Unterricht, Medienkompetenzen sowie sozialem Verhalten von Schüler*innen wird im Laufe dieser Arbeit die übergreifende Forschungsfrage „Inwiefern haben Medien im Unterricht Einfluss auf das Sozialverhalten von Schüler*innen einer Klasse?“ beantwortet.
Die Themenauswahl einer medienbezogenen Forschungsarbeit im Kontext Schule mit pädagogischem Förderschwerpunkt erfolgt aus persönlichem Interesse sowie der bisherigen Tätigkeit als Sozialpädagogin.
2. Forschungsaufbau
Gegenstand dieser wissenschaftlichen Forschungsarbeit ist die Untersuchung, inwiefern Medien und dessen Nutzung im Unterricht einen Einfluss auf das Sozialverhalten von Schüler*in- nen einer Klasse haben. Zu Beginn dieser Forschung wird eine möglichst weitgefasste Forschungsfrage erarbeitet, welche innerhalb des narrativen Interviews ausreichend Freiraum für uneingeschränkte Erzählungen lässt (die Forschungsfrage wird innerhalb des Interviews nicht an den Interviewten weitergegeben bzw. als offizielle Frage formuliert). Die genutzte Befragungsmethode des narrativen Interviews zählt zu den qualitativen Forschungsmethoden und dient der Erhebung unterschiedlicher Daten eines Interviewpartners. Die verlaufstypische Abfolge eines solchen Interviews erfordert eine gute Vorbereitung von offenen Fragestellungen, um den Erzählstimulus nicht unnötig zu unterbrechen oder durch immanente Zwischenfragen zu beeinflussen. Nach Vollendung des Interviews wird ein(e) Abschrift/Transkript des gesamten Interviews erstellt, um mit dem erhobenen Datenmaterial zu arbeiten.
Im weiteren Verlauf werden die Inhalte des Transkripts codiert und bereits im Vorfeld erarbeiteten Hauptkategorien zugeordnet. Zur Auswertung des Interviews wird nach der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckarzt verfahren. Eine literarische Recherche zu thematischen Inhalten bilden ergänzend zu den Analyseergebnissen des Interviews die Bausteine zur Beantwortung folgender Forschungsfrage. Erarbeitet wurde die Forschungsfrage eigenständig, zu einem selbstgewählten Themenkomplex im Bereich des schulbezogenen Medienhandelns.
Forschungsgegenstand:
Interviewt wird eine 30jährige Sonderpädagogin einer Gesamtschule in Bremen Habenhausen, welche als Lehrkraft fungiert und seit 4 Jahren ihren Dienst in den Fächern Darstellendens Spiel, Naturwissenschaften, Deutsch und Mathematik in einer eigenen achten Klasse sowie siebten Klassen verrichtet.
3. Forschungsstand - Theorien zum Thema
Für ein grundlegendes Verständnis der thematischen Inhalte sowie zur Begriffsdefinition wird erwähnt, dass laut der Kultusministerkonferenz die Begrifflichkeit der Sozialkompetenz die Bezeichnung des Sozialverhaltens seit den 1980er Jahren verdrängt und inhaltlich ergänzt wurde (vgl. Büchter 2012, S. 237). Sozialverhalten wird von Hobmair als jegliches, die Gemeinschaft betreffendes Verhalten verstanden (Umgang mit der Gesellschaft und anderen Menschen). Die Entwicklung des Sozialverhaltens umfasst zwei Aspekte. Kommunikation und Interaktion mit dem Beginn eines Lächelns als Säugling bis hin zum Ausbau stabiler Beziehungen sowie sozialer Beteiligung am öffentlichen Leben. Nach Piagets Schaffung des sozialen Wesens entwickelt sich unter dem Deckmantel des Sozialverhaltens ebenfalls die Moral, welche bspw. durch positives zwischenmenschliches Verhalten beeinflusst wird. Als Beispiel ist das Anerkennen gesellschaftlicher Regeln zu nennen wie die Akzeptanz der Autorität von Lehrpersonen (vgl. Hobmair 2003, S. 271). Nach Keller/Hafner (2003) beschreiben folgende Kompetenzen (welche aufgrund des geringen Umfangs dieser Forschungsarbeit nicht im Einzelnen beschrieben werden) das sozial-/gesellschaftliche Verhalten: Hilfsbereitschaft, Kooperationsfähigkeit, Selbstbeherrschung, soziale Sensibilität, Toleranz, Verantwortungsbewusstsein u.v.m. (vgl. Keller/Hafner 2003, S. 9f.).
Da Schüler*innen rund 15.000 Stunden in der Institution Schule verbringen und diese somit ein wichtiger sozialer Begegnungsort ist, in dem ein breites Spektrum sozialer Verhaltensmuster erlernt werden, wird die Bedeutung des Lernfelds Schule in Bezug auf das Sozialverhalten deutlich (vgl. Keller/Hafner 2003, S.13f.). Das Sozialverhalten, ebenso wie das Arbeitsverhalten, wird durch Lehrpersonen anhand unterschiedlicher Kompetenzen, welche in den Bildungsplänen als Bildungsziele für Schüler*innen verankert sind, beurteilt. Somit ist eine Kompetenzförderung im Bereich des Sozialverhaltens eine Leistungsdimension, welche durch den Bildungsauftrag von Schulen gewährleistet werden muss (vgl. Beutel 2003, S. 16f.). Hierzu zählen auch Medien, welche als Fenster zur Welt beschrieben werden und im Bereich der Medienerziehung in den Unterricht integriert werden müssen (vgl. Keller/Hafner 2003, S. 37f.). Angesichts dynamischer technologischer Entwicklungen und gesellschaftlicher Veränderungsprozesse, nimmt die Forderung an unterschiedlichen Lernformen in Bezug auf lebenslanges Lernen zu. Hier bieten Medien aufgrund ihrer Vielfältigkeit eine zeitgemäße Lernform, um Unterrichtsinhalte mediendidaktisch zu vermitteln (vgl. Tulodziecki/Herzig/Grafe 2010, S. 73f.). Medien ermöglichen bspw. einen Austausch und Kooperation, fördern Offenheit, gegenseitiges Verstehen, Toleranz und Kritikbereitschaft, sowie Problemlöse- und Entscheidungsfindungen, erlauben das Kennenlernen unterschiedlicher Sichtweisen und fördern Prosoziale Verhaltens- und Werteorientierungen (vgl. Tulodziecki/Herzig/Grafe 2010, S. 16ff.). Die Medienkompetenzen von Lehrpersonen stellen die Grundlage zur Entwicklung von Medienkompetenzen der Schüler*innen dar, um die o.g. Fertigkeiten zu erwerben. Dies reicht jedoch nicht aus, um die Wahrnehmung von Erziehungs- und Bildungsaufgaben im Bereich digitaler Medien zu erfüllen. Angesichts dessen benötigen Lehrpersonen medienpädagogische Kompetenzen, um angemessen und sachgerecht Medienkompetenz zu vermitteln (vgl. Breiter/Welling/Stolpmann 2010, S. 35f.). Laut einer Studie, veröffentlich in der Schriftreihe Medienforschung der LfM (Band 64), findet der Einsatz von digitalen Medien wie E-Mails, Lernplattformen und LernManagement-Systemen (LMS), auch als Social Software bezeichnet, durch Lehrpersonen nur zu einem sehr geringen Teil statt. Über 80% der Lehrpersonen von 5. und 6. Klassen setzen weder Lernplattformen noch Social Software ein. Weniger als 5% der nutzenden Lehrpersonen tun dies regelmäßig (vgl. Breiter/Welling/Stolpmann 2010, S. 140f.).
4. Analyse
Zur Medienanwendung im schulischen Kontext wird durch die Interviewte angegeben, vordergründig das Smartphone im Unterricht zu nutzen, um fachspezifische Unterrichtsinhalte zu googeln (Z.:32). Die Lernplattform Sofatutor bietet die Möglichkeit der Nutzung von Lernvideos, welche eigenständig oder gemeinsam im Klassenkontext geschaut werden. Es werden bestehende Arbeitsblätter für den Wissenserwerb- und Vertiefung bearbeitet (Z.:34f.). In Zeile 93ff wird auf das Unterrichtsfach Selbstorientiertes Lernen hingewiesen, welches u.a. das eigenständige Erstellen einer PowerPoint Präsentation durch die Schüler*innen vorsieht. „Jeder Schüler hat nen eigenen Zugang dann. Also wir haben auch wirklich so richtige IPad-Koffer und dann kommt man mit dem Koffer und jeder Schüler kriegt sein IPad und kann dann auch Lernvideos gucken oder Arbeitsblätter da reinstellen oder ähm wie auch immer “ (Z.:111ff.). Zusätzlich wird it's learning als Plattform genutzt, sagt die Interviewte. Über dieses Netzwerk sind Lehrpersonen sowie Schüler*innen miteinander vernetzt. Hier können anhand von Lernvideos Arbeitsblätter bearbeitet und eingestellt und Hausaufgaben verschickt werden (Z.: 125ff.).
Die durch die Interviewte im schulischen Kontext genutzten Medien wie das Smartphone, die IPad-Koffer und Sofatutor ist davon auszugehen, dass eine ausreichende Medienkompetenz der Lehrperson zur Nutzung o.g. Medien vorhanden ist. Die in Zeile 123 getroffene Aussage in Bezug auf it's learning:„ Wahrscheinlich bin ich da auch noch relativ Oldschool. Ich glaube meine Kollegen, die gehen da viel mehr ab (lach) “, sowie die im weiteren Verlauf des Interviews gewechselte Erzählperspektive der Interviewten von der Ich-Form in die Verallgemeinerung (man oder die) schließt die Interviewte als aktive Nutzerin der Social Software nicht mit ein („...da sind die Schüler auch angemeldet und man kann eigenen Kurse erstellen mit den Schülern...“') (Z.: 128f.), („..über dieses it's learning läuft eben unheimlich viel und da kann man auch Lernvideos plus irgendwelche Aufgaben und so ähm machen und ähm darüber arbeiten die eben auch mit den Schülern“) (Z.: 130ff.). Dies könnte auf ein mögliches Medienkompetenzdefizit der Lehrperson schließen, welches, wenn davon auszugehen ist, dass die innerschulischen Medienanwendung und die vorhandenen Medienkompetenzen der Lehrperson die Medienkompetenz der Schüler*innen wiederspiegelt, auch bei den Schüler*innen zu finden sein kann.
In Anbetracht der privaten Mediennutzung der Schüler*innen werden soziale Medien wie Instagram, Youtube, WhatsApp und Musicaly genannt, welche zu einem kommunikativen Austausch innerhalb der Schule unter den Schüler*innen führen. In Zeile 18 berichtet die Lehrperson, dass „sie (die Schüler*innen) gar keine richtigen Hobbys mehr haben teilweise, sondern dass eben soziale Medien ihre Hobbys sind“. Es werden in Bezug auf die Mediennutzung der Schüler*innen durch die Interviewte keine sozialen Kompetenzen erwähnt, welche sich aufgrund dessen ergeben. Es wird deutlich, dass die Lehrperson eine eher negative Haltung zu dem übermäßigen Medienkonsum der Schüler*innen hat und zu vermuten ist, dass seitens der Lehrperson hier keine positive Entwicklung des Sozialverhaltens wahrgenommen wird. Dies bestätigt die Aussage in Zeile 71f „Aber ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass die Kinder dadurch irgendwie schlauer werden. Also leider eher im Gegenteil (lach)“.
Wird die Klasse als Lernort zur Förderung des Sozialverhaltens / sozialer Kompetenzen durch den Medieneinsatz betrachtet, ist festzustellen, dass die Lehrperson ausschließlich in Zeile 45 in Bezug auf die Partnerarbeit einen positiven Einfluss innerhalb des Interviews erwähnt. Ebenfalls wird deutlich, dass nach Aussagen und Erfahrungen der Interviewten der Medieneinsatz positive Aspekte bietet, was das miteinander arbeiten, miteinander in Kontakt treten und das Erfüllen von Aufgaben betrifft. Hier wird ein enormer Unterschied sowie eine niedrigere Hemmschwelle beschrieben, welche die Gruppenfindung sowie den Zugang zueinander erleichtert, da „..sind die oft so gehemmt und oh jaa, der eine fängt nicht an oder sie wissen nicht wie sie darüber kommunizieren sollen so ne, oder kommen nicht so richtig in Quark. Aber wenn man jetzt sagt, oh guckt euch mal das Video an ne, wie die das machen oder so ne und bearbeitet die Aufgabe. Dann sind die viel schneller im Gespräch miteinander und ähh und ja, das ist einfacher dann son Arbeitsauftrag dann so zu verknüpfen wenn 's um Partnerarbeit geht oder so was. Das würde ich auf jeden Fall sagen“ (Z. :40-46). In Zeile 48-50 bestätigt die Lehrperson mit folgender Aussage: „Ja, insofern würde ich sagen, dass hat auf jeden Fall in dem Bereich einen positiven Einfluss auf das Sozialverhalten “ einen positiven Einfluss des Sozialverhaltens auf die Schüler*innen der Klasse durch den Einsatz von Medien. Anhand dieser Aussage und damit in Verbindungen stehenden Aussagen der Interviewten lässt sich ein Transfer zur Forschungsfrage herstellen.
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- Arbeit zitieren
- Sabrina Sc. (Autor:in), 2019, Medien im Unterricht und der Einfluss auf das Sozialverhalten von Schüler*innen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/957903
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