,,Drachenblut" - Christoph Hein
(in Deutschland unter dem Titel ,,der fremde Freund" erschienen)
Der Autor:
Christoph Hein wurde am 08.04.1944 in Heinzendorf, Schlesien, geboren (heutiges Polen). Er wuchs in einer sächsischen Kleinstadt auf.
Da er Sohn eines Pfarrers war, blieb ihm die DDR-Oberschule versperrt und er besuchte daher von 1958 bis 1960 ein Westberliner Gymnasium. 1960 ging er nach Ostberlin und musste wegen der Mauer seine Schulausbildung in Westberlin abbrechen und in Ostberlin beenden. In der Zeit zwischen Abitur und Studium arbeitete er als Kellner, Buchhändler, Journalist und Montagearbeiter.
1963 war er Regieassistent an der Ostberliner Volksbühne. Er studierte von 1967 bis 1971 Philosophie und Logik in Leipzig und Berlin. Auf der Ostberliner Volksbühne wurden seine ersten Stücke aufgeführt (,,Vom hungrigen Hennecke", "Schlöter und Was Solls").
Als Dramatiker und Erzähler gehört Hein zu einem der am meisten beachteten Autoren in der DDR-Literatur und ist seit 1979 als freischaffender Autor tätig. Hein versteht sich als Chronist und seine Stücke gehen oft auf historische Vorlagen zurück.
Die Novelle ,,Drachenblut" (die wegen Gründen des Titelschutzes in der BRD unter dem Titel ,,Der fremde Freund" erschien) erweckte wegen der großen Entfremdungsprozesse , die in diesem Buch am Beispiel der DDR angesprochen werden, große Aufmerksamkeit in Ost- und Westdeutschland.
1996 erhielt Christoph Hein den Peter-Weiss-Preis, die Jury war von seinem Scharfsinn bei der Beobachtung von privaten und gesellschaftlichen Konflikten in der DFDR begeistert.
Die Personen:
Die Personen in diesem Buch, stehen stellvertretend für viele andere Menschen in der damaligen DDR. So ist zum Beispiel Anne ein Beispiel für die Angst und Gleichgültigkeit der damaligen Gesellschaft. Jeder ist mit seinen eigenen Problemen beschäftigt und möchte wie Claudia, nichts von den Problemen der anderen wissen. Die Personen in ,,Drachenblut" lösen ihre Konflikte oft auf gleiche Art und Weise, entweder verdrängen sie ihre Probleme (Anne redet sich ein, dass ihr Ehemann meistens sehr nett ist und sie ja nur alle zwei Wochen vergewaltigt, Claudia und Henry ertränken ihre Sorgen im Alkohol und viel Nikotin, Claudia drückt ihre Einsamkeit in ihren Fotos aus, ...). Dies sind alles Methoden, denen dann neue Probleme folgen (z.B. wenn Henry betrunken Auto fährt), die alten werden jedoch dadurch nicht gelöst. Die Charaktere ziehen sich mit ihren Problemen von ihrer Umwelt zurück und nehmen diese nicht mehr richtig wahr. So interessiert es auch keinen, wer im Hochhaus stirbt oder einzieht.
Die Hauptpersonen:
Claudia:
- Ärztin
- In G. aufgewachsen (stellvertretend für alle anderen Orte)
- Wohnt jetzt in Berlin
- Ist anfangs 39, am Ende 40 Jahre alt
- Raucht viel um ihre Gedanken zu verdrängen
- Leidenschaftliche Photographin (photographiert Landschaften meist alleine, drückt damit unbewusst ihre Einsamkeit aus)
Henry:
- Freund von Erzählerin
- Architekt für Atomkraft
- Wohnt in Berlin (im selben Haus wie Claudia)
- Sein Alter wird nicht genannt
- Lebt getrennt von seiner Frau, und hat 2 Kinder
- Raucht ebenfalls
- Hat immer einen Filzhut an (taucht am Anfang auf, dann erst wieder am Ende)
- Interessiert sich für Autos
- Wäre gerne Stuntman oder Rennfahrer
Mutter von Erzählerin:
- wo sie wohnt wird nicht genannt
- Sentimental
- Christlich
- Typische Mutter
Vater von Erzählerin:
- Sehr politisch interessiert
- Streng
- Christlich
- Typischer Vater
Frau Rupprecht:
- Nachbarin von Erzählerin
- Kommt öfters wegen Tabletten
- Alte Dame
- Hat Herzprobleme
- Hilflos
- Liebt Vögel (sie ist nicht alleine)
Hinner:
- Geschiedener Mann von Erzählerin
- Jetzt mit Schwester von Erzählerin zusammen
- Ebenfalls Arzt (Chirurg)
Über das Buch:
Das Buch ist in einer ,,ich" Erzähler Perspektive geschrieben
In 13 Kapitel gegliedert und hat 212 Seiten
Vom 2. bis zum 12. Kapitel eine Erzählung bzw. Erinnerung an Zeit mit ihrem Freund Henry, wie sie sich kennenlernten, wie sie gemeinsame Zeit verbrachten, wie er starb.
Im allgemeinen traurige Darstellung, gleichgültiges und langweiliges Leben in der DDR. Erschreckend wie gleichgültig ihr der Tod ihres Freundes ist.
Viel Alkohol und Zigaretten um diesem Leben zu entfliehen
Erzählerin ist in G. aufgewachsen
Kleine Stadt mit praktisch keinem Leben
Absichtliche Wahl einer nicht existierenden Stadt
Die Handlung:
Christoph Hein beschreibt in der Novelle ,,Der fremde Freund" das Leben der Ärztin Claudia über einen Zeitraum von cirka zehn Jahren.
Claudia fährt in die Klinik. Sie nimmt den schwarzen Mantel mit, da sie noch unschlüssig ist, im Bezug auf die Beerdigung Henrys. Mittags geht sie mit Anne, einer Kollegin essen.
Nach dem Essen ging ich mit Anne einen Kaffe trinken. Anne ist drei Jahreälter als ich. Sie war Zahnärztin und musste den Beruf vor einigen Jahren aufgeben. Ihre Handgelenke neigen zur Entzündung. Sie studierte nochmals und macht jetzt Anästhesie. Sie hat vier Kinder und einen Mann der sie alle zwei Wochen einmal vergewaltigt. Sie schlafen sonst regelm äß ig und gut miteinander, wie sie sagt, aber ab und zu vergewaltige er sie. Er brauche das, sagt sie. Scheiden will sie sich nicht lassen, wegen der Kinder und aus Angst allein zu bleiben. So nimmt sie es halt hin. Wenn sie Alkohol trinkt, heult sie und beschimpft ihren Mann. Aber sie bleibt bei ihm. Ich halte Distanz zu ihr. Es ist anstrengend mit einer Frau befreundet zu sein, die sich mit ihren Demütigungen abgefunden hat. Ihr Mann, ebenfalls Arzt, ist vierzehn Jahreälter als sie. Nun wartet sie darauf, dass es sich ,,bei ihm legt". Senilität als Hoffnung. Es gibt unsinnigere Erwartungen." (S. 14)
Claudia versucht Distanz zu halten, da sie sich nicht in Annes Leben einmischen will, sie hat genügend eigene Probleme. Claudia ist fast teilnahmslos. Sie hat eine Mauer um sich aufgebaut und möchte nicht, dass ihr Gefühle zu nahe kommen. Anne ist charakteristisch für das ganze Buch. In ihr spiegelt sich die Angst alleingelassen zu sein wieder, in dieser Welt der Gleichgültigkeit dem Mitmenschen gegenüber.
Schließlich geht sie zur Beerdigung ihres Freundes Henry, man merkt allerdings noch nicht, dass er ihr Freund war. Man soll denken, dass es ihr egal ist, ob ihr Freund oder eine unbekannte Person beerdigt wird. Sie überlegt sogar ob sie überhaupt hingehen soll. Zu allem Übel findet sie anfangs nicht einmal die Trauergemeinde und muss sich durchfragen. Als die Bestattung endlich losgeht beschäftigt sie sich ständig mit etwas anderem, z. B. ob der Pfarrer seine Frau betrügt. Der einzig aufregende Moment für sie ist als sie Henrys Frau die Hand reicht, da sie sich überlegt, ob sie von ihr geohrfeigt wird oder nicht. Sie ist froh als es endlich vorbei ist.
In einer Art Rückblick erzählt sie von ihrer Beziehung mit Henry, wie lange sie sich kannten und wann er einzog. Sie kümmert sich überhaupt nicht um Menschen die in ihrem Haus sterben, sie findet es am besten erst gar keine Bekanntschaften zu machen, man würde sich schließlich nur im Weg stehen.
Nun fängt sie an von damals zu erzählen, als sie das erstemal Henry sieht. Sie unterhält sich gerade mit Frau Luban, die im Hauskomitee ist und von der Polizei gebeten wurde im Haus nach komischen Personen zu sehen. Sie erzählt gerade über den ,,seltsamen" Henry, als er um die Ecke kommt. Sie lächeln sich nur kurz verlegen an.
Am Abend kam er dann aber im wahrsten Sinne des Wortes hereingestürmt und will den ganzen Abend nicht gehen. Plötzlich legt er sich ohne etwas zu sagen in ihr Bett und schläft ein.
Er ist verheiratet und hat 2 Kinder, seine Frau lebt aber in einer anderen Stadt, und führt ebenfalls ihr eigenes Leben. Sie sehen sich manchmal an den Wochenenden. Henry und Claudia verbringen höchstens zwei Tage in der Woche miteinander und manchmal die Wochenenden. Sie fahren dann weg, oder gehen ins Theater. Claudia möchte vermeiden, dass Alltagstrott in die Beziehung einkehrt. Sie denkt nie an die Zukunft. Claudia kann nicht sagen, was Henry ihr bedeutet.
Claudia hat bereits eine gescheiterte Ehe hinter sich. Sie war mit Hinner, einem erfolgreichen Chirurgen verheiratet. Ihre Eltern waren begeistert von der Ehe. Claudia besucht ihr Eltern nur sehr selten. Sie weiß nichts mit ihnen zu reden, fühlt sich ganz einfach fremd bei ihren Eltern. Es gibt immer nur Streit. Weihnachten und Geburtstage verbringt sie trotzdem immer dort, um diese nicht zu enttäuschen. Aber bereits nach ein paar Tagen ärgert sie sich, da ihr langweilig ist. Am liebsten würde Claudia den Kontakt abbrechen - eine Verbindung die so und so schon lange tot ist.
Claudias liebste Beschäftigung ist das Fotografieren von Landschaften. Landschaften sind natürlich und versuchen sich nicht zu verstellen, im Gegensatz zu Menschen. Außerdem drücken diese auch ihre Einsamkeit aus, sie geht fast immer alleine in die Natur zum fotografieren.
Im Sommer fährt Claudia immer an die See. Sie lebt dort bei einer Familie, die sie als Cousine der Frau ausgeben, da das Vermieten von Zimmern verboten ist.
Einmal überrascht sie Henry im Urlaub. Sie freut sich darüber und gemeinsam verbringen sie eine schöne Zeit miteinander. Trotzdem verbietet Claudia Henry, nochmals unvorangemeldet zu kommen.
- Arbeit zitieren
- Andrea Offermann (Autor:in), 2000, Hein, Christoph - Drachenblut - Der fremde Freund, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95774
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