Deutsch Referat: Das Kätchen von Heilbronn von Heinrich von Kleist
1. Entstehung
Kleist erfuhr von der Legende des Kätchen von Heilbronn während seinen Streifzügen durch Schwaben und hat sie zu einem Theaterstück verarbeitet. Er schrieb das Stück 1807/08 während er in Dresden war. Die ersten Fragmente hat er in der Zeitschrift für die Kunst, Phöbus, herausgegeben. Er hat das Stück mehrmals umgearbeitet im Hinblick auf erfolgreiche Bühnenaufführungen. Unter anderem hat er eine Szene gestrichen, die das ganze Stück mehr märchenhaft erscheinen ließ. Das Stück besteht aus 5 Akten und die Szenenanzahlverteilung ist recht unterschiedlich, z.B. 2 Szenen im ersten Akt und 16 im dritten. Der Text ist abwechselnd in Prosaform und in 5hebigen Jamben geschrieben. Die Erstaufführung war am 17.3.1810 in Wien, eigentlich recht erfolgreich.
2. Inhalt
Der erste Akt spielt im Vehmgericht (mittelalterliches geheimes Gericht) und der Vater von Kätchen, Theobald, klagt den Ritter Graf vom Strahl an, weil er meint, dass er seine Tochter verhext hätte. Er weiß nichts besseres, das merkwürdige Verhalten von Kätchen nachzuvollziehen. Als Kätchen ins Gericht kommt und die Richter versuchen sie zu befragen, reagiert sie nicht, deswegen muss der Graf vom Strahl, der Angeklagte, sie befragen. Das Urteil lautet, dass es nichts zu richten gibt und der Graf wird freigesprochen. Es wird auch erzählt, wie Kätchen reagiert, als sie den Grafen zum erstenmal sieht: sie lässt den Tablett fallen und fällt in Ohnmacht und springt hinterher aus dem Fenster und verfolgt den Grafen seitdem.
Im zweiten Akt wird der Graf vom Strahl zu Kunigunde von Thurneck geführt: er rettet sie in einer stürmischen Nacht aus den Händen ihres Exverlobten, der sie entführt hat. Er nimmt sie mit in seine Burg und als sie erfahren, dass sie die Urenkelin eines Kaisers ist, denken alle im Schloss an den Silvesternachtstraum, den der Graf vom Strahl vor 2 Jahren hatte: Er wurde von einem Engel in ein Schlafzimmer eines Mädchens geführt, die erschrocken aus dem Bett klettert, ihn mit großen Augen anschaut und dann „Mariane“ ruft, kniet sich vor ihm hin und sagt „mein hoher Herr“ zu ihm. Der Engel sagt ihm noch dass sie eine Kaisertochter sei und zeigt ihm ein rotes Mal auf ihrem Nacken. Deswegen verloben sich Kunigunde und der Graf von Strahl.
Im dritten Akt bekommt Kätchen zufällig einen Brief in die Hände, dass ein anderer Exverlobter von Kunigunde das Schloss von Kunigunde niederbrennen will, entscheidet sie sich, dass sie dem Grafen und Kunigunde Bescheid sagen muss und geht nach Schloss Thurneck. Der Graf will zuerst den Brief nicht sehen und will Kätchen loswerden, aber er ändert sich vom einen Augenblick zum anderen und verachtet Kätchen nicht mehr. Das Schloss wird trotzdem angezündet und Kunigunde hat ein Bild mit dem Futteral, wo wichtige Papiere über die Schenkung bestimmter Gebiete vom Grafen vom Strahl versteckt waren, im brennenden Teil vergessen. Sie schickt Kätchen zurück, weil sie sie loswerden will. Der Graf vom Strahl erkennt dass Kunigunde Kätchens ums Leben bringen will. Sie wird aber von einem Engel gerettet.
Im vierten Akt befragt der Graf das Kätchen während sie unter einem Holunderstrauch bei seinem Schloss schläft und findet heraus, dass sie genau den gleichen Traum hatte wie er. Deswegen nimmt er sie mit auf sein Schloss. Kunigunde ist nun auch bei ihm auf dem Schloss, weil ihre ja niedergebrannt ist. Durch Zufall entdeckt dann Kätchen Kunigundes Geheimnis, und zwar dass sie in Wirklichkeit häßlich ist: sie hat falsche Zähne, falsche Haare u.ä. aber der Leser bzw. Zuschauer weiß das noch nicht, weil sich Kätchen nicht traut es jemandem zu sagen. Daraufhin will Kunigunde Kätchen vergiften lassen.
Im fünften Akt sind Theobald , der Vater und Graf vom Strahl vor dem Kaiser und nach einem Kampf, den der Graf vom Strahl gewinnt, wollen nun von ihm wissen, ob Kätchen seine uneheliche Tochter sei und das wird bestätigt. Nun steht nichts mehr im Weg für die Hochzeit. Allerdings interessiert es den Graf vom Strahl was es mit Kunigunde auf sich hat und nachdem der eine Exverlobte ihm ihr Ge heimnis erzählt hat, will er es mit eigenen Augen sehen. Kunigunde will es natürlich weiterhin geheimhalten. Bei der Hochzeit wird sie sehr überrascht als der Graf Katharina von Schwaben statt ihr heiratet.
3. Verschiedenes
a) Doppeltitel „Das Kätchen von Heilbronn“ oder „die Feuerprobe“ erklärt sich nun leicht: beim Feuer an Kunigundes Burg durchschaut der Graf Kunigunde und erkennt Kätchens wahres Wesen und das ist eigentlich der Wendepunkt im Stück. Da werden Kätchen und Kunigunde auf die Probe gestellt.
b) Großes historisches Ritterschauspiel: spielt im Mittelalter, alles was man mit Rittern verbindet kommt vor: entführtes Burgfräulein, Schlösser, Burgen, Ritter als Retter eines Fräuleins, dann Verlobung, Kämpfe zwischen Rittern, Gewitter und Sturm, Feuer
c) Das Stück ist eine Verflechtung von Scheinwelt oder Traum und Wirklichkeit. Allein schon die Beweggründe von Kätchen und dem Grafen vom Strahl beruhen auf das, was sie in ihren Träumen gesehen haben. Kätchen verfolgt den Grafen weil ihr vorausgesagt wurde, dass sie ihn heiratet, und der Graf verlobt sich mit Kunigunde weil er denkt, dass sie die Kaiserstochter aus seinem Traum wäre. Das Stück zieht mehr zur romantischen, als die anderen Werke Kleists.
d) Kätchen trägt ein Geheimnis in sich und da die anderen ihr Geheimnis nicht kennen, ist sie ein Rätsel für sie; im Laufe des Stücks wird ihr Geheimnis gelüftet (im Gespräch unter dem Holunderstrauch, die Gewis sheit, dass er sie heiraten werde). Kätchen ist eine Einheit von Gefühl und Wille, alles was sie tut steht im Einklang mit ihren Gefühlen und ihrem Willen. Traum und Wirklichkeit treffen sich als sie den Grafen das erste Mal erblickt, deswegen fällt sie auch in Ohnmacht, aber dann gehen die zwei Welten wieder auseinander. Aber sie lässt sich weiterhin von der Wirklichkeit des Traums leiten, sie vertraut auf ihr Traum. Bei der Hochzeit treffen die 2 Welten wieder aufeinander und sie fällt wieder in Ohnmacht. Kätchen ist vom Grunde aus gut, sie ist rein, manchmal vielleicht ein bißchen naiv, ihr Inneres ist so reich mit Gefühlen ausgestattet, dass es ih r schwerfällt sich in Worte zu fassen (Verhalten im Vehmgericht) Kleist hat eigentlich sich selber dargestellt in dieser Figur, er hat ein Gemälde von sich selber geschaffen als Kätchen.
e) Der Graf von Strahl verändert sich im Laufe des Stückes, er findet zu Kätchen und zu sich selber. Kätchen ist im ganzen Stück gleich, sie ist beständig; der Graf entwickelt sich. Zuerst werden er und Kunigunde ein Paar, in diesem Punkt ist er am weitesten entfernt von Kätchen. Danach streben die beiden aufeinander zu: als Kätchen ihm den Brief bringt, im Feuer auf dem Schloss, bei der Verfolgung und schließlich unter dem Holunderstrauch. Für ihn sind Traum und Wirklichkeit zwei verschiedene Welten, die sich noch nie überschnitten haben, nicht so wie bei Kätchen, aber beim Gespräch unter dem Holunderstrauch passiert es für ihn auch: Traum wird Wirklichkeit.
f) Parallelen zu anderen Stücken Kleists: Als im Vehmgericht Kätchen vom Grafen befragt wird = Angeklagte befragt Zeugin; verkehrte Welten, Scheinwelt. Im Zerbrochenen Krug ist auch eine auf den Kopf gestellte Gerichtsverhandlung: Der Angeklagte ist der Richter. Die Figur von Kätchen ist die Kehrseite der Penthesilea, die Amazonenkönigin, und Kleists Werk vor dem Kätchen von Heilbronn. Penthesilea ist die Kehrseite von Kätchen
- Citation du texte
- Julianna Zsido (Auteur), 2000, Kleist, Heinrich von - Das Kätchen von Heilbronn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95677
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