In der Arbeit wird sich mit der Frage befasst, wie sich eine Stadt isoliert in einem kommunistischen Umland entwickelt. Um die Fragestellung differenziert zu beleuchten, wird anhand einer vergleichenden Erörterung der beiden Städte Hongkong und West-Berlin deren Entwicklung dargelegt. Dabei wird ein Vergleich der beiden Städte Hongkong und West-Berlin vorgenommen.
Vor dem 13. März 2020 gehörten Urlaub, regelmäßige Ausflüge und der Besuch bei den Großeltern zum Alltag. Keiner hätte sich vorstellen können, dass ein Virus aus dem fernen Wuhan unsere Normalität auf den Kopf stellen könnte. Dies ist allerdings der Fall und seit März gilt ein Kontaktverbot, was dazu führte, dass ein Großteil der Menschen zu Hause bleibt, um sich somit (teilweise) freiwillig in Isolation zu begeben.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde hier in Deutschland sogar eine halbe Stadt von ihrem Umland isoliert und mittels Mauer und Stacheldraht von ihrem Umland abgetrennt. Jedoch war hier nicht vordergründig die Gesundheit der Einwohner Grund für die Abtrennung, sondern die unterschiedlichen Vorstellungen der Zukunft der vier Besatzungsmächten. Die Rede ist von West-Berlin, welches über 40 Jahre lang mehr oder weniger umschlossen war.
In der folgenden Ausarbeitung werde ich mich mit der Frage befassen, wie sich eine Stadt isoliert in einem kommunistischen Umland entwickelt. Um die Fragestellung differenziert zu beleuchten, werde ich sie anhand einer vergleichenden Erörterung der beiden Städte Hongkong und West-Berlin vornehmen. Dabei werde ich einen Vergleich der beiden Städte Hongkong und West-Berlin vornehmen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
West-Berlin
Kurze geschichtliche Hinführung
Wirtschaftliche Entwicklung
Gesellschaftliche Ängste/Sorgen
Resultierende Strömungen
Selbstwahrnehmung
Hong Kong
Kurze geschichtliche Hinführung
Wirtschaftliche Entwicklung
Gesellschaftliche Ängste/Sorgen
Daraus resultierende Strömungen
Selbstwahrnehmung
Fazit: Wie entwickelt sich eine Stadt isoliert in einem kommunistischen Umland?
Literaturverzeichnis
Buchquellen:
Filme:
Internetquellen:
Bild
Eigenständigkeitserklärung
Einleitung
Vor dem 13 März 2020 gehörten Urlaub, regelmäßige Ausflüge und der Besuch bei den Großeltern zum Alltag.
Keiner hätte sich vorstellen können, dass ein Virus aus dem fernen Wuhan unsere Normalität auf den Kopf stellen könnte.
Dies ist allerdings der Fall und seit März gilt ein Kontaktverbot, was dazu führte, dass ein Großteil der Menschen zuhause bleibt, um sich somit (teilweise) freiwillig in Isolation zu begeben.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde hier in Deutschland sogar eine halbe Stadt von ihrem Umlande isoliert und mittels Mauer und Stacheldraht von ihrem Umland abgetrennt.
Jedoch war hier nicht vordergründig die Gesundheit der Einwohner Grund für die Abtrennung, sondern die unterschiedlichen Vorstellungen der Zukunft der vier Besatzungsmächten.
Die Rede ist von West-Berlin, welches über 40 Jahre lang mehr oder weniger umschlossen war.
In der folgenden Ausarbeitung werde ich mich mit der Frage befassen, wie sich eine Stadt isoliert in einem kommunistischen Umland entwickelt.
Um die Fragestellung differenziert zu beleuchten, werde ich sie anhand einer vergleichenden Erörterung der beiden Städte Hong Kong und West-Berlin vornehmen.
Dabei werde ich einen Vergleich der beiden Städte Hong Kong und West-Berlin vornehmen.
West-Berlin
Kurze geschichtliche Hinführung
Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde Deutschland unter den Siegermächten Amerika, Großbritannien, Frankreich und der Sowjetunion aufgeteilt.
Das gemeinsame Ziel der Siegermächte war zunächst “ein Wiederaufleben des Nationalsozialismus und Militarismus zu verhindern“. (Wetzlaugk, 1988)1
Zu diesem Zweck sollte der Alliierte Kontrollrat, bestehend aus den vier Siegermächten gemeinsam über die Verwaltung Deutschlands entscheiden.2
Berlin, als ehemalige Reichshauptstadt wurde ebenfalls in vier Sektoren aufgeteilt. Die drei Westsektoren wurden im Laufe der Zeit umgangssprachlich gemeinsam West-Berlin genannt wurden. Die rote Armee, ganz Berlin besetzt hatte, zog sich nach zwei Monaten Anfang Juli 1945 in den ihr zugeteilten Ostteil der Stadt zurück. Der Rückzug der Roten Armee und die Machtübernahme der Amerikaner, Franzosen und Briten waren von der Berliner Bevölkerung sehnlichst erwartet worden, da sie hofften, dass mit den Westalliierten die willkürlichen Übergriffen und Verhaftungen auf die Zivilbevölkerung abnehmen. Das trat auch ein und im Nachhinein wird oft behauptet, dass mit den Amerikanern „die Ruhe einzog“.3 Das Verhältnis der beiden Großmächte USA und Sowjetunion verschlechterte sich aufgrund ideologischer Differenzen rapide, sodass die gemeinsame Verwaltung Berlins nicht mehr möglich war. Am 16.6.48 verließ die Sowjetunion die hohe alliierte Kommandantur Berlins und der Ost-West-Konflikt und die Staaten separierten sich immer weiter voneinander.
Auch wenn sich die drei Westalliierten nicht in allen Teilen der Besatzungspolitik einig waren, beschlossen sie gemeinsam in ihren Sektoren die sogenannten Grundsätze der vier D’s4. Ihr Ziel war es, Deutschland zu D enazifizieren, D emokratisieren, D emilitarisieren und zu D ezentralisieren.5
Während die Westalliierten versuchten, in ihren Besatzungsgebieten freiheitlich-demokratische Werte zu installieren, verfolgten die Sowjets das Ziel, den Kommunismus bzw. Sozialismus global so weit wie möglich zu verbreiten. Diese ideologischen Differenzen führten dazu, dass sich die Situation nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit immer weiter zuspitzte, bekannt als „Kalter Krieg“. Als die Alliierten ab 1948 in den Westzonen und in West-Berlin die DM als neues Zahlungsmittel einführen, löst dass die erste große Krise im Kalten Krieg aus.6 7
Bis dato war keine einheitliche Regelungen getroffen worden, wie die Machtverhältnisse in der geteilten Stadt aufrechterhalten werden sollten, weshalb ein Großteil der West-Berliner Bevölkerung diese deutliche Abgrenzung vom Ostsektor und die verstärkte Bindung an den Westen sehr begrüßte.8 Die Sowjets, welche konsequent versuchten, auch die Westsektoren Berlins in ihren sowjetischen Sektor zu integrieren, blockierten darauf hin alle Zufahrtswege nach West-Berlin, sowie jegliche Strom- und Lebensmittelversorgung.9 Für die Amerikaner war West-Berlin jedoch nicht nur aus humanitärer Sicht wichtig, sondern als geostrategisch10 günstige „Insel der Demokratie im roten Meer des Kommunismus“, vgl.(Tiedemann, 2016), weshalb die Alliierten die bis heute größte Luftbrücke der Welt ins Leben riefen. Mithilfe zahlreicher Flugzeuge versorgten sie die 2 Millionen Einwohner West-Berlins beinahe ein ganzes Jahr aus der Luft.11 12 Als am 30. September 1949 der letzte „Rosinenbomber“ in Tempelhof eintraf, waren für die Einwohner West-Berlins aus Besatzern Beschützer geworden. Diese einmalige Rettungsaktion sorgte bis weit über die Grenzen Berlins für Schlagzeilen und zeigte der ganzen Welt: Die Westmächte halten an ihren rechtmäßigen Aufenthaltsbedingungen in Berlin fest, komme was wolle.
Am 23.05.1949 trat in Bonn das Grundgesetz in Kraft und ein neuer Staat war geboren: die Bundesrepublik Deutschland.13 Bis zur Wiedervereinigung gehört West-Berlin rein rechtlich nie zur Bundesrepublik, sondern stand weiterhin unter der Hoheitsmacht der Alliierten.
Wirtschaftliche Entwicklung
Die Wirtschaft war gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in West-Berlin beinahe komplett zerstört. Nach dem Krieg führte die angespannte politische Lage, die konstante Ungewissheit über den Status der Stadt und die Angst vor einem erneuten Einmarsch der Sowjets dazu, dass viele Unternehmen in die sichere Bundesrepublik umsiedelten.14 15
Um diesem Trend entgegen zu wirken und den Erhalt beziehungsweise die neue Schaffung von Arbeitsplätzen zu generieren, wurde 1950 das sogenannte Gesetz zur Förderung der Wirtschaft Berlin-West16 eingeführt, welches die Produktion in West-Berlin mit zahlreichen Steuerermäßigungen und Subventionen unterstützte.
Dies führte zu einem enormen Zuzug der Produktions- und Industriebetriebe nach West-Berlin.
Auch großzügige Subventionen und Hilfestellungen aus USA sorgte dafür, dass die Wirtschaft in West-Berlin langsam wieder in Fahrt kam.
Durch die unmittelbare Nähe zur DDR wurde West-Berlin und besonders der Kurfürstendamm zum „Schaufenster des Westens“.
Hier wurde Erfolg und Prestige suggeriert, um die Übermacht des Westens und seines wirtschaftlichen Systems zu verdeutlichen.
Bis 1970 war die Arbeitslosenquote stark gesunken17, was jedoch nicht nur der großzügigen Arbeitsplatzförderung zu verdanken war.
Viele berufstätige Berliner waren zwischenzeitlich in Rente gegangen und junge Arbeitnehmer zogen bevorzugt in die Bundesrepublik, wo es eine höhere Unternehmensdichte gab.
In West-Berlin lebten bereits viele Studenten, die aber nicht mit in die Statistik gezählt wurden. Dass sorgte einerseits für niedrige Arbeitslosenquoten, aber auch für einen niedrigen Anteil an erwerbstätigen Personen, was die Halbstadt im Vergleich zu ihrem Ostteil in keinem guten Licht erscheinen ließ.
Um diesem Trend der Emigrierung entgegen zu wirken, wurde 1971 die so genannte Berlin-Zulage (Zitterprämie) eingeführt. Wie der Name bereits andeutet, soll die Zulage von 8 %, welche die Arbeitnehmer steuerfrei auf ihr Bruttogehalt erhielten, das Zittern im Kalten Krieg und die Ungewissheiten in der „Frontstadt“ West-Berlin ausgleichen.
Jedoch sorgten diese finanziellen Zuschüsse nicht dafür, dass Westberlins Existenz und Freiheit jemals aus eigener Wirtschaftskraft finanziert werden hätte können, weswegen die Maßnahmen oft als „erfolglos aber teuer“ bezeichnet wurden.18
Wenn auch die eigene Wirtschaft nicht profitabel war, so stellte Westberlin doch eine wichtige Einnahmequelle für den Osten dar.
Die DDR verlangte für die Zufahrt nach West-Berlin und die Nutzung „ihrer Autobahnen“ Zölle und Transitgebühren.
Da die Reisenden oft von Grenzern unnötig lange durchsucht und schikaniert wurden, zahlte die Bundesrepublik im Zuge des Transitabkommens ab 1972 jährliche Transitgebühren, um dafür die freie Durchfahrt zu ermöglichen. Allein für die Jahre 1972 bis 1975 beliefen sich die Kosten auf über 234 Millionen DM jährlich.19
Für die wirtschaftlich schwache DDR waren das elementare Einnahmen, wodurch auch sie von der Existenz West-Berlins profitierten.
Gesellschaftliche Ängste/Sorgen
Berlin war immer Streitpunkt der beiden Supermächte.
Hier spiegelte sich der Kalte Krieg im Brennglas wider.
Wenn sich irgendwo auf der Welt die Provokationen zuspitzten, wurden an der Grenze die Abfertigung gestört und verlangsamt, sodass sich oftmals kilometre lange Staus durch die ganze Stadt zogen.20
Der französische Präsident Vincent Auriol betitelt es sehr treffend als einen: „une petite guerre à coups d’épingles“21 (Tusa & Tusa, 1988), (auf Deutsch: Krieg der Nadelstiche).
Der erste große Nadelstich für die West-Berliner war die bereits erwähnte Berlin-Blockade. Zu Beginn war noch nicht einzuschätzen, wie weit die Amerikaner gehen würden, um West-Berlin zu verteidigen.
Im Zuge der Luftunterstützung zeigte sich aber deutlich, dass aus Besatzern Beschützer wurden und die West-Berliner auf ihre Alliierten vertrauen konnten.
Die nächste Krise ließ nicht lange auf sich warten, Ende der 50er Jahre spitzte sich im Zuge des kalten Krieges auch die Lage um Berlin immer weiter zu.
Besonders dem Ostblock war West-Berlin unter der Führung der Alliierten ein Dorn im Auge. Um die Alliierten aus der Stadt los zu werden, versuchte Nikita Chruschtschow, der Regierungschef der Sowjetunion, 1958 mithilfe des sogenannten Chruschtschow Ultimatums, West-Berlin zu einer freien, entmilitarisierten Stadt zu erklären.22
Das hätte höchstwahrscheinlich das Ende des freien, demokratischen West-Berlins bedeutet, weshalb keiner der Alliierten auf die Drohungen und Forderungen der Sowjets einging.
Im Zuge der weltweiten Entspannungspolitik wurde ein Angriff auf West-Berlin ab Mitte der 60er Jahre jedoch immer unwahrscheinlicher, da die Sowjets an einer Konfrontation nicht mehr interessiert waren, sondern stattdessen diplomatische Schritte einleiteten, um die Verständigung zu ermöglichen.
Am 13. August 1961 wurde die Teilung der Stadt im wahrsten Sinne des Wortes in Stein gemeißelt alt.
Ausgelöst durch den stetig zunehmenden Abwanderungsstrom aus der DDR heraus nach Westberlin, errichtete die DDR den sogenannten Antifaschistischen Schutzwall. Entgegen den Behauptungen der SED, war die Aufgabe der Mauer jedoch nicht in erster Linie der Schutz der DDR vor Faschisten. Stattdessen sollte die physische Teilung der Stadt primär verhindern, dass die eigenen, jungen Fachkräfte, weiter in großen Scharen das Land verließen.
Im Zuge dieser physischen Isolation Westberlins fühlten sich die Bürger und auch der Berliner Senat von den Alliierten und der BRD im Stich gelassen.
Erst nach zwei Tagen kamen erste Reaktionen von Seiten der Alliierten, und in einem offenen Brief23 machte der amtierende regierende Bürgermeister Berlins Willy Brandt seiner Erwartungen klar24, und verlangte von dem amerikanischen Präsidenten, folgendes "Berlin erwartet mehr als Worte, Berlin erwartet politische Aktionen."25
Diese Erwartungen wurden erfüllt, und auch in Krisenzeiten, als der Kalte Krieg beinahe zum heißen Krieg wurde, führten die Alliierten alle außenpolitischen Debatten für die Stadt.
Dieser „Luxus“ der Schutzmacht wird in der lokalpatriotischen Hymne der West- Berliner aus dem RIAS sehr treffend besungen mit „Der Insulaner verliert die Ruhe nicht….“26.
Resultierende Strömungen
Obwohl die Kriegswunden vielerorts noch sehr frisch waren, beschäftigten sich Studenten der Freien Universität Berlin auch mit der eigenen deutschen Vergangenheit.
Als 1959 für ein Großteil der nationalsozialistischen Verbrechen die Verjährung bevor stand, organisierten Studenten der FU Berlin und des SDS( sozialistischen deutschen Studentenbund) eine Ausstellung mit dem Titel „ungesühnte Nazi Justiz- Dokumente zur NS Justiz“27
Bis Februar 1962 wurden in zehn Universitätsstädten Dokumente zu Strafverfahren und Urteilen gezeigt.28
Die kritische und schonungslose Auseinandersetzung mit der noch jungen Vergangenheit traf den Nerv der Zeit29 und erregte großes Aufsehen.
Die Studenten der FU waren politisch sehr engagiert, was unter anderem mit Berlins Status als Eingemauerter Inselstadt zu tun hatte, aber auch darauf zurückzuführen ist, dass sich durch die externen Anreize eine bestimmte Klientel nach West-Berlin absetzte.
Da West-Berlin nie Teil der BRD war, sondern immer unter dem Kommando der Alliierten stand, entfiel die Wehrpflicht in West-Berlin.
Das, gepaart mit dem Ziel der Amerikaner, viele Bildungseinrichtungen in West-Berlin zu errichten, sorgte dafür, dass die Halbstadt bald zur Studentenstadt wurde.
Neben der Bildung, war ein großes Interesse der Amerikaner, der West Berliner Bevölkerung in allen Schichten der Gesellschaft ihren „American way of life“ näherzubringen.
Um den interkulturellen Einfluss der USA möglichst hoch zu halten, vergaben sie viele Stipendien für Schüler und Studenten für ein Jahr in den USA.
Im Gepäck der Heimkehrer30 befanden sich unter anderem auch revolutionäre Ideen, die, im Großteil linksorientierten Studentenmilieu, schnell adaptiert wurden.
So entstanden beispielsweise die APO, die Studentenbewegung und die Forderungen nach Pazifismus31 Ende der 60er Jahre nicht aus Berlins Sonderstatus heraus.
Stattdessen waren es Reaktionen auf aktuelle Ereignisse und der globale,32 weltweite Trend des Umdenkens.
So fanden auch die allgemeine Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg in West-Berlin Anhänger. Auch wenn die Demonstrationen mit circa 12.000 Teilnehmern relativ klein waren, für die 2 Millionen Einwohner Metropole, waren sie aufgrund West-Berlins enger Verflechtung mit den Amerikanern dennoch von besonderer Bedeutung.
Die Gräueltaten, die von den USA in Vietnam gegen die Zivilbevölkerung verübt wurden, enttäuschten die West Berliner ganz besonders.
So waren sie doch selbst von den USA freiheitliche Werte und Demokratie gelehrt worden.
Die Amerikaner hatten ihnen beigebracht, dass die Würde des Menschen unantastbar ist und für sie gekämpft.
Die ältere Generation, welche besonders durch die Berlin-Blockade seelisch sehr an die USA gebunden waren, war jedoch entsetzt über die Anti-Amerikanische Oppositionshaltung der Jugendlichen.
Es kam bei den Demonstrationen vielerorts zu Übergriffen, bei denen entrüstete Bürger den Demonstranten ihre Plakate und Transparente entrissen.
Drei Tage nach den Protesten, am 21. Februar fand, vom Berliner Senat organisiert eine Gegendemonstration vor dem Schöneberger Rathaus statt, an der über 80.000 West Berliner teilnahmen.33
Sie waren schockiert, wie die akademische Jugend und Zukunft sich immer weiter radikalisierte und gegen die Schutzmacht34 auflehnte und protestierte, die ihrem Berlin doch erst die Lebensfähigkeit schenkte.
Auch Willy Brandt, der amtierende Bürgermeister Berlins, bat den amerikanischen Stadtkommandanten um Verzeihung und ermahnte die Studenten, nicht zu vergessen, wem sie ihre Freiheit zu verdanken haben.35
Im Zuge der weltweiten Befreiung der veralteten, verstaubten und festgefahrenen Gesellschaftsstrukturen und Hierarchien wurden auch in West-Berlin alternative Möglichkeiten des Zusammenlebens ausprobiert.
Im Rausch der Revolution entstand 1967 die so genannte Kommune eins, eine politisch motivierte Wohngruppe, die besonders mit Slogans wie „Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment“ bundesweit für Aufmerksamkeit sorgten.
Sie waren nicht für die Ewigkeit bestimmt und die Studentenbewegung, die APO und auch die Kommune eins lösten sich jedoch bereits 1970 wieder auf.
Mit der Berlin-Zulage, auch „Zitter-Prämie“ genannt, wurde ab 1970 die Lebenshaltungskosten in West-Berlin stark subventioniert.
So zogen noch mehr Studenten, um günstig eine gute Ausbildung zu erhalten, in die Halbstadt36.
Beflügelt wurde diese demographische Verjüngung der Gesellschaft von der Abwesenheit einer Sperrstunde, wie sie es im Rest der BRD gab.
So entwickelte sich durch die vielen jungen Leute eine blühende Ausgeh- und Feierkultur.
Innerhalb der nächsten 20 Jahre wurde die Metropole zum Schmelztiegel der kreativen Szene, der Kunst, Punk- und Pop-Kultur.
Viele, mehrheitlich links orientierte Individualisten aus aller Welt zogen in die Metropole, um sich dort künstlerisch voll zu entfalten, frei von finanziellem Druck37 und ungeachtet der Kritik der als verstaubt und veraltet verachteten elterlichen Generation.
Die Musik- und Kunstszene war geprägt vom Aufbegehren gegen die Regeln.
Es entstand eine so genannte Antikultur, man ist prinzipiell Anti gegen alles.
Anti gegen die Eltern, Anti gegen Konventionen, Anti gegen alles Alte(Müller, 2013)38
Hier sammelten sich Pazifisten, Punks, Kriegsdienstverweigerer, Lesben, Schwule und Queers, ganz nach dem Motto „Leben und leben lassen“.
Es bildete sich rasch eine florierende Kulturgemeinschaft in dem Biotop West-Berlin.
Finanziert durch großzügige Subventionen39 fanden jeden Abend Ausstellungen, Vernissagen und Partys in der ganzen Stadt statt40.
Sehr erfolgreich entwickelte sich die Musikszene in West-Berlin.
Besonders der Punk Rock erlebte hier in den Siebzigern und Achtzigern eine Hochkonjunktur. Beinahe täglich wurden neue Bands aus dem Boden gestampft wie beispielsweise „die Einstürzende Neubauten“41, „die tödliche Doris“ oder auch „die Ärzte“, deren Musik eine ganze Generation prägte.
Aufgrund der physischen und ideologischen Nähe zu den Amerikanern und Briten, besuchten auch internationale Superstars wie David Bowie, Michael Jackson und Pink Floyd „ihr“ West-Berlin und spielen für die rund zwei Millionen Einwohner der Mauerstadt.42 Der rege Austausch mit den internationalen Musikern führte dazu, dass legendäre Diskotheken wie das „Dschungel“ und das „SO36“ entstanden.
Stars wie David Bowie und Prince, Boris Becker und Udo Jürgens43, aber auch die Jugend Berlins schlugen sich hier die Nächte um die Ohren.
[...]
1 Zitat Wetzlaugk, Udo, Die Alliierten in Berlin s.22
2 Vgl https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/marshallplan/40007/kontrollrat (Status 1.6.20)
3 Vgl Zitat Hubert Draegert
4 Vgl https://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39605/entnazifizierung-und-erziehung (Status 2.6.20)
5 Vgl Genosse General!: Die Militärelite der DDR in biografischen Skizzen, Ch. Links Verlag Berlin , 2003 S.339, Schulbuch s 416
6 Vgl Udo Wetzlaug, Die Alliierten in Berlin 1988, s.40 + 41
7 Vgl Die Alliierten In Berlin, S 42
8 Vgl Hubert Draegert
9 Vgl https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/kalter_krieg/index.html (Status 2.6.20)
10 Vgl https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Frage#Bundesrepublik_Deutschland (Status 2.6.20)
11 Vgl http://www.alliiertenmuseum.de/themen/berliner-luftbruecke.html (Status 3.6.20)
12 Vgl Schulbuch S 361
13 Vgl Die Alliiierten in Berlin S 49
14 Vgl. https://zeithistorische-forschungen.de/sites/default/files/medien/material/2014-2/Ahrens_2015.pdf (Status 2.6.20)
15 Vgl. https://www.berliner-zeitung.de/berlin-wurde-ueber-jahrzehnte-aufgepaeppelt-der-westteil-der-stadt-genauso-wie-die-hauptstadt-der-ddr-zitterpraemien-und-notopfer-li.8572 (Status 3.6.20)
16 Vgl https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?start=//*%5B@attr_id=%27bgbl150s0041.pdf%27%5D#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl150s0041.pdf%27%5D__1590836496584 (Status 3.6.20)
17 Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/588978/umfrage/historische-arbeitslosenquote-in-berlin-west/ (Status 3.6.20)
18 Vgl. https://zeithistorische-forschungen.de/sites/default/files/medien/material/2014-2/Ahrens_2015.pdf (Status 2.6.20)
19 Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Transitabkommen#Transitpauschale_/_Kosten (Status 2.6.20)
20 Vgl Gespräch Hubert Draegert
21 Ann Tusa, John Tusa: The Berlin Airlift Kapitel 6
22 Vgl https://www.berlin.de/landesdenkmalamt/denkmale/denkmale-der-alliierten/die-alliierten-in-berlin/krisen-um-berlin-und-die-endgueltige-teilung-der-stadt-1961-646275.php (Status 5.6.2020)
23 Vgl https://www.chronik-der-mauer.de/system/files/dokument_pdf/58827_cdm-610816-BrandtanJFK.pdf (Status 5.6.20)
24 Vgl https://www.chronik-der-mauer.de/180101/reaktionen-auf-den-mauerbau (Status 4.6.20)
25 (Zitat Willy Brandt) https://www.berlin.de/aktuell/ausgaben/2013/juni/ereignisse/artikel.223535.php (Stand 4.6.20)
26 Vgl. https://www.welt.de/print/wams/reise/article106294764/Der-Insulaner-verliert-die-Ruhe-nicht.html (Status 5.6.20)
27 https://de.wikipedia.org/wiki/Ungesühnte_Nazijustiz (Status 5.6.20)
28 https://de.wikipedia.org/wiki/Ungesühnte_Nazijustiz (Status 5.6.20)
29 https://www.deutschlandfunk.de/aufarbeitung-des-nationalsozialismus-historiker-frei-sds.691.de.html?dram:article_id=464454 (Status 5.6.20)
30 Vgl https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/geschichte-der-raf/49201/apo-und-studentenproteste (Status 5.6.20)
31 Vgl https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/geschichte-der-raf/49201/apo-und-studentenproteste (Status 5.6.20)
32 Vgl https://www.deutschlandfunkkultur.de/west-berlin-1968-der-rausch-der-revolution.976.de.html?dram:article_id=410719 (Status 5.6.20)
33 https://www.deutschlandfunk.de/vor-50-jahren-in-west-berlin-studenten-demonstrierten-gegen.871.de.html?dram:article_id=411018 (Status 5.6.20)
34 Vgl https://taz.de/50-Jahrestag-Antikriegsproteste/!5271633/ (Status 5.6.20)
35 Vgl. https://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-und-der-vietnamkrieg-studenten-gegen-die-schutzmacht/11709088.html (Status 5.6.20)
36 http://web.fu-berlin.de/chronik/chronik_1949-1960.html (Status 5.6.20)
37 https://www.dw.com/de/das-legendäre-west-berlin-der-70er-und-80er/a-16576831 (Status 5.6.20)
38 Vgl Schulbuch, S 25
39 https://www.tagesspiegel.de/kultur/berlins-kunst-der-80er-jahren-im-westen-wildes/22946716.html (Status 5.6.20)
40 Vgl Film Lust und Sound
41 https://www.deutschlandfunkkultur.de/blixa-bargeld-zum-neuen-neubauten-album-sounds-klaenge.2177.de.html?dram:article_id=476747 (Status 5.6.20)
42 https://www.spiegel.de/geschichte/mauerkonzerte-wummerbaesse-fuer-den-osten-a-948586.html (Status 6.6.20)
43 https://www.welt.de/vermischtes/article134252026/In-diesem-Kult-Club-sass-auch-David-Bowie-an-der-Bar.html (Status 5.6.20)
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2020, Stadtentwicklung in einem kommunistischen Umfeld. Die Beispiele West-Berlin und Hongkong, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/953471
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