Biographie des römischen Gottes Mars
Mars, der römische Gott des Krieges, gehörte neben Jupiter und Quirinus zu der archaischen Göttertrias, und somit zu den wichtigsten Göttern der Römer. Neben seinem wesentlich kriegerischen Charakter gibt jedoch einige andere Züge, die auf einen agrarischen Gott oder sogar auf einen Vegetationsgott hinweisen. Der Monat März (der erste nach der ältesten Zählung) wurde nach ihm benannt. Die Feste, die in diesem Monat ihm zu Ehren statt fanden, können zum einen als Begrüßung des Frühlings gelten. Eine andere Möglichkeit besteht jedoch darin, diese Festlichkeiten als Eröffnungsriten des Kriegszuges anzusehen, denen die entsprechenden Ab- schlußriten im Oktober gegenüber standen. Somit wäre die laut Marbach „sehr wahr- scheinliche Parallelität zwischen der Festperiode des März und des Oktober hergestellt“.1 Die einzelnen Festtage gliederten sich wie folgt: Der erste März galt als nationaler Feiertag des Mars, an dem die Salier archaisch geformte Schilde trugen und mit Helm und rotem Kriegermantel bekleidet Kriegstänze aufführten. Spätere Überlieferungen verbinden mit diesem Datum das Fest der Juno, die Mutter von Mars, die ihn sogar an diesem Tag zur Welt gebracht haben soll. Der 14. März war mit zwei Festlichkeiten belegt. Zum einen mit den Mamuralia, dessen Brauch die Herausprügelung eines in Felle gekleideten Mannes als Vertreter des Schmiedes der ancilia vorsah. Zum anderen, das Fest der Equirria, welches durch ein großes Pfer- derennen auf dem Marsfeld gefeiert wurde. Das Marsfest des 19. März, die quin- quatrus, galt als Fest der Waffenreinigung, bei dem die Salier auf dem Comitium mit den ancilia tanzten. Das Fest des tubilustrium am 23. März diente der Weihe der Schlachthörner. Der quinquatrus im März entspricht am 19. Oktober der Abschluß der Kriegszeit und der sich daran anschließenden Sühnezeremonie des armilustrium. Es war das Fest der Reinigung der Waffen, welches durch herumtanzende und Schilde tragende Salier symbolisiert wurde.
Was seine Kultstätten anbelangt, so ist zu sagen, daß Mars innerhalb der römischen Stadtgemeinde kein eigentliches Heiligtum besaß. Da er als Patron des Militärs galt, ist dies auch nicht weiterhin verwunderlich. Das sacrarium Martis auf dem Palatin, in dem die heiligen Schilde aufbewahrt wurden, kann nicht als Tempel angesehen wer- den. Vielmehr erfüllte es die Aufgaben eines Versammlungsgebäudes der Salier, seiner Priesterschaft. Die Hauptheiligtümer des Mars in republikanischer Zeit befan- den sich im Süden und Norden der Stadt. Dort befindet sich auch der älteste uns be- kannte Tempel, welcher im Jahre 388 geweiht wurde und vor der porta Capena steht. In dem Heiligtum an der Via Appia trat besonders der kriegerische Charakter des mit dem Beinamen Gradivus geehrten Gottes hervor, vor dessen Tempel sich das Heer im Jahre 350 zum Heereszug versammelte und der alljährlich stattfindende große Ritterumzug begann. Im Norden, auf dem Marsfeld, stand ein Altar des Mars, an dem verschiedenen zumeist Suovetaurilien-Opfer zum Teil zu Lustrationszwecken darge- bracht wurden. Auch die schon oben erwähnten Pferderennen fanden hier statt. Zwei weitere Tempel wurden dem Mars Ultor in augusteischer Zeit errichtet. So ließ Octa- vian im Jahre 20 einen kleinen Rundtempel auf dem Capitol erbauen, und im Jahre 2, nach der Fertigstellung des Forums, wurde dort der größere Tempel eingeweiht. Dieser Tempel war mit ganz bestimmten Vorrechten ausgestattet, und war wahr- scheinlich mit Tempelbildern geschmückt, auf denen Mars und Venus gemeinsam dargestellt wurden. In Verbindung mit der Gründung der beiden Tempel, die auf einigen Münzen abgebildet sind, wurden Spiele eingerichtet, die am 12. Mai und am 1. August alljährlich gefeiert wurden.
Die Tiere die den Mars symbolisieren sind vor allem der Wolf, der Specht und der Stier. Wobei sowohl der Stier als auch das Schwein die bevorzugten Opfertiere dar- stellten. Diese wurden teilweise einzeln, aber auch zusammen mit einem Schaf ge- opfert. Der Wolf und der Specht als symbolische Tiere lassen sich durch die Mytho- logie erklären. So galt Mars als Vater des Romulus, dem Gründer Roms. Der Specht dagegen symbolisiert die kriegerischen Charakterzüge des Mars. Der Stier verkörpert letztlich die männliche Macht und Stärke. Die restliche Mythologie um Mars, abgese- hen der schon eben erwähnten Gründungssage, ist sehr spärlich. So wurde Mars in spätrepublikanischer Zeit verstärkt mit Venus in Verbindung gebracht, wobei man aber auf die griechische Mythologie zurück greifen konnte. Eine weitere Verbindung finden wir in Nerio. Diese soll Mars eine längere Zeit vergeblich umworben haben, bis sie schließlich doch seine Gattin wurde. Eine weitere Ehe soll Mars mit Anna Peren- na geführt haben. Laut Wissowa besteht zwischen den beiden jedoch nur deshalb eine Verbindung, weil ihr Fest am 15. März mitten in den Marsfeieren lag.2
Die Sozial- und Berufsschichtung der Anhänger des Gottes ist ziemlich mannigfaltig. Das Militär verehrte ihn natürlich besonders auf Grund seiner kriegerischen Charak- terzüge. Im Vordergrund stand diese Bevölkerungsgruppe jedoch nicht. Es überwiegt unter den Verehren die einheimische Bevölkerung, wie es aus den auf Steinen be- legten Namen erkannt werden kann. Dabei kommen Frauen sehr häufig, Freigelas- sene und Sklaven einige Male vor. Der Kult des Mars blühte noch bis in die ersten Jahrzehnte des 4. Jahrhunderts n. Chr. Dabei stammen gerade aus der späteren Periode, in der Zeit von ca. 150 - 300 n. Chr. zahlreiche Weihsteine. Dann wurde der Mars-Kult in einem Zeitraum von 60 bis 80 Jahren aufgrund des Ansturms des Chris- tentums nahezu völlig ausgerottet, wie fast die ganze übrige heidnische Religion. Nur in zahlreichen Ort- oder Personennamen, wie z. B. Marcus, ist der Name dieser Gottheit heute noch enthalten.
Aber auch außerhalb Roms wurde Mars als Gottheit verehrt. In sehr vielen italieni- schen Städten war ein Monat nach dem Gott benannt, und in mehreren auch das Institut der Salier heimisch. Besonders bedeutsam war der Kult scheinbar in Umb- rien. Dies geht besonders aus den Inschriften hervor, wo der Gott unter den Beinamen Grabovius, Hodius, Ahtus und Cyprius erscheint. Aber auch in Larinum, in Alba oder Tiora Matiene wurde der Mars verehrt. Aus Präneste stammen Abbildun- gen, meist auf etruskischen Spiegeln, eines kleinen Mars umgeben von anderen Göt- tern. Schließlich behaupten ganze Völkerschaften, so z. B. die Hirpiner, die Samniter, die Mamertiner und auch die Sacrani, durch die Weisung oder den Schutz des Got- tes Mars an ihre Wohnsitze gelangt zu sein. Die Mars-Verehrung zog sich über weite Teile außerhalb des Römischen Reiches. Jedoch lassen einige Beinamen die Schlußfolgerung zu, daß es sich hier um Kulte handelt, die auf den römischen Mars- Kult zurück gehen. Allerdings gibt es auch etliche Beinamen, gerade unter den un- zähligen keltischen Beinamen, die nicht dazu gezählt werden können. So z. B. die Beinamen Alator in Britannien, Leucetius oder Loncetius. Oft verbergen sich hinter solchen Beinamen einheimische Götter, besonders seitens ziviler Einzelverehrer.
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1 E. Marbach, Mars, RE 14 A, 2, 1930, 1929
2 E. Marbach, Mars, RE 14 A, 2, 1930, 1934
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- Rebecca Kins (Autor), 2000, Mars - Biographie des römischen Gottes Mars, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95253
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