John Locke
- Aufklärung:
- Grundlage der versch. Richtungen d. A. ist d. Vorstellung, daß d. Vernunft d. Wesen des Menschen darstelle, somit sind alle Menschen gleich u. d. Vernunft ist als einzige u. letzte Instanz dazu befähigt, über Wahrheit und Falschheit von Erkenntnissen zu entscheiden u. die insgesamt vernünftig angelegte Welt zu erkennen
- Kritik an allen autoritätsbezogenen, irrational bestimmten Denkweisen, bes. am Weltbild des christl. Offenbarungsglaubens, jeder Metaphysik, allem Aberglauben u. dem Absolutismus
- Loslösung des verderbten Menschen aus seinen Abhängigkeiten soll durch Anleitung zum freiheitl.,autonomen Vernunftgebrauch möglich werden
- Anfänge der A. finden sich schon in Renaissance, Humanismus u. Reformation, wo kritisches Denken und Distanz zu kirchlichen Dogmen fester Bestandteil wissenschaftlichen Vorgehens waren; aus ständig wachsenden Erkenntnissen erwuchs natürlicher Wissensdurst nach neuen Methoden der Wahrheitsfindung, wobei menschliches Dasein einer kritischen Prüfung unterzogen wurde
- Knüpfen internationaler Beziehungen fördert ökonomische Beweglichkeit, Unabhängigkeitsstreben u. erschließt neue kulturelle u. geistige Welten, neue Theorien und Gedanken schufen einen neuen Maßstab, die kritische Vernunft, alles, was an Prüfung scheitert, sollte neu-, umgestaltet werden
- A. entwickelt sich philosophisch hauptsächlich in Systemen des Rationalismus, Empirismus, Skeptizismus u. Materialismus
- A. verbreitet sich in 1. Phase von Holland ausgehend vor allem in England
- Hauptausprägungen waren der Empirismus, Deismus u. die Wissenschaftsmethodik von Newton
- Mitte 18. Jh. verbreitet sich A. in Frankreich, wo sie stark politisiert und radikalisiert wurde
- Hauptleistung der A. liegt in Bereich der Rechts- u. Staatslehre; Absolutismuskritik schlägt sich im Inhalt d. Staatslehren nieder; diese gründet auf Gedanken des Naturrechts, das mit Ideen des Rationalismus u. der Methode der exakten Naturwissenschaften kombiniert wird
- Zusammenleben d. Menschen sollte durch freiwilliges Mitwirken geprägt sein, Gesetze u. Regierungen sollten dem Schutz von Freiheit, Leben u. Besitz des Einzelnen dienen, kein Mensch sei von Gott zur Herrschaft über andere bestimmt
- A. bemühte sich, den Staat gesetzmäßig aus Elementen d. menschl. Natur zu bilden
- an Stelle der konstruktiven Naturrechtsbegründung setzt 18. Jh. im Anschluß an Locke die Berufung auf gesunden Menschenverstand
Biographie:
⇒ geb. 29.8.1632 in Wrington, Bristol, Sohn eines engl. Gerichtsbeamten fi studierte Naturwissenschaft, Medizin, Philosophie
⇒ enge Beziehung zum Haus des Lordkanzlers Graf Shaftesbury, begleitet diesen später ins Exil nach Holland fi vorher u. später bekleidete er hohe Staatsämter
⇒ hatte während seiner Jugend den engl. Bürgerkrieg, die Republik u. schließlich d. Restauration d. Monarchie miterlebt
⇒ klassisch-philosophisch sowie modern-naturwissenschaftl. gebildet, veröffentlichte er geisteswissenschaftl., medizinische u. volkswirtschaftl. Schriften
⇒ er floh 1683 als Parteigänger der parlamentarisch gesinnten Gruppe im Parlament nach Amsterdam, weil seit 1679 konfessionelle Unterdrückung u. polit. Aufstandsbewegungen das Land beherrschten fi Konflikt schien unvermeidbar, da König innerlich zu den Katholiken gehörte u. sich kraft seiner Legitimation durch Abstammung von Gott gegen das anglikanische Parlament auflehnte.
⇒ diese Provokation u. Tatsache, daß König einen katholischen Thronfolger ernennen wollte, führten zu politischen Spannungen, die Locke zwangen, sich in Sicherheit zu bringen. (Teilnehmer bestimmter religiöser Veranstaltungen wurden mit Geldstrafen, Gefängnis oder Deportation bedroht.)
⇒ man befürchtete, Karl II. könne mit Hilfe fremder Truppen das Land katholisieren, tatsächlich war der König jedoch machtlos gegenüber konfessionellem Terror und den Verschwörungskomplotten fi war mit Newton u. Boyle befreundet u. starb, hochgeachtet von seinen Zeitgenossen, in stiller Zurückgezogenheit auf dem Lande in Oates, Essex
⇒ erlangte Einfluß auf europäische Philosophie, auch auf Volkswirtschaft, Pädagogik, Naturreligion, den politischen Liberalismus fialso auf gesamte Aufklärung in Frankreich , besonders auf Rousseau u. Voltaire
⇒ Liberalismus: Weltanschauung, die die Freiheit der Persönlichkeit von geistigem, politischen und sozialem Zwang fordert u. die Interessen des Individuums gegen die Ansprüche von Kollektiveinheiten wie Staat u. Kirche verteidigt (Lexikon zur Geschichte u. Politik im 20. Jh.), im Liberalismus kommt es darauf an, alles zu tun, um die Lebenschancen des einzelnen zu erweitern, je mehr Menschen mehr Lebenschancen haben, desto liberaler ist eine Gesellschaft
Die philosophischen Gedanken Lockes
Kritik der Lehre von den angeborenen Ideen
- Ausgangspunkt der Lockschen Lehre bildet die Kritik der Lehre der angeborenen Ideen (idea innatae)
- Rationalisten behaupteten, daß gewisse Ideen der menschlichen Seele angeboren sein müßten, da sie sich bei allen Menschen in gleicher Weise vorfänden u. von allen Menschen als wahr anerkannt werden
- aber Lo>und nichts ist im Verstande, was nicht in der Empfindung war
- es gibt 2 Gruppen von Ideen: 1. theoretische Grundsätze des Verstandes u. 2. praktische Grundsätze der Moral, so halten die Rationalisten die obersten Grundsätze der Logik für angeboren, die obersten Grundsätze der Logik sind: Satz der Identität (Jeder Begriff ist mit sich selbst identisch: A = A) u. Satz des Widerspruchs (Es ist unmöglich, daß dasselbe demselben in derselben Beziehung zugleich zukomme und nicht zukomme: A ist nicht non-A)
- aber Lo>- so auch moral. Grundsätze einzelner Menschen u. ganzer Völker verschieden, wenn gleich, dann darauf
begründet, daß allgemeines Verlangen nach Glück angeboren ist u. Glück nur über Befolgung gewisser moral. Regeln zu erlangen ist, die Mensch durch Erfahrung u. Erziehung erwirbt
- auch Idee Gottes ist nicht angeboren, da verschieden bei einzelnen Religionen (Monotheismus, Polytheismus) u. bei einzelnen Angehörigen einer Religion
Theorie der Ideenentstehung
- nach Locke: da es keine angeborenen Ideen gibt, ist Seele ursprünglich völlig leer - ein unbeschriebenes Blatt, dem erst die Erfahrung die Ideen einprägt
- Locke versteht unter Ideen nicht nur Vorstellungen im engeren Sinne, sondern auch eigene innere Zustände des Fühlens und Wollens ebenso wie Begriffe
- 2 Arten der Erfahrung: äußere Erfahrung (sensation) und innere Erfahrung (reflexion), die durch Selbstwahrnehmung zustande kommt
- sensation bringt nach Einwirkungen der Gegenstände der Außenwelt auf unsere Sinnesorgane die Empfindungen zum Bewußtsein
- durch reflexion werden eigene Zustände u. Tätigkeiten der Seele bewußt, so das Denken, Wollen, Empfinden als solches, indem Tätigkeiten der Seele ins Bewußtsein gehoben werden, werden sie zu Gegenständen der Erkenntnis
- sensation geht reflexion zeitlich voraus, da in den ersten Lebensjahren die an sich leere Seele zu ihren Tätigkeiten durch äußere Eindrücke erst angeregt werden muß
- alle Ideen, die zum Bewußtsein kommen, ohne daß Tätigkeit des Geistes hinzutritt, nennt Locke „einfache Ideen“, sie können nicht mehr in einfachere Elemente zerlegt werden und werden vom Geist erlitten, sie sind einzige Verbindung zur realen Außenwelt
- aus einfachen Ideen bildet Geist zusammengesetzte Vorstellungen, Locke nennt sie „komplexe Ideen“
- streng genommenen ist also nicht Seele ein unbeschriebenes Blatt, sondern das Bewußtsein fidamit Verschiebung des Problems, denn Rationalisten hatten keineswegs behauptet, daß die angeborenen Ideen allen Menschen im Bewußtsein angeboren sind
Gültigkeit und Grenzen der Erkenntnis
- Ideen sind nur begrenzt gültig, da Existenz der Außenwelt mit Ideen nicht bewiesen werden kann, denn: über äußere Erfahrung nehmen wir ein Ding wahr, können aber nicht genau beweisen, ob es so existiert, da wir nicht wissen , ob sensation nicht schon durch reflexion verarbeitet, also äußere Erfahrung verändert wurde; Beweis nur durch Intuition und Demonstration, wie in Mathematik, alles andere ist Meinen oder Glauben
- Außenwelt muß aber denknotwendig als real angenommen werden
Gott und Seele
- bleibt Existenz nach Locke unbeweisbar, so kann die Existenz Gottes durch einen demonstrativen Beweis aufgezeigt werden
- Begriff Gottes ist so einleuchtend, man erwirbt ihn durch Nachdenken über die Zweckmäßigkeit der Natur
- reale Existenz kann nur aus anderer realer Existenz bewiesen werden, diese reale Existenz ist der Mensch selbst, diese reale Existenz muß eine reale Ursache haben, die ihrerseits wieder reale Ursache haben muß usf. bis zur ersten realen Ursache, diese muß anfangslose Ursache sein, also von Ewigkeit sein, das kann nur Gott sein, so ist Existenz Gottes bewiesen
- Widerspruch: (benutzt die nicht erfahrbare Existenz u. Beschaffenheit der realen Welt als Argument) Staatstheorie
- S.theorie basiert auf Grundlage seiner Vorstellungen von den angenommenen Rechtsverhältnissen des Urzustands, der kein positives Recht kennt, in ihm leben alle Menschen als souveräne Wesen, sie sind gleich u. haben zweierlei freie Befugnis: 1. die Ziele ihres Handelns selbst zu setzen, 2. jeden Angriff auf ihre Existenz oder ihr Eigentum nach eigenem Ermessen zu strafen
- ein mit Verstand erfaßbares natürl. Gesetz heißt d. Menschen, eigenes Eigentum zu nützen u. zu schützen u. fremdes zu achten
- Willkür liegt dabei im Bereich des Möglichen, um ihr entgegenzutreten, können Menschen ihre Grundrechte durch freiwillige Übereignung in einem Gesellschaftsvertrag, - , auf vereinbarte Instanzen übertragen, die positives Recht schaffen soll und Legitimation erhalten dieses im Namen aller durchzusetzen, setzen als souveränes Volk eine Regierung ein, dabei ist Mehrheitsprinzip verpflichtend, Regierung beruht also auf Einwilligung des ganzen Volkes, auch Spätergeborene nehmen Teil, Einwilligung eigtl. gegeben, sobald man sich auf Staatsterritorium befindet; Gewaltenteilung: Monarch - Exekutive u. Judikative, Parlament - Legislative; Macht eingeschränkt
- ihre Pflicht ist es, Freiheit u. Eigentum der Individuen zu schützen; sie haben keine absolute Gewalt
- verletzen sie Erfordernisse ihrer Pflicht gegen Gemeinschaft, fallen die Funktionen an Individuen bzw. an Gemeinschaft zurück, diese ist höchste Autorität, und berechtigt zum Aufstand
- mit diesen Vorstellungen schafft Locke die Grundbegriffe der liberalen Demokratie, also einer freiheitlich gesinnten Demokratie
- polit.-philosph. Hauptwerk: Two Treaties of Government (Zwei Abhandlungen ü. d. Regierung) fi 1. 1683 => Angriff auf Theorie einer auf Gottes Gnade beruhenden Alleinherrschaft; 2. klass. Text liberalist. polit. Denkens, L. bedient sich Ideen von Volksherrschaft, Naturrecht u. -zustand, ursprünglich Menschen im Naturzustand, freie, gleiche Wesen, nur Naturgesetz unterworfen, das gottgegebene Moralregeln auferlegt, natürl. Rechtsinhalte von allen Vernunftswesen eingesehen, zu N.recht gehört auch Recht auf eigene Person, d.h. Recht auf Erzeugnisse eigener Arbeit, Eigentumsrecht also in N.recht begründet, ebenso auf Leben, Freiheit u. Eigentum
- Trennung von Staat und Kirche, wegen religiösen Bekenntnisses dürfe keinem sein bürgerl. Recht verlorengehen
- in Toleranzbriefen von 1685 tritt er für religiöse Freiheit ein, allerdings sollten Katholiken u. Atheisten von staatl. Duldung ausgenommen werden, kathol. Kirche war Verbündeter, der nach feudaler Restauration strebenden Kräfte: „Diejenige Kirche kann kein Recht haben, von der Obrigkeit geduldet zu werden, die auf einem solchen Boden errichtet ist, daß alle, die ihr zugehören, sich in den Dienst eines anderen Fürsten begeben.“ „Letztlich sind diejenigen ganz und gar nicht zu dulden, die die Existenz Gottes leugnen. Versprechen, Verträge und Eide, die das Band der menschlichen Gesellschaft sind, können keine Geltung für einen Atheisten haben. Gott auch nur in Gedanken wegnehmen, heißt alles dieses auflösen
- (Streben nach Erhaltung seiner selbst sowie der Gemeinschaft ist allerdings angeboren)
- Citation du texte
- Nele Haas (Auteur), 1999, John Locke. Ein Überblick über sein Leben und seine Theorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95251