Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Einfluss der Eltern während der dualen Ausbildung – insbesondere in Hinblick auf den Lernort Berufsschule – zu untersuchen. Die Perspektive der Querschnittsstudie erfolgt dabei aus Sicht der Auszubildenden, da diese als Nutzer des Ausbildungsangebotes und als zukünftiger Träger der Wirtschaft, im Zentrum aller Bildungsbemühungen stehen. Die Schülerinnen und Schüler (SuS) werden mittels eines Online-Fragebogens befragt.
Des Weiteren erfolgt die Untersuchung auf zwei Ebenen: Einerseits der Oberflächenstruktur, welche die objektiven Kommunikationsschnittstellen zwischen den Kindern, den Eltern und dem Ausbildungsort Schule beschreibt, und andererseits der Tiefenstruktur, welche die ressourcenorientierte Einflussnahme und Unterstützungsleistung der Eltern für ihre Kinder quantifiziert.
Darüber hinaus ist es zur Erforschung der Ausgestaltung des elterlichen Einflusses unerlässlich, neben einer Zielgruppenbeschreibung weitere detaillierte soziodemografische Faktoren wie die Lebenssituation der Auszubildenden sowie ihre familiären Beziehungen zu lenken. Denn diese bilden die Grundlage der elterlichen Einflussname. Würde der Einbezug der Beziehungs- und Familienvariable vernachlässigt, so blieben wichtige beobachtbare Zusammenhänge vermutlich verdeckt.
Es stellt sich die Frage, ob noch Kommunikationsschnittstellen zwischen Eltern, der Berufsschule und den Betrieben existieren oder, ob der elterliche Einfluss grundsätzlich mit der Entscheidung für einen Ausbildungsberuf bzw. dem zugehörigen Ausbildungsverhältnis endet. Darüber hinaus gibt es in anderen Kontexten bereits Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen der Ressourcenausstattung der Eltern und dem Erfolg der Kinder. Dieser wird im Folgenden durch das Gefühl, den Anforderungen der Ausbildung gerecht werden zu können sowie den Lebensalltag selbstständig bestreiten zu können, repräsentiert. Doch wie verhält sich dieser Zusammenhang bei Auszubildenden, die im Vergleich zu Kindern durch das fortgeschrittene Alter und ihr Ausbildungsgehalt (finanziell) unabhängig sein sollten?
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungs- und Übersetzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretische Hinführung
2.1. Hintergrund und Intention der Studie
2.2. Eigenschaften der dualen Ausbildung & ihrer Akteure
2.3. Rechtliche Grundlagen & Konkretisierung zum Einfluss der Eltern in den verschiedenen Phasen der dualen Berufsausbildung
3. Methodisches Vorgehen
3.1. Konzeptueller Aufbau der Studie
3.2. Studiendesign: Methode der Datenerhebung & Stichprobenauswahl
3.3. Testinstrument: Gestaltung des standardisierten Online-Fragebogens
3.4. Operationalisierung der Tiefenstruktur
3.5. Strategie und Instrumente der statistischen Auswertung
4. Ergebnisse der Studie
4.1. Beschreibung der Stichprobe – soziodemografische Daten nach Ausbildungsberuf
4.2. Beschreibung der Oberflächenstruktur
4.3. Beschreibung der Tiefenstruktur
4.4. Zusammenführung und anschließende Interpretation der Ergebnisse von soziodemografischen Daten und der Oberflächenstruktur
4.5. Zusammenführung und anschließende Interpretation der Ergebnisse von soziodemografischen Daten und der Tiefenstruktur
4.6. Zusammenführung und anschließende Interpretation der Ergebnisse von Oberflächen- und Tiefenstruktur
4.7. Evaluation des Testinstrumentes und Methodendiskussion
5. Diskussion zur Einordnung der Ergebnisse und anschließender Ausblick
6. Zusammenfassendes Fazit
7. Anhang
8. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 (s. Anhang): Schülerinnen und Schülerzahlen nach Schularten in Tausend
Abbildung 2 (s. Anhang): Schülerinnen und Schüler an beruflichen Schulen nach Schularten in Tausend
Abbildung 3 (s. Anhang): Vertragslösungsquote bei Berufsausbildungen in Deutschland von 2009 bis 2017
Abbildung 4 (s. Anhang): Gründe vorzeitiger Vertragslösung von Ausbildungsabbrecher /innen
Abbildung 5 (s. Anhang): Von Jugendlichen genannte Gründe für die Beendigung der (ersten) dualen Berufsausbildung ohne Abschluss
Abbildung 6 (s. Anhang): Angebots-Nutzungs-Modell nach Andreas Helmke
Abbildung 7 (s. Anhang): Phasen der beruflichen Ausbildung
Abbildung 8 (s. Anhang): Anteile übernommener und nicht übernommener Ausbildungsabsolventinnen und -absolventen im Jahr 2013 nach Betriebsmerkmalen in Ost- und Westdeutschland (in %)
Abbildung 9 (s. Anhang): Ordnung der Komponenten nach dem Grad der individuellen Bezugnahme zu dem Auszubildenden inkl. Einordnung der Ergebnisse des Kapitels 4.2.2.
Abbildung 10 (s. Anhang): Systemebenen des Ökosystemischen Ansatzes nach Bonfelder
Abbildung 11 (s. Anhang): Übersicht der verschiedenen Einflussbereiche von bzw. auf Auszubildende
Abbildung 12 (s. Kapitel 2.3.3.3.): Modell der Salutgenese
Abbildung 13 (s. Anhang): Übersicht über die positiven Einflussbereiche auf die BA
Abbildung 14 (s. Anhang): Protektive Faktoren
Abbildung 15 (s. Kapitel 2.3.3.4.): Die Bedürfnispyramide nach Abraham H. Maslow
Abbildung 16 (s. Anhang): Transfers von Zeit und Geld zwischen Eltern und Kindern
Abbildung 17 (s. Anhang): Höhe der Ausbildungsvergütung (brutto) von Auszubildenden in Deutschland nach Einkommensgruppen im Jahr 2019
Abbildung 18 (s. Kapitel 3.1.): Konzept der Ergebnisauswertung
Abbildung 19 (s. Anhang): Ordnungsraster zur Einordnung von Umfragen in den Methodenkontext
Abbildung 20 (s. Anhang): Vollständige Übersicht des Fragebogens zur Oberflächenstruktur
Abbildung 21 a & b (s. Anhang): Auszug des Fragebogens zur Tiefenstruktur: Teil a & b
Abbildung 22 (s. Anhang): Verteilung der Lehrjahre der befragten Auszubildenden, nach Ausbildungsberufen (in %)
Abbildung 23 (s. Anhang): Verteilung der Geschlechter innerhalb der vier Ausbildungsberufe (y-Achse in Prozent)
Abbildung 24 (s. Anhang): Vergleich der Ausbildungsphasen mit den drei Lehrjahren anhand der Häufigkeitstabelle & des Kontingenzkoeffizienten
Abbildung 25 (s. Anhang): Höchster Bildungsabschluss der Auszubildenden nach Ausbildungsberuf (in %)
Abbildung 26 (s. Anhang): Anteil der SuS wohnhaft im Elternhaus nach Ausbildungsberuf (in %)
Abbildung 27 (s. Anhang): Ausmaß der finanziellen Unterstützung der Auszubildenden durch ihre Eltern (in %)
Abbildung 28 (s. Anhang): Das durchschnittliche Ausbildungsgehalt der kaufmännischen Auszubildenden im Vergleich (in €)
Abbildung 29 (s. Anhang): Der höchste Bildungsabschluss der Eltern (je Mutter und Vater) nach Ausbildungsberufen (in %)
Abbildung 30 (s. Anhang): Aktueller Berufsstand der Eltern (je Mutter und Vater) nach Ausbildungsberufen (in %)
Abbildung 31 (s. Anhang): Kontakthäufigkeit der Auszubildenden zu ihren Eltern (in %)
Abbildung 32 (s. Anhang): Beziehungsvergleich zwischen SuS und ihren Müttern bzw. Vätern (in %)
Abbildung 33 (s. Anhang): Gründe für den Besuch der Mutter (links) und des Vaters (rechts) – absolut Mehrfachnennung möglich
Abbildung 34 (s. Anhang): Der SuS bekannte Kommunikationsmöglichkeiten für Eltern der Auszubildenden am BK
Abbildung 35: Bereits stattgefundene und zukünftig geplante Kontakte zwischen Eltern und der Berufsschule
Abbildung 36: Antwortkombination – die genutzten Kommunikationsschnittstellen zwischen Eltern und Berufsschule
Abbildung 37 (s. Anhang): Die bedeutendsten Bezugspersonen für Auszubildende
Abbildung 38 (s. Anhang): Bereits stattgefundene Kontakte zwischen Eltern und den Ausbildungsbetrieben & dessen Gründe
Abbildung 39 (s. Anhang): Bevorzugte Kommunikationspartner für die Eltern der Auszubildenden (aus Sicht der SuS): Eltern oder Betrieb?
Abbildung 40 (s. Kapitel 4.2.3.): Wünsche der elterlichen Kommunikation zu Trägern der beruflichen Bildung - nach Ausbildungsberufen
Abbildung 41 (s. Kapitel 4.2.4.): Häufigkeitsverteilung und Kontingenzkoeffizienten zur Analyse der Beziehungsdaten von SuS mit elterlichem Kommunikationswunsch (Oberflächenstruktur)
Abbildung 42 (s. Kapitel 4.2.4.): Spearmanscher Korrelationskoeffizienten in der Übersicht zur Ermittlung von Zusammenhängen hinsichtlich der Wünsche & Bedeutungszuweisungen der Elternkommunikation während der Ausbildung (Oberflächenstruktur)
Abbildung 43 (s. Anhang): Ausprägung der Einflussqualität und Einflussgröße (gesamt & nach Berufen) – mittels Mittelwerte, Median & Standardabweichung, Darstellung als Balkendiagramm
Abbildung 44 (s. Anhang): Korrelation der durchschnittlichen Einflussqualität und Einflussgröße - mittel des Spearmanschen Rangkorrelationskoeffizienten sowie der Darstellung eines Blasendiagramms
Abbildung 45 (s. Kapitel 4.3.2.): Mittelwerte, Median & Standardabweichung zur Rangermittlung der aktuellen Bedürfnisbefriedigung durch die AB
Abbildung 46 (s. Kapitel 4.3.2.): Mittelwerte, Median & Standardabweichung zur Rangermittlung der Bedürfnisbefriedigung durch die Eltern
Abbildung 47 (s. Kapitel 4.3.2.): Zusammenführung: Zusammenhangs der aktuellen Bedürfnisbefriedigung durch die Ausbildung & der entsprechenden Rolle der Eltern mittels des Spearmanschen Korrelationskoeffizienten
Abbildung 48 (s. Anhang): Datenfilter mittels der 0,25-Perzentils hinsichtlich der aktuellen Grundbedürfnis- (G.B-AB) und Sicherheitsbedürfnisbefriedigung (SI.B-AB) & anschließender Vergleich ihrer elterlichen Ressourcen mit der GG – mittels Mittelwerte, Median, Schiefe & Standardabweichung
Abbildung 49 (s. Anhang): Zusammenhänge der Bedürfnisstruktur der GG (Tiefenstruktur: B-AB und B-E) mit der der SuS eines Defizits des aktuellen Grundbedürfnisses (GB.B-AB) – Vergleich mittel des Spearmanschen Rangkorrelationskoeffizient
Abbildung 50 (s. Anhang): Zusammenhänge der Bedürfnisstruktur der GG (Tiefenstruktur: B-AB und B-E) mit der der SuS eines Defizits des aktuellen Sicherheitsbedürfnisses (SI.B-AB) – Vergleich mittel des Spearmanschen Rangkorrelationskoeffizient
Abbildung 51 (s. Kapitel 4.4): Zusammenführung der soziodemografischen Daten der SuS mit besonderer relevant hinsichtlich der Kontaktschnittstelle von Eltern und Berufsschule (in %)
Abbildung 52 (s. Kapitel 4.4): Zusammenführung der soziodemografischen Daten der SuS mit der Bedeutungszuweisung sowie dem Wunsch nach Kommunikation – Vergleich von Kontingenzkoeffizienten (inkl. des Signifikanzniveaus)
Abbildung 53 (s. Kapitel 4.5.): Zusammenhang der soziodemografischen Daten und der ES / EQ (Bestandteil der Tiefenstruktur) – mittels Kontingenzkoeffizient, Cramer-V und rs
Abbildung 54 (s. Anhang): Häufigkeitsverteilung und Kontingenzkoeffizient zur Untersuchung der soziodemografische Daten der SuS mit defizitären GB.B-AB und SI.B-AB
Abbildung 55 (s. Kapitel 4.5.): Zusammenführung der Ergebnisse von soziodemografischen Daten und Tiefenstruktur (Bedürfnisbefriedigung durch die Absolvierung der Ausbildung) mittels des Korrelationsmaßes Cremer-V
Abbildung 56 (s. Kapitel 4.5.): Zusammenführung der Ergebnisse von soziodemografischen Daten und Tiefenstruktur (Bedürfnisbefriedigung durch die Eltern) mittels des Korrelationsmaßes Cremer-V
Abbildung 57: (s. Kapitel 4.6.): Zusammenführung der Ergebnisse von Oberflächen- und Tiefenstruktur – Vergleich der Median und Mittelwerte
Abbildung 58: (s. Kapitel 4.6.): Kontingenzkoeffizienten zur Zusammenführung der Kommunikationswünsche und Bedeutungszuweisungen mit der Bedürfnisstruktur
Abbildung 59 (s. Kapitel 5.):: Evaluation des Online Fragebogens
Abbildung 60 (s. Anhang): Reliabilitätsstatistik mittel Cronbachs Alpha (α)
Abkürzungs- und Übersetzungsverzeichnis
B Betrieb
BA Berufsausbildung
BB Berufsbildung
(B)BS (Berufs)bildungssystem
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung
BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
DQR Deutscher Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen
E Eltern
G.B-AB Grundbedürfnis, welches durch die Eltern befriedigt wird
G.B-E Grundbedürfnis, welches durch die Eltern befriedigt werden
I.B-AB Individualbedürfnis, welches durch die Absolvierung der Ausbildung befriedigt wird
I.B-E Individualbedürfnis, welches durch die Eltern befriedigt wird
LuL Lehrerinnen und Lehrer
KBM Kaufmann/ Kauffrau für Büromanagement
KEC Kaufmann/ Kauffrau im E-Commerce
KIT Informatikkaufleute & IT-Systemkaufleute
KMK Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland
KS Kommunikationsschnittstelle
Peers Gleichaltrige, Gleichrangige
Rs Spearmanscher (Rang-)korrelationskoeffizient
SI.B-AB Sicherheitsbedürfnisse, welche durch die Absolvierung der Ausbildung befriedigt werden
SI.B-E Sicherheitsbedürfnisse, welche durch die Eltern befriedigt werden
SZ.B-AB soziale Bedürfnisse, welche durch die Absolvierung der Ausbildung befriedigt werden
SZ.B-E soziale Bedürfnisse, welche durch die Eltern befriedigt werden
SV.B Bedürfnis zur Selbstverwirklichung
Sek Sekundarstufe
SHARE Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe aus 2004
STFA Steuerfachangestellte
SuS Schülerinnen und Schüler
WMK Wirtschaftsministerkonferenz
* Die Korrelation ist auf dem 0,05 Niveau signifikant (zweiseitig) gem. SPSS
** Die Korrelation ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig) gem. SPSS
1. Einleitung
Die seit dem Jahr 2000 Geborenen wachsen in einer Wohlfahrts- und Konsumgesellschaft mit unendlichen Freizeitangeboten auf, die nicht nur finanziell erschließbar sind, sondern auch über digitale Plattformen – für sie ist alles mit einem Klick erreichbar: Dies umfasst z.B. Informationsquellen zur Eingliederung in das Berufsleben, Beratungsangebote oder Hilfsforen bei Problemen in der Ausbildung. Zudem erfahren sie grundsätzlich eine intensive Unterstützung ihrer Eltern sowie eine gute Schulbildung, so Hurrlemann, Professor der Universität Bielefeld.1
Weitere Grundzüge der aktuellen Auszubildendengeneration sind Flexibilität, Pragmatismus sowie Leistungsorientierung, bei gleichzeitiger Entschleunigung, die beispielsweise (bspw.) bewusste Phasen der Regeneration beinhalten. Dies impliziert für das Ausbildungs- und weitere Arbeitsleben ein inkrementelles Vorgehen in eher kurzen Planungsschritten, das auch Korrekturen an einmal getroffenen Entscheidungen erlaubt.2 Den Übergang von der Schule in den Beruf scheint für viele junge Erwachsene, unter anderem (u.a.) aufgrund der unüberschaubaren Fülle von Angeboten, unkalkulierbar. Viele wissenschaftliche Studien bestätigen, dass der elterliche Einfluss insbesondere während der Berufsorientierung bzw. -auswahl sehr groß ist und die Eltern3 einer der wichtigsten Orientierungshilfen im Leben der jungen Erwachsenen darstellen.4
Berufsschullehrer hingegen, die an Elternsprechtagen in der Regel (i.d.R.) allein, ohne Besuch im Klassenraum sitzen, beantworten die Frage nach dem Einfluss der Eltern entschieden mit: „Sie haben gar keinen Einfluss.“
Doch wie ist die Situation in Bezug auf Auszubildende, die sich inmitten einer Berufsausbildung befinden wirklich? Sind solch pauschalen Aussagen zulässig oder gibt es eine große Heterogenität bezüglich des Elterneinflusses, der sich bspw. zwischen verschiedenen Berufsgruppen unterscheidet?
Es stellt sich die Frage, ob noch Kommunikationsschnittstellen zwischen Eltern, der Berufsschule und den Betrieben existieren oder, ob der elterliche Einfluss grundsätzlich mit der Entscheidung für einen Ausbildungsberuf bzw. dem zugehörigen Ausbildungsverhältnis endet.
Darüber hinaus gibt es in anderen Kontexten bereits Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen der Ressourcenausstattung der Eltern und dem Erfolg der Kinder. Dieser wird im Folgenden durch das Gefühl, den Anforderungen der Ausbildung gerecht werden zu können sowie den Lebensalltag selbstständig bestreiten zu können, repräsentiert. Doch wie verhält sich dieser Zusammenhang bei Auszubildenden, die im Vergleich zu Kindern durch das fortgeschrittene Alter und ihr Ausbildungsgehalt (finanziell) unabhängig sein sollten?
Dieser Zusammenhang gehört zu den Forschungsfragen, die bislang im Bereich der dualen Ausbildung noch nie thematisiert wurde.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, diese Lücke zu schließen, indem der Fokus bewusst auf den Einfluss der Eltern während der dualen Ausbildung – insbesondere in Hinblick auf den Lernort Berufsschule – gelenkt wird. Die Perspektive der Querschnittsstudie erfolgt dabei aus Sicht der Auszubildenden, da diese als Nutzer des Ausbildungsangebotes und als zukünftiger Träger der Wirtschaft, im Zentrum aller Bildungsbemühungen stehen. Die Schülerinnen und Schüler (SuS) werden mittels eines Online-Fragebogens befragt.
Des Weiteren erfolgt die Untersuchung auf zwei Ebenen: Einerseits der Oberflächenstruktur, welche die objektiven Kommunikationsschnittstellen zwischen den Kindern, den Eltern und dem Ausbildungsort Schule beschreibt, und andererseits der Tiefenstruktur, welche die ressourcenorientierte Einflussnahme und Unterstützungsleistung der Eltern für ihre Kinder quantifiziert (s. Gesamtkonzeption des Studiendesigns Kapitel 3.1).
Darüber hinaus ist es zur Erforschung der Ausgestaltung des elterlichen Einflusses unerlässlich, neben einer Zielgruppenbeschreibung weitere detaillierte soziodemografische Faktoren wie die Lebenssituation der Auszubildenden sowie ihre familiären Beziehungen zu lenken. Denn diese bilden die Grundlage der elterlichen Einflussname. Würde der Einbezug der Beziehungs- und Familienvariable vernachlässigt, so blieben wichtige beobachtbare Zusammenhänge vermutlich verdeckt.
2. Theoretische Hinführung
2.1. Hintergrund und Intention der Studie
Je weniger Nachwuchs die Betriebe für eine Ausbildung anwerben können und je weniger Personen die Ausbildung erfolgreich durchlaufen, desto stärker werden die Fachkräfteengpässe in Zukunft ausfallen. Angesichts sinkender Schulabgängerzahlen stehen Betriebe vor zunehmenden Herausforderungen. Während 2006 noch 9.356 Mio. Schüler die bundesweiten Schulen besuchten, waren es 2016 nur noch 8.370 Millionen (-10,53 Prozent). Die Anzahl der SuS an Berufsschulen ist im selben Zeitraum um 220 Tausend gesunken (s. Anhang, Abb. 1 und Abb. 2).5
Hinzu kommen hohe Abbruchsquoten bei Auszubildenden: (s. Anhang, Abb. 3). Die Gründe der jungen Erwachsenen6 für den Abbruch der Berufsausbildung sind vielseitig (s. Anhang, Abb. 4 und Abb. 5): So geben über die Hälfte der befragten Abbrecher an, einen Fehler bei der Berufswahl gemacht zu haben. Auf Platz zwei der häufigsten Abbruchsgründe sind Probleme mit AusbilderInnen, LehrerInnen, KollegInnen oder MitschülerInnen (46%). Weiterhin geben 46 Prozent der Befragten persönliche, finanzielle oder gesundheitliche Gründe für den Abbruch an. Nur 28 Prozent streben eine andere Ausbildung an oder haben eine Arbeitsstelle in Aussicht (16%). Aufgrund von Lernschwierigkeiten scheitern lediglich 16 bzw. 12 Prozent der Auszubildenden. Auffällig ist bei dieser Statistik insgesamt, dass besonders häufig weibliche Auszubildende von den genannten Problemen betroffen sind und auch seltener eine alternative Arbeitsstelle als Grund für das vorzeitige Ausbildungsende nennen.
Mehrfach wissenschaftlich nachgewiesen ist hierbei, dass vor allem SuS mit Migrationshintergrund oder aus sozialschwachen Familien die beschriebenen Probleme während der Berufsausbildung haben.7
Weiterhin ist bereits umfassend belegt, dass im Prozess der Berufsorientierung die Eltern eine große Orientierungshilfe bieten. Zum Beispiel zeigt eine Studie aus dem Jahr 2015 im Bereich der Gastronomie, dass 57 Prozent der Eltern ihre Kinder bei der Bewerbung unterstützen. 43,9 Prozent der Eltern sind sogar aktiv bei der Wahl des Ausbildungsbetriebs und 47,8 Prozent bei der Berufswahl beteiligt.8
Inwiefern sich dieser Einfluss allerdings im weiteren Ausbildungsverlauf konkret ausgestaltet, ist bislang völlig unerforscht.
Aufgrund der Tatsache, dass Wirtschafts- und Berufsbranchen jedoch ein großes Interesse an der beruflichen Festigung junger Erwachsener haben, um vor allem dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sollte auch der elterliche Einfluss auf Auszubildende im Kontext der beruflichen Bildung genauer untersucht werden.9 Die Bereitstellung geeigneter Kommunikationsschnittstellen zwischen Eltern und den Trägern der dualen Berufsausbildung kann dabei eine wichtige Rolle spielen.
Allerdings muss der elterliche Einfluss dabei (anders als in der Einleitung beschrieben) nicht zwangsläufig von positiver Natur sein. Er kann auch negative Auswirkungen auf die Auszubildenden haben, falls dieser durch soziale Konflikte im Elternhaus oder ähnliches (o.ä.) geprägt ist. In diesem Fall kann auch die (fachliche) Leistungsfähigkeit der Lernenden eingeschränkt werden, was sich negativ auf den Ausbildungserfolg auswirkt. Darüber hinaus wirken sich Schul- und Leistungsdefizite wiederum auf das Selbstwertgefühl aus und haben so eine Beeinträchtigung des Wohlbefindens zur Folge, wodurch eine Negativspirale in Gang gesetzt werden kann, die gegebenenfalls (ggf.) sogar zum Ausbildungsabbruch führen könnte (s. Kapitel 2.3.3.3 & 2.3.3.4.).10
Die Ergebnisse der Studie könnten genutzt werden, um eine Bestandsaufnahme des Einflusses zu geben und diesen erstmalig zu quantifizieren. Dazu soll nach der Beschreibung der Stichprobe anhand soziodemografischer Merkmale, im zweiten Teil der Studie die objektiv-ersichtlichen Kommunikationsschnittstellen zwischen Schule und Eltern bestimmt werden (Oberflächenstruktur). Der dritte Untersuchungsabschnitt dient der Spezifizierung des ressourcenorientierten elterlichen Einflusses, was anhand der Bedürfnispyramide von Abraham Maslow erfolgt (Tiefenstruktur). So ergibt sich aus den drei Schwerpunkten ein symmetrisch aufeinander aufbauendes Studiendesign bzw. Konzept zur Auswertung der Ergebnisse (s. Kapitel 3.1.).
Die Ergebnisse werden in erster Linie deskriptiver Natur sein. Denn um die elterliche Einflussnahme erstmals verstehen und nachvollziehen zu können, ist es zunächst notwendig eine systematische und möglichst vollständige Beschreibung derer vorzunehmen. Hierzu werden statistische Instrumente wie Mittelwert, Median, Standardabweichung, Häufigkeitsverteilungen und deren passende Visualisierungen genutzt. Die Zusammenhänge zwischen den drei Schwerpunkten werden durch Kontingenz- und Korrelationskoeffizienten berechnet sowie durch zusätzliche Vergleiche miteinander in Beziehung gesetzt. Erst hierdurch bietet sich die Möglichkeit eines erweiterten Erkenntnisgewinns zur Einleitung von Verständnisprozessen, welche die Basis für weitere qualitative Untersuchen bieten sollen. Denn diese könnten schlussendlich zur Entwicklung von Verbesserungsansätze von Beratungs- oder Interventionsmaßnahmen führen und somit einen wertvollen Beitrag zur Förderung von Auszubildenden darstellen.
Aufgrund der Tatsache, dass die Untersuchung aus der Perspektive der jungen Erwachsenen erfolgt, werden somit unmittelbar die Bedürfnisse der Auszubildende ermittelt, welche als Nutzer der Ausbildungsangebote im Zentrum der Untersuchung stehen. Denn die Nutzungswahrscheinlichkeit steigt gemäß des Angebot-Nutzenmodells mit Qualität des entsprechenden Angebotes (s. Anhang, Abb. 6).11,12
2.2. Eigenschaften der dualen Ausbildung & ihrer Akteure
Das System wird als dual bezeichnet, weil die Ausbildung an zwei Lernorten stattfindet: Im Betrieb und in der Berufsschule.13 Der praktische Teil im Ausbildungsbetrieb überwiegt in der Regel. Zum Besuch der Berufsschule, der im Blockunterricht oder Teilzeit an ein bis zwei Tagen pro Woche stattfinden kann, muss der Betrieb den Auszubildenden eine Freistellung geben sowie die besagte Zeit als Arbeitszeit anrechnen. Der Besuch der Berufsschule ist für die SuS kostenfrei und i.d.R. verpflichtend (s. dazu Kapitel 2.3.2.1. Rechtliche Grundlagen).14
Eine abgeschlossene Ausbildung eröffnet Jugendlichen die Möglichkeiten, in eine qualifizierte berufliche Tätigkeit einzumünden, welche die Basis der gesellschaftlichen Teilhabe, Lebenszufriedenheit und persönlichen Identität darstellt.15
Während der dualen Ausbildung erhalten die SuS ein Ausbildungsgehalt, welches im Westen Deutschlands im Durchschnitt bei 913 Euro brutto liegt (was ca. 1/3 des Anfangsgehalts einer ausgebildeten Fachkraft entspricht). Dieses steigt von Lehrjahr zu Lehrjahr mit der wachsenden Handlungskompetenz der Auszubildenden.16 Die Finanzierung einer eigenen Wohnung wird vielen SuS durch das niedrige Gehalt allerdings oft verwehrt.
So liegt das durchschnittliche Auszugsalter der Deutschen bei 23,7 Jahren17, während das durchschnittliche Ausbildungsende bei 22,4 Jahren liegt.18 Demnach wohnt der Großteil der Auszubildenen noch im elterlichen Haushalt.
Während der Berufsausbildung haben die Ausbilder anders als reine Arbeitgeber eine besondere Sorgfaltspflicht den Lehrlingen gegenüber, was diese in eine geschützte Situation bringt. Hierzu zählt u.a. auch, dass Auszubildende charakterlich gefördert sowie sittlich und körperlich nicht gefährdet werden dürfen. Weiterhin werden sie von den Ausbildern zum Besuch der Schule angehalten (sofern sie nicht der Schulpflicht unterliegen).19
Wie eingangs erwähnt lässt sich der Berufsbildungsprozess der Auszubildenden in verschiedenen Phasen untergliedern, die mit unterschiedlichen Anforderungen an die Lernenden einhergehen (s. Anhang, Abb. 7). Diese Variation erweckt wiederum unterschiedliche Bedürfnisse in den Auszubildenden, was sich auf die Beziehungsebene zwischen Eltern und Kind auswirken kann. Insbesondere zu Beginn der Ausbildung, das heißt (d.h.) während der Probezeit, bestehen aufgrund der ungewohnten, neuen Situation oft noch Unsicherheiten oder Ängste, die sich im Laufe der Ausbildung auflösen. Gleichzeitig gewinnt im Laufe der Berufsausbildung (BA) die Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit der Auszubildenden an Bedeutung, was sich auch auf die private Ebene zwischen Eltern und Kindern übertragen könnte und sich wiederum auf den elterlichen Einfluss auswirkt. Aus diesem Grund wird bei der vorliegenden Studie zwischen den verschiedenen Phasen einer BA differenziert.20
Durch den erfolgreichen Berufsabschluss und die gleichzeitige Befähigung zur unmittelbaren Berufsausübung als qualifizierte Fachkraft, eröffnen sich den ehemaligen SuS durch die erhebliche finanzielle Verbesserung sowie durch die Übertragung neuer Verantwortungen vielseitige Möglichkeiten zur selbstständigen Lebensgestaltung. Im Fall des erfolgreichen Berufsabschlusses (s. auch Kapitel 2.1.: Die Abbruchsquote der Auszubildenden liegt bei 25%) findet i.d.R. eine allmähliche Lösung von den Eltern statt. Die Übernahmequote, welche den Anteil der übernommenen Absolventen an allen erfolgreichen Absolventen darstellt, betrug 2018 70 Prozent.21 Jeder fünfte Auszubildende entscheidet sich nach der Ausbildung dazu, den Betrieb zu verlassen22 (s. auch Anhang, Abb. 8). 16,2 Prozent der Auszubildenden orientieren sich allerdings auch trotz erfolgreichem Ausbildungsabschluss neu, was sie in der zuvor erarbeiteten Selbstständigkeit zurückwerfen kann.23
2.3. Rechtliche Grundlagen & Konkretisierung zum Einfluss der Eltern in den verschiedenen Phasen der dualen Berufsausbildung
2.3.1. Der Einfluss der Eltern
Da der Begriff Einfluss in der deutschen Sprache eine recht häufige Verwendung findet, bedarf es an dieser Stelle zunächst einer Präzisierung: Laut deutschem Duden kann unter dem Begriff “Einfluss“ eine beeinflussende, bestimmende Wirkung auf jemanden bezeichnet werden. Ein geeignetes Synonym ist „Einwirkung“. Als Beispiel zur Spezifizierung des Begriffs in dieser Studie kann die folgende Umschreibung dienen: Etwas hat keinen Einfluss - ist in diesem Falle ohne Bedeutung.24
In Bezug auf die Elternschaft kann durchaus eine Präzisierung erfolgen (z.B. Pflegeeltern, Stiefeltern, elternähnliche Bezugspersonen). In dieser Studie findet allerdings eine Aggregation der verschiedenen Elternrollen statt. Grundsätzlich ist hier mit dem Begriff Eltern die sogenannte „soziale Elternschaft“ gemeint: Bei der sozialen Elternschaft handelt es sich um die Elternrollen, die Mütter und Väter durch die Zuwendung für das Kind übernehmen. Diese Rolle der sozialen Elternschaft kann sich durch die tägliche Pflege und Erziehung, durch die Ausbildung und Förderung sowie durch die finanzielle Unterstützung des Kindes auszeichnen.25 Diese können sich allerdings gemäß des Abstammungsrechts von den rechtlichen und biologischen Eltern unterscheiden.
Zur begrifflichen Klarstellung werden entsprechende Hinweise im Fragebogen eingebettet. Fragen zu Präzisierung der Verwandtschaftsverhältnisse werden bewusst ausgeklammert, da diese zu keinem deutlichen Erkenntniszuwachs in Bezug auf die Intention der Studie führen würden. Weitere qualitative Studien mit einem Fokus auf die Förderungen von Auszubildenden beispielsweise haben die Bedürfnisse der Lehrlinge zum Interesse, nicht aber die detaillierten Verwandtschaftsverhältnisse ihrer Familien. Sofern die Auszubildenden keine Bezugspersonen haben, existiert im Fragebogen eine mögliche Antwortoption.
Andere Studien belegen bereits, dass die Eltern junger Erwachsenen grundsätzliche eine emotionale Stütze für ihre Kinder sind, weil die Eltern in der Regel dauerhaft verfügbar sind und Ansprechpartner in den verschiedensten Angelegenheiten darstellen.26 Aufgrund dieses allgemeinen Einflussnachweises muss bei der Befragung zum elterlichen Einfluss auf ihre Kinder in der Ausbildung, die Fragestellung spezifisch auf einen definierten Zusammenhang hin konkretisiert werden (s. Kapitel 3.3 zur Operationalisierung).
2.3.2. Die Oberflächenstruktur der Untersuchung: Kommunikationsschnittstellen
2.3.2.1. Rechtliche Grundlagen
Mit dem Begriff Oberflächenstruktur ist in dieser Studie der elterliche Einfluss auf Auszubildende durch Daten- und Informationsaustausch zwischen den Eltern und dem Ausbildungsort Schule gemeint. Dieser kann sowohl rein informativer, positiver Natur sein (z.B. in Bezug auf Klassenfahren, zusätzlicher Lernangebote oder Qualifikationsmöglichkeiten, bes. Leistungen und Lebenslaufberatung) als auch disziplinare erzieherische Gründe haben (z.B. Teilkonferenzen gem. § 56 SchulG).
Rechtlich betrachtet besteht für SuS mit Berufsausbildungsverhältnis bis zum Ende des Berufsausbildungsverhältnisses eine Schulpflicht, sofern die Ausbildung vor Vollendung des 21. Lebensjahres begonnen wurde.27
Die Verantwortung für die regelmäßige Teilnahme am Berufsschulunterricht obliegt anders als an allgemeinbildenden Schulen nicht nur den Eltern, sondern auch dem Ausbildungsbetrieb als Mitverantwortliche für die Berufserziehung. Sie melden der Berufsschule den Beginn und die Beendigung des Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnisses.28 Somit passiert es, dass sich Eltern, deren Kinder eine duale Ausbildung absolvieren, nicht mehr den Pflichten gemäß § 42 Abs. 4-5 Schulgesetz (SchulG) („Eltern sollen sich aktiv am Schulleben, in den Mitwirkungsgremien und an der schulischen Erziehung ihres Kindes beteiligen.“) verpflichtet fühlen.
Dennoch ergeben sich aus den Vorgaben des SchulG insbesondere für Eltern bzw. Erziehungsberechtigte minderjähriger SuS folgende Verantwortungen & Rechte:
I. Bei wiederholtem Fehlverhalten soll eine schriftliche Information der Eltern erfolgen, damit erzieherische Einwirkung der Schule vom Elternhaus unterstützt werden kann.29
II. Im Sinne der Schulgesundheitspflege zur Vorbeugung von Krankheiten können schulärztliche Sprechstunden für Eltern, Schüler und Lehrerschaft stattfinden.30
Bei volljährigen SuS können die durch das Gesetz geregelten Rechte und Pflichten auch von den volljährigen SuS selbst wahrgenommen werden (§ 123 SchulG des Landes NRW).
Bei wichtigen schulischen Angelegenheiten (wie Nichtversetzung, Nichtbestehen von Abschlussprüfungen, Entlassungen und Verweisen) haben Eltern von volljährigen SuS allerdings stets ein Auskunftsrecht, wobei die SuS darüber zu informieren sind.31
Darüber hinaus existiert auch an Berufskolleg ein Elternrat, bei dem zwei Elternsprecher aus jeder Klasse vertreten sein sollten.32
Die Vorgaben zur Bildung des Elternrates zu Mitwirkung der Erziehungsberechtigten an der Gestaltung des Schulwesens durch Elternvertretungen wird gemäß des Artikels 10 (2) der Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen festgelegt. Die Elternratsmitglieder (oder die ernannten Vertreter) nehmen die Interessen der Eltern anlässlich der Schulkonferenzen (§ 65 SchulG; in der Regel 3x im Schuljahr) gemäß dem Schulgesetz wahr. Dort haben sie ein Stimmrecht. Darüber hinaus wird ein Leiter des Elternrates gewählt, der eine jährliche Vollversammlungen der Eltern und Elternvertreter organisiert und moderiert. Außerdem ist dieser die Kontaktperson für die Schulleitung, Lehrerkollegium und anderen Schulinstanzen. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass dieses Treffen an Berufsschulen weder von den Eltern der SuS der vollzeitschulischen Klassen, noch der Ausbildungsklassen genutzt wird. Die Befragung einer Schuldirektion ergibt beispielsweise, dass 200 eingeladenen Eltern (je 2 pro Klasse) lediglich 9 Eltern (4,5 Prozent) anwesend waren, wobei diese zu 100 Prozent Erziehungsberechtigte von Kindern der vollzeitschulischen Klassen waren. Eltern von Berufsschülern haben zumindest seit 2018 nicht teilgenommen.
2.3.2.2. Konkretisierung & Strukturierung
Aus dem Bildungsportal des Landes NRW gehen folgende Kommunikationsmöglichkeiten bzw. -kanäle hervor. Der erstmalige Kontakt kann dabei entweder von der LuL oder von den Eltern ausgehen (s. Anhang, Abb. 9).33
Des Weiteren sind die Ebene der Kontaktaufnahme zwischen LuL und Eltern sowie der inhaltliche Anlass der Kommunikation entscheidende Komponenten34, nach denen sich die Oberflächenstruktur, d.h. die Kommunikationsschnittstellen zwischen diesen Personengruppen strukturieren lassen.
Darüber hinaus lassen sich die genannten Komponenten nach dem Grad der individuellen Bezugnahme zu dem Auszubildenden ordnen. Durch telefonische und persönliche Treffen bzw. unmittelbar die SuS betreffende Gespräche kann ihrer Einzigartigkeit bzw. Individualität in besonderer Art und Weise Rechnung getragen werden. Bei Gesprächen zur klassen- oder schulübergreifenden Organisation ist dies vergleichsweise weniger der Fall (s. Überblick, Anhang, Abb. 9). Diese Abbildung wird im Kapitel 4.2. genutzt, um die Ergebnisse zu den Kommunikationsschnittstellen zwischen Eltern und Berufsschule einordnen zu können.
2.3.3. Die Tiefenstruktur der Untersuchung: Ressourcenorientierte Betrachtung
2.3.3.1. Rechtliche Grundlagen
Verantwortlich für die Befriedigung der Bedürfnisse der Auszubildenden sind bis zur Vollendung des 17. Lebensjahres die Eltern. Diese elterliche Sorge umfasst die Fürsorge für die Person des Kindes (Personensorge) sowie das Vermögen des Kindes (Vermögenssorge). Weiterhin wird in der Gesetzgebung betont, dass zum Wohle des Kindes der Umgang mit beiden Elternteilen sowie anderen Bezugspersonen der Kinder gehören.35 Weitere Gründe für die vorzeitige Beendung des Sorgerechtes sind der Tod des Kindes oder des Sorgepflichtigen, die Übertragung des Sorgerechte durch das Familiengericht auf ein Elternteil, so bspw. im Scheidungsfall, beim Getrenntleben der (unverheirateten) Elternteile (§ 1671 BGB) sowie der Entzug des Sorgerechts (§ 1666 BGB).
Anders als das Sorgerecht endet die Unterhaltspflicht nicht zwangsläufig mit dem 18. Geburtstag, da jedes Kind einen Anspruch darauf hat, dass seine Eltern die schulische und erste berufliche Ausbildung finanzieren. Eltern sind somit dazu verpflichtet, den Lebensbedarf ihres Kindes sicherzustellen. Im Gegenzug muss das Kind seine Ausbildung zügig und zielstrebig aufnehmen und abschließen.36 Erst wenn das Kind in der Lage ist, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, entfällt der Unterhaltsanspruch.37
Hierbei handelt es sich im Regelfall um die sogenannten privilegierten Volljährigen, die der gesetzlichen Definition gemäß folgenden Kriterien entsprechen:38
- Alter: Über 18 Jahre, das 21. Lebensjahr ist noch nicht vollendet.
- Er /sie befindet sich noch in der schulischen Ausbildung und lebt bei den Eltern
- Sie haben bei Unterhaltsansprüchen denselben Rang und dasselbe Berechnungsverfahren wie Minderjährige
Die Düsseldorfer Tabelle regelt für diese Privilegierten, die noch im Haushalt der Eltern oder eines Elternteils wohnen, den finanziellen Bedarf anhand von vier Altersstufen (d.h. auch 18-Jährigen steht hiernach Unterhalt zu).39 Bei einem Nettoeinkommen des Barunterhaltspflichtigen bis 1900 Euro monatlich (entspricht 100 Prozent der Düsseldorfer Tabelle) sowie der höchsten Altersstufe (ab 18 Jahren) liegt der Betrag, i.d.R. bei 530€ (der Selbstbehalt der Unterhaltspflichtigen findet bei dieser Angabe noch keine Berücksichtigung). Befinden sich die Kinder allerdings in einer vergüteten Berufsausbildung, so wird dieses nach Abzug der Aufwendungen und Fahrtkosten, bis auf einen Freibetrag von 90 Euro angerechnet.
Im Folgenden ein Berechnungsbeispiel: Hat ein unterhaltsberechtigtes Kind eine Ausbildungsvergütung von 300 Euro, werden 210 Euro angerechnet. (Die Unterhaltspflichtigen müsste in diesem Beispiel statt 530 Euro nur noch 310 Euro Unterhalt zahlen.) Der Unterhaltsbedarf eines volljährigen Kindes, das nicht mehr bei seinen Eltern lebt, beträgt 735,- Euro, wobei der Eltern von beiden Teilen (Vater und Mutter) gemeinsam aufgebracht werden muss.40
Sind die Eltern allerdings nicht oder nur teilweise zahlungsfähig, so gibt es noch zusätzliche Möglichkeiten finanzielle Unterstützung im Rahmen der Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) von der Arbeitsagentur zu erhalten.41
2.3.3.2. Konkretisierung & Strukturierung
Die Chancen auf einen erfolgreichen Schulverlauf mit dem entsprechenden Schulabschluss sind in Deutschland erwiesenermaßen ungleich verteilt. Zahlreiche Studien belegen, dass für SuS aus belasteten Familienverhältnissen geringere Bildungschancen bestehen als aus sozialstarken Familien. (Hier nur ein Beispiel: Die PISA-Studien 2000 und 2003 sowie der Bildungsbericht „Konsortium Bildungsberichterstattung - Bildung in Deutschland“ aus dem Jahr 2008 belegen, dass Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien mit diversen Problemen konfrontiert sind, welche oftmals ihren Bildungserfolg beinträchtigen).42 Die Ursache dieses sozialen Ungleichgewichts und der ungleichen Bildungschancen liegen in der ungleichen Ressourcenverteilung der Familien begründet.
An dieser Stelle greift die Untersuchung der Tiefenstruktur. Diese umfasst die soziale, ökonomische und emotionale Unterstützung der Auszubildende durch ihre Eltern.
Aufgrund der Tatsache, dass Eltern ihre Kinder kontinuierlich und üblicherweise das gesamte Leben über begleitet und sozialisiert haben, findet i.d.R. automatisch eine Einflussnahme statt. Der elterliche Einfluss ist für Kinder (egal, ob dieser von den Betroffenen zugegeben-gewollt ist, oder nicht) nahezu allgegenwertige. Er äußert sich u.a. unterbewusst, auch im Erwachsenenalter, ohne direkten Kontakt zu den Eltern zum Beispiel in Bezug auf die Charaktereigenschaften und Fähigkeiten der jungen Erwachsenen, die in der Berufsausbildung Anwendung finden. Hierzu zählen: Kooperationsbereitschaft, Lernmotivation, Fähigkeit zur Selbststeuerung sowie ihr Wissens- und Handlungsrepertoire durch die elterliche Instruktion, Anregung und Vorbildfunktion.43
Der Fokus soll hier gezielt auf die Einflussnahme während der Zeit der dualen Ausbildung gelegt werden. Berücksichtigt werden in der vorliegenden Studie in erster Linie die elterlichen Einflüsse im Bereich des Mikrosystems (gemäß des ökosystemischen Entwicklungsmodells nach Bronfenbrenner) der jungen Erwachsenen.44 Denn hierunter werden all diejenigen Faktoren gefasst, die einem Individuum und seinem Handeln unmittelbar durch ein anderes Individuum zugeschrieben werden. Es handelt sich um personale Einflussgrößen, die im Individuum verortet werden. Hierunter zählen z.B. bestimmte äußerliche Merkmale oder Fähigkeiten.45 Die übrigen vier Systemebenen werden in diese Studie nicht explizit untersucht (s. auch Anhang, Abb.10):
- Das Mesosystem, welches die Wechselbeziehungen zwischen den Lebensbereichen, an denen die sich entwickelnde Person aktiv beteiligt (z.B. die Beziehung zwischen Elternhaus, Schule und Peers), repräsentiert.
- Das Exosystem, welches Lebensbereiche beschreibt, an denen sich die entwickelnde Person nicht selbst beteiligen kann – obwohl in diesen Bereichen Ereignisse stattfinden, die ihren Lebensbereich beeinflussen (z. B. Arbeitsplatz oder Bekanntenkreis der Eltern, Betriebsrat).
- Das zugrundeliegende Makrosystem, welches kulturellen Ideologien oder institutionelle Strukturen umfasst und, welches demnach den Bezugsrahmen einer Kultur bzw. Subkultur darstellt, das dem elterlichen Umfeld zugrunde liegt.46
- Durch das Chronosystem,47 das die zeitliche Veränderung oder Stabilität der sich entwickelnden Person und des Umweltsystems widerspiegelt.
Die jungen Erwachsenen sind in ihrer Entwicklung bzw. konkret der Ausbildung einer Vielzahl von Einflussfaktoren unterworfen (Familie, Schule Betrieb, Beratungsangebote, Freizeit; s. Anhang, Abb. 11). Diese Einflussfaktoren und Systemebenen sind ineinander verschachtelt. Die verschiedenen Elemente des Systems beeinflussen sich wechselseitig.48 Aufgrund dieser Komplexität soll das ökosystemischen Entwicklungsmodell nach Bronfenbrenner hier als heuristisches Betrachtungsraster zur Reduktion und Fokussierung der Studie auf den elterlichen Einfluss während der dualen Ausbildung auf der beschriebenen Mikroebene dienen.49
2.3.3.3. Begriffsbestimmung: Resilienz & Kohärenz
Ein zentrales Konzept für den erfolgreichen Überganges in den Beruf und das Absolvieren der Ausbildung ist die Resilienz. Der Begriff Resilienz stammt aus dem Englischen (engl. resilience) und bedeutet Widerstandsfähigkeit, Elastizität und Strapazierfähigkeit.
Unter Resilienz wird der Definition gemäß Welter-Enderlins & Hildenbrands die menschliche Fähigkeit verstanden, Krisen im Lebenszyklus durch den Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für Entwicklung zu nutzen. Resiliente Jugendliche weisen die Fähigkeiten der realistischeren Einschätzung von Zukunftsperspektiven, einem vorhandenen Selbstvertrauen und dem selteneren Erleben von Hilflosigkeit auf, was sich positiv auf den Erfolg von Ausbildungsverhältnissen auswirkt. Als kausale Zusammenhänge der Resilienz konnten in der Bielefelder Invulnerabilitätsstudie von Lösel und Bender (1999) feste Bezugsperson (innerhalb oder auch außerhalb der Familie) sowie die Zufriedenheit mit erhaltenen sozialen Unterstützungen herausgestellt werden.50
Resilienz ist kein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal, sondern wird im Kontext der Kind-Umwelt-Interaktion erworben. Sie ist somit erlernbar und einer gewissen Dynamik im Entwicklungsprozess des Menschen unterworfen.51 Es handelt sich dabei nicht um eine einheitliche Persönlichkeitseigenschaft. Folglich kann resilientes Verhalten nicht von einem bestimmten Lebensbereich (beispielsweise der Schule) auf einen anderen Bereich (der sozialen Entwicklung) übertragen werden.52 Das in diesem Kontext verstandene Resilienzkonzept steht im engen Zusammenhang mit der Ansicht der Salutogenese53 und den Ressourcen, die den Menschen gesund halten. Anschlussfähig an die Debatte von Ressourcenorientierung und Resilienzforschung sind auch Entwicklungen nachhaltiger Lösungs- bzw. Bewältigungsstrategien in schwierigen Situationen (z.B. i.S.d. Coping), an welchen Eltern als enge Bezugspersonen oftmals maßgeblich beteiligt sind.54 Weiterhin besagt eine Hauptthese von Antonovsky (1997), dass die Stärkung des „Kohärenzgefühls den Kern der Gesundheitserhaltung darstellt und damit auch der Erhaltung der Leistungsfähigkeit dient. Das Kohärenzgefühl setzt sich aus den drei Bestandteilen Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit zusammen: 55
Ersteres drückt ein Ausmaß von Vertrauen darauf aus, dass Erlebnisse erklärbar und verstehbar sind. Bei der Handhabbarkeit handelt es sich um das Bewältigen von Aufgaben und die Handhabbarkeit von Problemen. Hier spielt Verfügbarkeit eigener Ressourcen eine große Rolle, welche Auszubildenen auch durch ihre Eltern zur Verfügung gestellt bekommen (s. dazu Anhang, Abb. 13). Die Sinnhaftigkeit ergibt sich in Anforderungen des Lebens, welche als Herausforderungen verstanden werden.
Somit weist der Kohärenzsinn insgesamt darauf hin, dass sich die Person als aktiv handelnd und selbstbestimmt fühlt.
Aus zahlreichen Forschungen gehen weiterhin sogenannte Schutzfaktoren oder auch protektive Faktoren hervor,56 welche die Wahrscheinlichkeit erhöhen gesund zu bleiben bzw. zu werden (und dies auch trotz vorhandener Risiken oder schwierigen Lebensumständen).57 Diese lassen sich in Merkmale der Person selbst (interne, personale Ressourcen) und in externe Faktoren, die von außen auf die Person einwirken, differenzieren. Die Resilienzforschung konnte diverse Schutzfaktoren erarbeiten, wobei in dieser Untersuchung der Fokus auf den personellen und sozialen Ressourcen liegt. Zu den personalen Ressourcen zählen u.a. hohe Sozialkompetenz, sicheres Bindungsverhalten, geförderte Interessen und Hobbys. Die sozialen Ressourcen umfassen u.a. das Vorhandensein einer stabilen Bezugsperson, unterstützendes Erziehungsverhalten, konstruktive Kommunikation sowie einen höheren sozioökonomischen Status (s. Übersicht aller Schutzressourcen im Anhang, Abb. 14):58
Die Untersuchungseinheit zur Tiefenstruktur, die anhand der motivationspsychologischen Inhaltstheorie von A. Malsow erfolgt (s. Kapitel 2.4), soll Rückschlüsse auf die genannten Komponenten der Schutzressourcen ermöglichen.59
2.3.3.4. Konzeptualisierung: Bedürfnispyramide nach Maslow
Inwieweit der Einfluss der Eltern erfolgt, könnte u.a. von den Bedürfnissen der Auszubildenden abhängen.60 Gemäß der Motivationstheorienach nach A. Maslow unterscheidet man zwischen fünf Gruppen von Bedürfnissen: Den physiologischen Bedürfnissen (GB.B), den Sicherheitsbedürfnissen (SI.B), den sozialen Bedürfnissen (SZ.B), den Bedürfnissen nach Wertschätzung (I.B) sowie dem Bedürfnis zur Selbstverwirklichung (SV.B).
Die ersten vier dieser Bedürfnisse werden als „Defizitmotive“ bezeichnet, deren Nicht-Befriedigung einen Mangelzustand verursacht. Lediglich der Aspekt der Selbstverwirklichung wird als „Wachstumsmotiv“ i. S. einer Vervollkommnung der menschlichen Persönlichkeit betrachtet.
Durch den Modellaufbau in Pyramidenform soll die hierarchische Abfolge der Bedürfnisse betont werden, wonach die Bedürfnisse der nächsthöheren Ebene gemäß der Theorie erst dann motivationale Bedeutung erhalten, wenn die vorherige Bedürfnisebene befriedigt ist.61
Das Modell bietet somit einen entscheidenden Beitrag zur Erklärung des Zusammenhangs zwischen der Produktivität bzw. der Leistungsbereitschaft von Mitarbeitern bzw. Auszubildenden sowie ihrer Persönlichkeitsentwicklung durch die Arbeit bzw. die Ausbildung.62
Das Modell von A. Maslow soll in dieser Untersuchung dazu dienen, die Bedürfnisse bzw. transferierten Ressourcen zu kategorisieren und zu spezifizieren, um so den Einfluss der Eltern auf ihre in der Ausbildung befindlichen Kinder adäquat einordnen zu können.
2.3.4. Anknüpfung an bestehenden empirischen Untersuchungen
Für junge Erwachsene, die sich im Prozess der Ausbildung befinden, spielt die Bedürfnisbefriedigung durch elterliche Ressourcen (materiell-physisch, zeitlich sowie psychisch-mental) den vorhandenen Studien zufolge eine entscheidende Rolle:
Boockmann, der das Aktivierungspotenzial von Eltern im Prozess der Berufsorientierung untersucht, stellt fest, dass der berufliche Orientierungsprozess nicht losgelöst von sozialer Herkunft oder Ressourcen der Eltern (oder anderer bedeutsamer Bezugspersonen im Umfeld der Jugendlichen) betrachtet werden kann. Boockmann konstatiert weiterhin, dass diese Bezugspersonen bzw. die familiären Ressourcen das Fundament für berufliche Sondierungsprozesse und Explorationsprozesse darstellen. Dieses Fundament umfasst einerseits eine materielle Sicherheitskomponente (z.B. Lebensunterhalt, mietfreies Wohnen - i.S.d. Befriedigung von Grund- und Sicherheitsbedürfnissen Maslows), und andererseits eine emotionale Komponente (z.B. Unterstützung bei Rückschlägen - i.S.v. sozialer oder individueller Bedürfnisbefriedigung, wie der Wertschätzung). Aufgrund der unterschiedlichen Ausstattung dieses Fundaments ergeben sich gemäß der Studie Boockmanns verschiedene Formen der beruflichen Erkundung und der Unterstützung von Jugendlichen während der Orientierungsprozesse.63
Folgende Erkenntnisse legen weiterhin die Vermutung nahe, dass die elterliche Unterstützung nicht sofort mit dem Beginn der Ausbildung endet, sondern auch den Zeitraum der Ausbildung überdauert.
So belegt zum Beispiel die Studie von Brand et. al., dass der Ressourcenaustausch bzw. der Transfers von Zeit und Geld zwischen Eltern und Kindern aufgrund der Ausbildungssituation signifikant verstärkt wird (s. Anhang, Abb. 16).64 Weiterhin belegen Brand & Deindl et al., dass Eltern oft wertvolle Kontakte zu beruflichen Netzwerken herstellen, was vor und nach der Berufsausbildung wichtig sein kann.65
Die Rolle von Peergroups (Gleichgestellte oder Gleichaltrige, die als primäre soziale Bezugsgruppe neben das Eltern auftreten) nimmt während der Adoleszenz keine rivalisierende, sondern eher eine komplementäre Position ein, wobei ein Zusammenhang zwischen guten Beziehungen zu den Eltern und guten Beziehungen zu den Peers festgestellt werden konnte.66
Weiterhin ist im Vergleich zu früheren Generationen eine Intensivierung der Gefühlsbindungen zwischen Eltern und Kindern zu beobachten. Jugendliche haben heutzutage tendenziell größere Freiräume, jedoch übernehmen Väter und Mütter eine große Verantwortung für die individuelle Förderung sowie hochwertige Ausbildung ihrer Kinder. Aufgrund der längeren Ausbildungszeiten wohnen Jugendliche auch länger zuhause, was oft eine emotionale Aufladung der Eltern–Kind–Beziehung bewirkt.67 Die beschriebene Studie von Mietzel belegt daher vor allem eine Befriedigung der sozialen, aber auch der Sicherheitsbedürfnisse der jungen Erwachsenen.
Ebenso bestätigt eine Zusammenführung von Daten des Statistischen Bundesamtes, dass der Großteil der Auszubildenen noch im elterlichen Haushalt leben, was das Sicherheitsbedürfnis der jungen Erwachsenen befriedigt (s. Kapitel 2.2., Anhang, Abb. 1 & 2). Niedrige Ausbildungsgehälter und hohe Mieten (laut Statista z.B. im Jahre 2020 durchschnittlich 437 Euro Warmmiete für ein WG-Zimmer in Köln)68 erschweren dabei die (finanzielle) Selbständigkeit bzw. Unabhängigkeit der Kinder von ihren Eltern (s. Anhang, Abb.17).
Zusammenfassend zeigt sich, dass in der Ausbildung i.d.R. ein Unterstützungsbedarf bei den Auszubildenden vorliegt. Dieser Bedarf könnte eine Basis für die Einflussnahme der Eltern bilden. Dabei ist allerdings nicht zu vernachlässigen, dass der Einfluss auch eine negative Ausrichtung haben kann oder eine reziproke Einflussnahme und Unterstützungsleistung vorliegen kann.
In welchen fünf Bereichen (i.A. der Motivationstheorie Maslows) die Einflussnahme stattfindet, welche Bedeutung den jeweiligen Bereichen zukommt und welche Ausrichtung die Einflussnahme insbesondere bei den Auszubildenden im dualen System einnimmt, gilt es nun im Weiteren zunächst mittels deskriptiver statistischer Kennzahlen und Analysen zu untersuchen.
3. Methodisches Vorgehen
3.1. Konzeptueller Aufbau der Studie
Der Aufbau der vorliegenden Studie basiert auf drei Schwerpunkten: Den soziodemografischen Daten (Kapitel (4.1.), der Oberflächenstruktur (Kapitel 4.2.) sowie der Tiefenstruktur (Kapitel 4.3.). Dieser Elemente werden deskriptiv aufgearbeitet, um im Anschluss an jedes Unterkapitel eine Aggregation des jeweiligen Schwerpunktes zu ermöglichen. Diese Zusammenführung erfolgt teils durch die Fokussierung auf Teilgruppen von befragten SuS, welche aufgrund der Studienintention von besonderem Interesse sind. Die Teilgruppen werden dabei anhand der Ausprägung der Kommunikationswünsche sowie anhand der aktuellen Bedürfnisbefriedigung gebildet. (Die Untersuchungsbereiche zur Stichprobenunterteilung sind in der Übersicht durch gestrichelte Umrahmung gekennzeichnet). Dazu werden Vergleiche von statistischen Kennzahlen gezogen sowie geeignete Korrelationskoeffizienten berechnet (s. hierzu Kapitel 3.4.).
Somit ergibt sich ein dreigliedriges Studiendesign, welches sich wie folgt visualisieren lässt:
Abb. 18: Konzept der Ergebnisauswertung
Quelle: Eigene Darstellung
Nachdem die Schwerpunkte umfassend aufgearbeitet wurden, erfolgt wiederum die Zusammenführung dieser drei in den Kapiteln 4.4 bis 4.6., um ein vollständiges Bild des Einflusses von Eltern auf ihre Kinder in der Ausbildung zu erhalten. Hierzu werden beispielsweise wiederkehrende Gruppen- bzw. Bedürfniskonstellationen durch statistisch signifikante Korrelationen und Häufigkeitsverteilungen herausgestellt, um im Endeffekt zuständige Instanzen der Berufsschulbildung für die Bedeutung der Eltern im Rahmen der dualen Berufsausbildung zu sensibilisieren und ggf. zielgerichtet entsprechende Angebote für SuS und deren Eltern evaluieren, optimieren, etablieren oder verwerfen zu können.
3.2. Studiendesign: Methode der Datenerhebung & Stichprobenauswahl
Die Ziele der Untersuchung (s. Kapitel 2.1. & 2.5.) und die damit verbundenen Herausforderungen machen in dieser Studie ein quantitatives Forschungsdesign erforderlich. Hierbei kommt ein deskriptives oder auch populationsbeschreibendes Studiendesign zum Einsatz. Dieses dient der Feststellung von Verteilungen, Ausprägungen und Zusammenhängen bestimmter Merkmale in der definierten Untersuchungsgruppe.69 Durch die Einordnung der Umfrage in den Methodenkontext wird deutlich, dass die Erhebung mittels Fragebogen als tendenziell induktiv (d.h. eine emp. Forschung zur eigenen Ableitung allgemeingültiger Theorien oder Erkenntnisse) sowie funktionalistisch – objektiv einzustufen ist (s. Anhang, Abb. 19).
Die Primärstudie wird in Form einer strukturierten, schriftlichen Befragung mittels eines Fragebogens durchgeführt. Diese erfolgt in einem Zeitraum von 12 Tagen (vom 25. Mai – 05. Juni 2020) und ist damit als Querschnittsstudie angelegt.
Der Fragebogen bietet sich dabei als ideales Befragungsinstrument an, da es dieser erlaubt, Aspekte des subjektiven Erlebens sowie des vergangenen oder privaten Verhaltens zu erfassen, die nicht direkt beobachtbar und auch nicht in Verhaltensspuren manifestiert sind.
Zudem ist die Fragebogenmethode im Vergleich zur Interviewmethode durch die genutzte Selbstadministration viel effizienter, was u.a. eine große Anzahl von Befragungspersonen zu sehr vielen Merkmalen in kurzer Zeit ermöglicht.
Des Weiteren ist das Ausfüllen eines Fragebogens aus Sicht der Befragten diskreter und anonymer als eine Interviewsituation, wodurch auch heikle oder intime Themen (wie u.a. die Eltern-Kind-Beziehung bzw. Einflussnahme) besser erhoben werden können als im Interview.
Die notwendige Lese- und Schreibkompetenzen sowie die digitale Kompetenz zum Bearbeiten von E-Mails und Online-Fragebögen kann von den Befragten als kaufmännische Auszubildenen vorausgesetzt werden.70
Der einzige Nachteil der Fragebogenmethoden bzw. der damit verbundenen Eigenständigkeit besteht darin, dass im Unterschied zum persönlichen Kontakt keine Möglichkeit zu unmittelbaren Rückfragen oder zum individuellen Eindruckgewinn von den Befragungsperson in der Ausfüllsituation besteht. Diese Tatsache macht es notwendig, dass das Verständnis des Fragebogens ohne weitere Nachfrage erfolgt und die Beantwortung alle erforderlichen Erkenntnisse ermöglichen.
Um dies zu gewährleisten erfolgt die Konstruktion des standardisierten Fragebogeninstruments in zwei Schritten, zunächst als Grob-, dann als Feinkonzeption. Zudem wird der konstruierte Fragebogen vor dem Versand an die Auszubildenen einem Pretest unterzogen, um im Anschluss dessen Optimierung vorzunehmen. Dabei gilt es u.a. den Fragebogen auf die Bedürfnisse (z.B. dem Sprachgebrauch) der Auszubildenden auszurichten, um das Verständnis der Zielgruppe für die Fragen möglichst intuitiv und damit zuverlässig zu gestalten.
Der Fragebogen wurde am Sonntagabend, den 24. Mai 2020 an alle dualen Auszubildenden, verschiedener Lehrjahre eines Kölner Berufskollegs versandet. Die Auswahl der Befragten erfolgte dabei randomisiert, indem der Zugang zur Umfrage 58 Klassen vier verschiedener kaufmännischer Ausbildungsberufe gesendet wurde. Somit wurden circa 1.400 Auszubildenden über den Klassen-Mailverteiler des Berufskollegs erreicht. Durch die Aktivierung eines Links in der besagten E-Mail konnten die SuS zum Online-Fragebogen gelangen, welcher mittels des cloudbasierten Web-Tools „Microsoft Forms“ erstellt und anschließend zu „Microsoft Excel“ exportiert wurde. Beantwortet haben den Fragebogen insgesamt 249 SuS, was circa 17,8 Prozent der kontaktierten Auszubildenden entspricht. Zum Ausfüllen motiviert wurden die SuS durch die mögliche Teilnahme an einem Gewinnspiel von drei Amazon-Gutscheinen sowie die teilweise Aufforderung zum Ausfüllen von Lehrer/innen im Berufsschulunterricht.
3.3. Testinstrument: Gestaltung des standardisierten Online-Fragebogens
Genutzt wird ein vollstandardisierter Fragebogen bei dem die Befragten das Ausfüllen eigenständig, ohne vorherige Instruktion o.ä. am Handy oder dem Tablet / PC via Microsoft Forms vornehmen.
Der Fragebogen besteht aus sechs Bestandteilen:
I. Titel: „Der Einfluss der Eltern während der Berufsausbildung“
II. Hinweis zur Forschungsethik „Anonymität und Freiwilligkeit“ & Motivierung durch die Ankündigung eines Gewinnspiels
III. Statistische Angaben zu allgemeinen soziodemografischen Merkmalen
a. Der Auszubildenden
b. Der Eltern (teils Mutter & Vater getrennt)
IV. Inhaltliche Frageblöcke
a. Zur Oberflächenstruktur – den Kommunikationsschnittstellen zwischen Eltern, Kind und Berufsschule
b. Zur Tiefenstruktur – dem elterlichen Einfluss (ES & EQ) (Teil a) & der ressourcenbasierten Bedürfnisbefriedigung durch die Ausbildung bzw. die Eltern (Teil b)
V. Fragebogen-Feedback
VI. Danksagung, Verabschiedung & Dateneingabe für das Gewinnspiel
Durch den dritten Teil werden zum einen die soziodemografischen Fragen der SuS abgefragt (Ausbildungsberuf, Lehrjahr inkl. Phase der Ausbildung, Alter, Geschlecht, höchster Bildungsabschluss, Wohnort) und zum anderen die soziodemografischen Daten jedes Elternteils ermittelt (höchster Bildungsabschluss, Beziehungsstatus, aktueller Berufsstand).
Die inhaltlichen Fragenblöcke des vierten Teils stellen den wichtigsten Kern des Instrumentes dar. Dieser lässt sich in Fragen zur Oberflächenstruktur (s. vollständige Übersicht der Fragen, s. Anhang, Abb. 20) und Fragen zur Tiefenstruktur (Beispiele zu Teil a und b, s. Anhang, Abb. 21) untergliedern:
Die Umfrage zur Oberflächenstruktur ist dabei objektiv beschreibbarer Natur und kann demnach durch direkte Fragen ermittelt werden.
Die Fragen zur Tiefenstruktur sind hingegen umfangreicher, da hier die Befragung anhand von Items, durch welche die relevanten Variablen (gemäß der Forschungsfragen) operationalisiert werden, erfolgt (s. Kapitel 3.4. zur Operationalisierung).
Dabei wird das Verfahren der psychometrischen Skala verwendet, bei welchem mehrere ähnliche Items bzw. Indikatoren verwendet werden, um gemeinsam ein Merkmal zumessen (Zusammenfassung der inhaltsähnlichen Items zu einem Gesamtwert).71 Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei den bedeutenden Variablen um sehr komplexe Strukturen handelt, findet die Messung auf einer Ratingskala statt. Dies bietet gegenüber der Messung mit Einzelitems eine höhere Messgenauigkeit. Es resultieren ordinalskalierte Umfrageergebnisse (Skala 1-5 bzw. 1-7), wodurch eine Quantifizierung der Merkmalsausprägung möglich ist.72
Hinsichtlich der Nutzung von unipolaren (graduell nach Merkmalsintensität abgestuften) vs. bipolaren Ratingskalen (bei denen jedes Skalenende ein anderes, gegensätzliches Merkmal repräsentiert) wird sich bewusst für letztere entschieden, da diese den Vorteil bieten, die Einschätzung der SuS wechselseitig voneinander abgrenzen zu können und damit eindeutig messen zu können.73
Des Weiteren wird bei der Fragebogengestaltung zu Beginn eine fünfstufige und im zweiten Teil eine siebenstufige Ratingskala (auch Likert-Skala genannt) genutzt. Diese enthält in eine neutrale Mittelkategorie und erleichtert damit unsicheren Urteilenden das Ausweichen auf diese Neutralkategorie. Das Problem der Ambivalenz-Indifferenz74 wird in diesem Fragebogen durch das Einfügen einer zusätzlichen Antwortoption bewusst nicht angegangen, da die SuS durch Nachdenken zu einer Einstufung gezwungen werden sollen. Die Nutzung einer differenzierteren, z.B. siebenstufigen Ratingskala weist erwiesenermaßen eine der höchsten Validitäten und Reliabilitäten auf. Eine höhere Skalierung birgt allerdings auch die Gefahr, dass die Befragten zwischen den marginalen Abstufungen der Antwortoptionen weniger gut differenzieren können.75 Aus diesem Grund erfolgt eine bewusst ausgewählte Nutzung der verschiedenen-stufigen Ratingskalen.
3.4. Operationalisierung der Tiefenstruktur
Aufgrund der hohen Komplexität des elterlichen Einflusses, welche sich durch vielseitige, mehrdimensionale Ausprägungen darstellt, wird in dieser Studie auf ein formatives Messmodell76, bei dem man zur Erfassung eines latenten Merkmals mehrere Indikatoren nutzt, und die damit verbundene klassische Messmethode der Operationalisierung zurückgegriffen. Dies ermöglicht, die genannten abstrakten Evaluationsvariablen (Einflussqualität, Einflussstärke sowie die Maslowschen Bedürfnisse) mit einem standardisierten Fragebogen nicht nur empirisch fassbar, sondern auch messbar zu machen.77
So setzen sich die Einflussqualität und Einflussstärke der Eltern aus folgenden Parametern zusammen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Messung der Tiefenstruktur bzw. der damit verbundenen Bedürfnisstruktur erfolgt wie folgt:
3.5. Strategie und Instrumente der statistischen Auswertung
Unter deskriptiver Statistik werden statistische Methoden zur Beschreibung und Auswertung von Daten zusammengefasst. Hierzu zählt vor allem in den Kapiteln 4.1. bis 4.3. dieser Studie die Errechnung von Mittelwerten , Median, Varianzen und Häufigkeitsverteilungen. Diese Ergebnisse werden zudem durch Graphiken und Tabellen visualisiert. Ein entscheidendes Charakteristikum der deskriptiven Statistik ist es, dass ausschließlich Aussagen zum Datensatz selbst gemacht werden. Deskriptive statistische Parameter beschreiben demnach nur, was auf die Teilnehmer der Befragung zutrifft.78
Fehlende Daten werden in der jeweilig untersuchten Rubrik herausgenommen. Insbesondere bei der Ermittlung von Durchschnitten (dem arithmetischen Mittel), welche aus der Operationalisierung hervorgehen, wird ein unvollständiger Fragebogen vollständig aus dem entsprechenden Abschnitt der Studie gelöscht. Dies hat zur Folge, dass die Grundgesamtheit N bei den jeweiligen Fragen leicht variieren kann: Die Ergebnisse sollen durch die Selektion an Reliabilität und Validität gewinnen.
Des Weiteren muss bei den zugrundeliegenden ordinalskalierten Werten (s. Kapitel zur Tiefenstruktur) beachtet werden, dass diese eine Rangfolge aufweisen - über die genauen metrischen Abstände kann jedoch keine Aussage getroffen werden. Was besser oder größer ist, lässt sich bestimmen, jedoch nicht exakt um wie viele Einheiten besser. Demnach ist die Ermittlung von Mittel- oder Erwartungswerten nicht exakt möglich.79 Der Median (oder auch Zentralwert) erweist sich an dieser Stelle als übliches statistisches Instrument.80 Der Mittelwert ist im Vergleich zum Median sensibler gegenüber Ausreißern bzw. Extremwerten, was ebenfalls bei einer Auswertung berücksichtigt werden sollte. Der Mittelwert sowie die Standardabweichung werden in dieser Studie aber dennoch genutzt, um die Rangfolge der operationalisierten Daten ordnen zu können. So geben sie in dieser Studie beispielsweise Auskunft über die Häufigkeit der Mediane verschiedener zusammenhängender Variablen, die aufgrund der Operationalisierung gemeinsam quantifiziert werden. Somit werden die Durchschnitte genutzt, um das Gesamtbild der Daten zu vervollständigen. (Hier ein Beispiel: Der soziale Anschluss während der Ausbildung setzt sich aus dem Mittelwert des Medians der beiden Indikatoren „Anschluss im Betreib“ sowie dem Median „Anschluss in der Berufsschule“ zusammen. Die Gewichtung der beiden Mediane ist äquivalent. Unterscheiden sich die Zentralwerte der Indikatoren, so soll die Abstufung zur Ermittlung einer genaueren Rangfolge zwischen den operationalisierten Einflussvariablen beitragen. Unterscheidet sich die resultierende Rangordnung von den Mittelwerten, so ist keine eindeutige Rangbildung möglich.)
Des Weiteren spiegelt der Mittelwert nicht die Form der Verteilung wider, stattdessen müssen zur Ermittlung der Verteilung eine Häufigkeitstabelle, der Median sowie die Perzentile zur Untersuchung herangezogen werden. Begünstigend ist an dieser Stelle, dass bei einer hinreichend großen Stichprobenanzahl (Faustregel: n > 50), welche in dieser Studie vorliegt, auch im Falle einer Stichprobe aus einer nichtnormalverteilten Grundgesamtheit einer Normalverteilung mit den Parametern Erwartungswert (μ) und Standartabweichung (𝜎) gehorcht.81 Mittelwert und Median nähern sich bei einer entsprechenden symmetrischen Verteilung deutlich einander an. Handelt es sich um eine schiefe, symmetrische Verteilung, so gilt folgendes:82
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aufgrund der vorliegenden Ordinalskalierung im Bereich der Einflussfaktoren fällt die Auswahl zur Untersuchung von Zusammenhängen auf den Spearmanschen Rangkorrelationskoeffizienten: 83
Unvollständige Daten werden an dieser Stelle durch den paarweisen Fallausschluss eliminiert. Dies bedeutet, dass für jede Korrelation alle Fälle verwendet werden, die für beide Variablen gültige Werte aufweisen. Damit wird auch hier die verwendete Stichprobenanzahl n je nach Variablenpaar variieren.
[...]
1 Hurrelmann, 2019
2 Klaffke, 2014, S. 76
3 Eltern umfasst in dieser Studie diejenigen, welche von den befragten Auszubildenden als solche identifiziert werden bzw. die Rolle der Eltern und i.d.R. damit den Erziehungsauftrag übernehmen. Diese müssen nicht zwangsläufig die leiblichen Eltern oder verwandte Personen sein.
4 Hurrelmann & Albrecht, 2014; Hurrelmann, 2016, S. 3; Hurrelmann, 2020; Sommer, Köcher, & Hurrelmann, 2019, S. 81 und 99
5 Vgl. Risius, Malin, & Flake, 2017, S. 5
6 Der Begriff Jugendliche wird hier synonym zum Begriff der jungen Erwachsenen verwendet. Er orientiert sich damit vordergründig an der Lebensphase Jugend und dem zu bewältigenden Übergang ins. In die Adoleszenz Erwachsenenalter (= Endphase des Jugendalters) fällt der Übergang von Schule in den Beruf sowie die Abnabelung vom Elternhaus und identitätsbildende Prozesse statt (i.A.a. Alicke, T., Heisig, S., Moisl, D., Prause, J., & Rexroth, M.,2009 S.10)
7
8 Vgl. Statista, Einfluss der Eltern auf Auszubildende in der Hotel- und Gastronomiebranche in Deutschland im Jahr 2015, 2015 (n= 220 Befragte)
9 Vgl. BIBB - Bundesinstitut für Berufsbildung, 2018, S. 425
10 Vgl. Alicke, Heisig, Moisl, Prause, & Rexroth, 2009, S. 22 & Hurrelmann, 2007
11 Wobei die Qualität durch eine Vielzahl von Faktoren darunter der fachlichen und didaktischen Kompetenz der Lehrperson, dem kulturellen und regionalen Kontext sowie von strukturellen Merkmalen der Familie beeinflusst ist.
12 Vgl. Meyer & Terhart, 2007, S. 62-65
13 Vgl. Kultusministerkonferenz, 2020 & BBiG § 2 Abs. 2
14 Vgl. § 13 bis § 15 BBiG
15 Vgl. Alicke, Heisig, Moisl, Prause, & Rexroth, 2009, S. 35
16 Vgl. Kultusministerkonferenz, 2020; BIBB, 2019, S. 14 & BBiG § 17
17 Vgl. Statista, 2018
18 Vgl. BIBB - Bundesinstitut für Berufsbildung, 2018, S. 169
19 Vgl. § 14 BBiG
20 Vgl. Eder, Klemm, Kramer, & O+Poppe, 2011
21 Vgl. Frei, Kriwoluzky, & Putzing, 2019, S. 74
22 Vgl. Mohr, 2005
23 Vgl. Warkentin, 2020
24 Vgl. Duden online, 2020
25 Vgl. Familienrecht.net, 2020
26 Vgl. Boockmann, et al., 2017, S. 10
27 Vgl. § 38 Abs. 2 SchuG des Landes NRW
28 Vgl. § 41 Abs. 2 SchuG des Landes NRW
29 Vgl. § 53 Abs. 1 & Abs. 6 - 9 SchulG des Landes NRW
30 Vgl. § 54 SchulG des Landes NRW
31 Vgl. § 120 Abs. 8
32 Vgl. Pahl, 2014, S. 154
33 Vgl. Bildungsportal des Landes NRW
34 Vgl. Korte, 2001, S. 11
35 Vgl. § 1626 Abs. 1-3 BGB & im Weiteren §§ 1626 bis 1698b
36 Vgl. § 1610 Abs. 2 BGB
37 Vgl. OLG München, Beschluss vom 29. Februar 2016, Az. 34 Wx 19/16)
38 Vgl. § 1603 Abs. 2 Satz 2 BGB
39 Vgl. Jugendamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, 2020
40 Vgl. AMK Internetservice für Sozial, Gesellschaft & Recht, 2020
41 Vgl. Bundesagentur für Arbeit, 2020
42 Vgl. Alicke, Heisig, Moisl, Prause, & Rexroth, 2009, S. 35
43 Vgl. Walper, 2012, S. 11
44 Vgl. Bronfenbrenner, 1981
45 Vgl. Seifert, 2011, S. 115
46 Vgl. Häfeli & Schellenberg, 2009, S. 122
47 Vgl. Erweitert durch Erst 1986
48 Vgl. Bronfenbrenner, 1981, S. 19
49 i.A.a. Friebertshäuser, 2006, S. 309
50 Vgl. Alicke, Heisig, Moisl, Prause, & Rexroth, 2009, S. 28 (i.A.a. Lösel & Bender 1999: S. 38)
51 Vgl. Alicke, Heisig, Moisl, Prause, & Rexroth, 2009, S. 28 (i.A.a. Welter-Enderlin & Hildenbrand (2006): Resilienz Gedeihen trotz widriger Umstände. Heidelberg: Auer. S. 13)
52 Vgl. Alicke, Heisig, Moisl, Prause, & Rexroth, 2009, S. 28
53 S. ist ein Modell (nach A. Antonovsky), welches die Entstehung von Gesundheit erklärt. Es stellte die Einflussfaktoren Verständnis, Machbarkeit und Sinnhaftigkeit als Kohärenzgefühle in den Mittelpunkt der Entstehung von Gesundheit. Risiko- und Schutzfaktoren stehen hierbei in einem fortdauernden Wechselwirkungsprozess. (Vgl. Sefik Tagay: Salutogenesis. In: M. Gellmann, J. R. Turner (Hrsg.): Encyclopedia of Behavioral Medicine. Springer, New York 2013, S. 1707–1709.
54 Vgl. Alicke, Heisig, Moisl, Prause, & Rexroth, 2009, S. 29
55 Vgl. Alicke, Heisig, Moisl, Prause, & Rexroth, 2009, S. 25 ff.
56 Vgl. Laucht, Schmidt & Esser 2000; Lösel & Bender 1999; Werner 1997; Wustmann 2005; Hand 2008
57 Vgl. Wustmann, 2005, S. 196
58 Vgl. Alicke, Heisig, Moisl, Prause, & Rexroth, 2009, S. 31 (i.A.a. Gragert und Seckinger 2007, S. 120; Laucht, Schmidt & Esser 2000; Lösel & Bender 1999; Werner 1997; Wustmann 2005; Hand 2008)
59 Hoffmann & Akbar, 2018, S. 39
60 Vgl. Brandt, Deindl, Haberkern, & Szydlik, 2008, S. 378
61 Vgl. Kubek, 2012, S. 138 i.A.a. Maslow, 1954 & Ulich 2005, Arbeitspsychologie, 6. Aufl., Zürich/Stuttgart, S. 10f & S. 46
62 Vgl. Kubek, 2012, S. 139
63 Vgl. Boockmann, et al., 2017 S. 18
64 S. Studie Brandt, Deindl, Haberkern, & Szydlik, 2008
65 Vgl. Boockmann, et al., 2017, S. 10
66 Vgl. Oerter, 2002, S. 317
67 Vgl. Stangel, 2020 i.A.a. Mietzel 2002, S. 380f
68
69 Vgl. Doering & Bortz, 2016, S. 24
70 Vgl. Doering & Bortz, 2016, S. 398
71 Vgl. Doering & Bortz, 2016, S. 407
72 Vgl. Ebenda S. 407 & S. 244
73 Vgl. Lexikon Stangl, Begriff: Rating-Skala
74 D.h. die Auswahl der Mittelkategorie kann entweder bedeuten, dass der/die Befragte keine dezidierte Meinung vertritt (indifferent ist), oder es kann bedeuten, dass die Ausprägung von Situation zu Situation unterschiedlich ist (ambivalent ist).
75 Vgl. Doering & Bortz, 2016, S. 249 i.A.a. Dawis 1987; Lissitz & Green, 1975; Lozano, García-Cueto, & Muñiz, 2008; Preston & Colman, 2000; B. Rohrmann 1978
76 Vgl. Döring & Bortz, 2016, S. 463
77 Vgl. Döring & Bortz, 2016, S. 463
78 Vgl. Statista, Definition Deskriptive Statistik, 2019
79 Vgl. Bourier, 2018, S. 99
80 Vgl. Puhani, 2020, S. 26
81 Vgl. Puhani, 2020, S. 153
82 Bsp.: Smigierski: Mittelwert vs. Median
83 Vgl. Puhani, 2020, S. 7, 61f.
- Citar trabajo
- Anónimo,, 2020, Der Einfluss der Eltern auf ihre Kinder in der Ausbildung. Eine Studie aus der Perspektive der Auszubildenden, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/951986
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