INHALTSVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG
2 EUROPÄISCHE BILDUNGSPOLITIK
2.1 DIE EUROPÄISCHE BILDUNGSPOLITIK BIS 1995
2.2 ZIELE EUROPÄISCHER BILDUNGSPOLITIK HEUTE
2.3 KRITIK AN DER AKTUELLEN EUROPÄISCHEN DEBATTE ZUR BILDUNGSPOLITIK
3 ITALIENISCHE BILDUNGSPOLITIK
3.1 HISTORISCHER RÜCKBLICK
3.2 DAS ITALIENISCHE BILDUNGSSYSTEM HEUTE
3.2.1 Allgemeines 14
3.2.2 Die Primarstufe 15
3.2.3 Die untere Sekundarstufe 16
3.2.4 Die obere Sekundarstufe 16
3.2.5 Der Hochschulbereich 18
3.2.6 Die Berufsbildung 21
3.2.7 Die Erwachsenenbildung 22
3.3 ZUKUNFTSPLÄNE
3.4 WIE WIRKSAM IST DAS ITALIENISCHE BILDUNGSSYSTEM IM HINBLICK AUF ARBEITSLOSIGKEIT?
3.4.1 Exkurs: Der ö konomische Dualismus zwischen Norden und S ü den 25
3.5 ZWISCHENFAZIT
4 FAZIT UND AUSBLICK
ÜBERSETZUNGSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
LITERATURVERZEICHNIS
1 Einleitung
Seitdem 1992 in Maastricht die Weichen für eine Wirtschafts- und Währungs- union gestellt wurden,1 hat der gemeinsame, europäische Wirtschaftsraum konkrete Gestalt angenommen. In der deutschen, öffentlichen Diskussion stehen meistens die Angst vor einer Entwertung der DM einerseits, sowie Debatten über den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Stellung Europas im internationalen Wettbewerb andererseits im Vordergrund. Die einseitige Fokussierung auf diese beiden Themenkreise ist verständlich: Schließlich hängt von der Beantwortung dieser beiden Fragenkomplexe die Existenz vieler UnionsbürgerInnen ab. Letztlich steht hinter jeder dieser Fragen die Angst vor dem Verlust der Existenz durch Verlust des Arbeitsplatzes. Diese Angst ist, wie die Arbeitslosenzahlen in Europa zeigen, durchaus nicht unberechtigt. 1998 waren im „Europa der 11“, d.h. in denjenigen Mitgliedstaaten, die sich an der Währungsunion beteiligen, fast 11% aller Erwerbspersonen arbeitslos, wobei sich die Arbeitslosen in Europa in einigen Regionen stärker, in anderen weniger konzentrieren.2 Die Europäische Kommission sieht die allgemeine und berufliche Bildung als wirksames Mittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit an.3
Die Bedeutung von Bildung und Ausbildung für den Arbeitsmarkt ist von den europäischen Institutionen erst relativ spät erkannt worden. Die Heterogenität Europas mit seiner Vielzahl an verschiedenen Sprachen, historischen Traditionen und Kulturen macht eine gemeinsame Politik, gerade im Bereich der Bildung, nicht einfach. Ein gemeinsames, europäisches Bildungssystem ist zur Zeit aus vielerlei Gründen nicht vorstellbar und wird auch weder von den europäischen Institutionen, noch von den Mitgliedstaaten gewünscht.4 Will man aber die nationalen Bildungssysteme erhalten, ist es notwendig, jedes System einzeln einer genauen Prüfung zu unterziehen und diese mit gemeinsam abgestimmten Leitlinien abzustimmen. Italien eignet sich aus mehreren Gründen als Untersuchungsgegenstand besonders gut: Es ist einerseits der Mitgliedstaat im „Europa der 11“ mit der längsten Bildungstradition, auf der anderen Seite ist es auch ein Staat mit vielen Problemen. Einige davon sind exemplarisch für ganz Europa, andere wiederum spezielle Probleme, die aus der Geschichte des Landes resultieren. Das italienische Bildungssystem aus dem europäischen Blickwinkel heraus zu betrachten, heißt: Darauf zu achten, welchen Einfluß historische Vorkommnisse und ökonomische Besonderheiten auf ein nationales Bildungssystem haben können. Es heißt des weiteren: Ursachen für Probleme, Ungereimtheiten und Ungleichgewichte in der aktuellen politischen und wirt- schaftlichen Situation des Landes zu suchen und Lösungsansätze aufzuzeigen. Es heißt des weiteren: Durch die Betrachtung eines anderen Systems Parallelen zum oder Vorteile gegenüber dem eigenen System zu erkennen und Nutzen daraus zu ziehen. Aber letztendlich heißt es auch: Sich für seinen Nachbarn zu interessieren, ihn ein Stück weit kennenzulernen und daraus das aufzubauen, was überzeugte EuropäerInnen eine „europäische Identität“ nennen.
Im Folgenden soll zunächst nachgezeichnet werden, wie eine gemeinsame europäische Bildungspolitik entwickelt wurde und auf welchem Stand sie sich heute befindet. Dann geht der Blick auf das italienische Bildungssystem. Dabei werden insbesondere mögliche Zusammenhänge zwischen Bildungssystem und Arbeitsmarkt kritisch beleuchtet. Zum Schluß soll am Beispiel Italiens aufgezeigt werden, was am derzeitigen System geändert werden müßte, um den europäischen Vorgaben gerecht zu werden. Außerdem wird versucht, mögliche Perspektiven einer europäischen Bildungspolitik aufzuzeigen.
2 Europäische Bildungspolitik
Die Bildungspolitik gehörte ursprünglich nicht eindeutig zu den Aktionsfeldern der Europäischen Gemeinschaft. Heute, im Zeitalter der Globalisierung, ist Ausbildung und Weiterbildung als Wettbewerbsfaktor nicht mehr wegzudenken. Auch bei der Lösung des europaweit bestehenden Problems der Massenarbeitslosigkeit kommt man an einer Abstimmung der Bildungsinhalte mit den Erfordernissen der Wirtschaft anscheinend nicht vorbei. „Die Politik in den Bereichen Ausbildung und Lehre als wesentlicher Faktor zur Verbesserung der Beschäftigungslage und der Wettbewerbsfähigkeit muß verstärkt werden...“5 Wie weit die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik in Bildungsfragen allerdings gehen sollte, ist eine Frage, die es in den kommenden Jahren zu diskutieren gilt. Ein historischer Abriß über die Bildungspolitik der Europäischen Gemeinschaft kann und soll deshalb nur diejenigen historischen Schritte nachzeichnen, die notwendig sind, um die aktuelle Diskussion zu verstehen. Es folgt dann eine Darstellung der aktuellen bildungspolitischen Zielsetzungen der EG, um diese danach kritisch zu beleuchten.
2.1 Die Europäische Bildungspolitik bis 1995
Als 1958 die EWG gegründet wurde, stand eindeutig die Schaffung eines ge- meinsamen Wirtschaftsraumes mit freiem Güterverkehr im Vordergrund. Insofern enthielt der Original-EG-Vertrag von Rom auch nur wenige und zudem sehr allgemein gehaltene Passagen bezüglich Bildung. In Artikel 41 waren bei- spielsweise für den Bereich der Landwirtschaft gemeinsame Maßnahmen zur Koordination der Aus- und Weiterbildung vorgesehen. Artikel 51 spielte auf die gegenseitige Anerkennung von Diplomen und Zeugnissen an. Dieser, gerade im Hinblick auf den interkulturellen Austausch und die Verwirklichung der Frei- zügigkeit innerhalb der Union sehr wichtige Punkt, konnte so lange nicht zum Tragen kommen, bis die ersten Richtlinien erlassen wurden, die die Anerkennung von Diplomen, Zeugnissen und Berufsabschlüssen regelten. Dies geschah für jeden Studiengang und jeden (Dienstleistungs)beruf einzeln. Da die ersten Richtlinien erst zwanzig Jahre später erlassen wurden, blieb auch diese Bestimmung zunächst eine bloße Absichtserklärung. In Artikel 118 wurde die Europäische Kommission beauftragt, u.a. auch die Zusammenarbeit der Mit- gliedstaaten in Fragen der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu fördern. Dies wurde in Artikel 128 noch einmal näher konkretisiert, wo u.a. ausgeführt wurde, warum gerade der beruflichen Aus- und Weiterbildung ein vergleichsweise hoher Stellenwert eingeräumt wurde: Eine Vereinheitlichung der Standards in der Berufsbildung sollte einer Angleichung der nationalen Märkte und damit dem gemeinsamen europäischen Markt dienen.6
1969 fand dann in Den Haag eine Konferenz statt, auf der die Regierungschefs der damaligen Mitgliedstaaten in einem Kommuniqué festhielten, daß die EG mehr sei, als eine bloße Wirtschaftsgemeinschaft. Auf einer neuerlichen Kon- ferenz 1971 trafen dann die Bildungsminister der Mitgliedstaaten und die Euro- päische Kommision zusammen und stellten in ihrer Resolution heraus, daß nicht nur die berufliche Aus- und Weiterbildung, sondern Bildung allgemein als ein Aktionsfeld der Europäischen Gemeinschaft betrachtet werden könne. Dies kann als der Anfang einer gemeinsamen europäischen Bildungspolitik bezeichnet werden. Die Kommission beauftragte Henri Janne, vormals belgischer Bildungsminister, mit der Gründung einer Arbeitsgruppe, um Leitlinien für eine europäische Bildungspolitik zu erarbeiten. Der Janne-Report setzte insofern Zeichen, als daß er eine „harte“ Harmonisierung europäischer Bildungspolitiken ablehnte, sondern statt dessen eine Einbeziehung bildungspolitischer Gemein- schaftsziele in deren ökonomische, wissenschaftliche und kulturelle Politiken empfahl. Eine Ursache für diese grundsätzliche Entscheidung für das subsidiäre Prinzip mag dabei gewesen sein, daß eine der Grundlagen für das Janne-Papier eine Zusammenfassung aller statistischen Daten der damaligen Europäischen Union war, die die Heterogenität der Bildungssysteme in Europa deutlich gemacht haben dürfte. Als Leitlinien für eine europäische Bildungspolitik empfahl der Janne-Report, das Erlernen von Fremdsprachen und den Austausch zwischen Schulen und Universitäten zu fördern. Die Bedeutung des lebenslangen Lernens wurde ebenfalls betont. Interessanterweise war die vorbehaltlose Anerkennung von Diplomen und Zeugnissen damals noch nicht vorstellbar. Lediglich diejenigen Diplome sollten anerkannt werden, die in einer Gemeinschaftsliste aufgeführt waren.
Erst 1974 kam man zu dem Schluß, daß diese Vorgehensweise für eine Lösung des Problems nicht ausreichte.7 Europäische Kommission und Ministerrat8 setzten 1974 die Vorschläge des Janne-Reports in Aktionsleitlinien um. Erste Pilotprojekte und Austauschprogramme wurden gestartet. Außerdem befaßte sich die Konferenz damit, wie die Ausbildung von Migrantenkindern zu organisieren sei.9 Die Migration war im Zuge der Freizügigkeit innerhalb der EU zu einem nicht zu vernachlässigenden Faktor geworden. Einerseits stieß z.B. der Zustrom von MigrantInnen bei der Ausbildung ihrer Kinder z.B. in der Bundesrepublik Deutschland auf nicht unerhebliche Probleme,10 auf der anderen Seite erwies sich auch die Reintegration in den Abwandererregionen, z.B. in Süditalien, als schwierig, vor allen Dingen, weil die Kinder der RemigrantInnen oft ihre Muttersprache nicht mehr beherrschten. Während in den sechziger Jahren die Zahl der italienischen Emigranten die der Remigranten noch bei weitem überstieg, glichen sich die Ströme quantitativ bis Anfang der siebziger Jahre immer mehr an. Ab 1973 überstieg dann die Zahl der Remigranten die der Emigranten.11 Auf der Konferenz von 1974 wurde auch darüber diskutiert, wie Informationen über Aufbau, Zusammensetzung, Sinn und Zweck der Europäischen Gemeinschaft besser in die Curricula einzubeziehen seien. 1976 wurde hierzu ein Aktionsprogramm veröffentlicht. Hier fielen vor allen Dingen drei Dinge ins Auge:
1. Bildung war zu einem Teil der Gemeinschaftspolitiken geworden.
2. Die Zuständigkeit für europäische Bildungspolitik hatte sich, zumindest teil- weise, von den Mitgliedstaaten auf die Gemeinschaftsebene verlagert.
3. Die „Arbeitsgruppe Bildung“ stellte sich untypischerweise nicht als eine Ar- beitsgruppe der Europäischen Kommission, sondern des Ministerrates dar. Man könnte dies sowohl, je nach Blickwinkel, als ein gutes Beispiel für sub- sidiäre als auch für intergouvernementale Zusammenarbeit betrachten.12 Dieser Punkt ist insofern von Bedeutung, als daß er die Bildungspolitik der EU bis heute charakterisiert: Europäische Bildungspolitik ist bis heute durch den Spagat gekennzeichnet, einerseits die alleinige Zuständigkeit der Mit- gliedstaaten für ihre Bildungspolitik nicht in Frage zu stellen, auf der anderen Seite aber zu versuchen, gemeinsame Ziele zu formulieren und in die natio- nalen Bildungssysteme zu integrieren. Bis heute nimmt die europäische Bil- dungspolitik eine Zwitterstellung zwischen supranationaler und inter- gouvernementaler Zusammenarbeit ein.
Die Jahre bis 1980 waren mit Pilotstudien und der schrittweisen Umsetzung der 1976 beschlossenen Aktionsleitlinien ausgefüllt, u.a. mit der Gründung von EURYDICE. Das Programm hatte den Auftrag, Informationen und statistische Daten, die für die Bildung relevant waren, aus den Mitgliedstaaten zu sammeln und Vergleichsstudien zu erstellen.13 Gleichzeitig wurden erste Schritte unter- nommen, die im alten EG-Vertrag14 in Artikel 48 garantierte Freizügigkeit zu verwirklichen, u.a. wurde 1977 die sog. Dienstleistungsrichtlinie15 erlassen, die es Ärzten, Rechtsanwälten, Architekten und anderen freien Berufen ermöglichte, sich in jedem Mitgliedstaat niederzulassen. Ab 1980 gerieten dann immer mehr Fragen der Chancengleichheit für Mädchen, Behinderte und ethnisch dis- kriminierte Gruppen in den Vordergrund. Auch die in ganz Europa zunehmende Jugendarbeitslosigkeit wurde verstärkt in die Erörterungen über die Bildungspolitik einbezogen. 1983 fand beispielsweise ein erstes Treffen der beiden Ministerräte für Bildung sowie für Arbeit und Soziales statt. 1985 brachte dann eine Arbeitsgruppe der Europäischen Kommission den Adonnino-Report heraus, der sich u.a. damit befaßte, wie die bisher nur für ArbeitnehmerInnen und Dienstleistende ins Auge gefaßte Freizügigkeit auch für SchülerInnen, Stu- dierende und Lehrende zu verwirklichen sei.16 Folgerichtig wurde dann im Jahre 1989 die sog. Diplomrichtlinie erlassen, die die Anerkennung von Hoch- und Fachhochschuldiplomen regelte.17 1992 folgte dann schließlich eine Richtlinie, die sich mit der Anerkennung von Berufsabschlüssen befaßte.18 Um die Mobilität der Studierenden zu unterstützen wurden 1987 ERASMUS gegründet. Bis Mitte der neunziger Jahre wurden noch viele weitere Gemeinschaftsprogramme ins Leben gerufen, von denen an dieser Stelle nur beispielhaft angeführt seien:
- EUROTECHNET, gegründet 1983, das die Weiterbildung in den Neuen Technologien vorantreiben soll
- COMETT, gegründet 1988, das unter Einbeziehung der industriellen und technologischen Entwicklung Ausbildungspläne entwickeln soll
- IRIS, das 1988 gegründet wurde und sich mit Frauenförderung befaßt
- LINGUA, das 1989 gegründet wurde und das Erlernen von Fremdsprachen fördern soll
- TEMPUS, das 1990 gegründet wurde und die Entwicklung und Neu- strukturierung der Universitäten in West- und Osteuropa vorantreiben soll
- u.v.a.m.19
1995 brachte die Europäische Kommission dann das „Weißbuch Bildung“ heraus, das die mögliche Zielrichtung für eine künftige Europäische Bildungspolitik aufzeigt und sich als Diskussionsanreiz versteht. „Dieses Weißbuch hat nicht den Ehrgeiz, einen Maßnahmenkatalog vorzulegen. Die Kommission kennt weder ein Patentrezept noch schlägt sie ein solches vor. Das Weißbuch soll lediglich zum Nachdenken anregen und Aktionsleitlinien vorzeichnen.“20
2.2 Ziele europäischer Bildungspolitik heute
Das Weißbuch hat bis jetzt viele Reaktionen ausgelöst, die von kritisch-ablehnend bis zustimmend reichen. Künftige Lehrerinnen und Lehrer werden z.B. nicht umhin kommen, ihre zukünftige Rolle im (europäischen) Bildungssystem zu definieren und zu hinterfragen. „Die Umsetzung ... könnte bedeuten, daß LehrerInnen mit zu den ersten Berufsgruppen gehören, die eine hohe Mobilität an den Tag legen müssen, um auf dem zukünftigen europäischen Arbeitsmarkt bestehen zu können.“21 Die Diskussion geht aber weit über das zukünftige Berufsbild von PädagogInnen hinaus. Bei Diskussionen über das Sponsoring von Schulen und Universitäten, zukünftige Ausbildungsgänge in der Berufs- und Weiterbildung etc. wird das Weißbuch immer wieder zitiert und ins Feld geführt. Deshalb soll im Folgenden dessen Inhalt kurz dargestellt werden.
Das Weißbuch befaßt sich mit den großen Umwälzungen, die in unserer Gesell- schaft in den letzten Jahren stattgefunden haben bzw. sich noch weiter ver- stärken werden. Hier werden die fortschreitende Globalisierung der Wirtschaft, die immer weiter fortschreitende Informationstechnologie und die Fortschritte auf wissenschaftlich-technischem Gebiet als Faktoren genannt. Ausgehend von diesen Faktoren wird versucht, jeweils aufzuzeigen, was sich im Bereich der Allgemeinbildung sowie im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung ändern muß, damit Europa im internationalen Wettbewerb bestehen kann. Die Verfasser kommen hierbei zu dem Schluß, daß Europa sich zu einer kognitiven Gesellschaft wandeln müsse. Um dies zu erreichen, müssen ihrer Meinung nach folgende Ziele angestrebt werden:
- Jeder Unionsbürger soll drei Fremdsprachen beherrschen. Dies soll neben einer Aufwertung der beruflichen Qualifikation auch dazu dienen, mehr über die Kultur der anderen Mitgliedstaaten zu erfahren und eine europäische Identität zu entwickeln. Um dies zu verwirklichen, soll der Austausch und die Kooperation zwischen Bildungseinrichtungen gefördert werden. Europäische Institutionenkunde und der europäische Gedanke sollen zu diesem Zweck stärker in die Unterrichtsinhalte einbezogen werden.22
- Das Prinzip des lebenslangen Lernens und die Mobilität sollen in Europa gefördert werden. Ein interessanter Punkt ist auch die angedachte Ausstellung von persönlichen Kompetenzausweisen nach EU-Standard für jeden Unionsbürger. Hiermit wäre es möglich, seine persönlichen Kompetenzen auszuweisen, ohne daß es eines formalen Ausbildungsabschlusses in her- kömmlicher Form bedarf. Denkbar wäre dies z.B. bei im Ausland erworbenen Fremdsprachenkenntnissen oder bei selbst angeeigneten Computerkenntnissen.23
- „Materielle und berufsbildungsspezifische Investitionen sollen gleich behandelt werden.“24 Darunter ist zu verstehen, daß nach den herkömmlichen Steuersystemen z.B. Weiterbildung in Betrieben oder die Beschäftigung von Auszubildenden von dem Unternehmen als Aufwand steuerlich abgesetzt werden können. Bisher wird aber nicht berücksichtigt, daß das Unternehmen durch das bessere Know How seiner MitarbeiterInnen ja auch einen Mehrwert erwirtschaftet. Letztlich sind also Investitionen in Humankapital nichts anderes, als wenn ein Unternehmen sich neue, leistungsstärkere Maschinen kauft. Man könnte also Bildungsinvestitionen gleich behandeln wie materielle Investitionen. Dies würde Unternehmen einen Anreiz geben, in die Weiterbildung ihrer MitarbeiterInnen zu investieren bzw. Auszubildende einzustellen.
- Ein anderer Punkt betrifft die Ausgrenzung benachteiligter Bevölkerungs- gruppen, wobei in dem Bericht vor allen Dingen sozial benachteiligte Jugend- liche angesprochen werden, z.B. MigrantInnen oder Jugendliche in sog. Ghetto-Wohnsiedlungen. Es wird die Förderung von „Schulen der zweiten Chance“ angedacht. Dabei wird auch auf Erfahrungsberichte aus dem Ausland zurückgegriffen, u.a. aus den USA und Israel. Die Einführung eines freiwilligen sozialen Jahres in Europa soll ein weiterer Lösungsvorschlag sein.25 Hier wird es sicherlich viele Kritiker geben, vor allen Dingen, weil keine positiven Beispiele angeführt werden, daß ein freiwilliges soziales Jahr jemals zu einer Lösung von Problemen wie Jugendarbeitslosigkeit und sozialer Ausgrenzung beigetragen hätten.
- Auf den letzten Punkt konzentriert sich schließlich ein Großteil der geäußerten Kritik: Er betrifft die Annäherung von Schulen und Unternehmen. Auf eine kurze Formel gebracht, sollen die Unterrichtsinhalte der Schule besser mit der Wirtschaft abgestimmt werden. Schulen sollen sich zum Arbeitsmarkt hin öffnen, damit der Übergang von der Ausbildung in den Beruf fließender wird.26 „ In einem Europa ohne Grenzen muß notwendiger denn je die Bildungspolitik stärker auf die Bedürfnisse von Wirtschaft und Gesellschaft abgestimmt werden. Die Korrelation zwischen Bildung und Wirtschaftswachstum ist lange Zeit verkannt worden.“27
2.3 Kritik an der aktuellen europäischen Debatte zur Bildungspolitik
Während 1990 die Jugendarbeitslosigkeit bei den 15- bis 24jährigen in der Bundesrepublik Deutschland nur 4,5% betrug, waren in Frankreich 19% aller Jugendlichen arbeitslos. Zum selben Zeitpunkt stellten die 20- bis 29jährigen 44% der Arbeitslosen in Frankreich, aber nur ein Drittel der Arbeitslosen in der Bundesrepublik.28 Dies spricht eindeutig für das duale Ausbildungssystem in der Bundesrepublik und erklärt, warum es international als vorbildlich gilt.29 Gegen fließende Übergänge zwischen Ausbildung und Beruf ist also nichts einzuwenden, wenn auch der Verdacht nicht ganz auszuräumen ist, daß es sich wieder einmal um einen Versuch handelt, die vielen jugendlichen Arbeitslosen in Europa billig und ohne soziale Konsequenzen (wie z.B. Unruhen in den Pariser Außenbezirken) „zwischenzuparken“. Für diese These würde auch der parallel damit einhergehende Vorschlag eines freiwilligen sozialen Jahres sprechen.
Die entscheidende Frage aber, die auch das Weißbuch nicht beantwortet, ist in der Qualität und Quantität der Einflußnahme von Unternehmen auf die Lehrinhalte zu sehen. Die Europäische Kommission bezieht die allgemeinbildenden Schulen ausdrücklich in ihren Wunsch nach einer größeren Einflußnahme von Unternehmen ein. Allgemeinbildende Schulen und ihre Lehrkräfte sollen sich darauf konzentrieren, Allgemeinbildung zu vermitteln und akzeptieren, daß sich die Wirtschaft auf die eine oder andere Art einmischt, sei es, indem sie selbst Lehrende stellt, sei es, daß sie Einfluß auf die Unterrichtsinhalte nimmt.30 Dies impliziert fast automatisch, daß die VertreterInnen aus Industrie und Handel nicht nur auf die quantitative Zusammensetzung der Curricula Einfluß nehmen, sondern auch auf die Unterrichtsinhalte der allgemeinbildenden Fächer. Sind Unternehmen dann auch noch Sponsoren, werden sich Lehrkräfte hüten, etwa kapitalismuskritische Thesen zu äußern. Bei einer nachfrageorientierten Bildung, wie sie der Europäischen Kommission vorschwebt, bleibt auch die Frage nicht beantwortet, wo die innovativen, kreativen und selbständig denkenden UniversitätsabsolventInnen herkommen sollen, die ja angeblich das Europa von morgen gestalten sollen.31
Doch die qualitative und quantitative Einschränkung der Lehrinhalte ist auch wesentlich subtiler vorstellbar: Wer wird sich beispielsweise noch mit Shakespeare befassen, wenn Wirtschaftsenglisch doch viel wichtiger ist? „It cannot be doubted that this new trend has a direct impact on curricular considerations ... not only in the area of technology and natural sciences, but also ... in the laws that we relate to these fields.“32 Diese Gefahr wird die Europäische Kommission mit unscharfen Formulierungen wie: „Die Berufsbildung darf nicht allein als Mittel dafür betrachtet werden, den Unternehmen qualifizierte Ar- beitskräfte zur Verfügung zu stellen“33 nicht aus der Welt schaffen können.
3 Italienische Bildungspolitik
Obwohl ItalienerInnen und Deutsche einige historische Erfahrungen teilen, etwa den Faschismus und die Stellung als Verlierer im Zweiten Weltkrieg, waren die Ausgangslagen in den Nachkriegsgesellschaften der beiden Staaten grundlegend unterschiedlich: Diese Unterschiede bezogen sich auf die Parteienlandschaft, die soziale Zusammensetzung der Bevölkerung, die demographische Verteilung u.v.a.m. Die Analyse des italienischen Bildungssystems soll deshalb mit einer Beschreibung derjenigen Aspekte der italienischen Nachkriegsgesellschaft beginnen, die das Bildungssystem beeinflußt haben. In Kapitel 3.2 folgt dann eine Beschreibung des Status Quo. Wie, wo und was lernen italienische SchülerInnen, StudentInnen und Auszubildende heute? Welche Reformpläne gibt es und inwieweit wurden sie umgesetzt? In Kapitel 3.3 soll dann untersucht werden, ob und inwiefern das Bildungssystem auf den nationalen Arbeitsmarkt wirkt. Um die Ursachen des Nord-Süd-Gefälles zu verstehen, das einen wesentlichen Teil des italienischen Arbeitsmarktproblems ausmacht, wird ein kleiner Exkurs in die italienische Geschichte vor 1945 unerläßlich sein. Zum Schluß dieses Kapitels wird dann noch einmal resümiert, was am italienischen Bildungssystem nach Meinung der Verfasserin als positiv und was als negativ zu bewerten ist.
3.1 Historischer Rückblick
Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichten die Auseinandersetzungen um ein neu aufzubauendes Bildungssystem in Italien eine Schärfe, die in dieser Form in anderen europäischen Ländern unbekannt war. In Italien hingegen gerieten sie zu einem Politikum. Dies hatte mehrere Gründe:
- Zum einen waren die italienischen Schulen und Universitäten während des Faschismus zwanzig Jahre lang ideologisch indoktriniert gewesen. Eine Neu- ordnung des Bildungswesens stand also, genau wie im besiegten Deutsch- land, bevor. Im Gegensatz zu Deutschland hatte es aber in Italien eine breite Widerstandsbewegung gegeben, die Resistenza. Obwohl es sicherlich nicht zulässig wäre, die Resistenza einer einzigen politischen Richtung zuzuordnen, kann sie doch in der Tendenz eher als sozialistisch-gewerkschaftlich orientiert eingeordnet werden. Dies läßt sich u.a. aus einigen Forderungen ableiten, die die Partito d ´ Azione, die Aktionspartei der Resistenza, 1944 zur Bildungspolitik aufstellte, u.a. wird die „Verschmelzung der Arbeitermassen mit technischen und kulturellen Schichten“34 erwähnt. Die also eher im linken politischen Spektrum anzusiedelnde Resistenza forderte ein Mitspracherecht bei der Neuordnung des italienischen Bildungswesens.
- Die andere Besonderheit in Italien lag in der Rolle der katholischen Kirche, die seit dem Bestehen des italienischen Nationalstaates traditionell immer eine wichtige Rolle im Bildungswesen gespielt hatte,35 spätestens jedoch seit dem Konkordat von 1929. Bis 1989 war die Teilnahme am Religionsunterricht Pflicht, wobei die Unterrichtsinhalte sich nach der römisch-katholischen Glau- benslehre zu richten hatten.36 Ihren Einfluß auf die Unterrichtsinhalte wollte die katholische Kirche genauso wenig aufgeben, wie ihre starke Stellung als Betreiberin zahlreicher Privatschulen. Noch heute (1997) gibt es in Italien 17.000 Privatschulen, von denen die meisten der Kirche gehören. Die geplante Finanzierung von Privatschulen aus öffentlichen Geldern gehört gegenwärtig zu den am heißesten diskutierten Punkten in der italienischen Bildungspolitik.37 „Das mit schweren ideologischen und politischen Gegensätzen belastete Problem harrt seit fünfzig Jahren einer Lösung.“38
- Als dritter Faktor in der Nachkriegszeit wäre die Präsenz amerikanischer Truppen zu nennen. Die amerikanische Besatzungsmacht war natürlich bestrebt, ihre Vorstellungen eines demokratischen Schulsystems in das be- siegte Italien zu importieren.
Die „Gewinner“ in dieser Auseinandersetzung waren schließlich die Christlich- Konservativen unter Ministerpräsident De Gasperi, die 1945 die ersten Lehr- programme für Volksschulen und Kindergärten herausgaben.39 Die Probleme, denen sich die Democrazia Christiana in der Bildungspolitik gegenübersah, waren aber nicht nur ordnungspolitischer oder ideologischer Natur. Viel dringender waren die sozialen Probleme: Die weitverbreitete Armut und das damit einhergehende Analphabetentum sowie das schon damals bestehende öko- nomische Gefälle zwischen Norden und Süden. Die fünfziger Jahre waren des- halb von dem Bestreben gekennzeichnet, die dringendsten Nöte von Kindern aus armen Familien zu beheben.40 Ende der fünfziger Jahre ging dieses Bestreben dann langsam in eine Politik der Schaffung von allgemeiner Chancengleichheit über: Die Lehrmittelfreiheit wurde eingeführt, kostenlose Transportmöglichkeiten für SchülerInnen wurden eingerichtet, Stipendien für HochschulstudentInnen organisiert usw. Als wichtigste Maßnahmen sind in diesem Zusammenhang wohl die Erweiterung der Schulpflicht bis zum 14. Lebensjahr und die 1962 eingeführte Einheitsmittelschule zu sehen.41
Insgesamt hatten diese Maßnahmen zur Folge, daß das allgemeine Bildungs- niveau angehoben wurde. Einer Untersuchung von Schizzerotto zufolge, der 1988 zwei Altersklassen befragte und diese sechs Herkunftsklassen zuordnete, hatten beispielsweise 42,5% der 21- bis 43jährigen, die aus der Landarbeiterklasse kamen, die untere Sekundarstufe (scuola media inferiore) besucht, während es von den 44- bis 68jährigen nur 8,1% bis zur media inferiore geschafft hatten und der Rest (mit einer kleinen Ausnahme von 0,4%) höchstens einen Elementarschulabschluß hatte.42 Im Hinblick auf eine Anhebung des allgemeinen Bildungsniveaus war dies zweifellos ein Erfolg. Der Abstand der einzelnen Herkunftsklassen zueinander hatte sich aber nicht wesentlich verringert. Das bedeutet, daß diejenigen, die nach ihrer sozialen Herkunft vorher lediglich einen Mittelschulabschluß hätten erreichen können, es nun bis zur oberen Sekundarstufe, zum Diplom oder sogar zur Promotion schafften. Die unteren Klassen, also die Kinder von LandarbeiterInnen und ArbeiterInnen, blieben von der höheren Bildung nach wie vor ausgeschlossen.43 Obwohl das Bildungsniveau insgesamt angehoben wurde, ist das Niveau im europäischen Vergleich aber auch heute noch vergleichsweise niedrig: Während in der Bundesrepublik 1997 beispielsweise über achtzig Prozent aller 25 - 59jährigen mindestens über einen Schulabschluß der Sekundarstufe II verfügten, waren es in Italien nur knapp über vierzig Prozent.44 Ab 1984 wurden in Italien zahlreiche Reformen eingeleitet, die sich sowohl auf die Unterrichtsinhalte, als auch auf die LehrerInnenausbildung sowie auf die Organisation der Schulen bezogen.
3.2 Das italienische Bildungssystem heute
„Modern Italy could be defined as the „educational sleeping beauty“, dreaming of her glorious past, when Latin was spoken ... the first university in Europe was created in Bologna ... and Italian Renaissance artists and philosophers influenced all other European schools.“45 Trotz zahlreicher Reformen ab Mitte der achtziger Jahre ist in Italien die Diskussion um die Zukunft des Bildungswesens noch nicht verstummt. Die Reformen zwischen 1984 und 1994 sind inzwischen zum großen Teil verwirklicht und markieren den Status Quo des gegenwärtigen Bildungssystems. Dieser gegenwärtige Stand wird nachfolgend beschrieben.
3.2.1 Allgemeines
In Italien ist das Erziehungs- und Bildungswesen traditionell zentralistisch ge- regelt. Der Zentralismus im Bildungswesen geht auf die napoleonischen Schul- reformen zurück.46 Das Erziehungsministerium (Ministero della Pubblica Istruzione) überwacht und koordiniert die Unterrichtsmaßnahmen der 20 Re- gionen und 94 nachgeordneten Provinzen.47 In jeder Provinz gibt es einen Provveditore agli studi, d.h. einen Chef der Provinzverwaltung für Schulen. Er stellt die Lehrkräfte ein und überwacht die Lehrpläne, für die bis heute ebenfalls das Erziehungsministerium verantwortlich ist.48 Des weiteren ist er verantwortlich für die staatlichen Weiterbildungseinrichtungen. 1993 wurde das Gesetz Nr. 537 beschlossen, das den Schulen zusichert, daß sie ihr eigenes Budget verwalten, sich selber organisieren und auch die Lehrpläne selbst zusammenstellen können.49 Es soll bis zum Jahr 2.000 umgesetzt sein.50
Laut Artikel 30 und 33 der italienischen Verfassung haben Eltern freie Schulwahl für ihre Kinder, d.h. sie haben die freie Wahl zwischen einer staatlichen und einer privaten Schule.51 Die Privatschulen müssen sich in ihren Lehrplänen genauso an die Direktiven des Unterrichtsministeriums halten, wie staatliche Schulen. 1984/85 waren immerhin 7,7% aller GrundschülerInnen PrivatschülerInnen,52 wobei Italien das einzige Land in der EU ist, in dem Privatschulen keinerlei staatlichen Gelder erhalten. Das Hauptproblem der geplanten Gleichstellungsreform, die auch eine Mitfinanzierung privater Schulen durch den Staat beinhaltet, ist die italienische Verfassung: Sie erlaubt zwar die Gründung von Privatschulen, macht aber zur Auflage, daß diese den Staat nicht belasten dürfen.53 1974 wurde auch die Beteiligung der Eltern in den Schulgremien ein- geführt. 1993 sollte ihre Mitbestimmung in den Gremien per Gesetz noch einmal gestärkt werden. Bis jetzt ist das Gesetz aber noch nicht umgesetzt.54
3.2.2 Die Primarstufe
Die Schulpflicht beginnt in Italien mit sechs und endet mit vierzehn Jahren. Der Besuch einer Vorschule (scuola materna), die Kinder zwischen drei und fünf Jahren aufnimmt, ist freiwillig. Die Grundschule (scuola elementare) beginnt dann mit sechs Jahren und dauert fünf Jahre. Sie ist in zwei Zyklen aufgeteilt. Im ersten Zyklus, der zwei Jahre dauert, werden von einem Klassenlehrer Lesen und Schreiben gelehrt. Im zweiten Zyklus teilen sich drei Lehrkräfte zwei Klassen55 und unterrichten die Kinder in Italienisch, einer Fremdsprache, Mathematik, Naturwissenschaften, Geschichte, Geographie, Sozialkunde, Kunst, Musik und Sport. Die Teilnahme am Fach „Religion“ ist freiwillig. Nimmt ein Schüler nicht daran teil, werden Alternativkurse angeboten. Momentan beträgt die Wochenstundenzahl für Grundschulen noch 24, wird aber möglicherweise auf 27 - 30 Stunden ansteigen.56 Am Ende eines jeden Schuljahres bekommen die Schüler eine Beurteilung in Form eines Berichts. Sind die Leistungen zu schwach, kann die Schulkonferenz beschließen, daß der Schüler die Klasse wiederholen muß. Am Ende der Grundschule steht eine Prüfung, bestehend aus zwei schriftlichen und einem mündlichen Prüfungsteil. Die licenza elementare ist die Voraussetzung für den Übergang in die Sekundarstufe.57
Die wichtigsten Reformen der Primarstufe beziehen sich auf die Lehrpläne und auf die Eingliederung Behinderter in die Regelschulen.58 1971 wurde das Gesetz Nr. 320 erlassen, das neue Fächer in die Grundschule einführte und eine flexiblere Gestaltung des Stundenplans möglich machte, u.a. durch die Einführung von Wahlfächern und eine Ausdehnung der Wochenstundenzahl auf bis zu 48 Stunden.59 Um die Implementation der neuen Fächer in der Elemen- tarschule zu gewährleisten, wurde 1990 die Ausbildung für Grundschul- und VorschullehrerInnen reformiert.60 Die LehramtsanwärterInnen müssen jetzt einen Universitätsabschluß nachweisen. 1991 wurde der Fremdsprachenunterricht als Pflichtfach in die Curricula der Elementarschulen aufgenommen.61 Die letzte Reform der Lehrpläne erfolgte 198562 und trat 1987/88 in Kraft.63
3.2.3 Die untere Sekundarstufe
1962 wurde die Sekundarstufe in Italien grundlegend reformiert.64 Allerdings bezog sich ein Großteil der Reformen auf die untere Sekundarstufe. Zwischen elf und vierzehn Jahren ist für alle SchülerInnen in Italien die scuola media inferiore vorgesehen, eine Art integrierte Gesamtschule. 1977 wurden Prüfungen und Noten eingeführt. Das consiglio di classe, bestehend aus den Lehrkräften, die für die Klasse zuständig sind, kann bei nicht ausreichenden Leistungen verlangen, daß der Schüler in den entsprechenden Fächern eine Prüfung ablegt. Eine Versetzung ins nächste Schuljahr ist dann vom Bestehen dieser Prüfung abhängig. 1990/91 wiederholten 11,1% der SchülerInnen mindestens ein Schuljahr, wobei im Süden des Landes und in den Großstädten die Rate wesentlich höher war.65 Am Ende der dreijährigen Ausbildung steht eine Prüfung, die mit dem diploma di licenza media abschließt.66 Die Prüfung besteht aus schriftlichen und mündlichen Prüfungsteilen. Schriftliche Prüfungen sind hierbei für die Fächer Italienisch, erste Fremdsprache und Mathematik vorgesehen. In den Fächern Geschichte, Staatsbürgerkunde, Geographie (jeweils alternativ), Chemie, Physik (jeweils alternativ), technischer Unterricht, Kunst, Musik und Sport wird mündlich geprüft.67 Letztlich bestehen 97,8% aller SchülerInnen das Endexamen (1989/90).68 Das diploma di licenza media berechtigt dann zum Übergang in die obere Sekundarstufe.69 20% der PflichtschulabsolventInnen gehen jedoch direkt auf den Arbeitsmarkt.70 Seit 1991 müssen sich MittelschullehrerInnen außer der allgemeinen Universitätsausbildung auch noch auf ein spezielles Fach spezialisiert haben.71 Diese Reform ist von Bedeutung, weil sie eine Anpassung an allgemeine europäische Standards bedeutet.72
3.2.4 Die obere Sekundarstufe
Zwischen 80 und 90% aller SchülerInnen mit einer licenza media besuchen Jahr für Jahr eine weiterführende Schule, jedoch erreichen nur die Hälfte einen Ab- schluß. Somit ist die obere Sekundarstufe (secondaria superiore) die selektivste Stufe im italienischen Bildungssystem.73 Grundsätzlich umfaßt die Sekundarstufe II fünf Typen:
- die allgemeinbildenden Gymnasien, einschließlich des klassischen Gymna- siums (liceo classico), des naturwissenschaftlichen Gymnasiums (liceo scientifico) und des Fachgymnasiums (liceo artistico)
- die Fachschule für bildende Künste (instituto d ´ arte)
- die Fachschulen für die Ausbildung von Vor- und GrundschullehrerInnen (scuola magistrale bzw. instituto magistrale)
- das beruflich-technische Gymnasium bzw. die technische Oberschule (instituto technico)
- und die Berufsfachschule (instituto professionale) mit darauf aufbauenden Zweigen.
Je nach Art der Schule variieren hierbei Ausbildungsdauer und Art des Abschlusses:
- Das liceo classico und das liceo scientifico haben eine Ausbildungsdauer von fünf Jahren. Sie schließen mit der allgemeinen Hochschulreife (maturit à ) ab.
- Das liceo artistico kann nach vier Jahren mit dem Fachabitur abgeschlossen werden oder nach fünf Jahren mit der allgemeinen Hochschulreife.
- Die Ausbildung an einem instituto d ´ arte dauert drei Jahre und schließt mit einem Fachabitur (maturit à di arte applicata) ab.
- Am instituto magistrale kann nach vier Jahren ein Fachabitur, nach fünf Jahren die allgemeine Hochschulreife erworben werden.
- Die Ausbildung an einer scuola magistrale dauert drei Jahre und schließt mit einem Fachabitur ab.
- SchülerInnen am instituto technico und an den instituti professionale machen eine 3 - 5jährige Ausbildung. Nach fünf Jahren können sie entweder direkt in den Beruf gehen oder ein Fachabitur in dem von ihnen gewählten Bereich machen.74
Reformen haben in diesem Bereich kaum stattgefunden. Die Lehrinhalte der oberen Sekundarstufe wurden seit zwanzig Jahren nicht reformiert. Die Grund- züge des Systems stammen noch von 1923 von Giovanni Gentile, dem ersten Erziehungsminister unter Mussolini. Lediglich die Zugangsberechtigungen für ein Studium wurden geändert und neue Stränge hinzugefügt. Dies hat das System unübersichtlich werden lassen.75 „Die beruflichen Vollzeitschulen sind (hierbei, d. Verf.) der größte Schwachpunkt des italienischen Schul- und Berufs- bildungssystems.“76 Insgesamt bieten die fünf unterschiedlichen Haupttypen über dreihundert verschiedene Ausbildungsgänge77 an 113 Schultypen an!78 Obwohl an der Struktur der Curricula seit zwanzig Jahren nichts Wesentliches verändert wurde, hat das Unterrichtsministerium eine Fülle von Schulversuchen eingeleitet, die das Ziel haben, in Ergänzung zu den alten Lehrplänen neue Fächer einzuführen, z.B. Computerunterricht, weitere Fremdsprachen, Business Studies, kaufmännischer Unterricht, Unterricht im Sozial- und Gesundheitswesen usw. Bis heute ist aber noch keine Entscheidung über die verbindliche und landesweite Implementierung gefallen.79
3.2.5 Der Hochschulbereich
Es gibt 33 staatliche Universitäten in Italien, die größten befinden sich in Rom, Padua und Neapel, die älteste Europas in Bologna (gegründet 1119).80 Das Hochschulwesen in Italien ist heute der Bereich, der am meisten durch die Bil- dungspolitik der Europäischen Gemeinschaft beeinflußt ist. Die wichtigste Maß- nahme zur Europäisierung des italienischen Hochschulbereichs mag hierbei wohl das 1987 geschaffene Ministerium sein, das für die Universitäten sowie für wissenschaftliche und technologische Forschung zuständig ist. Seitdem die ita- lienischen Hochschulen nicht mehr dem Erziehungsministerium unterstehen, hat sich viel geändert, u.a. wurde an der besseren Implementierung von ERASMUS, COMETT, LINGUA und TEMPUS gearbeitet. Obwohl die Beteiligung der ita- lienischen Hochschulen an den Programmen im Vergleich zu anderen Mitglied- staaten der Gemeinschaft noch nicht sehr weit vorangeschritten ist und auch die gleichmäßige geographische Verteilung (Nord- und Süditalien) zu wünschen übrig läßt, wurden doch Fortschritte erzielt.81 „In so far as we can consider the Italian education system as the „sleeping beauty“ of the tale, steps of he „prince“ can be heard in Italian universities.“82
Seit 1990 erlaubt das Gesetz den Universitäten, dreistufige Studiengänge ein- zurichten. Die Neuerung besteht in einem Art „kleinen Diplom“(diploma universitario), das nach zwei bis drei Jahren gemacht werden kann und in etwa dem Vordiplom deutscher Universitäten entspricht.83 Das traditionelle Diplom, das diploma di laurea, kann hingegen erst nach vier bis sechs Jahren erreicht werden.84 Die dreistufigen Studiengänge sind aber noch nicht überall imple- mentiert.85 Um zu promovieren, muß der Student noch ein zusätzliches Diplom machen (diploma di specializziazione).86 Das Studienjahr fängt im Allgemeinen Anfang bis Mitte Oktober an, an einigen Fachhochschulen auch erst Anfang November. Im Februar sowie im Juni und Juli finden Prüfungen statt. Außer Weihnachten und Ostern haben StudentInnen im August und September Ferien, soweit sie keine Wiederholungsprüfungen schreiben müssen, die im September stattfinden. Die Organisation des akademischen Jahres ist insofern von Bedeutung, als daß sie für den angestrebten europaweiten Austausch von Studierenden und Lehrenden relevant ist. Italien erfüllt damit die wesentlichen Voraussetzungen, die für eine europäische Harmonisierung des zeitlichen Ablaufs eines akademischen Jahres notwendig sind: Das erste Semester fängt nicht später als in der zweiten Oktoberwoche an und das zweite Semester nicht eher als Anfang Februar.87 Die Hürden für die Aufnahme eines Studiums sind nicht besonders hoch: Einen Numerus Clausus gibt es zur Zeit nur für Zahnmedizin. Doch muß am Ende eines jeden Studienjahres eine Prüfung bestanden werden, deren Bestehen die Voraussetzung für die Zulassung zum nächsten Studienjahr ist.88
Eine Besonderheit des italienischen Hochschulwesens ist, daß es zwar theo- retisch der Erlangung einer akademischen Qualifikation dienen soll, in der Praxis aber oft die Funktion einer Weiterqualifikation für den Beruf hat.89 Dies ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, daß das System der beruflichen Bildung in Italien große Schwächen zeigt.90 Als Alternative belegen viele Jugendliche mit einem Abschluß der Sekundarstufe II einfach Kurse an den Universitäten, ohne einen akademischen Abschluß anzustreben. Die Funktion der italienischen Uni- versitäten als Weiterbildungsinstitution für BerufsanwärterInnen steht aber in krassem Gegensatz zu ihren Curricula:91 „ Training as such is not explicit in most fields of study, other than through the acquisition of knowledge, and therefore „work experience“ is almost non-existent within the curricula of the various universities.“92 Letztendlich erreichen weniger als 30% aller Studierenden einen akademischen Abschluß.93 Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, daß dieser hohe Anteil sicherlich nach unten wird korrigiert werden müssen, wenn das diploma universitario erst einmal flächendeckend eingeführt ist. An den grund- sätzlichen Problemen des italienischen Hochschulwesens dürfte sich dadurch jedoch nichts ändern: Überfüllung der Hörsäle und Akademikerarbeitslosigkeit.94
Während Ende des vorigen Jahrhunderts die Universitäten noch jährlich zwischen 3.000 und 4.000 dottori entließen, waren es 1974 bereits 65.000. Diese Bildungsexpansion kam nicht von ungefähr, sondern war u.a. darauf zurückzuführen, daß durch die Reform der Sekundarstufe I das Bildungsniveau allgemein angehoben worden war (vergl. Kap. 3.1). Die Öffnung der Hochschulen für breitere Bevölkerungsschichten, von der letztlich vor allen Dingen die Kinder von Angestellten profitierten, wurde u.a. auch damit erreicht, daß die Zahl der Stipendien für den Hochschulbereich erhöht wurde. 1976/77 hatten die italienischen Hochschulen fast 600.000 Studierende mehr, als noch zehn Jahre zuvor.95 Der Anteil der durch Stipendien Geförderten stieg zwischen 1966 und 1974, also fast im selben Zeitraum, von 7,5% auf 27,6%.96 Man kann also mit Fug und Recht von einer Bildungsexpansion (nicht nur) im italienischen Hoch- schulbereich sprechen. Ein, wenn auch nicht der einzige, Grund für diese staat- lich geförderte Bildungsexpansion mag dabei auch die in Italien unverhältnismäßig hohe Jugendarbeitslosigkeit gewesen sein, die besonders seit 1968 bedenkliche Ausmaße annahm: Während beispielsweise 1971 der Anteil der Jugendlichen auf der Suche nach einem Erstjob in Deutschland bei 4% und in Frankreich bei 17% lag, stellte diese Personengruppe zum selben Zeitpunkt in Italien 60% aller Arbeitslosen. Die Hoffnung, daß sich dieses Problem würde mildern lassen können, wenn man die Jugendlichen dazu bewegen könne, länger im Bildungssystem zu verbleiben, erwies sich als Fehlschlag: Die Ju- gendarbeitslosigkeit wurde langfristig nicht gemindert, vielmehr wurde ins- besondere der Eintritt der AkademikerInnen in das Arbeitslosenheer nur bis ca. 1977 verzögert.
Paradoxerweise hatten in einigen Gebieten des Südens sogar gering qualifizierte Jugendliche teilweise bessere Arbeitsmarktchancen als Universitäts- absolventInnen, denn durch die Emigration bestand in Süditalien vielfach eine Nachfrage nach ungelernten Arbeitskräften. 1977 kam es zu Studentenunruhen, die sich schnell zu Massenprotesten gegen das politische und soziale System ausweiteten. Ausgehend von Palermo, weiteten sich die Proteste schnell bis nach Rom aus. Den Demonstrationen der Studierenden schlossen sich schnell andere Bevölkerungsgruppen an, die tatsächlich oder potentiell von Arbeitslosigkeit betroffen waren. Die Gewerkschaften waren in diese Proteste nicht involviert, vielmehr hatten sie jahrelang versucht, den Status Quo für JobinhaberInnen zu erhalten. Als Konsequenz wurde noch im selben Jahr das erste und bisher einzige nationale Programm zur Beseitigung der Jugendarbeitslosigkeit97 beschlossen.98 Die Welle von Gewalt und Terrorismus, die Italien in den folgenden Jahren überrollte,99 ging u.a. von radikalisierten Splittergruppen der Protestbewegung von 1977 aus.100 Italien hatte noch viele Jahre darunter zu leiden. Und noch heute hat Italien die höchste Akademikerarbeitslosigkeit in der EU.101
3.2.6 Die Berufsbildung
„Berufliche Grundbildung wird kaum im Bildungssystem angeboten. Der vielfältige Weiterbildungsbereich soll durch ein Bündel von Maßnahmen diese Ver- säumnisse kompensieren.“102 An den instituti professionale (vergl. Kap. 3.2.4) werden die SchülerInnen auf ein jeweiliges Berufsfeld vorbereitet. Die Unter- richtsinhalte sind speziell auf diese Berufsfelder zugeschnitten. Die Berufsfelder umfassen z.B. Landwirtschaft, Industrie und Handel sowie Dienstleistungen. Die dazugehörigen Fächer z.B. Agrarwirtschaft und Fischerei (für Landwirtschaft), Elektronik, Chemie, Bau- und Holzarbeiten (für Industrie und Handel), Friseur und Kosmetik, Tourismus, Unterhaltung, Bürotätigkeiten, Kommunikation (für Dienstleistungen) u.v.a.m. Die Ausbildung dauert 3 Jahre und schließt mit einem Zertifikat ab. Nach zwei weiteren Jahren kann ein diploma di maturit à professionale erlangt werden, das sowohl zum Studium an einer Fachhochschule ermächtigt, als auch einen qualifizierten Berufsabschluß ausweist.103 Es gibt in Italien auch eine betriebliche Ausbildung mit Berufsschule und Lehrvertrag. Sie dauert drei bis fünf Jahre. Diese Lehrlingsausbildung ist aber mit dem dualen System deutscher Prägung nicht so ohne weiteres zu vergleichen, weil die Ausbildungsinhalte nicht verbindlich festgelegt sind. Eine Lehrlingsausbildung nach deutschem Muster gibt es nur in der autonomen Provinz Bozen („Südtirol“). Alternierend gibt es auch Lehrgänge bis zu drei Jahren in den Berufsbildungszentren der Regionen, die oft mit Betriebsphasen gekoppelt sind. Außerdem gibt es Arbeitsverhältnisse mit Berufsausbildung für Jugendliche zwischen 15 und 29 Jahren (contratti di formazione e lavoro). Diese Form der beruflichen Erstausbildung war seinerzeit Teil des nationalen Programms zur Beseitigung der Jugendarbeitslosigkeit von 1977 (vergl. Kap. 3.2.5). Kritiker bewerten die contratti di formazione e lavoro demzufolge auch eher als Arbeits- beschaffungsmaßnahme.104 Seit 1991 hat sich die Anzahl der contratti halbiert.105
3.2.7 Die Erwachsenenbildung
Die Erwachsenenbildung nimmt in Italien einen bedeutenderen Raum ein, als in anderen EU-Mitgliedstaaten. Bereits 1947 wurden die ersten Volksschulen zur Behebung des Analphabetentums gegründet.106 Noch 1951 konnten 12,9% aller ItalienerInnen nicht lesen und schreiben, wobei im Süden und auf den Inseln der Prozentsatz fast doppelt so hoch lag. 1981 hatte sich der Prozentsatz der totalen AnalphabetInnen in Italien bereits auf 3,1% reduziert. Im Süden lag er jedoch immer noch doppelt so hoch, wie im Rest des Landes.107 1978 wurde die Zuständigkeit für Weiterbildung auf die Regionen übertragen. Finanziell werden die Weiterbildungseinrichtungen zwar weiterhin von der Zentralregierung und vom Europäischen Sozialfond getragen, doch bestimmen die Regionen eigen- verantwortlich Inhalte, Qualifikationsniveau und Trainingsmethoden ihrer Wei- terbildungskurse. Träger dieser Weiterbildungseinrichtungen sind auch Kirchen, Gewerkschaften und Unternehmen,108 so daß in Folge das Angebot für Weiter- bildung seitdem vielfach erweitert werden konnte. Es umfaßt beispielsweise:
- Kurse für jugendliche SchulabgängerInnen ohne Abschluß
- Kurse für Jugendliche, die nur einen Elementarschulabschluß haben
- Kurse für arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Erwachsene
1993 waren Kurse für 350.000 TeilnehmerInnen geplant, davon 37% für die Erlangung des diploma di licenza elementare, 20% für die Erlangung des diploma di licenza media und 42% für Weiterbildungskurse für Erwachsene. Besonders die Kurse zur Erlangung der licenza media fanden in den letzten Jahren immer mehr Zuspruch. Während 1980 noch lediglich ein Drittel der Arbeitslosen einen Scuola-Media-Abschlu ß hatte, waren es 1992 schon 40%. Wie in vielen anderen Bereichen auch, funktioniert das Weiterbildungssystem auf regionaler Ebene im Norden und im Zentrum des Landes wesentlich besser, als im Süden. Zurückgeführt wird dies u.a. auf eine niedrige Nachfrage nach Wei- terbildungsangeboten.109 Vorstellbar ist, daß wegen der schlechten Arbeits- marktlage im Süden die Menschen keine Hoffnung sehen, daß eine Weiter- qualifikation etwas an ihrer Lage ändert. Dies würde die geringere Nachfrage erklären und damit einhergehende niedrige Standards in Quantität und Qualität der Curricula.110 Fatalerweise verschlechtert sich aber dadurch wiederum die berufliche und demzufolge letztendlich auch geographische Mobilität der süd- italienischen Arbeitslosen.
1973 vereinbarten die Tarifparteien der Metallindustrie die sog. 150-Stunden- Regelung. Sie besagt, daß ArbeitnehmerInnen sich bis zu 150 Stunden im Jahr bezahlt von ihrer Arbeit freistellen lassen können, um sich weiterzubilden. Die Gewerkschaften konzentrierten sich hierbei zunächst auf die Vermittlung von ele- mentaren Fertigkeiten und entwarfen eigene Zeugnisse, die von der Qualifikation her dem Abschluß der unteren Sekundarstufe entsprachen. Für betriebliche Zwecke vom Unternehmen organisierte Schulungen oder Gewerkschafts- schulungen waren von den 150 Stunden ausdrücklich ausgenommen. Diese sollten zusätzlich bei vollem Lohnausgleich in der Arbeitszeit wahrgenommen werden. Intendiertes Ziel dieser Regelung war eine Qualifikation der Arbeit- nehmerInnen, damit sie Arbeitsabläufe und Unternehmenszusammenhänge besser würden verstehen können. Die Gewerkschaften hegten auch die Hoffnung, daß mit einer besseren Qualifikation der sog. „blue-collar-workers“ sich der Abstand zu den „white-collar-workers“ verringern und einer größeren Solidarität Platz machen würde. Was zunächst nur für die Metallindustrie galt, wurde innerhalb von drei Jahren zum Bestandteil fast aller Tarifverträge, so daß heute praktisch alle italienischen ArbeitnehmerInnen in den Genuß dieser Regelung kommen. Mit der Zeit nahmen auch immer mehr Hausfrauen, Arbeitslose und MigrantInnen an den von den Gewerkschaften organisierten Kursen teil. Die ursprünglich eher auf langfristige Veränderung der Arbeitsbeziehungen reflektierenden Ziele haben aber einer pragmatischeren Sichtweise Platz gemacht: Die meisten TeilnehmerInnen an gewerkschaftlichen Weiterbildungskursen nutzen die erlangte Qualifikation zur Verbesserung hrer Aussichten auf dem Arbeitsmarkt.111
3.3 Zukunftspläne
1997 legte die erste Linksregierung unter Ministerpräsident Romano Prodi ver- schiedene Gesetzesentwürfe für eine umfassende Reform des Bildungswesens vor. Ziel dieser Bildungsreformen war u.a. die Angleichung des italienischen Bildungssystems an europäische Standards. Die ItalienerInnen als begeisterte Europäer hatten den Ehrgeiz, den Anschluß an Europa nicht nur in der Wirt- schafts- und Währungsunion, sondern auch in allen anderen Bereichen zu schaffen.112 Daß Prodi ein überzeugter Europäer ist, mag hierbei außer Zweifel stehen: Schließlich ist er seit Neuestem designierter Präsident der EU-Kom- mission. Die Reformer um Bildungsminister Berlinguer hatten sich zum Ziel gesetzt:
- die Qualität der schulischen Bildung zu erhöhen
- den einzelnen Schulen und den Lehrerkollegien mehr Verantwortung zu geben
- die Verwaltung effizienter zu machen und zu dezentralisieren
- die Curricula einheitlicher zu gestalten
- den alten Gegensatz zwischen öffentlichen und privaten Schulen zu über- winden
- und die Berufsbildung zu verbessern.
In den Gesetzesvorlagen tauchte u.a. das deutsche, duale System als positives Beispiel für ein gelungenes Berufsbildungssystem auf. Das maturit à sollte schon nach der 12. Klasse erreicht werden können. Die Schulpflicht sollte dem- gegenüber von acht auf zehn Jahre verlängert werden, allerdings unter Einbe- ziehung des letzten Jahres an der Vorschule. In der Grundschule sollten von Anfang an Fremdsprachen und Informatik unterrichtet werden. Die Integration behinderter Kinder in die Regelschulen sollte hingegen erhalten bleiben. Die Anzahl der Schultypen in der Sekundarstufe II sollte auf maximal zehn beschränkt werden.113
Von den 1997 auf den Weg gebrachten Reformen ist, wie aus den voran- gegangenen Ausführungen ersichtlich, bisher nur ein Teil umgesetzt worden. Es bestehen auch große Zweifel, ob sich alle Reformen so ohne weiteres verwirk- lichen lassen. Vor allen Dingen die angestrebte Reformierung der beruflichen Bildung dürfte so ohne weiteres nicht zu bewerkstelligen sein, denn die italie- nischen Firmen sind oft weder fähig noch bereit, Lehrlinge auszubilden.114 Schließlich basiert das duale Ausbildungssystem in der Bundesrepublik im Wesentlichen auch auf dem Konzept von „Beruf“ im Sinne von „Berufung“. Dieses Konzept gibt es eigentlich nur in Deutschland.115 Außerdem geht eine umfassende Reform des italienischen Bildungssystems so lange an den Rea- litäten vorbei, wie es immer noch Schulen gibt, vor allen Dingen in Süditalien, in denen es am Nötigsten fehlt, z.B. an Möbeln, Materialien, einer intakten Heizung etc.116
3.4 Wie wirksam ist das italienische Bildungssystem im Hinblick auf Arbeitslosigkeit?
Mit einer Arbeitslosenquote von 12,2% lag Italien 1998 im oberen Mittelfeld der EU, jedoch ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen der höchste in der Europäischen Gemeinschaft. Wie in nahezu allen europäischen Mitgliedstaaten steigt die Frauenerwerbsquote in Italien zwar an, ist aber immer noch niedriger als in anderen Mitgliedstaaten. In fast allen Bildungsbereichen haben Frauen inzwischen aufgeholt oder erzielen sogar höhere und bessere Schulabschlüsse als die männliche Bevölkerung. Trotzdem war die Arbeitslosenquote von Frauen 1998 um fast achtzig Prozent höher als die der Männer.117 Jugendliche sind bis heute in Italien von Arbeitslosigkeit am meisten betroffen. 70% aller Arbeitslosen waren 1993 jünger als dreißig Jahre. Von ihnen suchten 45% einen Erstjob. An der hohen Jugendarbeitslosigkeit hat sich in den letzten Jahren nichts Wesentliches geändert, vielmehr sind die Zahlen in den letzten zehn Jahren stabil geblieben. Kennzeichnend für den italienischen Arbeitsmarkt ist des weiteren der sozio- ökonomische Dualismus von Norden und Süden.118
3.4.1 Exkurs: Der ökonomische Dualismus zwischen Norden und Süden
Die Ursachen dieses bis heute fortbestehenden Dualismus reichen weit in die Geschichte zurück: Schon im Mittelalter bildeten sich regionale Unterschiede heraus, die auch mit der Konstituierung Italiens zu einem Nationalstaat Mitte des vorigen Jahrhunderts nicht aufgehoben wurden.119 Im Zeitalter der Industriali- sierung wurde der Norden bei der Industrialisierung und Urbanisierung vom Staat einseitig begünstigt. Dies hatte zur Folge, daß bis weit in die Mitte dieses Jahrhunderts hinein die ökonomische Struktur des Südens eher landwirtschaftlich geprägt blieb.120 Es steht zu vermuten, daß die seit Jahrhunderten in dieser Region dominierende Klasse der Großgrundbesitzer entscheidenden politischen Einfluß darauf genommen hat, die ökonomische Struktur in Süditalien unverändert zu belassen. Schließlich waren die Großgrundbesitzer die einzige Personengruppe, die von einer Industrialisierung des Südens nicht profitiert sondern, ganz im Gegenteil, sogar an Macht und Einfluß eingebüßt hätten. In einigen Gemeinden war das Abschlußzeugnis einer Elementarschule sogar Voraussetzung für die Ausübung des Wahlrechts. Deshalb hatten die Groß- grundbesitzer ein natürliches Interesse daran, eine breite Bildung des Volkes zu verhindern. Der Zufluß von staatlichen Geldern, die eigentlich für den Bau von Schulen gedacht waren, wurde künstlich verzögert, SchülerInnen wurden oft mit Drohungen oder Schikanen von einem Abschlußexamen abgehalten121 und wo alles dies nichts fruchtete, wurde sich schamlos des Einflusses der katholischen Kirche bedient.
Zwischen 1859 und 1870 hatte sich der Kampf zwischen Kirche und Staat um das Erziehungsmonopol zugespitzt. In diesem Zeitraum waren von den italieni- schen Regierungen zahlreiche Maßnahmen durchgeführt worden, die auf eine Trennung zwischen Staat und Kirche hinausliefen. Die Liberalen waren der festen Überzeugung, daß in einem modernen Nationalstaat der Staat die Kontrolle über die Bildungseinrichtungen haben müsse. Resultat dieses Konflikts war ein Kompromiß: Die Kirche mußte zwar letztlich ihr Erziehungsmonopol aufgeben, doch wurden kirchliche Privatschulen vom Staat akzeptiert und die Kirche behielt einen maßgeblichen Einfluß auf die Unterrichtsinhalte auch an öffentlichen Schulen (vergl. Kap. 3.1). Die Erziehungsziele der katholischen Kirche lagen hierbei nicht nur in der Vermittlung religiöser Kenntnisse, sondern auch in der Manifestierung der bestehenden (im Süden fast noch feudalen) Ordnung. An einer Agrarreform oder gar Industrialisierung des Südens konnte die katholische Kirche kein Interesse haben, denn zahlreiche religiöse Orden zählten im Süden selbst zu den Großgrundbesitzern. Deshalb ging die Kirche eine natürliche Interessenkoalition mit den süditalienischen Großgrundbesitzern ein und war bestrebt, in der Schule vor allen Dingen Werte wie Gehorsam gegenüber Autoritäten, Fleiß, Disziplin und Pflichterfüllung zu vermitteln.122
Die unterschiedliche ökonomische Struktur und die daraus resultierenden Un- gleichgewichte im Bezug auf Bildung, demographische Struktur und soziale Zu- sammensetzung der Bevölkerung begünstigten insgesamt die Herausbildung einer eigenen kulturellen Identität und unterschiedliche Definitionen des sozialen Zusammenhalts im Norden und im Süden, die auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch festzustellen war und bis heute andauert. Im Bezug auf die politische Kultur bildete sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine unheilvolle Tradition der Korruption und der Handlungsunfähigkeit heraus.123 Im Zuge dieser Entwicklung gelangte auch die Mafia im 19. Jahrhundert, ausgehend von Palermo, zu Macht und Einfluß. Sie handelte, wo die Regierung sich handlungsunfähig zeigte und machte auf diese Weise viele SüditalienerInnen von sich abhängig.124 „In the Mezzogiorno, territorial and class inequalities have seriously impeded solidarity, cultural integration, the accumulation of knowledge and the appraisal of skills.“125 Der Mezzogiorno ist bis heute das Armenhaus Italiens mit den höchsten Kriminalitätsraten, der höchsten Arbeitslosenquote, der höchsten Zahl an Schulabbrechern, der höchsten Geburtenrate, den meisten Analphabeten usw.126 Der Bildungsstand der Erwerbsbevölkerung ist niedrig: 1992 hatten 65% der Erwerbsbevölkerung lediglich einen Pflichtschulabschluß.127 Als Folge des niedrigen Bildungsniveaus fangen viele junge Leute sehr früh an, Gelegen- heitsjobs zu Billiglöhnen auszuüben. So bald sie älter sind, werden sie dann, wenn der Lohnkostenvorteil wieder verloren geht, von den Arbeitgebern entlassen und rutschen vielfach in die organisierte Kriminalität ab.128 1993 lag die Arbeitslosenquote in den nördlichen und in den Zentralregionen bei 7%, während sie im Süden bei mehr als 20% lag. Hierbei handelt es sich bei 60% aller Arbeitslosen in Süditalien um Frauen unter dreißig Jahren.129
3.5 Zwischenfazit
Zusammenfassend ist festzustellen, daß Italien seit Ende des Zweiten Welt- krieges große Anstrengungen unternommen hat, um Armut und Analphabetismus zu bekämpfen und mehr soziale Chancengleichheit zu schaffen. Dies ist jedoch nur teilweise gelungen. Zweifellos ist in jeder Region des Landes das allgemeine Bildungsniveau gestiegen. Bisher ist es jedoch nicht gelungen, die Unterschiede zwischen den nördlichen bzw. Zentralregionen und Süditalien aufzuheben. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, denn die ökonomischen Disparitäten provozieren Proteste sowohl in den betroffenen Regionen (vergl. Kap. 3.2.5), als auch separatistische Bestrebungen in Norditalien. Insgesamt gefährden die Ungleichheiten sowohl die Stabilität Italiens als auch der EU. Der Mezzogiorno steht schon seit Jahren auf der Liste der besonders geförderten Regionen in der Europäischen Union und erhält beispielsweise Zuwendungen aus dem Europäischen Sozialfond. Es darf jedoch bezweifelt werden, daß finanzielle Investitionen allein die Probleme Süditaliens lösen können. Vielmehr wäre eine Strategie notwendig, die neben finanzieller Förderung die historisch gewachsenen Besonderheiten bezüglich des sozialen Zusammenhalts, der Familienbeziehungen usw. besser berücksichtigt. Dahin gehende Patentrezepte gibt es jedoch nicht.
Das Problem eines überproportional hohen Anteils von arbeitslosen Frauen ist grundsätzlich auch aus anderen Mitgliedstaaten hinlänglich bekannt. „Auffällig ist die Tatsache, daß die Arbeitslosenrate von Frauen in sämtlichen EU-Mit- gliedstaaten höher ist als die der Männer.“130 Im Bezug auf das Qualifikations- niveau haben Frauen in Italien, genau wie in anderen Industrieländern, aufgeholt. Immerhin stellen Frauen mehr als die Hälfte der Studierenden an italienischen Hochschulen. Damit lag der Frauenanteil 1996 um acht Prozentpunkte höher, als an deutschen Universitäten.131 Die Ursache für die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt ist von daher weniger im italienischen Bildungssystem zu suchen, als in lange intendierten Verhaltensmustern, die Arbeitgeber davon abhalten, Frauen einzustellen. Diese Verhaltensmuster sind hartnäckig: Von dem Jugendarbeitsbeschaffungsprogramm von 1977 (vergl. Kap. 3.2.5) konnten beispielsweise selbst die Frauen in den Industriezentren kaum profitieren. Die Arbeitgeber stellten einfach keine Frauen ein.132 Um die Benachteiligungen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt auszugleichen, wären mehr nationale Förderprogramme notwendig, z.B. Steuererleichterungen für Unternehmen mit einem hohen Frauenanteil, besonders in bisher von Frauen kaum frequentierten Beschäftigungssektoren. Auf europäischer Ebene müßten EU-Förderprogramme so quotiert werden, daß Frauen die Gelder gemäß ihres Anteils zufließen.133 Davon könnten insbesondere süditalienische, weibliche Arbeitslose profitieren. Auch eine bessere Öffentlichkeitsarbeit wäre wünschenswert, um die Vorurteile gegen Frauen als Arbeitnehmerinnen abzubauen.
Die größten Schwächen des italienischen Bildungssystems liegen zweifellos in der unzureichenden Vorbereitung Jugendlicher auf die Erfordernisse des Ar- beitslebens. Dies bezieht sich sowohl auf die Hochschulen als auch auf die instituti professionale und die instituti technici. Die Curricula an den Hochschulen sind wenig praxisorientiert. Die berufsbildenden Schulen der Sekundarstufe II vermitteln ebenfalls nur theoretische Kenntnisse und bleiben ohne praktischen Bezug zur Berufswelt. Außerdem geht die unübersehbare Vielfalt von Ausbildungsgängen zu Lasten eindeutig definierter Standards. Ob sich allerdings ein duales Ausbildungssystem nach deutschem Muster in Italien so ohne weiteres implementieren läßt, ist zweifelhaft. Schließlich wäre hierfür u.a. die Mitarbeit der italienischen Unternehmen erforderlich. Obwohl sicherlich nicht pauschal behauptet werden kann, daß es in italienischen Firmen keine MitarbeiterInnen gibt, die für die Ausbildung Jugendlicher qualifiziert sind, liegt auch hier der Mangel in fehlenden, eindeutig definierten Standards. Um zu verhindern, daß Jugendliche in ihrer Betriebsphase lediglich als billige Arbeitskräfte mißbraucht werden, müßte mittelfristig auch die Qualifikation der AusbilderInnen gesichert werden. Denkbar wäre hier z.B. ein Ausbilderbrief. Doch welchen Anreiz sollten die italienischen Unternehmen haben, ihre MitarbeiterInnen dahingehend zu schulen? Sollte tatsächlich ein duales Ausbildungssystem eingeführt werden, wie seinerzeit von der Regierung Prodi angestrebt, wären hier noch viel Überzeugungsarbeit und unter Umständen auch finanzielle Anreize notwendig. Um der verwirrenden Vielfalt der Ausbildungsgänge entgegenzutreten, wäre des weiteren eine Reform der Sekundarstufe II dringend erforderlich.
Positiv ist hingegen der schon in der Elementarschule beginnende Fremd- sprachenunterricht, die Eingliederung Behinderter in die Regelschulen und die integrierte Gesamtschule als Regelschule der Sekundarstufe I zu vermerken. „In the Federal Republic, as in the Netherlands as well as the Mediterranean countries such as Spain and Italy, resistence to secondary school reform marginalized attempts at comprehensivization.“134 Um so höher ist die schon relativ frühzeitige Einführung der Einheitsmittelschule in Italien zu bewerten. Auch bezüglich der Einführung von GrundschülerInnen in die erste Fremdsprache kommt Italien eine Vorreiterrolle in Europa zu: Es bedeutet einen ersten Schritt zur Verwirklichung des im „Weißbuch Bildung“ markierten Ziels des vier- sprachigen Europäers (drei Fremdsprachen, eine Muttersprache). Allerdings müßte die eingeschlagene Richtung in der Sekundarstufe I und II mit der Ein- führung weiterer Fremdsprachen als Pflichtfach konsequent fortgesetzt werden. Das Erlernen einer zweiten und dritten Fremdsprache als Wahlfach reicht hier, auch wenn viele italienische SchülerInnen das Angebot wahrnehmen, nicht aus.
4 Fazit und Ausblick
Das italienische Bildungssystem könnte gewissermaßen als Paradebeispiel für die Heterogenität der Bildungslandschaft in Europa gelten. Bei der Betrachtung des Bildungswesens fallen in Italien insbesondere regionale Unterschiede ins Auge. Trotz zentraler, gesetzlicher Vorgaben ist die konkrete Ausgestaltung der schulischen, universitären und beruflichen Ausbildung in den einzelnen Lan- desteilen teilweise höchst unterschiedlich. Während z.B. im Norden drei Leh- rerInnen für zwei Grundschulklassen zuständig sind, werden im Süden und auf den Inseln teilweise GrundschülerInnen mehrerer Jahrgänge zeitgleich zu- sammen von einer einzigen Lehrkraft unterrichtet.135 Während man im Norden Computerunterricht einführt, haben im Süden viele Menschen gerade mal einen Elementarschulabschluß. Die vielen Ausbildungsgänge in der Sekundarstufe II sorgen zusätzlich für eine fast unübersehbare Vielfalt von Bildungsmöglichkeiten. Anders als beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland, in der sich die regionalen Unterschiede im Bildungswesen aus der förderalen Struktur ergeben, sind in Italien eher historisch gewachsene, regional unterschiedliche Traditionen sowie unterschiedliche ökonomische Entwicklungen hierfür maßgebend.
Die italienische Bildungslandschaft könnte also, im übertragenen Sinne, stell- vertretend für die ökonomische, kulturelle und historische Vielfalt der euro- päischen Nationalstaaten stehen. Strukturelle Unterschiede auf ökonomischem und kulturellem Gebiet spielen auch eine Rolle bei der schwierigen Definition einer gemeinsamen, europäischen Bildungspolitik. „It is not surprising, then, that this (die Bildungspolitik, d. Verf.) is an area where any „interference“ by Brussels raises hackles.“136 Daß ein enger Zusammenhang zwischen dem zum größten Teil schon verwirklichten gemeinsamen Wirtschaftsraum und einer gemein- samen europäischen Strategie für die Bildungspolitik besteht, dürfte außer Frage stehen (vergl. Kap. 2). Das Problem stellt sich vielmehr konkret bei der Formulierung gemeinsamer Ziele bei gleichzeitiger Wahrung des subsidiären Prinzips. Eine europäische Bildungspolitik müßte sich von daher einerseits an den Gemeinsamkeiten orientieren, andererseits die Unterschiede beachten. „Angesichts der Verschiedenheit der nationalen Situationen und der Ungeeignetheit globaler Lösungen auf diesem Gebiet kann es keinesfalls darum gehen, ein Modell vorzuschlagen. Ein solches Modell wäre auch ... zum Scheitern verurteilt.“137 Auf eine einfache Formel gebracht, könnte das Leitmotto für eine gemeinsame, europäische Strategie vielleicht folgendermaßen lauten: Die euro- päischen Institutionen definieren in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten gemeinsame Bedürfnisse und Notwendigkeiten in der Bildungspolitik und schaffen Chancengleichheit, indem sie die ökonomischen Disparitäten ausgleichen. Andererseits bewahren sie das, was vielleicht die Stärke Europas als Wirtschaftsstandort ausmacht: Die kulturelle Vielfalt. Sie lassen jeder Region Raum, die Ziele so zu verwirklichen, wie es den kulturellen und sozialen Zusammenhängen jeder Region angemessen ist. Sie fördern die Verbreitung des europäischen Gedankens und schaffen so die gemeinsame Klammer, die alles zusammenhält. „Europäische Bildung soll in den Völkern und Kulturen das Bewußtsein ihrer eigenen Werte wecken und sie animieren, ihre kulturellen Güter auszutauschen, um sich gegenseitig zu bereichern und sich ihrer Zusammengehörigkeit zu versichern.“138
Übersetzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Literaturverzeichnis
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17. Annette Jobert: Employment, Education and Training in Italy; The role of the regions, employers´ organisations and unions in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997
18. Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy: Comparisons between an Area of Research in Germany, Great Britain and Italy in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997
19. Norbert Lammert: Die Europäische Union als Herausforderung der deutschen Bildungspolitik in: G ü nter Rinsche (Hrsg.): Lebenschancen in Europa; Informationen über Bildung und Beschäftigung in der Europäischen Gemeinschaft; Hamm 1992
20. Catherine Marry: Education, Vocational Training and Employment in Germany; A close relationship between education and work in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997
21. Joseph A. McMahon: Education and Culture in European Community Law; London 1995
22. Saul Meghnagi: Connections between Collective Bargaining, Job Training and Educational Research in Italy in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997
23. Wolfgang Mitter: European Curriculum: Reality or Dream? in: Thyge Winther- Jensen (Editor): Challenges to European Education: Cultural Values, National Identities, and Global Responsibilities; Frankfurt/Main 1996
24. Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994
25. Jean-Jacques Paul: The Harmonization of Academic Calendars in Europe: A present view of old questions at stake in: Thyge Winther-Jensen (Editor): Challenges to European Education: Cultural Values, National Identities, and Global Responsibilities; Frankfurt/Main 1996
26. Bryan T. Peck: Teaching and Educating for a new Europe; A Challenge for the Countries of the European Union; New York 1997
27. Johannes D. Rey: Allgemeine und berufliche Bildung in der Europäischen Gemeinschaft in: G ü nter Rinsche (Hrsg.): Lebenschancen in Europa; Infor- mationen über Bildung und Beschäftigung in der Europäischen Gemeinschaft; Hamm 1992
28. Franz P ö ggeler: Europa und der Mann auf der Straße in: Franz P ö ggeler (Hrsg.): Erwachsenenbildung als Brücke zu einem größeren Europa; Frank- furt/Main 1996
29. Roland Scharff: Gegenwartsgesellschaften: Italien; Stuttgart 1989
30. Monica Shelley/Margaret Winck: What is Europe?; Band 3: Aspects of European Cultural Diversity; 2. Auflage; Glasgow 1995
31. Study Group on Education and Training/Europ ä ische Kommission: Report; Accomplishing Europe through Education and Training; December 1996; Executive Summary; http://europa.eu.int/en/comm; 20.9.99
32. Hans Rudolf Velten: Jahrhundertwerk oder Illusion? Bildungsreform in Italien; www.oeko-net.de; 31.8.99
[...]
1 Art. 102 a ff. EGV a.F.
2 vergl. EUROSTAT: http://europa.eu.int/en/comm/eurostat/facts/wwwroot/de/index.htm; 8.10.99; S. 1 ff.
3 vergl. Edith Cresson/Padraig Flynn/Martin Bangemann/Europäische Kommission: Lehren und Lernen; Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft; Weißbuch zur allgemeinen und beruflichen Bildung; Brüssel 1995; S. 2 ff.
4 vergl. Study Group on Education and Training: Report; Accomplishing Europe through Education and Training; December 1996; Executive Summary; http://europa.eu.int/en/comm; 20.9.99; S. 1 f.
5 Edith Cresson/Padraig Flynn/Martin Bangemann/Europäische Kommission: Lehren und Lernen; Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft; Weißbuch zur allgemeinen und beruflichen Bildung; Brüssel 1995; S. 5
6 vergl. Joseph A. McMahon: Education and Culture in European Community Law; London 1995; S. 3
7 vergl. Joseph A. McMahon: Education and Culture in European Community Law; London 1995; S. 4 ff.
8 Obwohl in der EG der „Ministerrat“ meistens einfach als „Rat“ betitelt wird, empfiehlt sich die etwas exaktere Bezeichnung, um die Zusammenkunft der Fachminister der Mitgliedstaaten von der Zusammenkunft der Regierungschefs unterscheiden zu können, die ebenfalls mit „Rat“ bezeichnet wird. Sollte also im Folgenden von „Ministerrat“ die Rede sein, ist die Zusammenkunft der Bildungsminister der Mitgliedstaaten gemeint.
9 vergl. Joseph A. McMahon: Education and Culture in European Community Law; London 1995; S. 7
10 vergl. Alan Blyth: The National Reports: Analysis and Comment in: Alan Blyth (Section Editor): Organisation, Policy and Practice of Primary Education in Europe in: Maurice Galton/Alan Blyth (Editors): Handbook of Primary Education in Europe; The Council of Europe, London 1989, S. 78
11 vergl. Viktor von Blumenthal: Hilfen für italienische Schüler in: Viktor von Blumenthal/Bruno Nieser/Heinz Stübig/Bodo Willmann (Hrsg.): Staatliche Maßnahmen zur Realisierung des Rechts auf Bildung in Schule und Hochschule; Zur Situation in England, Frankreich, Italien, Schweden und den USA; München 1981; S. 238
12 vergl. Joseph A. McMahon: Education and Culture in European Community Law; London 1995; S. 7 ff.
13 vergl. http://www.EURYDICE.org/About/About%20EURYDICE%20DE.htm; 21.9.99; S. 1
14 1997 wurde in Amsterdam eine konsolidierte Fassung des EG-Vertrages beschlossen. Dabei wurde der Vertrag umnumeriert. Mit „alter EG-Vertrag“ ist der EG-Vertrag mit den ursprünglichen Numerierungen gemeint.
15 RL 77/249 EWG
16 vergl. Joseph A. McMahon: Education and Culture in European Community Law; London 1995; S. 12 f.
17 RL 89/48 EWG
18 RL 92/51 EG
19 vergl. Bryan T. Peck: Teaching and Educating for a new Europe; A Challenge for the Countries of the European Union; New York 1997; S. 25
20 Edith Cresson/Padraig Flynn/Martin Bangemann/Europäische Kommission: Lehren und Lernen; Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft; Weißbuch zur allgemeinen und beruflichen Bildung; Brüssel 1995; S. 40
21 Aus einem Referat von Alexander Dumschat, Student am Institut für vergleichende Erziehungswissenschaft in Hamburg im WS 97/98: Das Europäische Gymnasium; www.erzwiss.uni-hamburg.de/Inst02/virrtex2.htm; 31.8.99; S. 6
22 vergl. Edith Cresson/Padraig Flynn/Martin Bangemann/Europäische Kommission: Lehren und Lernen; Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft; Weißbuch zur allgemeinen und beruflichen Bildung; Brüssel 1995; S. 60 ff.
23 vergl. Edith Cresson/Padraig Flynn/Martin Bangemann/Europäische Kommission: Lehren und Lernen; Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft; Weißbuch zur allgemeinen und beruflichen Bildung; Brüssel 1995; S. 17
24 ebd. S. 62
25 vergl. ebd. S. 55 f.
26 vergl. ebd. S. 47 ff.
27 Johannes D. Rey: Allgemeine und berufliche Bildung in der Europäischen Gemeinschaft in: Günter Rinsche (Hrsg.): Lebenschancen in Europa; Informationen über Bildung und Beschäftigung in der Europäischen Gemeinschaft; Hamm 1992; S. 81
28 vergl. Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy: Comparisons between an Area of Research in Germany, Great Britain and Italy in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 5 f.
29 vergl: Norbert Lammert: Die Europäische Union als Herausforderung der deutschen Bildungspolitik in: Günter Rinsche (Hrsg.): Lebenschancen in Europa; Informationen über Bildung und Beschäftigung in der Europäischen Gemeinschaft; Hamm 1992; S. 13
30 vergl. Study Group on Education and Training: Report; Accomplishing Europe through Education and Training; December 1996; Executive Summary; http://europa.eu.int/en/comm; 20.9.99; S. 3
31 vergl. Edith Cresson/Padraig Flynn/Martin Bangemann/Europäische Kommission: Lehren und Lernen; Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft; Weißbuch zur allgemeinen und beruflichen Bildung; Brüssel 1995; S. 70
32 Wolfgang Mitter: European Curriculum: Reality or Dream? in: Thyge Winther-Jensen (Editor): Challenges to European Education; Cultural Values, National Identities, and Global Responsibilities; Frankfurt/Main 1996; S. 307
33 Edith Cresson/Padraig Flynn/Martin Bangemann/Europäische Kommission: Lehren und Lernen; Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft; Weißbuch zur allgemeinen und beruflichen Bildung; Brüssel 1995; S. 48
34 Aus einer Rede von Pietro Fedele, Abgeordneter der Aktionspartei, zitiert nach: Michele Borrelli: Politische Bildung in Italien; Revolution und Konterrevolution; Stuttgart 1979; S. 206
35 vergl. Michele Borrelli: Politische Bildung in Italien; Revolution und Konterrevolution; Stuttgart 1979; S. 26 ff.
36 vergl. Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994; S. 163 f.
37 vergl. Hans Rudolf Velten: Jahrhundertwerk oder Illusion? Bildungsreform in Italien; www.oeko-net.de/kommune/kommune10-97/ZZVELTEN.html; 31.8.99; S. 3
38 a.a.O.
39 vergl. Michele Borrelli: Politische Bildung in Italien; Revolution und Konterrevolution; Stuttgart 1979; S. 208
40 vergl. Roland Scharff: Gegenwartsgesellschaften: Italien; Stuttgart 1989; S. 279
41 vergl. ebd. S. 278 ff.
42 vergl. Roland Scharff: Gegenwartsgesellschaften: Italien; Stuttgart 1989; S. 288 ff.
43 vergl. ebd.
44 vergl. EUROSTAT: http://europa.eu.int/en/comm/eurostat/facts/wwwroot/de/index.htm; 8.10.99; S. 1 ff.
45 Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education i n a Single Europe; London 1994; S. 162
46 vergl. Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994; S. 163
47 vergl. Deutsches Institut für pädagogische Forschung (DIPF): INES-Datenbank; Italien; www.dipf.de/ines/ita-voll.htm; 2.7.99; S. 1
48 vergl. Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994; S. 163
49 vergl. www.EURYDICE.org/documents/ref/en/Ireen.htm; 29.6.99; S. 1 ff.
50 vergl. Hans Rudolf Velten: Jahrhundertwerk oder Illusion? Bildungsreform in Italien; www.oeko-net.de/kommune/kommune10-97/ZZVELTEN.html; 31.8.99; S. 3
51 vergl. www.EURYDICE.org/documents/ref/en/Ireen.htm; 29.6.99; S. 1 ff.
52 vergl. Alan Blyth: The National Reports: Analysis and Comment in: Alan Blyth (Section Editor): Organisation, Policy and Practice of Primary Education in Europe in: Maurice Galton/Alan Blyth (Editors): Handbook of Primary Education in Europe; The Council of Europe, London 1989, S. 154
53 vergl. Hans Rudolf Velten: Jahrhundertwerk oder Illusion? Bildungsreform in Italien; www.oeko-net.de/kommune/kommune10-97/ZZVELTEN.html; 31.8.99; S. 4
54 vergl. www.EURYDICE.org/documents/parents/en/ipaen.htm; 29.6.99; S. 1 f.
55 vergl. www.EURYDICE.org/documents/combat/en/iesen.htm; 29.6.99; S. 1 f.
56 vergl. Alan Blyth: The National Reports: Analysis and Comment in: Alan Blyth (Section Editor): Organisation, Policy and Practice of Primary Education in Europe in: Maurice Galton/Alan Blyth (Editors): Handbook of Primary Education in Europe; The Council of Europe, London 1989, S. 152 ff.
57 vergl. www.EURYDICE.org/documents/combat/en/iesen.htm; 29.6.99; S. 1 f.
58 Das Gesetz Nr. 517 von 1977 bezieht sich auch auf die untere Sekundarstufe. Zuletzt wurde dieses Gesetz 1992 konkretisiert (Gesetz Nr. 104).
59 vergl. Alan Blyth: The National Reports: Analysis and Comment in: Alan Blyth (Section Editor): Organisation, Policy and Practice of Primary Education in Europe in: Maurice Galton/Alan Blyth (Editors): Handbook of Primary Education in Europe; The Council of Europe, London 1989, S. 152 ff.
60 Gesetz Nr. 341
61 Erlaß des Erziehungsministeriums vom 28. Juni 1991
62 Erlaß Nr. 104
63 vergl. www.EURYDICE.org/documents/combat/en/iesen.htm; 29.6.99; S. 1 ff.
64 zurückgehend auf Gesetz Nr. 1.254 von 1957
65 vergl. Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994; S. 167
66 vergl. www.EURYDICE.org/documents/combat/en/iesen.htm; 29.6.99; S. 1 f.
67 vergl. Monica Shelley/Margaret Winck: What is Europe?; Band 3: Aspects of European Cultural Diversity; 2. Auflage; Glasgow 1995; S. 75
68 vergl. Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994; S. 167
69 vergl. www.EURYDICE.org/documents/combat/en/iesen.htm; 29.6.99; S. 1 f.
70 vergl. Deutsches Institut für pädagogische Forschung (DIPF): INES-Datenbank; Italien; www.dipf.de/ines/ita-voll.htm; 2.7.99; S. 1 f.
71 Laut Gesetz Nr. 341 vom 19.11.1990 und Ministerialerlaß vom 28.6.1991
72 vergl. www.EURYDICE.org/documents/combat/en/iesen.htm; 29.6.99; S. 6
73 vergl. Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994; S. 168
74 vergl. www.EURYDICE.org/documents/combat/en/iesen.htm; 29.6.99; S. 3 f.
75 vergl. Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994; S. 168 f.
76 Deutsches Institut für pädagogische Forschung www.dipf.de/ines/ita-voll.htm; 2.7.99; S. 4 (DIPF): INES-Datenbank; Italien;
77 vergl. ebd. S. 2
78 vergl. Hans Rudolf Velten: Jahrhundertwerk oder Illusion? Bildungsreform in Italien; www.oeko-net.de/kommune/kommune10-97/ZZVELTEN.html; 31.8.99; S. 2
79 vergl. Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994; S. 169
80 vergl. www.EURYDICE.org/Eurybase/Files/ITEN/tc6Iten.htm; S. 1 ff.
81 vergl. Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994; S. 173 f.
82 Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994; S. 173 f.
83 zurückgehend auf Gesetz Nr. 341/1990
84 vergl. Annette Jobert: Employment, Education and Training in Italy; The role of the regions, employers´ organisations and unions in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 214
85 vergl. Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994; S. 173
86 vergl. www.EURYDICE.org/Eurybase/Files/ITEN/tc6Iten.htm; S. 1 ff.
87 vergl. Jean-Jacques Paul: The Harmonization of Academic Calendars in Europe: A present view of old questions at stake in: Thyge Winther-Jensen (Editor): Challenges to European Education: Cultural Values, National Identities, an Global Responsibilities; Frankfurt/Main 1996; S. 271 ff.
88 vergl. Deutsches Institut für pädagogische Forschung (DIPF): INES-Datenbank; Italien; www.dipf.de/ines/ita-voll.htm; 2.7.99; S. 2
89 vergl. Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994; S. 172
90 vergl. Deutsches Institut für pädagogische Forschung (DIPF): INES-Datenbank; Italien; www.dipf.de/ines/ita-voll.htm; 2.7.99; S. 4
91 vergl. Attilio Monasta: Italy in: Colin Brock/Witold Tulasiewicz (Editors): Education in a Single Europe; London 1994; S. 172 f.
92 a.a.O.
93 vergl. ebd.
94 vergl. Deutsches Institut für pädagogische Forschung (DIPF): INES-Datenbank; Italien; www.dipf.de/ines/ita-voll.htm; 2.7.99; S. 2 f.
95 vergl. Roland Scharff: Gegenwartsgesellschaften: Italien; Stuttgart 1989; S. 282 ff.
96 vergl. Viktor von Blumenthal: Hilfen für italienische Schüler in: Viktor von Blumenthal/Bruno Nieser/Heinz Stübig/Bodo Willmann (Hrsg.): Staatliche Maßnahmen zur Realisierung des Rechts auf Bildung in Schule und Hochschule; Zur Situation in England, Frankreich, Italien, Schweden und den USA; München 1981; S. 225 f.
97 Gesetz Nr. 285/1977
98 Regionale Programme gab es seitdem noch mehrere.
99 u.a. wurde der Politiker Aldo Moro 1978 von den sog. „Roten Brigaden“ entführt und ermordet
100 vergl. Marinella Giovine: Youth Employment and Public Action in Italy in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 239 ff.
101 vergl. Deutsches Institut für pädagogische Forschung (DIPF): INES-Datenbank; Italien; www.dipf.de/ines/ita-voll.htm; 2.7.99; S. 3
102 a.a.O.
103 vergl. www.EURYDICE.org/Eurybase/Files/ITEN/tc6Iten.htm; S. 1 ff.
104 vergl. Deutsches Institut für pädagogische Forschung (DIPF): INES-Datenbank; Italien; www.dipf.de/ines/ita-voll.htm; 2.7.99; S. 3
105 vergl. Annette Jobert: Employment, Education and Training in Italy; The role of the regions, employers´ organisations and unions in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 213
106 vergl. www.EURYDICE.org/Eurybase/Files/ITEN/tc6Iten.htm; S. 1 ff.
107 vergl. Paul Ginsborg: A History of Contemporary; Italy; Society and Politics 1943 - 1988; London 1990; S. 440 f.
108 vergl. Annette Jobert: Employment, Education and Training in Italy; The role of the regions, employers´ organisations and unions in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy;
London 1997; S. 219 f.
109 vergl. Annette Jobert: Employment, Education and Training in Italy; The role of the regions, employers´ organisations and unions in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 210 ff.
110 vergl. ebd. S. 219 f.
111 vergl. Saul Meghnagi: Connections between Collective Bargaining, Job Training and Educational Research in Italy in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 254 ff.
112 vergl. Hans Rudolf Velten: Jahrhundertwerk oder Illusion? Bildungsreform in Italien; www.oeko-net.de/kommune/kommune10-97/ZZVELTEN.html; 31.8.99; S. 1 ff.
113 vergl. ebd.
114 vergl. Hans Rudolf Velten: Jahrhundertwerk oder Illusion? Bildungsreform in Italien; www.oeko-net.de/kommune/kommune10-97/ZZVELTEN.html; 31.8.99; S. 1 ff.
115 vergl. Catherine Marry: Education, Vocational Training and Employment in Germany; A close relationship between education and work in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 26 f.
116 vergl. Hans Rudolf Velten: Jahrhundertwerk oder Illusion? Bildungsreform in Italien; www.oeko-net.de/kommune/kommune10-97/ZZVELTEN.html; 31.8.99; S. 4
117 vergl. EUROSTAT: http://europa.eu.int/en/comm/eurostat/facts/wwwroot/de/index.htm; 8.10.99; S. 1 ff.
118 vergl. Annette Jobert: Employment, Education and Training in Italy; The role of the regions, employers´ organisations and unions in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 209 ff.
119 vergl. dtv-Brockhaus -Lexikon; 2. Auflage; Bd. 9; Nördlingen 1989; S. 26 ff.
120 vergl. Michele Borrelli: Politische Bildung in Italien; Revolution und Konterrevolution; Stuttgart 1979; S. 78
121 vergl. ebd. S. 76
122 vergl. Michele Borrelli: Politische Bildung in Italien; Revolution und Konterrevolution; Stuttgart 1979; S. 26 ff.
123 vergl. Paolo Calza Bini: Socio-Economic Approaches to the Labour Market in: An nette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 286 f.
124 vergl. dtv-Brockhaus -Lexikon; 2. Auflage; Bd. 11; Nördlingen 1989; S. 186
125 Paolo Calza Bini: Socio-Economic Approaches to the Labour Market in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 287
126 vergl. Instituto Nazionale di Statistica (ISTAT): http://www.istat.it/Anumital/Astatset/settori.html; 7.10.99; S. 1 ff.
127 vergl. Annette Jobert: Employment, Education and Training in Italy; The role of the regions, employers´ organisations and unions in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 209
128 vergl. Paolo Calza Bini: Socio-Economic Approaches to the Labour Market in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 294
129 vergl. Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy: Comparisons between an Area of Research in Germany, Great Britain and Italy in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 8
130 Hiltrud Breyer (Hrsg.): Frauen greifen nach den Sternen; Die Frauen in der EU; Broschüre der Grünen im Europäischen Parlament; Bonn 1998; S. 4
131 vergl. EUROSTAT: http://europa.eu.int/en/comm/eurostat/facts/wwwroot/de/index.htm; 8.10.99; S. 1 ff.
132 vergl. Marinella Giovine: Youth Employment and Public Action in Italy in: Annette Jobert/Catherine Marry/Lucie Tanguy/Helen Rainbird (Editors): Education and Work in Great Britain, Germany and Italy; London 1997; S. 244
133 vergl. Hiltrud Breyer (Hrsg.): Frauen greifen nach den Sternen; Die Frauen in der EU; Broschüre der Grünen im Europäischen Parlament; Bonn 1998; S. 27
134 Monica Shelley/Margaret Winck: What is Europe?; Band 3: Aspects of European Cultural Diversity; 2. Auflage; Glasgow 1995; S. 102
135 vergl. www.EURYDICE.org/Eurybase/Files/ITEN/tc6Iten.htm; S. 1 ff.
136 Monica Shelley/Margaret Winck: What is Europe?; Band 3: Aspects of European Cultural Diversity; 2. Auflage; Glasgow 1995; S. 109
137 Edith Cresson/Padraig Flynn/Martin Bangemann/Europäische Kommission: Lehren und Lernen; Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft; Weißbuch zur allgemeinen und beruflichen Bildung; Brüssel 1995; S. 7
138 Franz Pöggeler: Europa und der Mann auf der Straße in: Franz Pöggeler (Hrsg.): Erwachsenenbildung als Brücke zu einem größeren Europa; Frankfurt/Main 1996; S. 169
- Citar trabajo
- Birgit Mamood (Autor), 2000, Aspekte europäischer Bildungspolitik am Besipiel der Bildungsreformen in Italien, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95093
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