Demokratisierung in England
Patrick Grzenkowicz
- Vor den Wahlrechtsreformen
- Der Aristokratie hatte politisch + gesellschaftlich eine führende Stellungsowohl früher als auch Mitte des 19. Jhdt.
- England bzw. Großbritannien besaß ein Parlament, war dadurch aber noch lange keine Demokratie.
- Das Wahlrecht für das Parlament beschränkte sich auf dieOberschicht, die nur einen minimalen Prozentanteil der Bevölkerung ausmachte.
- Mittel- und Unterstände durften das Parlament nicht wählen. Dieses Recht war nur der Oberschicht vorbehalten.
- Mittel- und Unterschicht hatten einen gemeinsamen Standpunkt: gesellschaftliche Selbstorganisation + Ablehnung der Staatsgesellschaft.
- Dennoch lebten die Stände in einer hierarchisch gegliederten Besitzgesellschaft mit ihren Konflikten.
- Gegen Ende des 7-jährigen Krieges 1763 entstanden erste radikale
Reformbewegungengegen die Aristokratie, welche die politische Macht innehielt.
- Diese Bewegung versuchte, auch die niedrigeren bürgerlichen Schichten in die Politik einzubeziehen, sie verlangte somit eine Parlamentsreform.
- Die Aristokratie konnte diese Forderungen lange Zeit ablehnen.
- Der Ruf nach der Parlamentsreform wurde durch die frz. Revolution noch gestärkt.
- Aufstände der Arbeiter in Form von Streiks und Sabotageakten an Maschinen waren keine Seltenheit.
- Durch die Wirtschaftliche Flaute nach 1815 wird das Verlangen nach einer
Parlamentsreform noch weiter gestärkt.
- Es werden die ersten Clubs (erste Parteien) gegründet, die die Ausweitung des Wahlrechts fordern.
- Einer der bekanntesten Sprecher war William Cobett, der die einzige Lösung in einer Parlamentsreform sah, was auch eine Ausweitung des Wahlrechts beinhaltete.
- Die Mittel- und Unterschichten versprachen sich davon die lang erhoffte Wahlrechtsreform.
- 1837 formulierte die Peoples Charter die Forderungen der Bewegung gegen die Aristokratie:
- allgemeines Wahlrecht für Männer
- geheime Wahlen
- gleich große Wahlkreise
- jährliche Wahlen
- Somit wurde Demokratisierung gefordert.
- Bis dahin durften nur 5 % der britischen Bevölkerung wählen. Sie mussten hohen Besitz vorweisen
- In der städtischen Bevölkerung konnte man nur wählen, wenn man das königliche Privileg dazu erhalten hat,
- und auf dem Land nur dann, wenn man ein Jahreseinkommen von 40 Schillinghatte.
- Aber auch durch die ungleichmäßige Wahlkreiseinteilung konnten keine demokratischen Wahlen stattfinden.
- Die Hälfte der Parlamentsabgeordneten stammt aus Wahlkreisen mit wenigen Wahlberechtigten.
- In Wahlbezirke ohne Wahlberechtigte wurden sogar einige in das Parlament ,,gewählt".
- Die Ausweitung des Wahlrechts sollte sich nur auf die Mittelschichtbeziehen, da die
Unterschicht in einem sozialem Elend lebte und somit nicht zu politischen Urteilen fähig war.
- Nach langen Diskussionen wurde im Juni 1832 die Wahlrechtsreform endlich angenommen. Diese beinhielt:
- eine Neueinteilung der Wahlkreise (Status als Wahlkreis gewonnen/ verloren, weniger Vertreter zu versenden)
- dennoch konnten sich Miniwahlkreise halten
- und trotzdem waren die Wahlkreise unterschiedlich groß (Einwohnerzahl)
- In den Stadtwahlbezirke durften wählen:
- wer Eigentümer oder Mieter eines Hauses war welches einen Jahresmiete von mind.
10 Pfund hatte
- und wer seine örtlichen Abgaben wie etwa Steuern bezahlt hatte.
- In den Landwahlbezirke durfte wählen:
- Grundbesitzer mit geerbtem Besitz mit einem Einkommen von 40 Schilling pro Jahr netto
- Grundbesitzer mit gekauftem oder unkündbar gepachtetem Besitz mit 10 Pfund Jahreseinkommen
- Sonstige Pächter mit 50 Pfund pro Jahr Verdienst
- Damit war die Wahlrechtsreform von 1832 vollendet.
- In den 50er Jahren trat die Wahlrechtsfrage wieder auf um diese auf die Unterschichten auszuweiten da die Intelligenz und Bildung der Bevölkerung zunahm.
- Der einzige Unterschied war es nun, dass die Parteien sich über diese Wahlrechtsreform einig waren, sie musste stattfinden.
- Die Wahlrechtsfrage führte zu Rechnungen der Parteien, welche wo wie viele Stimmen bekommen könnte.
- Diese Reformversuche wurden unterbrochen, als einige Politiker versuchten, das alte Wahlrecht wieder einzuführen, was jedoch mehrmals scheiterte.
- Als die städtischen Wahlkreise durch die zunehmende Industrie noch mehr Anwohner erhielten musste die Wahlrechtsfrage geklärt werden.
- Es gab auch noch andere Faktoren, die dies bestärkten, z.B. der Bürgerkrieg in der USA.
- Im Mai 1864 wurde im Parlament erklärt, dass jeder einen Anspruch auf Wahlrechthabe, solange er noch aus persönlichen oder politischen Gründen dazu fähig ist.
- 1865/ 1866 wurden erste Gesetzentwürfe gemacht, die eine Senkung der Besitzqualifikationen vorsah, welche jedoch zunächst wegen einer Abstimmungsniederlage der Regierung abgelehnt wurden.
- 1867 Wurde beschlossen, dass auch Mieter bzw. Untermieter von Räumen in
Stadtwahlkreisen wählen durften sofern die Jahresmiete höher war als 10 Pfund.
- Bisher war es auch so, dass der Hausbesitzer die Steuern der Mieter kassierte und an den Staat weiterleitete. Als dieses wegfiel, gab es mehr Einträge in die Steuerlisten da Untermieter ihre Steuern persönlich bezahlen mussten und so auch wahlberechtigt wurden.
- Erneut wurden die Wahlbezirke neu eingeteilt, aber immer noch waren diese unterschiedlich groß
- Nach kurzer Zeit entstanden dann auch neue Wahlrechtsbestimmungen.
- Eigentümer oder Mieter von Wohnhäusern durften wählen, wenn sie mind. 12 Monate dort gewohnt hatten oder wenn der Mieter mind. 10 Pfund Jahresmiete zu bezahlen hatte.
- In den ländlichen Wahlbezirken durften Grundeigentümer und Pächter mit einem Pachtvertrag über 60 Jahre wählen wenn sie pro Jahr mehr als 5 Pfund einnahmen.
- Somit war die zweite Wahlrechtsreform abgeschlossen.
- Diese Neuerungen des Wahlrechts führte durch ihre Quantität der Wähler auf den Weg zur Demokratie.
- Die Entwicklung ging noch weiter. 1872 Wurde eine Forderung von 1837 durchgesetzt: u.a. geheime Wahlen
- So entwickelte sich die Wahlberechtigung in England immer weiter bis sie schließlich ein Wahlrecht für Männer und Frauen über 18 Jahre in gleichen Wahlbezirken umfasste.
- Arbeit zitieren
- Patrick Grzenkowicz (Autor:in), 1998, Demokratisierung in England, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95033
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