Inhaltsangabe
1. Die Ausgangssituation vor Gründung der DEL
1.1 Die wirtschaftliche Situation
1.2 Die Problematik der Struktur des Vereins und die rechtliche Situation
1.3 Die sportliche und finanzielle Situation
2. Die Gründung der DEL
2.1 Die Struktur der DEL
2.1.1 Die rechtliche Form der DEL
2.1.2 Die wirtschaftliche Struktur
2.2 Die Zulassungsvoraussetzungen
3. Die Ziele der DEL
3.1 Die sportliche Säule
3.2 Die wirtschaftliche Säule
4. Probleme der DEL
4.1 Die Probleme auf seiten der Vereine
4.2 Die Probleme der DEL-GmbH
4.3 Das Bosman-Urteil
4.4 Die internen Streitigkeiten zwischen der DEL-GmbH und dem DEB
4.5 Der Kooperationsvertrag 1996
5. Fazit
Probleme des Sportmanagements in ausgewählten Sportarten:
Beispiel Eishockey; Die DEL
1. Ausgangssituation vor Gr ü ndung der DEL
,,Profisport auf professionelle Füße stellen!"
,,Es ist ein Unding, daß Millionenumsätze von ehrenamtlichen nicht haftbaren Menschen verwaltet wird!" ( ULI HOENESS )1
Diese Aussage des Managers des FC Bayern München ließ sich auch auf die Situation des deutschen Eishockeys übertragen.
1.1 Die wirtschaftliche Situation
Während es immer weniger Vereine gab, die sich eine wirtschaftliche gesunde Basis einigermaßen erhalten konnten, rutschten immer mehr Vereine aus verschiedenen Gründen in ein finanzielles Chaos hinab. So gab es die DEG, die sich aufgrund früherer Erfolge und einer guten PR-Arbeit eine so gute Mannschaft leisten konnten, daß sie fast immer in den MeisterPlayoffs sehr weit kamen.
Diesen wenigen sehr starken Mannschaften standen viele schwache Vereine gegenüber die es sich aufgrund geringerer Etats auch nicht nur annähernd mehr leisten konnten, den Großen Paroli zu bieten. Die Folge dieser Zwei-Klassen-Gesellschaft bekamen auch die Spitzenclubs zu spüren. So mußte die DEG selbst in Play-off Spielen vor halb leeren Rängen spielen.2
Mit den starken Spielerkadern, durch immens hohe Gehälter finanziert, machten einige deutsche Vereine die Meisterschaft unter sich aus. Der sportliche Erfolg war finanzierbar geworden.
Die Folge dieser Entwicklung läßt sich am Beispiel des EC Hedos München erklären:
Der Münchener Verein kämpfte mit den großen Vereinen Bayern München, TSV 1860 München (Fußball), und anderen mittel bis oberklassigen Vereinen aus den Sportarten Handball, Basketball, Volleyball und anderen Sportarten um die Gunst der Zuschauer. Mit dieser schweren Ausgangslage und dem Faktum gute Spieler und Trainer (Kingston) nur mit immensen Gehaltsangeboten nach München locken zu können, ging der Verein ein finanzielles Risiko ein, und versuchte durch hohe Verschuldung schnell eine große Mannschaft zusammenzukaufen, um mit dem sportlichen Erfolg den finanziellen erzwingen zu können. Denn ohne ein Erreichen der Meister-Playoffs konnte man in dieser Liga auch mit einer einigermaßen ausgeglichenen Bilanz und Kapital nicht überleben. Doch die Konsequenz dieses, betriebswirtschaftlich gesehen, ,,Selbstmordes" war die schließlich und letztlich in der laufenden Saison 93/94 drohende Illiquidität, die fast zum Konkurs führte. Nur durch einen radikalen Umschwung in der Finanzpolitik, und Zugeständnissen von seiten der Spieler (Verzicht auf Gehälter in insgesamt sechsstelliger Höhe) konnte der Exodus noch hinausgezögert werden.3
Wer dagegen mit einem kleinerem Etat ausgestattet war, mußte auch mit finanziellen Balanceakten versuchen sicherzustellen, daß man die Klasse hält. Denn wer nicht in der 1. Liga war, konnte aufgrund von geringeren finanziellen Zuwendungen seitens der Sponsoren und des DEB in Form von Fernsehgeldern, auch nicht auf Dauer überleben.4
1.2 Die Problematik der Struktur des Vereins und die rechtliche Situation Warum können die Vereine sich bis zum Konkurs verschulden?
1. Die Struktur des Vereins sieht kein Mindestkapital als Rücklage und keine Kontrollen der Buchführung vor.
- Diese Problematik unterstützt massiv betriebswirtschaftlich äußerst fragwürdige Methoden.
2. Keine Profis in den entscheidenden Positionen in den Vereinen.
- Die Funktionäre des Vereins waren sogar bis zu den Managerposten hin in vielen Vereinen in den Händen von normal arbeitenden Menschen, die oft beruflich mit ihrem Job im Verein gar nichts oder nur wenig zu tun hatten. Diese sogenannten Feierabendmanager brachten einfach zu wenig Know how in die Vereine, sie waren meistens langjährige Funktionäre schon bevor der Verein erstklassig geworden war.
3. Oft zu wenig in die Aufgaben investierte Zeit, da die Ämter fast immer ehrenamtlich ausgeübt wurden.
- Der ehrenamtliche Status vieler Funktionäre war notwendig, da diese meistens gar nicht die notwendige Zeit in die Vereinsarbeit investieren konnten. Viele waren beruflich zu ausgelastet, um das Amt vernünftig führen zu können.
4. Der Vereinsstatus verhinderte, daß die verantwortlichen Personen wirtschaftlich vernünftig agierten, da er keine Kontrollen vorsah.
- Der Verein wird rechtlich als juristische Person gesehen. Dieses Faktum verhindert eine Privathaftung von verantwortlichen Personen. Kontrollen für die Handlungen des Vorstandes sind nur durch die Mitgliederversammlung möglich. Sie kann aber auch nur Mitglieder abwählen, und diese nicht voll haftbar für die Handlungen machen.
1.3 Die sportliche und finanzielle Situation
- Die Vereine setzen alle finanziellen Mittel kurz- und mittelfristig in die Profimannschaften, um finanziell überleben zu können.
Die Nachwuchsarbeit wurde vernachlässigt, da kein Geld für die Förderung zur Ver-fügung stand. Ein langfristiger Aufbau einer soliden Jugendarbeit war zeit- und vor allem kostenintensiv. Dies konnten sich die meisten Vereine aber nicht leisten, da die Profimannschaft zu viel des Vereinsetats verschlang.
Bestehende Nachwuchsspieler bekamen in ihren Vereinen keine Chance sich zu ent-wickeln, da entweder auf der (den) Positionen ausländische Topspieler stehen, oder der Verein lieber einen mittelklassigen, aber erfahreneren Spieler einsetzt, um das Risiko einer schlechten Leistung zu minimieren. Der Druck auf die Vereine war so hoch, daß die schwankenden Leistungen eines noch unerfahrenen jungen Spielers nicht tragbar waren.
Die Nationalmannschaft des DEB bekommt keinen Nachwuchs der qualifiziert ist um international bestehen zu können. Diese Tatsache läßt sich aus den beiden vorgenannten Gründen erklären. Die Jungspieler bekamen zuwenig bis gar keine Spielzeit um sich mit den internationalen Gepflogenheiten vertraut machen zu können.
Dies hat auch wirtschaftliche Folgen, denn mit dem sportlichen Niedergang von deutschen Nationalmannschaften im Eishockey (Junioren und Senioren) sinkt auch das potentielle Interesse großer internationaler Firmen am Sponsoring. Denn mittelklassige Mannschaften besaßen nicht das ausgeprägte Medieninteresse wie Mannschaften die zur Weltspitze gehören.
Dies schlug sich natürlich auch auf die Vereinsmannschaften in Deutschland nieder, da internationale Firmen gar nicht genauer nach Deutschland sahen. Die Mittelklassigkeit wurde ja schon auf internationaler Ebene gesehen.
Die Schlußfolgerung :
Die logische Konsequenz aus dieser Darstellung der Situation war der schleichende, aber sichere Niedergang des deutschen Eishockeys. Um dies abzuwenden, entschloß man sich eine radikale Änderung der gesamten Struktur herbeizuführen und beschloß die Gründung der DEL.
2. Die Gr ü ndung der DEL
- Die DEL wurde vom Ligaausschuss am 15.01.1994 in einer konstituierenden Sitzung mit 20:1 Stimmen beschlossen. Nach Abschluß der Saison 93/94, so der Beschluß, wird eine neue Profiliga mit dem Namen Deutsche Eishockey Liga (DEL) eingesetzt.
2.1 Die Struktur der DEL
2.1.1 Die Rechtsform der DEL
Die Struktur der DEL mußte auf einer soliden rechtlichen Basis stehen.
Die Lösung fand man in einem Franchise-System 5. In diesem Wirtschaftssystem entsteht eine geschäftliche Wechselbeziehung zwischen Franchise-Geber und Franchise-Nehmer. Zu diesem Zweck wurde die DEL-GmbH gegründet. Diese GmbH 6 fungiert als Franchise-Geber. Die Franchise-Nehmer bildeten die Profimannschaften der teilnehmenden Vereine. Diese mußten aber in GmbHÂs umgewandelt und aus dem Verbund der Vereine herausgelöst werden.
2.1.2 Die wirtschaftliche Struktur
Die DEL-GmbH bildet das Dach der neuen Organisation, wobei der DEB 100%iger Teilhaber der DEL ist.
Der Franchise-Geber bietet den Club-GmbHÂs die Leistung in ihrem Punktspielsystem um die deutsche Meisterschaft zu kämpfen. Dies ist möglich, da der DEB die DEL mit ihrer Struktur unter ihrem Dach behält. Des weiteren stellt sie die Vermarktung von Logos und Namen in Kooperation mit ihr den Vereinen zur Verfügung. Die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs bsp. durch Stellung der Schiedsrichter übernimmt ebenfalls die DEL-GmbH.
Die Clubs stellen als Gegenleistung der DEL-GmbH Ausgleichszahlungen aus. Diese Ausgleichszahlungen, die man auch als Mitgliedsbeiträge zur Teilnahme an der DEL sehen kann, wurden zu einem gewissen Mindestteil an den DEB weitergeleitet. Von diesen Zahlungen finanzierte sich der Verband zu einem sehr großen Teil.
Die DEL-GmbH schuf verschiedene Mindestvoraussetzungen für die Franchise-nehmer. Die Clubs mußten diese erfüllen um Zugang zur DEL zu erhalten.
2.2 Die Zulassungsvoraussetzungen
- uneingeschränktes Barvermögen von 500.000,- DM.
Dieses Mindestkapital fungiert als Rücklage, die jederzeit auf einem Sperrkonto zur Verfügung stehen muß.
- Bildung einer Barrücklage von mind. 10 % der zu erwartenden Einnahmen (nur bei der Erstzulassung).
Diese 10% sollten als weitere Absicherung dienen. Diese Rücklage konnte von den Mannschaften aber auch erhöht werden.
- Mindesteinnahmen von 4.000.000,- DM pro Saison.
Jede GmbH mußte eine Kalkulation mit einem Mindestumsatz von 4.000.000,- DM vorweisen. Diese Summe sollte eine gewisse Mindestfinanzkraft sicherstellen.
- Wirtschaftlicher Nachweis, der garantieren sollte, daß man die Kosten einer Saison tragen konnte.
Dieser Passus betrifft im wesentlichen die Aufstellung einer Kalkulation, die wirtschaftlichen Mißbrauch verhindern soll.
- Ein Stadion, das ab der vierten Saison mind. 6000 Plätze aufweisen mußte.
Diese Vorgabe soll den Clubs garantieren, daß sie durch Zuschauereinnahmen ihre Kosten zu einem erheblichen Teil decken können. Sollte ein solches Stadion noch nicht vorhanden sein, muß ein Plan vorgelegt werden, der durch Um- oder Neubauten 6000 Plätze garantiert. Dieser Plan muß auch wirtschaftlich vertretbar sein.
- Neueste Technik im Stadion, für eine möglichst perfekte Fernsehvermarktung.
Alle Stadien müssen zudem eine technische Unterstützung und Ausrüstung für das Fernsehen zur Verfügung stellen. Dies ist eine Notwendigkeit, um die Möglichkeit der Vermarktung über die Medien optimal zu gestalten.
- Sportlicher Aspekt: Mindestens 17 Spieler müssen unter Vertrag stehen.
Hier wird nicht nur die Erhaltung der Spielfähigkeit gewährleistet, sondern hiermit wird auch verhindert, daß finanziell durch ,,offiziell" geringe Spielerkader die Kosten künstlich gesenkt werden.
3. Die Ziele der DEL
Die DEL sollte die wirtschaftliche und sportliche Attraktivität des deutschen Eishockeys wieder herstellen. Hierfür sollte die DEL auf zwei stabile Säulen gestellt werden:
- Wiederherstellen der Attraktivität und Steigerung der Leistungsfähigkeit aus sportlicher Sicht.
- Das Wiedererstarken der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Proficlubs
3.1 Die sportliche Säule
Die sportliche Seite sollte durch Einführen einer Nichtabstiegsklausel einen ersten Anschub erhalten. So versuchte man das Spiel wieder offensiv gestalten zu können, denn das Schlimmste was passieren konnte, war sozusagen die Scham nicht in die Meister-Playoffs zu gelangen. Man erhoffte sich aber vor allem auch von Seiten des DEB den verstärkten Einsatz von deutschen Talenten in den Kadern der DEL-Mannschaften. Dieses Konzept sollte bei Erfolg der Nationalmannschaft zu neuer Stärke verhelfen.
3.2 Die wirtschaftliche Säule
Das Hauptaugenmerk wurde aber auf die Wirtschaft gerichtet. Man erkannte ganz richtig, daß die Vereine nur durch gesunde Bilanzen mit Kapitalrücklagen und ordentliche Strukturen mit Profis an den richtigen Stellen ihre Finanzlage stabilisieren können.
Um Mißwirtschaft vorbeugen zu können und gleichzeitig den oft unerfahrenen Managern auch helfen zu können, wurden wirtschaftliche Finanzkontrollen monatlich durchgeführt, und eine Generalprüfung der Bilanzen und Kalkulationen jährlich. So wurde es möglich die Vereine bei der Erstellung der zu Prüfung notwendigen Unterlagen zu unterstützen und gleichzeitig zu kontrollieren.
Zusätzlich versuchte man durch die Einführung neuer Logos und Namen das Merchandising zu einer großen Einnahmequelle werden zu lassen. Die Hoffnungen in diesem Bereich waren sehr hoch. Man rechnete mit Umsätzen in zweistelliger Millionenhöhe und mit Umsatzsteigerungen in den nächsten Jahren von mehr als 30%.7
4. Probleme der DEL
4.1 Die Probleme auf seiten der Vereine
Da die Teilnehmer der DEL eigenständige GmbHÂs sein mußten, war es notwendig die Profimannschaften von ihren Stammvereinen loszulösen. Die sich hier stellenden Probleme waren immens.
- Die Einnahmen aus der 1. Mannschaft gingen den Vereinen verloren.
Die Vereine verloren mit der ersten Mannschaft ihr Zugpferd im sportlichen als auch wirtschaftlichen Bereich.
- Die Spieler der Vereine mußten notwendigerweise an die neuen GmbHÂs verkauft werden.
Dies bedeutete zum einen erhebliche Ausgaben, die aber meistens in Kooperationsverträgen umgelegt wurden. Man einigte sich oft auf Zuwendungen an den Verein durch die GmbH für die Jugendarbeit und andere Leistungen für den Verein anstatt von hohen Ausgaben.
- Die GmbH hat Entgelte für die Stadionnutzung zu entrichten.
Die Stadien gehören vorwiegend den Vereinen. Die GmbH brauchte natürlich Kapazitäten für Training und Spiele. Doch für diese mußten jetzt natürlich Ausgaben getätigt werden, die vorher nicht anfielen.
- Der Nachwuchs kommt weiterhin aus den Vereinen.
Die DEL-Teams hatten natürlich ein großes Interesse am Aufrechterhalten der Nachwuchsarbeit in den Stammvereinen. Also mußten diese auch finanziell oder durch das zur Verfügung stellen von Trainern, dafür sorgen daß dies weiterhin bleibt.
- Personelle Wandel waren so gering wie möglich zu halten.
Dies war aber oft aus finanziellen Gründen nicht möglich. Auch war die Notwendigkeit gegeben entscheidende Positionen (Manager) mit Profis zu besetzen.
4.2 Die Probleme der DEL-GmbH
- Die neue Vermarktungsstrategie, mit neuen Logos und Teamnamen, verursachte Verunsicherung und Verwirrung bei vielen Fans.
Die Fans hatten erhebliche Probleme mit der Tatsache daß der EC Hedos München nun Mad Dogs München heißen mußte. Auch waren viele Fans nicht bereit sich komplett neu auszustaffieren mit Trikots, Schals, Wappen, etc.. Der plötzliche Wechsel verursachte Verwirrung und sorgte für einen, allerdings zeitlich begrenzten, Imageverlust. So gewöhnten sich die Fans mit der Zeit an die neuen Namen, und zum Beispiel die Fans des ehemaligen Hedos München zogen zu den Spielen weiter ihre ,,alten" Hedos-Trikots an, und feuerten die ,,Mad Dogs" an.
- Das neue Spielsystem
Auch das in der ersten Saison angewandte Spielsystem ohne Abstieg, komplett übernommen von der NHL mit Regionalgruppen und Play-Offs, sorgte für Unklarheiten. Das System wurde zudem in den nächsten Saisons geändert, so daß es den Eindruck schaffte, nicht das richtige System gefunden zu haben. So wurde die Abstiegsregelung wieder eingeführt, da sich der gewünschte Effekt nicht in -dem Maße einstellte.
- Die Erwartungen bezüglich der Umsätze im Bereich des Marketing und Merchandising.
Die Vermarktungserwartungen und Umsatzsteigerungen konnten nicht in dem Maße erzielt werden wie erhofft, so daß die Etats der DEL-GmbH und der Clubs von der TV-Vermarktung zu einem nicht unerheblichen Teil gedeckt werden mußten. Die Folge war wieder eine erhebliche Abhängigkeit von Geldern die nur bei Erfolg den Vereinen wirklich zugute kamen. Es entwickelte sich zum Teil der selbe Teufelskreis dem man zu entkommen versuchte.8
- Vermeidung von Mißwirtschaft
Was die Mißwirtschaft betrifft, so gab es von Anfang an Probleme mit der Lizenzierung und Erhaltung der Budgets. Bei der Gründung drohte ein Fiasko, weil viele Vereine die Voraussetzungen nicht zu schaffen schienen. Fast alle Antragsteller konnten dann doch noch teilnehmen, aber die Kontrollen und Vorgaben verhinderten nicht, daß schon in der ersten Saison zum Beispiel die ,,Mad Dogs" in München Konkurs gingen.9
4.3 Das Bosman-Urteil
Jean-Marc Bosman erwirkte 1996 vor dem europäischen Gerichtshof durch eine Klage die freie Wahl des Arbeitsplatzes in der Europäischen Union. Durch dieses Urteil das die Sportwelt erschütterte und weitreichende Änderungen nach sich zog, ergaben sich einige Änderungen.
Durch dieses Urteil wurden unter anderem die Ablösesummen für die Wechsel von Vereinsspielern bei Vertragsende für unrechtmäßig erklärt. Die Folge dessen war eine zuerst erhebliche Belastung für die Bilanzen von Vereinen, da diese auf der Aktivseite Spielerwerte beinhalteten, die den Marktwert als Vermögensgegenstand darstellten. Diese ,,Verluste" waren abzufangen.
Eine Ausländerregel in der DEL besagte bis zu dem ,,Bosman-Urteil", daß pro Verein drei nicht deutsche Spieler eingesetzt werden dürfen. Unter diese Regelung fielen fortan die ausländischen Spieler aller EU-Staaten nicht mehr, so daß die Vereine einige Spieler aus vielen ,,traditionellen" Eishockeyländern wie Schweden oder Tschechien als potentielle Verstärkung ansehen konnten. Das Angebot an guten Spielern war plötzlich überwältigend und die Vereine nutzten die neue Möglichkeit zur Stärkung des Kaders reichlich. Der Anteil an nicht deutschen Spielern stieg daraufhin schon in der ersten Saison nach ,,Bosman" auf über 50%.10
Die Ausländerregelung, die durch dieses Urteil schon fast keine Beschränkungen mehr bot, wurde daraufhin ab der Saison 97/98 aufgehoben. Alternativ wurde eine neue Regelung in Kraft gesetzt, die besagt, daß mindestens fünf deutsche Spieler per Vertrag an einen Club gebunden sind.
Diese Regelung wurde aber von den Clubs sehr geschickt umgangen, denn das Vorhandensein der Spieler bedingte noch lange nicht deren Einsatz. So verkamen manche deutsche Talente in der Saison auf der Bank oder gar der Tribüne.
Auch finanziell waren die EU-Ausländer keine Belastung. Im Gegenteil, denn die Vereine konnten bei diesem reichlichen Angebot die Spieler unter Druck setzen. Die Folge war ein Absinken der Gehälter in der DEL um bis zu 50%.11
4.4 Die internen Streitigkeiten zwischen DEB und DEL-GmbH
Die internen Streitigkeiten wurden und werden in der Hauptsache in den Personen von Rainer Gossmann (Präsident des DEB), und dem Aufsichtsratsvorsitzenden der DEL-GmbH Bernd Schäfer III ausgetragen.12
1996 kündigte der DEB an, die DEL aufgrund dauernder Streitigkeiten um Mitspracherechte und rechtlichen Unsicherheiten 1997 aufzulösen.
- Loslösung der Vereine durch Gründung einer eigenen Ligengesellschaft, der DEL Betriebs-GmbH.13
In der Folge eskalierte dieser Streit.
- Die IIHF (Weltverband) drohte mit völliger Isolierung der DEL.14
Die DEL drohte zur ,,wild League" erklärt zu werden. Dies bedeutet rechtliche Isolation der Liga. Alle Nationalspieler jeder Nation, die aktiv in der DEL spielen würden, wären für die National Teams gesperrt. So würde sich kein Spitzenspieler in der DEL halten lassen. Alle Clubs wären gesperrt für die Europäische Liga.
- In einem Rechtsstreit um die TV-Vermarktung wurde festgestellt, daß der DEB nicht die Rechte zur Vermarktung besitzt.15
Die DEL Betriebs-GmbH schloß daraufhin auf Betreiben von Schäfer III einen Vertrag mit der Taurus-Film Gruppe (DSF).16
- Premiere zog sich aufgrund der Entscheidung und des Vertrags der DEL Betriebs-GmbH und dem DSF aus der TV-Vermarktung zurück.17
Dies warf das ursprünglich erstellte Konzept von Schäfer III über den Haufen, der Premiere als Mitverwerter in die Planungen einbezog.
- ARD/ZDF zögerten aufgrund der unklaren Rechtslage mit dem Einstieg.18
Dies gefährdete zusätzliche Einnahmen mit denen bei der DEL Betriebs-GmbH kalkuliert wurde.19
- Die anfänglich geringe Präsenz und Einschaltquote bei DSF brachte einige Vereine in Bedrängnis bei ihren Sponsoren, die Verluste fürchteten.20
4.5 Der Kooperationsvertrag 1996
Erst mit dem im Oktober 1996 geschlossenen Kooperationsvertrag zwischen der DEL Betriebs-GmbH und dem DEB, glätteten sich einige Wogen.
- Der DEB erhält weiterhin eine Ausgleichszahlung der DEL Betriebs-GmbH und erkennt die DEL als höchste Liga an.
Diese Anerkennung sicherte den Betrieb der Liga und die Zusammenarbeit mit dem Verband.
- Die Zuschauerzahlen im TV stiegen.
Dies geschah einerseits durch den Einstieg der öffentlich-rechtlichen Programmgesellschaften als auch der besseren Präsentation und PR-Arbeit bei DSF.
- Die IIHF akzeptierte die DEL.
Somit konnten internationale Transfers abgewickelt werden. Die drohende Isolation wurde abgewendet.
5. Fazit
Die DEL wurde in ihrer Form von ihren Konstrukteuren fast komplett vom amerikanischen Vorbild NHL (National Hockey League) kopiert. Die Idee, sich ein erfolgreiches Konzept in wirtschaftlicher und sportlicher Hinsicht zum Vorbild zu nehmen, ist gut. Aber man hätte das Konzept nehmen und an die deutschen Gegebenheiten anpassen sollen. Diese Maßnahme, die nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht sehr reizvoll ist, ist der richtige Weg um flexibler zu werden und um neue Märkte zu erschließen.
Das wohl größte Problem, daß bewältigt werden muß, sind die Streitigkeiten zwischen Personen in verantwortungsvollen Positionen, die der gesamten Liga nur schaden. Die Probleme verhindern den großen Erfolg der DEL vor allem auch aus wirtschaftlicher Sicht. Dies belegt auch der neu aufgeflammte Streit um die Ausgleichszahlungen zwischen DEL und DEB. Diese wurden im April 1998 nur teilweise bezahlt.21
Es ist noch viel Arbeit struktureller und organisatorischer Art zu erfüllen. Vor allem ist die Notwendigkeit gegeben, das Image der Liga und ihrer Vereine zu verbessern. Die Liga sorgt von allen Seiten immer wieder für negative Schlagzeilen22, und das kann niemand auf Dauer ohne Schaden überstehen.
Literaturverzeichnis
- EISHOCKEY-MAGAZIN, Hrsg.: Vereinigte Fachverlag GmbH, Mainz, Jahrgänge 1994, 1996, 1997
- MICROSOFT ENCARTA ENZYKLOPÄDIE 98, © Microsoft 1998
- PROBLEME DES SPORTMANAGEMENTS IN AUSGEWÄHLTEN SPORTARTEN : KAUFBEURER EISHOCKEY - ,,DIE ADLER" IN DER DEL, Seminararbeit von Dieter Graßberger, Lehrstuhl für Trainingslehre, TU München, 29.04.1997
- DSF SPORTSWORLD, Sportnachrichten im Internet : http://www.dsf.de, © DSF Sportsworld / LOEWE New Media 1997
- SPORTINFORMATIONSDIENST, Berichte von September 1996 - SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 11.03.1997
[...]
1 Uli Hoeness in einem SAT1-Fernsehinterview, 1996
2 Eishockey-Magazin, April 1994
3 siehe Dieter Graßberger, Seite 1
4 Def. Verein: Freiwilliger Zusammenschluß von Personen zu einem bestimmten Zweck mit einer von Individualität der jeweiligen Möglichkeiten unabhängigen, den Bestand auf Dauer sichernden Organisation. Die Gründung eines Vereins geschieht durch Einigung der Gründer, die die Satzung mit Namen und Zweck des Vereins festlegen. Gesetzlich vorgeschriebene Organe des Vereins sind Mitgliederversammlung und Vorstand. Der rechtsfähige Verein ist juristische Person, d.h. er ist selbst Träger von Rechten und Pflichten, er erlangt die Rechtsfähigkeit durch Eintragung in das vom Amtsgericht geführte Vereinsregister. © Microsoft 1998
5 Def. Franchising: Vertikale Kooperation im Absatzbereich zwischen juristisch und wirtschaftlich selbständigen Unternehmen. Im Rahmen eines Dauerschuldverhältnisses gewährt der Franchise-Geber dem Franchise-Nehmer gegen Entgelt das Recht, Waren und/oder Dienstleistungen herzustellen und/oder zu vertreiben. © Microsoft 1998
6 Def. GmbH: Diejenige rechtsfähige Kapitalgesellschaft, für deren Verbindlichkeiten nur das Gesellschaftsvermögen haftet. Sie ist Handelsgesellschaft, auch wenn sie kein Handelsgewerbe betreibt. Ihr Stammkapital (mind. 50.000,- DM) wird durch die Stammeinlagen der Gesellschafter (Mindestbetrag 500,- DM) aufgebracht. Eine GmbH wird durch eine oder mehrere Personen gegründet, die in notarieller Urkunde einen Gesellschaftervertrag (Satzung) errichten, darin die Stammeinlagen übernehmen und einen Geschäftsführer mit unbeschränkter Vertretungsmacht bestellen. Durch die Eintragung ins Handelsregister erlangt die Gesellschaft Rechtsfähigkeit. Alle Gesellschafter fassen ihre Beschlüsse in der Gesellschafterversammlung. Ein Aufsichtsrat muß nur ausnahmsweise bestellt werden (z.B. bei mehr als 500 Mitarbeitern). © Microsoft 1998
7 Siehe Dieter Graßberger, Seite 4
8 Eishockey-Magazin, Oktober 1996
9 siehe Dieter Graßberger, Seite 4
10 Eishockey-Magazin, Oktober 1996
11 siehe Dieter Graßberger, Seite 5
12 Sportinformationsdienst, 27.09.1996
13 Süddeutsche Zeitung, 11.03.1997
14 Sportinformationsdienst, 30.09.1996
15 Sportinformationsdienst, 18.09.1996
16 Sportinformationsdienst, 18.09.1996
17 Sportinformationsdienst, 18.09.1996
18 Sportinformationsdienst, 18.09.1996
19 Eishockey-Magazin, August 1997
20 Sportinformationsdienst, 27.09.1996
21 www.dsf.de, Sportsworld-Berichte vom 01.0.1998 und 02.04.1998
22 Zeitungsberichte belegen dies allein aus sportlicher Sicht immer wieder mit Negativberichten über Spiele bei der durch sinnlose Prügelszenen und unnötige Härten Spieldauerdisziplinarstrafen und Verletzungen an der Tagesordnung zu sein scheinen.
- Quote paper
- Anonymous,, 1998, Probleme des Sportmanagements in ausgewählten Sportarten: Beispiel Eishockey - Die DEL, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95015
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