In dieser Arbeit wird die Powerpoint Präsentation als eine neue Form des gesellschaftlichen Transfers vom Wissen analysiert und in dem Gesamtkontext der Medienwissenschaften positioniert. Als erstes wird kurz erklärt, was eine Powerpoint Präsentation ist und wie sie sich von anderen visuell unterstützen Präsentationen unterscheidet. Darauffolgend wird veranschaulicht, warum Powerpoint als eine eigenständige kommunikative Gattung gilt. Anschließend werden Überlegungen angestellt, ob "Powerpoint" bloß eine visuelle Unterstützung der mündlichen Präsentation ist oder ob es die Form des freien, mündlichen Vortrages komplett verdrängt.
Inhalt
1. Einleitung
2. Powerpoint Präsentation als eine neue Form des gesellschaftlichen Transfers vom Wissen
2.1 Powerpoint: Ende der mündlichen Übertragung vom Wissen oder visuelle Unterstützung der mündlichen Präsentation?
3. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„We’re a switched- on, tuned- in, visually oriented society, and jurors tend to believe what they see“1. Dieses Zitat stammt aus dem Bereich der Rechtswissenschaften. Man kann es sich kaum vorstellen, aber auch in den Rechtswissenschaften spielt visuelle Performanz bei Vorträgen eine große Rolle. So wird es auch im Bereich der Forschung gespannt auf den Bildschirm geschaut, seitdem die neue Gattung der Präsentation, „Powerpoint“, eine explosionsartige Expansion erfahren hat. Der Markenname eines Produkts wurde zum Titel einer ganzen Kommunikationsgattung, die gewisse Veränderungen des Vortragswesens mit sich gebracht hat.
In meiner Arbeit versuche ich, mich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob Powerpoint eine bloße Unterstützung des mündlichen Vortrages ist oder ob es die Art des mündlichen Vortrages tatsächlich verändert. Wenn das letztere zutrifft, wäre es von Bedeutung zu wissen, in welcher Art und Weise sich diese Veränderungen vollziehen. Als erstes werde ich kurz erklären, was eine Powerpoint- Präsentation ist und wie sie sich von anderen visuell unterstützen Präsentationen unterscheidet. Darauffolgend werde ich veranschaulichen, warum Powerpoint als eine eigenständige kommunikative Gattung gilt. Anschließend werden Überlegungen gemacht, ob „Powerpoint“ bloß eine visuelle Unterstützung der mündlichen Präsentation ist oder ob es die Form des freien, mündlichen Vortrages komplett verdrängt.
Zusammenfassend werde ich auf die zukünftigen Entwicklungen von der Powerpoint- Präsentation als eine neue Kommunikationsform des wissenschaftlichen Wissenstransfers eingehen und mögliche Untersuchungsfelder aufführen, in denen man weiterforschen könnte, um zum Thema „Powerpoint-Präsentation“ neue Erkenntnisse zu gewinnen.
2. Powerpoint Präsentation als eine neue Form des gesellschaftlichen Transfers vom Wissen
Die Frage, was Powerpoint ist, erscheint schon überflüssig, wenn man bedenkt, dass in der modernen „Wissensgesellschaft“ Powepoint- Präsentationen einen derart wichtigen Aspekt bilden. In einer Gesellschaft, in der Wissen digitalisiert wird und mit Hilfe des Internets der breiten Masse der Bevölkerung zugänglich gemacht wird. In solch einer Gesellschaft kann jeder eine Definition von Powerpoint geben, die ungefähr wie folgt lauten würde: es ist ein mediales Produkt, das mit einer Software erstellt und unterschiedlich benutzt werden kann, z.B. auf dem Bildschirm gezeigt, mit dem Beamer projiziert und in vielen weiteren Funktionen. Es hat sich aber eine zweite Definition von Powerpoint herauskristallisiert. Die ursprüngliche Verwendung von Powerpoint war für den Entwurf von Folien gedacht. Eine Nebenfolge der Technologie wurde jedoch die Präsentation von Folien im Rahmen mündlicher Vorträge. Die zweite Definition von Powerpoint bezieht sich auf das Programm als Hilfsmittel und Merkmal von mündlichen Vorträgen. Im Unterschied zu Vorträgen, die Tafeln und Diapositiven als Hilfsmittel herangezogen haben, komm es bei der Powerpoint Präsentation auf die Performanz im Rahmen einer Präsentation an. Unter Performanz versteht man „zeitliche, körperliche und multimodale Durchführung kommunikativer Aktivitäten, wie sie realzeitlich beobachtbar sind“.2 In anderen Worten bezieht sich die neue Gattung der Powerpoint- Präsentation auf die reale und gesamte Kommunikationssituation, in der die Folien gezeigt werden.
Was ist nun neu an der Form der Powerpoint Präsentation, die die Art und Weise des Transfers vom Wissen in der Wissensgesellschaft verändert? Erstens lässt sich feststellen, dass die Veränderung der Übertragung vom Wissen tatsächlich stattgefunden hat. Während bei einem mündlichen Vortrag die Performanz aus der körperlichen Präsenz des Sprechers und bestimmten interaktiven Ritualen besteht, kommt es bei der Powerpoint- Präsentation erstens auf die Visualität an. Damit ist nicht nur die Visualität in Form von Bildern, Videobeiträgen und Tonbeispielen gemeint, sondern auch die Visualität des Gesagten. Die direkte Performativität des Sprechers zum Publikum wird durch die dreistellige Relation vom Sprecher, projiziertem Bild und Publikum ersetzt. Das Publikum knüpft an den Sprecher bestimmte Erwartungen bezüglich seines Vortrages an, der durch audiovisuelle Techniken unterstützt werden muss.
Durch die verstärkte Nutzung von Powerpoint entsteht eine neue kommunikative Gattung der „Präsentation“, in der es sich um einen mündlichen Vortrag des Sprechers zu einem Publikum in einer zeitlich definierten Situation, handelt. Dabei werden von dem Sprecher visuelle Hilfsmittel genutzt. Ob diese neue kommunikative Gattung das freie, mündliche Vortragen komplett verdrängt, oder nur die Powerpoint- Präsentation als eine Multimedia- Hilfe beim freien Vortrag dient, wird im nächsten Kapitel diskutiert.
2.1 Powerpoint: Ende der mündlichen Übertragung vom Wissen oder visuelle Unterstützung der mündlichen Präsentation?
Nach der aufgeführten Definition einer Powerpoint- Präsentation und der neuen, entstehenden kommunikativen Gattung, könnte man sich dem beliebten Thema vieler Soziologen widmen: ist Powerpoint eine Bereicherung im Prozess des Wissenstransfers in der Wissensgesellschaft oder ist es eher eine Gefahr, vom wirklichen, wissenschaftlichen Wissen abzulenken, in dem man sich zu sehr auf das Visuelle konzentriert.
Es ist natürlich hilfreich für den Sprecher, seinen Vortrag mit visuellen Mitteln zu verbessern und interessanter zu machen, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu fangen. Der Sinn des Vortrages wird mit Hilfe von Powerpoint untermauert, und das Wissen wird in Stichpunkten, oder kurzen Sätzen, an das Publikum präsentiert. Dabei stellt sich die Frage, ob das Wissen nicht in einer viel zu einfachen Form dargestellt wird, sodass ein verkehrter oder viel zu vereinfachter Sinn des Vortrages in Erinnerung des Publikums bleibt. Hilfreich wären weitere Hilfsmittel wie ausgedruckte Protokolle oder Zusammenfassungen, die die Komplexität verschiedener Themen besser veranschaulichen können.
Ein Ende der mündlichen Übertragung vom Wissen ist nicht zu befürchten. Was allmählich verschwindet, ist die freie Form des Vortrages, ohne visuelle Technologien. Die Technik übernimmt die Rolle des „handelnden Dritten“3, wobei die Konstellationen aus Technik und Mensch besonders „störanfällig“ sind. Oft kommt es zu Pannen, wenn man ein fremdes Laptop oder einen neuen Beamer benutzt. Powerpoint ist schon lange keine bloße Unterstützung eines mündlichen Vortrages, sondern ein Teil davon geworden. In keiner Universität, keinem globalen Wirtschaftsunternehmen und keiner Schule kann man sich einen mündlichen Vortrag vorstellen, der nicht in Form einer Powerpoint- Präsentation stattfindet.
Die Legitimation dieser Entwicklung findet sich im Prozess der Digitalisierung von Wissen und im Übergang von einer Industriegesellschaft zu einer Wissens- und Informationsgesellschaft. In einer globalisierten Welt wird die Person zum Verlierer, die bei den neusten technologischen Entwicklungsprozessen nicht mithalten kann. Das Wissen wird in einer Powerpoint- Präsentation immer noch an das Publikum übertragen, jedoch ist es nicht mehr möglich das fachspezifische Wissen in seiner ganzen Komplexität zu illustrieren.
3. Fazit
Die Powerpoint- Präsentation gehört zum alltäglichen Leben vieler Schüler, Studenten, Wissenschaftler, Forscher, Dozenten, Unternehmer, Manager, Bankangestellten und weiterer Berufe in der Gesellschaft. Ein so enormer Erfolg von „PowerPoint“ lässt sich nicht nur durch die beherrschende Stellung Microsofts und die Einbindung der Software in das Office Paket erklären. Dieser Erfolg kam, als Powerpoint zu einem Teil einer neuen Kommunikationsform in der Wissensgesellschaft wurde. In der Zukunft wird der Trend von Powerpoint- Präsentationen nicht abnehmen, und sogar im Gegenteil, ansteigen. Ein freier, mündlicher Vortrag ohne visuelle Hilfe wird zur Rarität. Außer man versucht alle Präsentationsformen parallel zu nutzen, ohne Affinität zu einer besonderen Form. Dieser Gedanke ist beinah zu utopisch, wenn man die globalen Entwicklungen in der Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft mitberücksichtigt.
Ein guter Ansatz für die Forschung, wäre weiterhin systematische Erforschungen von mediengestützten Vorträgen durchzuführen, um die Affinität der Gesellschaft für dieses Phänomen erklären zu können. Außerdem wäre es interessant zu untersuchen, in welcher expliziten Beziehung die Powerpoint- Präsentation zu den Entwicklungen in der Wissensgesellschaft und zu der Digitalisierung steht.
Literaturverzeichnis
Postman, Neil (1992): Technopoly. The Surrender of Culture to Technology. New York: Alfred A. Knopf, Inc.
Schnettler, Bernt/ Knoblauch, Hubert (2007): Powerpoint- Präsentation. Neue Formen der gesellschaftlichen Kommunikation von Wissen. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH.
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1 Vgl. Mazares, Gregory (1989): New York Times. 29. Juni, 1989, S. 36. In: Postman, Neil (1992): Technopoly. The Surrender of Culture to Technology. New York: Alfred A. Knopf, Inc. S. 108. “Wir sind eine angeknipste, abgestimmte, visuell orientierte Gesellschaft, und die Geschworenen neigen dazu, das zu glauben, was sie sehen.“
2 Vgl. Schnettler, Bernt/Knoblauch, Hubert/Pötzsch, Frederik S. (2007): Die Powerpoint- Präsentation. Zur Performanz technisierter mündlicher Gattungen in der Wissensgesellschaft. In: Schnettler, Bernt/ Knoblauch, Hubert (Hg.): Powerpoint- Präsentation. Neue Formen der gesellschaftlichen Kommunikation von Wissen. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH. S. 20
3 Vgl. Schnettler, Bernt/ Tuma, Rene (2007): Pannen- Powerpoint- Performanz. Technik als „handelndes Drittes“ in visuell unterstützten mündlichen Präsentationen. In: Schnettler, Bernt/ Knoblauch, Hubert (Hg.): Powerpoint- Präsentation. Neue Formen der gesellschaftlichen Kommunikation von Wissen. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH. S. 163- 167.
- Citar trabajo
- Anónimo,, 2009, Powerpoint Präsentation. Eine visuelle Unterstützung des mündlichen Vortrages oder eine neue Kommunikationsgattung?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/949581