Gliederung
1. Einleitung
2. Allgemeine Daten
2.1. Geschichte und Daten zur Gruppe der in Deutschland lebenden Türken
2.2. Sozio-demographische Zusammensetzung der türkischen Bevölkerung in Deutschland
2.3. Selbsteinschätzung der Sprachkenntnisse
2.4. Das türkische Zeitungsangebot in Deutschland
3. Nutzung von türkischen Zeitungen und Zeitschriften
3.1. Der Konsum von Tageszeitungen
3.2. Der Konsum von Wochen- und Monatszeitschriften
3.3. Medienkonsum in Abhängigkeit von sozio-ökonomischen Merkmalen
4. Informationsquellen im Spiegel der Nationen
4.1. Konsum von türkischen und deutschen Zeitungen
4.2. Konsum deutscher Tageszeitungen
4.3. Alterspezifische Konsumvorlieben
4.4. Berufsgruppenspezifische Vorlieben
4.5. Sonstige Einflüsse auf den Medienkonsum
5. Zeitung im Vergleich zu Radio und Fernsehen
5.1. Nutzung der Printmedien im Vergleich zu Fernsehen und Hörfunk
5.2. Sprachliche Orientierung
6. Fazit/Schluß
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Es ist die Aufgabe dieser Hausarbeit, den Leser über den Printmedienkonsum der türkischen Bevölkerung in Deutschland zu informieren. Die Schwierigkeit dieser Aufgabenstellung ist, daß alle Angaben auf Umfragen beruhen und nicht auf andersartig gesicherten Quellen.
Das Zentrum für Türkeistudien an der Universität Essen erstellte Ende 1996 im Auftrag des Bundespresse- und Informationsamtes die Studie ,,Medienkonsum der türkischen Bevölkerung in Deutschland", die bei dieser Arbeit die Grundlage bildet. Diese Studie erfaßt, im Gegensatz zu der weiterhin benutzten Literatur, das gesamte Bundesgebiet und ist durch ihre Erstellung 1996 auf dem neuesten Forschungsstand in diesem Gebiet. Als weitere Quelle diente Gunnar Roters repräsentative Studie zur Mediennutzung der türkischen Wohnbevölkerung von Berlin (West). Diese Studie wurde jedoch schon 1989 erstellt und repräsentiert nur die türkische Bevölkerung in Westberlin. Deshalb ist es äußerst schwer, einen Vergleich zwischen den Untersuchungen anzubringen, da das Medienangebot im Fernseh-, Hörfunk- und Printbereich ist in den letzten acht Jahren enorm gewachsen.[1]
Auch der Vergleich zwischen den Mediennutzungseigenschaften von Türken und Deutschen steht vor dem Problem, daß diese Gruppen starke Unterschiede in Berufsgruppen- und Einkommenstruktur, Bildung und Familiengröße aufweisen.
2. Allgemeine Daten
2.1. Geschichte und Daten zur Gruppe der in Deutschland lebenden Türken
Die Geschichte der in Deutschland lebenden Türken begann im Jahre 1961 mit dem Abschluß des Anwerbeabkommens für den deutschen Arbeitsmarkt. Die anfängliche Annahme, die ,,Gastarbeiter" würden nach einer gewissen Zeit wieder in ihr Heimatland zurückkehren, erwies sich bald als Illusion. Durch die verstärkte Familienzusammenführung und die Geburtenzahlen stieg die türkische Wohnbevölkerung in Deutschland an.254% der in Deutschland lebenden Türken sind vor dem Anwerbestop 1973 gekommen.[3]
Zum 31.12.1995 verzeichnete das statistische Bundesamt 7.173.866 in Deutschland lebende Ausländer, wobei die der Türken mit 28% (2.014.311 Personen) die größte Bevölkerungsgruppe bildet.[4]
Regional konzentriert sich die türkische Bevölkerung auf die industriellen Ballungsgebiete der alten Bundesländer. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes lebt ein Drittel aller Türken in Nordrhein-Westfalen (34%). An zweiter Stelle kommt Baden-Württemberg mit 17%, gefolgt von Bayern mit 13%. In den neuen Bundesländern ist der Anteil der türkischen Bevölkerung gering.[5]
2.2. Sozio-demographische Zusammensetzung der türkischen Bevölkerung in Deutschland
Die Haushaltsgröße und die durchschnittliche Kinderzahl der in Deutschland lebenden Türken unterscheidet sich wesentlich von der der Deutschen. Die durchschnittliche Personenzahl eines türkischen Haushalts betrug 1994 3,55, die eines deutschen Haushaltes 2,19. Deutsche Familien haben eine durchschnittliche Kinderzahl von 0,95, türkische Familien von 1,77. Und das bei der Tatsache, daß 41,2% der deutschen kinderlos sind, im Gegensatz zu nur 18,1% der türkischen.[6] Dies erklärt auch die Altersstruktur der türkischen Bevölkerungsgruppe, die durchschnittlich jünger als die deutsche ist.
19,2% der Befragten fallen in die Altersgruppe der 18-24jährigen, 47,3% in die der 2539jährigen. Die Altersgruppe der 40-54jährigen ist in der Studie mit 23,6% der Befragten vertreten, die der über 55jährigen mit 9,9%. Die Studie des Zentrums für Türkeistudien repräsentiert die Altersstruktur der über 18jährigen Türken. [7] Die Relation zwischen Männer- und Frauenanteil in der türkischen Bevölkerung beträgt 56% zu 44%, die Deutschen haben hingegen einen Frauenüberschuß.[8] Betrachtet man die Schulbildung der türkischen Bevölkerung in Deutschland, so besuchten 43,9% keine Schule oder nur die türkische Grundschule. In dieser großen Gruppe sind überwiegend die Älteren vertreten. 37,5% haben einen Haupt- oder Realschulabschluß, 18,6% (Fach-) Abitur.[9]
Über 50% der türkischen Bevölkerung ist berufstätig. Der Großteil der Berufstätigen (73,4%) arbeitet als Arbeiter oder Facharbeiter. Die zweitgrößte Gruppe mit 16,9% der türkischen Bevölkerung ist die der Angestellten. Die kleinste Gruppe der Berufstätigen ist die der Selbständigen: 9,7% verdienen so ihren Lebensunterhalt.[10] In den letzten acht Jahren gab es in diesem Bereich allerdings eine positive Verschiebung: 1989 arbeiteten noch 91% der türkischen Bevölkerung als Arbeiter, wobei 66% der Türken berufstätig waren. Der Großteil der Familien hatte ein Einkommen zwischen 2000 und 3000 DM zu verzeichnen. Deutsche Familien verfügen dagegen über ein Einkommen von durchschnittlich über 3000 DM.[11]
2.3. Selbsteinschätzung der Sprachkenntnisse
Eine Grundvoraussetzung für den Konsum deutscher Medien ist das Beherrschen der deutschen Sprache. Die Selbsteinschätzung der Sprachkenntnisse, in Beziehung zum Alter gesetzt, ergibt, daß ältere Türken schlechter Deutsch sprechen, verstehen und lesen können. In der Altersgruppe der 18-24jährigen schätzen knapp 70% ihre deutschen Sprachkenntnisse als sehr gut bis gut ein. 12,2% bezeichnen ihre Sprachkenntnisse als zufriedenstellend, 18,6% als gering oder sehr gering. In der Altersgruppe der 2539jährigen beschreiben 41,3% ihre Deutschkenntnisse als sehr gut bis gut, 27,2% als zufriedenstellend, 31,4% als gering bis sehr gering. Dieser Trend setzt sich noch deutlicher bei den 40-54jährigen fort: Nur 13,8% schätzen ihre deutschen Sprachfähigkeiten als sehr gut/gut ein. 37,2% bezeichnen sie als zufriedenstellend, 49% als gering. Erwartungsgemäß schlechte Sprachkenntnisse nach eigener Einschätzung weisen die Personen über 55 auf: 10,4% bezeichnen ihre Deutschkenntnisse als sehr gut/gut, 33,9% als zufriedenstellend und über die Hälfte, nämlich 55,7%, als gering bis sehr gering.[12]
Dies ist im Verhältnis zu den 1981 und 1989 durchgeführten Studien jedoch eine durchaus positive Entwicklung. Schon 1989 war zu vermerken, daß ein bedeutender Fortschritt in diesem Bereich stattfindet. ,,Abseits von den eingetretenen Verbesserungen bestehen jedoch weiterhin bei den älteren Türken, Frauen und Personen mit geringer formaler Bildung Sprach- und Leseschwierigkeiten." Die Analphabetenquote lag 1989 noch bei 7%.[13]
Bei der Betrachtung der Konsumvorlieben türkischer Mitbürger in Beziehung zum Alter muß man sich dieser Zahlen bewußt sein. Die fehlenden Sprachkenntnisse sind durchaus mit eine Erklärung für die teilweise Bevorzugung der türkischen Literatur.[14]
2.4. Das türkische Zeitungsangebot in Deutschland
Das Angebot an türkischen Zeiten hat sich seit 1971 enorm verbessert. Neun türkische Tageszeitungen mit Deutschlandteil werden in der BRD angeboten.[15]Mit einem Marktanteil von über 70% ist die türkische Tageszeitung ,,Hürriyet" (Freiheit) die am häufigsten genutzte Informationsquelle der in Deutschland lebenden Türken.[16]Die redaktionelle Linie der Redaktion wird als ,,liberalkonservativnationalistisch" mit deutlicher Neigung zur Boulevard-Presse" bezeichnet. ,,Hürriyet" erschien 1971 erstmalig in der BRD, die Auflage in Deutschland beträgt 107.000 Exemplare. An zweiter Stelle folgt die Tageszeitung ,,Türkiye" (Türkei). 1987 erstmals in Deutschland erschienen hat das ,,konservativ-religiös-nationalistische" Blatt eine Auflage von 40.000. Mit einer Deutschland-Auflage von 25.000 belegt die Tageszeitung ,,Sabah" (Morgen) den dritten Platz. Die redaktionelle Linie ist ,,liberal mit deutlicher Neigung zur Boulevard-Presse". Seit 1996 erscheint sie in Deutschland und ist somit eine der jüngsten in der BRD vertriebenen Tagszeitungen. ,,Milliyet" (Nation) belegt den vierten Platz. Die deutsche Auflagenstärke des ,,linksliberalen" Blattes beträgt 16.000. Schon 1972 gegründet war sie die zweite türkische Zeitung in Deutschland.
Weitere Tageszeitungen sind die ,,konservativ religiös" orientierte ,,Zaman" (gegründet 1990/BRD-Auflage: 13.000), die ,,religiös-fundamentalistische" ,,Milli Gazete" (Nationale Zeitung, gegründet 1973/ca. 12.000 Abonnenten), die ,,links"-orientierte ,,Emek" (gegründet 1996/BRD-Auflage: ca. 8000), die ,,rechts-nationalistische" ,,Ortadogu" (gegründet 1996/BRD-Auflage: ca. 3000) und die kurdische Zeitung in türkischer Sprache ,,Özgür Politika" (gegründet 1995/Europa-Auflage: ca. 15.000).[17]
Die Europa-Ausgaben gleichen im Wortlaut zu ca. 90% den Türkei-Ausgaben. Die Redaktionen in Deutschland erstellen in Absprache mit den Zentralredaktionen Beiträge, die in der türkischen Redaktion mit deutschen Anzeigen in die tagesaktuelle Ausgabe einmontiert werden. Die Europa-Ausgaben präsentieren überwiegend Bilder und Anzeigen. ,,Die Informationsvermittlung aus der deutschen Gesellschaft wird weitgehend vernachlässigt."[18]
Allerdings dürften sich in diesem Bereich wesentliche Verbesserungen ereignet haben.
3. Nutzung von türkischen Zeitungen und Zeitschriften
3.1. Der Konsum von Tageszeitungen
[19]Bei der Befragung nach der Lesehäufigkeit von Tageszeitungen gaben 32,6% der Befragten an, nie weder türkische noch deutsche Tageszeitungen zu lesen. Hierbei ist festzustellen, daß in dieser Gruppe der Anteil türkischer Frauen enorm hoch ist: ca. 48% der türkischen Frauen lesen nie Tageszeitungen; im Gegensatz dazu nutzen ca. 18% der türkischen Männer dieses Medium nie.[20]Bis zu einmal pro Woche lesen 10,9%, 27,6% mehrmals pro Woche deutsche oder türkische Tageszeitungen. Täglich lesen nur 28,9% Tageszeitungen.[21]Betrachtet man die Altersstruktur der Rezipienten, so findet sich hier in der Altergruppe der über 40jährigen die stärkste Konzentration von täglichen Nutzern.[22]
Lediglich 11,2% der Leser, also 7,5% aller Befragten, besitzen ein Abonnement. Diese geringe Anzahl läßt vermuten, daß die übrigen Zeitungsleser verschiedene Blätter nutzen und in ihrer Lektüre keinesfalls festgelegt sind.[23]
3.2. Der Konsum von Wochen- und Monatszeitschriften
Nur 21,9% der Befragten machten Angaben zu Wochen- und Monatszeitschriften.[24]Die Mehrheit der türkischen Konsumenten (51,2%) lesen nur deutsche Wochen- und Monatszeitschriften, fast ein Drittel nur türkische. Das Angebot türkischer Wochen- und Monatszeitschriften, die im gesamten Gebiet der BRD vertrieben werden, ist in Deutschland jedoch gering: es gibt nur zwei Titel (,,Dünya-hafta", eine Wirtschaftzeitung mit einer Auflage von 2500 Exemplaren und Cumhuriyet-hafta, ein linksliberales Wochenblatt mit einer Auflage von 5000 Exemplaren).[25]
3.3. Medienkonsum in Abhängigkeit von sozio-ökonomischen Merkmalen
Die sozio-ökonomischen Verhältnisse der türkischen Bevölkerung in Deutschland beeinflussen den Medienkonsum sowohl durch die finanziellen Voraussetzungen, als auch durch das Bildungsniveau des jeweiligen Rezipienten.[26]
Betrachtet man den Konsum einer Tageszeitung entsprechend dem Schulabschluß, so ist festzustellen, daß mit zunehmender Schulbildung auch die Nutzungshäufigkeit der Zeitungen steigt. In Deutschland lebende Türken ohne oder nur mit Grundschulabschluß (43,9% der Befragten) lesen zu 43,1% nie Tageszeitungen. 11,4% dieser Gruppe lesen bis zu einmal pro Woche, 23,4% mehrmals pro Woche und nur 22,1% täglich.
Die Gruppe der türkischen Befragten mit Haupt- oder Realschulabschluß (37,5% aller Befragten) spiegeln die durchschnittlichen Lesegewohnheiten der gesamten türkischen Bevölkerungsgruppe wider. 27,8% lesen nie Tageszeitungen, 10,6% bis zu einmal wöchentlich, 32,3% mehrmals pro Woche und 29,3% täglich.
Die letzte und kleinste Gruppe mit (Fach-) Abitur (18,6% der Befragten) liest zu 16,8% nie. 9,5% nutzen nur einmal pro Woche oder seltener die Printmedien, 28,2% mehrmals pro Woche und 45,5% täglich.[27]
Die Befragten, die entweder keinen Schulabschluß oder lediglich die türkische Grundschulausbildung vorweisen können, konsumieren bevorzugt türkische Tageszeitungen. So ist ihr Anteil an der ausschließlichen Nutzung türkischer Printmedien um 30% höher als der der Haupt- Realschulabsolventen und (Fach-) Abiturienten. Grund hierfür ist allerdings weniger das Bildungsniveau als eine stärkere Heimatbindung durch den Schulaufenthalt.
Betrachtet man nun den Konsum einer Tageszeitung berufsgruppenspezifisch, so fällt auf, daß ,,die nicht erwerbstätigen Befragten einen deutlich höheren Anteil an NichtKonsumenten aufweisen". Dies mag auch daran liegen, daß in diese Gruppe die Hausfrauen fallen, die nicht weiter erwerbstätig sind.[28]
Rund 50% der Befragten sind berufstätig. Die Gruppe der (Fach-) Arbeiter umfaßt 73,4% der Berufstätigen. In dieser Gruppe lesen 29,6% nie, 11,2% einmal pro Woche und seltener, 30,4% mehrmals in der Woche und 28,8% täglich Zeitungen. Die Angestelltengruppe ist mit 16,9% die zweitgrößte der türkischen Bevölkerung: Hier nutzen 20,6% nie, 13,1% maximal einmal pro Woche, 26,3% mehrmals wöchentlich und 40% täglich verschiedene Printmedien. Die kleinste Gruppe mit 9,7% der Berufstätigen ist die der Selbständigen: 17,8% lesen nie Tageszeitungen, 11,9% einmal pro Woche und seltener, 22,8% mehrmals in der Woche und 47,5% täglich.[29]
,,Offenkundig lesen Arbeiter gegenüber Angestellten und Selbständigen deutlich seltener Tageszeitungen".[30]
Analysiert man die sozio-ökonomischen Lage der in Deutschland lebenden Türken, so fällt im Zusammenhang mit ihrer Mediennutzung auf, daß sie sich mit ansteigender unsicherer Soziallage stärker den türkischen Medien widmen.[31]
4. Informationsquellen im Spiegel der Nationen
4.1. Konsum von türkischen und deutschen Zeitungen
[32]Splittet man die Informationsquellen in deutsche und türkische Tageszeitungen auf, erfährt man, daß sich 55,7% der Befragten nur aus türkischen Tageszeitungen informieren. 38% der Befragten lesen deutsche und türkische Tageszeitungen, 6,4% nur deutsche.
4.2. Konsum deutscher Tageszeitungen
Wenn die türkische Bevölkerung auf deutsche Printmedien zurückgreift, so nehmen die Regionalzeitungen mit einem Marktanteil von knapp 70% den wichtigsten Stellenwert als Zulieferer von Informationen ein. Die einzige nennenswerte überregionale Tageszeitung (mit einem Anteil von ca. 32%) ist die ,,Bild-Zeitung".[33]Der Großteil der durch die türkische Bevölkerung aufgenommenen Informationen dürfte sich nicht von denen der Deutschen unterscheiden: ,,Am meisten werden die Fernseh- und Hörfunkprogrammangaben gelesen, ihnen folgen Berichte über Unglücke und Verbrechen, der Lokalteil und die Sportberichte."[34]
4.3. Alterspezifische Konsumvorlieben
Betrachtet man die sprachliche Vorliebe bei Zeitungen in den verschiedenen Altersgruppen, so fällt auf, daß die türkische Bevölkerung mit steigendem Alter deutlich mehr heimatsprachlich orientiert sind. ,,Offenbar besteht ein starker Zusammenhang zwischen steigendem Lebensalter und der stärkeren Neigung zu heimatsprachlichen Tageszeitung." Während in der Altersgruppe der 18-24jährigen 36,5% nur türkische Zeitungen lesen, steigt die Zahl der Konsumenten ausschließlich türkischer Zeitungen in der Altersgruppe der 25-39jährigen auf 55,2% an. In der Altersgruppe der 4054jährigen lesen 65,4% nur türkische Zeitungen, die in Deutschland lebenden Türken über 55 Jahre lesen zu 70,3% nur türkische Zeitungen.
Die Zahl der Türken, die sich ausschließlich aus deutschen Medien informiert, nimmt dementsprechend mit steigendem Alter ab. 12,4% der 18-24jährigen informieren sich nur aus deutschen Zeitungen, 7% der 25-39jährigen, 2,3% der 40-54jährigen und in der Altersgruppe der Personen über 55 nur zu 0,8%. Sowohl aus türkischen als auch aus deutschen Printmedien informieren sich in der Altersgruppe der 18-24jährigen 51%. Doch schon in der Altersgruppe der 25-39jährigen nutzen diese beiden Informationsquellen nur noch 37,8%. 32,4% der 40-54jährigen lesen deutsche und türkische Zeitungen; der Personenkreis über 55 informiert sich zu 28,9% aus dem täglichen Angebot beider Länder.[35]
4.4. Berufsgruppenspezifische Vorlieben
Fragt man, welche Berufsgruppen eher den Konsum deutscher oder türkischer Zeitungen bevorzugen, so stellt man fest, daß in der Gruppe der (Fach-) Arbeiter fast 60% nur türkische Zeitungen lesen. 4,3% dieser Gruppe nutzt nur deutsche Zeitungen, 36,6% informieren sich sowohl aus deutschen als auch aus den türkischen Printmedien. Die Angestellten lesen nur zu 19,4% türkische Zeitungen, 15,8% nur deutsche und 64,7% deutsche und türkische Zeitungen. In dieser Gruppe ist der stärkste Konsum deutscher und türkischer Printmedien zu messen. Das Streben auf eine Position als Angestellter und somit eine stärkere Anpassung an die deutsche Lebenssituation mag eine Erklärung für den hohen Konsum sein.
Aus der Gruppe der Selbständigen informieren sich 44,6% ausschließlich aus türkischen Zeitungen. 9,6% lesen nur deutsche, 45,8% deutsche und türkische Zeitungen.[36]
4.5. Sonstige Einflüsse auf den Medienkonsum
Betrachtet man die Rückkehrneigung der in Deutschland lebenden Türken im Verhältnis zum Medienkonsum, so könnte man annehmen, daß die türkischen Mitbürger, die in ihr Heimatland zurückkehren wollen, türkische und somit heimatsprachlich orientierte Medien bevorzugen. Dies ist jedoch nicht der Fall: der Unterschied in der Nutzung ausschließlichen türkischer Medien im Verhältnis zu den nicht rückkehrwilligen Türken beträgt nur 6%.[37]
Analysiert man den Zusammenhang zwischen der sozio-ökonomischen Lage und dem Grad der heimatsprachlichen Orientierung, so fällt auf, daß die Türken mit einer gesicherten sozialen Lage wesentlich geringer heimatsprachlich orientiert sind als Türken in instabilen sozialen Lagen. Heimatsprachliche Orientierung ist allerdings kein Indikator für vorhandenen Rückkehrwillen.[38]
5. Zeitung im Vergleich zu Radio und Fernsehen
5.1. Nutzung der Printmedien im Vergleich zu Fernsehen und Hörfunk
Betrachtet man die Nutzung der Printmedien vergleichend mit der von Fernsehen und Radio, so fällt auf, daß die türkische Bevölkerung, die nur türkische Medien nutzt, die Printmedien sowohl Fernsehen als auch Radio vorzieht. Bei den Personen, die sich ausschließlich aus deutschen Medien informieren, liegt die Zeitung als Informationsmedium hinter Radio und Fernsehen. Bei den Rezipienten deutscher und türkischer Medien befinden sich die Zeitungen auf Platz zwei nach dem Fernsehen.[39]
5.2. Sprachliche Orientierung
Es ist festzustellen, daß die meisten der Konsumenten von Fernsehen, Radio und Printmedien ihre sprachliche Orientierung, also zwischen deutschen und türkischen Medien wechseln (72,5%).[40]
6. Schluß
Der Medienkonsum der in Deutschland lebenden Türken ist von sehr vielen Faktoren abhängig. Sprach- und somit Leseschwierigkeiten, Schulbildung wie auch Einkommensdefizite beeinflussen den Medienkonsum. Festzustellen ist, daß mit steigender Bildung die Nutzung des Presseangebots zunimmt, vor allem gegenüber den anderen Medien (Fernsehen und Hörfunk).
Je älter die Befragten sind und je schlechter die eigenen Deutschkenntnisse eingeschätzt werden, desto größer ist auch die Nutzung der türkischsprachigen Medien. Für die jüngere Generation, die deutsche Schulen besucht hat und hier geboren ist, fallen die gravierenden Deutschprobleme der ersten Generation weg. Sie sind zudem durch ihre Kindheit in Deutschland stärker an die BRD gebunden, so daß die Nutzung von heimatsprachlichen Medien für sie nicht mehr eine so große Rolle spielt.
7. Literaturverzeichnis
1. Eckhardt, Josef, Massenmedien und Ausländer in Nordrhein-Westfalen, in: Media Perspektiven 10/90, S.661-680
2. Mohr, Inge, SFB 4 Multi-Kulti: Öffentlich-rechtliches Hörfunkangebot nur für Ausländer, in: Media Perspektiven 8/96, S. 466-471
2. Roters, Gunnar, Publikum ohne Programm?: Eine repräsentative Studie zur
Mediennutzung und Beurteilung der türkischen Bevölkerung von Berlin, Berlin 1990
3. Sen,F/Goldberg,A., Türken in Deutschland, München 1994
4. Statistisches Bundesamt, Ausländische Bevölkerung am 31.12.1995 nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten in den Bundesländern, Wiesbaden 1996
5. Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Privathaushalte im April 1994 nach
ausgewählten Staatsangehörigkeiten und Familienstand der Bezugspersonen sowie nach Haushaltsgröße, Wiesbaden 1994
6. Zentrum für Türkeistudien, Kurzfassung der Studie zum Medienkonsum der türkischen Bevölkerung in Deutschland, Essen/Bonn 1997
[...]
1 Vergleiche: Mohr, Inge, SFB 4 Multi-Kulti: Öffentlich-rechtliches Hörfunkangebot nur für Ausländer, in: Media Perspektiven 8/96, S. 466-471, S.466
2 Vgl. Sen,F/Goldberg,A., Türken in Deutschland, München 1994, S.10
3 Vgl.: Roters, Gunnar, Publikum ohne Programm?: Eine repräsentative Studie zur Mediennutzung und Beurteilung der türkischen Bevölkerung von Berlin, Berlin 1990, S.51
4 Vgl. Statistisches Bundesamt, Ausländische Bevölkerung am 31.12.1995 nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten in den Bundesländern, Wiesbaden 1996
5 Ders.
6 Vgl. Statistisches Bundesamt, Mikrozensus, Privathaushalte im April 1994 nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten und Familienstand der Bezugspersonen sowie nach Haushaltsgröße, Wiesbaden 1994
7 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im auf: Zentrum für Türkeistudien, Medienkonsum der türkischen Bevölkerung in Deutschland, Essen/Bonn 1997, S.16
8 Vergl.: Eckhardt, Josef, Massenmedien und Ausländer in Nordrhein-Westfalen, in: Media Perspektiven 10/90, S.661-680, S.661
9 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: ZfT, Medienkonsum, S.15
10 Ders.
11 Vergl.: Roters, Gunnar, Publikum ohne Programm?, S.48-51
12 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: ZfT, Medienkonsum, S.20
13 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Roters, Gunnar, Publikum ohne Programm, S.52
14 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: ZfT, Medienkonsum, S.20
15 Ders., S.44
16 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: ZfT, S.7, die Leserzahlen der ,,Hürriyet" stimmen weitestgehend mit den Zahlen der Studien Gunnar Roters 1989 in Berlin überein.
17 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: ZfT, Medienkonsum, S.44
18 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Roters, Gunnar, Publikum ohne Programm?, S.26-27
19 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: ZfT, Medienkonsum, S.6: Hierbei ist festzustellen, daß Gunnar Roters in seiner Studie 1989 in West-Berlin einen geringeren Anteil von Personen festgestellt hat, die nie Zeitungen lesen (14%) dies läßt sich aber dadurch erklären, daß das Erlangen von Informationen für Großstädtern wichtiger ist.
20 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: ZfT, Medienkonsum, S.15
21 Ders.: ZfT, Medienkonsum, S.6
22 Ders., S.15
23 Ders., S.6
24 Ders., S.6
25 Ders., S.8
26 Ders., ZfT, S.14
27 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: ZfT, Medienkonsum, S.15
28 Ders., S.16
29 Ders., S.15
30 ZfT, Medienkonsum, S.16
31 Ders., S.24
32 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: ZfT, Medienkonsum, S.8: Vergleicht man diese Werte mit den den Angaben von Inge Mohr und Gunnar Roters, so kaum eine erheblicher Anstieg der Konsumenten deutsch und türkischsprachiger Medien zu verzeichnen.
33 Ders.: S.7
34 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Eckhardt, Josef, Massenmedien, S.673
35 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: ZfT, Medienkonsum, S.16
36 Ders., S.17
37 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf:: ZfT, Medienkonsum, S.23
38 Ders., S.25
39 Ders., S.12
40 Die vorangegangenen Ausführungen fußen im wesentlichen auf: ZfT, Medienkonsum, S.13
- Citation du texte
- Sven Schulte-Rummel (Auteur), 1999, Medienkonsum der türkischen Bevölkerung in Deutschland - Printmedien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94885
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