Diese Arbeit widmet sich dem Künstler John Trumbull in seinen noch jungen Jahren und interessiert sich für die Einflüsse anderer Künstler, durch die er zu dem Historienmaler wurde, den man heute noch kennt. Hierfür fokussiert sich die Arbeit auf John Singleton Copley, welcher ihn in seiner Jugend wohl am meisten beeinflusst hat. Im Folgenden geht der Autor zunächst auf John Trumbull und John Singleton Copley ein. Darauf gilt es zu untersuchen, woher sie sich kennen und inwiefern man von einem Einfluss oder gar von Bewunderung Copleys sprechen kann. Dieser Einfluss soll dann am Beispiel der Werke „The Rev. Edward Holyoke“ von Copley und „Jonathan and Mrs. Jonathan Trumbull, Sr.“ von Trumbull besprochen werden, welche zunächst genau beschrieben und daraufhin in Hinblick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede verglichen und untersucht werden. Abschluss der Arbeit bildet schließlich ein Fazit und eine Beantwortung der Fragestellung.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. John Trumbull und John Singleton Copley
3. Berührungspunkte und Beziehung
4. Bildvergleich Copley – Trumbull
The Rev. Edward Holyoke von John Singleton Copley
Jonathan and Mrs. Jonathan Trumbull, Sr. von John Trumbull
Bildvergleich und Analyse
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
7. Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Diesen Sommer, am 04. Juli jährte sich das Datum der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten zum 244. Mal. Jedes Jahr feiern die Amerikaner an diesem Tag die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung mit Umzügen und Feuerwerken.
Denkt man an diese Zeit aus kunsthistorischer Sicht, so fällt vielen vermutlich das Werk The Declaration of Independence von John Trumbull ein. John Trumbull selbst gehört zu einem der wichtigsten Künstler dieser Zeit und bleibt durch zahlreiche Historienbilder von Schlachten des Unabhängigkeitskrieges in Erinnerung. Diese Arbeit widmet sich dem Künstler in seinen noch jungen Jahren und interessiert sich für die Einflüsse anderer Künstler, durch die er zu dem Historienmaler wurde, den man heute noch kennt. Hier fokussiert sich die Arbeit auf John Singleton Copley, welcher ihn in seiner Jugend wohl am meisten beeinflusst hat. Im Folgenden möchte ich zunächst kurz darauf eingehen wer John Trumbull und John Singleton Copley eigentlich ist. Darauf gilt es zu untersuchen, woher sie sich kennen und inwiefern man überhaupt von einem Einfluss oder gar von Bewunderung Copleys sprechen kann. Dieser Einfluss soll dann am Beispiel der Werke The Rev. Edward Holyoke von Copley und Jonathan and Mrs. Jonathan Trumbull, Sr. von Trumbull besprochen werden, welche zunächst genau beschrieben und daraufhin in Hinblick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede verglichen und untersucht werden. Abschluss der Arbeit bildet schließlich ein Fazit und eine Beantwortung der Fragestellung.
2. John Trumbull und John Singleton Copley
Bevor sich jedoch der Fragestellung genähert wird, gilt es zunächst allgemeine Zusammenhänge zu klären. Wer war John Trumbull und John Singleton Copley und wo besteht hier der Zusammenhang? John Trumbull, „ The Painter oft the Revolution “1, wurde 1756 in Lebanon, Connecticut geboren und lebte dort mit seinen Eltern Jonathan und Faith Trumbull, sowie seinen fünf Geschwistern2. Trumbull interessierte sich bereits als Schuljunge für die Kunst, zeichnete viel und verfolgte den Plan Kunst zu studieren.3 Sein Vater Jonathon Trumbull jedoch, verweigerte ihm dies mit der Begründung, mit Kunst ließe sich kein Geld verdienen und riet ihm, wie er es tat, in Harvard zu studieren um später im Ministerium oder als Anwalt tätig sein zu können. 1771 begann John sein Studium in Harvard und absolvierte es 1773. Zwischen 1775 und 1777 war Trumbull dann immer wieder im Unabhängigkeitskrieg in der Armee und lernte einige Jahre später bei Benjamin West in London. Nach mehreren Reisen zwischen Amerika und London kam 1817 der entscheidende Auftrag in Trumbulls Karriere, vier Gemälde für das Kapitol in Washington zu malen.4 Im selben Jahr wurde er zum Präsidenten der Academy of the Fine Arts.5 Unter den vier Gemälden befand sich auch das Werk Declaration of Independence, was heute zu einem seiner bekanntesten Gemälde zählt. Im letzten Jahrzehnt seines Lebens bot er eine Gemäldesammlung dem Yale College an, welches daraufhin die Trumbull Galerie eröffnete.6 Er veröffentlichte 1841 seine eigene Autobiografie7 und starb dann 1843.8
John Singleton Copley wurde 1738 als Sohn von Richard und Mary Copley in Boston geboren.9 Copley studierte nie Kunst und entwickelte doch, bereits in seiner Jugend „ without teacher or model “10 ein außerordentliches Verständnis für die Kunst und „ a rare appreciation of the beauty and effect of color“.11 Er verließ Boston 1774 um nach Europa zu reisen und besuchte dort vor allem Großbritannien, Frankreich und Italien, wo er Gemälde von Titian und Raphael studierte und kopierte.12 Zurück in London wurde er Mitglied der Royal Academy und malte dort bis kurz vor seinem Tod 1815.13
3. Berührungspunkte und Beziehung
John Trumbull und John Singleton Copley lebten bis 1774 beide in Boston. Zu dieser Zeit hatte sich Copley bereits einen Ruf als angesehenen Künstler verschafft, wodurch auch Trumbull den Maler kannte. Trumbull selbst schrieb in seiner Autobiografie über Copleys Ruf, er sei „ deservedly high “14, was zeigt, dass auch dieser seine Kunst anerkannte. Trumbull selbst war sogar sehr angetan von Copley und hatte sich gewünscht bei ihm zu studieren, statt das Harvard College zu besuchen.15 Wie bereits erwähnt, erlaubte ihm sein Vater dies jedoch nicht, weshalb er zunächst einen anderen Weg einschlug. Trotz der Entscheidung zu Harvard verlor Trumbull jedoch nicht seine Begeisterung und seinen Wunsch Copley kennenzulernen und so ergab sich 1771 das erste Treffen der Beiden.16 Johns Bruder Jonathan organisierte ein Treffen über seinen Freund James Lovell, welcher Copley kannte. Sie besuchten daraufhin das Haus von Copley in Boston, was auf dem Weg zum Harvard College lag und wurden einander vorgestellt. In Trumbulls Autobiografie ist ihr Kennenlernen detailreich beschrieben, er schreibt sogar über Copleys Klamotten: „ I remember his dress and appearance - an elegant looking man, dressed in a fine maroon cloth, with gilt buttons “17. Seine Autobiografie schrieb er 1841, dementsprechend muss das Treffen so eindrucksvoll für ihn gewesen sein, dass er sich sogar an diese Details nach so vielen Jahren erinnert und sie in die Beschreibung des Kennenlernens mitaufnimmt. Hier ergab es sich auch das erste Mal, dass Trumbull Gemälde von dieser Qualität bewundern durfte. Er selbst schrieb über die Werke, es seien die ersten Gemälde, die er sähe, welche überhaupt den Namen verdient haben. Außerdem hätten die Werke all seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen „ and renewed all my desire to enter upon such a pursuit “.18 Irma Jaffe schreibt über dieses Kennenlernen, Trumbull wäre „ dazzled and overwhelmed “19 von dem was er sah und John Durand schreibt es wäre dieser Moment gewesen, in welchem Trumbull beschloss, Maler zu werden.20 John Trumbulls Bewunderung zu Copley zeigt sich auch darin, dass er Gemälde von Copley, welche in Harvard hingen, kopierte und versuchte davon zu lernen.21 Er besuchte Copley sogar ein zweites Mal, um ihm ein Gemälde zu zeigen, welches er von Noel Coypel kopierte, was ihm Lob von Copley einbrachte.22 Ihre Beziehung, so heißt es, bestand aus “admiration and emulation on the part of Trumbull, and encouragement and occasional assistance from Copley”23. Die ausgewählten Quellen und Beispiele legen die Bewunderung dar, welche Trumbull für Copley hegte und dass diese Anerkennung auch Einfluss auf Trumbull selbst und seine künstlerische Karriere hatte. Denn wie Jules David Prown schrieb, war er „ profoundly influenced “24 von Copley und seinen Gemälden.
4. Bildvergleich Trumbull – Copley
The Rev. Edward Holyoke von John Singleton Copley
The Rev. Edward Holyoke (Abb. 1) von John Singleton Copley stammt aus dem Jahr 1759-61 und wurde mit Öl auf Leinwand gemalt und soll eines seiner „ strongest […] artistic statements“ 25 sein.26 Auf dem Bild zu sehen ist, wie der Name schon sagt, Reverend Edward Holyoke, zehnter Präsident des Harvard Colleges.27 Copley stellt ihn in dreiviertel Länge, in einem eher dunklen Raum dar, sitzend auf dem schwerfälligen, dunkelbraunen „ President’s chair “.28 Seine Haltung ist streng, fast steif. Der Stuhl auf dem er sitzt ist leicht nach links gedreht, weswegen der linke Teil seines Gesichts leicht im Schatten liegt. Sein Blick jedoch geht direkt in Richtung des Betrachters. Generell sind sein Oberkörper eher kurz und sein Kopf, im Vergleich zum restlichen Körper, relativ groß dargestellt. Der Hautton in seinem Gesicht hat einen leicht gelblichen Stich und wird an der rechten Wange leicht rosa. Seine Augen sind schmal und blicken hinter leicht trägen Liedern hervor, umrandet von einzelnen, feinen Falten. Von seiner Nase aus ziehen sich tiefere Nasolabialfalten hinunter zu seinem Mund. Seine Lippen sind schmal und tragen einen leicht dunkleren Hautton, als der seines Gesichts. Auch hier ziehen sich vom Mundwinkel aus tiefere Falten nach unten in Richtung des breiten Kinns. Holyoke ist mit einem Doppelkinn dargestellt, welches Irma Jaffe als „ sagging flesh under the chin “ bezeichnet.29 Er trägt eine weiß-graue Perücke und ist gekleidet in einem geistlichen, schwarzen Gewand. Seine rechte Hand liegt entspannt über der Lehne des Stuhls und hält ein schwarzes Buch. Im rechten Hintergrund erkennt man eine Art Fenster, durch das man eine Häuserlandschaft erkennen kann, welche die Harvard „ college buildings “30 darstellen sollen. Dies symbolisiert nicht nur seine Präsidentschaft in Harvard, sondern spricht auch von Macht und Kontrolle.
Durch das dunkle Erscheinungsbild, den strengen Gesichtsausdruck sowie seine Körperhaltung, bekommt das Werk einen sehr strengen Eindruck, jedoch selbstsicher und autoritär. Wie Jules David Prown schreibt, erzeugt es die Wirkung, als hätte dieser Mann die vollständige Kontrolle über seine Umgebung. Diese Wirkung des Gemäldes, zusammen mit seiner Kleidung, dem Stuhl und den Gebäuden im Hintergrund betonen Holyokes Persönlichkeit, seine „ commanding presence “,31 und spiegeln wieder, wer er ist.
Jonathan and Mrs. Jonathan Trumbull, Sr. von John Trumbull
Trumbulls Jonathan and Mrs. Jonathan Trumbull, Sr. (Abb. 2) entstand 1774-1775 und zeigt Trumbulls Eltern Jonathan und Faith. Hier wird Johns Vater auf der linken Seite dargestellt und Johns Mutter auf der rechten Seite. Beide sind in einen ovalen Ausschnitt gemalt, archetektonisch umrahmt und so voneinander getrennt. Im Folgenden soll jedoch speziell auf die Darstellung von Jonathan Trumbull eingegangen werden. John stellt seinen Vater hier als Bruststück Portrait vor einem dunklen, bräunlichen Hintergrund dar. Ob Jonathan hier steht oder sitzt ist aufgrund des Ausschnittes nicht zu erkennen. Sein Oberkörper ist jedoch aufrecht. Er steht/sitzt leicht nach links gedreht, sein Kopf ist dezent über die rechte Schulter geneigt und blickt in Richtung des Rezipienten. Durch seine Haltung liegt der linke Teil seines Gesichts leicht im Schatten. Er trägt ein schwarzes Gewand mit Kragen und zwei großen Knöpfen, eine Art weißen Schal um seinen Hals sowie eine weiß-graue Perücke. Sein Gesicht, gemalt in einem dezenten rosa Ton, sieht träge und müde aus, sein Ausdruck ist neutral. Seine dunklen Augen blicken unter dünnen Augenbrauen hervor und sind recht groß und weit geöffnet. Sie sind umrandet mit kleinen Fältchen und werden von tiefen Tränensäcken getragen. Von seiner schmalen, langen Nase bilden sich tiefe Falten, die sich bis zu seinem Mund hinunter ziehen. Er ist mit schmalen Lippen dargestellt, „ age lines at the corners of the mouth “32 ziehen sich vom Mund zum Kinn hinunter und unter seinem Kinn bildet sich ein Doppelkinn.
[...]
1 Johnston, Elizabeth Bryant: Original portraits of Washington, including statues, monuments and medals, Boston 1882, S. 66.
2 Jaffe, Irma: John Trumbull: Patriot-Artist of the American Revolution, New York 1975, S. 3.
3 Ebd., S. 7.
4 Braider, Donald: Five Early American Painters: Benjamin West, John Singleton Copley, Charles Willson Peale, Gilbert Stuart, John Trumbull, New York 1969, S. 181.
5 Jaffe 1975, S. 266.
6 Ebd., S. 276.
7 Trumbull, John: Autobiography, reminiscences and letters of John Trumbull, from 1756 to 1841 by Trumbull, John, New York 1841.
8 Jaffe 1975, S. 286.
9 Plate, Robert: John Singleton Copley : America's first great artist, New York 1969., S. 1ff.
10 Amory, Martha Babcock: The domestic and artistic life of John Singleton Copley, R.A. : with notices of his works, and reminiscences of his son, Lord Lyndhurst, high chancellor of Great Britain, Boston 1882, S. 5.
11 ebd., S.5f
12 Braider 1969, S. 87.
13 Plate 1969, S. 145.
14 Trumbull 1841., S. 10.
15 Jaffe 1975, S. 9.
16 Ebd., S. 11.
17 Trumbull 1841, S. 11.
18 Ebd., S. 11.
19 Jaffe 1975, S. 13.
20 Durand, John: John Trumbull. Second and Concluding Article, in: The American Art Review 2 (1881), 181–191, S. 182.
21 Jaffe 1975, S. 13.
22 Trumbull 1841, S. 13.
23 Prown, Jules David: John Singleton Copley: In England, 1774-1815, Washington 1966, S. 310.
24 Ebd., S. 308.
25 Prown, Jules David: John Singleton Copley: In America, 1738-1774, Washington 1966, S.33.
26 Historical Records Survey: American Portraits, 1620-1825: Found in Massachusetts, Massachusetts 1939, S. 202.
27 Jaffe 1975, S. 13.
28 Historical Records Survey 1939, S.202.
29 Jaffe 1975, S. 13.
30 Prown 1966, S. 33.
31 Wees, Carver; Harvey, Medill Higgins: Early American Silver in The Metropolitan Museum of Art, New York 2013, S. 45.
32 Jaffe 1975, S. 13.
- Arbeit zitieren
- Anja Geisler (Autor:in), 2020, John Singleton Copleys Einfluss auf John Trumbull, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/947105
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.