Dies Arbeit hat das Ziel, das Italienbild bzw. die Italienbilder von Erzherzog Ferdinand Maximilian und deren Wandel nachzuzeichnen. Ein erster Ansatzpunkt für mögliche Einflüsse auf das Italienbild des Erzherzogs ist dessen Erzieheung; diese bildet daher den Schwerpunkt des ersten Abschnitts, der Leben und Persönlichkeit Ferdinand Maximilians zum Inhalt hat. Hier zeigt sich, dass bereits „von der Wiege an“ versucht wurde, den kleinen Habsburgern Religiosität, österreichischen Patriotismus und die Idee des Gottesgnadentums als „Grundhaltungen“ beizubringen. Ebenso wurde ihnen bereits mit wenigen Jahren spielerisch die Kenntnis von Fremdsprachen vermittelt, indem man etwa auch ungarisch- oder tschechischsprachige Bedienstete einstellte. Die Wahl der Erzieher und des Ausbildungsprogrammes für Ferdinand Maximilian erfolgte durch seine Mutter, Erzherzogin Sophie, und Staatskanzler Metternich, wobei als Erzieher (u.a. für Philosophie und Geschichte) bevorzugt Geistliche oder zum Katholizismus Konvertierte herangezogen wurden; interessanterweise gab es jedoch auch eine Reihe von josephinistisch eingestellten Erziehern. Die Gegenständen Italienisch und Geschichte, die für die Entwicklung des Italienbildes von besonderem Einfluss sein konnten, wurden von zwei schillernden Persönlichkeiten unterrichtet: Zum einen vom „Austro-Italiener“ Johann-Baptist Bolza, der mehrere italienische Lehr- und Wörterbücher verfasst hatte, ansonsten aber auf der konservativ-katholischen Linie des Hofes lag, in Hinblick auf das Italienbild des Erzherzog scheint er keinen großen Einfluss ausgeübt haben. Die beiden Geschichtslehrer unterrichteten ihr Fach ebenso ganz im Sinne der Familie; der Unterricht kann demgemäß mit den Schlagworten konservativ-antiliberal, strikt katholisch, germanisch-deutsch und österreichisch-/habsburgisch-patriotisch umschrieben werden; während die ersten beiden Elemente bei Ferdinand Maximilian mittelfristig auf weniger fruchtbaren Boden fielen, ist der Gedanke, als Deutscher und Habsburger ein „höheres Wesen“ zu sein, in vielen Äußerungen des Erzherzogs, wie auch in der Konzeption seines Schlosses Miramar, dem ein Kapitel dieses Abschnitts gewidmet ist, gut nachzuvollziehen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Erzherzog Ferdinand Maximilian - Leben und Persönlichkeit
- 1. Jahre der Erziehung und Sozialisierung: 1832 bis 1850
- 1.1 Grundsätze der habsburgischen Prinzenerziehung
- 1.2 Die ersten Jahre: 1832 bis 1837
- 1.2.1 Die Aja: Marie Luise von Sturmfeder
- 1.2.2 Das soziale Umfeld: Der Hofstaat
- 1.2.3 Der Einfluss der Eltern – Erzherzog Franz Karl und Erzherzogin Sophie
- 1.3 Die „Ausbildung zum Erzherzog“: 1838 bis 1850
- 1.3.1 Katholisch, adelig, international – Der Ajo Heinrich Bombelles
- 1.3.2 Johann Baptist Coronini-Cronberg: Ein liberaler Aristokrat?
- 1.3.3 Die Erzieher Ferdinand Maximilians: Timotheus Ledochowski und Franz Gorizutti
- 1.3.4 Liberal, konservativ, katholisch? Der Italienischunterricht durch Gian Battista Bolza
- 1.3.5 Der Geschichtsunterricht: Antiliberal, katholisch, germanisch, patriotisch
- 1.3.6 Resümee der Erziehung Ferdinand Maximilians
- 2. Ein Leben als „Ewiger Zweiter“: 1850 bis 1864
- 2.1 Ferdinand Maximilian und die Marine
- 2.2 Vom General-Gouverneur zum Polit-Pensionär
- 2.2.1 Die Ehe mit Charlotte von Belgien
- 2.2.2 Schloss Miramar: Habsburgisches Bollwerk oder Spleen eines Privilegierten?
- 2.2.3 Die letzten Jahre in Europa: Ein „politischer Pensionär“?
- 3. Ein großer Traum und sein rasches Ende: Ferdinand Maximilian als Kaiser von Mexiko (1864-67)
- II. Das Lombardo-Venetianische Königreich 1814/15 – 1859
- 1. Das Lombardo-Venetianische Königreich im Vormärz: Vom Wiener Kongress zu den cinque giornate
- 1.1 Die Konstituierung des Lombardo-Venetianischen Königreichs und dessen institutionelle Gliederung
- 1.1.1 Die Kongregationen: Wen vertreten die „Vertretungskörperschaften“?
- 1.1.2 Die Gemeinden: „Oasen der Demokratie“?
- 1.1.3 Die staatlichen Behörden
- 1.1.4 Der Vizekönig
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht das Italienbild von Erzherzog Ferdinand Maximilian. Die Arbeit verfolgt das Ziel, Ferdinand Maximilians Wahrnehmung Italiens und dessen Einfluss auf seine Entscheidungen und sein Handeln zu analysieren. Dabei wird seine Biografie und das politische Umfeld des Lombardo-Venetianischen Königreichs berücksichtigt.
- Die Entwicklung von Ferdinand Maximilians Italienbild im Laufe seines Lebens.
- Der Einfluss seiner Erziehung und seines Umfelds auf seine Italienwahrnehmung.
- Die Rolle Italiens in Ferdinand Maximilians politischer Karriere.
- Das Verhältnis zwischen Ferdinand Maximilians persönlichem Italienbild und der offiziellen habsburgischen Politik.
- Die Bedeutung von Ferdinand Maximilians Italienbild für sein Engagement in Mexiko.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Erzherzog Ferdinand Maximilian - Leben und Persönlichkeit: Dieses Kapitel zeichnet die Biografie Ferdinand Maximilians nach, von seiner Erziehung bis zu seinen letzten Jahren in Europa. Es analysiert die Einflüsse seiner Erziehung, seiner Mentoren und seines sozialen Umfelds auf seine Persönlichkeit und sein Weltbild. Die Rolle der habsburgischen Prinzenerziehung, insbesondere der Fokus auf katholische und konservative Werte, wird ebenso beleuchtet wie der Einfluss liberaler Denker. Der Abschnitt über seine Zeit als „Ewiger Zweiter“ in der habsburgischen Hierarchie zeigt seine Frustration und seinen Wunsch nach größerer politischer Bedeutung. Seine Ehe und die Errichtung von Schloss Miramar werden als Ausdruck seines persönlichen Strebens nach Unabhängigkeit und Einfluss interpretiert. Die Kapitelteile greifen ineinander und zeigen den komplexen Werdegang des Erzherzogs auf.
II. Das Lombardo-Venetianische Königreich 1814/15 – 1859: Dieses Kapitel untersucht die politische und soziale Struktur des Lombardo-Venetianischen Königreichs. Es analysiert die institutionelle Gliederung, die Rolle der Verwaltung und den Einfluss der österreichischen Herrschaft auf die lokale Bevölkerung. Die Kapitelteile beleuchten die „Vertretungskörperschaften“, die kommunale Selbstverwaltung und die staatlichen Behörden. Der Fokus liegt auf der Frage, inwiefern die Verwaltung „italienisch“ war und wie sich die österreichische Herrschaft mit den lokalen Gegebenheiten auseinandersetzte. Der Abschnitt liefert somit einen wichtigen Kontext für das Verständnis von Ferdinand Maximilians Italienbild und seiner politischen Erfahrungen in diesem Gebiet.
Schlüsselwörter
Erzherzog Ferdinand Maximilian, Italienbild, Habsburger Monarchie, Lombardo-Venetianisches Königreich, Prinzenerziehung, politische Karriere, Mexiko, Nationalismus, Liberalismus, Konservatismus, Schloss Miramar.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Erzherzog Ferdinand Maximilian - Leben, Italienbild und Mexiko
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Diplomarbeit analysiert das Italienbild von Erzherzog Ferdinand Maximilian und untersucht dessen Einfluss auf seine Entscheidungen und sein Handeln. Sie berücksichtigt seine Biografie und das politische Umfeld des Lombardo-Venetianischen Königreichs, beleuchtet die Entwicklung seines Italienbildes im Laufe seines Lebens und den Einfluss seiner Erziehung und seines Umfelds. Weiterhin wird das Verhältnis zwischen seinem persönlichen Italienbild und der offiziellen habsburgischen Politik sowie die Bedeutung seines Italienbildes für sein Engagement in Mexiko untersucht.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die folgenden zentralen Themen: Ferdinand Maximilians Erziehung und Sozialisierung, seine Rolle als „Ewiger Zweiter“ im Habsburgerreich, seine Zeit als Generalgouverneur, seine Ehe mit Charlotte von Belgien, die Errichtung von Schloss Miramar, seine Herrschaft in Mexiko und das Lombardo-Venetianische Königreich unter österreichischer Herrschaft. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse seines Italienbildes und dessen Kontextualisierung innerhalb seiner Biografie und des politischen Umfelds.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in zwei Hauptkapitel gegliedert. Kapitel I befasst sich mit dem Leben und der Persönlichkeit Ferdinand Maximilians, von seiner Erziehung bis zu seinen letzten Jahren in Europa. Kapitel II untersucht die politische und soziale Struktur des Lombardo-Venetianischen Königreichs von 1814/15 bis 1859. Innerhalb der Kapitel werden verschiedene Unterkapitel mit detaillierten Analysen der jeweiligen Themenbereiche angeboten. Zusätzlich enthält die Arbeit ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter.
Welche Aspekte der Erziehung Ferdinand Maximilians werden beleuchtet?
Die Arbeit untersucht die habsburgische Prinzenerziehung und ihren Einfluss auf Ferdinand Maximilian. Dabei wird der Fokus auf katholische und konservative Werte, aber auch auf den Einfluss liberaler Denker gelegt. Die Rolle wichtiger Erzieher und Mentoren wie Heinrich Bombelles, Johann Baptist Coronini-Cronberg, Timotheus Ledochowski, Franz Gorizutti und Gian Battista Bolza wird analysiert und deren Beitrag zur Formierung seines Weltbildes beleuchtet.
Welche Rolle spielte das Lombardo-Venetianische Königreich in der Arbeit?
Das Lombardo-Venetianische Königreich bildet einen zentralen Kontext für das Verständnis von Ferdinand Maximilians Italienbild und seinen politischen Erfahrungen. Die Arbeit analysiert die politische und soziale Struktur des Königreichs, die institutionelle Gliederung, die Rolle der Verwaltung und den Einfluss der österreichischen Herrschaft auf die lokale Bevölkerung. Es wird untersucht, inwiefern die Verwaltung „italienisch“ war und wie sich die österreichische Herrschaft mit den lokalen Gegebenheiten auseinandersetzte.
Welche Bedeutung hat Ferdinand Maximilians Italienbild für sein Engagement in Mexiko?
Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Ferdinand Maximilians Italienbild und seinem Engagement in Mexiko. Es wird analysiert, inwieweit seine Erfahrungen und Wahrnehmungen Italiens seine Entscheidungen und sein Handeln in Mexiko beeinflussten. Dieser Aspekt stellt einen wichtigen Teil der Gesamtinterpretation dar.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter, die die Arbeit charakterisieren, sind: Erzherzog Ferdinand Maximilian, Italienbild, Habsburger Monarchie, Lombardo-Venetianisches Königreich, Prinzenerziehung, politische Karriere, Mexiko, Nationalismus, Liberalismus, Konservatismus, Schloss Miramar.
- Arbeit zitieren
- Martin Clemens Weber (Autor:in), 2008, Das Italienbild von Erzherzog Ferdinand Maximilian, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94647