Dies Arbeit hat das Ziel, das Italienbild bzw. die Italienbilder von Erzherzog Ferdinand Maximilian und deren Wandel nachzuzeichnen. Ein erster Ansatzpunkt für mögliche Einflüsse auf das Italienbild des Erzherzogs ist dessen Erzieheung; diese bildet daher den Schwerpunkt des ersten Abschnitts, der Leben und Persönlichkeit Ferdinand Maximilians zum Inhalt hat. Hier zeigt sich, dass bereits „von der Wiege an“ versucht wurde, den kleinen Habsburgern Religiosität, österreichischen Patriotismus und die Idee des Gottesgnadentums als „Grundhaltungen“ beizubringen. Ebenso wurde ihnen bereits mit wenigen Jahren spielerisch die Kenntnis von Fremdsprachen vermittelt, indem man etwa auch ungarisch- oder tschechischsprachige Bedienstete einstellte. Die Wahl der Erzieher und des Ausbildungsprogrammes für Ferdinand Maximilian erfolgte durch seine Mutter, Erzherzogin Sophie, und Staatskanzler Metternich, wobei als Erzieher (u.a. für Philosophie und Geschichte) bevorzugt Geistliche oder zum Katholizismus Konvertierte herangezogen wurden; interessanterweise gab es jedoch auch eine Reihe von josephinistisch eingestellten Erziehern. Die Gegenständen Italienisch und Geschichte, die für die Entwicklung des Italienbildes von besonderem Einfluss sein konnten, wurden von zwei schillernden Persönlichkeiten unterrichtet: Zum einen vom „Austro-Italiener“ Johann-Baptist Bolza, der mehrere italienische Lehr- und Wörterbücher verfasst hatte, ansonsten aber auf der konservativ-katholischen Linie des Hofes lag, in Hinblick auf das Italienbild des Erzherzog scheint er keinen großen Einfluss ausgeübt haben. Die beiden Geschichtslehrer unterrichteten ihr Fach ebenso ganz im Sinne der Familie; der Unterricht kann demgemäß mit den Schlagworten konservativ-antiliberal, strikt katholisch, germanisch-deutsch und österreichisch-/habsburgisch-patriotisch umschrieben werden; während die ersten beiden Elemente bei Ferdinand Maximilian mittelfristig auf weniger fruchtbaren Boden fielen, ist der Gedanke, als Deutscher und Habsburger ein „höheres Wesen“ zu sein, in vielen Äußerungen des Erzherzogs, wie auch in der Konzeption seines Schlosses Miramar, dem ein Kapitel dieses Abschnitts gewidmet ist, gut nachzuvollziehen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
I. Erzherzog Ferdinand Maximilian - Leben und Persönlichkeit
1. Jahre der Erziehung und Sozialisierung: 1832 bis 1850
1.1 Grundsätze der habsburgischen Prinzenerziehung
1.2 Die ersten Jahre: 1832 bis 1837
1.2.1 Die Aja: Marie Luise von Sturmfeder
1.2.2 Das soziale Umfeld: Der Hofstaat
1.2.3 Der Einfluss der Eltern - Erzherzog Franz Karl und Erzherzogin Sophie...
1.3 Die „Ausbildung zum Erzherzog': 1838 bis 1850
1.3.1 Katholisch, adelig, international - Der Ajo Heinrich Bombelles
1.3.2 Johann Baptist Coronini-Cronberg: Ein liberaler Aristokrat?
1.3.3 Die Erzieher Ferdinand Maximilians: Timotheus Ledochowski und Franz Gorizutti
1.3.4 Liberal, konservativ, katholisch? Der Italienischunterricht durch Gian Battista Bolza
Exkurs: Bolzas „Handbuch der italienischen Sprache‘'.
1.3.5 Der Geschichtsunterricht: Antiliberal, katholisch, germanisch, patriotisch..
Exkurs: Die „Deutsche Reichs- und Rechtsgeschichte “von George Phillips
1.3.6 Resümee der Erziehung Ferdinand Maximilians
Exkurs: Die (Aus-)Bildungsreisen Ferdinand Maximilians
2. Ein Leben als „Ewiger Zweiter“: 1850 bis 1864
2.1 Ferdinand Maximilian und die Marine
2.2 Vom General-Gouverneur zum Polit-Pensionär
2.2.1 Die Ehe mit Charlotte von Belgien
2.2.2 Schloss Miramar: Habsburgisches Bollwerk oder Spleen eines Privilegierten?
2.2.3 Die letzten Jahre in Europa: Ein „politischer Pensionär“?
3. Ein großer Traum und sein rasches Ende: Ferdinand Maximilian als Kaiser von Mexiko (1864-67)
II. Das Lombardo-Venetianische Königreich 1814/15 -
1. Das Lombardo-Venetianische Königreich im Vormärz: Vom Wiener Kongress zu den cinque giornate
1.1 Die Konstituierung des Lombardo-Venetianischen Königreichs und dessen institutionelle Gliederung
1.1.1 Die Kongregationen: Wen vertreten die „Vertretungskörperschaften'?
1.1.2 Die Gemeinden: „Oasen der Demokratie'?
1.1.3 Die staatlichen Behörden
1.1.4 Der Vizekönig
Exkurs: „Il problema degli esteri': Wie „italienisch “war die Verwaltung des Lombardo-Venetianischen Königreichs?
1.2 Die sozialen Schichten Lombardo-Venetiens im Vormärz
1.2.1 Die Adeligen, oder das Problem der Integration der lokalen Eliten
in den Staat
1.2.2 Das Bürgertum: Aufstieg in die Arbeitslosigkeit?
1.2.3 Die sozial Benachteiligten: Soziale Gruppen in Bewegung
2. Opposition und Revolution: Der Widerstand gegen Österreich im
Lombardo-Venetianischen Königreich
2.1 Die Opposition gegen die österreichische Herrschaft 1815-1848
2.2 Die Revolution von 1848/49 im Lombardo-Venetianischen Königreich
2.2.1 Die Vorboten des Umsturzes
2.2.2 Revolution 1848/49 auf Italienisch - Die cinque giornate von Mailand und die Repubblica veneta
3. 1848 - 1859 in Lombardo-Venetien, oder: Ein „liberaler4 4 GeneralGouverneur und der Neoabsolutismus
3.1 Das Erbe der Revolution: Der Neoabsolutismus im Lombardo- Venetianischen Königreich
Exkurs: Formen der Repräsentation im Lombardo-Venetianischen Königreich:
Vom Vizekönig zum General-Gouverneur
3.2 Erzherzog Ferdinand Maximilian als General-Gouverneur des Lombardo- Venetianischen Königreichs: Gekommen, um zu repräsentieren?
3.2.1 Der Amtsantritt Ferdinand Maximilians - zwischen Konvention und Konfrontation
3.2.2 Der formelle Handlungsspielraum Ferdinand Maximilians als GeneralGouverneur, oder: Die Kompetenzen eines Kompetenzlosen
3.2.3 Der erzherzogliche Hof: Repräsentation als Teil der Politik
3.2.4 Das persönliche Umfeld des Erzherzogs in Lombardo-Venetien
3.2.4.1 Das nicht-italienische Umfeld des Erzherzogs: Adelige und Jugendfreunde
Exkurs: Johann von Perthaler - Erzieher, Privatsekretär, Freund
3.2.4.2 Das italienische Umfeld des Erzherzogs: Adelige und Intellektuelle
3.2.5 Politische Emanzipationsversuche und deren Scheitern
3.2.5.1 Das „Österreichisch-italienische Königreich“ als Versuch einer eigenständigen „Außenpolitik4?
3.2.5.1 Die „Denkschrift über die im lom.-venet. Königreiche einzuführende Verfassungs-und Verwaltungsreform - Föderale Ansätze im N eoabsolutismus?
3.3 Resümee von Ferdinand Maximilians General-Gouverneurat
III Das Italien-Bild Ferdinand Maximilians im Wandel
1. Zwei (auto)biographische Quellen - „Reise-Skizzen 4 4 und „Geschichte
des Generalgouvernements 1857-1859“
1.1 Ein Erzherzog auf Reisen: Die „Reise-Skizzek4 Ferdinand Maximilians
1.1.1 Entstehungsgeschichte und Rezeption der „Reise-Skizzen“
1.1.2 Inhalt und Charakteristik der „Reise-Skizzen“
1.2 Der Rechenschaftsbericht Ferdinand Maximilians über seine Zeit als
General-Gouverneur Lombardo-Venetiens (1857-59)
1.2.1 Entstehungsgeschichte und Rezeption der „Geschichte des General-
Gouvernements4
Exkurs: Tobias von Wildauer - Ein vielseitiger Wissenschafter und
vergessener liberal-nationaler Politiker
1.2.2 Inhalt und Charakteristik der „Geschichte des Generalgouvernements4
2. Ferdinand Maximilians Italien-Bild(er) und deren Wandel
2.1 Methodologische Vorbemerkung
2.2. Nationale Stereotypen und die Konstruktion inferiorer
„Andersartigkeit“
2.3 Zivilisatorische Mission und paternalistische Vormundschaftspflicht
oder „kraftvoller Liberalismus4?
2.4 Die Utopie einer politikfreien Verwaltung, oder: Verwaltung als Politik-Ersatz
Zusammenfassung
Bibliographie
Anhang:
Anhang 1: Vergleich Gymnasialstundenpläne - Stundentafel Erzherzog Ferdinand Maximilian
Anhang 2: Photokopien ausgewählter Seiten aus der „Geschichte des Generalgouvernements4
Anhang 3: Teilweiser Abdruck der „Geschichte des Generalgouvernements“
Vorwort
Die Idee zur vorliegenden Diplomarbeit entstand aus dem Seminar für Neuere Geschichte im Sommersemester 2004 zum Thema „Italiener/ innen in Österreich, Österreicher/ innen in Italien (18.-20. Jahrhundert)', wobei ich die Zeit Erzherzog Ferdinand Maximilians in Italien behandelte.
Bei der Literaturrecherche zu Ferdinand Maximilian stieß ich auf eine paradox scheinende Tatsache: Seit seinem Tod fokussiert sich die deutschsprachige Literatur zu diesem Habsburger - wenn auch in den unterschiedlichsten Formen[1] - so gut wie ausschließlich auf dessen letzten drei dramatischen Lebensjahre als Kaiser von Mexiko, während die 32 Jahre davor meist nur episodenhaft auf wenigen Seiten abgehandelt werden; insbesondere verwunderte es mich, dass die zwölf Jahre, die der Erzherzog fast ununterbrochen in einem italienischsprachigen Umfeld verbrachte (1852-57 sowie 1859-64 als Kommandant der Kriegsmarine in Triest und 1857-59 als General-Gouverneur des Lombardo-Venetian- ischen Königreichs in Mailand und Venedig) in der österreichischen Literatur abseits von Marinehistorikern nahezu geschichtliche terra inagrita sind. Andererseits stellte ich bei der Recherche in italienischen Sekundärquellen mit Erstaunen fest, dass Ferdinand Maximilian - gleich nach der unvermeidlichen „Sisi“ - seit Jahrzehnten der am positivsten konnotierte Habsburger in Italien sein dürfe, und dies gerade nicht wegen seines mexikanischen Abenteuers, sondern wegen seiner Zeit in Italien..[2] In dieses Bild fügte sich auch, dass die beiden von mir herangezogenen Quellen - das Reisetagebuch des jungen Erzherzogs sowie eine Rechtfertigungsschrift über seine Zeit als General-Gouverneur - bisher ausschließlich in Italien ediert und publiziert wurden[3].
Von der Erkenntnis, dass die italienische Literatur der „prä-mexikanischen “ Zeit Ferdinand Maximilian offenbar ein gesteigertes Interesse entgegenbrachte, war es nur ein kleiner Schritt, den Blickwinkel umzukehren und zu fragen, wie das Italienbild dieses Erzherzogs, der Jahrzehnte in Italien verbracht und die unterschiedlichsten Teile der Halbinsel bereist hatte, aussah.
Zu diesem Zweck soll in einem ersten Schritt das Leben dieses Habsburgers genauer untersucht und insbesondere die hinsichtlich seines Italienbildes prägenden Einflüsse dargestellt werden. In dem diesem Thema gewidmeten ersten Abschnitt steht daher die Erziehung Ferdinand Maximilians im Mittelpunkt, deren Inhalte und deren Träger. In einem zweiten Schritt wird ein Blick auf das Lombardo-Venetianische Königreich geworfen, um bewerten zu können, welche Handlungsspielräume dem durchaus ehrgeizigen Erzherzog in seiner Funktion als General-Gouverneur überhaupt offenstanden, wie das soziale Umfeld, in dem er handelte, beschaffen war; hier soll besonders danach gefragt werden, welche Personen aus der Umgebung Ferdinand Maximilians einen Einfluss auf sein Italienbild ausgeübt haben könnten. Schließlich sollen in einem dritten Schritt die in den ersten beiden Abschnitten herausgearbeiteten Einflussfaktoren zusammengefasst und analysiert werden. Diese Analyse erfolgt dabei anhand der zwei bereits erwähnten Quellen, zum einen der in Tagebuch-Form geführten „Reise-Skizzen “ aus den frühen 1850er-Jahren sowie zum anderen der „Geschichte des Generalgouvernements“, einer Gesamtdarstellung der Jahre 1857-59 in Lombardo-Venetien, die das von vielen Seiten kritisierte Wirken des Erzherzogs als General-Gouverneur in das richtige Licht rücken sollte; zunächst werden diese beiden Quellen in ihrem Inhalt, ihrer Entstehung und Rezeption vorgestellt. Der Schwerpunkt des Kapitels ist sodann die Analyse dreier Komponenten von Ferdinand Maximilians Italienbild, wobei ich bei der Wahl der
Komponenten den von Jürgen Osterhammel formulierten „drei Grundelementen kolonialistischen Denkens' ‘ folge, die meines Erachtens nicht nur auf formale europäische Kolonien in Afrika und Asien, sondern durchaus auch auf ähnlich gelagerte Machtstrukturen zwischen dominanten und dominierten Gesellschaften innerhalb Europas anwendbar sind.
An dieser Stelle möchte ich all jenen Freunden und Kollegen danken, die mich bei der Abfassung der vorliegenden Diplomarbeit auf die unterschiedlichste Art direkt oder indirekt unterstützt haben.
Ein besonderer Dank geht an die Betreuerin der vorliegenden Arbeit, Univ.-Prof. Edith Saurer, die mit vielen gezielten „Inputs“ dieser Arbeit neue Aspekte hinzugefügt und mir damit neue Sichtweisen ermöglicht hat. Ich danke meinen Eltern, die mir dieses Studium ermöglicht haben und auf deren fachliche wie persönliche Unterstützung ich jederzeit bauen konnte. Und last, not least: un grand merci à Christelle pour sa patience, sa franchise et son aide.
Ohne all sie wären nicht nur die folgenden Seiten um vieles leerer.
I. Erzherzog Ferdinand Maximilian Leben und Persönlichkeit
1. Jahre der Erziehung und Sozialisierung: 1832 bis 1850
Am 6. Juli 1832 wurde im Schloss Schönbrunn Erzherzog Ferdinand Maximilian Joseph[4] als zweiter Sohn von Erzherzog Franz Carl[5] und Erzherzogin Sophie[6] geboren. In der Literatur werden zur Beschreibung seiner Kindheit und Jugend meist dieselben, eher anekdotenhaften, Begebenheiten tradiert:[7] Seine angebliche Abstammung vom Sohn Napoleons, dem Herzog von Reichstadt,[8] kehrt ebenso regelmäßig wieder, wie die von so gut wie allen Autoren festgestellte Neigung zu „gewisse[n], bei Frauen vornehmlich ausgesprochene[n] Züge[n]“[9], die sich in einer „starke[n] künstlerische[n] Begabung und Aufnahmsfähigkeit für die Schönheit der Natur“[10] äußere; stereotyp wird die „Leichtlebigkeit und Fröhlichkeit“[11] beschworen, die Maximilian schon in frühester Kindheit ausgezeichnet habe; er wird unreflektiert als „phantasievoller, romantischer Träumer, der von der Menschheit nur das beste hielt und auch selbst nur Gutes tun wollte4[12], beschrieben.
Dieser durch Jahrzehnte beschrittene Pfad soll in dieser Arbeit verlassen werden. Mein Ansatz ist es, nicht die (angeblichen) Eigenschaften Ferdinand Maximilians einfach zu konstatieren und mit Anekdoten zu umrahmen, sondern vielmehr nach den Faktoren, die seine Persönlichkeit geprägt haben (könnten) zu fragen. Auf die in diesem Kapitel behandelte Periode von 1832 bis 1850 angewendet, möchte ich die folgenden Fragen beantworten: Wer waren die prägenden Persönlichkeiten seiner Kindheit und Jugend? Was waren die Grundsätze und konkreten Inhalte der Erziehung, mit welchen Methoden wurden sie ihm nähergebracht? Wie sah also - kurz gesagt - die Sozialisierung eines Adeligen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Beispiel von Erzherzog Ferdinand Maximilian aus?
1.1 Grundsätze der habsburgischen Prinzenerziehung
Gerade in der Art und im Inhalt der Erziehung eines Kindes spiegelt sich viel dessen wider, was die gesellschaftliche Schicht, in der es aufwächst, im Generellen, und dessen Eltern im Speziellen für Zukunft dieses Kindes für wichtig erachten. Die soziale Schicht, die in diesem Kapitel behandelt werden soll, ist jene hochadelige Gesellschaft Europas des 19. Jahrhunderts, die zwischen Wiener Kongress und den Revolutionen des Jahres 1848 eindeutig als machtpolitische Elite angesehen werden kann. Somit war klar, dass die Erziehung eines dieser Elite angehörenden Kindes sich von derjenigen des Großteils der Bevölkerung abhob; einer der hervorstechendsten Unterschiede ist die Konservativität der Adelserziehung in dieser Zeit. Dies zeigt sich auch und vor allem im Vergleich zur Erziehung anderer sozialer Eliten, wie des Bürgertums: Hier war während des 18. Jahrhunderts ein neues Familienbild entstanden, das im Kind ein Individuum sah, das sich aus seinen - eben individuellen - Möglichkeiten heraus entfalten sollte; das „gepriesene Ideal wurde das innig-gemütvolle Zusammensein“ in „glückseliger Häuslichkeit“.[13] Im Vergleich dazu war das Erziehungsideal des europäischen Hochadels auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch von Grundsätzen geprägt, die teilweise durch Jahrhunderte nahezu unverändert geblieben waren. In einer kurzen tour d’horizon soll daher die Prinzenerziehung der Habsburger im Laufe der Neuzeit, soweit sie im 19. Jahrhundert noch nachwirkte, skizziert werden.
Grundsätzlich ist hierbei zu bedenken, dass Kinder als „kleine Erwachsene“ gesehen wurden - was sich etwa in der Kleidung, der Behandlung oder der Darstellung in der bildenden Kunst zeigt. Generelles Ziel der Erziehung war es deshalb, diese „unfertigen Erwachsenen “ ‘ möglichst schnell in die Erwachsenenwelt einzugliedern; einen Nachfolger heranzuziehen, der die Familien- und Herrschaftstradition fortsetzt - und nicht einen Menschen, der sich in seiner Individualität entfalten soll. Symptom dieser Sichtweise, in der ein Kleinkind noch gar nicht als „richtiger“, „normaler“ Mensch angesehen wurde, ist die Distanz, die man zu den Kindern pflegte - und die sich beispielsweise in der „Auslagerung“ der Erziehung von den (ohnehin zumeist schwangeren) Müttern hin zu Ammen und Kindermädchen zeigte.[14]
Aus den genannten Gründen findet man selten eine Berücksichtigung der individuellen Entwicklung der Prinzen. Der gesamte Erziehungsverlauf war meist exakt organisiert, die Kontrolle permanent. Auch hier stand als unausgesprochenes Erziehungsziel dahinter, möglichst komplikationslos das Kind in die Lebensformen der Erwachsenenwelt einzuführen. Dabei ging es vor allem um die Vermittlung der tradierten Wertlehre, die auf die beiden Pfeiler „Kirche“ und „Adel/Dynastie“ aufbaute. Entscheidend bei der Methodenwahl war das Anweisen und Kontrollieren, sprich: die Unterwerfung des Kindes. Der Hauptzweck der Erziehung bestand darin, dass der Prinz in Zukunft die Aufgaben seines Standes übernehmen konnte: „In der höfisch-adeligen Welt [...] ist das Kind - wie überhaupt der Mensch - nur etwas als der Vertreter einer bestimmten gesellschaftlichen Funktion“[15]
Zwei in der Erziehung der Habsburger (die ausschließlich männliche Form steht hier bewusst!) durch Jahrhunderte feststellbare Konstanten waren zum einen die Frömmigkeit, die von Kindheit an gepflegt wurde, und zum anderen die Beherrschung einer großen Anzahl von als notwendig erachteten Sprachen. Die zunächst im Mittelpunkt stehende adelig-ritterliche und militärische Ausbildung, wie sie vor allem in den Fürstenspiegeln ihren Ausdruck fand,[16] erhielt einen immer geringeren Stellenwert; allerdings erhielt sich daraus der Charakter als „christliche, idealistische, jedoch unliterarische und unschulische Standesbildung'[17]. Ein weiteres zumindest seit der Gegenreformation gleich gebliebenes Charakteristikum in der Erziehung der Habsburger war, dass bei „der Auswahl der Lehrer [...] ein fester katholischer Glaube wichtiger [war] als wissenschaftliches Ansehen“[18]. Außerdem findet sich - erwartungsgemäß - in den diversen Fürstenspiegeln, politischen Testamenten und Erziehungsinstruktionen regelmäßig die „Einpflanzung' ‘ der Idee des Gottesgnadentums in das Kleinkind - also der grundlegenden Herrschaftslegitimation, gemäß welcher der Herrschaftsauftrag von Gott komme und sich ein Fürst diesem nicht entziehen könne.[19]
Ebenfalls bereits aus dem späten Mittelalter stammt die Einteilung der Erziehung eines habsburgischen Prinzen in drei Stadien: Einer häuslichen Erziehung unter der Leitung einer Aja (also einer Art gehobenen Kindermädchens) folgte die schulische durch Fachlehrer unter der Leitung eines Erziehers; den Abschluss bildete eine politischpraktische Erziehung unter der Anleitung des Vaters. Die „schulische“ erfolgte durch nur selten pädagogisch qualifizierte Hauslehrer, die meist aus dem Umfeld des Hofes - den zentralen Verwaltungsstellen oder dem Militär - kamen. Die „politische“ Ausbildung durch den Regenten entfiel durch die häufig überraschenden Todesfälle in vielen Fällen.[20]
Von einer „unbeschwerten Kindheit“, wie sie viele hagiographische Texte noch aus der Zeit Franz Josephs suggerieren, kann jedenfalls nicht gesprochen werden - der regelmäßige Unterricht begann (je nach Entwicklungsstufe des Kindes) mit fünf bis sieben Jahren und dauerte mit Unterbrechungen den ganzen Tag. Es gab keine Ferien, und auch an Sonn- und Feiertagen wurde der Unterrichtsplan nur wenig geändert. Zudem waren die Erzherzöge bereits von klein auf in ein Raster von Konventionen und Zeremoniellen eingebunden und hatten als ältere Kinder Repräsentationsaufgaben zu erfüllen.[21] Persönliche Freiheit zählte hier also wenig - es ging vor allem darum, die jungen Prinzen auf ein Leben bei Hof bzw. als Herrscher vorzubereiten.
Abschließend sei zur Verdeutlichung der konservativen Ausrichtung der habsburgischen Prinzenerziehung noch ein kurzer, kontrastiver Blick nach Preußen gerichtet. Der nur ein Jahr vor Ferdinand Maximilian geborene preußische Thronfolger, Kronprinz Friedrich Wilhelm (1831-1888), hatte zwar einen ähnlichen äußeren Ablauf der Erziehung -
Kinderfrau bis zum sechsten Lebensjahr, schulische Bildung bis zum 14. Lebensjahr, praktische Einführung in den künftigen Aufgabenbereich bis zum 18. Lebensjahr -[22] und musste auch die traditionellen Bestandteile der europäischen Adelserziehung (Frömmigkeit, moderne Sprachen, „höfisches“ Benehmen) erlernen[23] ; aber in vielen anderen Bereichen zeigen sich grundlegende Unterschiede. Beispielsweise schreibt die Mutter des Kronprinzen in ihrem Erziehungsprogramm „Die Aufgabe jeder Erziehung ist und bleibt den Menschen dem Leben entgegenzubilden'[24]. Damit soll ausgedrückt werden, dass in dem jungen Adeligen schon früh das Verständnis für Veränderungen und die Fähigkeit, adäquat darauf zu reagieren, geweckt werden solle. Auch wurde die Abstammung nicht mehr absolut gesetzt, denn in der Erziehung Friedrich Wilhelms wurde die Überzeugung vertreten, dass der künftige Regent die Berechtigung seines Herrschaftsanspruchs erst noch beweisen müsse. Die preußischen Traditionen sollten also keine exklusive Alleingültigkeit mehr besitzen und herkömmliche Verhaltensmuster nur noch begrenzt Anwendung finden: für die Erziehung bedeutete das „ein deutliches Bekenntnis zur endgültigen Abkehr vom Imitationsprinzip“[25] - welches in Wien, wie gezeigt werden soll, weiterhin vorherrschte.
1.2 Die ersten Jahre: 1832 bis 1837
Wie im vorigen Kapitel bereits angedeutet, erfolgte die Erziehung in den ersten Lebensjahren in einem weiblichen Umfeld, in dessen Zentrum die sogenannte „Aja“[26] stand. Diese wurde bereits vor der Geburt ausgewählt und hatte die Kinder während der ersten Lebensjahre in jeder Hinsicht zu betreuen - sie kümmerte sich um deren gesundheitliches Wohlbefinden, lenkte die Anfänge der religiösen Erziehung, aber auch gewisse Gewohnheiten der späteren Erwachsenen wurden durch sie mitgeprägt. Aufgrund dieses wesentlichen Einflusses während einer prägenden Entwicklungsphase lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Person der Aja Ferdinand Maximilians zu werfen.
1.2.1 Die Aja: Marie Luise von Sturmfeder
Ferdinand Maximilian erhielt dieselbe Aja wie bereits sein älterer Bruder Franz Joseph, nämlich die Baronin Marie Luise von Sturmfeder. Ihr Name wird selbst in Standardwerken zu Ferdinand Maximilian teils verschwiegen[27], teils wird lediglich darauf hingewiesen, dass sie die Anregung dazu gegeben habe, die Erzherzöge bereits ab dem zweiten Lebensjahr „Böhmisch lernen“ zu lassen[28], und dass sie als „unverheiratet gebliebene empfindsame Aja [...] mit fast mütterlicher Liebe die Kinder Franz Karls“[29] betreut habe. Auch der für gewöhnlich gut informiert „Wurzbach“[30] weiß unter dem Stichwort „Sturmfeder, von und zu Oppenweiler, Maria Luise Gräfin (Sternkreuz-Ordensdame)“ lediglich zu berichten, dass diese am 3. Oktober 1789 in ein „altes, schwäbisch-fränkisches reichsritterliches Geschlecht“ geboren wurde, ab 1830 im Rang einer „k. k. Hofdame [...] mehrere Jahre als Aja bei den durchlauchtigsten Kindern Ihrer kaiserlichen Hoheiten des Erzherzogs Franz Karl und der Frau Erzherzogin Sophie“ ‘ wirkte und nach Beendigung dieser Tätigkeit bis zu ihrem Tod am 10. September 1866 Hofdame der Gemahlin von Ferdinand I., Karoline Auguste, war. Zudem ergibt eine Durchsicht des Artikels „Sturmfeder“ im erwähnten biographischen Lexikon, dass diese Familie eine erstaunliche Anzahl von Hofdamen hervorbrachte: allein drei Schwestern von Marie Luise Sturmfeder waren in dieser Funktion bei der Kaiserin von Brasilien, der Königin von Sachsen sowie der Großherzogin von Baden tätig.
Aufschlussreicher ist in dieser Hinsicht eine Sammlung von Briefen von Marie Luise Sturmfeder, die um 1910 in prunkvoller Aufmachung in Wien erschienen ist. Grundlage ist ein Tagbuch, in dem sie alle ihr wichtig erscheinenden Ereignisse während ihrer Zeit am Wiener Hof verzeichnete, und das sie in regelmäßigen Abständen in Briefform an ihre Verwandten schickte; dabei ist allerdings kritisch zu berücksichtigen, dass diese Briefe sicherlich nur selektiv, und - wie am Titel verzeichnet - „bearbeitet“ abgedruckt wurden, also im Grunde eine Tendenz zur Hagiographie haben. Dennoch lassen sich daraus mit gebotener Vorsicht einige Daten zur Biographie der Verfasserin sowie Informationen zur
Erziehung von Erzherzog Ferdinand Maximilian (die allerdings nur als „Nebenprodukte* * zur Beschreibung der Kindheit Franz Josephs enthalten sind) feststellen.
Die von Anton Weimar verfasste Einleitung zum genannten Buch berichtet, dass Marie Luise Sturmfeder nach ihrer Geburt 1789 in Esslingen als sechstes von zehn Kindern in einer württembergischen Adelsfamilie aufwuchs und nach dem Tod der Eltern im Jahr 1799 bzw. 1800 vom Kindermädchen „auf gut katholischer Grundlage“ erzogen wurde; dabei erlernte sie als Fremdsprache das Französische.[31] Ab 1818 lebte sie bei ihrer Schwester Charlotte in Mähren, um sich um dessen Sohn zu kümmern - „Wartung und Erziehung“ genannt.[32] Der „Karrieresprung* nach Wien als Aja der Kinder des Erzherzogs Karl ist ein Musterstück für inneradelige „Connections** im Vormärz: Die Taufpatin von Marie Luise Sturmfeder, eine in München lebende Gräfin Stadion, war der Erzherzogin Sophie noch von deren Zeit als bayrische Prinzessin her bekannt; und diese Gräfin Stadion war es, die die Erzherzogin auf Bitte von Sturmfeder hin auf deren Wunsch, Erzieherin oder Hofdame zu werden, aufmerksam machte. So kam sie 1830, vor der Geburt Franz Josephs, an den Wiener Hof, und wurde nach und nach Aja der Kinder von Franz Karl und Sophie (1830 bis 1835 für Franz Joseph, 1832 bis 1837 für Ferdinand Max, 1833 bis 1838 für Karl Ludwig sowie 1835 bis 1840 für Maria Anna). 1842 schied Marie Luise Sturmfeder aus dem Hofstaat Franz Karls aus und war bis ein Jahr vor ihrem Tod (1866) Hofdame der Gemahlin von Ferdinand I., Karoline Auguste.[33]
Dass ihre ehemaligen Zöglinge ihr weiterhin in gewisser Weise verbunden blieben, lässt sich daraus ableiten, dass Franz Joseph sie bei Verhinderung der Aja seiner eigenen Kinder, Rudolf und Gisela, als Erzieherin „reaktivierte* * und sie in den Wochen vor ihrem Tod täglich besuchte.[34] Ferdinand Maximilian stand noch in seiner Zeit als Kaiser von Mexiko in „regem brieflichem Verkehr** mit seiner ehemaligen Aja, bedachte seine „älteste, vielgeliebte Freundin und Wohltäterin * * in seinem Testament von 1864[35] und ließ sich 1865 eine eigens dafür angefertigte Photographie von Marie Luise Sturmfeder nach Mexiko senden.[36]
Zu den Erziehungsmethoden und -grundsätzen, wie sie sich aus den Briefen der Aja ergeben, ist vorausschickend zu sagen, dass Franz Joseph offenbar bereits während seiner Kindheit als zukünftiger Herrscher angesehen und auch so behandelt wurde - man nahm offenbar an, dass Kaiser Ferdinand I. keine Kinder haben würde, und rechnete zudem mit einem Thronverzicht von dessen Bruder (und Vater von Franz Joseph) Franz Karl. Marie Luise Sturmfeder schreibt das ganz offen in einem Brief vom 15. November 1839, in dem es heißt, „dass ich nämlich in dem Kleinen [Franz Joseph, Anm.] immer den zukünftigen Kaiser vor Augen hatte und bei ihm alles darauf beziehen wollte“[37]. Eine gewisse Bevorzugung des Ältesten der vier Geschwister (der von manchen Damen des Hofstaats „Gottheit’! ‘ genannt wurde) zeigt sich auch darin, dass die Aja in ihrem Tagebuch Ferdinand Maximilian regelmäßig als ihr „Stiefkind“ bezeichnet - so beschreibt sie beispielsweise ihre Reaktion auf die Geburt des Letzteren (6. Juli 1832) in einem Brief vom 9. Juli desselben Jahres folgendermaßen: „Ich habe nun zwei Kinder, ein rechtes und ein Stiefkind'[38].
Als theoretische Grundlage der Erziehung der jungen Erzherzoge diente Marie Luise Sturmfeder nach eigener Aussage ein Werk von Johann Michael Sailer, einem zeitgenössischen katholischen Theologen,[39] dessen Grundaussage die Aja folgendermaßen zusammenfasst: „Dieser macht einem die ersten Kinderjahre unendlich wichtig. Festigkeit, Religiosität, Freundlichkeit sind die Haupterfordernisse, um gut zu wirken auf ein so junges Wesen“[40] - um dann anzufügen „Gott sei Dank, mein Kind [Franz Joseph, Anm.] hat ein frommes Gemüt. [...] Gott behüte meine Kinder!'[41] Als ein zentraler Punkt in dieser ersten Phase der Erziehung kann also sicherlich die Einführung in den katholischen Glauben genannt werden, der an vielen Stellen im Tagebuch von Marie Luise Sturmfeder wiederkehrt. So schreibt sie beispielsweise am 8. November 1839, nachdem sie durch die
ehemaligen Kinderzimmer geschlendert war: „Nun ging es in das andere, nun für alle drei eingerichtete Appartement, dasselbe, welches sie früher inne hatten, [...] wo ich [...] von dem lieben Gott erzählt und gesprochen“[42] - die Erziehung erscheint der ehemaligen Aja also retrospektiv vor allem als „von dem lieben Gott erzählen und sprechen“ zu sein.
Ein weiterer Punkt, der gemäß den Berichten der Baronin Sturmfeder bereits in den ersten Jahren der Erziehung den jungen Erzherzogen vermittelt wurde, war österreichischer bzw. habsburgischer Patriotismus, gepaart mit der Idee des Gottesgnadentums. So schreibt die Aja beispielsweise wenige Tage nach der soeben zitierten Briefstelle - am 15. November 1839 - in ihr Tagebuch, nachdem sie in einer Messe „zu Ehren des hl. Leopold, Landespatrons von Österreich ‘‘ gewesen war: „Doch während mein österreichisch gesinntes Herz sich hoch erfreute über alles, was es von einem seiner größten Fürsten höre, klagte es leise, dass es ihm nicht vergönnt sei, heute an diesem Tage einem, der ihm vermutlich in der Herrschaft über diese schönen Lande nachfolgen wird [Franz Joseph, Anm.], alle diese erhabenen Tugendbeispiele recht nachdrücklich ans Herz zu legen, ihm recht die wahre Liebe dieses Fürsten zu seinem angeerbten Lande und Volke vorstellen zu können.[43] Eine ähnliche Haltung findet sich bei der Schilderung der Beleidigung eines französischen Adeligen durch einen österreichischen Offizier im Juli 1840, „wobei dem jungen Franzosen recht gegeben wurde und der alte österreichische General vor den Kindern getadelt wurde“, obwohl Sturmfeder meint, die Beleidigung sei „nicht zuviel für den arroganten Franzosen, welcher vergessen konnte, was er der österreichischen Uniform schuldig ist!“[44] Neben der offenbar selbstverständlichen Vorurteil gegenüber den Franzosen als „arrogant“ (eine Tatsache, die im Kapitel über Ferdinand Maximilians Italienbild genauer dargestellt werden soll) ist hier auffällig, dass Sturmfeder offensichtlich das Prinzip ,Bad er good - my country“ verinnerlicht hatte - und diese Einstellung sicherlich auch an ihre Zöglinge weitergab.
Zuletzt sei noch auf einen Punkt verwiesen, den die Literatur immer wieder betont: Marie Luise Sturmfeder habe die Erziehung ihrer Schützlinge „mit deutscher Gründlichkeit“[45], aber auch mit Vernunft und strenger Ordnungsliebe[46] geleitet. Daran ist - lässt man die Konnotation von „Ordnung' ‘ als typisch „deutsch ‘ ‘ einmal beiseite - nach Durchsicht ihrer Tagebuchaufzeichnungen sicherlich etwas Wahres. So beklagt sie sich etwa am 16. Juli 1832 über die „Nachlässigkeit und Unordnung“ der „dienenden und handlangenden Weibsleute[n]“[47], oder schreibt nach ihrem Ausscheiden als Aja, dass Jetzt [...] für jede Kleinigkeit ein Arzt geholt wird. So vieles aber könnte durch Aufsicht und Ordnung vermieden werden.“[48] Auch Ferdinand Maximilian scheint diese Sichtweise zu bestätigen, wenn er in einem 1852 verfassten Brief die Tätigkeit eines Ajo folgendermaßen charakterisiert: „Denn nur hat der Zufall einem Prinzenbändiger einen günstigeren Namen verliehen [nämlich den eines „Ajo“, Anm.]. So ein Ajo und ein Menageriedirector haben viel Ähnlichkeit, beide müssen die großen Tiere bändigen, um sie dem erstaunten Publicum zur Schau zu bringen“[49]
Während diese erste Erziehung bei Franz Joseph wohl auf fruchtbaren Boden gefallen ist, sei dies bei Ferdinand Maximilian dahingestellt - hier waren sicherlich andere Einflüsse, von denen in den kommenden Abschnitten die Rede sein wird, prägender.
1.2.2 Das soziale Umfeld: Der Hofstaat
Ein weiterer interessanter Aspekt ist die sprachliche und soziale Herkunft des engsten Umfeldes von Ferdinand Maximilian in diesen ersten Jahren. Dazu ist vorauszuschicken, dass er zunächst in den „Hofstaat“ seines älteren Bruders eingegliedert wurde und erst mit 18 Jahren (1850) einen eigenen Hofstaat bekam. Franz Joseph hatte einen solchen bereits bei seiner Geburt erhalten; er bestand aus neun Personen: neben der erwähnten Aja erhielt der Neugeborene eine Kindsfrau, ein Kindsmädchen, zwei Leiblakaien, eine Köchin, ein Kammerweib, ein Aushilfskammerweib und eine Küchenmagd. Für Ferdinand Maximilian (sowie für seine beiden später geborenen Geschwister) wurden je noch ein weiteres Kindermädchen und ein Leiblakai eingestellt.[50] Während die Aja und die Kindsfrau Adelige waren, kann vom Rest des genannten Hofstaates angenommen werden, dass dieser aus Nicht-Adeligen bestand - zum einen auf Grund der ausgeführten Tätigkeiten, zum anderen auf Grund der überlieferten Namen: das Kindsmädchen Franz Josephs hieß beispielsweise
Marie Zehe[51], die Amme von Ferdinand Maximilian Leopoldine Huber[52], und eine Amme Maria Annas Maria Aczél.[53]
In der Literatur wird immer wieder darauf hingewiesen, dass bei der Auswahl des Personals darauf geachtet wurde, dass ein Teil desselben eine andere Muttersprache als das Deutsche hatte. Das sollte zu einem spielerischen Heranführen an die Aussprache der als schwierig erachteten Sprachen der Monarchie führen; und so hatte etwa die jüngere Schwester Maria Anna einen Lakaien und eine Amme (die bereits erwähnte Maria Aczél) aus Ungarn und Franz Joseph ein Kindsmädchen namens Maria Zehe aus Böhmen, das nur gebrochen Deutsch sprach. Über die Methode, mit der die Geschwister Ferdinand Maximilians Tschechisch „erlernten “ ‘ (wie es in manchen Publikationen heißt), wissen wir dank der Aufzeichnungen der Baronin Sturmfeder etwas Bescheid. Am 18. Juli 1832 schrieb sie über den knapp zweijährigen Franz Joseph: „Marie [Zehe, Anm.] treibe ich an, ihm von Zeit zu Zeit etwas [Tschechisches, Anm.] vorzusagen. Er versteht schon manches und wiederholt sehr gerne, was man ihm vorsagt, und kommt während des Tages unaufhörlich und fragt „wie haßt das böhmisch?“ indem er irgend ein Spielzeug, was er in der Hand hält, zeigt“[54]. Wenige Tage später schlug sie dann dem Kaiser vor, „für den Neugeborenen böhmische Lakaien zu ernennen, woraus ich Nutzen für den Unterricht des Größeren im Böhmischen ziehen will. Er versprach es.“[55] Ob dies wirklich geschehen ist, lässt sich nicht nachvollziehen, wäre aber vorstellbar.
Marie Luise Sturmfeder schließlich stammte, wie gesagt, aus Württemberg; allerdings dürfte ihren Aufzeichnungen nach diese Herkunft von einem gewissen Habsburg-/Österreich- Patriotismus überdeckt worden sein. Zwar schreibt sie regelmäßig, ihr „altes deutsches Herz“ könne sich nicht beruhigen[56], doch dürfte das eher eine zu dieser Zeit (1840) übliche Floskel sein, als eine nationale Äußerung - die Wertung, sie habe Franz Joseph und seine Brüder zu „deutschen Fürsten[57] erzogen, ist aber in dieser Allgemeinheit sicher nicht zutreffend.
1.2.3 Der Einfluss der Eltern - Erzherzog Franz Karl und Erzherzogin Sophie
Der Vater von Erzherzog Ferdinand Maximilian, Franz Karl, wurde am 11. Dezember 1802 als Sohn von Kaiser Franz I. und Maria Theresia, einer Prinzessin beider Sizilien, geboren. Die Kindheit und Jugend des jungen Erzherzogs verliefen - abgesehen von der zweimaligen Flucht vor Napoleon 1805 und 1809 - in den in Kapitel 1.1 skizzierten Bahnen. 1824 heiratete er in München die bayrische Prinzessin Sophie, wurde 1827 Mitglied des Staatsrates, der für den regierungsunfähigen Ferdinand I. die Geschäfte führte,[58] verzichtete 1848 zugunsten seines Sohnes Franz Joseph auf die ihm eigentlich zustehende Thronfolge, und lebte bis zu seinem Tod am 8. März 1878 zurückgezogen von der Öffentlichkeit.[59] Von der Habsburg-freundlichen Literatur wird er, ähnlich seinem Bruder, dem späteren Kaiser Ferdinand, als „freundlich, aber phlegmatisch“[60] und als „kein großer Geist“ bezeichnet, dessen „Schlichtheit des Verstandes“[61] ihn das „Wesen der Probleme nicht verstehen“ ließen, und der „vor wirklicher geistiger Arbeit zurückschreckte“[62] ; kritischere Publikationen nennen ihn „nicht mehr als eine freundliche Null“[63], der ein „eher einfältiger und bestenfalls durchschnittlicher Vertreter seiner Familie' ‘ gewesen sei, und folgern daraus: „Ob man ihn als schwachsinnig bezeichnen kann, sei dahingestellt“[64].
Wichtiger für dieses Kapitel ist jedoch, dass sich Erzherzog Franz Karl für die Erziehung seiner Kinder - im Gegensatz zu seiner Gattin - kaum interessiert haben dürfte. Zwar wird in der Literatur erwähnt, er habe gern mit seinen Söhnen gespielt,[65] doch dürfte sich darin die Teilnahme an den Erziehungsaktivitäten bereits erschöpft haben, wenn man den Tagebuchaufzeichnungen des Beichtvaters von Erzherzogin Sophie Glauben schenken darf[66].
Dies wird vor allem im Vergleich zu seiner Gattin, Erzherzogin Sophie, deutlich. Diese hatte die Aja, Baronin Sturmfeder, nach Wien geholt, und überwachte minutiös die
Erziehung ihrer Kinder durch sie[67] ; sie hatte, gemeinsam mit Metternich, die Erzieher ihrer Söhne ausgesucht[68], wohnte auch häufig - im Gegensatz zu Franz Karl - den Schulstunden ihrer Kinder bei und verlangte von den einzelnen Lehrern genaue Monatsberichte.[69] Somit kam der Erzherzogin Sophie ein bestimmender Einfluss, nicht nur in der ersten Phase der Erziehung, zu, was einen etwas genaueren Blick auf die Mutter Ferdinand Maximilians sowie auf mögliche Faktoren dieses Einflusses lohnenswert erscheinen lässt.
Die Eltern der späteren Erzherzogin Sophie waren Maximilian I., der erste König von Bayern, und Karoline Friederike Wilhelmine, eine gebürtige Prinzessin von Baden; sie wurde am 27. Jänner 1805 in München geboren. Entgegen den Stereotypen in Film und Literatur, die Sophie als „überaus fromme, ehrgeizige, herrschsüchtige“[70] Frau darstellen, dürfte zumindest ihre Erziehung differenzierter verlaufen sein: Von ihrer Kindheit bis zur Hochzeit 1824 war Sophie (wie ihre vier Schwestern) vom liberalen Philologen Friedrich Thiersch erzogen worden, der - ebenso wie ihre Mutter Karoline - protestantischen Glaubens war.[71] Sophie wurde selbstverständlich katholisch erzogen, allerdings „ohne jeden Fanatismus“[72] - zu einer glühenden Katholikin sei sie laut Literatur erst in Wien geworden, vor allem durch den persönlichen Einfluss des Religionslehrers ihrer Kinder (und späteren Erzbischofs von Wien), Rauscher, und ihres Beichtvaters Columbus.[73] Nach ihrer (wie so oft politisch statt emotional motivierten) Heirat an den Wiener Hof machte Sophie offenbar auch in politischer Hinsicht eine Metamorphose durch - zumindest offenbart sich das aus der Wahl der Erzieher und des Ausbildungsprogrammes für ihre Söhne, woraus sich alles, aber sicherlich keinerlei liberale Strömungen herauslesen lässt (zu den Elementen dieser Erziehung weiter unten). Sophie war die treibende Kraft hinter dem Herrscherwechsel des Jahres 1848, der ihren Sohn Franz Joseph zum Kaiser und Ferdinand Maximilian zum Thronfolger machte, und übte auch in den darauffolgenden Jahren einen starken Einfluss auf politische wie familiäre Entscheidungen aus; sie starb am 28. Mai 1872 in Wien.[74]
Ein bestimmender Faktor in der Erziehung durch Franz Karl und Erzherzogin Sophie war sicherlich der Katholizismus: Die Literatur berichtet davon, dass Erzherzog Franz Karl mit seiner Familie mindestens einmal im Jahr als Wallfahrer nach Mariazell reiste[75] und dass die Familie während der Sommeraufenthalte in Bad Ischl jeden Samstag nach Maria-Laufen pilgerte.[76] Von Sophie ausgewählte Geistliche unterrichteten die jungen Erzherzöge nicht nur in Religion, sondern auch in Philosophie und Geschichte. Auch sonst waren die meisten der Erzieher der Söhne von Sophie „nur mittelmäßige Gestalten“[77] - dafür aber gute Katholiken (zu diesem wichtigen Auswahlkriterium mehr im folgenden Kapitel).
Weiters fällt in den Berichten über die Kindheit Ferdinand Maximilians der Versuch von Seiten der Eltern auf, seine stark ausgeprägte kindliche Phantasie einerseits zu fördern, andererseits aber auch in geordnete Bahnen zu lenken. Das mag nun kein Merkmal sein, das ihn von anderen Kindern des höheren Bürgertums oder Adels im Vormärz unterscheidet - es ist jedoch reizvoll, diese Spannung aufgrund der guten Quellenlage nachzuzeichnen. So hatte Ferdinand Maximilian offenbar bereits als Kind eine ausgeprägte Vorliebe fürs Exotische: Zu seinem siebten Geburtstag (6. Juli 1839) erhielt er beispielsweise laut Luise Sturmfeder Folgendes: „Nichts als Tiere [...], eine Volière mit 24 Vögeln, einen Papagei, ein kleines Reh, ein Meerschwein, zwei Eichhörnchen, kurz eine ganze Menagerie und hatte dies alles gewünscht. Dann hatte man ihm einen kleinen Garten mit einer ganz deliziösen indischen Hütte und lauter Indianergerätschaften eingerichtet, eine Hängematte an zwei Bäumen angebracht, [...] und Ananas im Boden eingesetzt“[78] Einige Monate später berichtet die ehemalige Aja von einem Konzert („Die vier Jahreszeiten'), das die drei Brüder nach dem Mittagessen aufführen: während Franz Joseph und Karl Ludwig im Orchester spielten, „improvisierte Ferdinand über die angegebenen Themen'[79] ; und zum Namenstag Ferdinands im Jahr 1840 wünschte sich der Achtjährige von Sturmfeder „einen Stock [...] mit einem Affen aus Elfenbein darauf'[80] (Franz Joseph hingegen erhielt „Spielzeugburgen und Regimenter von Zinnsoldaten'[81] ). Doch diesen Beispielen für die Kaprizen des Angehörigen einer elitären Schicht stehen andere Beispiele gegenüber, wo Sturmfeder beispielsweise ein „Verbot, ihn [Ferdinand Maximilian, Anm.,] herumzutragen und zu amüsieren ‘ ' über den knapp einmonatigen Säugling ausspricht, denn ansonsten garantiere sie „weder für Auswüchse aller Art noch für schwache und gereizte
Nerven“[82]. Außerdem mussten die jungen Habsburger - trotz des sie ständig umgebenden kleinen „Hofstaates“ - selbst ihre Spielsachen wegräumen[83], und bei den regelmäßigen Umzügen zwischen der Hofburg, Schönbrunn, Laxenburg und Bad Ischl jeweils ihre Zimmer selbst aus- und einräumen.[84] Dadurch sollte man „schon in der Jugend entsagen lernen [...] und das Herz stählen“[85] - inwieweit dies gelungen ist, sei dahingestellt.
Zuletzt sei noch ein Aspekt angesprochen, der in der Erziehung (nicht von den Eltern allein, sondern vielmehr vom gesamten sozialen Umfeld) quasi implizit vermittelt wurde: Die Überzeugung, „als Fürst ein von Natur aus bevorzugtes Wesen“[86] zu sein, das durch göttliche Einsetzung befugt sei, Herrschaft über andere auszuüben. Dieses dynastische „Festhalten am Alten“[87] mischt sich zwar sukzessive, wie ich in den kommenden Kapiteln zu zeigen versuche, mit einigen fortschrittlichen Elementen - aber „ein strenges Pflichtbewusstsein, sowie ein [..·] ausgeprägter Familiensinn'[88], wurzelnd in der Idee des Gottesgnadentums, ist ein markanter Zug, der sich in den beiden von mir analysierten Quellen wie ein roter Faden immer wieder findet: „’Du bist geboren, um zu herrschen’ - dies war der Anfang und das Ende des Erziehungssystems seiner Mutter gewesen/'[89]
1.3 Die „Ausbildung zum Erzherzog': 1838 bis 1850
Waren die ersten sechs Jahre der Erziehung Ferdinand Maximilians von einer weiblichen Umgebung geprägt gewesen, so erfolgte die weitere Ausbildung in einer Männerwelt. Bevor jedoch die einzelnen Mitglieder dieser Männerwelt und der Inhalt ihres Unterrichts in Hinblick auf mögliche Prägungen des Erzherzogs untersucht werden sollen, möchte ich einen kurzen Blick auf die Auswahl der Lehrer werfen.
Im vierten Titel des „Kaiserlich oesterreichischen Familien-Statuts“, der mit „Aufsicht des Familien-Oberhauptes über einige andere Handlungen der Familienmitglieder“ überschrieben ist, findet sich in § 24 folgende Bestimmung, welche die Erziehung der Habsburger betrifft: „Es steht demnach dem Allerhöchsten Familien-Oberhaupte zu, von der Erziehung sämmtlicher Prinzen und Prinzessinnen des Erzhauses Kenntiß zu nehmen und darüber zu wachen, daß selbe eine der erhabenen Stellungund Bestimmung der höchsten Familienglieder entsprechende Richtung erhalte, ohne daß die Erziehungsweise, welche einzelne höchste Familienhäupter in ihrer väterlichen Fürsorge anzuwenden finden, in höherem Maaße beschränkt werde, als dieß Familien-Interessen oder das Staats-Interesse erfordern würde.“[90] Laut dieser für die Erziehung der Habsburger zentralen Bestimmung sind es also zwei Personen, die die „entsprechende Richtung' und die „Erziehungsweise“ festlegen können: der Kaiser (in der Funktion als „Familien-Oberhaupt“), und der jeweilige leibliche Vater (als „einzelnes Familienhaupt“).
Im Falle der Erziehung von Ferdinand Maximilian (und seiner Brüder) war es jedoch so, dass die beiden Entscheidungsbefugten, nämlich Kaiser Ferdinand I. als (nominelles) Familienoberhaupt der Habsburger und Erzherzog Franz Karl als leiblicher Vater auf die Erziehung offenbar sehr wenig Einfluss nahmen. Dies ist aufgrund der Regierungsunfähigkeit Ferdinands I. und des bereits in Kapitel 1.2.3 besprochenen Desinteresses Franz Karls nicht weiter verwunderlich. Ihren Platz nahmen der Kanzler des Ersten und die Gattin des Zweiten ein: Clemens Wenzel von Metternich und Erzherzogin Sophie. Da die drei älteren Brüder gemeinsam erzogen wurden - sie waren ja auch 1830, 1832 und 1833 zur Welt gekommen - wurden sie demselben Ajo unterstellt[91] und nach einem gemeinsamen Lehrplan unterrichtet.[92] Dem Ajo, der zugleich auch Obersthofmeister des „Hofstaates“ Franz Josephs war (dem die beiden Brüder eingegliedert waren), unterstanden die restlichen Lehrer; für jeden der Söhne wurde zudem ein eigener Kammerherr (der ebenfalls dem Ajo unterstand) eingestellt.[93] Die Wahl des Ajo, der Kammerherren und der einzelnen Lehrer fiel zumeist nach sorgfältiger Beratung zwischen Metternich und Erzherzogin Sophie[94], wobei „zuerst auf die katholische Gesinnung und erst in zweiter Linie auf die fachlichen Fähigkeiten'[95] geachtet wurde. Auf den folgenden Seiten sollen also die Lehrer Ferdinand Maximilians und deren möglicher Einfluss auf die Entwicklung des jungen Erzherzogs dargestellt werden.
1.3.1 Katholisch, adelig, international - Der Ajo Heinrich Bombelles
Die Leitung der Erziehung der ältesten drei Söhne von Erzherzog Franz Karl, und damit auch Ferdinand Maximilians, lag in den Händen von Graf Heinrich Bombelles. Die Familie Bombelles stammte ursprünglich aus Frankreich und kam auf verschlungenen Wegen nach Österreich: Der Vater Heinrichs, Marc Marie Marquis de Bombelles, stand als französischer Gesandter am Reichstag in Regensburg, in Lissabon und Venedig in den Diensten Ludwigs XVI. Auf „Heimaturlaub“ kam am 26. Juni 1789 sein jüngster Sohn, Heinrich, in Versailles zur Welt. Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution floh die Familie, wie viele andere Adelige, aus Frankreich und fand am Bourbonen-Hof von Neapel Aufnahme; hier erfolgte auch die erste Erziehung Heinrichs. 1799 erreichte die Revolution auch Neapel, wo die Parthenopäische Republik ausgerufen wurde; die Familie Bombelles floh daher ein zweites Mal - diesmal nach Wien, wo Franz, der Bruder der (ehemaligen) Königin Karoline von Neapel herrschte. Der Vater, Marc Marie de Bombelles, wurde allerdings nach der Restauration der Boubonen zurückberufen, trat nach dem Tod seiner Gattin in ein Kloster ein, wurde 1819 Bischof von Amiens und starb 1821 hochbetagt.[96]
Währenddessen hatte sein Sohn, Heinrich Bombelles, in österreichischen Diensten Karriere gemacht: Nach der Erziehung in Neapel und Wien trat er 1805 - mit 16 Jahren! - als Fähnrich in die österreichische Armee ein, nahm an mehreren Schlachten der Napoleonischen Kriege teil, (darunter 1813 als Hauptmann an der Schlacht von Leipzig), und war am Höhepunkt seiner militärischen Laufbahn 1815 Adjutant des Erzherzogs Ferdinand. In den folgenden zwei Jahrzehnten trat Heinrich Bombelles - wie übrigens auch seine vier Brüder - in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Diplomat: Zunächst war er den Gesandtschaften von London und Lissabon als Legationsrat zugeteilt, um dann in Lissabon selbst österreichischer Botschafter zu werden; danach folgten Posten als „bevollmächtigter Minister“ in St. Petersburg und zuletzt in Turin.[97]
Doch wie wurde aus diesem Karrierediplomaten nun der Prinzenerzieher am Wiener Hof? Das missing link stellt der älteste Bruder Heinrichs, Ludwig Bombelles, dar, der an der österreichischen Botschaft in Berlin im diplomatischen Dienst stand - unter der Leitung von Fürst Clemens Metternich. Daher rührte die Bekanntschaft des späteren Staatskanzlers mit der Familie Bombelles, die er wegen deren unbedingter Ablehnung der Revolution und ihres demonstrativen Katholizismus schätzte (ein weiterer Bruder, Karl Renatus Bombelles, wurde nach Parma als „Aufpasser“ ‘ für Marie Luise, die Gattin Napoleons, geschickt). Als nun für Franz Joseph, der voraussichtlich einmal Kaiser werden würde, und für dessen Brüder ein Ajo, also ein „Erziehungs-Koordinator' ‘ gesucht wurde, fiel die Wahl Metternichs und Sophies auf den jüngeren Bruder, Heinrich Bombelles.[98] Die Beweggründe dafür können anhand des Nachrufs, den Metternich anlässlich von Bombelles’ Tod 1850 hielt, nachvollzogen werden: „Ich verliere am braven Bombelles einen Freund seines und nicht meines ganzen Lebens. In seiner Jugend schon fand ich die Keime jener Eigenschaften, die ihn auszeichneten und sich bei ihm stetig entwickelten. Ein Mann von redlichem Gemüthe und in jeder Lage bewährtem Herzen. [...] Ich rechne den Grafen zu jener kleinen Anzahl von Menschen, die [...] dachten, was ich dachte, sahen, was ich sah und wollten, was ich wollte.“[99] Das ist aus dem Munde Metternichs genau jene Qualifikation, die auch in der Literatur als die hervorstechendste an Bombelles genannt wird: Sein „Denken, Sehen und Wollen ’ ‘ ganz nach seinem „Herrn und Gebieter“[100] zu richten. Das dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass er sich offenbar dem Kaiserhaus gegenüber zu besonderem Dank verpflichtet sah, war ihm doch - wie auch seinen Brüdern - erst durch das „Exil’ ‘ in Österreich zunächst eine militärische und dann eine diplomatische Karriere ermöglicht worden.
Was nun die Inhalte des „Denken, Sehens und Wollens“ betrifft, die Bombelles den jungen Erzherzögen vermitteln sollte, ist an erster Stelle sicherlich die religiöse Bildung katholischer Prägung zu nennen. Während die habsburg-freundliche Literatur davon spricht, dass „wahrer Glaube gelehrt und nicht liebdienerische Frömmigkeit, [...] Lippengebete ohne Seele und Verstand eingeimpft“[101] werden sollten, vermerken kritischere Stimmen, dass Bombelles sich „durch nichts anderes hervorgetan [habe] als durch seine eifrig zur Schau gestellte Frömmigkeit und seine Leidenschaft für die Jesuiten'[102]. Fernab dieser polarisierenden Darstellungen wird in jeder Publikation über Ferdinand Maximilians bzw. Franz Josephs Erziehung der „demonstrative Katholizismus'[103] des Grafen und dessen „innige Religiosität“[104] erwähnt; auch Ferdinand Maximilian selbst äußerte sich mit 15 Jahren seinem Beichtvater gegenüber in diesem Sinne zu Bombelles: er lehne ihn ab, weil er zu „ultra“ sei und in religiöser Beziehung „Exzentrisches“ verlange.[105]
Als zweiter prägender Charakterzug Bombelles’ ist eine starke anti-revolutionäre, absolutistische Haltung anzuführen, die sicherlich bereits in der Biographie des Grafen grundgelegt ist: Entstammt er doch einer adeligen Familie, die vor der Revolution zunächst aus Frankreich, dann aus Neapel flüchten musste; die dann auf Seiten Österreichs gegen Napoleon kämpfte und nach 1815 als Diplomaten die absolutistische Restauration mittrugen (ein Bruder Heinrichs, Ludwig Bombelles, war 1819 der österreichische Vertreter auf dem Kongress von Karlsbad)[106]. Somit hätten Metternich und Sophie wohl kaum einen geeigneteren Mann finden können, der Franz Joseph und seinen Brüdern „konservative Grundsätze beibringen ’ ‘ sollte, „um [sie] auf den Kampf gegen die Revolution vorzub ereiten“[107].
Die Kombination aus „ultra-katholisch“ und „antirevolutionär“ machte Bombelles natürlich bei vielen unbeliebt - nicht nur bei der „Linkspresse'[108] und in der „liberalen öffentlichen Meinung'[109], sondern durchaus auch bei Teilen des Hofs, und selbst bei manchen der (von ihm ausgewählten!) Erzieher. Seine „Zwangspensionierung’ ' 1848 erfolgte auf Betreiben Erzherzog Johanns; und auch das Verhältnis zu manchen der Kammerherren verschlechterte sich im Laufe der Zeit aufgrund weltanschaulicher Differenzen in der Erziehung - vor allem mit dem Kammerherren Franz Josephs, Graf Coronini-Cronberg, und jenem Ferdinand Maximilians, Franz von Gorizutti, die beide josephinisch eingestellt waren, gab es dauernde Konflikte. Unbeliebt waren Bombelles und die von ihm gewählten Erzieher auch bei Luise Sturmfeder - wenn auch aus anderen Motiven: Aus heutiger Sicht wohl zu Recht fürchtete sie, dass die „Herren von der anderen Seite [...] wohl ganz anders als die Kinder dachten und fühlten und gegen dieselben ihr Übergewicht und pouvoir schon recht sichtbar zu machen wußten'. Dazu kam der „Gedanke, wie nun niemand mehr recht liebend und teilnehmend für sie sorgen und wachen werde'[110]
Bombelles unterrichtete nicht selbst die jungen Erzherzoge, sondern übte eine koordinierende und kontrollierende Funktion aus, indem er für sie ein eigenes Unterrichtsprogramm ausarbeitete (dazu mehr unter 1.3.6), zum Teil an den Stunden und Prüfungen teilnahm, und an der Auswahl der Erzieher mitwirkte. Bei Letzterem bewies er allerdings nicht immer eine glückliche Hand: Wie bereits angedeutet, sah er bei der Wahl der Lehrer nämlich zuerst auf deren katholische Gesinnung und erst dann auf deren fachliche Qualifikation. Oder, um mit den Worten des ansonsten so habsburg-freundlichen Helfert zu sprechen: „Allein nur sollte die Rücksicht auf die kirchliche Untadelhaftigkeit der als Lehrer zu Berufenden nicht die allein maßgebende sein und dürften um ihrer willen das eigentliche Können und Wissen derselben bloß nebenher in Frage kommen'[111]. Die solcherart ausgewählten Erzieher sollen in den kommenden Kapiteln vorgestellt werden; hier möchte ich noch kurz auf den möglichen Einfluss eingehen, den Bombelles auf Ferdinand Maximilian ausgeübt hat.
Die beiden oben genannten zentralen Punkte der Erziehung durch Bombelles dürften sich dabei, soweit das aus den schriftlichen Äußerungen des Erzherzogs hervorgeht, in sehr unterschiedlicher Weise auf Letzteren ausgewirkt haben. Während man des öfteren ironisch-distanzierte Kommentare zur italienischen Variante des Katholizismus findet, bleibt die absolutistische, auf der Idee des Gottesgnadentums beruhende Überzeugung, als Aristokrat „von Natur aus' ‘ über den anderen Menschen zu stehen, durch alle Aufzeichnungen hinweg bestehen (was teilweise zu skurrilen Ergebnissen führt, wenn Ferdinand Maximilian versucht, sich als liberaler Fürst zu gerieren). Was den ersten Punkt betrifft, hat Bombelles sicherlich nicht sein Ziel erreicht - man denke nur an die bereits zitierte Äußerung des Fünfzehnjährigen, sein Ajo verlange auf religiösem Gebiet „Exzentrisches' ‘ von ihm. Im Gegensatz dazu ist sicherlich der Einfluss auf Ferdinand Maximilian, was dessen „aristokratische Einstellung' betrifft, tiefer gehend und länger anhaltend gewesen. Diese Haltung war zwar die Summe der verschiedenen Einflüsse seines sozialen Umfeldes - also des Hofes bzw. des Hofstaates -, aber ein wichtiger Teil dieses Hofstaates, nämlich die Erzieher, wurden von Bombelles mit ausgewählt und beaufsichtigt. Einen vom Ajo wohl nicht beabsichtigten, dafür aber umso länger andauernden Effekt hatte die Tatsache, dass die beiden Söhne des Grafen (ebenso wie die Kinder Metternichs) zusammen mit den jungen Erzherzogen unterrichtet wurden - daraus entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft mit dem jüngeren Sohn, Karl Albert Maria Bombelles, der
Ferdinand Maximilian dann auch als Oberstkämmerer und Offizier der Leibgarde nach Mexiko begleitete.[112]
Bombelles’ Tätigkeit am kaiserlichen Hof endete im Revolutionsjahr 1848: Nach dem Sturz Metternichs im Zuge der „März-Phase“ der Revolution begleitete er zwar noch die kaiserliche Familie auf deren Flucht nach Innsbruck, wurde dort aber Ende Mai 1848 auf Betreiben Erzherzog Johanns, der einen reaktionären Metternich-Freund nicht im engsten Umfeld des präsumptiven Thronfolgers sehen wollte, in den Ruhestand versetzt.[113] Die letzten beiden Lebensjahre verbrachte er abwechselnd in Brixen, Meran, Bad Ischl und zuletzt auf seinem Gut Savenstein in Unterkrain, wo er auch am 31. Mai 1850 im Alter von knapp 61 Jahren starb.
Sein Nachfolger als Ajo und Obersthofmeister (Ferdinand Maximilian gehörte ja bis zur Volljährigkeit zum Hof seines Bruders Franz Josephs) wurde der 1808 geborene Graf Grünne, der allerdings weder in der Literatur noch in den Aufzeichnungen des Erzherzogs Spuren hinterlassen hat[114].
1.3.2 Johann Baptist Coronini-Cronberg: Ein liberaler Aristokrat?
Eine der Persönlichkeiten in der Umgebung Ferdinand Maximilians, die nur schwer einzuordnen ist, was ihren Einfluss auf den jungen Erzherzog betrifft, ist Johann Baptist Alexander Graf Coronini-Cronberg. Laut Hofkalendern war er zwar als Erzieher - in Unterordnung unter den Ajo - nur Franz Joseph zugeteilt[115], dürfte aber dadurch, dass die drei ältesten Brüder zusammen erzogen wurden, auch auf diese einen gewissen Einfluss ausgeübt haben (der aber - wie bei den meisten anderen Erziehern - ex post nur schwer zu gewichten und zu beurteilen ist). Jedenfalls nahm auch Coronini Einfluss auf die Bestellung der übrigen Lehrer,[116] die ja die drei Brüder gemeinsam unterrichteten, und Erzherzogin Sophie schreibt in einem Brief an ihre Mutter, dass Coronini „manchmal ganz verzweifelt“ ob des Leichtsinns und der Faulheit von Ferdinand Maximilian sei[117] - was wohl nur möglich war, wenn er in dessen Erziehung eingebunden war.
Im Gegensatz zu Bombelles, der seine Karriere als Diplomat gemacht hatte, war Coroninis Werdegang ein eindeutig militärischer: Geboren am 16. November 1796 in Görz in ein „altes, seit 1687 gräfliches Geschlecht“, besuchte er die Theresianische Ritterakademie in Wien und trat 1813 in die österreichische Armee ein, in der er neun Jahre blieb und eine rasche Karriere durchlief, zuletzt im italienischen Freicorps. 1824 wechselte er für sieben Jahre in herzoglich modensische Dienste, aus denen er allerdings infolge der Unruhen des Jahres 1830 wieder in die kaiserliche Armee zurückkehrte, aber „theils im Römischen, theils im österreichischen Italien stationirt“ blieb.[118] Laut einer Biographin wurde er Erzieher Franz Josephs, weil er einer „der engsten Freunde Metternichs'[119] gewesen sei - allerdings lässt uns die Autorin weder wissen, woher diese Information stammt, noch ist es aufgrund des Lebenslaufs Coroninis (er war immerhin fast 20 Jahre in Italien stationiert, bevor er als Erzieher nach Wien kam) nachvollziehbar, wo sich diese „enge Freundschaft“ entwickelt haben könnte. Wahrscheinlicher ist die These, dass Coronini aufgrund seiner hervorragenden Individualbeschreibung,[120] die auszugsweise bei Haas abgedruckt ist, als Erzieher im Hofstaat von Erzherzog Franz Karl ausgewählt wurde: Er wird dort „mit besonderem Vorzug zur Beförderung empfohlen', weil er „viele natürliche Talente' ‘ besitze und sehr gebildet sei, vor allem „in den Kriegswissenschaften“ - außerdem spreche er deutsch, italienisch, französisch, serbisch, englisch und lateinisch, sei „sehr moralisch“ und führe „einen sehr anständigen Lebenswandel'.
Zwei Merkmale werden in der Literatur besonders hervorgehoben, um Coronini zu charakterisieren: Zum einen der militärischen Stil seines Unterrichts, zum anderen dessen - im Vergleich zum Großteil der Erzieher - liberale Einstellung in religiösen Angelegenheiten. Was das erste betrifft, übte der „Karriereoffizier' ‘ Coronini mit Sicherheit einen weit größeren Einfluss auf Franz Joseph als auf dessen jüngeren Bruder aus. So schreibt beispielsweise Erzherzogin Sophie über ein Manöver: „Bei der Defilierung war auch Maxi an seiner [Franz Josephs] Seite, aber er schien sich eher zu langweilen, weil er sich aus militärischen Dingen so wenig macht, dass ich ihn zu den Manövern des folgenden Tages gar nicht mehr mitnahm. Franzi dagegen sagte nachher, er hätte in seinem Leben nichts Schöneres gesehen'[121].
[...]
[1] Es sei nur eine kleine Auswahl der dabei am meisten hervorstechenden Titel genannt: Franz Werfel verfasste eine 1931 bei Zsolnay herausgegebene „Dramatische Historie in 3 Phasen und 13 Bildern“ ‘ namens „Juarez und Maximilian“ In Friedrich Gerstäckers zweibändigem Roman „In Maxiko. Ein Charakterbild““ (1869/70) steht Ferdinand Maximilians Mexikanisches Kaiserreich ebenso im Mittelpunkt in Karl Mays „Großem Enthüllungsroman über die Geheimnisse der menschlichen Gesellschaft““ namens „Waldröschen oder Die Rächerjagd rund um die Erde““ (1882). Eine ausführliche Aufzählung von literarischen Werken über den „Maximilianstoff“ findet sich in Alois Pumhösel, Maximilian von Mexiko bei Friedrich Gerstäcker und Karl May. Dipl-Arbeit Univ. Wien 2005, S. 28-32. Die Reihe von autobiographischen Romanen à la „Mit Kaiser Max in Mexiko “ ist ebenso lang wie die meist rech undifferenzierten Darstellungen des angeblich edel gesinnten Habsburgers, dessen Idealismus ein Opfer der Intrigen im Land der Wilden jenseits des Ozeans wird, wobei faszinierenderweise in den heutigen Darstellungen dieselben Stereotypen bedient werden, wie vor nahezu 150 Jahren; aus vielen seien hier nur die „Otto von Habsburg, dem großen Europäer““ gewidmete Biographie Hartwig Vogelsbergers aus dem Jahr 1992 oder Johann Georg Lughofers „Des Kaisers neues Leben“ ‘ (2002) erwähnt, wo die These vertreten wird, Ferdinand Maximilian sei nur zum Schein hingerichtet worden und habe noch Jahrzehnte fern der Politik in Mittelamerika gelebt.
[2] Die bekannteste italieniche „Hymne““ auf Ferdinand Maximilian dürfte das 1878 entstandene Gedicht des Nobelpreisträgers Giosuè Carducci mit dem Titel „Miramar“ sein, in dem - mitten im Risorgimento! - der österreichische Erzherzog als „rinato fiore d’A bsburgf “ bezeichnet wird, und das mit den Worten schließt „o puro, o forte, o bello Massimiliano“ Claudio Magris sieht in seiner mittlerweile klassischen Studio Jl mito absburgico nella letteratura austriaci modernd“ den Habsburger als tragischen, von Gegensätzen beherrschten Gegenspieler seines Bruders Franz Joseph, als „arddum segatore e raffinato travolto da eventi che gi nan poteva, nonché frenare, capire“, als „romantico reazionario e illuminato liberale“, der, „preso fra opposti desideri e privo di ferma volontà“ zweigeteilt “per metà principe colto e moderno e per metà Walzerkönig’ eine “doloosa inquietudine pervasa di malinconia“ lebte
[3] (Zitate nach Nueva edizione, Torino 1996, S. 147f. - Ebenso überwiegend positiv wird Ferdinand Maximilian in der italienischen Historiographie gesehen: Giorgio Rumi sieht in der gazen “storia dell’effimero Regno” nur zwei “momenti forti’: die Krönung Ferdinands I. (1838) und “il biennio massimilianeđ’, also die zwei Jahre des General-Gouverneurats Ferdinand Maximilians (Giorgio Rumi, Il Regno Lombardo-Veneto. In: Istituto Lombardo (Hg.), Cesare Cantù e il suo tempo. Milano 1996, S. 7-15, hier S. 13. ). Und Marco Meriggi stellt das Kapitel über den Erzherzog als obersten Repräsentanten Österreichs in Lombardo-Venetien sogar unter die bezeichnende Überschrift Massimiliano: la ¡leggenda rosa*‘ (Marco Meriggi, Il Regno Lombardo-Veneto ( = Storia d’Italia, Bd. 18/2). Torino 1987, S. 367).
[4] Ferdinand nach seinem Paten, dem späteren Kaiser; Maximilian zum Gedächtnis an Sophies Vater, König Maximilian von Bayern; und Joseph nach Kaiser Joseph II. - Quelle: Sonja Gruber, Ferdinand Maximilian - Auf dem Weg zu einer verhängnisvollen Krone. Dipl.-Arb. Univ. Wien 1999, S. 4. In der Folge: „Gruber, Maximilian“.
[5] Franz Carl, Sohn von Kaiser Franz II./I., 1802-1878.
[6] Sophie, Tochter von König Maximilian von Bayern, 1805-1872.
[7] Quelle ist in der Mehrzahl der Fälle die 1924 (!) in Wien herausgegebene, zweibändige Biographie „Maximilian und Charlotte von Mexiko “ bzw. deren Kurzfassung „Die Tragödie eines Kaisers“ (1953), jeweils von Egon Caesar Conte Corti
[8] Zum Beispiel bei Joan Haslip, Maximilian. Kaiser von Mexiko. Wien 1974, S. 9-16 (in der Folge ..Haslip, Maximilian“); Ferdinand Anders, Klaus Eggert, Maximilian von Mexiko. Erzherzog und Kaiser. St. Pölten/ Wien 1982, S. 10-12 (In weiterer Folge: ..Anders/Eggert, Maximilian“).
[9] Egon Caesar Conte Corti, Die Tragödie eines Kaisers, Wien 1953, S. 15.
[10] Adam Wandruszka, Maximilian von Mexiko. In: Werner Kitlitschka (Hg.), Maximilian von Mexiko. 18321867. Wien 1974, S. 9-11.
[11] Haslip, Maximilian, S. 19.
[12] Wladimir Aichelburg, Maximilian. Erzherzog von Österreich - Kaiser von Mexiko in zeitgenössischen Aufnahmen. Wien 1987, S. 12. In der Folge: Aichelburg. Maximilian.
[13] Zitate aus: Ludwig Fertig, Zeitgeist und Erziehungskunst. Eine Einführung in die Kulturgeschichte der Erziehung in Deutschland von 1600 bis 1900. Darmstadt 1984. S. 17. In der Folge: Fertig, Erziehung.
[14] Fertig, Erziehung, S. 3.
[15] Ebd., S. 5.
[16] Siehe zu diesem Wandel: Bruno Singer, Die Fürstenspiegel im Zeitalter des Humanismus und der Gegenreformation. Münschen 1980.
[17] Max Mayer, Geschichte der abendländischen Erziehung und Bildung. Freiburg i. B. 1955, S. 58f.
[18] Karl Vocelka,/ Lynne Heller, Die private Welt der Habsburger. Leben und Alltag einer Familie. Wien 1999, S. 58. In der Folge: Vocelka/ Heller, Private Welt.
[19] Sophie Katharina Woeginger, Die Erziehung der österreichischen Kaiser. Kaiser Franz II./1., Kaiser Ferdinand I., Kaiser Franz Joseph I., Kaiser Karl I., Otto von Habsburg. Wien 1996, S. 6. Im Folgenden: Woeginger, Erziehung.
[20] Vocelka/ Heller, Private Welt., S. 53.
[21] Gabriele Helga Steier, Die Erzherzogin. Studien zu ihrer Erziehung und gesellschafts-politischen Funktion im 19. Jahrhundert. Diss. Univ. Wien 1990, S. 181-184.
[22] Yvonne Wagner, Prinzenerziehung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zum Bildungsverhalten des preußisch-deutschen Hofes im gesellschaftlichen Wandel. ( = Europäische Hochschulschriften, Reihe III, Bd. 629). Frankfurt am Main 1995. S. 87-91.
[23] Ebd., S. 138.
[24] Ebd., S. 77.
[25] Ebd., S. 78f
[26] Der Begriff „Ajo “ bzw. „Aja“ stammt vom spanischen Wort „Ay°“, das sich wiederum aus dem Gotischen „hagj'tf ‘, was soviel wie „Bewacher“ heißt, ableitet. Siehe Vocelka/ Heller, Private Welt, S. 53.
[27] Vgl. beispielsweise Haslip. Maximilian, S. 15-25.
[28] So Anders/Eggert· Maximilian, S. 12, Aichelburg, Maximilian, S. 10-12 und Elisabeth Springer, Maximilians Persönlichkeit. In: Werner Kitlitschka (Hg.), Maximilian von Mexiko. 1832-1867. Wien 1974, S. 12-23, hier S. 12. Im folgenden: .. Springer, Persönlichkeit“.
[29] David Angyal, Die Jugendjahre Franz Josephs (183^—1848). In: Lothar Gross (Hg.), Historische Blätter 6/1934, S. 78-98, hier S. 84. In der Folge: „Angyal, Jugendjahre“
[30] Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche seit 1750 in den österreichischen Kronländern geboren wurden oder darin gelebt und gewirkt haben, Bd. 40. Wien 1880, S. 233f. (in der Folge jeweils zitiert als: Wurzbach, Bd. X, S. Y)
[31] Anton Weimar (Bearb.), Die Kindheit unseres Kaisers. Briefe der Baronin Luise von Sturmfeder, Aja seiner Majestät. Aus den Jahren 1830-1840. Wien, o.J. [ca. 1910], S. 8f. In der Folge: „Sturmfeder -Kindheit“
[32] Ebd., S. 9.
[33] Ebd., S. 10-17.
[34] Ebd., S. 16f
[35] Das Legat war jener Betschemel, den sie ihm zu seinem 6. Geburtstag geschenkt und der ihn von Maxing nach Lacroma begleitet hatte. Elisabeth Springer, Kaiser Maximilian von Mexiko. Zur Problematik seiner Testamente ( = Hardegger Beiträge zur Maximilian-Forschung 2). Hardegg 21990, S. 28. In der Folge: ..Springer, Testamente*.
[36] Ebd., S. 17.
[37] Sturmfeder - Kindheit, S. 168. Hervorhebung durch die Autorin.
[38] Ebd., S. 123. Vgl. auch S. 146.
[39] Johann Michael Sailer, 1751-1832, war seit 1780/ 81 Professor für Dogmatik in Ingolstadt und wurde 1784 als Professor für Pastoraltheologie nach Dillingen berufen. 1794 wurde er dort als angeblicher Aufklärer unehrenvoll entlassen und als vermeintlicher Aufklärer an die neue bayrische Landesuniversität in Landshut berufen (1800). Dies Punzierung verhinderte auch die wiederholt in Aussicht genommene Berufung auf einen bischöflichen Stuhl (z.B. 1819 Augsburg oder Köln); erst 1829 wurde er Bischof von Regensburg. Das von Sturmfeder erwähnte Werk könnte am ehesten das „Vollständige Lese- und Betbuch zum Gebrauch von Katholiken“ (1783, zahlreiche Auflagen, eine der Quellen der - mystischen! - protestantischen Erweckungsbewegung) oder das „Handbuch de christlichen Moral“ (1817) sein. - Informationen aus: Victor Conzemius, Sailer, Johann Michael von. In: Walther Killy / Rudolf Vierhaus (Hgg.), Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 8. München 1998, S. 495f.
[40] Walther Haas, Erziehung und Bildung Kaiser Franz Josephs. Diss. Univ. Wien 1948, S. 20, FN 2. Im folgenden: Haas, Erziehung. Diese auf Quellen basierende Dissertation ist immer noch die Hauptquelle für die Erziehung Franz Josephs; Ferdinand Maximilian kommt darin quasi als „Nebenfigur“ vor.
[41] Sturmfeder - Kindheit, S. 146.
[42] Sturmfeder - Kindheit, S. 165f.
[43] Ebd., S. 167f. Hervorhebung durch mich.
[44] Ebd., S. 172.
[45] Haas, Erziehung, S. 21
[46] So Vocelka/ Heller, Private Welt, S. 60.
[47] Sturmfeder - Kindheit, S. 124.
[48] Ebd., S. 171.
[49] Gabriele Praschl-Bichler, „Ich bin bloß Corvetten-Capitän“ Private Briefe Kaiser Maximilians und seiner Familie. Erstmals veröffentlichte Habsburger-Korrespondenz. Wien 2006, S. 67. In der Folge: ..Praschl- Bichler, Briefe*.
[50] Haas, Erziehung, S. 18. Hervorhebung durch mich.
[51] Sturmfeder - Kindheit, S. 130f.
[52] Ebd., S. 131.
[53] Angyal, Jugendjahre, S. 95.
[54] Sturmfeder - Kindheit, S. 125.
[55] Ebd., S. 130.
[56] z.B. ebd., S. 172.
[57] Haas, Erziehung, S. 28.
[58] Gerd Holler, Sophie. Die heimliche Kaiserin. Mutter Franz Josephs I. Wien/München 1993, S. 32. In der Folge: Holler, Sophie.
[59] Haas, Erziehung, S. 1-8.
[60] Woeginger, Erziehung, S. 54.
[61] Zitate jeweils: Haas, Erziehung, S. 4.
[62] Angyal, Jugendjahre, S. 78.
[63] Haslip, Maximilian, S. 9.
[64] Beide Zitate: Vocelka/ Heller, Private Welt, S. 41
[65] Haas, Erziehung, S. 25.
[66] Woeginger, Erziehung, S. 57.
[67] Siehe bereits oben unter 1.2.1 sowie die Briefe in Sturmfeder - Kindheit, in denen fast jeden Tag von der „Frau Erzherzogin“ die Rede ist, während Franz Karl dort so gut wie nie aufscheint.
[68] Haslip, Maximilian, S. 18.
[69] Haas, Erziehung, S. 96f.
[70] So zB Anders/Eggert. Maximilian, S. 9.
[71] Angyal, Jugendjahre, S. 80.
[72] Haas, Erziehung, S. 9.
[73] Ebd., S. 9-11, sowie Angyal, Jugendjahre, S. 81f.
[74] Haas, Erziehung, S. 13-15.
[75] Vocelka/Heller, Private Welt, S. 97.
[76] Holler, Sophie, S. 82.
[77] Ebd., S. 68.
[78] Sturmfeder - Kindheit, S. 161.
[79] Ebd., S. 169.
[80] Ebd., S. 170.
[81] Haslip, Maximilian, S. 21.
[82] Sturmfeder - Kindheit, S. 131.
[83] Haas, Erziehung, S. 24.
[84] Sturmfeder - Kindheit, S. 170.
[85] Woeginger, Erziehung, S. 58.
[86] Euphemia von Ferro, Erzherzog Ferdinand Maximilian von Oesterreich, Kaiser von Mexico, als Dichter und Schriftsteller. Zürich 1911, S. 21. In der Folge: Ferro, Ferdinand Maximilian.
[87] Haas, Erziehung, S. 14.
[88] Steier, Erzherzogin (wie FN 18), S. 181.
[89] Holler, Sophie, S. 196.
[90] Joachim List, Beiträge zur Stellung und Aufgabe der Erzherzoge unter Kaiser Franz Josef I. Diss. Univ. Wien 1982, S. 453. (Hervorhebung durch mich). In der Folge: List, Erzherzoge.
[91] Haas, Erziehung, S. 41.
[92] Woeginger, Erziehung, S. 59.
[93] Ebd., S. 59.
[94] Angval, Jugendjahre, S. 85.
[95] Haas, Erziehung, S. 34.
[96] Haas, Erziehung, S. 30f, sowie Wurzbach, Bd. 2., S. 40.
[97] Haas, Erziehung, S. 16; Wurzbach, Bd. 2, S. 39f.
[98] Haas, Erziehung, S. 31.
[99] Clemens Wenzel Graf Metternich, Aus seinen nachgelassenen Papieren, Bd. VIII. Wien 1883, S. 251.
[100] Haas, Erziehung, S. 32.
[101] Anders/Eggert, Maximilian, S. 14.
[102] Baron Wessenberg, zitiert nach Haas, Erziehung, S. 33.
[103] Angval, Jugendjahre, S. 85.
[104] Woeginger, Erziehung, S. 59.
[105] Joseph Columbus in dessen Tagebuch, Juli 1847, zitiert nach Haas, Erziehung, S. 47.
[106] Wurzbach, Bd. 2, S. 40f.
[107] Woeginger, Erziehung, S. 59.
[108] Haas, Erziehung, S. 35.
[109] Angyal, Jugendjahre, S. 85.
[110] Alle Zitate aus: Sturmfeder - Kindheit, S. 165.
[111] Zitiert nach: Haas, Erziehung, S. 34
[112] Anders/Eggert, Maximilian, S. 13.
[113] Haas, Erziehung, S. 35.
[114] Holler, Sophie, S. 172 sowie Wurzbach, Bd. 5, 1858, S. 394f.
[115] Angyal, Erziehung, S. 87f.
[116] Haas, Erziehung, S. 46f.
[117] Haslip, Maximilian, S. 20.
[118] Haas, Erziehung, S. 36. Die wörtlichen Zitate stammen aus Wurzbach, Bd. 3, S. 10.
[119] Haslip. Maximilian, S. 18.
[120] Individualbeschreibung Coronini für das Jahr 1834: Haas, Erziehung, S. 36f.
[121] Zitiert nach: Gruber, Maximilian, S. 6f.
- Arbeit zitieren
- Martin Clemens Weber (Autor:in), 2008, Das Italienbild von Erzherzog Ferdinand Maximilian, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94647
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