Die Arbeit widmet sich der Frage, ob und wenn ja, in welchem Ausmaß LehrerInnen mit Migrationshintergrund Diskriminierungen beziehungsweise Rassismus erfahren. In diesem Zusammenhang soll herausgefunden werden, durch wen diese Erfahrungen zustande kommen.
Das Phänomen Migration prägt die deutsche Gesellschaft schon seit geraumer Zeit. Auf Basis des Mikrozensus ermittelte das Statistische Bundesamt (Destatis), dass 2016 in Deutschland rund 18,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund lebten. Es handelt sich dabei um einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 8,5%. Die Bundesrepublik Deutschland zeichnet sich als Rechtsstaat aus, in dem niemand "wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse […] seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt" werden darf. Nichtsdestotrotz spiegelt die Realität ein anderes Bild wieder. In der Vergangenheit gab es bereits vermehrt Studien, in denen die Bildungsbenachteiligung von SchülerInnen im Fokus stand und die Rassismuserfahrungen jener SchülerInnen untersucht wurden.
Die Bildungspolitik geht davon aus, dass LehrerInnen mit Migrationshintergrund den SchülerInnen Mut machen und als Vertrauenspersonen eine stützende Funktion einnehmen können. Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündete: "Wir brauchen mehr Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergrund […]".
Es stellt sich allerdings die Frage, inwiefern LehrerInnen mit Migrationshintergrund diesen Erwartungen entsprechen können, wenn sie unter Umständen selbst Rassismus oder Diskriminierungen ausgesetzt sind.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Stand der wissenschaftlichen... Forschung
3 Theoretischer Hintergrund
3.1 Migrant
3.2 Migrationshintergrund
3.3 Diskriminierung
3.4 Formen von Diskriminierung
3.5 Rassismus
3.6 Formen von Rassismus
3.7 Unterscheidung zwischen Diskriminierung und Rassismus
4. Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen von LehrerInnen
4.1 Sprachliche Differenzen
4.1.1 Sprachkompetenz
4.1.2 Akzent
4.2 Religion
4.2.1 Religionszugehörigkeit
4.2.2 Kopftuch
4.3 Phänotypische Merkmale
5. Verantwortliche Personen für Diskriminierungen und Rassismus
5.1 SchülerInnen
5.2 Kollegium
6. Art der Diskriminierung
6.1 Direkte Diskriminierung
6.2 Institutionelle Diskriminierung
7. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Phänomen Migration prägt die deutsche Gesellschaft schon seit geraumer Zeit. Auf Basis des Mikrozensus ermittelte das Statistische Bundesamt (Destatis), dass 2016 in Deutschland rund 18,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund lebten. Es handelt sich dabei um einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 8,5% (Vgl. Statistisches Bundesamt 2016). Die Bundesrepublik Deutschland zeichnet sich als Rechtsstaat aus, in dem niemand „wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse [...] seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt“ (Fereidooni, 2016, S. 16) werden darf. Nichtsdestotrotz spiegelt die Realität ein anderes Bild wieder. In der Vergangenheit gab es bereits vermehrt Studien, in denen die Bildungsbenachteiligung von SchülerInnen im Fokus stand und die Rassismuserfahrungen jener SchülerInnen untersucht wurden. Im Zuge dieser Studien wurden unter anderem Vorurteile von LehrerInnen gegenüber SchülerInnen mit Migrationshintergrund dargestellt (Vgl. ebd., S. 16). Die Bildungspolitik geht davon aus, dass LehrerInnen mit Migrationshintergrund den SchülerInnen Mut machen und als Vertrauenspersonen eine stützende Funktion einnehmen können (Vgl. ebd., S. 15). Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündete: „Wir brauchen mehr Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergrund [...]“ (Ebd., S. 15). Damit bezieht sich die Bundeskanzlerin zugleich auf eine bildungspolitische Forderung, welche seit einigen Jahren von verschiedenen AkteurInnen der Bildungspolitik, Institution Schule, Bildungsadministration und Gewerkschaften aufgestellt und diskutiert wird. An LehrerInnen mit Migrationshintergrund werden verschiedene Erwartungshaltungen adressiert. Sie sollen zum einen Vorbilder und Integrationshelfer sein und zum anderen als eine Art Vermittler bzw. Brückenbauer fungieren (Vgl. ebd., S. 15).
Es stellt sich allerdings die Frage, inwiefern LehrerInnen mit Migrationshintergrund jenen Erwartungen entsprechen können, wenn sie unter Umständen selbst Rassismus oder Diskriminierungen ausgesetzt sind. Aus diesem Grund widmet sich diese Arbeit der Frage, ob und wenn ja, in welchem Ausmaß LehrerInnen mit Migrationshintergrund Diskriminierungen bzw. Rassismus erfahren. In diesem Zusammenhang soll herausgefunden werden, durch wen diese Erfahrungen Zustandekommen (Vgl. ebd., S. 16).
Zu diesem Zweck wird der theoretische Hintergrund näher beleuchtet, indem verschiedene Begriffe definiert und erläutert werden. Im weiteren Verlauf werden im 4. Kapitel Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen von LehrerInnen mit Migrationshintergrund, sowie Diskriminierungsursachen dargestellt. Im darauffolgenden Kapitel wird untersucht, welche Personen verantwortlich für jene Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen sind. Bevor im letzten Kapitel das Fazit erfolgt, wird im 6. Kapitel die Art der Diskriminierung dargeboten.
2. Stand der wissenschaftlichen Forschung
Die empirische Forschungslage zu LehrerInnen mit Migrationshintergrund ist im deutschsprachigen Raum bisher noch übersichtlich vertreten. Ab 2009 rückte das Thema fortwährend ins Bewusstsein der Menschen, woraufhin empirische Forschungsarbeiten, sowie theoretische Beiträge entstanden sind, die diesen Gegenstandsbereich aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten (Vgl. Bräu et al., 2013, S. 86). Der Forschungsgegenstand hat sich „von einer zunächst eher ressourcenorientierten Perspektive (Rotter 2012b) hin zu einer kritischen Hinterfragung der Fokussierung des Gegenstandes (Bräu et al. 2013, Akbaba et al. 2013), einschließlich des wissenschaftlichen Diskurses selbst (Rotter und Schlickum 2013) entwickelt“ (Weber, 2014, S.4). In diesem Zusammenhang gewinnen Aspekte wie Kulturalisierung, Differenzmarkierungen und Diskriminierungen an Bedeutung (Vgl. ebd., S. 4). Die bisherigen deutschen Studien über Lehrkräfte mit Migrationshintergrund stammen ausschließlich aus „erziehungswissenschaftlicher (Rotter 2012a, Georgi et al. 2011, Karaka§oglu et al. 2013, Bräu et al. 2013) und psychologischer Forschung (Bender-Szymanski 2010)“ (Ebd., S. 4).
Die erste explorative Studie aus dem Fachbereich der Erziehungswissenschaften, die sich diesem Gegenstandsbereich quantitativ und qualitativ zuwendet, ist von Georgi, Ackermann und Karaka§ (2011) und trägt den Titel „Vielfalt im Lehrerzimmer“ (Vgl. Georgi et al., 2011, S. 20).
3. Theoretischer Hintergrund
Da sich diese Arbeit mit der Diskriminierung und dem Rassismus von LehrerInnen mit Migrationshintergrund auseinandersetzt, ist es von Bedeutung, die folgenden Begriffe zu erläutern: Migration, Migrationshintergrund und Rassismus. Darüber hinaus werden verschiedene Formen der Diskriminierung, sowie des Rassismus dargestellt.
3.1 Migrant
Das Wort Migration wird vom lateinischen Wort „migrare“ (wandern) abgeleitet und „ ist Ausdruck für eine Bewegung von einem Ort zum anderen unter Aufgabe (zumindest zeitweise) des Wohnsitzes zugunsten einer oder mehrerer anderer neuer Wohnsitze“ (Liebig, 2007, S. 7).
Als Migranten werden demnach Personen bezeichnet, die für längere Zeit oder für immer ihren Lebensmittelpunkt in eine andere Region, im Allgemeinen in ein anderes Land, verlegen. Gründe für diese Verlagerung können unter anderem sein: Krieg, Verfolgung, ökologische Verwüstung, politische Gründe, wirtschaftliche Motive oder ein längerer Studienaufenthalt (Vgl. Gill, 2005, S. 136f.).
Es gibt folglich verschiedene Ursachen dafür, warum Menschen wandern, doch ihnen allen ist gemeinsam, dass sie darauf abzielen, die Lebenssituation zu verbessern. Die Gründe für Wanderungen unterscheiden sich in Push- und Pull-Faktoren. Die Grundlage der Push-Faktoren bildet die, als unbefriedigend empfundene, Situation, in den jeweiligen Heimatländern. Hierzu zählen unter anderem: Krieg, Verfolgung, Armut, Hunger und Umweltkatastrophen (Vgl. Demokratiezentrum Wien). „Grundlage für Wanderungsmotive, die unter dem Sammelbegriff Pull-Faktor (anziehender Faktor) zusammengefasst werden können, ist, dass fremde Regionen ,ein Bild von Sicherheit und Wohlstand' vermitteln und ,für das Verlassen der Heimat' werben“ (Demokratiezentrum Wien). Konkrete Gründe können in diesem Fall die Aussicht auf höhere Löhne oder ein bestehender Arbeitskräftebedarf sein (Vgl.ebd.).
Migranten sind nicht per se „Ausländer“. Der Begriff des „Ausländers“ suggeriert nichts freundliches, da er die Migranten „außen“ sieht, obwohl sie oft schon Einwanderer sind und somit längst nicht nur im physischen Sinn „drinnen“ (Vgl. Gill, 2005, S. 136f.). Dieser Begriff führt darüber hinaus gelegentlich zu Verwirrungen, da wir alle Ausländer sind - fast überall. Migranten hingegen sind Personen, die im physisch-geografischen, aber auch im kulturellen und sozialen Sinne unterwegs sind. Diese Personen beginnen sich zunehmend heimisch zu fühlen, gewinnen immer mehr Freunde und bringen ihre Kinder zur Welt und ziehen sie groß (Vgl. ebd., S. 137). Der Begriff des „Ausländers“ ist folglich unzureichend, er zeigt lediglich an, dass die jeweilige Person keinen deutschen Pass besitzt. Es wird allerdings nichts darüber ausgesagt, ob diese Person mit der deutschen Lebensweise vertraut ist oder beispielsweise gut deutsch spricht (Vgl. ebd., S. 139).
3.2 Migrationshintergrund
Der Themenkomplex Migration und Integration wurde im Jahr 2005 neu in das Erhebungsprogramm des Mirkozensus1 aufgenommen. Seither ist es möglich, zwischen der Bevölkerung mit Migrationshintergrund und jener ohne Migrationshintergrund zu unterscheiden. Die Unterscheidung nach Deutschen und AusländerInnen war aufgrund der Vielzahl von (Spät-) Aussiedlern und Eingebürgerten als wenig aussagekräftig eingestuft. Es kam der Wunsch auf, den Blick nicht nur auf die Zuwanderer selbst, also die eigentlichen Migranten, zu richten, sondern auch ihre in Deutschland geborenen Kinder mit einzubeziehen. Diesem Wunsch kann mit der hier verwendeten Abgrenzung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund entsprochen werden (Vgl. Statistisches Bundesamt).
„Zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund zählen alle Personen,1 die die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzen oder die mindestens ein Elternteil haben, auf das dies zutrifft. Im Einzelnen haben folgende Gruppen nach dieser Definition einen Migrationshintergrund: Ausländer, Eingebürgerte, (Spät-) Aussiedler und die Kinder dieser drei Gruppen.“ (Statistisches Bundesamt).
3.3 Diskriminierung
Der Begriff „Diskriminierung“ weist eine Vielzahl von möglichen Begriffsbestimmungen auf. In dieser Hausarbeit wird sich auf die folgende Definition von Hormel / Scherr bezogen: „Als Diskriminierungen gelten gewöhnlich Äußerungen und Handlungen, die sich in herabsetzender oder benachteiligender Absicht gegen Angehörigen bestimmter sozialer Gruppen richten“ (Fereidooni, 2016, S. 43).
3.4 Formen von Diskriminierung
Diskriminierung äußert sich in verschiedenen Formen: individuell, institutionellstrukturell und ideologisch-diskursiv. Die individuelle Diskriminierung bezieht sich auf Ursachen und Äußerungen, die zwischen einzelnen Menschen liegen. Persönliche Einstellungen können folglich zu diskriminierenden Handlungen führen. Im Zuge der institutionell-strukturellen Diskriminierung kommt es zu einer Benachteiligung bestimmter Gruppen beim Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen, wohingegen andere bevorzugt werden. Diese Form der Diskriminierung ist die Folge von gesetzlichen oder administrativen Regelungen, traditionellen Normen, sowie Praktiken und Routinen in Organisationen und sozialen Institutionen (Vgl. Fereidooni, 2016, S. 43). Die ideologisch-diskursive Ebene zeichnet sich dadurch aus, dass „in Diskursen (...) tradierte Rollen und diskriminierende Normen produziert und reproduziert“ werden (Ebd., S. 44). Darüber hinaus wird zwischen der unmittelbaren und der mittelbaren Diskriminierung unterschieden. Diskriminierungen, die direkt an einem Diskriminierungsmerkmal ansetzen, werden als unmittelbare Diskriminierung bezeichnet. Bei einem Stellenausschreiben mit angegebener Altersbegrenzung handelt es sich beispielsweise um eine derartige Form der Diskriminierung. Unter mittelbare Benachteiligungen fallen scheinbar merkmalsneutrale Verhaltensweisen, Politiken, Gesetze oder Praktiken, welche für alle gelten. Nichtsdestotrotz betreffen sie in der Praxis bestimmte Gruppen stärker, als andere. Teilzeitarbeiter haben beispielsweise ein geringeres Gehalt, als Vollzeitarbeiter. Dies scheint alle Menschen gleichermaßen zu betreffen. Statistisch gesehen handelt es sich dennoch überwiegend um Frauen oder ältere Menschen, die einem derartigen Arbeitsverhältnis angehören. Folglich werden diese Menschen gegenüber Männern und jüngeren Menschen benachteiligt (Vgl. ebd., S. 44).
3.5 Rassismus
Alltagsrassismus wird von Essed als „eine Ideologie, eine Struktur und ein Prozess, mittels derer bestimmte Gruppierungen auf der Grundlage tatsächlicher oder zugeschriebener biologischer oder kultureller Eigenschaften als wesensmäßig andersgeartete und minderwertige „Rassen“ oder ethnische Gruppen angesehen“ werden (Fereidooni, 2016, S. 44). Diese Unterschiede dienen als Erklärung dafür, dass Menschen, die jenen Gruppierungen zugeordnet werden, vom Zugang zu materiellen und nichtmateriellen Ressourcen ausgeschlossen werden (Vgl. ebd., S. 44). Menschen werden demnach, infolge von Rassifizierung, in unterschiedliche Gruppen, eingeteilt. Rassifizierung wird von Wollrad wie folgt definiert: „Weiße europäische Philosophen, Anthropologen und Ethnologen haben nicht aus schlichter Ordnungsliebe Kategorien zur Klassifikation der gesamten Menschheit eingeführt, sondern die Ordnung wurde in Form einer Hierarchisierung gestaltet, deren Kern in der Selbstpositionierung der Erfinder an der Spitze der Hierarchie bestand“ (ebd., S. 44).
3.6 Formen von Rassismus
Der klassische Rassismus nimmt eine hierarchische Unterscheidung zwischen unterschiedlichen „Rassen“ vor und betrachtet die „weiße Rasse“, der „gelben“, „roten“ und „schwarzen Rasse“ als überlegen. Es wird weiterhin eine genetische Unterscheidung zwischen „Ariern“ und „Juden“ unterstellt. Der Neo-Rassismus, bzw. der Kulturrassismus argumentiert hingegen mit der „Unvereinbarkeit von Kulturen“ (Vgl. Fereidooni, 2016, S. 45). Die Kulturen werden kategorisiert, wobei eine Kultur entweder als höher,- oder minderwertiger eingestuft wird. In diesem Zusammenhang spielt die zugeschriebene oder faktische Konfession eine große Rolle, sodass „gegenwärtig (...) kulturell begründete Spaltungen in der bundesdeutschen Einwanderungsgesellschaft durch die öffentlich praktizierte Dichotomisierung von Muslimen oder Nicht-Muslimen präsentiert werden bei der Muslime als potenziell bedrohlich dargestellt werden“ (Fereidooni, 2016, S. 45).
Darüber hinaus wird zusätzlich zwischen den primären und sekundären Rassismuserfahrungen unterschieden. Bei primären Rassismuserfahrungen handelt es sich um „explizit rassistische Botschaften“, welche auch indirekt vermittelt werden können. Wenn die eigenen Rassismuserlebnisse zum Thema werden aber gleichzeitig dethematisiert werden, führt dies zu einem Gefühlsbündel, bestehend aus Wut, Beschämung und Furcht. In diesem Fall spricht man von sekundären Rassismuserfahrungen (Vgl. Fereidooni, 2016, S. 45).
3.7 Unterscheidung zwischen Diskriminierung und Rassismus
Rassismus zeichnet sich als eine spezielle Form der Diskriminierung aus, in der Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft hierarchisiert werden. Anders als beim Rassismus kann bei der Diskriminierung jede Person zu jeder Zeit Opfer von Diskriminierungen werden. Die Gründe können in diesem Fall vielfältig sein: zu dick, zu dünn, sexuelle Orientierung, äußeres Erscheinungsbild, beruflicher Status etc. (Vgl. Fereidooni, 2016, S. 46).
4. Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen von LehrerInnen
Im Folgenden wird auf die Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen von LehrerInnen mit Migrationshintergrund eingegangen. Zu diesem Zweck werden verschiedene Diskriminierungsursachen dargeboten. In dieser Arbeit wird sich aus Gründen des Umfangs lediglich auf drei ausgewählte Studien bezogen: (1) Georgi, Ackermann und Karaka§: „Vielfalt im Lehrerzimmer“ (2) Karim Fereidooni: Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen im Schulwesen und (3) Elise Weber: Migrationshintergrund von Lehrern: Ressource oder Hindernis?
4.1. Sprachliche Differenzen
Im Zusammenhang mit sprachlicher Differenz werden Personen diskriminiert, wenn Defizite der Deutschkenntnisse vorhanden sind oder mit einem Akzent, sowie Dialekt gesprochen wird (Vgl. Georgi et al., 2011, S. 221).
4.1.1 Sprachkompetenz
Fereidoonis deskriptive Analyse zwischen Diskriminierungserfahrungen und der Sprachkompetenz im Deutschen hat ergeben, dass 72,4 Prozent der Teilnehmer Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen erlebt haben, obwohl sie angaben, dass ihre Sprachkompetenz im Deutschen hoch sei (Vgl. Fereidooni, 2016, S. 156). Lehrkräfte bzw. angehende Lehrkräfte mit Migrationshintergrund stehen unter einem hohen Erwartungsdruck, insbesondere dann, wenn ihre sprachlichen Kompetenzen Defizite aufweisen und nicht makellos sind (Vgl. Georgi et al., 2011, S. 222). Dies gaben auch die interviewten LehrerInnen im Zuge der Studie von Georgi et al. an. Bei Frau Zorlu handelt es sich um eine angehende Deutschlehrerin mit türkischem Migrationshintergrund. Sie schildert ihre Erfahrungen bezüglich des stetig anhaltenden Erwartungsdruck, dem sie sich ausgesetzt sieht:
„Die Seminarleiterin hatte hohe Erwartungen an uns. Sie hat mich jedes Mal zum Weinen gebracht. Es war unglaublich. Jedes Mal, wenn ich Unterrichtsbesuch von ihr hatte, hat sie mich fertig gemacht: Sie hat alles nur kritisiert. Sie hat nichts Positives entdeckt. Ich fühlte mich so ohnmächtig. Ich habe alles gegeben, alles. Sie hat z.B. gesagt: „Wenn Sie an die Tafel etwas schreiben, darf nicht mal ein Kommafehler vorkommen.“ Wenn das ein Deutscher macht, auch Deutschlehrer machen mal Fehler, da sagt man, »Ja, das hat der aus Versehen gemacht.“ Aber wenn ein ausländischer Lehrer irgendetwas falsch geschrieben hat, dann heißt es: »Oh, guck mal, der kann kein Deutsch, und das ist ein Lehrer geworden.“ [...] Aber von uns wird erwartet, dass wir einwandfrei deutsch reden, viel besser als eine deutsche Lehrerin müssen wir immer sein. Unsere anderen Qualitäten zählen gar nicht“ (Georgi et al., 2011, S. 222).
Frau Zorlu fühlt sich dahingehend diskriminiert, als dass ihre Leistung lediglich an ihren Deutschkenntnissen gemessen wird. Sie vertritt die Ansicht, dass die Seminarleiterin Fehlern von Lehrkräften mit und ohne Migrationshintergrund unterschiedliche Bedeutungen beimisst. Lehrkräfte ohne Migrationshintergrund werden, so Frau Zorlu, bevorzugt und über Mängel wird leichter hinweggesehen (Vgl. ebd., S. 223). Darüber hinaus hat sie den Eindruck, dass sie, egal welche Anstrengungen sie aufbringt, keine Akzeptanz oder Anerkennung erwarten kann. Dies wird anhand folgender Aussage deutlich: „Ich fühlte mich so ohnmächtig. Ich habe alles gegeben, alles“.
[...]
1 „Der Mikrozensus ist eine repräsentative Haushaltsbefragung der amtlichen Statistik in Deutschland. Rund 830 000 Personen in etwa 370 000 privaten Haushalten und Gemeinschaftsunterkünften werden stellvertretend für die gesamte Bevölkerung zu ihren Lebensbedingungen befragt“ (Statistisches Bundesamt (2018): Der Mikrozensus stellt sich vor).
- Arbeit zitieren
- Lisa Hogrefe (Autor:in), 2018, Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen von LehrerInnen mit Migrationshintergrund, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/945773
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