Sierra Leone, Liberia, Angola, DR Kongo, Ruanda, Elfenbeinküste, Uganda ….
Diese traurige Liste der Staaten, in denen Kinder als Kombattanten an bewaffneten Konflikten beteiligt waren bzw. sind, lässt sich beliebig weiterführen. Es fällt auf, dass der überwiegende Teil der Konflikte an denen Kinder aktiv beteiligt waren, auf dem afrikanischen Kontinent liegt.
Dabei darf allerdings nicht der Fehler gemacht werden, die Problematik der Kinder-soldaten allein auf die bewaffneten Konflikte Afrikas zu beschränken. Erste Fälle, in denen Kinder als Soldaten rekrutiert wurden, finden sich schon viel früher in der Ver-gangenheit.
Kindersoldaten - (k)ein afrikanischer Trend?
Sierra Leone, Liberia, Angola, DR Kongo, Ruanda, Elfenbeinküste, Uganda ….
Diese traurige Liste der Staaten, in denen Kinder als Kombattanten an bewaffneten Konflikten beteiligt waren bzw. sind, lässt sich beliebig weiterführen. Es fällt auf, dass der überwiegende Teil der Konflikte an denen Kinder aktiv beteiligt waren, auf dem afrikanischen Kontinent liegt.
Dabei darf allerdings nicht der Fehler gemacht werden, die Problematik der Kindersoldaten allein auf die bewaffneten Konflikte Afrikas zu beschränken. Erste Fälle, in denen Kinder als Soldaten rekrutiert wurden, finden sich schon viel früher in der Vergangenheit. Schon im Zweiten Weltkrieg wurden in Europa, und vor allem in Deutschland, Jugendliche unter 18 Jahren rekrutiert und als Waffenhelfer eingesetzt. Heutzutage findet man Kindersoldaten in allen Regionen der Erde als Teilnehmer an bewaffneten Konflikten. Traurige Berühmtheit erlangten dabei die Rebellenorganisationen in Kolumbien, die schätzungsweise ca. 14.000 Jugendliche und Kinder als Kämpfer einsetzen, oder etwa Burma, das mit geschätzten 77.000 den Negativrekord an Kindersoldaten hält. Es wird davon ausgegangen, dass zu Beginn des 21.Jahrhunderts weltweit ca. 250.000 – 300.000 Kindersoldaten an bewaffneten Konflikten beteiligt waren oder noch immer sind[1].
Bei diesen unglaublichen Zahlen stellt sich schnell die Frage, warum immer öfter Kindersoldaten aktiv an bewaffneten Konflikten und Kriegen als Kämpfer teilnehmen. Schließlich ist doch davon auszugehen, dass es im Interesse einer jeden Konfliktpartei liegen müsste, starke, belastbare und gut ausgebildete erwachsene (meistens) Männer für die eigene Sache zu engagieren. Kinder sind dagegen meist schlecht oder gar nicht ausgebildet und nur selten ähnlich stark belastbar.
Die Antwort wird deutlich, wenn man sich die Kriegsschauplätze ansieht, auf denen Kindersoldaten bevorzugt eingesetzt wurden und werden. Es handelt sich in den überwiegenden Fällen um innerstaatliche Konflikte, meistens um Bürgerkriege, die über eine längere Zeit andauern. In diesen Konflikten, die immer häufiger mit dem Begriff der „neuen Kriege“ tituliert werden, kristallisieren sich eigenständige Formen der Kriegsführung heraus, die früher allenfalls als ergänzende Taktik zur eigentlichen Kriegsführung genutzt wurden. Dazu zählt vor allem die Guerillataktik. In den „neuen Kriegen“ vermeiden die Konfliktparteien meist den direkten Kontakt mit dem Gegner und begnügen sich stattdessen mit Angriffen aus dem Hinterhalt bzw. dem Terror an der Zivilbevölkerung. Diese Art der Kriegsführung ist nicht mehr ausschließlich auf ausgeklügelte Waffensysteme mit großer Feuerkraft angewiesen, auch wenn diese trotzdem hin und wieder, vor allem von regulären Armeen, genutzt werden. Die neue Form der Kriegsführung basiert vor allem auf leichten Waffen und Überraschungseffekten. Eine langwierige militärische Ausbildung ist nicht mehr notwendig. Ständige Innovationen im Bereich der Handfeuerwaffen, die darauf angelegt sind, Waffen leichter und dabei technisch robuster zu machen, ermöglichen ihre Bedienung auch dem relativ ungeübten Anwender. Neben dem Einsatz als Kämpfer fangen Kindersoldaten in Kampfverbänden[2] meist als Köche, Kundschafter oder Informanten auf der untersten Stufe der Hierarchie an. Mittlerweile wurde durch das Statut zum Internationalen Strafgerichtshof allerdings auch die Anwerbung und Beschäftigung von Kindern zu dieser Form der Arbeit in kämpfenden Organisationen als Kriegsverbrechen eingestuft.
Ein weiterer sehr fragwürdiger „Vorteil“ von Kindern wird von vielen Kämpfern darin gesehen, dass sie leicht zu beeinflussen und zu kontrollieren sind. Während die meisten von ihnen durch Drogen und/oder Alkohol abhängig gemacht und beeinflusst werden können, greifen reguläre Kämpfer oftmals auch auf brutale Abschreckung zurück, um Kindersoldaten gefügig zu machen. Es sind Fälle von Missbrauch und willkürlicher Tötung von Kindern bekannt, die sich den Befehlen der Anführer widersetzten oder versuchten zu desertieren.
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[1] Zahlen beruhen auf Angaben von Terre des Hommes und „Weltreport 2004 Kindersoldaten“ der International Coalition to Stop the Use of Child Soldiers. Downlaod der deutschen Fassung über: http://www.tdh.de/content/materialien/download/index.htm?&action=details&id=129 (letzter Zugriff: 16.02.2008)
[2] Bei diesen handelt es sich im Übrigen nicht nur um Rebellenorganisationen, sondern oftmals auch um reguläre Armeen.
- Quote paper
- Politikwissenschaftler B.A. Sebastian Feyock (Author), 2008, Kindersoldaten - (k)ein afrikanischer Trend?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94492
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