Was ist Armut und wie kann sie bemessen werden? An dieser Frage scheiden sich wissenschaftliche wie politische Geister und auch ich werde sie nicht vollkommen zufrieden stellend beantworten können, möchte jedoch versuchen ihrer silhouettenhaften Gestalt ein wenig Struktur zu verleihen.
„Mit Armut verbindet sich sozialer Abstieg, Hilflosigkeit, Herrschaft anderer über die eigene Person, Prestige- und Machtverlust. Da diese Ängste jedoch nicht offen gezeigt werden können, werden sie verdrängt. Sie sind aber dadurch nicht beseitigt, sie ändern nur ihre Äußerungsformen. Sie dienen zur Abwehr derer, die mit den eigenen Ängsten in Berührung kommen. Armut trifft immer nur ’die Anderen‘. Angst verliert nur dadurch an Bedrohung, wenn sie von sich gewiesen und auf ein angebliches Anderssein projiziert wird. Aus Angst wird Schuldzuweisung, Ablehnung, Hass.“
Inhaltsverzeichnis
1. Anmerkung
2. Vorwort
3. Einleitung
4. Einführende Begriffsbestimmung
4.1. Objektive Armut
4.2. Subjektive Armut
4.3. Absolute Armut
4.4.Transistorische Armut
4.5. Relative Einkommensarmut
4.6. Verdeckte Armut
5. Historische Retrospektive
6. Sozialhilfebedürftigkeit in Deutschland
7. Frauen und Armut
8. Armut und Kindheit
9. Armut und Alter
10. Einflüsse der ‘Hartz-Reformen’ auf die Armutssituation in Deutschland
11. Fazit
Anhang B – Quellenliste (Internet)
Anhang C – Statistik des Statistischen Bundesamtes Berlin zum Sozialhilfebezug
Anhang D – Statistik zur Hilfe in besonderen Lebenslagen
Anhang E – Statistiken zur Geschlechtsspezifischen Ausbildungssituation (BfA)
1. Anmerkung
Einige der verwendeten Texte sind sowohl in Druckform als auch im Internet publiziert worden. An den Stellen, an denen ich mich auf die Internetversion beschränkt habe, weichen die angegebenen Daten eventuell von denen der Printmedien ab.
Alle in dieser Arbeit genannten weiblichen Begriffe gelten selbstredend auch für das männliche Geschlecht. Wo dies nicht der Fall ist, wird dies gesondert hervorgehoben. Zitate blieben zweifelsohne unverändert.
2.Vorwort
„Wenn wir die ganze Menschheit auf ein Dorf von 100 Einwohnern reduzieren würden, aber auf die Proportionen aller bestehenden Völker achten würden, wäre die zusammengestellt:
57 Asiaten
21 Europäer
14 Amerikaner (Nord und Süd)
8 Afrikaner
52 wären Frauen
48 wären Männer
70 Nicht-Weiße
30 Weiße
70 Nicht-Christen
30 Christen
89 Heterosexuelle
11 Homosexuelle
6 Personen würden 59% des gesamten Weltreichtums besitzen und alle 6 Personen kämen aus den USA
80 hätten keine ausreichenden Wohnverhältnisse
70 wären Analphabeten
50 wären unterernährt
1 würde sterben
2 würden geboren
1 hätte einen PC
1 (nur einer) hätte einen akademischen Abschluss
Wenn man die Welt aus dieser Sicht betrachtet, wird jedem klar, dass das Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit, Verständnis, Akzeptanz und Bildung notwendig ist. Denkt auch darüber nach:
- Falls du heute morgen gesund und nicht krank aufgewacht bist, bist du glücklicher als eine Million Menschen, welche die nächste Woche nicht erleben werden.
- Falls du nie einen Kampf des Krieges erlebt hast, nie die Einsamkeit durch Gefangenschaft, die Agonie des Gequälten oder Hunger gespürt hast, dann bist du glücklicher als 500 Millionen Menschen der Welt.
- Falls du in die Kirche gehen kannst, ohne die Angst, dass dir gedroht wird, dass man dich verhaftet oder umbringt, bist du glücklicher als 3 Milliarden Menschen der Welt.
- Falls sich in deinem Kühlschrank Essen befindet, du angezogen bist, ein Dach über dem Kopf hast und ein Bett zum hinlegen, bist du reicher als 75% der Einwohner dieser Welt.
- Falls du ein Konto auf der Bank hast, etwas Geld im Portemonnaie und etwas Kleingeld in einer kleinen Schachtel, gehörst du zu 8% der wohlhabenden Menschen auf dieser Welt. (...)“[1]
3. Einleitung
Was ist Armut und wie kann sie bemessen werden? An dieser Frage scheiden sich wissenschaftliche wie politische Geister und auch ich werde sie nicht vollkommen zufrieden stellend beantworten können, möchte jedoch versuchen ihrer Silhouettenhaften Gestalt ein wenig Struktur zu verleihen.
„Mit Armut verbindet sich sozialer Abstieg, Hilflosigkeit, Herrschaft anderer über die eigene Person, Prestige- und Machtverlust. Da diese Ängste jedoch nicht offen gezeigt werden können, werden sie verdrängt. Sie sind aber dadurch nicht beseitigt, sie ändern nur ihre Äußerungsformen. Sie dienen zur Abwehr derer, die mit den eigenen Ängsten in Berührung kommen. Armut trifft immer nur ’die Anderen‘. Angst verliert nur dadurch an Bedrohung, wenn sie von sich gewiesen und auf ein angebliches Anderssein projiziert wird. Aus Angst wird Schuldzuweisung, Ablehnung, Hass.“[2]
Dieses Zitat beleuchtet einen Aspekt der Problematik, will man sich dem Thema Armut objektiv stellen. Es ist schwierig, Armut treffend zu definieren; Gibt es Armut in Deutschland? Wie lässt sie sich eingrenzen, wo fängt sie an? Auf alle Fälle fehlt eine eindeutig festgelegte Armutsgrenze.
Ich möchte versuchen, mich diesem Thema zu nähern, indem ich zunächst mit einer Ausleuchtung unterschiedlicher Definitionsansätze beginne, um im Anschluss den Fokus auf die Geschichte der Armut im Deutschen Raum zu richten.
Zur Unterstreichung der Darstellung der Mittellosigkeit in Deutschland präsentiere ich eine Analyse der Sozialhilfebedürftigkeit, da diese hierzulande die wohl offensichtlichste und klarste Erscheinungsform der Mittellosigkeit darstellt.
Daraufhin ziehe ich exemplarisch die meiner Meinung nach augenscheinlichsten Risikogruppen heran, mit besonderer Sorgfalt auf die Frauen- und Kinderarmut, um die dem Forschungsgegenstand inhärente wesentliche Unausgewogenheit zusätzlich zu unterstreichen.
Abschließend möchte ich die befürchteten Auswirkungen von Hartz IV auf die entsprechenden Gruppen untersuchen. Armut betrifft eine jede von uns, egal auf welcher Sprosse der gesellschaftlichen Leiter sie sich vorübergehend niedergelassen haben mag, allein aufgrund der Tatsache, dass sie kontinuierlich zuschlagen kann, ohne sich logischen Gesetzen unterordnen zu müssen. Unsere Gesellschaftsordnung bietet hier, wie wir noch sehen werden, keinerlei tatsächliche Sicherheit.
Selbstverständlich müsste hier auch im umfassenden Ausmaße die Diskrepanz zwischen wirtschaftlichen Interessen und dem Vorhanden- beziehungsweise Nicht-Vorhandensein von Arbeitsplätzen und finanziellen Mitteln zur Diskussion gestellt werden, dies würde jedoch den Rahmen meiner Arbeit sprengen.
4. Einführende Begriffsbestimmung
Armut, wirtschaftliche Situation einer Person oder Gruppe (z.B. Familie), in der diese nicht aus eigener Kraft einen angemessenen, sich am jeweiligen Existenzminimum orientierenden Lebensunterhalt bestreiten kann (objektive Armut) oder ihre materielle Lage als Mangel empfindet (subjektive Armut). Armut ist nicht nur ein Problem der industriell unzureichend entwickelten südlichen Welthemisphäre (etwa 20% der gegenwärtigen Weltbevölkerung gelten als unterernährt beziehungsweise hungern, etwa 50% leiden generell an Mangelernährung). In der BRD befand sich 1976 ein Vier-Personen-Haushalt in strenger relativer A. (orientiert am durchschnittlichen Netto-Pro-Kopf-Einkommen), wenn er über weniger als insgesamt 1270 DM monatl. Netto verfügte, in milder relativer A., wenn er weniger als 1910 DM monatl. Netto verdiente. Von Armut betroffene Personen in der BRD sind vor allem Dauerarbeitslose, kinderreiche Arbeiterfamilien, Rentner, alleinstehende und ältere Frauen.[3]
„Hauptursachen von Armut sind Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sowie stark ungleiche Einkommensverteilung.“[4]
4.1.Objektive Armut
„Objektive Armut ist die wirtschaftliche Situation, in der es Einzelnen, Gruppen oder ganzen Bevölkerungen nicht möglich ist, sich ihren Lebensbedarf (Existenzminimum) aus eigenen Kräften zu beschaffen.“[5]
4.2.Subjektive Armut
„Subjektive Armut wird als ein Gefühl des Mangels an Mitteln zur Bedürfnisbefriedigung bezeichnet“[6]
4.3.Absolute Armut
„Absolute Armut gilt als eine Mangelsituation, in der die physische Existenz von Menschen entweder unmittelbar (durch Verhungern oder Erfrieren) oder mittelbar (durch mangelnde Resistenz bei Erkrankungen) bedroht ist.“[7]
4.4.Transistorische Armut
„Armut kann temporär, aber auch permanent sein. Transitorische Armut gleicht sich für den Betroffenen im Verlauf der Zeit wieder aus. Dies ist der Fall, wenn eine gewisse Zeit die Grundbedürfnisse befriedigt werden können, aber zu bestimmten Zeiten nicht. Dies kann durch zyklische Schwankungen, wie Zeiten kurz vor der Ernte, oder auch azyklisch, z.B. durch Katastrophen, auftreten.“[8]
4.5. Relative Einkommensarmut
„Relative Armut meint, dass das physische Existenzminimum gesichert ist, jedoch wird das soziokulturelle Existenzminimum deutlich unterschritten. Deshalb wird die relative Armut als eine Gefährdung der Menschenwürde angesehen. Der Maßstab wird am sozialen Umfeld angesetzt.“[9]
Zur Ermittlung dieser Betrachtungsweise von Armut wird in der jeweiligen Nation das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen aller Haushalte errechnet. 50% des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens wird nun als Existenzminimum angesetzt. Unter 50% befindliche Haushalte gelten als in strenger Armut befindlich, bis 60% wurden in Niedrigeinkommen oder Einkommensschwäche klassifiziert. In den achtziger Jahren stimmte der Sozialhilfeanspruch in etwa mit 40% des durchschnittlichen nationalen Nettoeinkommens überein.[10]
„Das Risiko einkommensarm zu werden, trifft – ähnlich wie das Sozialhilferisiko – nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen. Ausländer sind fast dreimal so häufig betroffen wie Deutsche; Arbeitslose weit häufiger als Erwerbstätige; Personen ohne Berufsausbildung weit stärker als Personen mit Fachausbildung oder höherer Schulbildung; Kinder stärker als Personen im mittleren oder höheren Alter; Getrenntlebende und Geschiedene stärker als Verheiratete oder Verwitwete; (...) in der Gruppe der Alleinerziehenden, die zu fast neun Zehnteln aus allein erziehenden Frauen besteht, befindet sich etwa ein Drittel in Einkommensarmut. Sie tragen unter allen Haushaltstypen das bei Weitem höchste Einkommensarmutsrisiko.“[11]
[...]
[1] Verfasser unbekannt; erhalten in Form einer Email am 4.April 2001
[2] Dietz 1997, 14
[3] Das neue Dudenlexikon, 1991
[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Armut
[5] Braun 2001
[6] Braun 2001
[7] Braun 2001
[8] http://de.wikipedia.org/wiki/Armut#Relative_Armut
[9] Braun 2001
[10] vgl. Dietz 1997
[11] Hauser 1995, 11
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